1711 wurde – im Zuge der Barockisierung des Domes zu Beginn des 18. Jahrhunderts – ein Orgelneubau ausgeschrieben, bei dem sich u. a. Ferdinand Josef Römer aus Wien und David Sieber aus Brünn beteiligten. Römer, der sich dabei durchsetzen konnte, stellte 1720 das bestellte Instrument fertig, das 32 Register auf zwei Manualen und Pedal umfasste. 1797 wurde es, vermutlich von Ignaz Kober, auf 41 Register erweitert, wobei die dafür notwendigen Pfeifen aus den in diesem Zuge abgetragenen Seitenschiffsorgeln stammten.<ref>Lade 1990, S. 214.</ref>
1711 wurde – im Zuge der Barockisierung des Domes zu Beginn des 18. Jahrhunderts – ein Orgelneubau ausgeschrieben, bei dem sich u. a. Ferdinand Josef Römer (1656–1723<ref>{{OeML|Roemer_Familie|Römer Familie|Gottfried Allmer, Christian Fastl}}</ref>) aus Wien und Johann David Sieber (ca. 1670–1723<ref>{{OeML|Sieber_Johann_David|Sieber, Johann David|Jiří Sehnal}}</ref>) aus Brünn beteiligten. Römer, der sich dabei durchsetzen konnte, stellte 1720 das bestellte Instrument fertig, das 32 Register auf zwei Manualen und Pedal umfasste. 1797 wurde es, vermutlich von Ignaz Kober, auf 41 Register erweitert, wobei die dafür notwendigen Pfeifen aus den in diesem Zuge abgetragenen Seitenschiffsorgeln stammten.<ref>Lade 1990, S. 214.</ref>
==== Neubau durch Walcker (1886) ====
==== Neubau durch Walcker (1886) ====
Version vom 26. Mai 2024, 11:54 Uhr
Dieser Artikel beschreibt die Orgeln des Wiener Doms. Zu den Orgeln des Passauer Doms siehe Orgeln des Domes St. Stephan.
Karl Josef Walter Peter Planyavsky Konstantin Reymaier Ernst Wally
Der Stephansdom in Wien verfügt über vier Orgeln: Die am 4. Oktober 2020 geweihte Riesen-Orgel von Rieger auf der Westempore, wobei das Prospekt und 42 % der Pfeifen von Kauffmann stammen,[1] die ebenfalls von Rieger errichteten Instrumente Domorgel (1991) und Haydn-Orgel (2009), sowie eine Truhenorgel (2005) von Jens Steinhoff.
Eine Orgel in St. Stephan wird erstmals urkundlich im Jahre 1334 erwähnt; möglicherweise wurde 1336 eine neue Orgel errichtet. 1371 wurde das betreffende Instrument durch den Organisten und Orgelbauer Peter repariert.
Orgelfuß
Nachdem der Orgelfuß von Meister Anton Pilgram 1513 vollendet worden war, wurde dort eine Orgel aufgestellt; möglicherweise handelte es sich dabei um das 1336 errichtete Instrument. Nach Arbeiten durch Friedrich Pfannmüller (1560) und J. Scherer (1561/1562) baute Hermann Raphael Rodensteen 1566–1567 ein neues Werk.[2] Diese Orgel wurde 1797 abgetragen, wobei ihre Register in die neu errichtete Westemporenorgel integriert wurden.[3] Eine anlässlich ihrer Demontage angefertigte Notiz „Sie sei über 400 Jahre alt und aufgrund ihres Alters etwas merkwürdig.“ spricht für eine Entstehung dieser Orgel im 14. Jahrhundert.[4]
Füchselbaldachin
Im Jahr 1507 erhielt der Dom eine große Orgel, die auf dem Füchselbaldachin neben der großen Sakristei aufgestellt wurde. Sie stammte aus der Werkstatt des Bozener Meisters Burchhard Tischlinger (Burkhard Dinstlinger) und wurde 1545 durch Jacob Kunigschwerdt aus Zwettl erweitert. Auch diese Orgel wurde 1797 entfernt, wobei ihre Register ebenfalls in der neuen Westemporenorgel weiter verwendet wurden.[5]
Chorraum
Auf dem über dem Chorgestühl um 1640 neu errichteten Musikantenchor schuf Ferdinand Josef Römer 1701 eine neue Orgel mit zehn Registern. 1886 erbaute die damals noch in Jägerndorf ansässige Firma Rieger in deren Gehäuse ein neues, 16 Register auf zwei Manualen und Pedal umfassendes Instrument, das beim Einsturz einer Wand sowie von Gewölben infolge des Großbrandes von April 1945 mitsamt dem Musikantenchor zerstört wurde. Nachdem der Dom wiederaufgebaut worden war, errichtete die Wiener Firma Kauffmann eine neue Chororgel[6] mit zwölf Registern und sechs Auszügen auf zwei Manualen und Pedal; ihre Traktur war elektrisch ausgeführt.[7]
Seit der Errichtung der Walcker-Orgel aus dem Jahre 1886 werden die Instrumente auf der Westempore auch Riesenorgel genannt, weil sie oberhalb des Riesentores stehen, einem romanischen Trichterportal.
