Menopause

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation und damit das Ende der Fruchtbarkeit (Fortpflanzungsfähigkeit) von Menschen und einigen Tieren. Sie tritt nur bei sehr wenigen Tierarten auf und konnte unter anderem bei weiblichen Schimpansen und fünf Zahnwalarten nachgewiesen werden.[1][2] Dieser Artikel beschäftigt sich nur mit der Menopause beim Menschen.

Bei diesem wird Menopause definiert als der Zeitpunkt der letzten Menstruation, der mindestens zwölf Monate lang keine ovariell ausgelöste Blutung aus der Gebärmutter mehr nachfolgt. Ursache ist die Umstellung des Hormonhaushalts durch eine nachlassende endokrine Funktion der Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz). Dieser Übergang wird medizinisch in drei Phasen beschrieben, die sich an der Menopause orientieren: Prä-, Peri- und Postmenopause (Klimakterium, Wechseljahre, Stufenjahre).

Durchschnittlich tritt die Menopause im Alter von 52 Jahren ein, die Perimenopause mit 47,5 Jahren.[3][4] Aufgrund der steigenden Lebenserwartung verbringt eine Frau mittlerweile rund ein Drittel ihres Lebens nach der Menopause. In Deutschland leben heute mehr als die Hälfte aller Frauen im Alter von über 47 Jahren[5], d. h. in Peri- oder Postmenopause.

Da die hormonelle Umstellung oft mit erheblichen Beschwerden einhergeht und langfristig weitreichende Folgen für die Gesundheit hat, kann dies die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Da sich medizinische Erkenntnisse weiterentwickelt haben, wurden 2020 neue Leitlinien zur Diagnose und Behandlung herausgegeben.

Der Begriff Menopause ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Er bedeutet ursprünglich „Ende der Monatsblutungen“ von altgriechisch μήν mēn, deutsch ‚Monat‘, und παῦσις paūsis, deutsch ‚Ende‘[6].

Im amerikanischen Sprachraum wird der Begriff menopause auch für die Zeit nach der Menopause verwendet, im deutschen Sprachraum wird diese Zeit Postmenopause genannt.

Eingeführt wurde der Begriff durch den Pariser Arzt Charles Pierre Louis de Gardanne im Jahr 1816 in seiner Schrift Avis aux femmes qui entrent dans l’âge critique zunächst als Ménespausie,[7] den er in der zweiten Fassung 1821 in Ménopause änderte.[8][9]

Erklärungsansätze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der evolutionsbiologische Hintergrund der Menopause ist nicht bekannt, zumal es einen vergleichbaren Entwicklungsabschnitt bei den meisten Tieren nicht gibt. Unter den Säugetieren wurde bislang die Menopause nur beim Menschen sowie bei vier Zahnwalarten nachgewiesen (Schwertwal, Kurzflossen-Grindwal, Beluga und Narwal)[10]. Ein schwierig verifizierbarer und daher umstrittener Erklärungsansatz hierfür ist die sogenannte Großmutter-Hypothese.[11] Eine andere Theorie betrachtet die Rolle der Männer.[12] Demnach sollen Männer jüngere Frauen als Geschlechtspartner bevorzugt haben, so dass umgekehrt ältere Frauen vernachlässigt wurden. Da letztere keinen Nutzen aus ihrer Fruchtbarkeit ziehen konnten, soll dies Mutationen begünstigt haben, die zur heutigen Menopause führten.

Hormonelle Umstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Übergangsphase der hormonellen Umstellung, die in den Jahren davor und danach stattfindet, wird als Klimakterium (Wechseljahre) bezeichnet. Die natürliche Menopause, die sich oft durch Unregelmäßigkeiten in den menstruellen Perioden ankündigt, tritt bei Frauen gewöhnlich zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr[13][14][15][16][17][18][19] ein, durchschnittlich im Alter von 51 Jahren.

