„Frienstedt“ – Versionsunterschied

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'''Frienstedt''' ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt [[Erfurt]]. Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer westlich des Erfurter Stadtzentrums an der [[Bundesstraße 7]] und hat 1.319 Einwohner (31. Dezember 2006) auf einer Fläche von 7,19 km².
'''Frienstedt''' ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt [[Erfurt]]. Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer westlich des Erfurter Stadtzentrums an der [[Bundesstraße 7]] und hat 1.319 Einwohner (31. Dezember 2006) auf einer Fläche von 7,19 km².


== Geografie ==
== Geographie ==
Frienstedt liegt am Rande der [[Nesse (Fluss)|Nesse]]-Talsenke auf der [[Alacher Höhe|Alacher Hochebene]] im [[Thüringer Becken]]. Die fruchtbare Ortsflur ist gänzlich waldfrei und wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Nachbardörfer sind [[Gamstädt]] im Westen, [[Ermstedt]] im Nordwesten, [[Gottstedt]] im Norden, [[Bindersleben]] im Nordosten, [[Schmira]] im Osten, [[Ingersleben]] im Südosten, [[Neudietendorf]] im Süden und [[Kleinrettbach]] im Südwesten.
Frienstedt liegt am Rande der [[Nesse (Fluss)|Nesse]]-Talsenke auf der [[Alacher Höhe|Alacher Hochebene]] im [[Thüringer Becken]]. Die fruchtbare Ortsflur ist gänzlich waldfrei und wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Nachbardörfer sind [[Gamstädt]] im Westen, [[Ermstedt]] im Nordwesten, [[Gottstedt]] im Norden, [[Bindersleben]] im Nordosten, [[Schmira]] im Osten, [[Ingersleben]] im Südosten, [[Neudietendorf]] im Süden und [[Kleinrettbach]] im Südwesten.


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In den ersten Jahrhunderten n.Chr. wanderten [[Warnen]] und [[Angeln (Volk)|Angeln]] aus dem heutigen Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Dänemark in die Region ein. Der Ort Frienstedt wurde im [[Breviarium Sancti Lulli|Hersfelder Güterverzeichnis]] 796 erstmals urkundlich erwähnt. <ref>Wolfgang Kahl: ''Ersterwähnungen Thüringer Städte und Dörfer bis 1300''. 1. Auflage, Erfurt 1996, S.29, ISBN 3-931426-09-2</ref> Später gelangte Frienstedt an das [[Kloster Reinhardsbrunn]]. Der Name (früher Vrienstete) geht vielleicht auf eine alte Freistätte/Friedensstätte zurück, in der Verfolgte nicht belangt werden konnten. Der Ort befand sich im Verlauf der [[Via Regia]], der bedeutendsten Heer- und Handelsstraße nach Erfurt. Im 15. Jahrhundert erwarb die expandierende Stadt Erfurt, als Zentrum der Thüringer [[Waidstädte]], auch den Ort Frienstedt. Frienstedt wurde damit zu einem Ort im Amt Erfurt. Frienstedt war bis ins 18. Jahrhundert von Mauer und Graben mit vier Toren umgeben.
In den ersten Jahrhunderten n.Chr. wanderten [[Warnen]] und [[Angeln (Volk)|Angeln]] aus dem heutigen Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Dänemark in die Region ein. Der Ort Frienstedt wurde im [[Breviarium Sancti Lulli|Hersfelder Güterverzeichnis]] 796 erstmals urkundlich erwähnt. <ref>Wolfgang Kahl: ''Ersterwähnungen Thüringer Städte und Dörfer bis 1300''. 1. Auflage, Erfurt 1996, S.29, ISBN 3-931426-09-2</ref> Später gelangte Frienstedt an das [[Kloster Reinhardsbrunn]]. Der Name (früher Vrienstete) geht vielleicht auf eine alte Freistätte/Friedensstätte zurück, in der Verfolgte nicht belangt werden konnten. Der Ort befand sich im Verlauf der [[Via Regia]], der bedeutendsten Heer- und Handelsstraße nach Erfurt. Im 15. Jahrhundert erwarb die expandierende Stadt Erfurt, als Zentrum der Thüringer [[Waidstädte]], auch den Ort Frienstedt. Frienstedt wurde damit zu einem Ort im Amt Erfurt. Frienstedt war bis ins 18. Jahrhundert von Mauer und Graben mit vier Toren umgeben.


Im April 1945 wurde Frienstedt von [[USA|US-amerikanischen]] Truppen besetzt. Acht bei den Abwehrkämpfen in der Frienstedter Flur am 10. April 1945 ums Leben gekommene deutsche Soldaten sind auf dem Kirchhof bestattet.
Im April 1945 wurde Frienstedt von US-amerikanischen Truppen besetzt. Acht bei den Abwehrkämpfen in der Frienstedter Flur am 10. April 1945 ums Leben gekommene deutsche Soldaten sind auf dem Kirchhof bestattet.


1994 wurde Frienstedt in die Stadt Erfurt eingemeindet. In dieser Zeit erlebte der Ort ein rasches Bevölkerungswachstum durch [[Suburbanisierung]]seffekte. 1996 feierte Frienstedt das 1200. Jahr seiner urkundlichen Ersterwähnung.
1994 wurde Frienstedt in die Stadt Erfurt eingemeindet. In dieser Zeit erlebte der Ort ein rasches Bevölkerungswachstum durch [[Suburbanisierung]]seffekte. 1996 feierte Frienstedt das 1200. Jahr seiner urkundlichen Ersterwähnung.

