Hojōjutsu
Hojōjutsu oder Torinawajutsu (beides jap. 捕縄術, dt. „Fesseltechnik, -kunst“) ist die – u. a. durch die japanische Polizei ausgeübte – Technik der Fesselung und Überwältigung von Gefangenen.
Spätestens ab dem japanischen Mittelalter (Sengoku-Zeit) wurden Gefangene mit Hilfe von Hojōjutsu gefesselt, um sie transportieren zu können oder dem gemeinen Volk zur Abschreckung vorzuführen. Auch bei Exekutionen waren die Gefangenen gefesselt. Daneben wurde Hojōjutsu auch bei peinlichen Befragungen (z. B. Suruga doi) als Folter verwendet.
Vermutet wird, dass es je nach Rang und Stellung des Gefesselten Regeln des Bindens gab. Als gesichert gilt, dass es für Kinder, Männer, Soldaten und Frauen jeweils andere Techniken gegeben hat. Da Gemeine und Soldaten (Samurai) in der japanischen Gesellschaft klare Statusunterschiede trennte, ist sehr wahrscheinlich, dass diese Unterschiede hier Beachtung fanden.
Es kann davon ausgegangen werden, dass es mindestens zwei selbstständige Schulen (Ryu) gab, die Hojōjutsu als Bestandteil ihrer Kampfkünste lehrten. Nur eine dieser Schulen existiert bis heute. Die meisten Hojo-Techniken können somit als verschollen gelten. Nur wenige Aufzeichnungen überlebten die Sengoku-Periode. Und auch bei diesen Aufzeichnungen ist fraglich, ob und inwieweit diese authentische – also wirklich zum Einsatz gekommene – Fesselungen zeigen.
Fesseltechniken wurden – wahrscheinlich ab der Meiji-Periode − auch in die Sexualgewohnheiten der Japaner übernommen und stellen eine Quelle des späteren japanischen Bondage dar. In der westlichen Kultur ist diese Art des Bondage meist unter den Begriffen „Shibari“ oder „Kinbaku“ bekannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin A. Torunsky: Hojo Jutsu – Fesselungstechniken in der japanischen Kampfkunst. Binde-, Transport-, Kampf- und Foltertechniken mit dem Seil. Verlag Books on Demand, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8423-7785-1.
- Norbert Mahl u. Walter Baier Hojo Jutsu: Haya Nawa – "das schnelle Seil" in Budo und Bujutsu – Verlag Budokozept, Melle 2014. ISBN 978-3-7386-0251-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Art or Style: Hojo Jutsu – The Japanese art of Roping and Binding ( vom 18. März 2008 im Internet Archive), Artikel auf scottish-jujitsu.com (englisch)
- Hojojutsu: The Samurai martial skill of restraining a prisoner with rope ties., Artikel auf ds-arts.com (englisch) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2018. Suche in Webarchiven)
- Richard Cleaver: D/s Arts: The Japanese / Eastern School, Artikel auf ds-arts.com (englisch) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2018. Suche in Webarchiven)
- Fotografien von Ausstellungsgegenständen zu Torinawa- und Hojojitsu-Techniken ( vom 17. November 2007 im Internet Archive) im Kriminalmuseum der Meiji-Universität, Fotostrecke auf einer privaten Website (englisch)