Züblin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ed. Züblin AG

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1898
Sitz Stuttgart, Deutschland Deutschland
Leitung Vorstand:[1]
  • Jörn Beckmann
  • Jens Borgschulte
  • Stephan Keinath
  • Markus Landgraf
  • Stephan von der Heyde
  • Reinhard Kerschner
Mitarbeiterzahl 15.112[2]
Umsatz 4,5 Mrd. Euro[2]
Branche Bauunternehmen
Website www.zueblin.de
Stand: 31. Dezember 2023
Züblin-Haus in Stuttgart
Züblin-Baustelle 2013: Züblin stellt Rohbau für Doppel-Büroturm des Neubaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt fertig
Die Rhein Galerie Ludwigshafen
Neubau Opernturm in Frankfurt, September 2010
Züblin-Baustelle 2008: Züblin-Kran auf einer Baustelle in Hamburg
Leipzig, August 2019 – Neubau Wohnanlage Bernhard-Göring-Straße
Züblin-Baustelle 2004: neues Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart

Die Ed. Züblin AG mit Sitz in Stuttgart ist ein deutsches Bauunternehmen mit Niederlassungen und Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Kernmärkte sind Deutschland und die Beneluxländer. Der Stammsitz ist Stuttgart. Züblin gehört zum Konzern der österreichischen Strabag. Im Geschäftsjahr 2021 hat das Unternehmen eine Gesamtleistung in Höhe von 4 Milliarden Euro für den Konzern erwirtschaftet.

1898 wurde das „Ingenieur-Bureau für Cement-Eisenconstructionen“ durch den Schweizer Ingenieur Eduard Züblin in Straßburg/Elsass gegründet. 14 Jahre später wurde das Einzelunternehmen umgewandelt in die „Ed. Züblin & Cie. Kommanditgesellschaft“, und die „Ed. Züblin & Cie. AG“ wurde in Zürich vollzogen. 1919 fand die Gründung der „Ed. Züblin & Cie. Aktiengesellschaft“ mit deutschem Personal aus dem Stammhaus in Straßburg statt (darunter Ludwig Lenz). Unternehmenssitz war Stuttgart. Der Unternehmensname (Firma) wurde 1951 erneut in „Ed. Züblin Aktiengesellschaft“ geändert.

Nach der Insolvenz der Walter Bau 2005 stimmte das Bundeskartellamt der Übernahme der Aktienmehrheit an der Züblin, deren Muttergesellschaft die Walter Bau war, durch den österreichischen Baukonzern Strabag zu, um „schweren Schaden für die Ed. Züblin AG abzuwenden“.[3] 2006 übernahm die Züblin AG den Hoch- und Ingenieurbau der deutschen Strabag AG, einschließlich der Dywidag Bau GmbH.

2011 erwarb Züblin die Gesellschaft BFB Behmann Feuerfestbau GmbH in Bremen und Schwedt/Oder. Behmann ist eine mittelständische Unternehmensgruppe mit einer Bauleistung von rund 20 Mio. € in den Geschäftsfeldern Feuerfestbau, Schornsteinbau und technische Isolierung und ergänzt die bereits bestehenden Aktivitäten der Züblin Gesellschaft Ooms-Ittner-Hof. Mit Wirkung zum 1. Juli 2012 wurden die beiden Behmann-Gesellschaften auf die OOMS-ITTNER-HOF GmbH verschmolzen. Die Gesellschaft tritt nun unter dem Namen „Züblin Chimney and Refractory GmbH“ weltweit am Markt auf.[4] Zum 1. Januar 2011 erwarb Züblin die NE Sander Gruppe und stärkt damit ihre Stahlbau-Aktivitäten. Die Gesellschaft ist vor allem in der Konstruktion, Fertigung und Montage von Stahlbrücken, Stahlwasserbauten sowie Stahlhoch- und Industriebauten tätig. Die Produktion von Schiffsbauteilen, die Errichtung und Sanierung von Krananlagen sowie Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten zählen ebenfalls zum Leistungsspektrum.[5] Das Unternehmen erwarb 2011 ebenfalls Teile der insolventen Wolfer & Goebel Bau und Projekt GmbH, Stuttgart, und sicherte damit nahezu 100 Arbeitsplätze.[6] Mit dem Erwerb der Geschäftsaktivitäten eines Holzbaubetriebs durch die Stephan Holzbau GmbH, einer Tochtergesellschaft der Züblin Bau, wurde Ende 2011 der Einstieg in den konstruktiven Ingenieurholzbau begonnen. Züblin Bau hat zudem Anfang 2012 Mitarbeiter sowie wesentliche Vermögenswerte der Merk Project GmbH übernommen. Mit weiteren Akquisitionen (2012: Erwerb Holzbauaktivitäten von Merk-Project GmbH, 2013: Erwerb Metsä Wood Merk GmbH) wurde die Leistungspalette in diesem Geschäftsfeld ausgebaut.[7]

