Angriff auf Cassinga

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Angriff auf Cassinga
Teil von: Operation Reindeer › Namibischer Befreiungskampf
Datum 4. Mai 1978
Ort Cassinga 15° 7′ 3″ S, 16° 5′ 11″ OKoordinaten: 15° 7′ 3″ S, 16° 5′ 11″ O
Ausgang Teilsieg Südafrikas
Folgen Teilsieg Südafrika; politischer und internationaler Sympathieerfolg der SWAPO
Konfliktparteien

Sudafrika 1961 Südafrika

PLAN
Kuba Kuba

Befehlshaber

Constand Viljoen
Ian Gleeson

Dimo Hamaambo

Truppenstärke

370

SWAPO: 300–600
Kuba: 144–400

Verluste

3

SWAPO: 159
Kuba: 150

465 Zivilisten
Lage von Cassinga in Angola
Darstellung des Cassinga-Massakers im namibischen Unabhängigkeits-Gedenkmuseum.

Der Angriff auf Cassinga am 4. Mai 1978 auf ein Lager der SWAPO bei Cassinga im südlichen Angola durch südafrikanische Streitkräfte (SADF), bei dem etwa 600 Menschen ums Leben kamen, war ein Ereignis im namibischen Befreiungskampf.

Schlacht oder Massaker

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Der Angriff fand im Rahmen der Operation Reindeer am 4. Mai 1978 statt. Im Verlauf des Angriffs wurde der Stützpunkt zunächst aus der Luft bombardiert. Daraufhin wurden schwerbewaffnete Fallschirmjäger abgesetzt. Das Cassinga-Massaker war der erste Großangriff der südafrikanischen Streitkräfte auf eine Einrichtung der SWAPO.

Der Angriff wird in Namibia als Cassinga-Massaker[1] bezeichnet. Einige Anhänger und Sympathisanten des früheren Apartheidregimes Südafrikas bezeichnen das Ereignis heute noch als Schlacht um Cassinga, was eine militärische Konfrontation zwischen ebenbürtigen Gegnern suggeriert und von der Tatsache ablenken soll, dass hier überwiegend unbewaffnete Zivilisten zu Tode gekommen sind.

Die SWAPO, welche heute die Regierung Namibias stellt, führte zur Zeit des Angriffes einen bereits seit vielen Jahren andauernden Befreiungskampf gegen die illegale südafrikanische Besatzungsmacht, welcher die Unabhängigkeit Namibias von Südafrika sowie ein Ende der Apartheid im besetzten Südwestafrika (heutiges Namibia) zum Ziel hatte.[2] Dabei operierte die SWAPO von benachbarten angolanischem Gebiet aus, wo sich viele Anhänger im Exil befanden, z. B. in dem kleinen Ort Cassinga. Auf angolanischem Hoheitsgebiet kooperierte der bewaffnete Arm der SWAPO zeitweise mit dort stationierten befreundeten angolanischen und kubanischen Truppen, letztere befanden sich als Verbündete der angolanischen Regierung m Land und stärkten die Verteidigungskapazität gegen Angriffe der hochgerüsteten Apartheidsarmee Südafrikas. Aspekte dieser militärischen Auseinandersetzung müssen im Kontext des Ost-West-Konflikts verstanden werden. Diese militärischen Auseinandersetzungen hielten bis 1990s an, als die Unabhängigkeit Namibias und das Ende der Apartheid erreicht wurden.[3]

Sichtweisen zur Legitimität des Angriffs und Kriegsverbrechen

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Die damaligen Verantwortlichen der apartheidsüdafrikanischen Armee behaupteten das SWAPO-Camp bei Cassinga wäre ein legitimes Ziel, da es sich ihrer Auffassung nach um ein militärisches Trainingslager handelte. Die SWAPO und unabhängige internationale Beobachter hingegen, bewerteten die Liegenschaft als ein primär zur Beherbergung von geflüchteten Zivilisten genutzte Einrichtung. Nach dem Angriff auf Cassinga beschuldigte die SWAPO Südafrika der „kaltblütigen Ermordung von unschuldigen und unbewaffneten Zivilisten“. Vier Tage nach dem Angriff, am 8. Mai 1978, trafen die ersten internationalen Journalisten in Cassinga ein. Dort fanden sie zwei Massengräber vor, in welchen sich u. a. die Leichen von 122 Kindern befanden. Außerdem wurden neben den Kinderleichen weitere 582 Tote, darunter augenscheinlich viele Zivilisten, gezählt. Die SWAPO gab des Weiteren an, dass Verletzte, welche im Verlauf des Angriffs nicht rechtzeitig entkommen konnten, von südafrikanischen Fallschirmjägern systematisch zusammengetrieben und erschossen wurden. Einige der Angreifer gestanden später, dass ihnen befohlen wurde, verwundete Überlebende des Angriffes systematisch zu ermorden, was nach Internationalem Recht ein Kriegsverbrechen darstellt.[4]

Militärisch betrachtete das apartheidsüdafrikanische Militär den Angriff auf Cassinga als Erfolg. Politisch gesehen aber stellte diese Operation Südafrika weiter ins Abseits der Völkergemeinschaft, Südafrika sah sich nach dem Angriff starker internationaler Kritik ausgesetzt. Die SWAPO konnte dahingegen zusätzliche internationale Sympathien zur Fortsetzung des Befreiungskampfes gewinnen. Die DDR, welche sich im Kontext des Ost-West-Konflikts und im Ringen um internationale Anerkennung um gute Beziehungen zu den oftmals sozialistisch orientierten Befreiungsbewegungen Afrikas bemühte, stellte schwer verletzten Überlebenden, welche eigens dafür in die DDR geflogen wurden, eine kostenlose medizinische Versorgung bereit. Außerdem wurden in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen, u. a. in Staßfurt und in Bellin, größere Gruppen von Kindern aus Cassinga und anderen SWAPO-Flüchtlingscamps über mehrere Jahre lang versorgt und betreut, wobei sie auch eine Schulbildung nach dem DDR-Curriculum erhielten.[5][6]

Seit der Unabhängigkeit von Namibia im Jahr 1990 ist der 4. Mai ein nationaler Feiertag: Am Cassinga-Tag wird alljährlich den Opfern des Angriffs gedacht. Eine Ausstellung im Unabhängigkeits-Gedenkmuseum in der Hauptstadt Windhoek erinnert an das Massaker.

Einzelnachweise

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  1. REMEMBERING THE CASSINGA MASSACRE. NSHR, 17. Mai 2010 (Memento vom 3. Juni 2012 im Internet Archive) abgerufen am 10. Mai 2012
  2. Hellmuth Vensky: Aus Deutsch-Südwestafrika wird Namibia. In: Zeit Online. 6. Februar 2012, abgerufen am 12. April 2023.
  3. Bundeszentrale für politische Bildung: Namibia feiert seine Unabhängigkeit. Abgerufen am 13. April 2023.
  4. Vilho Amukwaya Shigwedha: Enduring suffering: the Cassinga Massacre of Namibian exiles in 1978 and the conflicts between survivors' memories. 2011 (uwc.ac.za [abgerufen am 13. April 2023] University of the Western Cape).
  5. CLAUS BLUMSTENGEL: Aus Namibia in die DDR: Staßfurts vergessene Kinder. Abgerufen am 13. April 2023.
  6. Rüchel, Uta. „Zwischen Paternalismus und Solidarität. Das SWAPO-Kinderheim in Bellin.“ Fremde und Fremd-Sein in der DDR. Zu historischen Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland. Metropol, 2003. 251–269.