„Sekte“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt Sekten im Sinne einer Abspaltung einer Religion. Im Alltagssprachgebrauch ist es auch eine [[pejorativ|abwertende]] Bezeichnung für eine [[Neue Religiöse Bewegung]].}}
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Eine '''Sekte''' (von [[Latein|lat.]] ''secta'' „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, zu ''sequī'' „folgen“<ref>[[Joseph Maria Stowasser]], Lateinisch-deutsches Wörterbuch ("Der Stowasser"), 1894.</ref>, wohl nicht zu ''secare'' „abschneiden“) ist eine religiöse Organisation, die durch ein [[Schisma]] oder die Abspaltung von einer [[Religion]] entstanden ist.
Eine '''Sekte''' (von [[Latein|lat.]] ''secta'' „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, zu ''sequī'' „folgen“<ref>[[Joseph Maria Stowasser]], Lateinisch-deutsches Wörterbuch ("Der Stowasser"), 1894.</ref>, wohl nicht zu ''secare'' „abschneiden“) ist eine religiöse Organisation, die durch ein [[Schisma]] oder als Abspaltung von einer [[Religion]] entstanden ist.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 24. Juli 2007, 09:30 Uhr

Eine Sekte (von lat. secta „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, zu sequī „folgen“[1], wohl nicht zu secare „abschneiden“) ist eine religiöse Organisation, die durch ein Schisma oder als Abspaltung von einer Religion entstanden ist.

Geschichte

In der Antike wurden als „Sekte“ zunächst diejenigen bezeichnet, die den Anschauungen eines bestimmten Philosophen folgten[2]. Die ersten Christen wurden als „Sekte der Nazarener“, eine Richtung des Judentums bezeichnet.

Paulus verwendete das Wort αἵρεσις (phon. „hairesis“, Streben, spätantik: philosophische Schule, Sekte) in seinen Briefen für Spaltungen innerhalb der Gemeinde (z. B. 1 Ko 11,19). Diese Spaltungen wurden von ihm negativ bewertet, ohne dass er dabei einer bestimmten Richtung unter ihnen den Vorzug gab.

In der Alten Kirche wurde der Begriff hairesis immer mehr für Abweichungen von der gemeinsamen Lehre der miteinander in Kommunion stehenden christlichen Gemeinden verwendet und im vierten Jahrhundert hatte er schließlich kirchlich die Bedeutung „Irrlehre“.

Dieser Begriff wurde von der lateinischen Kirche des Mittelalters als secta, Sekte, übernommen. So wurden die Protestanten als secta lutherana bezeichnet und auch im deutschen Sprachgebrauch sprach die katholische Kirche bis ins 20. Jahrhundert in manchen Texten von „Sekten“, wenn sie die evangelischen Kirchen meinte.

Abgrenzung

In der deutschsprachigen Soziologie ist Max Webers Sektenkonzept am bekanntesten. Weber unterscheidet Sekten von Kirchen anhand ihrer Rekrutierungsmechanismen: Sekten sind voluntaristische Gemeinschaften, in die man aufgrund einer persönlichen Entscheidung und nur nach eingehender Prüfung durch die Sekte aufgenommen wird. Im Gegensatz dazu sind Kirchen für Weber Anstalten, in die man hineingeboren wird.[3]

Ein anderer einflussreicher[4] Ansatz unterscheidet Sekten und Kulte von Kirchen auf der Basis ihrer Ideologien. Kirchliche Ideologien stehen dabei nicht im Konflikt mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung, sondern affirmieren diese.[5] Sekten und Kulte weichen dagegen ideologisch deutlich von ihrer gesellschaftlichen Umgebung ab.[6] Zwischen Sekten und Kulten wird dabei auf der Basis des Entstehens der ihnen zugehörigen Ideologien unterschieden: Während Sekten, die aus bestehenden Religionsorganisationen hervorgehen, lange bestehende Glaubensbekenntnisse modifizieren, schaffen Kulte völlig neue Glaubenssysteme.[7]

H. Richard Niebuhr machte die Beobachtung, dass Sekten, entstanden als schismatische Bewegung von grossen Kirchen, die Tendenz haben, ihrerseits Kirchen zu werden, womit sie aber viele Bedürfnisse ihrer Mitglieder nicht mehr erfüllen können, was zu erneuten Abspaltungen führt. Auf dieser Feststellung aufbauend, konstatieren sie ein Spannungsverhältnis zwischen Sekten und Gesellschaft, bei dem sich aber beide Pole ständig in Bewegung befinden, was zu einer gesellschaftlichen Etablierung vorher bewusst minoritärer Gruppen führen kann. Die Übergänge zwischen „Sekte“ und „Kirche“ sind in diesem Modell fliessend. „Kulte“ haben im Unterschied zu „Sekten“ eigene religiöse Wurzeln.

Quellen

  1. Joseph Maria Stowasser, Lateinisch-deutsches Wörterbuch ("Der Stowasser"), 1894.
  2. Zwischenbericht der Enquète-Kommission des Deutschen Bundestages "Sogenannte Sekten und Psychogruppen", 1997
  3. z.B. Weber, Max: (1916) „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Hinduismus und Buddhismus“, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 41 (3): 613-744, S. 619.
  4. Stark, Rodney und William Sims Bainbridge 1979. "Of Churches, Sects, and Cults: Preliminary Concepts for a Theory of Religious Movements", Journal for the Scientific Study of Religion 18(2): 117-131, S. 123.
  5. Johnson, Benton. 1963. "On Church and Sect". American Sociological Review 28(4): 539-549, S. 542.
  6. Martin, Marty E. 1960. "Sects and Cults" Annals of the American Academy of Political and Social Science 332 125-134, S.126.
  7. Stark, Rodney (1986): “The Class Bases of Early Christianity: Inferences from a Sociological Model,” Sociological Analysis 47: 216-229, S. 217f.

Siehe auch