2016 erwarb Strabag die Anteile der Minderheitsaktionäre und hält seitdem 100 % an Züblin. 2017 aktualisierte Züblin das Logo und passte es von schwarz-gelb den rot-weiß-schwarzen Farben der Strabag-Gruppe an. Ebenfalls 2017 wurden die Tochtergesellschaften Josef Riepl Unternehmen für Ingenieur- und Hochbau GmbH, Regensburg, Xaver Bachner Bauunternehmung GmbH, Straubing, Eberhard Pöhner Unternehmen für Hoch- und Tiefbau GmbH, Bayreuth, sowie die Dywidag Bau GmbH, München, verschmolzen und umfirmiert. Ab Oktober 2017 agieren die vier Gesellschaften am Markt offiziell als Züblin Bau.[8] Im Januar 2020 wurde die Züblin Bau GmbH auf die Ed. Züblin AG verschmolzen.[9]

2019 erfolgte der Erwerb von Teilen der Weimer GmbH im Zuge eines Asset Deals.[10] Züblin führt so die Haustechnik-Aktivitäten am Standort Ingelheim unter neuem Gesellschaftsnamen (Züblin Haustechnik Mainz GmbH) fort. Ebenfalls 2019 wurde der schwäbischen Gebäudetechnik-Anbieters Hummel Systemhaus GmbH & Co. KG im Zuge eines Asset Deals erworben[11] und damit das Leistungsspektrum um Elektrotechnik, ITK und Energiesysteme ergänzt. Das Geschäft wurde unter dem etablierten Namen Hummel Systemhaus als neuer Bereich in die Züblin-Direktion Stuttgart integriert.

Von 2016 bis 2019 errichtete Züblin in Berlin den Axel-Springer-Neubau

Geschäftstätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Leistungsspektrum beinhaltet alle baurelevanten Aufgaben: vom komplexen Schlüsselfertigbau, Ingenieur-, Brücken-, Tunnelbau, Spezialtiefbau, Baulogistik bis Public Private Partnership. Das Kerngeschäft von Züblin ist unterteilt in die drei Geschäftsfelder Schlüsselfertigbau, Ingenieurbau sowie Werke und Sonderbereiche.

Schlüsselfertigbau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier bündelt das Unternehmen alle in- und ausländischen Hochbauaktivitäten. Die Tätigkeit der Züblin umfasst: Neubau, Erweiterung und Bauen im Bestand. Realisiert werden z. B. Wohnanlagen, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten, Industriebauten und Hotels. Des Weiteren hat Züblin diverse Justizvollzugsanstalten gebaut und erweitert. Kernländer sind Deutschland, Belgien, Dänemark und die Niederlande.

In diesem Geschäftsbereich plant, koordiniert und baut Züblin technische Bauwerke (u. a. Kraftwerke, Tunnel, Spezialtiefbau, Wasserbau).

Werke und Sonderbereiche

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Holzingenieurbau (ZÜBLIN Timber GmbH, Aichach)
  • Stahlbau (Züblin Stahlbau GmbH, Hosena)
  • Altlastensanierung in den Gebieten Grundwasser-, Boden- und Bodenluft-Reinigung, Schadstoffsanierung, Rückbau (Züblin Umwelttechnik GmbH, Stuttgart)
  • Feuerfest- und Industrieschornsteinbau (Züblin Chimney and Refractory GmbH, Köln)

Beteiligungen hat das Unternehmen unter anderem an der

  • Züblin Haustechnik Mainz GmbH
  • Züblin Hoch- und Brückenbau GmbH (ehemals Hermann Kirchner Hoch- und Ingenieurbau GmbH)
  • ZCR – Züblin Chimney and Refractory GmbH
  • Züblin International GmbH
  • Züblin Spezialtiefbau GmbH
  • Züblin Stahlbau GmbH
  • Züblin Umwelttechnik GmbH
  • Torkret GmbH
  • HUMMEL Systemhaus GmbH & Co. KG
  • SF-Ausbau GmbH
  • Züblin Timber GmbH
  • Blees Kölling-Bau GmbH
  • Repass Sanierungstechnik GmbH
  • iCOR INTELLIGENT CORROSION CONTROL GmbH
  • Strabag Real Estate GmbH (ehemals Züblin Development GmbH)
  • STRABAG Belgium
  • ennagy
  • Wolfer & Goebel Bau GmbH[12]

Züblin-Haus, Stuttgart

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Züblin-Haus ist der Unternehmenssitz in Stuttgart-Möhringen. Der Bürobau in Stahlbeton-Fertigteilbauweise wurde von 1983 bis 1984 nach Plänen des Architekten Gottfried Böhm und des Bauingenieurs Jörg Schlaich erbaut. Der glasüberdachte Innenhof dient mehrmals jährlich als Ort für Musikveranstaltungen und Schauspielaufführungen, bekannt unter dem Namen „Sommer im Züblin-Haus“.

