„-ismus“ – Versionsunterschied

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Die beiden Endungen -ismus und -istik werden oft gleichwertig gebraucht (Tourismus/Touristik). Doch weisen die Wörter, die auf -ismus enden, mehr auf eine Tendenz, Richtung oder Geisteshaltung hin, während sich die Wörter auf -istik mehr auf die Erscheinung und die Äußerungsform beziehen (Realismus/Realistik).
Die beiden Endungen -ismus und -istik werden oft gleichwertig gebraucht (Tourismus/Touristik). Doch weisen die Wörter, die auf -ismus enden, mehr auf eine Tendenz, Richtung oder Geisteshaltung hin, während sich die Wörter auf -istik mehr auf die Erscheinung und die Äußerungsform beziehen (Realismus/Realistik).

==Bedeutungen==
Eine stichprobenartige Sichtung von Lexika-Einträgen zu Stichworten mit der [[Endsilbe]] '''–ismus''' legte die Deutung nahe, dass es sich in den meisten Fällen um Begtriffe für dogmatisch und indoktrinär vertretene, oft ideologisch gefärbte Meinungen, Lehren, Schulen und Ideen mit Allgemeingültigkeits- und Alleinvertretungsanspruch, handelt.

Diese Meinungen leiten sich zunächst von [[Wissenschaft|wissenschaftlichen]] [[Theorie]]n und [[Hypothese]]n ab, die zwar unter den entsprechenden Fachwissenschaftlern nicht allgemein anerkannt sein müssen, die sich aber der wissenschaftlichen [[Methodik]] bedienen und einer wissenschaftlichen [[Diskussion]] aussetzen und dadurch wandlungs- und ausbaufähig entsprechend dem Zuwachs an [[Erkenntnis]] und technischen Möglichkeiten sind.

Diese Meinungen können aber auch das Ergebnis einer unkritischen Entwickelung einer Idee sein, die ungenau oder gar nicht überprüft oder [[irrational]] begründet wird.

Die hiervon abgeleiteten ''Ismen'' sind im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Theorie starr und nicht wandlungsfähig, sie verharren auf dem einmal angenommenen Erkenntnisstand. Die Meinungen werden auch auf Lebensbereiche ausgedehnt, die mit der ursprünglichen Wissenschaft nichts mehr zu tun hat.

In bestimmten Fällen kommt es zu einem missionarischen Eifer der Vertreter dieser Meinungen, die allen Menschen die eigene Meinung aufzwingen wollen und in manchen Fällen zur Durchsetzung dieses Zieles auch vor [[Repressalie]]n und Gewalt nicht zurückschrecken. ([[Rassismus]], [[Nationalsozialismus]], [[Faschismus]], [[Terrorismus]])

Insofern stellen diese ''Ismen'' einen Missbrauch der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen dar, vor dem manchmal auch Wissenschaftler nicht gefeit sind. (Sozialdarwinistische Ansätze bereits bei Darwin!)

Viele ''Ismen'' stellen Gegensätze dar, die dazu führen dass sich deren Vertreter (die ''„-Isten“'') die Regeln einer wissenschaftlichen Diskussion missachten und sich mit allen Mitteln (z. B. persönliche Beleidigung – Darstellung Darwins in der [[Presse]] Affe) bekämpfen.

Solch ein Gegensatz-Paar stellen z. B. [[Darwinismus]] und [[Kreationismus]] dar. Da aber der Darwinismus wie seine neuere Spielart, der [[Neodarwinismus]], oder seine Abart, der [[Sozialdarwinismus]], in der modernen Wissenschaft nur noch historische Bedeutung hat, ja dort regelrecht verpönt ist, richtet sich die Kritik der Kreationisten gegen die [[Evolutionstheorie]], was zu einer ungleichen Auseinandersetzung führt, da der Kreationismus als Ideologie und Dogma keiner wissenschaftlichen Argumentation zugänglich ist.

