„Chronik des Kriegs in Israel und Gaza, April und Mai 2024“ – Versionsunterschied
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Nach Angaben des [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|UNRWA]] |
Nach Angaben des [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|UNRWA]] am 6. November, wurden bislang 88 Mitarbeiter des palästinensischen Flüchtlingshilfswerks getötet, wobei es sich um die höchste Zahl an Todesopfern handle, die jemals in einem einzigen Konflikt von den Vereinten Nationen registriert worden sei.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/un-says-88-staffers-killed-in-gaza-highest-toll-ever-for-body/ |titel=UN says 88 staffers killed in Gaza, highest toll ever for body |werk=timesofisrael.com/ |datum=2023-11-06 |sprache=en |abruf=2023-11-06}}</ref> Das [[Komitee zum Schutz von Journalisten]] zählte bis am 6. November 2023 total 36 getötete Journalisten und Medienmitarbeiter, darunter 31 aus Palästina, vier aus Israel und einen aus dem Libanon.<ref>{{Internetquelle |url=https://cpj.org/2023/11/journalist-casualties-in-the-israel-gaza-conflict/ |titel=Journalist casualties in the Israel-Gaza war |werk=CPJ.org |datum=2023-11-06 |sprache=en |abruf=2023-11-06}}</ref> |
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Die Vereinten Nationen meldeten am 27. Oktober, dass bis dato 57 ihrer Mitarbeiter in Gaza getötet worden seien.<ref name="Guardian1027UNOupd">{{Internetquelle |url=https://www.theguardian.com/world/live/2023/oct/27/israel-hamas-war-live-us-strikes-iran-linked-targets-in-syria-eu-calls-for-humanitarian-pauses-in-gaza?page=with:block-653b84468f0880c24819072a#block-653b84468f0880c24819072a |titel=Israel-Hamas war live: Gaza facing ‘massive health hazard’ as water runs low and sewage overflowing on to streets, says UN |werk=The Guardian |datum=2023-10-27 |abruf=2023-10-27}}</ref> |
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=== Thailand === |
=== Thailand === |
Version vom 6. November 2023, 12:03 Uhr
Krieg in Israel und Gaza 2023 | |
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Teil von: Gaza-Israel-Konflikt | |
Lage am 3. November 2023: Der Gazastreifen in rot, westlich davon das Mittelmeer. Im Gebiet bis zur rot gestrichelten Linie waren Hamas-Terroristen in Israel aktiv. Die gelbe Fläche markiert die am 8. Oktober evakuierten israelischen Gebiete, blau das Vordringen des israelischen Militärs in den Gazastreifen. | |
Datum | seit 7. Oktober 2023 |
Ort | Israel und Gazastreifen |
Ausgang | offen |
Opferzahlen durch Hamas-Terrorangriff in Israel: laut israelischen Regierungs- und Militärangaben: mehr als 1.400 Tote (15. Oktober),[11][12] darunter 58 Polizisten[13] mindestens 4.100 Verletzte (17. Oktober)[14] ca. 240 Geiseln[15][11][16] 100–200 Vermisste (19. Oktober)[17][18] Opferzahlen im Gazastreifen: laut Gesundheitsministerium der PNA (Hamas-kontrolliert): mehr als 9.700 Tote, darunter mehr als 4.000 Kinder (5. November)[19] sowie 12 Bataillonskommandeure der Hamas (4. November)[20][21] über 20.000 Verletzte (29. Oktober)[22] mehr als 1.000 Vermisste[11] UNO-Personal: 57 (27. Oktober)[23] Vertriebene in Israel etwa 200.000 Evakuierte/Binnenvertriebene (22. Oktober)[24] Vertriebene im Gazastreifen seit Beginn der israelischen Militäroperation: etwa 1,4 Millionen Evakuierte/Binnenvertriebene (laut UN)[25] Im Westjordanland: laut Gesundheitsministerium der PNA (Hamas-kontrolliert): 51 Tote (13. Oktober)[26] 600 Vertriebene (13. Oktober)[27][28] |
Der Krieg in Israel und Gaza 2023 wurde am 7. Oktober 2023 durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel ausgelöst, bei dem radikale Palästinenser unter Führung der islamistisch-terroristischen Hamas vom Gazastreifen aus Israel überfielen und nach israelischen Angaben mindestens 1.400 Zivilisten und Soldaten ermordeten – der größte Massenmord an Juden seit Ende des Zweiten Weltkrieges – und rund 250 weitere entführten. Als Reaktion auf den Angriff erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum ersten Mal seit dem Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 einen Kriegszustand und berief etwa 300.000 Reservisten ein. In den darauffolgenden Tagen wurden die Hamas-Terroristen in den Gazastreifen zurückgedrängt.
Gleichzeitig begann Israel im Rahmen des Antiterroreinsatzes Operation Eiserne Schwerter mit Luftangriffen auf den dicht besiedelten Gazastreifen sowie mit einer erneuten und verschärften Blockade der israelischen Grenze zum Gazastreifen, bei der Israel vorübergehend die Wasser- und Elektrizitätsversorgung einstellte und ein Einfuhrverbot für alle Waren aus Israel nach Gaza, einschließlich Lebensmittel, verhängte.
Israel startete Ende Oktober eine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens und forderte die Zivilbevölkerung auf, sich in die südliche Hälfte zu begeben. Fast die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens wurde seit Beginn der israelischen Luftangriffe zu Binnenvertriebenen. Sowohl die Hamas als auch Israel werden von Menschenrechtsorganisationen und den Sonderberichterstattern der Vereinten Nationen beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben.
Bezeichnungen
Die Hamas bezeichnet die Terroraktion als „Operation al-Aqsa-Flut“ (arabisch عملية طوفان الأقصى, DMG ʿAmaliyyat Ṭūfān al-Aqṣā). Die von den israelischen Verteidigungskräften (IDF) gestartete Terrorismusbekämpfung findet unter dem Namen „Operation Eiserne Schwerter“ (hebräisch מבצע חרבות ברזל mivza charvot barsel) statt. In israelischen Medien wird aufgrund des jüdischen Feiertages, an dem der Angriff startete, auch die Bezeichnung Simchat-Tora-Krieg (hebräisch מלחמת שמחת תורה milchemet simchat torah) verwendet.[29]
Hintergrund
Hauptartikel: Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023: Hintergrund
Der Gazastreifen bildet zusammen mit dem Westjordanland die Palästinensischen Autonomiegebiete. Im Sechstagekrieg besetzte Israel diese Gebiete, wobei der Gazastreifen bis dahin unter ägyptischer Verwaltung stand.[30][31] Im Jahr 2005 wurden im Rahmen des Abkoppelungsplans der vom israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon vorangetrieben wurde, die israelischen Siedlungen im Gazastreifen geräumt.[2] Bei den Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten 2006 konnte die Hamas die Wahlen im Gazastreifen gewinnen, während die mit ihr konkurrierende Fatah sich im Westjordanland behaupten konnte. Im Juni 2007 erfolgte die gewaltsame Machtergreifung der Hamas im Gazastreifen, in dem sie seit dem herrscht.[32] Daraufhin erfolgte durch Ägypten und Israel die Blockade des Gazastreifens und es kam zu mehreren als Gaza-Kriegen bezeichneten Kriegen zwischen Hamas und Israel. Als Reaktion auf den andauernden und sich intensivierenden Raketenbeschuss seitens der Hamas und anderer militanten palästinensischen Gruppen betrieb Israel in 2008/2009 die Operation Gegossenes Blei.[33] Aus gleichen Gründen erfolgte im Jahr 2012 die Operation Wolkensäule und 2014 die Operation Protective Edge.[34] Die Hamas wird heute unter anderem von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten als Terrororganisation geführt.[35]
Konflikte zwischen Palästinensern und Israel sind anhaltend, jedoch spitzten sich Konflikte im Jahr 2023 vor allem im Westjordanland zu. So kam es nach der Ermordung eines Israelis im Frühjahr zum israelischen Siedleraufstand und zu Protesten über die Konfrontationen an der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Bis zum 6. Oktober 2023 kamen nach Zählung der Nachrichtenargentur AFP in Konfrontationen im Westjordanland 32 Israelis und zwei Ausländer sowie 247 Palästinenser ums Leben.[36] Nach Angaben der UNESCO waren das die meisten Todesfälle im Westjordanland seit dem Jahr 2005.[37] In Israel kam es im Rahmen einer umstrittenen Justizreform der Regierung von Premierminister Netanjahu zu Grossdemonstrationen.[38] Auch erklärten sich unter anderem Mitglieder der Reservisten des israelischen Militärs und des Geheimdienstes sich mit den Protesten solidarisch.[39][40] Dies wurde unter anderem von der israelischen Regierung als Risiko für die Sicherheit Israels gewertet.[41][42] Im März 2023 wurden Berichte bekannt, dass es zwischen Saudi Arabien und Israel an einer Normalisierung ihrer Beziehungen arbeiten, während Saudi Arabien und Iran diplomatische Beziehungen aufnahmen.[43][44] Die Normalisierungsbemühungen wurde Teils als Unterminierung des direkten Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern gesehen.[45][46]
Verlauf
7. Oktober
Am Morgen des Samstags, den 7. Oktober 2023, kündigte die Hamas den Beginn der sogenannten „Operation al-Aqsa-Flut“ an.[29] Der Kommandeur Mohammad Deif sagte im Radio wörtlich: „Das ist der Tag der größten Schlacht.“[47] Der Angriff begann mit einem massiven Raketenbeschuss auf den Süden und das Zentrum Israels, wobei rund vier Stunden nach Angriffsbeginn ein IDF-Sprecher bekanntgab, dass bislang rund 2200 Raketen auf Israel abgefeuert worden seien und der Beschuss weiterhin anhalte.[48] Im Laufe des Tages verlagerte sich der Beschuss auf den Süden Israels[49] und es wurde ein Rückgang der Intensität verzeichnet.[50] Es kam unter anderem zu Raketeneinschlägen in den Städten Aschkelon,[51][52] Rischon LeZion[53] und Tel Aviv[54][55] sowie dem Jerusalemer Vorort Mewasseret Zion.[56] Nach dem Luftangriff der IDF auf zwei Hochhäuser im Gazastreifen, in denen sich laut Armeeangaben Vermögenswerte der Hamas befunden haben sollen, nahm die Hamas, nach entsprechender Ankündigung, das zentral gelegene Tel Aviv und die umliegenden Gebiete erneut unter Beschuss, wobei laut Hamas 150 Raketen zum Einsatz gekommen sein sollen.[57] Am Ende des Tages gaben die IDF bekannt, zahlreiche Luftangriffe im Gazastreifen durchgeführt und dabei auch Raketenabschussorte und ein operatives Hauptquartier der Hamas, das für Raketenangriffe genutzt wurde, getroffen zu haben.[58]
Gleichzeitig zum Raketenbeschuss drangen nach israelischen Militärinformationen 1.000 bis 1.500 palästinensische Militante[59] aus dem Gazastreifen nach Israel ein.[3] Ein Sprecher des Israelischen Militärs (IDF) gab an, dass die Militanten aus Gaza sowohl vom Land als auch vom Meer und aus der Luft (mittels motorisierter Gleitschirme) die Sperranlage um den Gazastreifen überwunden hätten und in vier kleine ländliche israelische Gemeinden, die Grenzstadt Sderot und zwei Militärstützpunkte eingefallen seien.[60][61][62][63] Laut Aussage des israelischen Polizeipräsidenten Kobi Schabtai gab es in der südlichen Region Israels am Tag des Angriffs mindestens 21 umkämpfte Gebiete.[64][65] In den Ortschaften gingen die palästinensischen Terroristen auf der Suche nach Opfern von Haus zu Haus.[59] Nahe dem Kibbuz Reʿim fand ab dem Abend des 6. Oktober ein Outdoor-Festival statt,[66][67] an dem rund 3.000 Menschen teilnahmen. In den Morgenstunden des 7. Oktober verübten unbemerkt über die Grenze gekommene Hamas-Terroristen ein Massaker mit rund 260 Todesopfern unter den Festivalbesuchern.[68] Der Kibbuz Nir Am war der einzige angegriffene Ort, in dem niemand zu Schaden kam. Hintergrund war, dass die örtliche zivile Sicherheitskoordinatorin rechtzeitig die Gefahr erkannte, Frauen und Kinder in Sicherheit brachte, ihr 12-köpfiges „Bereitschaftskommando“ bewaffnete und dieses die Angreifer vier Stunden lang abwehrte, bis Armee und Polizei eintrafen.[69] Die israelische Armee, die wie die israelische Regierung nicht auf den Angriff vorbereitet war, verkündete am Vormittag, dass Ortschaften rund um den Gazastreifen von der Hamas eingenommen worden waren, und startete ihrerseits unter dem Namen „Operation Eiserne Schwerter“ Gegenangriffe, um eigenes Staatsgebiet zurückzuerobern.[64][70][71] Die israelische Luftwaffe flog zudem Attacken auf Ziele im Gazastreifen. Verteidigungsminister Joaw Galant genehmigte die Einberufung von Reservekräften.[64][72] Wegen der umstrittenen Justizreform in Israel in Streik getretene Reservisten meldeten sich bei ihren Einheiten.[71]
Am Abend des 7. Oktober gab das israelische Militär bekannt, die Kontrolle über die Militärbasis Reʿim zurückerlangt zu haben.[73] Noch am selben Tag wurden auf Geheiß der israelischen Regierung aus Israel kommende Stromlieferungen in den Gazastreifen gestoppt.[64]
8. Oktober
Israelische Kampfflugzeuge starteten am Morgen erneut Luftangriffe im Gazastreifen.[75] Am Abend des 8. Oktober griffen die IDF eigenen Angaben zufolge in drei aufeinanderfolgenden Durchgängen insgesamt 120 Ziele in der Umgebung von Beit Hanoun an.[76][77] Am Nachmittag verkündete das israelische Sicherheitskabinett offiziell den Kriegszustand.[78] Am selben Tag begann die israelische Armee mit der Evakuierung von israelischen Ortschaften in den Grenzgebieten zum Gazastreifen und zum Libanon.[79] Am Abend erklärten Hamas und Islamischer Jihad, sie hielten 130 israelische Geiseln fest, darunter hochrangige Militärangehörige.[80] Eine Woche später teilten die Geiselnehmer mit, mit den Geiseln 6.000 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freipressen zu wollen.[81]
9. Oktober
In der Nacht vom 8. zum 9. Oktober sowie im Verlauf des Tages erfolgte unter Einsatz von Kampfflugzeugen, Helikoptern und Artillerie ein umfassender Angriff Israels auf den Gazastreifen, bei dem nach israelischen Militärangaben mehr als 1.000 Ziele getroffen wurden.[82][83] Durch die Luftangriffe des israelischen Militärs wurde auch ein Markt des Flüchtlingslagers Dschabaliya getroffen, der mit Zivilisten bevölkert war.[84][85] Auch die Hamas feuerte erneut Raketen auf israelisches Gebiet ab, dabei gab es Verletzte bei Einschlägen nahe Jerusalem.[82][86]
Am Morgen des 9. Oktober erklärte ein Sprecher des israelischen Militärs, dass die Kämpfe in den israelischen Siedlungen Kfar Aza, Be’eri, Nirim und Alumim andauerten. Die hier verschanzten Hamas-Terroristen seien teils seit Samstag auf israelischem Territorium, teils später hinzugestoßen. Am Mittag des 9. Oktober verkündete das israelische Militär, es kontrolliere die von der Hamas angegriffenen Ortschaften in den südisraelischen Gebieten nahe dem Gazastreifen, wobei es noch zu vereinzelten Zusammenstößen komme.[86] Israel hatte aufgrund des Konflikts mittlerweile etwa 300.000 Reservisten mobilisiert. Nach einem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts gab der israelische Verteidigungsminister eine „totale Blockade“ des Gazastreifens bekannt, die auch ein Einfuhrverbot aller Waren vorsah. Damit stellte Israel auch die Wasserversorgung in den Gazastreifen ein. Die Strom- und Energiezufuhr hatte Israel bereits zwei Tage zuvor gestoppt.[86][87][88] Nach israelischen Angaben versuchten mehrere Militante, aus dem Libanon nach Israel einzudringen, und wurden dabei erschossen.[86] Zudem nahm die israelische Armee unter Einsatz von Kampfhubschraubern Luftschläge gegen Ziele im Libanon vor.[89]
Am Abend kündigte Abu Obaida, Sprecher der Kampfbrigade Qassam, an, dass die Hamas ab sofort jedes Mal eine israelische Geisel hinrichten werde, wenn ein israelischer Luftangriff auf den Gazastreifen Häuser von Zivilisten „ohne Vorwarnung“ treffe. Das israelische Militär erklärte, im Laufe des Tages hunderte Hamas-Terroristen gefangen genommen und hunderte getötet zu haben.[86]
10. Oktober
Am Morgen des 10. Oktobers erlangte Israel die Kontrolle über den Grenzzaun zum Gazastreifen zurück.[90]
Bis zum Morgen des 10. Oktober dauerten Gefechte im Kibbuz Kfar Aza an. Von den getöteten Zivilisten – ganze Familien, die in ihren Häusern vorgefunden wurden – waren nach Angaben israelischer Soldaten manche enthauptet und andere durch Molotowcocktails verbrannt.[91][92] Auch nach der Ankündigung der Hamas am Vortag bezüglich der Tötung von Geiseln setzte Israel seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fort. Gemäß israelischen Angaben wurden dabei rund 200 Einrichtungen der Hamas getroffen. Die Vereinten Nationen (UN) wiesen jedoch darauf hin, dass bei den Angriffen auch zivile Einrichtungen getroffen worden seien.[93] Die Hamas gab bekannt, dass bei den Luftangriffen zwei hochrangige Funktionäre getötet worden seien.[94] Wenige Stunden nachdem die Hamas die Bevölkerung von Aschkelon zum Verlassen der Stadt aufgerufen hatte, feuerte sie Raketen auf Aschkelon und Tel Aviv. Auch zwischen der Hisbollah und Israel gab es erneuten wechselseitigen Raketen- oder Artilleriebeschuss.[94] Am Abend gab es Angriffe auf Israel von syrischem Gebiet aus; laut Israels Militär schlugen mehrere Raketen auf offenem Gelände ein. In Reaktion darauf setzte das israelische Militär eigenen Angaben zufolge Artilleriefeuer und Mörsergranaten ein.[94]
11. Oktober
Aus dem Libanon kam es zu Artilleriebeschuss durch die Hisbollah. Später wurde ein mutmaßlicher Raketenabschusspunkt durch Israel getroffen.[95] Das einzige Großkraftwerk in Gaza wurde wegen Treibstoffmangels abgeschaltet. Den Menschen bleiben Generatoren und Solarenergie. Gazas größtes Krankenhaus Al-Shifa könne dank einer Notstromversorgung mit Generatoren „höchstens“ vier Tage laufen, wie eine Reporterin der New York Times berichtete. Die Weltgesundheitsorganisation informierte, dass die Vorräte für sieben Krankenhäuser aufgebraucht sind. Ärzte ohne Grenzen teilte mit, dass in zwei von ihr betriebenen Krankenhäusern in Gaza chirurgische Ausrüstung, Antibiotika, Treibstoff und andere Hilfsgüter knapp seien.[96][95] Die UNRWA vermeldete, dass es 104 Millionen Dollar benötigte, um für die kommenden drei Monate Nahrungsmittel, Medikamente und anderes Material für rund eine halbe Million Menschen im Gazastreifen, zu finanzieren. Die Lagerbestände des Hilfswerks im Gazastreifen reichten nur noch, um rund 150.000 Menschen für zwölf Tage zu versorgen.[95] Neun Mitarbeiter der Vereinten Nationen sind nach UN-Angaben seit Samstag im Gazastreifen durch israelische Luftangriffe getötet worden. Die Zahl der bei Luftangriffen Israels im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza auf mindestens 1.050 an. Rund 5.200 Menschen seien verletzt worden. Die Zahl der Toten in Israel durch die Hamas-Großangriffe ist nach israelischen Armeeangaben bis zum 11. Oktober auf mehr als 1.200 gestiegen. Mindestens 3.000 Menschen seien verletzt worden.[95] Am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen stauten sich nach ägyptischen Angaben Konvois mit Hilfsgütern. Die ägyptischen Fahrzeuge mit Treibstoff, Baumaterial und Nahrungsmitteln dürften die Grenze nicht überqueren, sagte ein Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur AP.[95]
Am 11. Oktober bildete der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Notstandsregierung für die Zeit im Kriegszustand. Sie setzt sich unter anderem, neben Netanjahu aus dem Verteidigungsminister Joaw Galant und dem ehemaligen Verteidigungsminister und Oppositionsvertreter Benny Gantz, zusammen.[97] Das Notstandskabinett wurde am darauffolgenden Tag von der Knesset gebilligt.[98] Der Oppositionsvertreter Jair Lapid, der Netanjahu die Bildung einer gemeinsamen Notstandsregierung angeboten hatte,[99] lehnte seine Beteiligung an der Notstandsregierung schließlich mit der Begründung ab, dass er sich nicht zusammen mit „Extremisten“ an einer Regierung beteiligen wolle.[100] Lapids Partei hatte bei ihrem Angebot der Bildung einer Notstandsregierung zur Bedingung gemacht, dass die beiden rechtsextremen Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich nicht dem Kriegskabinett angehören.[101]