Version vom 12. Juli 2009, 18:00 Uhr

Lage von Frienstedt in Erfurt hervorgehoben

Frienstedt ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. Das Dorf liegt etwa zehn Kilometer westlich des Erfurter Stadtzentrums an der Bundesstraße 7 und hat 1.319 Einwohner (31. Dezember 2006) auf einer Fläche von 7,19 km².

Geographie

Frienstedt liegt am Rande der Nesse-Talsenke auf der Alacher Hochebene im Thüringer Becken. Die fruchtbare Ortsflur ist gänzlich waldfrei und wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Nachbardörfer sind Gamstädt im Westen, Ermstedt im Nordwesten, Gottstedt im Norden, Bindersleben im Nordosten, Schmira im Osten, Ingersleben im Südosten, Neudietendorf im Süden und Kleinrettbach im Südwesten.

Das Dorf gliedert sich in zwei Teile: der alte Dorfkern liegt im Norden und etwas entfernt davon ein Neubaugebiet aus der Zeit nach 1990 im Süden, der "Wohnpark Erfurt-Frienstedt".

Geschichte

Während der Römischen Kaiserzeit befand sich an der Nesse bei Frienstedt eine bedeutende germanische Siedlung. Neben Gebäuderesten und Brunnenschächten wurden 2001 bei mehrjährigen Ausgrabungen im Trassenverlauf der A 71 zahlreiche Kleinfunde römischer Herkunft geborgen, die auf eine rege Handelstätigkeit und enge Verbindungen dieser Region im freien Germanien zum römischen Reichsgebiet schließen lassen. Zu den Besonderheiten der Siedlung bei Frienstedt zählt auch eine andromorphe Tonfigur, die vielleicht als Kultobjekt genutzt wurde. [1]

In den ersten Jahrhunderten n.Chr. wanderten Warnen und Angeln aus dem heutigen Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Dänemark in die Region ein. Der Ort Frienstedt wurde im Hersfelder Güterverzeichnis 796 erstmals urkundlich erwähnt. [2] Später gelangte Frienstedt an das Kloster Reinhardsbrunn. Der Name (früher Vrienstete) geht vielleicht auf eine alte Freistätte/Friedensstätte zurück, in der Verfolgte nicht belangt werden konnten. Der Ort befand sich im Verlauf der Via Regia, der bedeutendsten Heer- und Handelsstraße nach Erfurt. Im 15. Jahrhundert erwarb die expandierende Stadt Erfurt, als Zentrum der Thüringer Waidstädte, auch den Ort Frienstedt. Frienstedt wurde damit zu einem Ort im Amt Erfurt. Frienstedt war bis ins 18. Jahrhundert von Mauer und Graben mit vier Toren umgeben.

Im April 1945 wurde Frienstedt von US-amerikanischen Truppen besetzt. Acht bei den Abwehrkämpfen in der Frienstedter Flur am 10. April 1945 ums Leben gekommene deutsche Soldaten sind auf dem Kirchhof bestattet.

1994 wurde Frienstedt in die Stadt Erfurt eingemeindet. In dieser Zeit erlebte der Ort ein rasches Bevölkerungswachstum durch Suburbanisierungseffekte. 1996 feierte Frienstedt das 1200. Jahr seiner urkundlichen Ersterwähnung.

Sehenswürdigkeiten

  • Die St. Laurentius-Kirche war ursprünglich eine Wehrkirche. Aus dieser Zeit stammt der Kirchturm, der in die Dorfbefestigung einbezogen war. Er wurde 1912 erneuert. Die Giebelseite und die ortszugewandte Seite des klassizistischen Kirchenschiffs sind restauriert, die Nordseite ist ohne Putz und Dachentwässerung. 2006 kam es zum Absturz eines Teils der Kirchendecke mit Beschädigung des Altars. Die Kirche ist von dem weiter genutzten Friedhof umgeben.
  • Ein Kriegerdenkmal steht vor der Kirchhofmauer, zum Andenken an die 13 gefallenen oder vermißten Soldaten des Ortes aus dem Ersten Weltkrieg. Davor befindet sich eine Tafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.
  • Im Ort gibt es stattliche Häuser, Bauerngehöfte, das Pfarrhaus des Ev. Kirchspiels und das Gebäude der Ortschaftsverwaltung.
  • Das historische Gasthaus und Pension "Fürstenhof" liegt an der B7. Es wurde 1836 als Zollstation und Ausspanne errichtet. 1891 stieg Kaiser Wilhelm II. während eines Kaisermanövers hier ab.

Wirtschaft und Verkehr

Frienstedt ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Es gibt eine Agrar-Genossenschaft Frienstedt. Viele der Einwohner arbeiten in den nahen Städten Erfurt und Gotha.

Der Ort liegt an der Bundesstraße 7, jeweils etwa zehn Kilometer von Gotha im Westen und Erfurt im Osten entfernt. Er ist über eine Stadtbuslinie mit der Landeshauptstadt verbunden. Etwa einen Kilometer östlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 71 mit der Anschlussstelle Erfurt-Bindersleben.

Die B7 ist bis Erfurt von einem Radweg begleitet.

Des Weiteren ist in östlicher Richtung (auf Höhe der oben genannten Auffahrt auf die Bundesautobahn 71) eine IKEA-Filiale zu finden.

Einzelnachweise

  1. Bronzezeitliche Gräber und Germanische Siedlung an der Nesse. In: Informationen des Thüringer Landesamtes für Bau- und Verkehr zu Archäologie und Denkmalschutz. Abgerufen am 25. Juni 2009.
  2. Wolfgang Kahl: Ersterwähnungen Thüringer Städte und Dörfer bis 1300. 1. Auflage, Erfurt 1996, S.29, ISBN 3-931426-09-2

Koordinaten: 50° 57′ N, 10° 54′ O