Bei mageren Frauen, Unterernährung und Raucherinnen kann sie früher auftreten. Regelmäßiger Alkoholkonsum verzögert durch eine Erhöhung des Östrogenspiegels das Auftreten der Menopause. Als vorzeitige oder prämature Menopause (Climacterium praecox) wird eine Menopause durch mangelndes Funktionieren der Eierstöcke vor dem 40. Lebensjahr bezeichnet. Als frühe Menopause gilt jede zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Künstlich herbeigeführt (induziert) werden kann die Menopause durch Entfernen der Eierstöcke, Bestrahlung oder Behandlung mit Antiestrogenen.

Wechseljahresbeschwerden und Behandlung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wechseljahresbeschwerden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wechseljahresbeschwerden sind häufig und können die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Dazu zählen:

Bei ausgeprägten klimakterischen Beschwerden kann eine Hormonersatztherapie zur Linderung von Beschwerden in Frage kommen, die durch die hormonelle Umstellung im Klimakterium als Folge eines zunehmenden Hormonmangels entstehen können, wie Scheidentrockenheit und -entzündungen, Dyspareunie, Osteoporose, Hitzewallungen, Nachtschweiß, Haarausfall und Stimmungsschwankungen. Es existieren Hinweise, dass die für die Therapie verwendeten Präparate das Risiko für das Auftreten von Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.[24]

Mittlerweile wird darauf hingewiesen, dass die Art der Gestagene bzw. die Applikationsart der Östrogene hierauf einen Einfluss hätten. Bei der Anwendung transdermaler Östrogene mit mikronisiertem Progesteron konnte keine Erhöhung der Brustkrebsraten und Thromboseraten beobachtet werden.[25]

Neues Leitlinienprogramm

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2020 wurde von den Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe im deutschsprachigen Raum (DGGG, OEGGG, SGGG) ein neues Leitlinienprogramm zur Diagnose und Behandlung von klimakterischen Beschwerden herausgegeben.[26] Als wirksamste Behandlungsmethode gilt die Hormonersatztherapie.[27]

Eine wirksame Behandlung der Menopause ist heute besonders wichtig, da Frauen durch die steigende Lebenserwartung mittlerweile rund ein Drittel ihres Lebens nach der Menopause verbringen.[28]

Zudem ist ein erheblicher Anteil der Bevölkerung betroffen. Mehr als die Hälfte aller Frauen ist über 47 Jahre alt und leben insofern in der Peri- oder Postmenopause. Das entspricht einem Viertel der Gesamtbevölkerung.[5]

