Giro d’Italia Donne 2024 war ein Etappenrennen für Frauen. Das Rennen fand vom 7. bis 14. Juli in Italien statt und war Teil der UCI Women’s WorldTour 2024.
Die 35. Ausgabe des Rennens war die erste, die von RCS Sport organisiert wird, dem Eigentümer des Giro d’Italia der Männer. Eigner des Frauen-Giros ist nach wie vor der italienische Radsportverband Federazione Ciclistica Italiana, der Anfang 2023 beschlossen hatte, die Organisation für vier Jahre an RCS zu delegieren.[1]
Die Streckenführung wurde Ende 2023 bekanntgegeben.[2] Das Rennen begann in der Lombardei und führte allmählich nach Süden bis in die Abruzzen.
Die erste Etappe war ein 15 km langes flaches Einzelzeitfahren aus der Innenstadt von Brescia in den Vorort Fantasina und zurück. Die zweite Etappe in der Provinz Mantua wies keine besonderen Schwierigkeiten auf und führte von Sirmione am Südufer des Gardasees in die Kleinstadt Volta Mantovana.
Die Etappen 3 bis 6 waren als hüglig eingestuft. Die dritte führte aus der Po-Ebene in die Apenninen nach Toano mit einer Schlusssteigung von 600 Höhenmetern. Die vierte verlief von Imola aus zunächst am Rande des Apennin auf der Via Emilia, bevor sie San Marino durchquerte und in Urbino endete. Die fünfte enthielt zwar nur eine offizielle Bergwertung, war aber durchgehend hüglig und endete in Foligno nahe Perugia. Die sechste führte durch das Bergland parallel zur Adriaküste, mit noch ausgeprägten Steigungen als zuvor, und endete in Chieti bei Pescara.
Die Entscheidung über die Gesamtwertung wurde auf den beiden letzten, als bergig eingestuften Etappen erwartet. Die siebte enthielt zwei 1000-Meter-Steigungen auf den Passo Lanciano und zum Blockhaus; letztere Bergwertung war als Cima Alfonsina Strada deklariert, eine neu eingeführte Bezeichnung für den höchsten Punkt des Rennens. Die Bezeichnung spielte auf Alfonsina Strada an, die 100 Jahre zuvor als Frau am Giro d’Italia 1924 teilgenommen hatte. Die achte und letzte Etappe führte mit vielen Zwischensteigungen nach Castel del Monte und schließlich hinab nach L’Aquila, wo das Rennen endete.
Das Zeitfahren begann bei trockenem Wetter, aber im Laufe der Zeit kamen Schauer auf. Aufgrund der Wettervorhersage fuhren die meisten Favoritinnen in der ersten Gruppe; Elisa Longo Borghini gewann um eine Sekunde vor Grace Brown.[3]
Die Ausreißergruppe des Tages bestand aus Alessia Missiaggia und Ana Vitória Magalhães. Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel ließ Magalhães ihre Mitstreiterin hinter sich zurück und hatte 10 Kilometer vor dem Ziel noch immer über zwei Minuten Vorsprung, wurde dann aber schnell eingeholt. Im Sprint zog Chiara Consonni auf den letzten Metern an Lotte Kopecky vorbei und siegte.[4]
Die dritte Etappe, die mit einer Bergankunft in Toano enden sollte, startete schnell, und nach einer Phase der Beruhigung flüchtete das Ausreißerduo Sarah Roy und Elena Pirrone aus dem Hauptfeld und erarbeitete sich einen Vorsprung von circa 2 Minuten, ehe sie vor dem Schlussanstieg gestellt wurden. Auf diesem dünnte sich das Fahrerfeld bis zur Zielankunft weiter aus. Mavi García und Niamh Fisher-Black attackierten auf dem Schlussanstieg; während García abreißen lassen musste, gewann Fisher-Black die Etappe. In der Gesamtwertung konnte Longo Borghini die Führung etwas ausbauen und lag nun 13 Sekunden vor Lotte Kopecky. Niedermaier konnte sich auf den vierten Rang sowie an die Spitze der Nachwuchswertung setzen und trug damit bei der 4. Etappe das Weiße Trikot.[5]
Die 4. Etappe des Giros konnte Clara Émond für sich entscheiden, die sich am letzten Anstieg aus der Ausreißergruppe lösen konnte. Lotte Kopecky attackierte das Rosa Trikot am Anstieg, jedoch konnte Elisa Longo Borghini die Attacke kontern und fuhr vor Kopecky ins Ziel.[6]
Ausreißversuche blieben von kurzer Dauer, und das Peloton kam geschlossen in die Schlussphase des Rennens. Weltmeisterin Lotte Kopecky gewann den Sprint um mehrere Radlängen.[7]
