Königsfarn
Königsfarn | ||||||||||||
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Königsfarn (Osmunda regalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Osmunda regalis | ||||||||||||
L. |
Der Königsfarn (Osmunda regalis), auch Gewöhnlicher Rispenfarn oder Königs-Rispenfarn[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Königsfarne (Osmunda) innerhalb der Familie der Königsfarngewächse (Osmundaceae). Osmunda regalis ist die einzige europäische Art der Gattung Königsfarne (Osmunda).
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Königsfarn ist eine stattliche, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis 160, selten bis zu 200 Zentimetern erreicht. Aus dem Rhizom entwickeln sich jährlich mehrere sommergrüne, aufrechte Wedelblätter. Die bis zu 2 Meter langen Wedelblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert.[2] Der relativ lange, bräunlich-gelbe Blattstiel ist kürzer als die Spreite, am Grund etwa Millimeter und sonst etwa 6 Millimeter dick und im oberen Bereich rinnig.[2] Die sterilen, hell-grünen, ausgebreiteten Blattteile sind doppelt gefiedert. Am sporenlosen Blatt stehen an jeder Seite sieben bis neun Fiedern erster Ordnung; sie sind kurz gestielt und paarweise genähert oder gegenständig.[2] Jede Fieder besteht aus 7 bis 13 Fiederchen, die kurz gestielt und paarweise genähert oder gegenständig sind.[2] Diese Fiederchen (2. Ordnung) sind bei einer Länge von bis zu 8 Zentimetern sowie bei einer Breite von bis zu 1,5 Zentimetern länglich, am Grunde schief gestutzt, öfters rückwärts geöhrt, am oberen Ende stumpf oder geschweift und klein gesägt.[2]
Anders als bei vielen anderen Farnarten befinden sich die Sporenträger (Sori aus Sporangien) nicht auf der Unterseite der Blätter. Stattdessen sind, getrennt von den sterilen Blattteilen, im oberen Bereich der Wedelblätter die Fiedern in rost-braune, ausschließlich Sporangien tragende, ährig angeordnete Abschnitte umgewandelt. Diese strikte funktionale Aufteilung in ein grünes, steriles Nährblatt und ein braunes, fertiles Sporenblatt wird als stammesgeschichtlich sehr urtümliches Merkmal im Vergleich zu anderen, „moderneren“ Farnarten interpretiert. Als ein solches wird auch die einfache, gabelteilige Nervatur der Fiederblättchen gedeutet. An den fertilen Blättern sind oft die unteren ein bis fünf Fiederpaare steril; die fünf bis neun oberen Fiederpaare sind an den fiederspaltigen Fiederchen mit vielen geknäuelten, ährig angeordneten, zuletzt braunen Sporangien dicht besetzt.[2]
Die Sporenreife findet in den Monaten Juni und Juli statt. Die Sporen sind auf rasche Keimung ausgelegt und vertragen keine lange Trockenperiode. Im Herbst werden die Wedelblätter hinfällig; die oberirdischen Pflanzenteile sterben ab.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 44.[3]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das grüne und daher assimilierende Prothallium ist ausdauernd und fleischig. Es kann Knospen zur vegetativen Vermehrung bilden. Es wurden bis zu 20 Jahre alte Prothallien beobachtet.[2] Die ersten Blätter des Sporophyten sind nierenförmig, die nächsten sind dreilappig.[2]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet von Osmunda regalis umfasst die Azoren, Kapverden, Madeira, Marokko, Algerien, Tunesien, Portugal, Spanien, Frankreich, Korsika, Sardinien, Sizilien, Italien, die Schweiz, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich, Irland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Belarus, Polen, Tschechien, die Slowakei, Kroatien, Albanien, Bulgarien, Nordmazedonien, Griechenland, Inseln der Ägäis, Kreta, die Türkei, Georgien und den Libanon. Auf der Nordinsel Neuseelands sie ein Neophyt.[4] In Europa wird vor allem der westliche Teil besiedelt. Innerhalb Deutschlands ist ein deutlicher Schwerpunkt in der atlantischen, wintermilden Klimaregion im nordwestlichen Tiefland zu erkennen. In Mittelgebirgen fehlt der Königsfarn meist. In Deutschland gilt Osmunda regalis aufgrund von Bestandsrückgängen infolge von Biotopzerstörung als „stark gefährdet“ und steht unter Naturschutz (unter anderem „besonders geschützt“ nach der Bundesartenschutzverordnung).[5] Osmunda regalis ist im Tessin vollständig geschützt.[6]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch), Salztoleranz 1 (tolerant).[6]
Der Königsfarn kommt an lichten Standorten in Bruchwäldern, zwischen Weiden- und Gagelgebüschen, in und an Gräben und an feuchten, schattigen Waldrändern auf sauren, torfig-humosen, wechselfeuchten bis staunassen, mäßig nährstoffarmen, basenarmen Sand-, Ton- und Niedermoorböden vor. Der Königsfarn gilt als Halbschattenpflanze und Nässezeiger. Er ist eine Charakterart des Sphagno-Alnetum aus dem Verband Alnion.[3][6]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Osmunda regalis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 1065–1066. Ein Synonym für Osmunda regalis L. ist Osmunda plumieri Tausch.[7]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rhizom des Königsfarns wurde in der Volksmedizin genutzt. Im Mittelalter galt der Königsfarn als Zauberpflanze.[2] Er wird auch als Zierpflanze für feuchte Standorte angeboten[8].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eckhard Garve: Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen (= Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen. Band 30). 1994, ISBN 3-922321-68-2.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Henning Haeupler, Peter Schönfelder: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. Eugen Ulmer, Stuttgart 1988, ISBN 3-8001-3434-9.
- Bruno P. Kremer, Hermann Muhle: Flechten, Moose, Farne (Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 1991, ISBN 3-576-10762-2.
- Lexikon der Biologie. Band 5, Katabiose bis Mimus. Herder, Freiburg 1985, ISBN 3-451-19645-X.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Osmunda regalis L., Königs-Rispenfarn. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c d e f g h i J. Dostál: Osmundaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage. Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin-Hamburg 1984. S. 99–102.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 71.
- ↑ Michael Hassler: Datenblatt bei World Ferns. Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 11.0 vom 5. Dezember 2020.
- ↑ Michael Koltzenburg: Osmunda. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 97. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2019. ISBN 978-3-494-01700-6. S. 151.
- ↑ a b c Osmunda regalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 27. März 2021.
- ↑ Maarten J. M. Christenhusz, E. von Raab-Straube (2013+): Polypodiopsida. Datenblatt Osmunda regalis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ beispielhaftes Angebot
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Königsfarn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung in den Niederlanden.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Sporen von Osmunda regalis (Pollen-Wiki).
- Steckbrief des Königsfarn des Bündnis Heideterrasse und die an die Bergische Heideterrasse angrenzenden Biologischen Stationen.