Vergleiche dazu die Gegensatz-Paare [[Theismus]] – [[Atheismus]], Rechts- und Links-[[Hegelianismus]], [[Realismus]] – Anti-Realismus
===Revolutionen===
Eine andere Gruppe von Begriffen mit der Endsilbe ''–ismus'' erhebt zumindest heute nicht mehr den ideologisch-indoktrinären Anspruch. Um verkrustete, unbewegliche Strukturen aufzubrechen und Neues zu ermöglichen wurden für die damalige Zeit provokante Ideengebäude konstruiert und öffentlich gemacht. Dies findet sich vor allem auf dem Gebiete der Kunst ([[Kubismus]], [[Dadaismus]], [[Expressionismus]], [[Surrealismus]], [[Symbolismus]]), aber auch in anderen Bereichen ([[Protestantismus]]). Möglicherweise sind auch die ursprünglichen Ideen von [[Marxismus]], [[Leninismus]], [[Sozialismus]] und [[Kommunismus]] dazuzurechen, die aber durch Machtmissbrauch [[diskreditieren|diskreditiert]] wurden.
===Fachbegiffe===
[[Atavismus]] ist ein Fachbegriff, der ein biologisches [[Phänomen]] definiert. Deshalb gibt es hierzu auch keinen Begriff für einen „Vertreter“ des Atavismus (also eine „Atavisten“), sondern nur das Adjektiv „atavistisch“. (Siehe auch [[Anglizismus]], [[Syllogismus]])
===Weltanschauung und Lebenseinstellung===
Ebenfalls ohne dogmatischen Einschlag, wenn auch mit der Bedeutung der grundlegenden, verallgemeinernden Einstellung verknüpft, sind [[Pessimismus]], [[Idealismus]], [[Zynismus]] (hier auch [[Zyniker]] und zynisch statt „Zynist“ und „zynistisch“)
===Herbabsetzende Bedeutung===
Aus der grundsätzlichen Ablehnung von Ideologie, Dogma, Unbeweglichkeit und Starrsinnigkeit, die mit vielen ''„Ismen“'' assoziiert werden sind, ergeben sich auch zumindest in der heutigen Wortbedeutung herabsetzende Begriffe: [[Dilettantismus]] („dilettieren“ hatte früher eine durchaus positive Bedeutung im Sinne von Kunst oder Wissenschaft betreiben, ohne dafür an einer Universität ausgebildet zu sein, dilettantisch bedeutet also ursprünglich durch Selbststudium gelehrt, erfahren, bewandert, fähig – [[Goethe]] ist dafür ein Musterbeispiel). Grundsätzlich ist für jeden Wissenschaftler, der eine offene und freie Diskussion seiner Ideen bevorzugt, als Anhänger eines ''–ismus'' zu gelten, ein ''–ist'', oder ''-istisch'' zu sein, eine Herabsetzung.


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Version vom 3. Oktober 2004, 20:05 Uhr

Das Suffix -ismus (manchmal auch in der Form -smus) bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst. Es kann sowohl an Substantive (Alkohol, Putsch) angefügt werden als auch an Adjektive (sozial, extrem), wodurch dann gleichzeitig neue Adjektive auf die Endung -istisch entstehen. Da die "Ismen" häufig ein Kollektiv von Anhängern einer Bewegung bezeichnen (z.B. Sozialisten, Putschisten), wird diese Form von Adjektiven häufig auch abwertend verwendet, um sich von etwas zu distanzieren (imperialistisch statt imperial, sozialistisch statt sozial).

-ismus und -istik

Die beiden Endungen -ismus und -istik werden oft gleichwertig gebraucht (Tourismus/Touristik). Doch weisen die Wörter, die auf -ismus enden, mehr auf eine Tendenz, Richtung oder Geisteshaltung hin, während sich die Wörter auf -istik mehr auf die Erscheinung und die Äußerungsform beziehen (Realismus/Realistik).

Bedeutungen

Eine stichprobenartige Sichtung von Lexika-Einträgen zu Stichworten mit der Endsilbe –ismus legte die Deutung nahe, dass es sich in den meisten Fällen um Begtriffe für dogmatisch und indoktrinär vertretene, oft ideologisch gefärbte Meinungen, Lehren, Schulen und Ideen mit Allgemeingültigkeits- und Alleinvertretungsanspruch, handelt.

Diese Meinungen leiten sich zunächst von wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen ab, die zwar unter den entsprechenden Fachwissenschaftlern nicht allgemein anerkannt sein müssen, die sich aber der wissenschaftlichen Methodik bedienen und einer wissenschaftlichen Diskussion aussetzen und dadurch wandlungs- und ausbaufähig entsprechend dem Zuwachs an Erkenntnis und technischen Möglichkeiten sind.

Diese Meinungen können aber auch das Ergebnis einer unkritischen Entwickelung einer Idee sein, die ungenau oder gar nicht überprüft oder irrational begründet wird.

