Baiersdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Baiersdorf
Deutschlandkarte, Position der Stadt Baiersdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 39′ N, 11° 2′ OKoordinaten: 49° 39′ N, 11° 2′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Landkreis: Erlangen-Höchstadt
Höhe: 275 m ü. NHN
Fläche: 11,81 km2
Einwohner: 8074 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 684 Einwohner je km2
Postleitzahl: 91083
Vorwahl: 09133
Kfz-Kennzeichen: ERH, HÖS
Gemeindeschlüssel: 09 5 72 115
Stadtgliederung: 5 Gemeindeteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Waaggasse 2
91083 Baiersdorf
Website: www.baiersdorf.de
Erste Bürgermeisterin: Eva Ehrhardt-Odörfer (SPD)
Lage der Stadt Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt
KarteBirkach (gemeindefreies Gebiet)Neunhofer ForstMark (gemeindefreies Gebiet)Kraftshofer ForstKalchreuther ForstGeschaidtForst TennenloheErlenstegener ForstBuckenhofer ForstNürnbergNürnbergLandkreis Nürnberger LandFürthLandkreis Neustadt an der Aisch-Bad WindsheimLandkreis FürthErlangenLandkreis AnsbachLandkreis BambergLandkreis BambergLandkreis ForchheimBuckenhofAurachtalEckentalHeroldsbergKalchreuthLonnerstadtMöhrendorfMühlhausen (Mittelfranken)Oberreichenbach (Mittelfranken)SpardorfUttenreuthVestenbergsgreuthWeisendorfWachenrothRöttenbach (bei Erlangen)MarloffsteinHöchstadt an der AischHeßdorfHerzogenaurachHemhofenGroßenseebachGremsdorfBubenreuthBaiersdorfAdelsdorfDormitzer Forst
Karte
Baiersdorf, Luftaufnahme (2015)
Kilometerstein 140
Ortszentrum
Baiersdorf Innenstadt, Luftaufnahme (2015)

Baiersdorf (anhören/?, fränkisch: Beiaschdoff;[2] früher auch Bayersdorf geschrieben) ist eine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt.

Die Stadt liegt auf der größtenteils hochwasserfreien Terrasse der 500 Meter entfernten Regnitz, acht Kilometer nördlich von Erlangen und acht Kilometer südlich von Forchheim, auf halbem Wege zwischen Nürnberg und Bamberg an der Bundesautobahn 73.[3]

Gemeindegliederung

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Die Gemeinde hat fünf Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[4][5]

Es gibt die Gemarkungen Baiersdorf und Wellerstadt.[6] Die Gemarkung Baiersdorf hat eine Fläche von 10,066 km². Sie ist in 4557 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 2208,89 m² haben.[7] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Baiersdorfermühle, Hagenau und Igelsdorf.[8]

Nachbargemeinden

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Nachbargemeinden sind (im Norden beginnend im Uhrzeigersinn) Forchheim, Poxdorf, Langensendelbach, Bubenreuth, Möhrendorf, Röttenbach und Hausen.

Bis zum 19. Jahrhundert

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Schlossruine Scharfeneck um 1790, abgebrochen 1892

Der Ort wurde 1062 als „Peieresuorahe“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich von einem gleichlautenden Flurnamen ab, dessen Grundwort foraha, fohra (ahd. für Föhre, Kiefer) mit angehängtem Kollektivsuffix –ahi ist, und demnach Föhrenwald bedeutet. Das Bestimmungswort ist Peier, wohl der Personenname des Grundstückbesitzers. Erst 1123 wurde der Ort erstmals als „Baieresdorf“ erwähnt.[9]

1353 wurden „Beyrstorf“ die Stadtrechte verliehen. Das ehemalige, unter Albrecht Alcibiades im 16. Jahrhundert zu Neustadt an der Aisch[10] gehörige, Obervogtamt des 1792 preußisch gewordenen Fürstentums Bayreuth lag ab 1500 im Fränkischen Reichskreis. Es fiel im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich und kam 1810 zum Königreich Bayern.

