Exulantenstadt

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Exulantenstädte, gelegentlich auch Exilantenstädte genannt, sind Gründungen durch und/oder für Exulanten (Glaubensflüchtlinge) infolge der Reformation und der Konfessionalisierung in der frühen Neuzeit. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gab es mehrere Gründungswellen. Neben der Anlage von Neustädten als Stadterweiterungen bei bestehenden Siedlungen gab es auch völlige Neusiedlungen.

Der Hintergrund war die Flucht von protestantischen Bevölkerungsgruppen nach der Durchsetzung der Gegenreformation in Territorien katholischer Herrscher. Anhänger der Böhmischen Brüder etwa ließen sich in Teilen Schlesiens und Polens nieder. Protestanten aus Flandern flohen häufig in das Gebiet des Niederrheins und nach Norddeutschland. Französische Hugenotten kamen über das Rheinland bis nach Mitteldeutschland.

Die Exulantenstädte im engeren Sinn entstanden ausschließlich auf dem Territorium protestantischer Fürsten. Sie wurden häufig als Idealstädte nach einem festen Plan gegründet und ihre Bewohner mit besonderen Privilegien versehen.[1] Benannt wurden die neuen Städte häufig nach dem Fürsten, der ihre Gründung förderte. Karlshafen zum Beispiel wurde nach Landgraf Karl benannt. Andere Stadtnamen spiegelten die Freude über die sichere Zuflucht wider, so in Glückstadt und Freudenstadt.

In einigen Exulantensiedlungen wurden auch spezielle Exulantenkirchen errichtet.

Ein Beispiel für eine Exulantenstadt ist Karlshafen. Die Stadt wurde 1699 für aus Frankreich geflohene Hugenotten gegründet. In derselben Zeit wurde Neu-Isenburg gegründet. Glückstadt wurde seit 1616 als Exulanten-, Hafen- und Festungsstadt errichtet. Eine weitere derartige Stadt ist Freudenstadt. Diese entstand 1599 als Zufluchtsort für protestantische Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark und Kärnten. 1654 genehmigte Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen die Gründung von Johanngeorgenstadt – unmittelbar an der sächsischen Grenze im Amt Schwarzenberg – durch böhmische Exulanten, die aus der Bergstadt Platten und Umgebung vertrieben worden waren. Er bestimmte, dass die neue Stadt seinen Namen tragen sollte. Auch die kleine kursächsische Stadt Neu-Salza, heute Neusalza-Spremberg, gehört dazu, die sich unter dem Grundherrn Christoph Friedrich von Salza auf seinem Besitztum Spremberg seit ihrer Gründung 1670 als Exulantenstadt für protestantische Glaubensflüchtlinge aus Böhmen, Mähren, Schlesien und Ungarn etablierte.

Krefeld hat Mennoniten aus den Niederlanden neue Lebensmöglichkeiten geboten und erhielt Privilegien für die Seidenherstellung. Der Stadtgrundriss beruhte auf einem orthogonalen Raster.[2]

Weitere Beispiele sind Altona, Neu-Isenburg, Friedrichsdorf, Friedrichstadt oder die Neustadt von Hanau.

Einzelnachweise

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  1. Bernd Roeck: Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der frühen Neuzeit. München 1991, S. 9
  2. Hildegard Schötteler-von Brand: Stadtbau- und Stadtplanungsgeschichte. Stuttgart 2008, S. 70