12. Oktober
Am Donnerstagmorgen bombardierte Israel mehrere Flughäfen in Syrien. Eigenen Angaben zufolge geschah dies, um iranische Waffenlieferungen zu zerstören.[102] Vom 7. Oktober bis zum 12. Oktober warf das israelische Militär eigenen Angaben zufolge 6.000 Bomben auf den Gazastreifen ab.[103] Der israelische Energieminister Israel Katz machte die Freilassung der etwa 150 Geiseln zur Bedingung für ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens.[98] Im Osten Jerusalems wurde ein Mitglied der Volksfront zur Befreiung Palästinas erschossen, nachdem dieses auf Polizisten geschossen hatte.[104] Die israelische Luftwaffe bombardierte die Flughäfen von Damaskus sowie Aleppo. Auch syrische Medien bestätigten Beschädigungen an der Landebahn. Begründet wurde dies mit iranischen Waffenlieferungen an Syrien und Libanon.[105]
13. Oktober
Am Morgen des 13. Oktobers riefen die israelischen Streitkräfte 1,1 Millionen Menschen im Norden des Gazastreifens dazu auf, das Gebiet bis 20:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr MESZ) in Richtung Süden auf bestimmten Routen zu verlassen.[106] Einer Stellungnahme der Vereinten Nationen zufolge ist eine solche Evakuierung „ohne verheerende humanitäre Konsequenzen unmöglich“.[107] Laut Berichten aus dem Norden des Gazastreifens wurden Zivilisten an der Flucht in den Süden durch die Hamas gehindert.[108] Auf einer ausgewiesenen Evakuierungsroute kam es zu einer Explosion mit zivilen Opfern. Palästinensische Stellen beschuldigten die IDF, diese Explosion herbeigeführt zu haben. Die IDF gaben keinen Kommentar ab und verwies auf laufende Ermittlungen zu dem Vorfall.[109][110] Davor hatte Israel aufgefordert, Gaza zu verlassen und jene Straße als „sichere Route“ bezeichnet, die Hamas hatte hingegen Zivilisten aufgefordert, an ihren „Häusern und ihrem Land festzuhalten“. Israel und die Hamas beschuldigten sich gegenseitig, die Explosion verursacht zu haben.[111]
Nach Auseinandersetzungen an der libanesisch-israelischen Grenze wurde von Seiten Israels eine Drohne verwendet, um Ziele der Hisbollah anzugreifen. Bei den Grenzzwischenfällen wurde ein Reuters-Journalist getötet sowie sechs weitere Journalisten verletzt.[112][113] Laut einer Pressemeldung traf eine israelische Artilleriegranate während eines Feuergefechts mit der Hisbollah die Journalistengruppe auf libanesischem Territorium.[114]
Israelische Streitkräfte meldeten am 13. Oktober erstmals Einsätze im Gazastreifen mit Boden- und Panzertruppen, ihren Angaben nach zur Geiselbefreiung und Zerstörung von Terror-Infrastruktur.[115] Dabei fanden sie ihren Angaben nach die Leichen von verschleppten Geiseln.[116]
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab in einer Fernsehansprache an das israelische Volk die Vernichtung der Hamas als Kriegsziel Israels aus.[117]
14. Oktober
Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte gaben bekannt, dass bei Luftangriffen im Gazastreifen Murad Abu Murad, Leiter der Luftüberwachung von Gaza-Stadt der Hamas, welcher an der Planung der Anschläge vom 7. Oktober in Israel beteiligt war, getötet worden sei.[118] Die Vereinigten Staaten schickten die USS Dwight D. Eisenhower ins östliche Mittelmeer, wo sie sich der bereits dort befindlichen USS Gerald R. Ford anschloss.[119] In Katar trafen sich der Hamas-Führer Ismail Haniyya sowie Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian.[120][121]
15. Oktober
Nachdem die Evakuierungsfrist für den nördlichen Teil des Gazastreifens am 13. Oktober abgelaufen war, rief Israel am 15. Oktober erneut ein wenige Stunden langes Zeitfenster für die Evakuierung jenes Teils des Gazastreifens aus. Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) setzte darauf eine Massenflucht in den südlichen Teil des Gazastreifens ein. Das israelischen Militär schätzte, dass dorthin mehr als 600.000 Bewohner flüchteten.[11] Die israelische Armee gab bekannt, eine Bodenoffensive in den nördlichen Teil des Gazastreifens erst dann beginnen zu wollen, wenn „die Zivilbevölkerung das Gebiet verlassen hat“.[122] Nach Angaben des Beraters für nationale Sicherheit des US-Präsidenten Jake Sullivan und hochrangiger israelischer Beamter stellte Israel auf Betreiben der Bundesregierung der Vereinigten Staaten die Wasserversorgung im südlichen Gazastreifen wieder her.[123] In Israel begann die Evakuierung der 10 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Stadt Sderot, nachdem diese mehrmals Ziel von aus dem Gazastreifen abgefeuerten Raketen geworden war.[11]
Es kam erneut zu Grenzgefechten mit der Hisbollah im Libanon. Dabei wurden beiden Seiten zufolge auf der jeweils anderen Seite militärische Ziele getroffen. An der israelischen Grenze starb ein Zivilist. Kurz zuvor hatte Israel einen 4 Kilometer langen Abschnitt an der Grenze zum Sperrgebiet erklärt. Später starteten Raketen aus dem Libanon, wodurch acht Personen verletzt wurden.[124] Gegen Abend soll das UNIFIL-Hauptquartier im Libanon von einer Rakete getroffen worden sein; es gab jedoch weder Angaben zu Schäden, noch wurde jemand verletzt.[125]
Der UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini sprach angesichts des Mangels an Strom, Lebensmitteln und Wasser durch die israelischen Blockade von einer „beispiellosen humanitären Katastrophe“ und forderte die Öffnung eines humanitären Korridors.[126] Die Arabische Liga und die Afrikanische Union warnten in einer gemeinsamen Stellungnahme angesichts der erwarteten israelischen Militäroffensive, dass diese „zu einem Völkermord von beispiellosem Ausmaß führen“ werde und forderten die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft auf, dies zu verhindern.[127]
16. Oktober
Hatte Israel am Vortag das Grenzgebiet zum Libanon zur Sperrzone erklärt,[124] rief Israel am 16. Oktober die Evakuierung aller 28 Orte aus, die bis zu zwei Kilometer von der Grenze zum Libanon liegen.[81] Die israelische Polizei begann mit der Bewaffnung von 13.200 zivilen Ersthelfern.[128]
17. Oktober
Der Chef des Zentralkommandos der Vereinigten Staaten landete in Israel, um sich unter anderem mit IDF-Generalstabchef Herzi Halewi sowie Verteidigungsminister Joaw Galant zu treffen.[129] Die Vereinigten Staaten setzten 2000 Soldaten in Alarmbereitschaft, um sich auf einen möglichen Einsatz vorzubereiten. Allerdings sollen diese Soldaten nicht direkt am Konflikt beteiligt sein.[130]
Nach Schätzung des UN-Nothilfebüros (OCHA) waren fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens inzwischen auf der Flucht.[131] Die Hamas bestätigte die Tötung ihres Kommandeurs Ajman Nofal, der für die Koordinierung des militärischen Flügels verantwortlich war. Er war bis dahin der ranghöchste getötete Hamas-Befehlshaber im aktuellen Krieg.[130]
Am Abend sollen nach Angaben von Hamas-Behörden bei der Explosion einer Rakete auf dem Parkplatz des al-Ahli-Arab-Krankenhauses in der Stadt Gaza mindestens 471 Menschen getötet worden sein[132] Nach Angaben aus westliche Geheimdiensten wurden zwischen 100 und 300 getötet,[132] andere geheimdienstliche Quellen berichteten von „eher ein paar Dutzend“ Todesopfern, wahrscheinlich zwischen zehn und 50.[133]
Während die Hamas Israel beschuldigte, das christliche Krankenhaus beschossen zu haben, erklärte Israel, dass eine fehlgeleitete Rakete der Gruppe Islamischer Dschihad die Explosion verursacht hätte.[134][135] Die Gruppe stritt eine Verantwortung für den Raketeneinschlag jedoch ab.[136] Die israelische Armee legte am Tag darauf Bildmaterial vor, das beweisen sollte, dass Israel nicht für den Beschuss verantwortlich war; die Armee wies darauf hin, dass israelische Luftschläge auf offenes Gelände Krater hinterlassen, beim Parkplatz des Krankenhauses, wo die Explosion stattfand, jedoch keine zu sehen seien.[137]
Unabhängige Experten deuteten öffentliches Video- und Bildmaterial von der Explosion und den Überresten als Hinweise auf eine Treibmittelexplosion einer fehlgegangenen Raketenstufe und nicht auf einen gezielten Angriff.[138] Unabhängig davon hatte die Nachricht von den Toten im Krankenhaus bereits für Empörung weltweit, insbesondere in arabischen Ländern gesorgt; als eine Folge wurde das Treffen Bidens mit dem König von Jordanien, dem Staatschef Ägyptens Abd al-Fattah as-Sisi sowie dem Präsidenten Mahmud Abbas abgesagt.[139] Am 18. Oktober 2023 teilte der anglikanische Bischof von Jerusalem, Hosam Naoum, den Medien mit, dass das israelische Militär die Krankenhausbetreiber seit dem 14. Oktober mehrfach dazu aufgefordert habe, das Spitalgelände mitsamt Patienten und Mitarbeitern zu verlassen. Die konkreten Warnungen hätten dabei speziell das Krankenhaus betroffen und seien nicht Teil der allgemeineren Aufforderungen Israels an die Zivilisten gewesen, Nordgaza Richtung Süden zu verlassen.[140]
Auch OSINT-Experten (Open Source Intelligence) kamen zu dem Ergebnis, dass die Version der israelischen Armee sehr wahrscheinlich ist.[141] Westlichen Medien wurde vorgeworfen, die Propaganda der Hamas zunächst ungeprüft übernommen zu haben.[142]
Die New York Times veröffentlichte am 24. Oktober allerdings eine Video-Analyse, das von Israel vorgelegte Bildmaterial einer explodierenden Rakete zeige in Wirklichkeit eine israelische Rakete, die in etwa drei Kilometer Entfernung von dem Krankenhaus über der Grenze von Gaza explodierte.[143][144] Somit hätte sie nichts mit der Explosion im Krankenhaus zu tun haben können.[143] Natürlich sei die Explosion einer palästinensischen Rakete weiterhin eine plausible Theorie, aber es hätte in der direkten Umgebung des Krankenhauses in genau diesen Zeitraum auch Explosionen israelischer Munition gegeben und eines der am weitesten publizierten Beweisstücke, das israelische Analysten vorgelegt hätten, sei damit zweifelhaft geworden.[143]
Eine von Channel 4 durchgeführte Untersuchung kam basierend auf einer Dopplereffekt-Analyse und einer Untersuchung der Kraterform zu dem Schluss, dass die Rakete aus östlicher und nicht wie vom israelischen Militär behauptet aus südwestlicher Richtung kam.[144] Außerdem zeige die von Israel vorgelegte Audioaufnahme eines angeblichen Gesprächs zwischen zwei Palästinensern Anzeichen von Manipulation; die beiden Stimmen seien auf verschiedenen Audiospuren aufgenommen worden und auch sprachlich für Arabischsprecher nicht überzeugend.[144] Übereinstimmung herrscht dagegen insofern, als der kleine Krater nicht mit einem gewöhnlichen JDAM-Luftangriff vereinbar sei.[144] Channel 4 und andere Experten betonten ferner, dass sie zu dem Zeitpunkt nur vorläufige Ergebnisse vorlegen konnten und eine umfassende Untersuchung erforderlich sei.[144]
18. Oktober
Angesichts der Dringlichkeit der humanitären Lage im Gazastreifen stimmte Israel Hilfslieferungen aus Ägypten für die Menschen im Süden des Gazastreifens zu. Israel betonte, dass Lieferungen zur Hamas verhindert würden und keine humanitäre Hilfe von seinem Territorium aus in den Gazastreifen zugelassen werde, solange seine entführten Geiseln nicht zurückgebracht würden.[145]
19. Oktober
Israel führte nach eigenen Angaben in den 24 Stunden zuvor hunderte Angriffe auf militärische Ziele der Hamas durch, darunter Abschussrampen und Kommandoposten. Dabei seien mehrere führende Mitglieder verschiedener Terrororganisationen getötet worden, darunter auch der Chef des militärischen Flügels des Volkswiderstandskomitees. Auch seien mehrere Hamas-Elitekämpfer getötet worden, die an den Massakern in Israel beteiligt gewesen seien.[146] Wenig später meldete die Hamas den Tod des Kommandeurs der Nationalen Sicherheitskräfte in Palästina, Dschijad Muheisen, durch israelische Angriffe.[14]
Ein fünftes Hospital in Gaza, das Jemen-Al-Said-Krankenhaus, musste wegen Treibstoffmangels schließen. Davor wurden vier weitere Krankenhäuser sowie 14 Gesundheitszentren geschlossen.[14] Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem gab bekannt, dass die seiner Jurisdiktion unterstehende St.-Porphyrius-Kirche in der Altstadt von Gaza bei einem israelischen Luftangriff getroffen und beschädigt wurde. Auf dem Kirchengelände, zu dem weitere Gebäude gehören, hatten demnach zahlreiche Zivilisten Zuflucht gesucht.[147] Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte erklärten, der Luftangriff habe einem Kommandozentrum in der Nähe gegolten, die Mauer der Kirche sei beschädigt, von der Hamas ausgehende Berichte über Opfer würden geprüft.[148]
20. Oktober
Auch in der Nacht zu diesem Tag führte das israelische Militär eigenen Angaben zufolge weiterhin Schläge gegen hunderte militärische Ziele im Gazastreifen durch. Bei den Angriffen seien unter anderem Hamas-Mitglieder mit Beteiligungen an Tötungen und bewaffneten Aktionen sowie deren Standorte in Kommandoposten, Waffenlagern und unterirdischen Tunneln getroffen worden. In Jabalia sei demnach eine Moschee getroffen worden, die ihnen als Beobachtungsposten und Stützpunkt inklusive Waffenlager gedient habe.[149]
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung bestätigte die Freilassung zweier Geiseln durch die Hamas.[150]
21. Oktober
Am 21. Oktober reagierte Israel auf Raketenbeschuss aus dem Libanon, den der libanesische und der Hisbollah nahestehende Fernsehsender Al-Manar vermeldete, mit Gegenbeschuss. Dadurch sind nach israelischen Militärangaben mehrere Kämpfer der Hisbollah getötet worden.[151] In der Nacht auf den 22. Oktober führten die israelischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge einen Luftangriff auf die in Dschenin im Westjordanland liegende Al-Ansa-Moschee durch. Dadurch seien Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden, die einen Terrorangriff vorbereitet haben sollen.[152]
22. Oktober
Die israelische Regierung und das Palästinenserflüchtlingswerk UNRWA vermeldeten, dass ein zweiter Hilfskonvoi in den Gazastreifen gelangt ist.[153]
In Vorbereitung einer Bodenoffensive verstärkte das Militär seine Angriffe auf den Gazastreifen in der Nacht auf diesen Tag, darunter auf Rafah. Die Hamas meldete am Morgen bis zu 80 Tote und 30 zerstörte Häuser.[154] Auf der Suche nach Geiseln setzte die israelische Armee nachts einzelne Bodentrupps im Gazastreifen ein.[155] Israel meldet den ersten getöteten Soldaten im Gazastreifen durch den Beschuss mit einer Panzerabwehrrakete.[153]
Die USA legten einen Resolutionsentwurf für den UN-Sicherheitsrat vor. Ihm zufolge sollen Zivilisten geschützt werden und Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen; an den Iran wird die Forderung gerichtet, von der Unterstützung von Milizen gegen Israel abzusehen.[153] Der US-amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin gab den Befehl zur Stationierung von Raketenabwehrsystemen wie THAAD und Patriot in der Region.[153]
23. Oktober
Die Staats- und Regierungschefs von Italien, Frankreich, Deutschland, USA und Kanada riefen Israel bei der Terrorismusbekämpfung zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf.[156] Am Tag zuvor waren bei einem israelischen Luftangriff auf das Flüchtlingslager Dschabalija laut medizinischem Personal mindestens drei Palästinenser getötet worden.[153] Das israelische Militär berichtete, dass sich 2.000 ultraorthodoxe Juden freiwillig für einen Militärdienst gemeldet haben, deren Beteiligung am Militärdienst begrenzt ist, und dass die Armee mit der Ausbildung von Freiwilligen begonnen habe.[157]
Um mehr Geiseln freizubekommen riet die US-amerikanische Regierung der israelischen Regierung dazu, noch mit einer Großoffensive von Bodentruppen in den Gazastreifen zu warten und mit der Hamas über eine Freilassung von Geiseln zu verhandeln.[158][159] In Vorbereitung auf eine militärische Bodenoffensive bzw. einen Häuserkampf im Gazastreifen, ließ sich die israelische Armee zwecks Schulung mehrere US-amerikanische Militärberater einfliegen.[160]
Die Hamas ließ zwei ältere israelische Frauen frei, deren Ehemänner aber als Geiseln zurückblieben.[161] Die 85-jährige Yocheved Lifshitz sagte am nächsten Tag, sie sei auf dem Weg nach Gaza in die Rippen geschlagen, aber von ihren Entführern in Gaza selbst fürsorglich behandelt worden.[162]
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama warnte Israel, dass seine Aktionen „die palästinensische Haltung für Generationen verhärten“ und die internationale Unterstützung Israels schwächen könnten; jede militärische Strategie, die die menschlichen Kosten des Krieges ignoriere, „könnte letztendlich nach hinten losgehen“.[163]
24. Oktober
Die Vereinten Nationen appellierten dringend an Israel, mehr Hilfsgüter nach Gaza zu lassen.[164]
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) solle sofort Zugang zu den aus Israel entführten Geiseln erhalten. Er forderte außerdem erneut die sofortige Freilassung aller Geiseln, die im Zuge des Terrorangriffs der islamistischen Hamas Anfang Oktober verschleppt worden waren.[165]
UN-Generalsekretär Guterres verurteilte in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats den Angriff der Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober aufs Schärfste, sagte aber auch, dass der Angriff „nicht im luftleeren Raum erfolgt“ sei. Das Volk der Palästinenser habe eine Geschichte 56-jähriger erdrückender Besatzung hinter sich. Es habe mit ansehen müssen, wie sein Land immer wieder von Siedlungen verschlungen wurde. Es sei Gewalt ausgesetzt gewesen, seine Wirtschaft sei abgewürgt worden, seine Häuser seien zerstört worden, seine Hoffnung auf eine politische Lösung sei geschwunden. Das alles könne nicht die widerwärtigen Angriffe der Hamas rechtfertigen, aber auch nicht eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volks rechtfertigen. Der israelische Außenminister Eli Cohen attackierte Guterres hierauf scharf. Während der Rede von Cohen verließen einige arabische Delegationen den Saal.[166]
Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, stellte zu der Attacke Cohens gegen Guterres fest, dass Guterres Recht habe, wenn er die „Hamas-Aktion auf schärfste verurteile“ und gleichzeitig auf die 56 Jahre währende Besatzung der Palästinensergebiete hinweise, die nach geltendem Völkerrecht und UNO-Resolutionen eine „flagrante Verletzung des Völkerrechts“ darstelle.[167] Israels Botschafter Ron Prosor bezeichnete Heusgens Äußerungen als „ungeheuerlich“; dieser habe den „bestialischen Terrorangriff der Hamas“ verharmlosend als „Hamas-Aktion“ bezeichnet und mit keinem Wort verurteilt.[168]
25. Oktober
Laut dem UN-Nothilfebüro OCHA soll es innerhalb eines Tages 700 tote Palästinenser gegeben haben. Es berief sich auf das Hamas-Gesundheitsministerium. UNICEF beklagte seit Konfliktbeginn 2360 tote Kinder im Gazastreifen, und 5364 verletzte Kinder, ohne eine Quelle zu nennen; es handelte sich um die gleiche Zahl, die von der Hamas verbreitet wurde.[169]
Als Reaktion auf vorangegangene Angriffe beschoss die israelische Luftwaffe syrische Militärstellungen. Syrien berichtete von acht toten Soldaten sowie sieben Verletzten.