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Erlangen. Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde der Steuerdistrikt Baiersdorf gebildet, zu dem Baiersdorfermühle, Bubenreuth und Wellerstadt gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstanden drei Ruralgemeinden:

  • Baiersdorf mit Baiersdorfermühle,
  • Bubenreuth,
  • Wellerstadt.[11]

Die Gemeinde Baiersdorf war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in Finanzamt Erlangen umbenannt). Ab 1862 gehörte Baiersdorf zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Gebietsfläche von 6,746 km².[12]

Der 1835 bis 1846 erbaute Ludwig-Donau-Main-Kanal führte östlich an Baiersdorf vorbei und es gab dort eine Ladestelle (Anlände) für den Güterumschlag. Diese diente hauptsächlich für den Export von Agrarerzeugnissen und dem Import von Kohle und Baustoffen. 1950 wurde der Ludwigskanal wieder aufgelassen und die ehemalige Anlände, die dank ihres Bahnanschlusses an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn bereits 1844 einen trimodalen Güterumschlag Schiff/Schiene/Straße bot, ist heute mit der A 73 überbaut. Nur der Kilometerstein 140, der transloziert wurde, erinnert heute noch an die dort ehemals vorhandenen Anlagen des Ludwigskanales.

Baiersdorf hat einen großen Anteil am europäischen Meerrettich-Anbau; es gibt dort zwei weitbekannte Firmen, die Meerrettich-Produkte herstellen und vertreiben. Markgraf Johann der Alchemist (1406–1464) ließ zum ersten Mal in Baiersdorf Meerrettich pflanzen als Beginn des Anbaus in Mittel- und Oberfranken. Das Spezialunternehmen Schamel wurde 1846 in Baiersdorf gegründet und ist der älteste Meerrettichbetrieb der Welt. Auch die Wurzeln des in Baiersdorf ansässigen Unternehmens KOCHs im Meerrettichhandel reichen über hundert Jahre zurück.

20. und 21. Jahrhundert

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Der Gemeindeteil Hagenau gehörte bis zur Gemeindegebietsreform 1978 zur Nachbargemeinde Poxdorf. Die Siedlung war 1939 entstanden. Zunächst wurden ein Luftwaffenlager eingerichtet, dann eine Barackensiedlung gebaut, in der französische Kriegsgefangene, nach 1945 Vertriebene aus dem Sudetenland einquartiert wurden. Ab 1946 wurde die Siedlung Hagenau gebaut. Vom 1. bis zum 3. September 2006 fand die 60-Jahr-Feier statt.

Am Abend des 21. Juli 2007 wurde das Gemeindegebiet nach ungewöhnlich starken Regenfällen überschwemmt. Rund tausend Häuser standen unter Wasser, die Bundesautobahn 73 musste für den Verkehr gesperrt werden. Der Schaden wurde auf etwa 100 Millionen Euro[13] geschätzt.