  • Lois Jovanovic, Genell J. Subak-Sharpe: Hormone. Das medizinische Handbuch für Frauen. Kabel, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0100-X, S. 184 ff., 191 ff., 197 ff., 269 ff. und 381 (amerikanisches Englisch: Hormones. The Woman’s Answerbook. New York 1987. Übersetzt von Margaret Auer).
  • Sheila de Liz: Woman on Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre. 7. Auflage. Hamburg, Rowohlt Taschenbuchverlag 2021, ISBN 978-3-499-00317-2.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Fortpflanzungsbiologie: Länger leben dank Menopause Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 28. August 2024
  2. »Die Idee einer doppelten Sexualität ist widerlegt«. In: spektrum.de. 11. Januar 2023, abgerufen am 24. Januar 2023.
  3. Deutsche Menopause Gesellschaft: Was ist Menopause? (Memento vom 5. Juni 2017 im Internet Archive).
  4. Frauenärzte im Netz: Wechseljahre & Wechseljahresbeschwerden. 18. Mai 2018, abgerufen am 6. November 2020.
  5. a b Destatis: Bevölkerungspyramide. 6. November 2020, abgerufen am 6. November 2020.
  6. Michael Stolberg: Von den „Stufenjahren“ zur „Menopause“. Das Klimakterium im Wandel der Zeit. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 24, 2005, ISSN 0177-5227, S. 41–50, hier: S. 46–48 (Von der cessatio mensium zur Menopause), PMID 17153291.
  7. Charles Pierre Louis de Gardanne: Avis aux femmes qui entrent dans l’âge critique. Gabon, Paris 1816 (französisch, online in der Google-Buchsuche).
  8. Charles Pierre Louis de Gardanne: De la ménopause ou de l’âge critique des femmes. Méquignon-Marvis, Paris 1821 (französisch, online in der Google-Buchsuche).
  9. Daniel Delanoë: Sexe, Croyances et Menopause. Hachette Littératures, 2007, ISBN 978-2-01-237764-6 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Auch Belugas und Narwale haben Wechseljahre. Abgerufen am 24. September 2020.
  11. G. C. Williams: Pleiotropy, natural selection, and the evolution of senescence. In: Evolution. Band 11, 1957, S. 398–411 (englisch).
  12. Richard A. Morton, Jonathan R. Stone, Rama S. Singh: Mate Choice and the Origin of Menopause. In: PLoS Computational Biolology. Band 9, Nr. 6, 2013, doi:10.1371/journal.pcbi.1003092, PMID 23785268 (englisch).
  13. Günther Kern: Gynäkologie. 4. Auflage. Hrsg. von Jörg Baltzer und Harald Mickan, Thieme, Stuttgart/New York 1985, S. 256 und 266.
  14. Menopause is Ovarian Failure. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2021; abgerufen am 27. Dezember 2020.
  15. Menopause (Memento vom 4. September 2011 im Internet Archive) cdc.gov, am 1. Juli 2009
  16. Menopause: MedlinePlus Medical Encyclopedia. Abgerufen am 27. Dezember 2020 (englisch).
  17. Menopause Symptoms, Age, Supplements, Definition. Abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  18. Menopause (Memento vom 18. August 2011 im Internet Archive) bbc.co.uk im August 2010
  19. Average Age of Menopause Onset Is When? In: safemenopausesolutions.com. 8. Dezember 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  20. Doris Maria Gruber: Wechseljahre. In: MINI MED Studium. Abgerufen am 6. November 2020.
  21. Sheila de Liz: Woman on Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre. Hamburg 2020.
  22. Frauenärzte im Netz: Wechseljahresbeschwerden / klimakterische Beschwerden. In: Frauenärzte im Netz. 18. Mai 2018, abgerufen am 6. November 2020.
  23. Schilddrüse, Klimakterium und Hormontherapie. In: Journal für Menopause. 2003, abgerufen am 6. November 2020.
  24. Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren Deutsches Ärzteblatt 17/2012; Olaf Ortmann, Claus Lattrich: The treatment of climacteric symptoms. In: Deutsches Ärzteblatt international. Band 109, Nr. 17, April 2012, S. 316–323, doi:10.3238/arztebl.2012.0316, PMID 22611453, PMC 3355503 (freier Volltext) – (englisch).
  25. Emilie Cordina-Duverger, Thérèse Truong, Antoinette Anger, Marie Sanchez, Patrick Arveux, Pierre Kerbrat, Pascal Guénel: Risk of Breast Cancer by Type of Menopausal Hormone Therapy. A Case-Control Study among Post-Menopausal Women in France. In: PLOS ONE. Band 8, Nr. 11, doi:10.1371/journal.pone.0078016 (englisch).
  26. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG); Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG); Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG): Leitlinienprogramm Peri- und Postmenopause. Diagnostik und Interventionen. In: awmf.org. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., Januar 2020, abgerufen am 2. November 2022.
  27. Olaf Ortmann: HRT und Krebsrisiko: Was muss ich bei der Verordnung berücksichtigen. DGGG, 31. Oktober 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Februar 2021; abgerufen am 6. November 2020.
  28. Österreichische Ärztezeitung: Hormonersatztherapie: Gezieltes Management. 15. Dezember 2018, abgerufen am 6. November 2020.