Böhme (Fluss)
Böhme | ||
Böhme bei Hollige | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 4894 | |
Lage | Landkreis Heidekreis, Niedersachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Aller → Weser → Nordsee | |
Quelle | im Pietzmoor südlich von Schneverdingen 53° 5′ 51″ N, 9° 50′ 10″ O | |
Quellhöhe | 81 m ü. NHN | |
Mündung | zwischen Ahlden und Rethem in die AllerKoordinaten: 52° 46′ 35″ N, 9° 28′ 3″ O 52° 46′ 35″ N, 9° 28′ 3″ O | |
Mündungshöhe | 18 m ü. NHN | |
Höhenunterschied | 63 m | |
Sohlgefälle | 0,89 ‰ | |
Länge | 71 km | |
Einzugsgebiet | 611 km²[1] od. 562,09 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Brock[3] AEo: 285 km² Lage: 32,5 km oberhalb der Mündung |
NNQ (28.06.1989) MNQ 1961–1989 MQ 1961–1989 Mq 1961–1989 MHQ 1961–1989 HHQ (16.01.1968) |
952 l/s 1,6 m³/s 3,34 m³/s 11,7 l/(s km²) 20,2 m³/s 46,7 m³/s |
Abfluss[4] an der Mündung AEo: 611 km² |
MQ Mq |
6,4 m³/s 10,5 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Haesbeck, Große Aue, Kleine Aue, Beck, Wenser Bach, Röhnbach, Forellenbach, Fischendorfer Bach, Steinbach, Bullengraben, Oerbker Bach, Riethbach, Steinförthsbach, Umgehungsgerinne Plötz-Mühle, Ihsingsbach, Böhmekanal, Umgehungsgerinne Böhme-Wehr Böhme | |
Rechte Nebenflüsse | Lohreith, Rönnebeck, Nordbach, Steertbeck, Soltau, Hambrockbach, Wehrumfluter Bömme, Jette, Menge, Engelbach, Bomlitz, Warnau, Rieselbach, Walsroder Mühlengraben, Fulde, Benzer B-Graben, Riethgraben, Jordanbach | |
Mittelstädte | Soltau, Walsrode | |
Kleinstädte | Bad Fallingbostel | |
Gemeinden | Böhme | |
Böhme |
Die Böhme ist der wasserreichste und längste rechte Nebenfluss der Aller. Auf einer Länge von 71 Kilometern durchzieht er in zumeist südwestlicher Richtung den Landkreis Heidekreis, Niedersachsen (Deutschland).
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelalter wurde der Fluss als bomen oder bomene bezeichnet. Der Name leitet sich von altsächsisch *Budmina ab, einer -ina-Ableitung von germanisch *budma- für 'Boden'.[5]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Böhme entspringt am Südwestrand des Naturparks Lüneburger Heide im Pietzmoor. Sie verlässt ihr Quellgebiet südwestlich der Stadt Schneverdingen in Richtung Süden und durchquert nach etwa 15 Kilometern die Stadt Soltau. Später verläuft sie in geringer Entfernung entlang der Nordwestgrenze des Truppenübungsplatzes Bergen-Hohne und quert die Ortskerne von Dorfmark und Bad Fallingbostel. Oberhalb von Walsrode bildet sie, nordwestlich ausholend, das Böhmeknie und erreicht schließlich nach gestreckt südwestlichem Verlauf wenig unterhalb der kleinen Gemeinde Böhme (zwischen Ahlden und Rethem) die Aller.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Böhme ist der westlichste der größeren Flüsse der Südheide. Anders als diese ist sie jedoch im Mittellauf, dem Böhmeknie zwischen Dorfmark und Walsrode, durch ein relativ enges Tal gekennzeichnet, dessen Besonderheit die 40 m hohen Steilufer der Fallingbosteler Lieth sind. Die darum schon Ende des 19. Jahrhunderts beginnende touristische Wertschätzung des Tals spiegelt sich in lokalen Bezeichnungen wie „Honerdinger Schweiz“ (durch Sandabbau unkenntlich geworden) und „Böhmeschlucht“. Sie gründete sich anfangs auch auf die landschaftliche Einheit mit der kleingebirgshaften Falkenberg-Endmoräne mit den Großsteingräbern der Sieben Steinhäuser und der ehemaligen Erholungsanlage Achterberg, heute im Truppenübungsplatz Bergen-Hohne. Gegenwärtig dominiert neben dem Kurbetrieb in Bad Fallingbostel der Ausflugsverkehr, besonders zum Vogelpark Walsrode und zum Lönsgrab bei Walsrode, der größten Stadt des Böhmetals.
Dieses auch Heidmark genannte Gebiet ist von lokal erhöhter Bevölkerungsdichte, zum einen wegen fruchtbarerer Böden der dortigen Lehmheiden, im Wesentlichen aber Folge der frühen Industrialisierung in Bomlitz (am gleichnamigen Nebenfluss der Böhme).
