„Rom e. V.“ – Versionsunterschied

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K hat „Rom (Verein)“ nach „Rom e. V.“ verschoben: Verein wird stets unter Einschluss der nachgesetzten Initialen fuer "eingetragener Verein" benannt (''Rommefau'')
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Version vom 19. Juli 2010, 11:33 Uhr

Der Rom e. V. (gesprochen stets mit offenem o: Rommefau) mit Sitz in Köln ist ein interkultureller Verein „für die Verständigung von Roma und Nicht-Roma“ mit deutschlandweiter Bedeutung.

Geschichte

Der heutige Verein entstand im Winter 1986/87, nachdem größere Gruppen jugoslawischer Roma-Flüchtlinge, insgesamt fast 1.000 Menschen, nach Köln gekommen waren, zunächst als Unterstützerinitiative. Den Roma stand ein Brachgelände vor der Stadt zur Verfügung, "die Stadtverwaltung weigerte sich monatelang den Familien Lebensunterhalt, Unterkünfte und medizinische Versorgung zukommen zu lassen." Einige Kölner Bürger nahmen daraufhin Kontakt zu den Familien auf und gründeten die „Kölner Roma-Initiative“. 1988 wurde daraus ein eingetragener Verein.

Die Entstehungs- und Gründungsjahre waren bestimmt „von Forderungen und Kämpfen um ein dauerhaftes Bleiberecht, gegen rassistische Übergriffe und für die Integration der Flüchtlinge“.[1]

Die kommunale Politik war zu diesem Zeitpunkt mit Unterstützung aus einem Teil der Bevölkerung und von Kölner Medien darauf ausgerichtet, Roma-Flüchtlinge zum möglichst umgehenden Verlassen der Stadt zu bewegen. Im Widerspruch dazu kam es zu massiven bürgerrechtlichen Protesten. Mitglieder des Rom e. V. verknüpften mit Aktionen der "begrenzten Regelverletzung" die Bleiberechtsproblematik mit der NS-Verfolgung der europäischen Roma, indem sie z. B. symbolisch die ehemaligen Gestapo-Zellen im sog. EL-DE-Haus besetzten oder anlässlich der Gedenkfeier zum Pogrom im November 1938 ein Go-in in die Kölner Oper veranstalteten. Kirchliche Instanzen schlossen sich diesen Protesten an. 1990 beschloss der Rat der Stadt eine zeitweise ordnungspolitische Umkehr und ermöglichte zunächst fast 200 Flüchtlingen ein Bleiberecht. [2]

Programm und Praxis

Neben seinen bleiberechtlichen Bemühungen, zu denen auch eine kostenlose ausländerrechtliche und soziale Beratung gehört, wendet sich der Verein gegen antiziganistische Diskriminierung „in Medien, Behörden und der Bevölkerung“. Er setzt sich für eine Integrationspolitik ein, die die Wahrung der Herkunftsidentität mitbeinhaltet und unterstützt und initiiert entsprechende soziale und kulturelle Projekte.[3] In diesem Sinn unterhält er gestützt auf einen Beschluss der Rats der Stadt Köln das Modellprojekt Amaro Kher (= "Unser Haus"). Seit 2004 werden in einer Kindertagesstätte und einer Ganztagsschule Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 17 Jahren betreut und unterrichtet.[4] Zum Konzept gehört eine aktive und intensive Kooperation mit den Eltern. Interkulturelle Zusammenarbeit geschieht über Kontakte mit Grundschulen und benachbarten Freizeitgruppen.

Neben der sozialen und politischen Arbeit hat der Rom e. V. ein Archiv und eine Bibliothek zu Geschichte und Kultur der europäischen Roma aufgebaut, die zu den größten deutschen Sammlungen gehören. Das Dokumentationszentrum des Rom e. V. wurde 1999 von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse eröffnet.[5] Es berät Journalisten, Studenten, Politiker und Verbände, die seriöse Informationen zum Thema suchen.

Zu den kulturellen und medialen Aktivitäten gehört die Publikationen zu Geschichte und Kultur der Roma. 2009 erarbeitete der Verein in Kooperation mit dem Kölnischen Stadtmuseum die Ausstellung „Die vergessenen Europäer: Kunst der Roma, Roma in der Kunst", die anhand von Werken von Nicht-Roma-Künstlerinnen und -Künstlern das Bild der Zigeuner in der europäischen Kunstgeschichte seit dem 15. Jahrhundert darstellte und zugleich zum ersten Mal in Deutschland zeitgenössische Kunst und Poesie von Roma-Künstlerinnen und -Künstlern präsentierte.[6]

Seit 2004 publiziert der Verein im Internet einen monatlichen Rundbrief unter dem Titel Nevipe (ursprünglich: Roma-Nachrichten).[7]

2005 wurde der Rom e. V. mit dem Preis der Bilz-Stiftung ausgezeichnet, weil er sich - wie es in der Rede des Laudators Volker Beck hieß - „für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Roma und Sinti ein(setzt), für ihr Bleiberecht (kämpft) und ihre Kinder durch verschiedene Projekte (fördert)“.[8] Im "Europäischen Jahr der Chancengleichheit" 2007 wurde dem Verein vom Landesminister für Generationen, Familie und Integration die Urkunde für "das herausragende Best-Practice-Projekt ’Amaro Kher-Haus'" im Rahmen des Landeswettbewerbs "Grenzüberschreitungen. Chancengleichheit in Europa - eine Chance für Nordrhein-Westfalen" überreicht.[9]

Anmerkungen

  1. Doris Schmitz: Zur Situation der Roma-Flüchtlinge mit Duldungsstatus in Köln. In: Überblick. Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen. 15 (2009), Nr. 3, S. 10-12. (online)
  2. Zur Geschichte des Vereins siehe auch: Selbstdarstellung des Rom e.V.
  3. Rosel Kern: Rom e. V. - Verein für die Verständigung von Rom und Nicht-Rom. In: Überblick. Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen. 15 (2009), Nr. 3, S. 13-14. (online)
  4. Marlene Tyrakowski: Amaro Kher - Roma-Schule, Kindergarten und Familienzentrum im Kölner Grüngürtel. In: Überblick. Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen. 15 (2009), Nr. 3, S. 12-13. (online)
  5. Rede des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse.
  6. Landschaftsverband Rheinland - Qualität für Menschen.
  7. Rundbriefe 2010.
  8. Warum Bilz-Preis für den Rom e.V.? In: Neue Rheinische Zeitung. 20. Dezember 2005.
  9. Newsletter des Rom e.V.: Umzug, Auszeichnung für Amaro Kher und Gründung eines Vereins zur Etablierung eines europaweiten TV-Bildungsprogramms für Roma-Kultur. Dezember 2007.