Schwellenmarkt

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Als Schwellenmarkt (meist als Anglizismus englisch Emerging Market verwendet) werden im Marketing und in der Volkswirtschaftslehre die Märkte von Schwellenländern oder die Schwellenländer selbst bezeichnet. Die Weltbank-Tochtergesellschaft Internationale Finanz-Corporation schlug 1981 vor, den negativ konnotierten Begriff „Entwicklungsland“ (englisch less-developed country) durch die Bezeichnung „emerging market“ zu ersetzen.[1][2] Die Weltbank definiert heute ein solches Schwellenland als Staat, in welchem das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen US$ 1046 und US$ 4095 liegt (englisch lower middle-income economies).[3] Der Begriff „Emerging Markets“ wurde seither von den Ratingagenturen bei ihrem Länderrating übernommen.

Markt-Klassifizierung

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Je nach Marktrisiko lassen sich die Staaten in entwickelte Märkte (englisch developed markets; Industriestaaten), Schwellenmärkte und Grenzmärkte (englisch frontier markets) klassifizieren. Letztere haben eine geringere Marktkapitalisierung und Marktliquidität als die besser entwickelten Schwellenmärkte.

Markt-Klassifizierung Marktrisiko Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Verarbeitungsstufen
Grenzmärkte sehr hohes Marktrisiko sehr niedrig keine
Schwellenmärkte mittleres Marktrisiko Mittelwerte mindestens eine
entwickelte Märkte niedriges bis sehr niedriges Marktrisiko hoch bis sehr hoch alle

Das Marktrisiko setzt sich aus schnell veränderlichen Marktdaten wie Preisniveau, Zinsniveau, Kursniveau, Konjunkturrisiken, Länderrisiken, Anfälligkeit für volkswirtschaftliche Schocks, gesetzlichen Auswirkungen wie Verbraucherschutz, Steuern, aber auch Kriege, Naturkatastrophen, politischen Risiken, Umweltveränderungen, demografischen Entwicklungen oder technologischem Fortschritt zusammen und ist höher als in entwickelten Märkten. Verarbeitungsstufen für die Agrarprodukte und Rohstoffe gibt es in Schwellenmärkten nur wenige, so beispielsweise die erste Verarbeitungsstufe bei Agrarprodukten oder bei Rohstoffen. Die Weiterverarbeitung zu Endprodukten erfolgt meist in den importierenden Industriestaaten.

Es handelt sich bei Schwellenmärkten um schnell entwickelnde Volkswirtschaften mit hohem Wirtschaftswachstum, die sich im Übergang vom Schwellenland zum Industriestaat befinden.[4] Übergang bedeutet der Wandel von einer geschlossenen Volkswirtschaft zu einer offenen. Hierzu gehören in Afrika Südafrika, in Asien der Nahe Osten, Indien, die Tigerstaaten und die Volksrepublik China, in Europa Osteuropa und Russland und in Südamerika Brasilien. Damit sind auch die BRICS-Staaten als Schwellenmärkte erfasst.

Staat Bruttoinlands-
produkt
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf
Jahr
China Volksrepublik Volksrepublik China 16.862.979 12.159 2021
Indien Indien 3.022.061 2.234 2019
Brasilien Brasilien 2.614.027 2.573 2011
Russland Russland 2.288.428 15.834 2013
Korea Sud Südkorea 1.823.852 35.486 2021
Mexiko Mexiko 1.315.356 10.178 2014
Indonesien Indonesien 1.150.245 4.356 2021
Iran Iran 1.081.383 13.412 2021
Turkei Türkei 957.504 11.521 2013
Saudi-Arabien Saudi-Arabien 842.588 25.859 2021
Taiwan Taiwan 785.589 33.305 2021
Polen Polen 655.332 21.546 2021
Argentinien Argentinien 643.861 14.537 2017
Nigeria Nigeria 568.499 2.981 2014
Thailand Thailand 546.223 8.260 2021
Israel Israel 467.532 66.046 2021
Sudafrika Südafrika 458.708 8.124 2011
Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate 422.215 44.894 2018
Agypten Ägypten 396.328 4.240 2021
Philippinen Philippinen 385.737 3.676 2021
Kolumbien Kolumbien 382.093 7.748 2013
Singapur Singapur 378.645 66.491 2021
Malaysia Malaysia 371.114 11.740 2021
Vietnam Vietnam 368.002 3.927 2021

Die Liste enthält auch Staaten, die nach der Weltbank-Klassifikation ein höheres Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aufweisen, weil auch die Staaten mit höheren Marktrisiken erwähnt werden. Kleinstaaten oder Stadtstaaten wie Singapur besitzen im Regelfall höhere pro-Kopf-Zahlen als Flächenstaaten wie Brasilien. Der MSCI Emerging Markets-Aktienindex begann 1988 mit zehn und umfasst nun 24 Länder. Der MSCI Frontier Index enthält derzeit 29 Staaten als Grenzmärkte.

Wirtschaftliche Aspekte

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Es handelt sich bei Schwellenmärkten um Staaten oder Wirtschaftsräume, die sich auf der Schwelle zum Industriestaat befinden.[5] Schwellenmärkte können zu Wachstums- oder Zukunftsmärkten avancieren, auch ihr Wandel zum Status des Industriestaates ist möglich (bei Südkorea). Es besteht häufig ein geringes Niveau der Marktregulierung, die Volatilität der Marktpreise und Börsenkurse ist dort überdurchschnittlich hoch. Ihre Industrialisierung macht Fortschritte, gleichzeitig wächst der Dienstleistungssektor, es vollzieht sich in der Wirtschaftsstruktur eine Wandlung vom Agrarstaat zum Industriestaat. Zwar kann es immer wieder zu politischen Spannungen und Engpässen in der Versorgung kommen, doch steigt die Lebenserwartung der Bevölkerung sukzessive an, zudem verstärkt eine wachsende Mittelschicht den Konsum.[6] Eine steigende nationale Kaufkraft stabilisiert die Binnenmärkte, ein Technologietransfer durch Direktinvestitionen aus Industriestaaten kann zur Verbesserung der Terms of Trade in Schwellenländern beitragen. Für Gläubiger, Investoren oder Kontrahenten ist das Länderrisiko in Schwellenländern und in deren Schwellenmärkten groß, da Verstaatlichung oder indirekte Enteignung – im Gegensatz zu Investitionen in Ländern der OSZE – als hoch eingestuft wird. Diesem Risiko stehen hohe Gewinnchancen gegenüber.

Einzelnachweise

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  1. The Economist vom 5. Oktober 2017, Defining Emerging Markets, abgerufen am 15. November 2021
  2. Daniel Wilhelmi, Emerging Markets: Von den aufstrebenden Märkten profitieren, 2007, S. 15
  3. World Bank/Country and Lending Groups (Hrsg.), Country Classifications, 2022
  4. IMF Working Paper WP 04/177, What is an Emerging Market?, September 2004, S. 5
  5. Gerhard Clemenz, Das 1x1 der Geldanlage, 2012, S. 289
  6. Fondsdiscount.de vom 15. April 2019, Frontier Markets, abgerufen am 15. November 2021