Jahr Baiersdorf mit den Stadtteilen Wellerstadt, Igelsdorf und Hagenau
1007 Erste urkundliche Erwähnung Wellerstadts in der Schenkungsurkunde von König Heinrich II.
1062 Erste urkundliche Erwähnung von Baiersdorf in der Schenkungsurkunde von König Heinrich IV.
1133 Erstmalige Erwähnung der Baiersdorfer Sankt-Nikolaus-Kirche
1158 Nürnberger Burggrafen erhalten das Schirm- und Schutzrecht über Baiersdorf
1348 Erste urkundliche Erwähnung von Igelsdorf im Bamberger Urbar (Güterverzeichnis der Bischöfe)
1353 König Karl IV. erlässt das Recht, Baiersdorf zu einer Stadt auszubauen
1368 Erstmalige Erwähnung einer „Veste Bayersdorf“, welche später auch Scharfeneck genannt wird
1473 Erste Nennung einer jüdischen Gemeinde in Baiersdorf
1474 Großer Stadtbrand. Von der Kirche blieb nur der Turm und das Sakrament übrig.
1525 Thomas Beck – ehemaliger Mönch – wird als erster evangelischer Geistlicher vom Stadtrat eingesetzt.
1528 Baiersdorf wird evangelisch und 1558 Sitz des Dekanats.
1602 Die Pest tritt auf – durch einen Bettler eingeschleppt.
1611 Baiersdorf wird Sitz des Oberrabbinats.
1632 Fünfte Zerstörung von Baiersdorf mit dem neu gebauten Schloss durch die Bamberger
1698 Baiersdorf wird zum Oberamt erhoben.
1711 Bau einer Synagoge in der Judengasse[14]
1774 Weihe der Kapelle am Johannisfriedhof
1791 Baiersdorf wird preußisch.
1810 Anschluss an das Königreich Bayern. Außerdem werden Ämter nach Erlangen abgezogen.
1812 Das Justizamt und damit die letzte überörtliche Verwaltungsbehörde wird abgezogen.
1814 Baiersdorf verliert den Sitz des Dekanats.
1819 Baiersdorf verliert den Sitz des Oberrabbinats.
1892 Abbruch der Schlossruine Scharfeneck
1905 Einweihung des Kindergartens in der Seligmannstraße
1911 Errichtung der Jahnturnhalle
1925 Bau der ersten katholischen Kirche Sankt Josef seit der Reformation
1938 Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht
1946 Hagenau wird von den eintreffenden Heimatvertriebenen gegründet
1965 Bau der zweiten katholischen Kirche
1969 Bau der Industriestraße zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben
1972 Im neuen Baugebiet In der Point entstehen die ersten Wohnhäuser.
1983 Einweihung der neuen Hauptschule und der dazugehörigen Mehrzweckhalle. Im Stadtteil Hagenau wird das Pfarrzentrum Sankt Marien eingeweiht.
1998 Beginn der Ausweisung des Baugebietes In der Hut (heute ca. 1000 Einwohner)
2007 In der Nacht vom 21. auf den 22. Juli wird Baiersdorf von einer riesigen Flut heimgesucht. Im gesamten Stadtgebiet entstehen enorme Schäden in Millionenhöhe
2008 Einweihung der neu errichteten Stadtsporthalle
2010 In Baiersdorf leben 7800 Menschen. 2000 Personen sind in der Stadt beschäftigt und rund 600 Unternehmen und Gewerbetreibende ansässig.
2011 Fertigstellung der Sanierungsmaßnahmen nach der Flutkatastrophe
2012 Baiersdorf feiert 950 Jahre Baiersdorf – Erste urkundliche Erwähnung

Eingemeindungen

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Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. April 1971 die Gemeinde Wellerstadt eingegliedert.[15] Ebenso wurden der Ort Igelsdorf der Nachbargemeinde Langensendelbach (Landkreis Forchheim) mit damals mehr als 600 Einwohnern und der Ort Hagenau der Gemeinde Poxdorf (ebenfalls Landkreis Forchheim) mit etwa 600 Einwohnern eingegliedert.[16]

Einwohnerentwicklung

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Gemeinde Baiersdorf

Jahr 1987 2008 2010 2015 2016 2017
Einwohner 6073 7222 7208 7489 7560 7728
Häuser[17] 1571 2156 2182 2190
Quelle [18] [19] [19] [19] [19] [19]

Ort Baiersdorf mit Baiersdorfermühle (= Gemeinde Baiersdorf bis 1971)

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939
Einwohner 1408 1537 1562 1570 1557 1332 1271 1293 1411 1410 1264 1255 1308 1361 1393 1348 1400 1449 1501
Häuser[17] 337 198 207 223 202 211 267
Quelle [20] [21] [22] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [22] [30] [22] [31] [22] [32] [22] [22]
Jahr 1946 1950 1952 1961 1970 1987
Einwohner 2202 2388 2721 3010 2863 2949
Häuser[17] 314 507 745
Quelle [22] [33] [22] [12] [34] [18]

Der Stadtrat besteht in der Wahlperiode 2020 bis 2026 aus 20 Mitgliedern und dem getrennt gewählten Ersten Bürgermeister.