Die Luftangriffe auf Stellungen sowie Kommandoposten und Waffenlager im Gazastreifen gingen weiter. Israel soll dabei einen Hamas-Kommandeur mit Beteiligungen an Tötungen und Verbindungen zu Mohammed Deif getötet haben. Auch die Grenzgefechte zwischen der Hisbollah im Libanon und Israel gingen weiter. Im Westjordanland wurden palästinensische Angreifer vom Militär mit Drohnen beschossen. Es soll 3 Tote und 20 Verletzte gegeben haben.[169]
Der türkische Präsident Erdoğan bezeichnete die Hamas als „Befreiungsorganisation“, während der ägyptische Präsident as-Sisi vor einem Einmarsch in den Gazastreifen warnte.[169]
Israelische Vertreter eskalierten den diplomatischen Konflikt wegen der Positionierung des UN-Generalsekretär Guterres vom 24. Oktober (siehe dort). Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan twitterte: „Ich denke, dass der Generalsekretär zurücktreten muss“. Israels Außenminister Eli Cohen sagte ein Treffen mit Guterres ab. Israel verweigerte dem UN-Untergeneralsekretär für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, Martin Griffiths, ein Visum und kündigte weitere Visa-Verweigerungen gegenüber UN-Vertretern an.[170] Die Deutsch-Israelische Gesellschaft richtete in einer Pressemitteilung einen Appell an die Bundesregierung, sie solle Israel im Konflikt mit UN-Generalsekretär Guterres wegen dessen Äußerungen vom 24. Oktober 2023 unterstützen.[171] Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte zu dem Konflikt, dass der UN-Generalsekretär das Vertrauen der Bundesregierung habe und Außenministerin Annalena Baerbock sich intensiv um Vermittlung bemühe. Zugleich betonte er die Solidarität der Bundesregierung mit Israel: „Wir stehen eng und unverbrüchlich an der Seite Israels.“[172] Die Arabische Liga forderte Unterstützung für Guterres. Guterres selbst zeigte sich schockiert über die Fehlinterpretation einiger seiner Erklärungen und bemühte sich um Klarstellung.[173]
US-Präsident Joe Biden betonte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, wie wichtig es sei, „was nach der Krise kommt“. Dazu gehöre ein dauerhafter Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Biden habe bekräftigt, dass die Hamas nicht das palästinensische Volk oder dessen legitime Bestrebungen repräsentiere.[174]
26. Oktober
Nach Angriffen auf israelische Stellungen bombardierte das israelische Militär in der Nacht weiterhin einen Beobachtungsposten und ein Militärgelände der Hisbollah im Libanon. Währenddessen wurden die israelischen Luftschläge gegen den Gazastreifen fortgesetzt. Im Verlauf des vergangenen Tages seien mehr als 350 Ziele getroffen worden, unter anderem Beobachtungsposten und Raketenabschussrampen in der Nähe ziviler Wohngebäude und Moscheen, gab das israelische Militär bekannt. Das Militär unternahm einen weiteren begrenzten Vorstoß in den Gazastreifen.[175]
Israel ging von 224 Geiseln in der Hand der Hamas aus. Die Qassam-Brigaden teilten mit, es seien bisher etwa 50 Geiseln durch israelische Luftschläge getötet worden.[175]
Hiba Tibi, bei CARE International zuständig für die Westbank und Gaza, sagte, dass es keinen sicheren Ort in Gaza gebe. Die Opferzahlen seien unfassbar und erschreckend. Riad Othman, Nahostreferent der Hilfsorganisation Medico international sprach von einer „desaströsen Lage“ in Gaza. Es fehle vor allem Trinkwasser. In Krankenhäusern gebe es keinen Strom, kein Verbandsmaterial und keine Betäubungsmittel. Amputationen und Operationen würden ohne Anästhesie mit Handybeleuchtung durchgeführt. Es gebe kein Verbandsmaterial für Brandwunden und es kämen viele Menschen mit Brandwunden in die Krankenhäuser.[176]
27. Oktober
In der Nacht zu diesem Tag unternahm das Militär erneut einen begrenzten Vorstoß in den Gazastreifen. Dabei kamen Bodentruppen, Drohnen, Kampfflugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz. Laut israelischer Armee seien militärische Ziele sowie Terroristen ausgeschaltet worden, die beteiligten Einheiten zogen sich nach dem Angriff aus Gaza zurück. Diese begrenzten Vorstöße wurden als Vorbereitung einer Bodenoffensive im Gazastreifen gesehen.[177]
Ein Raketenangriff auf ein Haus in Tel Aviv verursachte drei Verletzte, der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen bestätigte, die Raketen abgefeuert zu haben.[178]
In Ägypten kam es im grenznahen Ort Taba zu sechs Verletzten, nachdem eine „anonyme gelenkte Drohne“ niedergegangen war.[179] Der ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete, eine Rakete sei eingeschlagen. Israels Armee zufolge war die Drohne aus der Nähe des Roten Meeres gekommen, Huthi-Rebellen könnten in Betracht gezogen werden.[180][181]
Agence France-Presse berichtete gegen Abend von massivem israelischen Beschuss des Gazastreifens. Israel soll außerdem das Internet dort gekappt haben, AFP berief sich dabei auf Hamas-Mitglieder. Ein palästinensischer Internetbetreiber bestätigte einen Internetausfall durch massive Bombardierungen. Israels Armee teilte mit, in der kommenden Nacht wolle man den Bodeneinsatz ausweiten.[179]
In einer Umfrage der israelischen Zeitung Ma’ariv sprachen sich 49 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger dafür aus, dass die Regierung Israels mit dem Beginn einer Bodenoffensive im Gazastreifen noch abwarten sollte. 29 Prozent der Befragten sprachen sich hingegen dafür aus, dass das Militär sofort eine Bodenoffensive starten sollte.[182]
Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen veröffentlichte eine Liste mit 6.747 Namen und weiteren Personendaten von in Krankenhäusern registrierten Todesopfern in Gaza (davon 2.665 Kinder und Jugendliche) mit dem Ziel, Zweifel an den Opferzahlen zu zerstreuen. Dabei wird nicht zwischen Hamas-Mitgliedern und unbeteiligten Zivilisten unterschieden. Eine ganze Reihe an hochrangigen Hamas-Vertretern und militärischen Kommandeuren, die Israel nach eigenen Angaben getötet haben will oder die Hamas selbst als „Märtyrer“ vermeldete, fehlten jedoch. Eine unabhängige Überprüfung der vollständigen Liste gibt es bislang nicht.[183]
Die UN-Generalversammlung nahm am zweiten Sitzungstag der wieder aufgenommenen Zehnten Dringlichkeitssitzung mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit den Resolutionsentwurf A/ES-10/L.25 Protection of civilians and upholding legal and humanitarian obligations an. Die damit beschlossene Resolution A/RES/ES-10/21 verurteilt unter anderem jegliche Gewalt gegen israelische und palästinensische Zivilisten, forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Zivilisten und verlangte ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen. Außerdem rief sie zu einer sofortigen dauerhaften und nachhaltigen humanitären Waffenruhe auf.[184] Belgien, Frankreich, Liechtenstein, Luxemburg, Spanien und die Schweiz stimmten für, Israel selbst, Kroatien, Österreich, Paraguay, Tschechien, Ungarn und die USA gegen den Resolutionsentwurf; Deutschland enthielt sich der Stimme. Insgesamt gab es 120 Ja-Stimmen, 45 Enthaltungen und 14 Nein-Stimmen. Die Entschließung ist nicht völkerrechtlich bindend.[185] Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Černochová forderte daraufhin den Austritt ihres Landes aus den Vereinten Nationen, ihr Land habe in „einer Organisation von Terroristen-Fans“ nichts verloren.[186]
Nachdem das israelische Militär die Ausweitung seiner Einsätze im Gazastreifen bekannt gegeben hatte, meldete die Hamas am Abend des 27. Oktobers Bodengefechte, laut dem militärischen Flügel der Organisation gab es bereits gewalttätige Zusammenstöße in zwei Orten im Gazastreifen, im Ort Beit Hanun sowie östlich des Flüchtlingslagers Al-Bureidsch im zentralen Gazastreifen.[187]
Laut Medienberichten schätzen westliche und arabische Regierungen die Vorräte der Hamas im Gazastreifen als ausreichend, um mehrere Monate Krieg führen zu können. Die Organisation verfüge über große Mengen Nahrungsmittel sowie Hunderttausende Liter Treibstoff für Fahrzeuge und Raketen und Munition, die sie größtenteils im ausgedehnten Tunnelsystem unterhalb des Gazastreifens bunkere. Der ägyptische Analyst Samir Ghattas geht davon aus, dass die Hamas diese dringend benötigten Vorräte der von ihr regierten Zivilbevölkerung weiterhin vorenthalten werde, da die Priorität der Organisation im Kampf gegen Israel liege.[188][189] Israelische Geheimdienste warfen der Hamas vor, die größte Klinik in dem Küstenstreifen, das Schifa-Krankenhaus, als Kommando- und Kontrollzentrum mit Zugängen zu ihrem unterirdischen Tunnelsystem zu missbrauchen. Die Terroristen bewegten sich frei in der Klinik. Ein Armeesprecher sagte, es gebe in den Krankenhäusern Treibstoff, den die Hamas jedoch für ihre terroristische Infrastruktur nutze. Die Hamas bestritt die Vorwürfe.[190]
28. Oktober
Die Nacht vom 27. zum 28. Oktober war geprägt von pausenlosen israelischen Luftangriffen, laut Guardian der schwersten Bombardierung des Gazastreifens seit Kriegsbeginn. Laut einem IDF-Sprecher waren etwa 100 israelische Jets an dem Angriff beteiligt, das Ziel sei die Zerstörung von Tunneln und unterirdischen Anlagen der Hamas gewesen.[191] Infanterie und gepanzerte Fahrzeuge würden ihre Angriffe mit massiver Feuerunterstützung vom Meer und aus der Luft fortsetzen.[192]
Der Palästinensische Rote Halbmond, Ärzte ohne Grenzen und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichteten, sie hätten nach der Kappung der Kommunikationsdienste den Kontakt zu ihren Mitarbeitern und Einrichtungen vor Ort verloren. Das Committee to Protect Journalists warnte: „Die Welt verliert ein Fenster in die Realität aller am Konflikt Beteiligten.“[193]
Auch am Morgen und am Tag gingen die Luftschläge gegen Hamas-Stellungen weiter. Israel reklamierte für sich, Asem Abu Rakaba getötet zu haben, er soll ein Planer des koordinierten Angriffs am 7. Oktober und verantwortlich für Luftaktivitäten der Hamas gewesen sein. Zudem wurden nach Angaben der israelischen Armee 150 unterirdische Ziele getroffen, dazu gehörten „von Terroristen genutzte Tunnel, unterirdische Kampfräume und weitere unterirdische Infrastruktur“. Israelische Grenzorte wurden weiterhin vom palästinensischen Gazastreifen aus beschossen.[194]
Das israelische Außenministerium rief seine Diplomaten aus der Türkei zurück, nachdem der türkische Präsident Erdoğan am 25. Oktober auf einer pro-palästinensischen Demonstration in Istanbul Israel Kriegsverbrechen vorgeworfen und das Land als Besatzer bezeichnet hatte.[195] Auf einer Kundgebung hatte er zudem geäußert, die Hamas seie keine Terror-, sondern eine Befreiungsorganisation.[196]
Israels Armee veröffentlichte Videos, in denen mutmaßliche Mitglieder der Hamas in israelischer Haft die Nutzung des größten Krankenhauses im Gazastreifen für ihre Zwecke bestätigen sollen. Unter dem Schifa-Krankenhaus gebe es „unterirdische Ebenen“, sagte ein mutmaßlicher Terrorist laut einem der Videos in einem Verhör. Die Hamas transportiere dort etwa ihre Sprengstoffe, Waffen, Lebensmittel und medizinische Ausrüstung, hieß es darin. Aus dem Video geht auch hervor, dass Hamas-Mitglieder sich bei israelischen Angriffen in Kliniken oder Schulen versteckten. Grund dafür sei, dass Israel solche Gebäude nicht bombardiere.[195]
Laut einem am 28. Oktober von der israelischen Tageszeitung Haaretz veröffentlichten Bericht teilten die Vereinigten Staaten Israel mit, dass sie die Lieferung von Gewehren einstellen würden, wenn diese weiterhin bei politischen Veranstaltungen an Zivilisten ausgegeben würden.[197]
Vor dem Hintergrund von Israels Erklärung einer vollständigen Blockade, auch humanitären Blockade des Gazastreifens[88] vom 9. Oktober und dem am 11. Oktober ausgebenen „Evakuierungsbefehl“ an die Bevölkerung in den Süden zu gehen,[106][107] verbreitete sich unter den Palästinensern zunehmend die Angst, dass in Wahrheit eine permanenten Vertreibung aus dem Gazastreifen beabsichtigt sei. Am 28. Oktober veröffentlichte das israelische Medium Mekomit ein im Geheimdienstministerium erstelltes Dokument,[198][199] das auf den 13. Oktober datiert ist und Szenarien für eine Zukunft des Gazastreifens beschreibt. Darin wird als „wünschenswerteste“ Option eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens in den ägyptischen Sinai artikuliert,[200][201][202] wo zunächst Zeltstädte und dann dauerhafte Städte gebaut werden sollten; auch sei es nicht auszuschließen, dass andere Staaten die vertriebenen Palästinenser aufnehmen könnten.[200][201] Eine Sicherheitszone solle zudem verhindern, dass die Vertriebenen wieder in den Gazastreifen zurückkehren könnten; das Schicksal des Gazastreifens selbst blieb unklar.[200][201] Das Büro von Israels Ministerpräsident Netanjahu bestätigte die Echtheit des „Konzeptpapiers“.[201][202]
29. Oktober
Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen gab bekannt, dass seit Beginn des Krieges mit Israel am 7. Oktober, mehr als 8.000 Menschen in der palästinensischen Enklave getötet worden seien, die Hälfte davon Kinder.[203] Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und der UN-Generalsekretär António Guterres forderten aufgrund der Ereignisse eine humanitäre Feuerpause, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen. Das Flüchtlingshilfswerk UNRWA teilte mit, dass im Gazastreifen eine verzweifelte Situation der Menschen ohne Strom, Nahrung und Wasser vorherrsche.[204][205] IDF-Sprecher Daniel Hagari wiederholte derweil die Dringlichkeit der Warnung an die Zivilbevölkerung im nördlichen Teil des Gazastreifens, südlich des Wadi Gaza, in sicheres Gebiet zu ziehen, wo eine Versorgung mit Wasser, Nahrung und Medikamenten stattfinden könne. Er betonte, dass Israel einen Krieg mit der Hamas, nicht mit dem Volk von Gaza, führe und dass die Terrororganisation die Bewohner des Gazastreifens, wissend, dass die IDF zwischen Terroristen und Zivilisten unterscheide, als menschliche Schutzschilde nutze und daher innerhalb und unter zivilen Gebäuden operiere.[206]
Zudem verkündete das israelische Militär, dass es die Bodenoffensive über Nacht ausgeweitet habe und zusätzliche Truppen in den Gazastreifen einmarschiert seien.[207] Es sei zu Kämpfen mit Hamas-Terroristen gekommen, unter anderem nahe dem Erez-Grenzübergang.[208]
Israels Armee hat nach eigenen Angaben als Reaktion auf Raketenangriffe Ziele in Syrien beschossen. Ziel sei der Abschussort der Flugkörper gewesen. Rund zehn Raketen seien auch aus dem Libanon in israelisches Gebiet eingedrungen, teilte die Armee am Abend mit und kündigte Gegenangriffe an. Als Reaktion sei auf den Ort des Raketenstarts geschossen worden, wobei unter anderem Abschussrampen getroffen worden seien. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass die libanesische Hisbollah anscheinend ihre Raketenangriffe ausgeweitet habe; die Miliz selbst bestätigte das bisher nicht.[209]
An diesem Tag wurde zum ersten Mal seit 2005 eine israelische Flagge von Soldaten im Gazastreifen gehisst.[210]
Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan erklärte gegenüber CNN, dass Israel alles in seiner Macht stehende tun müsse, um zwischen Zivilisten und den Hamas als Terroristen zu unterscheiden. Zudem sollte Netanjahu die Gewalt „israelischer Siedler gegen unschuldige Menschen im Westjordanland zügeln“ und bezeichnete diese als inakzeptabel.[211]
30. Oktober