Durch zahlreiche Zwischensteigungen war das Feld schon ausgedünnt worden, als 40 Kilometer vor dem Ziel Elise Chabbey und Alice Maria Arzuffi in einer Kurve zu Fall kamen. Ein Quartett mit Liane Lippert, Ruth Edwards, Erica Magnaldi und Ane Santesteban profitierte von der entstandenen Lücke und setzte sich ab. 10 Kilometer vor dem Ziel hatten die Ausreißer noch 2:40 Minuten Vorsprung, doch schmolz dieser auf dem Schlussanstieg nach Chieti, zumal sich die beiden Führenden im Gesamtklassement, Elisa Longo Borghini und Lotte Kopecky, ein Duell lieferten. Während Santesteban vorn abreißen lassen musste, konnten sich die drei anderen einen Vorsprung von 20 Sekunden bewahren; im Sprint gewann Lippert knapp vor Edwards.[8]
Justine Ghekiere gewann die Bergwertung am Passo Lanciano und übernahm damit das Bergtrikot von Clara Émond, die das Rennen wegen Erschöpfung aufgeben musste. Auf dem langen Schlussanstieg zum Blockhaus machte zunächst Gaia Realini zugunsten von Elisa Longo Borghini das Tempo. Gut neun Kilometer vor dem Ziel attackierte Neve Bradbury aus der Spitzengruppe, in der außer Longo Borghini nur noch Lotte Kopecky, Pauliena Rooijakkers und Antonia Niedermaier zugegen waren. Bradbury profitierte von der Uneinigkeit unter den Verfolgern, bei denen Longo Borghini mehrfach vergeblich versuchte, Kopecky abzuschütteln. Im Ziel konnte sich Kopecky knapp gegen Longo Borghini durchsetzen und im Gesamtklassement bis auf eine Sekunde an sie heranrücken. Bradbury avancierte auf den dritten Rang und übernahm das Weiße Trikot von ihrer Teamkollegin Niedermaier.[9]
Eine Gruppe aus Lucinda Brand, Claire Steels, Katrine Aalerud und Justine Ghekiere hielt einen knappen Vorsprung vor dem Feld über die beiden Bergwertungen des Tages, die sich Ghekiere sicherte. Danach wurde die Gruppe eingeholt. 36 Kilometer vor dem Ziel bildete sich eine neue Ausreißergruppe mit Ruth Edwards, Franziska Koch und Kim Le Court, die sich bis zum Ziel vorn halten konnte. Den Sprint gewann Le Court vor Edwards und Koch; es war ihr erster WorldTour-Sieg. Knapp eine halbe Minute dahinter kam Elisa Longo Borghini, die ihre Konkurrentin Lotte Kopecky auf den letzten Metern abzuhängen vermocht hatte, als Vierte ins Ziel.[10]
Longo Borghini stellte durch das Etappenergebnis ihren Gesamtsieg sicher, Kopecky blieb das Punktetrikot. Die Bergwertung gewann Ghekiere, beste Nachwuchsfahrerin war Neve Bradbury als Dritte der Gesamtwertung. Die Mannschaftswertung holte Liv AlUla Jayco.
- ↑ Assegnate a RCS le prossime 5 edizione del Giro U23 e dal 2024 quattro edizioni del Giro Donne. In: tuttobiciweb.it. 13. Februar 2023, abgerufen am 13. Februar 2023 (italienisch).
- ↑ Giro d’Italia Women 2024: presentato il percorso. RCS, 12. Dezember 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (italienisch).
- ↑ Giro d'Italia Women: Elisa Longo Borghini wins opening stage 1 time trial. CyclingNews, 7. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Giro Donne: Consonni im Sprint am schnellsten. Bund Deutscher Radfahrer, 8. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro Donne: Niedermaier auf dem Vormarsch - Longo Borghini weiter in Rosa. Bund Deutscher Radfahrer, 9. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Emond holt Ausreißersieg bei Giro Donne - Longo Borghini weiter an der Spitze. Bund Deutscher Radfahrer, 10. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro: Weltmeisterin Kopecky holt Etappensieg. Bund Deutscher Radfahrer, 11. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro d'Italia Women: Lippert beats Edwards to stage 6 victory. CyclingNews, 12. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro d'Italia Women: Neve Bradbury conquers Blockhaus to win stage 7 solo, Longo Borghini narrowly keeps pink. CyclingNews, 13. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Giro d'Italia Women: Elisa Longo Borghini confirms overall victory as Le Court wins stage 8 from breakaway. CyclingNews, 14. Juli 2024; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).