Henryk Zygalski
15. Juli 1908 in Posen; † 30. August 1978 in Plymouth) war ein polnischer Mathematiker und Kryptologe.
(*Nach seinem Studium der Mathematik an der Universität Posen arbeitete er ab 1933 zusammen mit seinen Kollegen Marian Rejewski und Jerzy Różycki als Kryptoanalytiker in der polnischen Dechiffrierstelle, dem Biuro Szyfrów (deutsch: „Chiffrenbüro“), an der Entzifferung der Funksprüche, die die deutschen Militärs mithilfe ihrer Schlüsselmaschine Enigma verschlüsselten.
Eine spezielle Aufgabe, die bei der Entzifferung gelöst werden musste, war, die richtige Walzenlage und Walzenstellung zu erschließen, die die Deutschen jeweils zur Verschlüsselung eines Funkspruchs benutzt hatten. Hierzu leisteten besondere Lochblätter eine wertvolle Hilfe, die von Zygalski im Jahr 1938 speziell zu diesem Zweck ersonnen wurden und die nach ihm als Zygalski-Lochblätter bezeichnet werden.
Im Jahr 1939 entschloss sich die polnische Führung, angesichts der für Polen zunehmend drohenden Gefahr, die seit 1932 erfolgreich entwickelten Methodiken und Gerätschaften, mit denen es gelungen war, den von der deutschen Reichswehr und später von der Wehrmacht mithilfe der Enigma verschlüsselten Nachrichten zu entziffern, an die französischen und britischen Verbündeten weiterzugeben. Am 26. und 27. Juli 1939[1] kam es zum legendären Geheimtreffen französischer, britischer und polnischer Codeknacker im Kabaty-Wald von Pyry, knapp 20 km südlich von Warschau, bei dem sie den verblüfften Briten und Franzosen ihre Enigma-Nachbauten und ihre kryptanalytischen Maschinen, wie Zyklometer und Bomba, präsentierten und ihre Methodiken offenbarten.[1] Mit diesem Anschub konnten die britischen Codebreaker im englischen Bletchley Park mit Ausbruch des Krieges einen erneuten Angriff auf die deutsche Maschine starten, der es ihnen in der Folge ermöglichte, die verschlüsselten deutschen Funksprüche nahezu kontinuierlich zu entziffern.
Kurz darauf, im September 1939, nach dem deutschen Überfall auf Polen, musste er sein Land verlassen, floh über Rumänien und fand zunächst Asyl in Frankreich, wo er, zusammen mit vielen seiner Kollegen aus dem BS im „PC Bruno“, einer geheimen nachrichtendienstlichen Einrichtung der Alliierten in der Nähe von Paris, seine erfolgreiche kryptanalytische Arbeit gegen die Enigma fortsetzen konnte. Mit der deutschen Offensive gegen Frankreich im Juni 1940 musste er erneut vor der anrückenden Wehrmacht flüchten und fanden einen neuen Standort (Tarnname: „Cadix“) bei Uzès in der freien südlichen Zone Frankreichs.
Später ging er nach England ins Exil und blieb dort auch nach dem Krieg, wo er als Mathematiklehrer an einer Schule Arbeit fand. Kurz vor seinem Tod wurde er für seine Verdienste beim Bruch der Enigma offiziell geehrt und erhielt die Ehrendoktorwürde der Polnischen Exil-Universität. Henryk Zygalski starb am 30. August 1978 in Plymouth und wurde in London beerdigt. Ihm zu Ehren wurde am Warschauer Piłsudski-Platz eine Gedenktafel angebracht. Im Jahr 2007, zum 75-jährigen Jubiläum der ersten Entzifferung der Enigma, wurde vor dem Residenzschloss in Posen das Kryptologen-Denkmal (polnisch: Pomnik kryptologów) enthüllt, das ihm und seinen beiden Kollegen gewidmet ist.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chris Christensen: Review of IEEE Milestone Award to the Polish Cipher Bureau for ‘‘The First Breaking of Enigma Code’’. Cryptologia. Rose-Hulman Institute of Technology. Taylor & Francis, Philadelphia PA 39.2015,2, S. 178–193. ISSN 0161-1194.
- Rudolf Kippenhahn: Verschlüsselte Botschaften, Geheimschrift, Enigma und Chipkarte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999. ISBN 3-499-60807-3.
- Władysław Kozaczuk & Jerzy Straszak: Enigma – How the Poles Broke the Nazi Code. Hyppocrene Books, New York 2004. ISBN 0-7818-0941-X.
- Marian Rejewski: An Application of the Theory of Permutations in Breaking the Enigma Cipher. Applicationes Mathematicae, 16 (4), 1980, S. 543–559 PDF; 1,7 MB.
- Gordon Welchman: From Polish Bomba to British Bombe: The Birth of Ultra. Intelligence and National Security, 1986.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lebenslauf (englisch). Abgerufen: 21. April 2015
- Geheimoperation Wicher – Beschreibung des polnischen Beitrags zum Bruch der Enigma
- Erläuterung der Funktionsweise der Zygalski-Lochblätter (auf Englisch)
- Ansicht des Kryptologen-Denkmals in Posen. Abgerufen: 23. Februar 2016
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Ralph Erskine: The Poles Reveal their Secrets – Alastair Dennistons's Account of the July 1939 Meeting at Pyry. Cryptologia. Rose-Hulman Institute of Technology. Taylor & Francis, Philadelphia PA 30.2006,4, S. 294
- ↑ Marek Grajek: Monument in Memoriam of Marian Rejewski, Jerzy Różycki and Henryk Zygalski Unveiled in Poznań, Cryptologia, 32:2, 2008, S. 101–103, doi:10.1080/01611190801916634
Personendaten | |
---|---|
NAME | Zygalski, Henryk |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Mathematiker und Kryptoanalytiker |
GEBURTSDATUM | 15. Juli 1908 |
GEBURTSORT | Posen |
STERBEDATUM | 30. August 1978 |
STERBEORT | Plymouth |
- Person (Biuro Szyfrów)
- Person in Polen mit Bezug zur Enigma-Maschine
- Kryptoanalytiker in Polen
- Person im Zweiten Weltkrieg (Polen)
- Mathematischer Logiker (20. Jahrhundert)
- Emigrant zur Zeit des Nationalsozialismus
- Träger des Ordens Polonia Restituta (Großkreuz)
- Polnischer Emigrant im Vereinigten Königreich
- Polnischer Emigrant in Frankreich
- Pole
- Geboren 1908
- Gestorben 1978
- Mann