Das israelische Militär gab am Morgen bekannt, am Vortag rund 600 Ziele im Gazastreifen angegriffen und dabei dutzende Hamas-Mitglieder getötet zu haben, während über Nacht die Bodenoperationen im nördlichen Gazastreifen fortgesetzt wurden, wobei Panzerspitzen den Rand von Gaza-Stadt erreichten. Widerstand verschanzter Hamas-Kämpfer werde durch den Einsatz der Luftwaffe, darunter Kampfhubschraubern und Drohnen, gebrochen.[212][213][214] Im Zuge der Kampfhandlungen seien auch drei hochrangige Hamas-Kommandeure getötet worden.[215] Im Laufe des Tages drangen, zur Ausweitung der Bodenoffensive, weitere israelische Kräfte in den Gazastreifen ein, wo unter Führung des Kommandanten des IDF-Südkommandos, Yaron Finkelman, eine Lagebeurteilung vorgenommen wurde.[216]
Ein lokaler Journalist in Gaza filmte,[217] wie ein Panzer auf der Saladin-Straße in einem landwirtschaftlichen Gebiet namens Juhor ad-Dik südlich von Gaza-Stadt Feuer auf einen Personenwagen eröffnete, der beim Anblick des Panzers bereits gewendet hatte und in die Gegenrichtung fahren wollte.[218][219] Das Wall Street Journal berichtete, gemäß einem Augenzeugen habe es sich um ein Taxi mit einer weißen Flagge auf der Motorhaube gehandelt.[220][221] Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza wurden drei Menschen bei dem Vorfall getötet.[222]
Aus dem Gazastreifen heraus wurden weiterhin Raketen auf Israel abgefeuert, wobei es zu mehreren Einschlägen im Gebiet von Netiwot, Aschkelon und Be’er Scheva kam.[223][224][225] Auch kam es weiterhin zu Beschuss aus dem Libanon auf israelische Militärposten entlang der Nordgrenze, welcher von israelischer Artillerie beantwortet wurde.[226][227]
Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich gab bekannt, er habe angewiesen, den Transfer von Geldern an die Palästinensische Autonomiebehörde zu stoppen.[228] Am Abend gab Premierminister Netanjahu eine Erklärung gegenüber ausländischen Medien ab, dass Israel einer Einstellung der Kampfhandlungen nicht zustimmen werde, da dies einer Kapitulation vor der Hamas gleichkäme.[229]
Im Westjordanland wurden vier Palästinenser getötet und fünf weitere nach Auseinandersetzungen mit Soldaten verletzt. Augenzeugen berichteten, während der Bodenoperationen im Gazastreifen sei die wichtigste Nord-Süd-Straße, die Saladin-Straße, von Panzern blockiert worden; Panzer und Hubschrauber hätten sie zudem durch Beschuss unbefahrbar gemacht.[230] In Jerusalem wurde ein Palästinenser erschossen, nachdem er einen Polizisten mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt hatte.[230] Die Hamas veröffentlichte ein mutmaßlich unter Zwang aufgenommenes Video, in dem israelische Geiseln Premierminister Netanjahu „Versagen“ vorwerfen. Israelische Medien stuften das Video als „Psychoterror“ der Hamas gegen Israel ein.[230]
In einer Nachtoperation konnte die israelische Soldatin Ori Megidish befreit und zu ihrer Familie zurückgebracht werden. Megidish war am 7. Oktober am IDF Stützpunkt Nahal Oz gefangen genommen worden.[230] Die deutsch-israelische Geisel Shani Louk wurde nach Angaben der israelischen Regierung für tot erklärt. Man habe Splitter ihres Schädelknochens gefunden und per DNA-Probe identifiziert. Möglicherweise sei sie bereits zum Zeitpunkt ihrer Verschleppung tot gewesen.[231]
31. Oktober
Nach Angaben der IDF sind am Vortag rund 300 Ziele im Gazastreifen angegriffen und dabei zahlreiche Hamas-Terroristen getötet worden, darunter der Kommandeur des Bataillons Bait Lahiya, welches laut Armee für die Massaker in den Kibbuzen Erez und Netiv HaAsara verantwortlich gewesen ist. Zu den angegriffenen Zielen zählten zudem Raketenabschusspositionen, Tunneleingänge und Gebäude, welche von der Hamas für militärische Zwecke genutzt werden. Nach Angaben der New York Times scheinen israelische Truppen Gaza-Stadt umzingelt zu haben und riegeln es von Norden und Süden her in einer Art Zangenbewegung ab.[232][233] Der Stabschef der iranischen Armee, Mohammad Bagheri, behauptete, dass sich unter dem nördlichen Teil des Gazastreifens Tunnelanlagen in der Länge von über 400 Kilometern befänden, wovon einige von Fahrzeugen befahren werden könnten und andere in das Innere Israels führen würden.[234] Im Laufe des Tages besetzten israelische Truppen nach schweren Gefechten eine als „Terrorhochburg“ bezeichnete Gegend im Westen von Dschabaliya, wobei mehrere Terroristen und zwei israelische Soldaten getötet wurden.[235][236]
Nach Angaben des israelischen Militärs wurde eine Boden-Boden-Rakete aus dem Gebiet des Roten Meeres in Richtung Eilat an der Südspitze Israels vom Luftverteidigungssystem Arrow abgefangen, wobei es sich um den ersten operativen Einsatz dieses Abwehrsystems in diesem Konflikt gehandelt haben soll. Es wurde angenommen, dass die Rakete von den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen abgefeuert wurde.[237][238] Später am Tag gaben Yahya Sria, ein Sprecher der Huthi-Rebellen, sowie Abdel-Aziz bin Habtour, Premierminister der Huthi-Regierung, bekannt, dass ein Luftangriff mit Drohnen, ballistischen Raketen und Marschflugkörpern gegen Südisrael durchgeführt worden sei.[239] Zudem gab das Militär bekannt, dass die Hisbollah erneut Raketen und Granaten aus dem Libanon auf IDF-Stellungen und offenes Gelände an der Nordgrenze abgefeuert habe.[240][241] Durch Einschläge von Raketensalven aus dem Gazastreifen seien zudem mehrere Menschen in der südlichen Großstadt Aschdod verletzt worden.[242]
Am Abend griff die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben Infrastruktur und Terroristen des Dschabalija-Bataillons der Hamas im Flüchtlingslager Dschabaliya an,[243] worauf nach IDF-Angaben ein Tunnelsystem der Hamas und in weiterer Folge auch mehrere Gebäude einstürzten. Laut Berichten der palästinensischen Gessundheitsbehörde tötete der Luftschlag über 50 Menschen und verwundete 150 weitere; Hamas sprach von 400 Getöteten und Verwundeten.[244][245] Nach IDF-Angaben waren darunter zahlreiche Terroristen, mit Ibrahim Biari auch ein Mitverantwortlicher des Terrorangriffs vom 7. Oktober auf Israel.[246] Hamas verneinte dies.[244] Die BBC berichtete, vor dem indonesischen Krankenhaus im nahe gelegenen Beit Lahia sei eine lange Reihe von Leichensäcken ausgelegt worden; der chirurgische Leiter des Krankenhauses erklärte, man habe 400 Verletzte, darunter 120 Tote, aufgenommen, die meisten davon Kinder und Frauen.[247] Der Angriff wurde umgehend durch das ägyptische, saudi-arabische, jordanische und katarische Außenministerium verurteilt.[248] Bolivien kündigte den Abbruch diplomatischer Beziehungen zu Israel an, Kolumbien und Chile beorderten ihre Botschafter aus Israel zurück.[249]
Die USA kündigten die Entsendung weiterer 300 Soldaten in den Nahen Osten unter das Regionalkommando CENTCOM an.[250] Die USA erklärten sich ferner „zutiefst besorgt“ über den deutlichen Anstieg an Gewalttätigkeiten gegenüber palästinensischen Zivilisten im besetzten Westjordanland. Die US-Botschafterin bei der UNO, Linda Thomas-Greenfield, veröffentlichte eine Erklärung in den sozialen Medien, die Israel dazu aufforderte, diese Angriffe zu unterbinden.[251]
Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium gab an, dass sich die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen seit Kriegsbeginn auf 8.525 erhöht habe, darunter befänden sich 3.542 Kinder und 2.187 Frauen. Laut dem Sprecher Ashraf al-Qidra ist auch der Hauptstromgenerator im von Indonesien finanzierten und in Nordgaza liegenden Krankenhaus von Bait Lahiya aufgrund Treibstoffmangels ausgefallen.[252] Die israelische Polizei gab bekannt, dass bislang 826 bei den Anschlägen in Israel getötete Zivilisten identifiziert und 732 davon zur Beerdigung freigegeben worden seien. Den Angaben nach handelt es sich um einen langsamen Prozess, da viele der Opfer schwere Verbrennungen oder Verstümmelungen aufwiesen. Zudem wurden bislang auch die Namen von 317 Soldaten und 58 Polizisten bekanntgegeben, die durch den Terrorangriff oder bei den anschließenden Kämpfen getötet wurden.[253][254] Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) meldete, dass drei weitere ihrer Mitarbeiter von Luftschlägen getötet worden sein, „während sie daheim bei ihren Familien“ gewesen seien; die Gesamtzahl getöteter UNRWA-Mitarbeiter beliefe sich nun auf 67.[255]
1. November
Am Morgen gaben die IDF bekannt, dass am Vortag 13 Soldaten der Givʿati-Brigade und zwei Soldaten des 7. Panzerbataillons bei verschiedenen Kampfhandlungen im Norden des Gazastreifens getötet worden seien, zudem berichteten sie von mindestens sieben Verwundeten.[256] Die Armee verkündete darüber hinaus, dass seit Beginn des Krieges rund 11.000 Ziele der Hamas und anderer Terrororganisationen im Gazastreifen angegriffen worden seien.[257][258][259][260] Itzik Cohen, Kommandeur der 162. IDF-Division, teilte am Nachmittag mit, dass sich israelische Streitkräfte tief im Gazastreifen und vor den Toren von Gaza-Stadt befänden.[261] Der Verantwortliche sämtlicher Panzerabwehrraketeneinheiten der Hamas im Gazastreifen, Muhammad A’sar, wurde bei einem Luftangriff getötet.[262] Am Abend gab der IDF-Sprecher Daniel Hagari bekannt, dass der Bodeneinsatz nach Plan verlaufe und die Frontverteidigungslinien der Hamas im Norden des Gazastreifens durchbrochen worden seien.[263]
Aufgrund mehrerer gegen Südisrael durchgeführter Raketen- und Drohnenangriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen verstärkte die israelische Marine das Gebiet um das Rote Meer mit Flugkörperschnellbooten. Erst am Morgen war ein anfliegendes Objekt in der Nähe der Stadt Eilat abgefangen worden, am Vortag hatte das Militär eine Rakete und zwei Drohnen über dem Roten Meer zerstört.[264] Entlang der libanesischen Grenze kam es erneut zu Kampfhandlungen, wobei Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden, worauf Israel unter anderem mit Panzerbeschuss antwortete.[265][266]
Nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden wurden über Nacht vier Palästinenser bei Zusammenstößen mit israelischen Streitkräften im Westjordanland getötet und Atta Abu Rumaila, Fatah-Generalsekretär von Dschenin, verhaftet. Die israelische Armee bestätigte, einen Drohnenangriff in Dschenin gegen terroristische Ziele durchgeführt zu haben.[267] Die Palästinensische Autonomiebehörde rief daraufhin zum Generalstreik im Westjordanland und in Ostjerusalem auf. Berichten zufolge wurden seit dem Angriff der Hamas auf Südisrael 122 Palästinenser im Westjordanland durch die IDF oder in einigen Fällen durch Siedler getötet sowie mehr als 1.000 Palästinenser festgenommen.[268] Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen wurden seit Beginn des Krieges 34 Journalisten getötet, davon 12 in Ausübung ihrer Tätigkeit, davon 10 in Gaza sowie jeweils einer in Israel und Libanon. Der für Ynet berichtende israelische Journalist Roee Idan wurde beim Angriff der Hamas auf Kfar Azza ermordet,[269] der für Reuters arbeitende Issam Abdallah starb im Südlibanon durch israelischen Beschuss.[270] Die Fälle Idan und Abdallah werden von der Organisation, zusammen mit acht palästinensischen Journalisten, die bei Luftangriffen auf zivile Gebiete in Gaza getötet worden waren, als Kriegsverbrechen eingestuft, weshalb eine Beschwerde an den Internationalen Strafgerichtshof eingereicht wurde.[271]
Es kam erstmals seit Beginn des Anschlags auf Israel am 7. Oktober zur Öffnung des Grenzüberganges Rafah nach Ägypten, um rund 400 Menschen mit ausländischem Pass ein Verlassen des Gazastreifens zu ermöglichen.[272] Die Öffnung wurde von Katar und in Abstimmung mit den USA zwischen Ägypten, Israel und der Hamas vermittelt. Zudem wurden auch 90 schwer Verletzte evakuiert, die in Ägypten in ein Lazarett aufgenommen wurden.[273]
Jordanien beorderte seinen Botschafter aus Israel zurück und teilte Israel gleichzeitig mit, dass der israelische Botschafter nicht vor Beendigung des Krieges und der humanitären Krise in Gaza nach Jordanien zurückkehren sollte.[274] Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte via X, er sei „entsetzt“ über die hohe Opferzahl beim Beschuss des Flüchtlingscamps Dschabalia.[275]
Großbritanniens Außenminister James Cleverly zeigte sich entsetzt über die Ankündigung der Hamas, Massaker wie am 7. Oktober wiederholen zu wollen, wie er auf der Plattform X schrieb. Er veröffentlichte dazu ein Video des Sprechers der Hamas, Ghazi Hamad, in dem dieser unter anderem davon sprach, das Land Israel „beseitigen“ zu wollen. Das Massaker vom 7. Oktober sei nur das erste Mal gewesen und es werde weitere Male geben, kündigte Hamad darin an.[276]
Durch die Gegenangriffe Israels sind die (zivilen) Telekommunikationsverbindungen in Gaza seit Ende Oktober 2023 gestört bzw. vorübergehend vollständig unterbrochen.[277][278] Das Angebot von Elon Musk, Kommunikation mit Hilfe von Starlink für die UN-Hilfsorganisationen in Gaza zur Verfügung zu stellen, wurde von Israel kritisiert.[279]
Bei einem zweiten Luftangriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia wurden laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen erneut „Dutzende“ Menschen getötet und verletzt.[280] UN-Vertreter verurteilten die Angriffe, das UN-Menschenrechtsbüro sagte: „Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und des Ausmaßes der Zerstörung [...] sind wir ernsthaft besorgt, dass es sich um unverhältnismäßige Angriffe handelt, die Kriegsverbrechen darstellen könnten.“ Ein Militärsprecher Israels sagte, dass die Hamas sich dort absichtlich hinter ziviler Infrastruktur verstecke, daher sei die israelische Armee in einem Dilemma. Die Hamas wolle „dieses Bild der Zerstörung“.[280]
2. November
Über Nacht kam es nach IDF-Angaben zu schweren Kämpfen zwischen Truppen der Golani- und der Nachal-Brigade mit Terroristen der Hamas, welche Sprengsätze, Granaten und Raketen eingesetzt hätten. Die IDF führte Artillerie- und Panzerbeschuss sowie Angriffe der Luftwaffe und der Marine durch. Weiterhin wurden Hamas-Standorte im Gazastreifen, darunter Waffenproduktions- und -lagerstätten, sowie Abschusspositionen für Raketen und Drohnen angegriffen.[281] Im Zuge der Kampfhandlungen wurden auf Seiten der IDF unter anderem ein Bataillonskommandeur der 188. Panzerbrigade und ein Kompaniechef der Jerusalem-Brigade getötet.[282][283]
Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari meldete gegenüber Medien die vollständige Umzingelung von Gaza. Netanjahu sprach von beeindruckenden Erfolgen, man hätte die Außenbezirke von Gaza passiert. Der Hamas-Militärsprecher Abu Obaida sagte dazu: „Ihre Soldaten werden in schwarzen Taschen zurückkehren.“ [284]
Der IDF-Generalstabschef Herzi Halewi meldete am Nachmittag, dass israelische Bodentruppen bereits in das umzingelte Gaza-Stadt eingedrungen seien und sich im dichten Stadtgebiet Nahkämpfe mit Terroristen lieferten, wobei sie von der Aufklärung, Luftwaffe und Marine unterstützt würden.[285] Armeeingenieure hätten zudem mit einer groß angelegten Operation zur Zerstörung von Hamas-Tunneln in Gebieten des Gazastreifens begonnen.[286]
Die Hamas ihrerseits verbreitete Gefechtsaufnahmen, in welchen ein Panzervernichtungstrupp aus einem Tunnelschacht klettert und einen israelischen Panzer mit zwei Panzerabwehrhandwaffen bekämpft.[287] Durch diese Tunnel ist es Hamas-Kämpfern teilweise möglich, sich unbemerkt an israelische Soldaten und Panzer anzunähern.
Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium in Gaza gab an, dass seit Kriegsausbruch 9.061 Menschen im Gazastreifen getötet worden seien, darunter 3.760 Personen unter 18 Jahren.[288] Im Gouvernement Tulkarm im Westjordanland wurde ein israelischer Zivilist erschossen. Die Tat wird von den Behörden als Terroranschlag eingestuft.[289]
Etwa 400 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsangehörigkeit verließen den Gazastreifen in Richtung Ägypten, wie der ägyptische Rote Halbmond der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Zudem sei für den Tag die Ausreise von 200 weiteren Haltern ausländischer Pässe geplant.[290]
An der israelischen Nordgrenze kam es nach IDF-Angaben erneut zu libanesischem Beschuss in den Gegenden der Schebaa-Farmen, des Hermon-Massivs und des Kibbuz Manara; zudem sei eine Rakete auf eine unbemannte israelische Drohne abgefeuert worden. Das israelische Militär habe daraufhin die Abschusspositionen im Südlibanon unter Beschuss genommen.[291][292] Gegen Mittag teilte die UNFIL mit, dass zwei libanesische Hirten durch Kreuzfeuer ums Leben gekommen seien. Die Zahl toter libanesischer Zivilisten stieg damit auf zehn.[290] Ein Sprecher der vom Iran unterstützten und ursprünglich in Syrien operierenden Miliz „Imam-Hussein-Brigade“ gab bekannt, zur Unterstützung der Hisbollah im Südlibanon eingetroffen zu sein.[293] Eine im Libanon gestartete Rakete traf am Abend ein Einkaufsviertel der Kleinstadt Kirjat Schmona, wobei Brände ausbrachen und mindestens zwei Menschen verletzt wurden.[294]
Das von der Hamas geführte palästinensische Pressebüro sagte, bei den beiden Angriffen auf das Flüchtlingslager in Dschabalia am 31. Oktober und 1. November seien insgesamt mindestens 195 Palästinenser getötet worden. Weitere 120 seien vermisst und unter dem Schutt begraben und mindestens 777 weitere seien verwundet worden.[295]
Der von der Hamas geführte Zivilschutz berichtete erneut ein israelischer Luftangriff auf das Flüchtlingslager Bureij mit 15 Toten.[296] Insgesamt wurden laut einem UNRWA-Sprecher am 2. November vier als Zufluchtsstätten genutzte UN-Schulen von israelischen Streitkräften angegriffen, drei in Nord-Gaza und eine in Bureij in der südlichen Zone, in welche die Zivilbevölkerung der nördlichen Regionen hatte fliehen sollen.[297]
Nach wiederholtem Beschuss von jenseits der Grenze attackierte das Militär eigenen Angaben zufolge gegen Abend erneut Hisbollah-Stellungen im Libanon. Ziel seien unter anderem deren Waffenlager, Kommandoposten und ein Militärgelände gewesen. Die Organisation hatte sich zuvor zu 19 Angriffen auf israelische Stellungen bekannt. Wenig später starben vier weitere libanesische Zivilisten durch Beschuss.[290]
Das israelische Militär gab bekannt, es habe einen Telefonmitschnitt zwischen einem Hamas-Kommandeur und einem palästinensischen Zivilisten, in dem es offenbar darum geht, dass die radikal-islamistische Organisation Mitarbeiter eines Krankenhauses im nördlichen Gazastreifen angewiesen haben soll, ihr den verbliebenen Treibstoff zu überlassen. Zuvor hatte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mitgeteilt, im Indonesischen Krankenhaus in Beit Lahia sei der Stromgenerator ausgefallen.[298]
3. November
Über Nacht führten israelische Bodentruppen der Nachal-Brigade Angriffe gegen Hamas-Kämpfer im nördlichen Gazastreifen durch, wobei sie Feuerunterstützung durch Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber und Artillerie erhielten. Dabei wurden nach IDF-Angaben mehrere Terroristen getötet, darunter der Hamas-Kommandeur Mustafa Dalloul. In Beit Hanun wurden nach IDF-Angaben bei Durchsuchungen durch die 551. IDF-Brigade Waffen, Munition, Kartenmaterial und Kommunikationsausrüstung der Hamas aufgefunden.[299] Die Spezialeinheit Jahalom habe zudem, unterstützt durch Infanterie- und Panzereinheiten, mehrere Tunneleingänge freigelegt. Es wurden Videoaufnahmen von der Sprengung einer Tunnelanlage veröffentlicht.[300] Am Nachmittag erklärten die IDF, im Laufe des Tages zahlreiche Terroristen getötet zu haben, darunter solche, die aus Tunnelanlagen heraus Angriffe durchgeführt hätten.[301]
Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten bestätigten auf Anfragen von Journalisten, dass die US-Armee über dem Gazastreifen unbewaffnete Reaper-Drohnen zur Aufklärung einsetze. Die unbemannten Flugzeuge setze man, so die offiziellen Angaben, seit dem Hamas-Überfall auf Israel Anfang Oktober 2023 zur Suche nach Geiseln ein, die von der Hamas aus Israel entführt worden seien. Sie würden nicht dazu benutzt, Israel bei der Koordinierung von Militäraktionen zu helfen; lediglich Informationen zur Geiselbefreiung würden an Israel weitergegeben.[302]
Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) verurteilte den Beschuss eines Krankenwagenkonvois direkt vor dem Eingang zum Al-Shifa-Krankenhaus, bei dem nach seinen Angaben 15 Menschen getötet und mehr als 60 weitere verwundet wurden.[303] Ein weiterer Krankenwagen sei in etwa einem Kilometer Entfernung von dem Krankenhaus beschossen worden.[303] Das israelische Militär bestätigte einen Angriff auf einen Krankenwagen. Soldaten seien davon ausgegangen, dass der Wagen von einer Hamas-Einheit im Kampfgebiet eingesetzt werde. Bei dem Angriff seien mehrere Hamas-Terroristen getötet worden, so die Armee. Man habe Informationen, die belegten, dass die „Vorgehensweise der Hamas darin besteht, Terroristen und Waffen in Krankenwagen zu transportieren“, hieß es weiter.[304] In seiner Erklärung zu dem Vorfall nannte das israelische Militär keine Beweise für seine Behauptung, dass der Krankenwagen mit der Hamas in Verbindung gestanden habe, erklärte aber, dass es weitere Informationen veröffentlichen wolle.[303]
Es wurde bekannt, dass sich ein russisches Flugabwehrsystem auf dem Weg von Syrien zur Hisbollah im Libanon befinden solle.[305]
4. November
Die IDF gaben bekannt, am Tag rund 120 Ziele der Hamas im Gazastreifen angegriffen zu haben.[306] IDF-Generalstabschef Herzi Halewi führte eine Inspektion der Streitkräfte im Gazastreifen durch.[307] Die Hamas gab bekannt, dass sie sich Kämpfe mit israelischen Truppen im südlichen Stadtteil Tel al-Hawa von Gaza-Stadt geliefert habe.[308] Die israelische Armee soll nach eigenen Angaben bei Kämpfen im Gazastreifen dutzende Hamas Kämpfer getötet, deren Waffen entdeckt sowie Tunnelschächte freigelegt haben.[309] Die IDF bestätigten auch eine begrenzte Operation im südlichen Gazastreifen unter der Führung der Gaza-Division.[310]
Eine UNRWA-Sprecherin bestätigte palästinensische Meldungen, dass Israel eine von der UN betriebene Schule in Nord-Gaza angegriffen habe[311] und dabei auch Kinder ums Leben gekommen seien.[312] Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza wurden mindestens 15 Menschen getötet und viele weitere verletzt.[311] Das israelische Militär erklärte, einer vorläufigen Untersuchung zufolge habe es die Anlage nicht gezielt angegriffen. Es sei jedoch möglich, dass eine Explosion auf diesem Gelände Folge eines israelischen Angriffs auf ein anderes Ziel gewesen sei. Die Untersuchung des Vorfalls dauere an.[312]
Die Gefechte mit der Hisbollah-Miliz im Libanon gingen weiter. Am Morgen beschoss das israelische Militär nach eigenen Angaben Stellungen für Angriffe auf Israel und einen Beobachtungsposten. Bewohner des Südlibanons sprachen von den schwersten Luftangriffen seit Beginn des Gaza-Krieges.[312]
Die Kassam-Brigaden teilten mit, eine Rakete auf das relativ weit vom Gazastreifen entfernte Eilat geschossen zu haben.[312]
Nach Angaben aus dem Umfeld des Ägyptischen Roten Halbmonds wurde die Ausreise verletzter Palästinenser sowie von Personen mit fremder Staatsbürgerschaft aus dem Gazastreifen einstweilig gestoppt. Grund sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische Krankenhäuser bringen zu lassen, wie ein Vertreter der Grenzübergangsverwaltung der Nachrichtenagentur AFP sagte. Nach US-Angaben versuchte die Hamas, über den zeitweise geöffneten Grenzübergang Rafah verletzte eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen nach Ägypten auszuschleusen. Ägypten kündigte am Donnerstag an, bei der Evakuierung von „etwa 7000“ Ausländern und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus dem Palästinensergebiet zu helfen.[312]
Der amerikanische Außenminister Blinken traf in der jordanischen Hauptstadt Amman Vertreter arabischer Staaten, darunter den stellvertretenden Ministerpräsidenten des Libanon, Miqati, sowie die Außenminister von Katar, Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während die Vereinigten Staaten eine Feuerpause weiterhin ablehnen, forderten mehrere der arabischen Vertreter nach dem Treffen eine sofortige Waffenruhe. Der türkische Staatschef Erdoğan erklärte, der israelische Premierminister Netanjahu sei fortan kein Gesprächspartner mehr für ihn, er wolle aber die diplomatischen Beziehungen zu Israel nicht abbrechen. Allerdings zog die Türkei an demselben Tag ihren Botschafter aus Israel ab und erwiderte damit einen analogen Schritt Israels vom Vormonat. Im weiteren Verlauf des Tages kündigte Erdoğan an, Ende November den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zu Gesprächen über den Konflikt zu erwarten. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur gab bekannt, dass Machthaber Ajatollah Ali Chamenei den Chef des politischen Büros der Hamas, Ismail Haniyya, in Teheran empfangen habe. Wann das Treffen stattgefunden haben soll, wurde nicht präzisiert.[312]
5. November
Nach israelischen Armeeangaben habe die 36. Division, deren Aufgabe die Einkreisung von Gaza-Stadt darstelle, innerhalb einer Woche rund 1.600 Hamas-Ziele angegriffen und bei den Kämpfen auch mehr als 300 Terroristen getötet, wobei es aus den von der Division besetzten Gebieten zu keinem Raketenabschuss auf Israel mehr gekommen sei. Die Division sei mit der Aufspürung und Zerstörung von Tunnelanlagen in ihrem Bereich beschäftigt, welche von der Hamas für Bewegungen und Hinterhalte genutzt werden. Die Division habe außerdem festgestellt, dass die Hamas in letzter Zeit Schwierigkeiten hatte, größere organisierte Angriffe auf IDF-Truppen durchzuführen.[313] Der IDF-Sprecher Daniel Hagari bestätigte, dass Gaza-Stadt vollständig eingekreist und die Küstenenklave in eine Nord- und Südhälfte gespalten worden sei.[314] Zudem würden umfangreiche Angriffe auf die Terror-Infrastruktur, sowohl unter der Erde als auch über der Erde, stattfinden.[315] Die israelische Armee gab bekannt, die Straße Salah al-Din für die Evakuierung von Zivilisten aus dem nördlichen Gazastreifen geöffnet zu haben.[316]
Bei nächtlichen Razzien im Westjordanland wurden laut IDF-Angaben 36 gesuchte Palästinenser, darunter 18 Hamas-Mitglieder, festgenommen. Dabei war es in Dschenin und Hebron zu Zusammenstößen gekommen. In Abu Dis wurde Nabil Halabia, laut IDF-Angaben ein dem IS nahestehender Palästinenser, bei einem Festnahmeversuch erschossen. Nach Angaben der IDF haben israelische Truppen seit dem 7. Oktober im gesamten Westjordanland 1.350 gesuchte Palästinenser festgenommen, darunter mehr als 850, die der Hamas nahestehen. Laut Gesundheitsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde wurden in diesem Zeitraum mehr als 130 Palästinenser im Westjordanland von israelischen Streitkräften und in einigen Fällen von Siedlern getötet.[317]
In der Nähe des Kibbuz Yiftah an der libanesischen Grenze wurde ein israelischer Zivilist durch Raketenbeschuss der Hisbollah getötet.[318] Zudem schoss die Organisation im Laufe des Tages 13 Raketen auf die teilweise evakuierte Grenzstadt Kirjat Schmona, wobei sieben Raketen im Stadtgebiet einschlugen und schwere Schäden an Bauwerken verursachten.[319]
UN-Organisationen, darunter das Nothilfebüro (OCHA), das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), das Kinderhilfswerk (Unicef), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Welternährungsprogramm (WFP), sowie die Hilfsorganisationen Care und Save the Children verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die Tötung Tausender Zivilisten in Gaza und forderten eine sofortige Feuerpause.[320]
6. November
Nach Angaben der IDF wurden am vergangenen Tag mehr als 450 Hamas-Ziele im Gazastreifen angegriffen, darunter Tunnelanlagen, Beobachtungsposten und Raketenabschusspositionen. Zudem hätten die IDF über Nacht eine Hamas-Hochburg eingenommen, wobei mehrere Terroristen, darunter der Leiter der Sonderoperationen der Hamas, getötet worden seien.[321] Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums seien bei den israelischen Angriffen über Nacht mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen.[322]
Die israelische Polizei gab am Vormittag bekannt, dass zwei Grenzpolizisten, ein Mann und eine Frau, durch eine Messerattacke am Herodestor in Jerusalem verletzt worden seien. Der Angreifer, ein 16-jähriger Bewohner von Ostjerusalem, wurde erschossen.[323][324]
Beteiligung anderer islamistischer Gruppen im Krieg gegen Israel
Während des Krieges zwischen Israel und Gaza beteiligten sich neben der Hamas und weiteren palästinensischen Gruppen auch andere islamistische, militante Gruppen, deren Ziel die Vernichtung Israels ist.
Aus dem Libanon agierte die vom Iran gestützte Hisbollah und griff fast täglich israelische Militärstellungen an. Dies wurde meist mit Artillerie, Panzern und der Luftwaffe beantwortet.
Es kam mehrmals zu Angriffen, die mutmaßlich von den iranisch gestützten Huthis ausgingen. Am 19. Oktober soll ein US-Kriegsschiff im Roten Meer aus dem Jemen kommende Marschflugkörper und Drohnen abgefangen haben. Sie sollen gegen Israel gerichtet gewesen sein.[325]
Am 27. Oktober ging eine Drohne im ägyptischen Grenzort Taba nahe Israels Grenze nieder und verursachte sechs Verletzte. Israel zog jene Rebellen in Betracht. Die Drohne war ebenfalls vom Roten Meer aus gekommen. Eine zweite Drohne wurde abgefangen.[326]
Am 31. Oktober wurde eine Drohne über dem Roten Meer, nahe Eilat abgeschossen. Erstmal übernahm die Huthi-Bewegung die Verantwortung für diesen Angriff. Später gab das israelische Militär das Abfangen einer Boden-Boden-Rakete durch das Luftabwehrsystem Arrow bekannt, angeblich dessen erster Einsatz im aktuellen Krieg.[327][328]
Cyberkrieg
Mit dem Angriff der Hamas wurde Israel zeitgleich mit den ersten Raketen Ziel von Hackerangriffen, darunter DDoS-Attacken. Bis zum 12. Oktober beteiligten sich 58 Gruppierungen am Cyberkrieg, von denen die Mehrzahl gegen Israel agierten; einige wenige waren zugunsten Israels aktiv und legten palästinensische Websites vorübergehend lahm. Unter den antiisraelischen Gruppierungen sind prorussische Hackergruppen, die auch im Cyberkrieg im Bezug zum Russland-Ukraine-Krieg gegen die Ukraine und ihre Verbündeten vorgingen.[329] Die prorussische Gruppe Killnet, die im Januar 2023 Hackerangriffe gegen deutsche Behörden und Unternehmen startete,[330] ist verantwortlich für Angriffe gegen die Ukraine sowie gegen Israel. Die als prorussisch aufgefallene Hacker-Gruppierung Anonymous Sudan brüstete sich: Die Website des Radarwarnsystems Farbe Rot (Tzeva Adom) sollte die israelische Bevölkerung vor Gefahren wie Raketenangriffen warnen – jetzt sei sie nicht mehr funktional.[329][331] Außerdem gelang es der Hacktivistengruppe AnonGhost die Mobile App Red Alert mit falschen Raketenmeldungen, Spamnachrichten und Morddrohungen zu fluten.[332] Der Stuttgarter Cybersicherheitsforscher Mirko Ross gibt hierbei zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, die Angriffe konkreten Gruppen zuzuordnen, weil es auch Operationen von Geheimdiensten unter falscher Flagge geben könne.[333]
Desinformation und Verschwörungstheorien
Julia Smirnova vom Institute for Strategic Dialogue Germany (ISD) sagte, Russland instrumentalisiere „auf zynische Weise diese Tragödie, um antiwestliche und antiukrainische Narrative zu verbreiten“. So behaupteten der russische Duma-Chef Wjatscheslaw Wiktorowitsch Wolodin wie auch der Sender RT, die Ukraine habe vom Westen gelieferte Waffen an Länder des Nahen Ostens sowie die Hamas weiterverkauft. Auch die rechte US-Politikerin Marjorie Taylor Greene äußerte sich ähnlich. In prorussischen Kanälen wie dem der deutschen Bloggerin Alina Lipp wurde geschrieben, ukrainische Geflüchtete arbeiteten für die Hamas. In einigen propalästinensischen und verschwörungsideologischen Kanälen werden die Angriffe als lediglich von Israel inszeniert dargestellt. Laut Josef Holnburger vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) wird auf vielen deutschsprachigen verschwörungsideologischen Plattformen die Behauptung aufgestellt, Israel habe die Angriffe der Hamas bewusst geschehen lassen, um einen Vorwand zu haben, selbst anzugreifen. Israel sei nach dieser Logik der Mörder an der eigenen Bevölkerung und profitiere von den Angriffen, laut Holnburger eine „starke Umkehr der Täter-Opferperspektive“. Ebenfalls geläufig sei die Dämonisierung Israels; so wurde ein angebliches Zitat des israelischen Verteidigungsministers Joaw Galant verbreitet, nach dem Israel alle Regeln der Kriegführung aufgehoben habe und die Soldaten für nichts verantwortlich gemacht würden, was Galant jedoch nie gesagt hatte. Häufig werde Israel auch eine Teil- oder Alleinschuld an den Angriffen zugewiesen.[334]
Desinformationen auf Social Media („Gaza-Fakes“)
In den sozialen Medien gab es laut ZDF zahllose Desinformationen (Falschbehauptungen), sogenannte „Gaza-Fakes“. So behaupteten erstens führende Hamas-Vertreter immer wieder in Interviews, es habe „gar keine oder nur kaum zivile Opfer bei dem Großangriff auf Israel vom 7. Oktober gegeben. Israelische Soldaten seien angeblich die primären Opfer gewesen.“ Zweitens behaupteten Social-Media-Nutzer und später auch der Nachrichtensender Al Jazeera, der in dem die Hamas unterstützenden Golfstaat Katar beheimatet ist, zum Bild eines verbrannten Babys, das Benjamin Netanjahu am 12. Oktober bei X verbreitet hatte, das Foto sei „durch Künstliche Intelligenz erzeugt worden, also ein Fake“. Grundlage dafür sei das Foto eines Hundewelpen gewesen. Untersuchungen des ZDF legten jedoch nahe, dass ebendieses Welpenbild manipuliert worden war. Ebenfalls auf X wurde behauptet, die „Explosion am Al-Ahly-Krankenhaus habe sich eine Stunde später abgespielt als von allen Medien recherchiert“, darum sei Israel verantwortlich. Auch wurde behauptet, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe angedroht, im Gazastreifen zu „intervenieren“, um den „israelischen Krieg“ zu beenden. Zudem ist es laut ZDF so, dass alte Bilder und Videos oft als aktuell ausgegeben werden, dies geschehe allerdings in jedem Konflikt. Viele Nutzer verbreiteten dann ungeprüft alte Aufnahmen. Bilderrückwärtssuchen und andere Werkzeuge seien jedoch hilfreich, um frühere Versionen eines Medieninhalts im Netz aufzuspüren und dadurch solche Manipulationen zu entlarven.[335]
Im Oktober 2023 leitete die EU-Kommission nach zahlreichen Hinweisen auf Falschinformationen sowie illegale und irreführende Beiträge und Videos zum Angriff der Hamas auf Israel ein Verfahren gegen den Online-Dienst X ein.[336]
Opfer
Israelis
Mindestens 1400 Israelis wurden getötet und mehr als 200 Israelis[337] wurden in den Gazastreifen entführt.[11] Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums wurden 4.932 Menschen in Israel verletzt, davon befanden sich am 20. Oktober noch 299 in medizinischer Behandlung, 49 davon befanden sich in kritischem Zustand.[338] Mit Stand 3. November befinden sich 347 Soldaten und 58 Polizisten unter den Getöteten.[339] Seit den Angriffen gelten außerdem 100–200 Personen als vermisst.[17]
In der Zeit nach dem Holocaust hatte es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.[340][341][342][343][344] Der Unabhängigkeitskrieg 1947–1949 hatte über einen Zeitraum von fast zwei Jahren zusammen etwa sechstausend Todesopfer gefordert. Über die zwei Wochen des Jom-Kippur-Krieges 1973 waren etwa zweitausend Israelis getötet worden, jedoch nur sehr wenige zivile Opfer. Etwa tausend Israelis waren während der viereinhalb Jahre dauernden zweiten Intifada 2000–2005 Terroranschlägen zum Opfer gefallen. Beim tödlichsten Anschlag auf jüdisches Leben außerhalb Israels – dem Anschlag von Buenos Aires 1994 – waren 85 Menschen ermordet worden.[340][341]
Israelische Forensiker, die die Leichen versuchten zu identifizieren, weil viele so entstellt waren, dass man sie nicht mehr erkennen konnte, berichteten über die Gewalt, die den Opfern vor oder nach ihrem Tod zugefügt wurde; auf die Körper sei eingetreten worden, manche seien zerteilt oder ihre Gliedmaßen abgetrennt worden, teils seien die Köpfe zertrümmert oder abgetrennt. Andere Menschen seien verbrannt, Frauen vergewaltigt worden. Abgeschnittene Hände, Füße oder Zehen und Finger deuteten auf Folter vor dem Eintritt des Todes hin. Einer Schwangeren war ihr Bauch geöffnet und das Baby herausgerissen worden.[345][346][347] Die israelische Polizei gab am 20. Oktober bekannt, dass bislang 758 getötete Zivilisten identifiziert und 655 davon zur Beerdigung freigegeben werden konnten.[348]
Stand 23. Oktober gab es Regierungssprecher Eylon Levy zufolge zu dem Zeitpunkt mehr als 200.000 israelische Binnenvertriebene. Laut Eylon Levy sei die Hälfte davon aus mindestens 105 Gemeinden in der Nähe der Grenzen zum Gazastreifen und zum Libanon. Diese seien von der Regierung aufgefordert worden, das Gebiet zu verlassen. Die andere Hälfte habe die frontnahen Gebiete aus eigenem Entschluss verlassen.[349][350] In Ramat Gan wurde eine Zeltstadt für Menschen errichtet, die aus dem Süden oder Norden Israels vertrieben wurden. In Eilat wird eine Zeltstadt für Vertriebene vorbereitet.[351]
Palästinenser
Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums vom 5. November wurden seit Beginn der Kampfhandlungen im Gazastreifen über 9.700 Menschen getötet, darunter mehr als 4.000 Kinder.[19] Diese Angaben sind nicht unabhängig geprüft. Nach UN-Angaben waren Stand 21. Oktober etwa 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen wegen der Luftangriffe aus ihren Häusern vertrieben bzw. zu Binnenvertriebenen geworden.[25] Die Hilfsorganisation Save the Children ließ verlauten, in den ersten drei Wochen des Konflikts seien mehr Kinder in Gaza getötet worden als in jedem ganzen Jahr seit 2019 in Konflikten weltweit.[352][353]
Führungspersonen der Hamas
In den Wochen nach dem Beginn des Terrorangriffs wurden mehrere Führungspersonen der Hamas im Gazastreifen durch israelische Luftangriffe getötet. Darunter waren der Wirtschaftsminister Jawad Abu Shamala,[354] der Bildungsminister und Vorsitzende des Schura-Rates der Hamas, Osama Mazini,[355] der Chef der Lufteinheiten der Hamas, Murad Abu Murad,[356] Ali Qadhi, Kompaniechef der Nukhba-Kommandoeinheit der Hamas, der wegen der Entführung und Ermordung israelischer Zivilisten verhaftet und im Rahmen des Gilad-Schalit-Gefangenenaustauschs 2011 in den Gazastreifen entlassen worden war,[357] Billal al-Qedra, dessen Nukhba-Bataillon laut Armeeangaben für die Massaker in den Kibbuzim Nirim und Nir Oz verantwortlich gewesen war[358] und Ayman Nofal, Brigadekommandeur der Hamas und Mitglied des Militärrats der Organisation. Auch 14 Familienmitglieder von Hamas-Anführer Ismail Haniyya[359] sowie Rafat Abu Hilal, Anführer des militärischen Flügels der Terrorgruppe Volkswiderstandskomitee,[360] wurden bei der Bombardierung seines Hauses getötet, dazu auch Jamila al-Shanti, die Witwe des Hamas-Mitbegründers Abd al-Aziz ar-Rantisi und die erste Frau, die in das politische Büro der Hamas gewählt worden war,[361] und Jihad Muheisen, Chef der palästinensischen Nationalen Sicherheitskräfte im Gazastreifen.[362][363]
Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant gab am 4. November bekannt, dass bislang 12 Bataillonskommandeure der Hamas getötet worden seien.[364]
UN-Mitarbeiter, UNRWA-Helfer und Journalisten
Nach Angaben des UNRWA am 6. November, wurden bislang 88 Mitarbeiter des palästinensischen Flüchtlingshilfswerks getötet, wobei es sich um die höchste Zahl an Todesopfern handle, die jemals in einem einzigen Konflikt von den Vereinten Nationen registriert worden sei.[365] Das Komitee zum Schutz von Journalisten zählte bis am 6. November 2023 total 36 getötete Journalisten und Medienmitarbeiter, darunter 31 aus Palästina, vier aus Israel und einen aus dem Libanon.[366]
Thailand
Laut israelischen und thailändischen Angaben wurden im Zuge des Hamas-Angriffs 32 Thailänder getötet und 23 entführt.[367] Etwa 30.000 thailändische Landarbeiter waren bis zum Ausbruch des Krieges mit der Hamas in Israel beschäftigt, etwa 5.000 von ihnen arbeiteten in Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens, wo 75 % des Gemüses des Landes angebaut wird.[368]
Kriegsverbrechen
Die Ständige Faktfindungsmission der Vereinten Nationen zum Israel-Palästina-Konflikt berichtete, es gebe „eindeutige Beweise dafür, dass bei der jüngsten Gewaltexplosion in Israel und Gaza Kriegsverbrechen begangen worden sein könnten, und alle, die gegen das Völkerrecht verstoßen und Zivilisten als Ziel gewählt hätten, müssten zur Rechenschaft gezogen werden.“[369] Die Nichtregierungsorganisationen Human Rights Watch (HRW)[370] und Amnesty International (AI)[371] sowie die Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen[372] erklärten, dass sowohl das Verhalten der Hamas als auch Israels im Krieg Kriegsverbrechen darstellten.
