Sialagogum
Ein Sialagogum (altgriechisch: σίαλον, síalon, ‚Speichel‘; Wortteil -agogos „herbeiführend, anregend, veranlassend“; Plural Sialagoga [remedia]; Remedium (lateinisch) = Mittel; Synonyme: Sialogogum, Salivativum, Salivantium,[1] Ptysmagogum, Ptyalagogum) ist eine Substanz, die die Speichelbildung (lateinisch: salivatio; Salivation, Ptyalismus) anregt und den Speichelfluss (Flussrate) vergrößert.[2]
Sialagoga werden vor allem bei Mundtrockenheit (Xerostomie, Sialopenie, Achylie[3]), Speicheldrüsenentzündungen (Sialadenitis) und Speichelsteinen (Sialolithiasis) eingesetzt.[4] Die sialogenen Substanzen bilden eine eigene Medikamentenklasse innerhalb der Arzneimittellehre. Bei einer Überdosierung kann es zur Sialorrhö oder Hypersalivation kommen.[5]
Als Sialagoga werden direkte Parasympathomimetika wie Pilocarpin oder Substanzen wie Cevimelin, welches am Muskarinrezeptor wirkt, eingesetzt. Darüber hinaus lassen sich saure Drops einsetzen. Auch verdünnte Säuren (Ascorbinsäure, Zitronensäure, Äpfelsäure), die in Fruchtsäften vorkommen, haben einen sialagogen Effekt, wirken aber demineralisierend auf den Zahnschmelz. Vor allem saure und süße Stoffe regen über die Geschmacksrezeptoren und das autonome Nervensystem die Speichelbildung an.[6] In der Schweiz ist zudem Anetholtrithion (Handelsname Sulfarlem S25) als Sialagogum zugelassen.[7] Darüber hinaus kann eine Reihe pflanzlicher Drogen als Sialagogum eingesetzt werden, beispielsweise Bitterklee.[8]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung 1966–1977, 6. Ordner (S–Zz), ISBN 3-541-84006-4, S. 178.
- ↑ Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 1726.
- ↑ Consilium Cedip: Practicum 2006, Handbuch für Diagnose und Therapie. 28. Auflage, JMS Verlag und Industrieservice, Dortmund 2005, ISBN 3-9810440-1-0, S. 1133.
- ↑ Flexikon: Sialagogum
- ↑ Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 1848.
- ↑ Simon Morris, Jake Ahmed, Simon Browning: Sweet Shop Sialagogues: A Sour Solution to Sialolithiasis. In: Cureus. Band 14, Nummer 12, Dezember 2022, S. e32097, doi:10.7759/cureus.32097, PMID 36601206, PMC 9803858 (freier Volltext).
- ↑ Information Sulfarlem S25
- ↑ Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 269. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2023, ISBN 978-3-11-078334-6, S. 1617.