Die hiervon abgeleiteten Ismen sind im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Theorie starr und nicht wandlungsfähig, sie verharren auf dem einmal angenommenen Erkenntnisstand. Die Meinungen werden auch auf Lebensbereiche ausgedehnt, die mit der ursprünglichen Wissenschaft nichts mehr zu tun hat.

In bestimmten Fällen kommt es zu einem missionarischen Eifer der Vertreter dieser Meinungen, die allen Menschen die eigene Meinung aufzwingen wollen und in manchen Fällen zur Durchsetzung dieses Zieles auch vor Repressalien und Gewalt nicht zurückschrecken. (Rassismus, Nationalsozialismus, Faschismus, Terrorismus)

Insofern stellen diese Ismen einen Missbrauch der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen dar, vor dem manchmal auch Wissenschaftler nicht gefeit sind. (Sozialdarwinistische Ansätze bereits bei Darwin!)

Viele Ismen stellen Gegensätze dar, die dazu führen dass sich deren Vertreter (die „-Isten“) die Regeln einer wissenschaftlichen Diskussion missachten und sich mit allen Mitteln (z. B. persönliche Beleidigung – Darstellung Darwins in der Presse Affe) bekämpfen.

Solch ein Gegensatz-Paar stellen z. B. Darwinismus und Kreationismus dar. Da aber der Darwinismus wie seine neuere Spielart, der Neodarwinismus, oder seine Abart, der Sozialdarwinismus, in der modernen Wissenschaft nur noch historische Bedeutung hat, ja dort regelrecht verpönt ist, richtet sich die Kritik der Kreationisten gegen die Evolutionstheorie, was zu einer ungleichen Auseinandersetzung führt, da der Kreationismus als Ideologie und Dogma keiner wissenschaftlichen Argumentation zugänglich ist.

Vergleiche dazu die Gegensatz-Paare TheismusAtheismus, Rechts- und Links-Hegelianismus, Realismus – Anti-Realismus

Revolutionen

Eine andere Gruppe von Begriffen mit der Endsilbe –ismus erhebt zumindest heute nicht mehr den ideologisch-indoktrinären Anspruch. Um verkrustete, unbewegliche Strukturen aufzubrechen und Neues zu ermöglichen wurden für die damalige Zeit provokante Ideengebäude konstruiert und öffentlich gemacht. Dies findet sich vor allem auf dem Gebiete der Kunst (Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus), aber auch in anderen Bereichen (Protestantismus). Möglicherweise sind auch die ursprünglichen Ideen von Marxismus, Leninismus, Sozialismus und Kommunismus dazuzurechen, die aber durch Machtmissbrauch diskreditiert wurden.

Fachbegiffe

Atavismus ist ein Fachbegriff, der ein biologisches Phänomen definiert. Deshalb gibt es hierzu auch keinen Begriff für einen „Vertreter“ des Atavismus (also eine „Atavisten“), sondern nur das Adjektiv „atavistisch“. (Siehe auch Anglizismus, Syllogismus)

Weltanschauung und Lebenseinstellung

Ebenfalls ohne dogmatischen Einschlag, wenn auch mit der Bedeutung der grundlegenden, verallgemeinernden Einstellung verknüpft, sind Pessimismus, Idealismus, Zynismus (hier auch Zyniker und zynisch statt „Zynist“ und „zynistisch“)

Herbabsetzende Bedeutung

Aus der grundsätzlichen Ablehnung von Ideologie, Dogma, Unbeweglichkeit und Starrsinnigkeit, die mit vielen „Ismen“ assoziiert werden sind, ergeben sich auch zumindest in der heutigen Wortbedeutung herabsetzende Begriffe: Dilettantismus („dilettieren“ hatte früher eine durchaus positive Bedeutung im Sinne von Kunst oder Wissenschaft betreiben, ohne dafür an einer Universität ausgebildet zu sein, dilettantisch bedeutet also ursprünglich durch Selbststudium gelehrt, erfahren, bewandert, fähig – Goethe ist dafür ein Musterbeispiel). Grundsätzlich ist für jeden Wissenschaftler, der eine offene und freie Diskussion seiner Ideen bevorzugt, als Anhänger eines –ismus zu gelten, ein –ist, oder -istisch zu sein, eine Herabsetzung.


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Siehe auch: Liste lateinischer Suffixe