Der Vorwurf tatsächlicher oder auch nur vermeintlicher Kriegsverbrechen dient im Konflikt als politische Waffe. Der deutsch-britische Völkerrechtler Stefan Talmon weist darauf hin, dass die von Israel geforderte Evakuierung des nördlichen Gazastreifens nicht völkerrechtswidrig sei, da es sich um eine Maßnahme zum Schutze der Zivilbevölkerung handele. Auch handele es sich bei zivilen Objekten, die von der Hamas militärisch genutzt werden, um legitime militärische Ziele, die bekämpft werden dürfen. Verboten wäre nur der bewusste, vorsätzliche Angriff auf Zivilisten zum alleinigen Zweck, Menschen zu töten und Terror zu verbreiten. Im medialen „Krieg der Bilder“ wirken jedoch die dabei entstehenden Aufnahmen laut dem deutschen Journalisten Heinrich Wefing auch dann, wenn ihnen tatsächlich Kriegsverbrechen der Hamas zugrunde liegen und nicht Israels, als „eine Anklage gegen Israel, nur selten eine gegen die Hamas“.[373]
Palästinensische militante Gruppen
Hamas und andere bewaffnete palästinensische Gruppen drangen in Häuser dutzender Dörfer ein, erschossen massenhaft Zivilisten und nahmen zahlreiche israelische Zivilisten als Geiseln nach Gaza. Laut HRW stellt das gezielte Angreifen von Zivilisten, willkürliche Angriffe auf und die Geiselnahme von Zivilisten Kriegsverbrechen nach dem humanitären Völkerrecht dar.[370] Diese Handlungen wurden von Rechtsexperten als Kriegsverbrechen und vermutlich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschrieben.[374][375] Der Angriff palästinensischer Gruppen wurde von der israelischen Regierung als Kriegsverbrechen eingestuft.[376] Der Schweizer Völkerrechtler Oliver Diggelmann wertete den Großangriff der Hamas auf Israel als „bestialisches Kriegsverbrechen“, bei dem es sowohl Enthauptungen wie beim Islamischen Staat gegeben habe als auch Massaker an Kindern.[377]
Auch die Bevölkerung im Gazastreifen wird von der Hamas als Geisel gehalten. Dieser Missbrauch der palästinensischen Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde stellt gemäß der deutsch-schweizerischen Völkerrechtlerin Anne Peters ebenfalls ein Kriegsverbrechen dar.[373]
Am 27. Oktober teilte ein israelischer Militärsprecher mit, dass sich unter dem Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza, dem größten Krankenhaus im Gazastreifen, ein Kommandoposten der Hamas befinde. Demnach versteckten sich Hamas-Kämpfer auch im Krankenhaus selbst, lagerten dort Waffen, und nähmen die Zivilbevölkerung als Schutzschild. Das unterirdische Tunnelsystem der Hamas mache diese Kommandozentrale zugänglich. Das Militär berief sich auf Geheimdienstquellen. Darüber hinaus wurde eine Audioaufnahme veröffentlicht, welche beweisen soll, dass die Hamas von der Zivilbevölkerung gestohlenen Treibstoff für ihr Tunnelsystem verwendet.[378]
Israel
Am 9. Oktober erklärte der israelische Verteidigungsminister, er habe eine „vollständige Belagerung“ des Gazastreifens angeordnet und die Lieferungen von Strom, Lebensmitteln, Treibstoff und Wasser von Israel aus würden abgeschaltet.[88] Laut der Völkerrechtlerin Anne Peters ist es zur Wahrung des Völkerrechts nötig, dass Israel humanitäre Ausnahmen zulässt.[379] Am 15. Oktober gab der israelische Energieminister Israel Katz bekannt, dass die Wasserversorgung in Teilen des südlichen Gazastreifens wiederhergestellt werde. Premierminister Netanjahu habe dies in Absprache mit US-Präsident Joe Biden entschieden. Ägyptische Sicherheitsquellen erklärten am gleichen Tag laut der Nachrichtenagentur dpa, es liefen Vorbereitungen für die Einfuhr von humanitären Hilfslieferungen über den Grenzübergang Rafah.[380]
Human Rights Watch (HRW) behauptet, dass Israel mitunter weißen Phosphor im Gazastreifen und im Libanon nutzt. Dieser könne zum Markieren, Signalisieren und Verdunkeln oder als Brandwaffe verwendet werden. Die Verwendung im Gazastreifen vergrößere aufgrund der dichten Besiedlung die Gefahr für Zivilisten.[381][382] Amnesty International (AI) hat nach eigenen Angaben Bilder von israelischen Streitkräften in der Nähe von Sderot verifiziert, die Rauchgranaten mit weißem Phosphor zeigen.[383][384] Israel erklärte, es verwende weißen Phosphor nur zur Verneblung.[385][386] Die Nutzung von weißem Phosphor ist nicht generell Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht, verboten ist nur der Einsatz als Brandwaffe gegen Zivilisten oder militärische Ziele innerhalb ziviler Ansammlungen.[387]
Gespräche und Verhandlungen
Am 9. Oktober berichtete Reuters, dass Katar Gespräche zwischen Israel und der Hamas vermittelte, um die Freilassung weiblicher israelischer Geiseln sicherzustellen, als Gegenleistung dafür, dass Israel 36 palästinensische Frauen und Kinder freilasse. Israel hatte jedoch nicht bestätigt, dass solche Verhandlungen stattfänden.[388]
Ein ägyptischer Beamter teilte der Associated Press mit, dass Israel ägyptische Hilfe gesucht habe, um die Sicherheit der von palästinensischen Militanten festgehaltenen Geiseln zu gewährleisten, und dass der ägyptische Geheimdienstchef die Hamas und den Islamischen Dschihad kontaktiert habe, um Informationen einzuholen.[389]
Der US-Außenminister Antony Blinken war zu Gesprächen in Israel, Jordanien, Katar, Bahrain und Saudi-Arabien.[390] Blinken drängte Katar zur Distanz zur Hamas, Katar signalisierte jedoch, dass es das politische Büro der Hamas nicht schließen werde.[391] Blinken traf sich am 5. November mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und sprach sich dafür aus, dass die Palästinensische Autonomiebehörde wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen sollte und setzte sich mit Abbas für eine umfassende politische Lösung für Gaza zusammen mit Westjordanland und Ost-Jerusalem ein.[392]
→Siehe auch: Resolution der Vereinten Nationen zum Konflikt
Bewertungen und Positionen
Israel
Staatspräsident Jitzchak Herzog:[393]
„Seit dem Holocaust haben wir nicht mehr erlebt, wie jüdische Frauen und Kinder, Großeltern – sogar Holocaust-Überlebende – in Lastwagen gepfercht und in die Gefangenschaft gebracht wurden. Wir werden mit voller Kraft und unerschütterlichem Engagement handeln, um diese Bedrohung für unser Volk zu beseitigen“
Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte in einer TV-Ansprache:[394]
„Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.“
Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Galant führten Sicherheitsbewertungen im Hauptquartier der israelischen Streitkräfte (IDF) in Tel Aviv durch.[395] Die IDF erklärten einen „Kriegsbereitschaftszustand“, Galant genehmigte die Mobilisierung von zehntausenden Armeereservisten und rief den Ausnahmezustand im Umkreis von 80 Kilometern um die Grenze zum Gazastreifen aus.[396] Die Hamas habe einen „schweren Fehler“ begangen, so Galant. Bewohner in Gebieten rund um den Gazastreifen wurden gebeten, das Haus nicht zu verlassen, während Zivilisten im Süden und in der Mitte Israels angehalten wurden, in der Nähe von Notunterkünften zu bleiben. Straßen rund um den Gazastreifen wurden von den IDF gesperrt.[64][397] Auf den Flughäfen in Zentral- und Südisrael wurde der Flugverkehr unterbrochen.[398] Am 9. Oktober 2023 meinte Galant im Zusammenhang mit der kompletten Blockade des Gazastreifens:[399]
„Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln entsprechend.“
Palästinensische Autonomiebehörde
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erklärte, dass Palästinenser das Recht hätten, sich gegen den „Terror der Siedler und Besatzungstruppen“ zu wehren.[400] Etwa eine Woche später erklärte er dann, dass die Taten der Hamas nicht das palästinensische Volk repräsentierten.[401]
Reaktionen von weiteren Staaten
Staaten im Nahen Osten
Rania von Jordanien äußerte:
„Will man uns sagen, dass es falsch ist, eine Familie, eine ganze Familie, von Angesicht zu Angesicht zu erschießen – aber sie zu Tode zu bombardieren ist okay? Ich finde, es gibt hier eine eklatante Doppelmoral.“
Saudi-Arabien veröffentlichte eine Erklärung, in der es zu einem „sofortigen Stopp“ der „Eskalation“ aufrief. Das saudi-arabische Außenministerium bekräftigte außerdem seine „wiederholten Warnungen [an Israel] über die Gefahr einer Verschärfung der Situation infolge der anhaltenden Besetzung und Entziehung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes sowie der Wiederholung systematischer Provokationen gegen die Unverletzlichkeit Palästinas“.[404] Ägypten rief dazu auf, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben und die Zivilbevölkerung keiner weiteren Gefahr auszusetzen“. Ägyptische Fernsehsender berichteten, dass der Geheimdienst alle Kontakte mit der Hamas und anderen Terrorgruppen gekappt habe.[64] Die Türkei[405] und die Vereinigten Arabischen Emirate[406] forderten die Konfliktparteien zur „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf. In einem weiteren Statement zeigten sich die Emirate „entsetzt über Berichte, wonach israelische Zivilisten als Geiseln aus ihren Häusern verschleppt wurden“.[407] Die türkische Staatsführung bot sich als Vermittler an und brachte ihre Ansicht zum Ausdruck, dass die Zweistaatenlösung der einzige friedliche Weg im Nahen Osten ist.[75] Auch Bahrain verurteilte die Angriffe und Geiselnahmen der Hamas. Zudem forderte das Land zusammen mit Jordanien die internationale Gemeinschaft auf, für Deeskalation zu sorgen.[408][409][410] Ein Frieden im Nahen Osten ist nach Einschätzung von Jordaniens König Abdullah II nur möglich, wenn ein unabhängiger Palästinenser-Staat neben Israel entsteht. Eine Zweistaatenlösung sei die einzige Option, sagt der Monarch.[411]
Der Iran gab an, er sei am Angriff unbeteiligt,[412] begrüßte jedoch die Attacke auf Israel. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ali Chamenei, der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa. Die Republik werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.[64] Chameini selbst sagte: „Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden.“[413] Die libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnete den Hamas-Angriff auf Israel als Zeichen gegen eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Der Hamas-Angriff sei eine „entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben“, teilte die Islamistenmiliz in einer Erklärung mit. Sie verfolge die Lage im Gazastreifen genau und stehe in „direktem Kontakt mit der Führung des palästinensischen Widerstands“.[64] Katar und Kuwait sahen die Schuld für die Eskalation bei Israel. Die Angriffe der Hamas seien die Folge der jahrzehntelangen „systematischen Unterdrückung“ durch die „zionistische Besatzungsbehörde“, heißt es auch in einer Erklärung der irakischen Regierung.[413] Weniger zustimmend zeigten sich Teile der iranischen Bevölkerung.[414]
Westliche Staaten
Die USA verurteilten die Terrorangriffe der Hamas und sicherten Israel die Unterstützung zu. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete die Entsendung der Carrier Strike Group 12 der US-Marine unter Führung der Flugzeugträger USS Gerald R. Ford und USS Dwight D. Eisenhower, mit Unterstützung des Kreuzers USS Normandy sowie der Zerstörer USS Thomas Hudner, USS Ramage, USS Carney und USS Roosevelt in das östliche Mittelmeer an. Die US-Luftwaffe verstärkte ihre Präsenz in der Region, um andere Akteure davon abzuhalten, in den Konflikt einzugreifen.[415]
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilten den Angriff der Hamas. Baerbock unterstrich das „völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen.“[416] Am Abend des Überfalls wurde das Brandenburger Tor zum Zeichen der Solidarität mit der Flagge Israels illuminiert.[417] Am Tag nach dem Angriff wurde auf wichtigen Gebäuden des Landes wie dem Kanzleramt, dem Schloss Bellevue, dem Bundestag, dem Sitz des Außenministeriums sowie dem Abgeordnetenhaus von Berlin[418] die israelische Flagge gehisst.[419] Noch am Tag des Überfalls wurde die Sicherung jüdischer Einrichtungen in Deutschland erhöht.[420] Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, forderte in Anbetracht der erwarteten militärischen Reaktion Israels, „dass die deutsche Öffentlichkeit jetzt lernen müsse, schlimme Bilder zu ertragen, wenn die israelische Armee die komplette Infrastruktur der Terrororganisation Hamas vernichten werde. Und auch im Angesicht dieser Bilder trotzdem solidarisch das israelische Vorgehen unterstützt“.[421]
Auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln feierten am 7. Oktober spontan mehrere Dutzend Anhänger der Samidoun (Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene) den Angriff und verteilten dabei Süßgebäck an Passanten. Die Polizei schritt schließlich dagegen ein und die Justiz nahm Ermittlungen gegen drei Personen wegen „Belohnung und Billigung von Straftaten“ auf.[422] Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte pro-palästinensische Freudenfeiern und bekräftigte: „Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson.“[423][424] Am 8. Oktober fand am Brandenburger Tor eine Solidaritätsdemonstration für Israel statt, an der 2000 Personen teilnahmen.[425] Am 11. Oktober fand am Hermannplatz, am Richardplatz und in den umliegenden Straßen in Berlin-Neukölln eine von der Polizei verbotene, israelfeindliche Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern statt. Die Polizei löste die Demonstration auf, erfasste die Personalien der Teilnehmer und nahm mehr als 100 Teilnehmer kurzzeitig fest.[426]
In diversen britischen Städten (darunter London, Manchester und Brighton) und schwedischen Städten (darunter Malmö, Stockholm, Kristianstad, Helsingborg) sowie in einem Flüchtlingsaufnahmelager auf der griechischen Insel Samos bejubelten muslimische Gruppen die Attacken auf Israel.[427][428][429][430] Einer pro-palästinensischen Großdemonstration in London am 21. Oktober, die das Ende des israelischen Bombardements in Gaza forderte, wohnten nach Angaben der britischen Polizei bis zu 100.000 Teilnehmende bei.[431][432] Außerdem kam es während des Krieges in Israel und Gaza 2023 zu antisemitischen Ausschreitungen in westlichen und anderen Staaten.
Aus Südafrika sowie Barcelona, Washington, New York, Chicago, Ottawa und Sydney wurde über Solidaritätsaktionen mit Palästina oder über Feiern berichtet.[433][434][435]
Die deutsche Bundesregierung setzte ihre staatlichen Finanzhilfen für Palästinenser vorübergehend aus und stellte sie auf den Prüfstand.[436][437] Im Gazastreifen sind ansonsten diverse Hilfsorganisationen aktiv: Islamic Relief, das Deutsche Rote Kreuz, die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, Aktion Deutschland Hilft, Ärzte ohne Grenzen, SOS-Kinderdorf, Medico international sowie Save the Children.