Der obere Talabschnitt ist weiträumig und für die südliche Lüneburger Heide typischer. Hier entspringt die Böhme aus mehreren früheren Torfkuhlen im wiedervernässten Pietzmoor bei Schneverdingen. Der Hauptort des Oberlaufs ist der Straßen- und Bahnknoten Soltau, eine Stadt von ähnlicher Zentralität wie Walsrode und touristisch bekannt durch den Heide-Park nördlich der Stadt.
Unterhalb von Walsrode weitet sich das Tal unvermittelt zum Aller-Urstromtal mit einer waldreichen schwemmfächerartigen Talsandebene auf.
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Quellgebiet der Böhme im Pietzmoor
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Die Böhme kurz vor der Mündung in die Aller
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Das mittlere Böhmetal (oberhalb von Bad Fallingbostel)
Hydrologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Böhme hat wie viele Heideflüsse einen sehr ausgeglichenen Jahresgang des Abflusses. Die saisonal deutlich stärker schwankende Grundwasserneubildungsrate (wesentlich bestimmt durch das Verhältnis von Niederschlag und Verdunstung) wird durch das hohe Speichervolumen der saalezeitlichen glazialen und fluvioglazialen Sedimente ausgeglichen, aus denen die Hügel und Plateaus beiderseits des Böhmetals bestehen.
Mittlere Monatsabflüssel (in m³/s) am Pegel Brock
(Höhe: 39,4 m, Einzugsgebiet: 285 km², auf Basis der Werte von 1961 bis 1989)
Nebenflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diagramm der größten Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zustand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wasser hat fast durchgehend die Güteklasse II: mäßig belastet. Lediglich einige kurze Abschnitte im Bereich von Soltau und von Walsrode weisen die Güteklasse II–III: kritisch belastet auf.[7][8]
Ortschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Ortschaften an der Böhme gehören:
Der Fluss sollte Namensgeber einer Stadt Böhmetal werden, die – nach gescheiterter Planung – 2011 durch Städtefusion der drei damaligen Kommunen Bomlitz, Bad Fallingbostel und Walsrode gebildet werden sollte.
Wirtschaft und Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung des Böhmetals wird wesentlich durch die Verkehrsgunst nahe dem BAB-Dreieck Walsrode im Schnittpunkt der Einzugsgebiete von Bremen, Hamburg und Hannover bestimmt (Logistik-Unternehmen, Ausflugsverkehr) und weiterhin durch die Industrie, vorwiegend in Bomlitz (Industriepark Walsrode, Dow Wolff Cellulosics, Wipak) und Bad Fallingbostel (Hauptwerk von Mondelēz International in Europa).
Dem Lauf der Böhme folgen in meist geringem Abstand die A7, die B209 und bereits seit 1890 die Heidebahn. Querende Bahnlinien geringerer Bedeutung sind die sogenannte Amerikalinie und die Bahnstrecke Bomlitz–Walsrode.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Heimatdichter Hermann Löns schreibt über die Böhme:
„Wunderbar schön ist es hier zur Maienzeit, wenn die gelben Lilien an den Uferbuchten der Böhme blühen und die gelben Bergbachstelzen über die Flut hinwegfliegen, und sommertags wenn die Böhme den Kranz von Vergißmeinnicht trägt [...] die Straßengräben in allen Blumenfarben prangen und die Gartenammer aus der hohen Hängebirke ihr kleines wehmütiges Liedchen singt; dann lernt man verstehen was Haidhunger ist, [...]“
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karte der Böhme, auf openstreetmap.org
- Infos für Kanuten
- Landschaftssteckbrief des Bundesamtes für Naturschutz
- Befahrungsregeln für die Böhme, veröffentlicht vom DKV (PDF)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Horst Behrendt et al.: Quantifizierung der Nährstoffeinträge in die Oberflächengewässer Deutschlands auf der Grundlage eines harmonisierten Vorgehens; PDF-Datei; 14,26 MB (Forschungsbericht 299 222 285 des Umweltbundesamtes), Berlin 2003 ISSN 0722-186X; Tab. 2.4 (einschl. Korrekturfaktor für Ortslage Böhme)
- ↑ Umwelt Niedersachsen – Flächenverzeichnis Weser
- ↑ Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 1998
- ↑ Abflusswert des Pegels Brock, vermehrt um den Abfluss des Resteinzugsgebietes (326 km²); dessen Gebietsabfluss von 9,4 l/s.km²ist gemittelt aus den Werten der umgebenden Pegel Brock (Böhme; 11,7), Worth (Wiedau; 10,5), Lehringen (Lehrde; 10,1) und Feuerschützenbostel (Örtze; 8,1), wobei unterirdische Wasserverluste aus dem Einzugsgebiet zur Wümme hin berücksichtigt sind
- ↑ Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 66, „Böhme“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
- ↑ Aus: Richard Linde: Die Lüneburger Heide, 6. Aufl. 1921
- ↑ Informationen zur Gewässergüte der nördlichen Böhme ( des vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Informationen zur Gewässergüte der südlichen Böhme ( des vom 6. September 2012 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.