Neben dem Züblin-Haus umfasst der Firmensitz in Stuttgart zwei weitere Bürogebäude. Alle drei Gebäude sind von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert. 2009 erhielt Züblin das Silber-Zertifikat für das Bürogebäude Z-Zwo von Eike Becker_Architekten (Baujahr 2002). Im November 2014 wurden das Züblin-Haus (Bronze-Zertifikat) und das Bürogebäude Z3 (Gold-Zertifikat) zertifiziert. Damit ist Züblin das erste Unternehmen mit Sitz in Deutschland, das für alle Bauten am Firmensitz die Zertifizierung der DGNB erhalten hat.[13]

Das Unternehmen bzw. deren Tochterunternehmen sind mit folgenden Zwischenfällen in Verbindung zu bringen:

Einsatz von Zwangsarbeitern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 22. August bis zum 24. November 1944 wurden durch Züblin in Zusammenarbeit mit der SS 1700 ungarische Jüdinnen im Alter zwischen 14 und 46 Jahren als Zwangsarbeiterinnen beim Ausbau des Frankfurter Flughafens eingesetzt, die im KZ-Außenlager Walldorf inhaftiert waren[18][19] Nach Wiederentdeckung der Lagergeschichte, Bekanntwerden und Herantreten an die Firma Züblin verweigerte sich diese stets einer Wiedergutmachung. Entschädigungszahlungen, ein offizielles Statement der Entschuldigung oder des Bedauerns wurden stets abgelehnt.[20][19] Seit 1991 in Firmenverbünden ist Züblin aber indirekt am Entschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter beteiligt.[20]

Ehemalige Vorstandsvorsitzende

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1950–1960 Ludwig Lenz
  • 1961–1965 Anton Withum
  • 1966–1987 Dietrich Lenz
  • 1988–1996 Konrad Hinrichs
  • 1997–2005 Manfred Nußbaumer

Bekannte realisierte Bauprojekte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Senta Everts-Grigat, Karlheinz Fuchs: Züblin – 100 Jahre Bautechnik 1898–1998. Ed. Züblin AG, Stuttgart 1998, ISBN 3-00-003696-2.
Commons: Ed. Züblin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Birgit Kümmel: ZÜBLIN Impressum. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
  2. a b ZÜBLIN mit stabilem Geschäftsjahr in herausforderndem Marktumfeld. Abgerufen am 16. August 2024.
  3. Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 2005/2006 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet. (PDF; 2,2 MB) Deutscher Bundestag, 15. Juni 2007, S. 33, abgerufen am 18. Februar 2017.
  4. Geschäftsbericht 2012. (PDF) Ed. Züblin AG, archiviert vom Original am 5. Oktober 2013; abgerufen am 9. September 2013.
  5. Pressemitteilung: Züblin stärkt Stahlbau-Aktivitäten und erwirbt die NE Sander Gruppe. Ed. Züblin AG, 28. Juni 2011, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 1. Februar 2013.
  6. Pressemitteilung: Züblin erwirbt Teile der Baugesellschaft Wolfer & Goebel. Ed. Züblin AG, 29. Juni 2011, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 1. Februar 2013.
  7. Geschäftsbericht 2013. (PDF) Ed. Züblin AG, archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 3. Juli 2013.
  8. Pressemeldung Züblin: Züblin vereinheitlicht Markenauftritt in Bayern. Abgerufen am 14. Dezember 2017.
  9. Verschmelzung der ZÜBLIN Bau GmbH auf die Ed. Züblin AG. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  10. Züblin übernimmt mittelständischen Handwerker. econo.de, 1. November 2018, abgerufen am 1. Juni 2020.
  11. Fabian Hesse: Züblin übernimmt Smart-Home-Anbieter. auingenieur24.de, 21. April 2020, abgerufen am 1. Juni 2020.
  12. Isabell Hehne: Firmengeschichte - Wolfer & Goebel Bau GmbH. Abgerufen am 13. September 2021.
  13. Züblin AG: Pressemitteilung: DGNB Zertifikate für das Züblin-Haus und Z3 (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive)
  14. a b Als das Wasser durch die Wand kam. In: sz.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 23. August 2017.
  15. U-Bahn Nord-Süd-Linie Amsterdam. In: zueblin.de. Abgerufen am 23. August 2017.
  16. Deckel drauf. In: spiegel.de. 22. August 2017, abgerufen am 23. August 2017.
  17. Tunnel Rastatt. In: zueblin.de. Archiviert vom Original am 27. Oktober 2017; abgerufen am 23. August 2017.
  18. "Die Opfer aus Ungarn". Abgerufen am 17. Juli 2011.
  19. a b Zwangsarbeiterinnen bei Züblin? Klar doch! Verantwortung? Nein Danke! Züblin und die Zwangsarbeit. In: haGalil. 1998, abgerufen am 17. Juli 2011.
  20. a b "Die Firma Züblin und die Entschädigung der Opfer". Abgerufen am 23. Januar 2017.