Polens Präsident Andrzej Duda warnte, dass die Eskalation zwischen der Hamas und Israel Russland zugutekommen könnte. Sie lenke die internationale Aufmerksamkeit vom russischen Krieg gegen die Ukraine ab und könne zu einem neuen Migrationsdruck auf Europa durch weitere Flüchtlinge aus dem Nahen Osten führen.[438] Auch die Ukraine,[439] Frankreich,[440] Spanien,[441] das Vereinigte Königreich[442] und die Vereinigten Staaten[443] verurteilten die Angriffe. Das US-Verteidigungsministerium kündigte darüber hinaus an, Israel Mittel zur Verteidigung bereitzustellen.[444] Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf auf X Moskau zudem vor, im Nahen Osten einen Krieg lostreten zu wollen, warnte vor der Gefahr eines Weltkriegs und zog eine Verbindung zu „Moskaus iranischen Freunden“. Bereits zuvor hatte er in einer Videoansprache erklärt, dass Israel von einer „Terrororganisation“ und die Ukraine von einem „Terrorstaat“ angegriffen würden.[445][446]
Spanien und Irland sprachen sich gegen eine Aussetzung der Unterstützung für die Palästinenser seitens der EU aus. Daraufhin postete Janez Lenarčič, Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, auf X:
„Während ich den Terroranschlag von Hamas am stärksten verurteile, ist es unerlässlich, Zivilisten zu schützen und die IHL (humanitäres Völkerrecht) zu respektieren. Die humanitäre Hilfe der EU an Palästinenser in Not wird so lange wie nötig fortgesetzt.“
In einem Offenen Brief für Frieden und Meinungsfreiheit forderten über 100 in Deutschland lebende jüdische Kunstschaffende und Wissenschaftler die Achtung der im deutschen Grundgesetz verankerten Meinungs- und Redefreiheit und des Versammlungsrechts, auch für pro-palästinensische Stimmen.[448]
Weitere Staaten
Laut israelischem Außenministerium haben 80 Staaten ihre Solidarität mit Israel geäußert und den Angriff der Hamas verurteilt.[449] Die Volksrepublik China forderte ein Ende der Gewalt und erinnerte an ihre Haltung zum Nahostkonflikt, dass der einzige Weg zur Beilegung die Umsetzung der Zweistaatenlösung sei.[450] Indiens Premierminister Narendra Modi drückte die Solidarität seines Landes mit Israel aus.[413] Japans Premierminister Fumio Kishida verurteilte den Angriff, rief aber alle Parteien zur Zurückhaltung auf.[451][452] Brasilien, das zum Zeitpunkt des Angriffes den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehatte, verurteilte die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel und berief eine Dringlichkeitssitzung in jenem Rat ein.[413] Pakistan[453] und Russland forderten die Konfliktparteien zu einer „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf.[413] Laut Mitteldeutschem Rundfunk sieht Moskau in dem Terrorangriff die Chance, seine internationale Isolierung aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine aufzubrechen, denn Russland habe eigene Kontakte zur Hamas und sei ebenso ein enger Verbündeter von deren Hauptunterstützer Iran.[454] Das Büro des tunesischen Präsidenten Kais Saied äußerte in einer Stellungnahme am 8. Oktober, dass die Palästinenser das Recht hätten, ihr besetztes Land zurückzuerobern.[455]
Die Regierung Südafrikas hat am 30. Oktober eine Untersuchung gegen Israel wegen Völkermordes gefordert, die Todesfälle von Kindern im Gazastreifen seien eine direkte Folge der rechtswidrigen Handlungen Israels gegen die Menschen in Gaza. Israel wird beschuldigt, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Außenministerin Naledi Pandor forderte einen sofortigen Waffenstillstand, die sofortige Eröffnung eines humanitären Korridors und eine Spezialtruppe der Vereinten Nationen zum Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung vor weiteren Bombardierungen.[456][457]
Einschränkung diplomatischer Beziehungen zu Israel
Innerhalb des ersten Monats des Kriegs kam es zu Einschränkungen beziehungsweise zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen einiger Länder zum Staat Israel. Kolumbien, Chile, Honduras und Jordanien riefen ihre Botschafter zurück, der kolumbianische Präsident Gustavo Petro bezeichnete den Gazastreifen als ein „Konzentrationslager“ für Palästinenser und die israelische Militäraktion als Genozid, „um das palästinensische Volk aus Gaza zu entfernen und es einzunehmen“. Kolumbien kündigte stattdessen die Eröffnung einer Botschaft in Palästina an.[458][459][460][461] Am 31. Oktober brach Bolivien als „Zeichen der Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen“ seine diplomatischen Beziehungen zu Israel ab.[462][463] Am 1. November beschloss das Parlament in Bahrain die Ausweisung des israelischen Botschafters und die Beendigung der wirtschaftlichen Beziehungen.[464] Die Türkei zog am 4. November ihren Botschafter aus Israel zurück, und gab in Bezug auf Netanjahu an, er sei „nicht mehr jemand, mit dem wir sprechen können. Wir haben ihn abgeschrieben“.[465][466]
Internationale Organisationen
Vereinte Nationen
António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, verurteilte unmittelbar den Angriff der Hamas und forderte laut seinem Sprecher Stéphane Dujarric diplomatische Anstrengungen, „um einen größeren Flächenbrand zu verhindern“.[467] Er erfolgte jedoch auch eine direkte Kritik an der Blockade Gazas als Verstoß gegen geltendes Völker- und Kriegsrecht und Verletzung der Menschenrechte. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte (UNHCHR), Volker Türk, sagte: „Die Verhängung von Belagerungen, die das Leben von Zivilisten gefährden, indem sie ihnen überlebenswichtige Güter vorenthalten, ist nach dem humanitären Völkerrecht verboten“.[468][469] Craig Mokhiber, Türks Stellvertreter und Direktor des New Yorker UNHCHR-Büros, trat aus Protest gegenüber der Belagerung zurück und bezeichnete das israelische Vorgehen als „lehrbuchhaften Genozid“.[470]
Der Generalkommissar des Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Philippe Lazzarini beschrieb die Belagerung Gaza in ihrer aktuellen Form als „nichts anderes als kollektive Bestrafung“.[471]
Die Sonderbeauftragte des Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen für Israel und die besetzten Gebiete, Francesca Albanese, stellte den Ausbruch der Gewalt in den Kontext des andauernden Konfliktes und betonte die Rolle der Militärherrschaft Israels über den Gazastreifen für die Aggression von palästinensischer Seite: „Die heutige Gewalt muss im Kontext gesehen werden. Fast sechs Jahrzehnte feindseliger Militärherrschaft über eine ganze zivile Bevölkerungsgruppe (welche von allzu vielen offiziellen Erklärungen und Medien unverständlicherweise ignoriert wird) sind an sich schon eine Aggression und das Rezept für mehr Unsicherheit für alle.“[472][473]
Der Vorsitzende der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach sich klar gegen den Evakuierungsbefehl Israels für den nördlichen Gazastreifen und die damit einhergehende Räumung der Krankenhäuser aus. Die Organisation fordert einen unmittelbaren Waffenstillstand, eine Rücknahme der Evakuierung und sicheren Zugang zu Kliniken in Gaza.[474][475]
Am 21. Oktober kam es zu einer gemeinsamen Erklärung von UNICEF, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation mit einem Aufruf zum Waffenstillstand und der humanitären Versorgung der Bevölkerung:
„Wir fordern einen humanitären Waffenstillstand und einen sofortigen, uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen, damit die humanitären Akteure die Zivilbevölkerung in Not erreichen, Leben retten und weiteres menschliches Leid verhindern können. Die humanitäre Hilfe muss in ausreichendem Umfang und kontinuierlich geleistet werden und allen Menschen im Gazastreifen die Möglichkeit geben, ihre Würde zu bewahren. Wir fordern einen sicheren und dauerhaften Zugang zu Wasser, Nahrung, Gesundheit, einschließlich sexueller und reproduktiver Gesundheit, und Treibstoff, der für die Erbringung grundlegender Dienstleistungen notwendig ist. Wir fordern den Schutz aller Zivilisten und der zivilen Infrastruktur im Gazastreifen, einschließlich der Einrichtungen des Gesundheitswesens. Wir fordern den Schutz der humanitären Helfer im Gazastreifen, die ihr Leben im Dienste der Menschen riskieren. Und wir fordern, dass alle Parteien das humanitäre Völkerrecht in höchstem Maße respektieren.“[476]
Am 28. Oktober legte Craig Mokhiber, der Leiter des New Yorker Büros des Hohen Kommissars für Menschenrechte, im Protest sein Amt nieder. Seiner Stellungnahme zufolge komme die UNO ihrer Pflicht nicht nach, das zu verhindern, was er als Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen unter israelischem Bombardement bezeichnet, und nannte die USA, das Vereinigte Königreich und weite Teile Europas als mitschuldig an dem grausamen Angriff.[477]
UN-Vollversammlung
Am 27. Oktober verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution ES-10/21, in der ein „sofortiger und dauerhafter humanitärer Waffenstillstand und die Einstellung der Feindseligkeiten“ gefordert werden. Die Resolution wurde von Jordanien eingebracht, nachdem vorherige Versuche von Resolutionen zu humanitären Pausen und Waffenstillständen im UN-Sicherheitsrat gescheitert waren.
Dass der Vorschlag zur Abstimmung zugelassen wurde, fand insbesondere in westlichen Ländern Widerspruch. Der israelische Außenminister Eli Cohen zeigte sich missbilligend: „Wir lehnen den verabscheuungswürdigen Ruf der UN-Generalversammlung nach einem Waffenstillstand entschieden ab“,[478] US-Senator Lindsey Graham, Ranking member und ehemaliger Vorsitzender des Justizausschusses des US-Senats, bezeichnete die Vereinten Nationen als das „antisemitischste Gremium der Welt“.[479]
Die Resolution erzielte eine klare Mehrheit und wurde mit 121 Stimmen bei 14 Gegenstimmen und 44 Enthaltungen angenommen.[480] Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung, was in Folge zu deutlicher Kritik vom israelischen Botschafter in Deutschland Ron Prosor führte: „Die Enthaltung ist moralisch falsch und die Geschichte wird darüber urteilen. Die Staatsräson bedeutet, gerade in schwierigen Zeiten aktiv an der Seite Israels zu stehen.“[478][481]
UN-Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wurde auf Verlangen der nichtständigen Mitglieder Malta und Vereinigte Arabische Emirate zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung am 8. Oktober einberufen. In den „geschlossenen Konsultationen“ (Consultations of the whole) stand die Lage im Nahen Osten auf der Tagesordnung. Neben den 15 Ratsmitgliedern waren anders als bei öffentlichen Sitzungen keine weiteren Staaten – auch nicht die in den Konflikt involvierten – als Beisitzer zugelassen. Als Berichterstatter fungierte der UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess, Tor Wennesland.[482][483][484] Der Großangriff wurde in dem Gremium durch eine Mehrheit verurteilt, aber es kam zu keiner einstimmigen Beschlussfassung.[485]
Am 17. Oktober 2023 schlug die russische UN-Delegation eine Resolution des UN-Sicherheitsrats vor, in der humanitärer Zugang, die sichere Evakuierung von Zivilisten und die Freilassung von Geiseln gefordert wurden. Sie erhielt nicht die erforderlichen neun Stimmen im UN-Sicherheitsrat, sondern nur fünf Ja-Stimmen (China, Gabun, Mosambik, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate), vier Nein-Stimmen (Frankreich, Japan, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten) und sechs Enthaltungen (Albanien, Brasilien, Ecuador, Ghana, Malta und die Schweiz).[486]
Am 18. Oktober wurde gegen eine brasilianische UN-Sicherheitsratsresolution, die einen Waffenstillstand forderte, um humanitäre Hilfslieferungen zu erleichtern, und die eine ausdrückliche Verurteilung der Hamas-Aktionen gegen Israel enthielt, ein Veto eingelegt. Die US-Delegation argumentierte, dass die USA ihr Veto einlegten, da in der Resolution „Israels Recht auf Selbstverteidigung“ nicht erwähnt wurde.[487][488]
Guterres konstatierte bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am 24. Oktober eindeutige Verstöße Israels gegen das Völkerrecht in Gaza, und mahnte, dass „keine Partei eines bewaffneten Konflikts über dem internationalen humanitären Recht steht“.[489] In Bezug auf die zwangsweise Evakuierung der Zivilbevölkerung sowie die Blockade der Versorgung appellierte Guterres an Israel: „Der Schutz der Zivilbevölkerung bedeutet nicht, mehr als eine Million Menschen zur Evakuierung in den Süden zu befehlen, wo es keine Unterkünfte, keine Nahrung, kein Wasser, keine Medikamente und keinen Treibstoff gibt, und dann den Süden selbst weiter zu bombardieren.“[490][491] Guterres verurteilte abermals die Verbrechen der Hamas aufs Schärfste, sagte aber auch: „Es ist wichtig zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden“ und dass die Palästinenser „seit 56 Jahren unter erstickender Besatzung“ leiden würden.[491] Israels UN-Botschafter Erdan forderte daraufhin Guterres' Rücktritt, der israelische Außenminister Cohen sagte ein geplantes Treffen mit Guterres ab.[492][490] Dem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths wurde am Folgetag die Einreise nach Israel verweigert, es folgte die Ankündigung Israels, Vertretern der Vereinten Nationen keine Visa zur Einreise mehr zu erteilen.[493] Auch in Deutschland führte die Stellungnahme zu Diskussionen und Kritik am Generalsekretär der Vereinten Nationen. Der ehemalige Ministerialdirektor für Außenpolitik im Bundeskanzleramt und derzeitige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, stimmte Guterres weitgehend zu und forderte eine „diplomatische Lösung des Konflikts“,[494] was von Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, als „ungeheuerlich“ zurückgewiesen wurde, Prosor unterstellte Heusgen eine „toxisch-naive Sicherheitsexpertise“ und brachte seine Empörung zum Ausdruck.[495] Der ehemalige CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Armin Laschet bezeichnete „das Gerede von politischen Umständen“ als Relativierung und als einen „Tabubruch und inakzeptabel, sowohl für einen UNO-Generalsekretär als auch für Herrn Heusgen“. Heusgen gab am folgenden Tag eine öffentliche Entschuldigung ab.[496]
Europäische Union
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nannte die Angriffe „Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form“.[416] Der Sitz der Kommission wurde am Abend des Überfalls mit der Flagge Israels angestrahlt.[497] Die Europäische Union verkündete am 9. Oktober als Reaktion auf die Ereignisse die Aussetzung aller Hilfsgeldzahlungen nach Gaza. Den Worten des Kommissar für Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik, Olivér Várhelyi, zufolge werden „alle Zahlungen sofort ausgesetzt. Alle Projekte werden überprüft.“[498] Diese Entscheidung wurde jedoch auf Druck mehrerer Mitgliedstaaten der Europäischen Union einen Tag später wieder zurückgenommen.[499]
Am 23. Oktober wurde im Rahmen eines EU-Außenminister-Treffen in Luxemburg über die europäische Positionierung zu einem Waffenstillstand sowie der Einrichtung humanitärer Korridore zur Versorgung der Zivilbevölkerung. Dem Treffen ging die UNO-Forderung nach einem Waffenstillstand voraus; es erfolgte auf Initiative mehrerer EU-Länder und mit Unterstützung des Hohen Vertreters der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell („Der UN-Generalsekretär hat dazu aufgefordert. (...) Wie können wir nicht darüber diskutieren“). Es kam jedoch nicht zu einer einheitlichen Position, da einige Außenminister wie beispielsweise Annalena Baerbock für Deutschland, gegen einen Waffenstillstand stimmten.[500][501]
Arabische Liga
Die Außenminister der 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga trafen sich am 11. Oktober in Kairo zu einer Dringlichkeitssitzung. Es wurde ein sofortiger Stopp der israelischen Angriffe auf Gaza gefordert. In einer Abschlusserklärung des Sondertreffens wurde die Notwendigkeit betont, den Friedensprozess wiederzubeleben.[502] Die Abschlusserklärung rief beide Seiten dazu auf, die Waffen ruhen zu lassen. „Wir verurteilen das Töten von Zivilisten auf beiden Seiten. Unbeteiligte müssen, wie es die menschlichen Werte und das internationale Recht verlangen, geschützt werden. Alle Gefangengenommen und entführten Zivilisten müssen freigelassen werden“ hieß es unter anderem in der Abschlusserklärung.[503]
Organisation für Islamische Zusammenarbeit
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit verurteilte die anhaltende israelische Militäraggression gegen die Palästinenser und bekräftigte, dass die fortgesetzte Besetzung die Ursache der Instabilität sei.[504]
Rotes Kreuz
Laut Fabrizio Carboni, Regionaldirektor Naher und Mittlerer Osten für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, hat die Blockade maßgebliche Auswirkungen auf die zivile Bevölkerung in Gaza, wobei die alltägliche Versorgung grundlegens zum Erliegen kommt: „Gaza ohne Strom bedeutet Spitäler ohne Strom: Dies gefährdet das Leben von Neugeborenen in Brutkästen und älteren Patientinnen und Patienten mit künstlicher Sauerstoffzufuhr. Dialysebehandlungen werden unterbrochen, Röntgenuntersuchungen sind nicht mehr möglich. Ohne Strom besteht die Gefahr, dass die Spitäler zu Leichenhäusern werden. Für die Familien in Gaza ist es bereits heute schwer, sauberes Trinkwasser zu erhalten. Kein Vater und keine Mutter möchte gezwungen sein, dem durstigen Kind schmutziges Wasser zu trinken geben zu müssen.“[505][506] Der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) solle sofort Zugang zu den aus Israel entführten Geiseln erhalten. Er forderte außerdem die sofortige Freilassung aller Geiseln, die im Zuge des Terrorangriffs der islamistischen Hamas Anfang Oktober verschleppt worden waren.[507]
Reporter ohne Grenzen
Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagte die Einschränkung der Pressfreiheit durch gezielten Beschuss von Reportern und Journalisten durch israelische Streitkräfte; es wurden innerhalb der ersten Woche der Gefechte 11 Journalisten getötet. Der Beschuss fand mitunter gezielt und trotz klarer Kennzeichnung als Presse-Mitglied statt. So sei eine Gruppe aus mehreren Journalisten am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zweimal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden. Bei dem Beschuss war der Reuters-Journalist Issam Abullah getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. Laut Reporter ohne Grenzen hätten diese nicht mit Kämpfern verwechselt werden können, weil sie im Augenblick des Beschusses schon rund eine Stunde offen mit ihren Kameras im Gelände gestanden hätten und durch die Aufschrift „Press“ auf Schutzwesten und Helmen sowie dem Dach ihres Autos klar als Journalisten gekennzeichnet waren. Die Organisation bezeichnet dies als Kriegsverbrechen.[508][509][510]
Öffentliche Reaktionen weltweit
Seit dem Beginn des Krieges kam es zu Solidaritätskundgebungen sowohl für Israel als auch für die Hamas und Palästina. Ebenso gab es zahlreiche Ausschreitungen oder Angriffen. Diese waren vor allem antisemitisch oder antiisraelisch, es gab jedoch vor allem in den Vereinigten Staaten vereinzelt auch islamfeindliche oder anti-palästinensische teils gewaltsame Aktionen und Angriffe.
