Schutzengelkirche (Eichstätt)

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Fassade

Die Schutzengelkirche ist ein katholisches Kirchengebäude in Eichstätt.

Im Zuge der Katholischen Reform berief Fürstbischof Johann Christoph von Westerstetten (1612/36) 1614 die Jesuiten nach Eichstätt und ließ ihnen – ob von dem Graubündner Baumeister Hans Alberthal oder/und von dem Jesuitenbruder Jakob Kurrer, ist umstritten – 1617/20 am Jesuitenplatz, dem heutigen Leonrodplatz, eine geräumige Wandpfeilerkirche mit Tonnengewölbe erbauen. Sie wurde beim Schwedensturm 1634 bis auf die Umfassungsmauern, die Chorwölbung und den 52 Meter hohen Turm zerstört, ebenso wie auch das benachbarte, in Nachfolge des „Collegium Willibaldinum“ 1624/26 errichtete Jesuitenkollegium.

Die Schutzengelkirche am Leonrodplatz in Eichstätt. Aquarell von Siegfried Schieweck-Mauk

1661 erfolgte die Wiedereinwölbung der Renaissance-Kirche, 1717 im Barockstil die Stuckdekorierung und Freskenausschmückung unter der theologischen Gesamtthematik „Wirken der Engel im Heilsgeschehen“, was zur Bezeichnung der Studienkirche als „Schutzengel­kirche“ führte.

In der Säkularisation konnte der vom staatlichen Administrator 1809 beantragte Abbruch der „alten baufälligen Kapelle“ verhindert werden. Teilrestaurierungen erfolgten 1844 und 1908/10, eine Gesamterneuerung 1961/64. Jedoch bedachte man welch kostbares Kulturgut man hier findet und verzichtete auf den festen Einbau eines Volksaltares bzw. Ambos. Diese beiden Einrichtungen sind in der Eichstätter Schutzengelkirche nur lose und mobil eingebaut. Deshalb hielt die Bewegung Una Voce anlässlich ihrer Jahrestagung 2003 in der Eichstätter Schutzengelkirche ein levitiertes Hochamt im außerordentlichen Ritus ab.

Nach einer neuen Fassadenfarbgebung im Jahr 1998 und der Neupflasterung des Leonrodplatzes erstrahlte die zwischenzeitlich zur Universitätskirche aufgewertete Schutzengelkirche mit ihren überaus zahlreichen Engelsdarstellungen (567 in Holzplastik, Stuck, Öl- und Freskomalerei) in neuer Pracht. Zahlreiche Schäden insbesondere an wichtigen Holzbauteilen machte und macht eine durchgreifende Innensanierung erforderlich, zu deren Finanzierung eine Sammelaktion unter dem Motto „567 Engel brauchen Hilfe“ ins Leben gerufen wurde, deren Schirmherrschaft der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister Siegfried Schneider (CSU), übernahm.

Die berühmten Engelsfresken sind das Werk des Wormser Malers Johann Michael Rosner, welcher den Auftrag durch Vermittlung des aus Eichstätt stammenden Wormser Weihbischofs Johann Baptist Gegg erhielt. Geggs Bruder Johann Michael war Bürgermeister von Eichstätt und ein Mäzen bei der Ausgestaltung der Kirche.[1]

Das Hochaltargemälde stammt von Johann Evangelist Holzer.

Orgelprospekt mit Rückpositiv

Die Orgel wurde 1966 als erstes Instrument von Orgelbau Mathis in Deutschland gebaut. Das Schleifladen-Instrument hat 40 Register auf 3 Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[2]