Die Kommunalwahl am 15. März 2020 führte zu folgendem Ergebnis:[35]

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
CSU 29,3 % 6
Grüne 23,6 % 5
SPD 18,8 % 4
Freie Wähler 14,6 % 3
FDP 04,2 % 1
Junge Liste 07,3 % 1
Wählergemeinschaft für Familien in Baiersdorf (WGFB) 02,2 % 0
Wahlbeteiligung: 60,5 %

Erste Bürgermeisterin ist Eva Ehrhardt-Odörfer (SPD). Sie wurde bei der Bürgermeisterwahl im März 2022 mit 51,9 Prozent der Stimmen gewählt, nachdem ihr Vorgänger Andreas Galster (CSU) das Amt aufgrund der Folgen eines Verkehrsunfalls niederlegen musste.[36]

Wappen und Flagge

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Wappen
Wappen von Baiersdorf
Wappen von Baiersdorf
Blasonierung:Gespalten; vorne geviert von Silber und Schwarz; hinten auf grünem Boden stehend ein grün gekleideter Geleitsmann mit schwarzem Gürtel, Hut und schwarzen Stiefeln, der in ein goldenes Horn bläst und in der Linken einen goldenen Spieß hält.“[37]
Wappenbegründung: Aus dem Jahr 1458 ist der Abdruck eines Siegels überliefert, das wohl im späten 14. Jahrhundert entstanden ist. Das Wappenbild hat sich bis heute nicht geändert. Die Vierung von Silber und Schwarz weist auf die damaligen Ortsherren, die Burggrafen von Nürnberg. Die Figur des Mannes änderte sich im Lauf der Jahre, sie wechselt vom wilden Mann zum Postboten, Wächter, Hirten oder Jäger. Vermutlich stellt sie einen Geleitsmann dar.
Flagge

Die Gemeindeflagge ist weiß-schwarz.[38]

Städtepartnerschaften

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Aufgrund der günstigen Lage an A 73 und der Bahn hat Baiersdorf eine gute Verkehrsanbindung, die ein bedeutender Standortfaktor für Industrie und Handel ist.

Zwei Industriegebiete, der rund 15.000 Quadratmeter große Gewerbehof Heinlein im Süden der Stadt und der im Nordosten gelegene Gewerbepark, bilden das Rückgrat des örtlichen Gewerbes. Dort stellt das 1846 gegründete Unternehmen Schamel Meerrettichprodukte her. Daneben haben sich moderne Handelsunternehmen unterschiedlicher Branchen angesiedelt. 1991 ließ sich die Brodos AG im Gewerbehof Heinlein nieder. Mit rund 200 Vollzeitbeschäftigten ist dieser Mobiltelefongroßhandel und IT-Dienstleister größter Arbeitgeber am Ort. Deutschlandweit gehört Brodos zu den drei größten Distributoren von Telekommunikationsartikeln und erzielten zeitweise einen Umsatz von über 200 Millionen Euro.

Im Bereich Musikinstrumentenbau sind mit Höfner und Hanika zwei Traditionsunternehmen vor Ort vertreten.

Kultur, Konfessionen und Sehenswürdigkeiten

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Konfessionsstatistik

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Gemäß dem Zensus 2011 waren 37,3 % der Einwohner evangelisch, 36,8 % römisch-katholisch und 25,9 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[39] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Die Einwohner gehörten (mit Stand Januar 2022) mit 29 % der evangelischen Kirche an, 31 % der Einwohner waren katholisch und 40 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[40]

Bodendenkmäler

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Regelmäßige Veranstaltungen

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Die Baiersdorfer Kirchweih am Johanniswochenende im Juni und die Wellerstädter Kirchweih (Kerwa) am zweiten Augustwochenende haben eine lange Tradition.