Journalistische Bewertungen
Vielfach wurde der Angriff aufgrund der Dimension des Terrors als ein „9/11-Moment für die Geschichte Israels“ angesehen.[511][512][513][514][515] Im israelischen Fernsehen wird der Tag auch als „Gamechanger“ bezeichnet. Der jetzige Krieg müsse anders sein als die früheren und ein klares Ziel haben. Israel werde einen wie auch immer formulierten „Sieg“ erzielen „müssen“, schätzte Israelexperte Richard C. Schneider die Lage ein.[64][516]
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Journalist Mathieu von Rohr, Leiter des Spiegel-Auslandsressorts: „Die Bilder von palästinensischen Kämpfern in israelischen Ortschaften sind schockierend: Der palästinensischen Hamas ist damit ein militärischer Terrorangriff in einem ungekannten Ausmaß gelungen. Psychologisch ist das am ehesten vergleichbar mit dem Überraschungsangriff der Araber auf Israel am Jom-Kippur-Tag am 6. Oktober 1973 – also fast auf den Tag genau vor 50 Jahren. Dass der Hamas ein solcher Angriff gelingen konnte, der vermutlich Monate der Vorbereitung erforderte, ist ein enormes Versagen der israelischen Geheimdienste und Sicherheitskräfte unter der Regierung von Benjamin Netanjahu. Die Folge wird zweifellos ein umfassender Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza sein.“[64] Der Spiegel bezeichnete den überraschenden Angriff der Hamas in einem weiteren Artikel auch als „Pearl Harbor von Israel“.[517]
Ulrich von Schwerin (Neue Zürcher Zeitung) kommentierte, dass die Hamas diesen massiven Angriff unternommen habe und eine massive Reaktion Israels in Kauf nehme, um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu verhindern. Hamas hätte durch diese Annäherung politisch viel zu verlieren. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung sei Teil ihres Kalküls: „Wenn es in Gaza zu Häuserkämpfen kommt und Tausende Palästinenser sterben, wird an eine Annäherung mit den Saudi tatsächlich auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken sein.“[518] Der Chefredakteur der königshausnahen saudischen Arab News, Faisal Abbas, schrieb, der Angriff und die Gefangennahme von Geiseln verschafften der Hamas neue Verhandlungsmasse. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Realität am Boden verändern werde. Der Krieg stärke die Rechtsregierung von Benjamin Netanyahu, die gewöhnlichen Palästinenser würden den Preis zahlen müssen. Die Anstrengungen für einen „umfassenderen regionalen Friedensvorschlag“ sollten verstärkt werden.[519] Der ehemalige Chefredakteur von Asharq al-Awsat meinte, es handle sich um einen Krieg zur Durchsetzung von Fraktionsinteressen ohne strategisches Ziel. Es sei verdächtig, dass der Angriff zu einem Zeitpunkt erfolge, an dem saudisch-israelische Verhandlungen „den Palästinensern bessere Lebensbedingungen“ verschaffen würden. Er behauptete weiterhin, es handle sich um eine iranische Sabotage des Friedens im Nahen Osten. Die Sympathie des Westens für die palästinensischen Anliegen würde durch die Bilder der Operation verschwinden.[520]
Der palästinensische Kolumnist Marwan Bishara verwies für Al Jazeera darauf, dass der Hamas-Anführer im Gazastreifen Yahya Sinwar im Jahr 2011 durch einen Gefangenenaustausch mit Israel frei gekommen war und nun mit der Entführung von Israelis einen ähnlichen Austausch anstreben könnte. Weitere Ziele der Offensive seien die Verhinderung einer arabischen Normalisierungspolitik mit Israel sowie der persönlich motivierte Vergeltungswunsch der Hamas-Führung.[521]
Der britische Journalist Peter Beaumont meinte im The Guardian, dass der Angriff als ein Versagen des israelischen Geheimdienstes für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben werde, da die israelische Regierung die Vorbereitungen nicht vorher entdeckt habe.[522] Der israelische Journalist Yoav Limor schrieb bei Jewish News Syndicate, dass die Hamas den Angriff über viele Monate, vielleicht sogar Jahre, minutiös geplant habe. Die Hamas habe den falschen Eindruck erweckt, dass sie sich von einem direkten Angriff auf Israel abschrecken ließe. Israel habe ihr das abgekauft und sich das Paradigma zu eigen gemacht, dass die Hamas von einem Totalangriff absehen würde.[523] Ein BBC-Bericht befasste sich ebenfalls mit der Frage des Versagens der Nachrichtendienste und behauptete, Israel verfüge zwar über den umfangreichsten und am besten finanzierten Nachrichtendienst in der Region sowie über ein Netz von Informanten und Agenten innerhalb militanter Gruppen, habe aber die Eskalation nicht vorhergesehen. Die Hamas müsse ein außerordentliches Maß operativer Sicherheit gehabt haben.[524] US-Beamte äußerten sich schockiert darüber, dass der israelische Geheimdienst nichts von den Vorbereitungen der Hamas wusste.[525] Amir Avivi, ehemaliger stellvertretender Befehlshaber der Gaza-Division des israelischen Militärs erklärte, dass die Anschläge das Vertrauen in die Geheimdienste des Landes erschüttert hätten und dies ein Versagen sei, das nicht kleiner sei als beim Jom-Kippur-Krieg.[526]
Maria Sterkl schrieb in der Frankfurter Rundschau, dass die Terrororganisation Hamas die Region in einen Krieg gestürzt habe, „der länger andauern, viele Menschenleben kosten und Traumata hinterlassen“ werde, „die noch mehrere Generationen überschatten“ würden. Die israelischen Streitkräfte, die versuchten, „militärische Infrastruktur, nicht aber zivile Ziele anzugreifen“, was in einem dicht besiedelten Land aber nicht immer gelinge, könnten damit konfrontiert werden, dass die Hamas israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde benutzen werde, wie sie es auch mit ihren eigenen Leuten mache. Wirklich gewinnen könne den Krieg niemand, weder die Israelis noch die Hamas oder ihre Unterstützer, „die mit himmelschreiendem Zynismus das Morden und Foltern auch noch als Freiheitskampf verkaufen“ wollten, noch „jene Menschen in Gaza, die zwar nicht mit der Hamas leben wollen, aber gar keine andere Wahl haben, weil sie das Gebiet weder verlassen noch ihre Führung abwählen können“.[527]
Auch Rudi Wais (Augsburger Allgemeine) wies darauf hin, dass 900 Tote bei neun Millionen Einwohnern wie in Israel einem Anschlag in der Bundesrepublik mit 8000 Toten entsprächen oder in den Vereinigten Staaten mit mehr als 30.000 Toten. Die Hamas, die Hisbollah, der Islamische Dschihad „und ihre Hintermänner im Iran“ verstünden „nur eine Sprache: Härte und Konsequenz“. Die Wehrhaftigkeit der einzigen Demokratie im Nahen Osten werde immer wieder neu herausgefordert „und vor allem in Europa häufig von einer grotesk verklärten Revolutionsromantik flankiert, die den Palästinensern fast alles durchgehen lässt“, sogar Kundgebungen, bei denen die Massaker gefeiert würden. Er stellte auch die Frage, ob die internationale Gemeinschaft noch ein Hilfswerk der Vereinten Nationen unterstützen wolle, das „Schulen finanziert, in denen die Vernichtung Israels propagiert“ werde. Einen hohen Preis für den Hamas-Terror zahlten auch die Muslime und Palästinenser, die in Frieden leben wollten und die es auch gebe.[528]
Der Jurist Ronen Steinke vertrat in der Süddeutschen Zeitung die Ansicht, dass ein Rechtsstaat öffentliche Feiern, die in einigen Ländern von Hamas-Anhängern anlässlich der Mord- und Gräueltaten veranstaltet wurden, nicht dulden dürfe.[529]
Die Holocaustforscherin und Sonderbeauftragte für Antisemitismus in den Vereinigten Staaten, Deborah Lipstadt, bezeichnete den Hamas-Terror als „den tödlichsten Angriff auf Juden seit dem Holocaust“.[530] Laut der Times of Israel wurden an keinem Tag seit der Staatsgründung Israels so viele Israelis getötet wie am Tag des Angriffs am 7. Oktober 2023. Eylon Levy, ehemaliger Sprecher des israelischen Präsidenten Jitzchak Herzog, äußerte sich ähnlich: „Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass gestern der schwärzeste Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Ende des Holocausts war.“[341]
Jan-Christoph Kitzler (tagesschau.de) sah als Grund für die offensichtliche Verwundbarkeit Israels die „falschen Prioritäten“, die von der Regierung Netanjahu gesetzt worden seien, nämlich die „Schwächung des Rechtsstaates und der massive Ausbau der Siedlungen im besetzten Westjordanland“. Die Sicherheit des Landes sei vernachlässigt worden, was die Hamas ausgenutzt habe.[531]
Die Soziologin Eva Illouz sah ein Versagen des Staates in der Neuen Zürcher Zeitung vom 14. Oktober 2023 auf drei Ebenen: Das politische System sei durchaus über die bevorstehende Gefahrenlage von ägyptischer Seite gewarnt worden. Infolge der unmittelbar vorausgegangenen Justizreform sei es aber geschwächt gewesen, was absehbar gewesen sei. Die Armee und ihre politische Führung habe sich auf den Iran als Gegner eingestellt und die tatsächliche Gefahr von Hamas unterschätzt. So seien auch am Feiertagswochenende zu viele Soldaten in Urlaub geschickt worden, sie hätten wegen der Feiertagsruhe am Schabbat nicht schnell genug vor Ort sein können, und ihre Ausrüstung sei veraltet gewesen. In der Folge habe die Zivilgesellschaft die Funktion des insoweit „dysfunktionalen“ Staates übernommen. Illouz geht daher davon aus, dass sich die „politische Kultur Israels wahrscheinlich auf unumkehrbare Weise verändern“ werde.[532]
Gabor Steingart schrieb im Focus, dieser durch den Hamas-Terror provozierte Krieg sei im Grunde „der größte Selbstmordanschlag der neueren Geschichte“; kollektiv stürze „die Terrororganisation Hamas sich und ihre Nächsten in den Tod“. Einen „Krieg ohne Kriegsziel“ könne „nur der Nihilismus hervorbringen“.[533]
Der Nahost-Experte Daniel Gerlach berichtete, dass in den türkischen Medien die israelischen Opfer gegenüber der fünffachen Zahl palästinensischer Opfer (Stand 30. Oktober) aufgerechnet werden. In der dritten, der arabischen und muslimischen Welt sei es ein „weitverbreitetes Gefühl“, dass die westlichen Staaten eine Doppelmoral zeigen: die israelischen Opfer beklagen, aber für die palästinensischen Opfer nicht die gleiche Empathie empfinden. Diese Misere werde nach seiner Einschätzung noch sehr lange Auswirkungen haben.[534]
Radiofeature
- „Ich will, dass die Welt davon erfährt“ – Überlebende des Massakers und Angehörige von Geiseln schildern, wie dieser Tag ihr Leben für immer verändert hat. Von Jule Hoffmann und Johanna Behre. Deutschlandfunk Kultur, 5. November 2023
Weblinks
- Raketenwarnsystem der Israelis (mehrsprachig). mit Livewarnung. tzevaadom.co.il
- Karte bzw. Übersicht des Kriegsgeschehens mit Zeitleiste und teils nicht verifizierten Meldungen mit Zeitleiste auf Liveuamap.com (mehrsprachig)
Einzelnachweise
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- ↑ Strike on civilian convoy fleeing Gaza: What we know from verified video. In: BBC Verify 15. Oktober 2023
- ↑ Bethan McKernan, Sufian Taha: Gaza civilians afraid to leave home after bombing of ‘safe routes’. In: The Guardian. 15. Oktober 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 15. Oktober 2023]).
- ↑ tagesschau.de: Liveblog zu Israel: Keine weiteren Sonderflüge der Lufthansa. Abgerufen am 13. Oktober 2023.
- ↑ “Lebanon says Israel launched strike that killed, wounded journalists”, France24. 2023-10-14.
- ↑ Israel-Hamas war: Reuters journalist killed in Lebanon. In: The Associated Press. 13. Oktober 2023.
- ↑ Israelische Armee: Erste Einsätze im Gazastreifen. In: tagesschau.de. 13. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- ↑ Gazastreifen: Israel findet bei Einsätzen Leichen von Geiseln. In: tagesschau.de. 14. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Netanjahu will „Vernichtung“ der Hamas, Zehntausende auf der Flucht. In: zeit.de. 14. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023.
- ↑ Emanuel Fabian: IDF says head of Hamas’s aerial forces killed in overnight Gaza strike. The Times of Israel, 14. Oktober 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023 (englisch).
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- ↑ IDF says troops facing complex close quarter combat in Gaza
- ↑ Red Sea long-range missile intercepted by Arrow system — IDF
- ↑ Possible interception reported over Eilat
- ↑ Yemen’s Houthis claim attacks on Eilat, vow more to come
- ↑ Hezbollah fires missiles at IDF posts in north
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- ↑ Police say so far 826 cilivilian victims of Hamas assault have been identified
- ↑ Authorities name 317 soldiers, 58 police officers killed in Gaza war
- ↑ Israel-Hamas war live: IDF confirms Israel carried out airstrike on Gaza refugee camp, saying it killed top Hamas commander, The Guardian, 2023-10-31
- ↑ IDF announces another 9 soldiers killed fighting in northern Gaza
- ↑ IDF says 11,000 terror targets hit in Gaza since start of war
- ↑ 12th soldier killed in Gaza fighting: Pedayah Mark, who was wounded in 2016 terror attack that killed his father
- ↑ Authorities announce death of Roi Sargosti, 13th soldier killed in IDF’s Gaza ground op
- ↑ IDF names 2 additional soldiers killed in Gaza: Staff Sgt. Itay Yehuda, Staff Sgt. Shay Arvas
- ↑ Commander of IDF’s 162 Divison says its soldiers are ‘at the gates of Gaza City’
- ↑ IDF says it killed commander of Hamas’s anti-tank missile units in airstrike
- ↑ IDF spokesman says ground troops have ‘broken through’ Hamas’s front lines of defense
- ↑ IDF sends missile boats to Red Sea area after attacks by Iran-backed Houthis in Yemen
- ↑ IDF confirms mortar fire from Lebanon, strikes terror cell in response
- ↑ IDF says anti-tank missile fired toward Israel from south Lebanon
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- ↑ Reuters-Journalist getötet: Chefredakteur fordert Untersuchung nach Tod von Issam Abdallah
- ↑ RSF files complaint with ICC for war crimes against journalists in Palestine and Israel
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- ↑ Krieg im Nahen Osten: Warum sich Südamerika gegen Israel stellt - Genozid-Vorwürfe, NS-Vergleiche, Kritik an Verletzungen des humanitären Völkerrechts - der Ton Lateinamerikas gegenüber Israel wird immer härter. Woher kommt diese Ablehnung? - ZDF
- ↑ „Kapitulation vor dem Terrorismus“: Israel kritisiert südamerikanische Länder für Protestaktione - RND
- ↑ Bolivia severs ties with Israel, others recall envoys over Gaza - Reuters
- ↑ Mit Honduras zieht ein weiteres lateinamerikanisches Land seinen Botschafter aus Israel ab - Deutschlandfunk
- ↑ Bolivien kappt diplomatische Beziehungen zu Israel - Der Spiegel
- ↑ Bolivien bricht diplomatische Beziehungen zu Israel ab Aus Protest gegen die israelischen Angriffe will Bolivien seine staatlichen Beziehungen zu Israel beenden. Zudem beorderten Chile und Kolumbien ihre Botschafter zurück. - Zeit
- ↑ Bahrain Suspends Economic Ties With Israel, Recalls Ambassador, Parliament Says - Wall Street Journal
- ↑ Türkei ruft Botschafter in Israel zurück - Deutschlandfunk
- ↑ „Wir haben ihn abgeschrieben“: Erdogan bricht Kontakt zu Netanyahu ab - Frankfurter Rundschau
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- ↑ WHO besorgt über Aufruf zu Krankenhaus-Evakuierung - Die Weltgesundheitsorganisation zeigt sich alarmiert angesichts von Berichten, dass Israel zur Evakuierung eines Krankenhauses im Gazastreifen aufgefordert hat. - Deutschlandfunk
- ↑ [1] – Joint statement by UNDP, UNFPA, UNICEF, WFP and WHO on humanitarian supplies crossing into Gaza
- ↑ Top UN official in New York steps down citing ‘genocide’ of Palestinian civilians Craig Mokhiber, director of human rights body, accuses the US, UK and much of Europe as ‘wholly complicit in the horrific assault’ - The Guardian
- ↑ a b Kritik an Deutschlands UN-Votum "Enthalten ist nicht genug" – Tagesschau
- ↑ Graham calls UN the ‘most antisemitic body on the planet’ – The Hill
- ↑ Lage in Gaza: UN-Vollversammlung nimmt Resolution an – Berliner Zeitung
- ↑ Botschafter Prosor kritisiert Scholz für Uno-Enthaltung: »Wahre Freundschaft zeigt sich durch Taten« – Spiegel
- ↑ Journal of the United Nations – Official Meetings. Abgerufen am 11. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ The Middle East, including the Palestinian Question: Emergency Closed Consultations. Abgerufen am 11. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ UN Security Council to meet Sunday on Gaza War; Erdan says body must condemn Hamas. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ deutschlandfunk.de: New York – UNO-Sicherheitsrat gelingt keine einmütige Verurteilung von Hamas-Großangriff auf Israel. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
- ↑ Sicherheitsrat lehnt von Russland vorgeschlagene Resolution zu Gaza ab – Regionals Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa (UNRIC)
- ↑ David Goeßmann: Veto-Heuchelei: Warum die UN unfähig sind, Gaza- und Ukraine-Krieg zu deeskalieren. In: Telepolis. 25. Oktober 2023, abgerufen am 25. Oktober 2023.
- ↑ US vetoes Brazil UN resolution calling for Israel-Hamas ceasefire – Jurist
- ↑ Secretary-General's remarks to the Security Council – on the Middle East, United Nations, 2023-10-24
- ↑ a b Eklat nach Israel-Kritik bei UN: "Herr Generalsekretär, in welcher Welt leben Sie?" – Tagesschau
- ↑ a b Redaktion: UN-Generalsekretär: Eindeutige Verstöße gegen Völkerrecht in Gaza. In: tagesschau. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- ↑ Israel fordert Rücktritt von UN-Generalsekretär. In: Frankfurter Allgemeine. 24. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- ↑ Vereinte Nationen: Israel-Kritik: Guterres "schockiert über Fehlinterpretation" – Zeit
- ↑ Heusgen, Guterres und all die anderen Relativierer der Hamas – Jüdische Allgemeine
- ↑ Israels Botschaft empört: Nach Kritik: Heusgen bedauert Aussagen im ZDF – ZDF
- ↑ ZDF heute: Nach Kritik: Heusgen bedauert Aussagen im ZDF. Online veröffentlicht vom ZDF am 25. Oktober 2023, zuletzt abgerufen am 1. November 2023.
- ↑ Erklärung von Präsidentin von der Leyen anlässlich der Schweigeminute des Kollegiums im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Israel in Anwesenheit des israelischen Botschafters bei der EU. ec.europa.eu, 11. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- ↑ EU-Kommissar Varhelyi meldet Ende der Zahlungen an Palästinenser. Der Spiegel, 9. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- ↑ Nathan Giwerzew & Maximilian Both: Hilfsgelder nach Gaza: EU und Auswärtiges Amt zahlen weiter. Berliner Zeitung, 10. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
- ↑ EU-Außenministertreffen: Baerbock lehnt Waffenruhe für Gazastreifen ab – ZDF
- ↑ EU-Beratungen zu Nahost: Wie klar ist Europas Linie? – Tagesschau
- ↑ Arabische Liga fordert Waffenruhe. In: zentralplus.ch. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
- ↑ Tilo Spanhel: Treffen der Arabischen Liga – Überraschende Einigkeit zu Israel. Tagesschau, 12. Oktober 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
- ↑ OIC Condemns the Continuing Israeli Military Aggression against the Palestinians, Affirms that the Continued Occupation is the Cause of Instability. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Erklärung von Fabrizio Carboni, Regionaldirektor Naher und Mittlerer Osten für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz: Israel und die besetzten Gebiete: Spitäler laufen Gefahr, ohne Strom zu Leichenhäusern zu werden; Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden – IKRK
- ↑ Gaza hospitals risk turning into morgues without electricity; hostages must be released immediately – ICRC statement – United Nations
- ↑ https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-mittwoch-104.html
- ↑ Gaza-Konflikt – Reporter ohne Grenzen kritisiert Angriffe auf Journalisten, Die israelische Armee tötet bei einem Luftangriff zwei Kameramänner des Hamas-Senders Al-Aksa-TV. „Reporter ohne Grenzen“ nennt den Vorfall ein Kriegsverbrechen. – FAZ
- ↑ Reporter ohne Grenzen – Reuters-Journalist bei gezieltem Beschuss getötet – Süddeutsche Zeitung
- ↑ Pressefreiheit im Israel-Gaza-Krieg: Journalist*innen als Zielscheibe In dem Krieg zwischen Israel und der Hamas wurden bisher mindestens neun palästinensische, ein israelischer und ein libanesischer Journalist getötet. – taz
- ↑ ZDF-Korrespondent: Hamas-Angriff 9/11-Moment für Israel. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- ↑ James Rothwell, Nataliya Vasilyeva: Hamas terrorists butcher civilians as stunned Israel suffers ‘9/11’ moment. In: The Telegraph. 7. Oktober 2023 (telegraph.co.uk [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- ↑ Alexandra Föderl-Schmid: Israel erlebt einen 9/11-Moment – wie konnte es dazu kommen? 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- ↑ Hamas-Angriff: Israel erlebt seinen 11. September. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
- ↑ Mathieu von Rohr: Die Lage am Morgen – Israels Tag der Demütigung – und der Krieg, der folgen wird. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- ↑ N12 – תיעוד: מחבלים חדרו לשדרות עם נשקים שלופים – וירו על… 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
- ↑ Dominik Peters: (S+) Israel: Yoav Gallant – ein Verteidigungsminister unter Druck. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
- ↑ Ulrich von Schwerin: Militärisch wird die Hamas in dem Krieg nicht siegen können, ihr zynisches Kalkül könnte aber aufgehen. Neue Zürcher Zeitung, 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
- ↑ Hamas has crossed the Rubicon. What now? 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ غزة وحرب بلا فائدة. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (arabisch).
- ↑ Marwan Bishara: From hubris to humiliation: The 10 hours that shocked Israel. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Peter Beaumont: Hamas’s stealth attack will be remembered as Israeli intelligence failure for the ages In: The Guardian, 7. Oktober 2023. Abgerufen im 7. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Yoav Limor: Israel’s failure of imagination on Hamas. In: JNS.org. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ How did Israeli intelligence fail to stop major attack from Gaza? In: BBC. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ US officials raise concerns over Israeli intelligence after Hamas attacks. CNN, 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ The day that stunned Israel: attacks shake faith in intelligence services. In: Financial Times. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Maria Sterkl: html Ein Krieg, der nicht zu gewinnen ist, www.fr.de, 8. Oktober 2023
- ↑ Rudi Wais: Eine Hydra namens Terror www.augsburger-allgemeine.de, 10. Oktober 2023
- ↑ Ronen Steinke: Die Grenze der Meinungsfreiheit www.sueddeutsche.de, 9. Oktober 2023
- ↑ At Least 700 Israelis Killed, 2,000 Wounded; Over 130 Civilians and Soldiers Held Hostage in Gaza. In: Haaretz. (haaretz.com [abgerufen am 9. Oktober 2023]).
- ↑ Jan-Christoph Kitzler: Der bittere Erfolg der Hamas, www.tagesschau.de, 13. Oktober 2023
- ↑ Eva Illouz: Wir lebten in einem Haus, das auf Sand gebaut ist. Israel konnte seine Bürger nicht schützen. Die Terrorattacke wird das Land verändern. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Oktober 2023, S. 46 (nzz.ch – online unter dem Titel: „Die Hamas hat am 7. Oktober nicht nur Hunderte von Menschen massakriert. Sie hat auch Illusionen ausgelöscht. Israel wird nicht mehr sein, was es bis dahin war“).
- ↑ Gabor Steingart: Was die Hamas gerade macht, ist an Idiotie kaum zu überbieten www.focus.de, 13. Oktober 2023
- ↑ Nahost-Experte: „Bin erstaunt, wie Erdogan auftritt“. In: n-tv.de. 30. Oktober 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023. Video, 4:54 min.