I Rückpositiv C–g3
01. Praestant 8′
02. Coppel 8′
03. Octave 4′
04. Rohrflöte 4′
05. Nasat 223
06. Flachflöte 2′
07. Terz 113
08. Octävlein 1′
09. Scharf 12
10. Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–g3
11. Principal 16′
12. Principal 08′
13. Koppelflöte 08′
14. Harfpfeife 08′
15. Octave 04′
16. Nachthorn 04′
17. Quinte 223
18. Superoctave 02′
19. Großmixtur V-VI 02′
20. Kleinmixtur III-IV 01′
21. Dulcian 16′
22. Trompete 08′
III Brustwerk C–g3
23. Bleigedackt 8′
24. Principal 4′
25. Spitzflöte 4′
26. Schwiegel 2′
27. Larigot 113
28. Zink III 135
29. Cymbel III-IV 1′
30. Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–g3
31. Untersatz 32′
32. Praestant 16′
33. Subbaß 16′
34. Octave 08′
35. Holzgedackt 08′
36. Choralbaß 04′
37. Mixtur IV 223
38. Posaune 16′
39. Zinke 08′
40. Clairon 04′

Im Turm der Kirche hängen 8 Bronze-Glocken.[3] Sechs Glocken wurden 1964 gegossen, eine Glocke stammt aus dem 15. Jahrhundert; 2012 wurde eine weitere Glocke gegossen, um eine Klanglücke zu schließen.[4]

Nr. Name Gussjahr Gießer Gewicht Schlagton
1 1964 F. W. Schilling 1081 fis1
2 1434 Meister Ulrich in Nürnberg gis1
3 Maria-Verkündigungs-Glocke 2012 Glockengießerei Bachert 780 a1
4 1964 F. W. Schilling 649 h1
5 1964 F. W. Schilling 464 cis2
6 1964 F. W. Schilling 274 e2
7 1964 F. W. Schilling 191 fis2
8 1964 F. W. Schilling 186 gis2

Die Bedeutung der Kirche wird von der Diözese Eichstätt wie folgt beschrieben:

„Die Schutzengelkirche ist ein überregional kultur- und kunsthistorisch bedeutender Sakralbau. Nach der Münchner St. Michaelskirche und der (nachweislich von Hans Alberthal erbauten) Dillinger Studienkirche steht sie in der historischen Abfolge der deutschen Jesuitenkirchen an dritter Stelle. Sie gehört zu den frühesten Jesuitenkirchen Deutschlands und steht in engem Zusammenhang mit den Missionsbestrebungen des damals noch jungen Jesuitenordens. Heute wird die Kirche vom Bischöflichen Seminar Eichstätt und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt genutzt.“

pde, Pressedienst der Diözese Eichstätt, 8. November 2006
  • Felix Mader: Stadt Eichstätt (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 1). R. Oldenbourg, München 1924, DNB 366496166, S. 318–342.
  • Joseph Menrad: Studien zur Eichstätter Kunst, I. Beschreibung der Schutzengelkirche. Eichstätt 1925.
  • Andreas Bauch: Die Gesamtinstandsetzung der Schutzengelkirche in den Jahren 1961 bis 1963. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt, 60 (1962/64), S. 35–42.
  • Elisabeth Sailer: Die Schutzengelkirche zu Eichstätt (Bau- und Ausstattungsgeschichte). Zulassungsarbeit an der Pädagogischen Hochschule, Eichstätt 1967. (Ex. in der Universitätsbibliothek Eichstätt)
  • Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, 5. Stuttgart 1967, S. 472–477.
  • Andreas Bauch: Die Schutzengel(Jesuiten-)Kirche in Eichstätt. 4. Auflage, Regensburg 1978.
  • Alexander Rauch: Stadt Eichstätt. München/Zürich 1989, S. 72–75.
  • Stadt Eichstätt (Hrsg.): Leonrodplatz. Versuch einer Neuinszenierung eines öffentlichen Raumes. Eichstätt 1999.
  • Siegfried Schieweck-Mauk: Eichstätt, Seminar- und Universitätskirche. In: GDS-Archiv, 5 (2000), S. 205f.
Commons: Schutzengelkirche (Eichstätt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Jahresband 1963, Seite 140 u. 141
  2. Informationen zur Orgel (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bistum-eichstaett.de
  3. Klangaufnahme des Geläuts bei Youtube
  4. Informationen zum Glockenguss 2012 und zu der neuen Glocke

Koordinaten: 48° 53′ 26,3″ N, 11° 11′ 8,8″ O