Am Faschingssonntag ziehen die sogenannten Fasalecken durch Baiersdorf und treiben einen der ihren, der von Kopf bis Fuß in Stroh gepackt ist und den personifizierten Winter darstellt, am 11. Februar ab 14:15 Uhr durch die Straßen. Der „Winter“ wird dabei ausgepeitscht, ebenso jeder der sich den Fasalecken in den Weg stellt. Nach dem Umzug wird dem „Bären“ das Stroh über die Ohren gezogen und auf dem Festplatz erfolgt ein „Feuersprung“.[43] Das ist ein alter Brauch des Winteraustreibens, der aber nichts mit Fasching/Fastnacht zu tun hat.

Nur in Baiersdorf wird Meerrettich, im Fränkischen Kren genannt, im großen Stil angebaut und verarbeitet.[44] Seit dem Jahr 2006 findet am dritten Sonntag im September in der Stadtmitte der Baiersdorfer Krenmarkt mit bis zu 10.000 Besuchern statt. Alle zwei Jahre wird in Baiersdorf die bayerische Meerrettichkönigin in ihr Amt eingeführt.

Die zusammenliegenden ehemaligen Baggerseen von Baiersdorf

Rund 1 km nordwestlich vom Rathaus entfernt liegen die Baiersdorfer Baggerseen. Sie bestehen aus zwei aneinandergrenzenden Seen, dem nördlichen Ausee und dem südlichen Angersee. Bei letzterem handelt es sich um einen Anglersee; Baden ist dort verboten. Auch der größere Ausee – rund 300 m lang und 150 m breit, bis zu 10 m tief – ist offiziell nicht als Badesee ausgewiesen. Es gibt keine Badeaufsicht; Baden wird nur als Gemeingebrauch von Gewässern geduldet. Im nordwestlichen Uferbereich ist FKK möglich. Der See wird über einen unterirdischen Zufluss gespeist; der Abfluss erfolgt nach Norden. Trotz der relativen Tiefe und der Quelle gab es 2020 bei sehr hohem Badebesuch eine so starke Ausbreitung von Cyanobakterien (Blaualgen), dass das Ordnungsamt der Stadt Baiersdorf vom Baden dringend abriet.[45]

Die Staatsstraße 2244 verläuft über Wellerstadt zur Anschlussstelle 29 der Bundesautobahn 73 und weiter nach Forchheim (6,5 km nördlich) bzw. zur Anschlussstelle 30 der A 73 und weiter nach Bubenreuth (4 km südwestlich). Die Kreisstraße ERH 5/FO 7 verläuft an Hagenau vorbei nach Poxdorf (2,75 km nordöstlich) bzw. nach Röttenbach (8 km westlich).[3]

Baiersdorf liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg. Hier halten Züge der S-Bahn Nürnberg (Linie S1 Bamberg–Neumarkt). Am 4. Mai 2014 erhielt der S-Bahn-Triebwagen 442 222 am Bahnhof Baiersdorf den Namen der Stadt.[46]

