Branchiosaurus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Branchiosaurus

Fossil von Branchiosaurus salamandroides, im Museo di Storia Naturale in Venedig

Fundorte
  • Tschechien (Nýřany bei Pilsen)
Systematik
Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Temnospondyli
Dissorophoidea
Branchiosauridae
Branchiosaurus
Wissenschaftlicher Name
Branchiosaurus
Fritsch, 1876
Arten
  • Branchiosaurus salamandroides

Branchiosaurus ist eine kleinwüchsige Gattung der Temnospondylen, die im höchsten Karbon von Mitteleuropa gefunden wird.[1] Die Gattung ist auf das Oberkarbon beschränkt, die permischen Funde gehören entweder zu Apateon oder Melanerpeton.[2]

Branchiosaurus war ein 5–10 cm langes, molchähnliches Tier mit breitem Schädel, großen Augenöffnungen und schlanken Arm- und Beinskeletten.[3] Die Gattung scheint keine Metamorphose durchlaufen zu haben, denn die größten bekannten Exemplare haben noch immer larvale Merkmale.[4] Die Nürschaner Funde stammen aus geschichteten Kohleablagerungen (Gaskohle), in denen Abdrücke gut, Knochen aber meist schlecht erhalten geblieben sind. Zwar fehlen Hautumrisse, doch dürfte Branchiosaurus ähnlich wie die permischen Branchiosauriden äußere Kiemen besessen haben.[5]

Die meisten Branchiosauriden lebten zeitlebens in stehenden oder fließenden Gewässern, wo sie mit ihren differenzierten Kiemendentikeln Kleinstlebenwesen filterten.[6] Branchiosaurus lebte in dem kleinen, vermutlich sehr nährstoffreichen Nürschaner See, der viele andere Tetrapoden beheimatete.[7]

  • Antonin Fritsch, 1876: Über die Fauna der Gaskohle des Pilsner und Rakonitzer Beckens. – Sitzungsberichte der koniglichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften Prag 1875: 70–79.
  • Antonin Fritsch, 1881: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Band 1: Heft 3: 127–158. Prag: Selbstverlag.
  • Antonin Fritsch, 1883: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Band 1: Heft 4: 1–182. Prag: Selbstverlag.
  • Jürgen Boy, 1987: Studien uber die Branchiosauridae (Amphibia: Temnospondyli; Ober-Karbon-Unter-Perm) 2. Systematische Übersicht. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie Abhandlungen 174: 75–104.
  • Ralf Werneburg, 2012: Dissorophoide Amphibien aus dem Asturian (Ober-Karbon) von Nýřany in Böhmen (Tschechische Republik) – der Schlüssel zum Verständnis der frühen “Branchiosaurier”. Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schleusingen 27: 3–50.
  • Rainer Schoch und Andrew Milner, 2014: Temnospondyli. In: Sues, H.D. (Hrsg.): Encyclopedia of Paleoherpetology, Band 3A2. Pfeil: München.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Schoch, R.R. & Milner, A.R. (2008): The intrarelationships and evolutionary history of the temnospondyl family Branchiosauridae. Journal of Systematic Palaeontology, 6: 409–431.
  2. Schoch, R.R. & Milner, A.R. (2014): Temnospondyli. In: Sues, H.D. (Hrsg.): Encyclopedia of Paleoherpetology, Band 3A2. Pfeil: München.
  3. Werneburg, R. (2012): Dissorophoide Amphibien aus dem Asturian (Ober-Karbon) von Nýřany in Böhmen (Tschechische Republik) – der Schlüssel zum Verständnis der frühen Branchiosaurier”. Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schleusingen 27: 3–50.
  4. Boy, J. A. (1972b): Die Branchiosaurier (Amphibia) des saarpfälzischen Rotliegenden (Perm, SW-Deutschland). Abhandlungen des hessischen Landesamtes für Bodenforschung 65: 1–137.
  5. Witzmann, F. (2004): The external gills of Palaeozoic amphibians. Neues Jahrbuch für Geologie und Apaläontologie Abhandlungen 232: 375–401.
  6. Boy, J.A. (1987): Studien über die Branchiosauridae (Amphibia: Temnospondyli; Ober-Karbon-Unter-Perm) 2. Systematische Übersicht. Neues Jahrbuch für Geologie und Palaontologie Abhandlungen 174: 75–104.
  7. Milner, A.R. (1980): The tetrapod assemblage from Nýřany, Czechoslovakia. In: A. L. Panchen (ed.), The Terrestrial Environment and the Origin of Land Vertebrates. London/New York, Academic Press, S. 439–496.