Persönlichkeiten

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  • Heinrich Arnold Stockfleth (1643–1708), lutherischer Geistlicher und Dichter, Pfarrer in Baiersdorf
  • Johann Daniel Albrecht Hoeck (1763–1839), Kameralist und Statistiker
  • Johann Georg Krafft (1740–1772), evangelischer Theologe und Professor an der Universität Erlangen
  • Johann Lorenz Buchner (1775–1852), Gründer des Schulbuchverlages C.C. Buchner, geboren in Baiersdorf
  • Hirsch Aub (1796–1875), Rabbiner in München, geboren in Baiersdorf
  • Marx Hayum Seligsberg (1799–1877), Rabbiner und Autor, geboren in Baiersdorf
  • Joseph Aub (1804–1880), Rabbiner in Bayreuth, Mainz und Berlin, geboren in Baiersdorf
  • Julius Heinrich Dessauer (1804–1872), jüdischer Religionslehrer und Autor, tätig in Baiersdorf von 1829 bis 1853
  • Abraham Merzbacher (1812–1885), jüdischer Münzhändler, Bankier und Mäzen, geboren in Baiersdorf
  • Joseph Seligman (1819–1880), amerikanischer jüdischer Bankier, geboren in Baiersdorf
  • Ludwig Gerngroß (1839–1916), ab 1902 Ritter von Gerngroß, deutscher Kaufmann und Mäzen, geboren in Baiersdorf
  • Carl Neudel (1842–1897), Komponist und Königlich bayerischer Kapellmeister (Bayerisches Infanterie-Regiment Nr. 3, Augsburg 1872–1897)
  • Gottfried Merzbacher (1843–1926), Geograph, Alpinist und Forschungsreisender, in Baiersdorf geboren, die Merzbacherstraße erinnert an ihn
  • Siegfried Lichtenstaedter (1865–1942), Verwaltungsjurist und Publizist zu Fragen des Judentums
  • Paul Gossen (1872–1942), Unternehmer, Gründer der Paul Gossen Co. K.-G. 1919 in Baiersdorf, später nach Erlangen verlegt
  • Julius Schmidt (1872–1933), Chemiker und Hochschullehrer
  • Hermann Ewinger (1887–nach 1925), Verwaltungsjurist und Staatskommissar für Südbayern
  • Stefan Schwarzmann (* 1965), Musiker, in Baiersdorf aufgewachsen, als Schlagzeuger von Bands wie Running Wild, U.D.O., Accept oder Helloween Bekanntheit erlangt
  • Thomas Stöhr (* 1976), Geigenbaumeister spezialisiert auf Cellobau, fertigt hochwertige Celli in Handarbeit für nationale und internationale Orchester und Solisten. Gewann 2004 und 2012 den Deutschen Musikinstrumentenpreis in der Kategorie Cello.
  • Stefan Maderer (* 1996), Fußballspieler
Commons: Baiersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Baiersdorf – Reiseführer
  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 21. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: bâi̯ɒšdǫv.
  3. a b Topographische Karte 1:50.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 8. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. Gemeinde Baiersdorf in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 28. September 2019.
  5. Gemeinde Baiersdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 29. November 2021.
  6. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 7. Mai 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
  7. Gemarkung Baiersdorf (092755). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 15. Oktober 2024.
  8. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 15. Oktober 2024.
  9. W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 33.
  10. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 107 (Erstausgabe: 1950).
  11. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 31–32 (Digitalisat).
  12. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 771 (Digitalisat).
  13. 100 Millionen Euro Schaden in einem Dorf. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 2007, abgerufen am 12. Dezember 2010.
  14. Im Jahr 1609 betrug mit 350 Personen der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung Baiersdorfs ein Drittel somit mehr als in anderen Gemeinden der Landeshauptmannschaft Neustadt. Vgl. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 171 f. (Erstausgabe: 1950).
  15. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 458.
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 684 und 685 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  17. a b c Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 2017 als Wohngebäude.
  18. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 334 (Digitalisat).
  19. a b c d e LfStat: Baiersdorf: Amtliche Statistik. (PDF) In: statistik.bayern.de. S. 6 und 12, abgerufen am 6. November 2019.
  20. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 7 (Digitalisat).
  21. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 87 (Digitalisat). Laut dem Historischen Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 1542 Einwohner.
  22. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 170, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  23. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1015, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  24. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 159 (Digitalisat).
  25. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  26. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 62 (Digitalisat).
  27. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 179 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1111 (Digitalisat).
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  41. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 118
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