Römerorgel von 1720
1711 wurde – im Zuge der Barockisierung des Domes zu Beginn des 18. Jahrhunderts – ein Orgelneubau ausgeschrieben, bei dem sich u. a. Ferdinand Josef Römer (1656–1723[8]) aus Wien und Johann David Sieber (ca. 1670–1723[9]) aus Brünn beteiligten. Römer, der sich dabei durchsetzen konnte, stellte 1720 das bestellte Instrument fertig, das 32 Register auf zwei Manualen und Pedal umfasste. 1797 wurde es, vermutlich von Ignaz Kober, auf 41 Register erweitert, wobei die dafür notwendigen Pfeifen aus den in diesem Zuge abgetragenen Seitenschiffsorgeln stammten.[10]
Neubau durch Walcker (1886)
1886 errichtete der Orgelbauer Friedrich Walcker im Gehäuse der Römerorgel ein neues Instrument mit 90 Registern.[11] Dieses bedeutsame und wertvolle Orgelwerk brannte beim Großbrand im April 1945 vollständig ab.
Disposition der Walcker-Orgel von 1886
I. Manual C–f3
01.
Untersatz
32′
02.
Principal
16′
03.
Tibia major 00
16′
04.
Viola major
16′
05.
Bourdon
16′
06.
Oktave
08′
07.
Principal
08′
08.
Bourdon
08′
09.
Viola di Gamba
08′
10.
Gemshorn
08′
11.
Salicional
08′
12.
Hohlflöte
08′
13.
Rohrflöte
08′
14.
Doppelflöte
08′
15.
Fugara
08′
(Fortsetzung)
16.
Quinte
051⁄3′
17.
Oktave
04′
18.
Principal
04′
19.
Rohrflöte
04′
20.
Hohlflöte
04′
21.
Gemshorn
04′
22.
Fugara
04′
23.
Terz
031⁄5′
24.
Quinte
022⁄3′
25.
Oktave
02′
26.
Doublette
02′
27.
Kornettino 00
02′
28.
Oktave
01′
29.
Kornett V
08′
30.
Mixtur VI
04′
31.
Scharff IV
011⁄3′
32.
Posaune
16′
33.
Posaune
08′
34.
Ophicleide
08′
35.
Clairon
04′
II. Manual C–f3
36.
Principal
16′
37.
Salicional
16′
38.
Quintatön
16′
39.
Principal
08′
40.
Viola
08′
41.
Spitzflöte
08′
42.
Quintatön
08′
43.
Bifara II
08′
44.
Gedeckt
08′
45.
Dolce
08′
46.
Principal
04′
47.
Spitzflöte
04′
48.
Viola
04′
49.
Nasard
022⁄3′
50.
Gedecktflöte
04′
51.
Oktave
02′
52.
Kornett V 00
08′
53.
Mixtur V
022⁄3′
54.
Trompete
08′
55.
Klarinette
08′
56.
Corno
04′
III. Manual C–f3
57.
Lieblich Gedeckt
16′
58.
Principal
08′
59.
Lieblich Gedeckt 00
08′
60.
Wiener Flöte
08′
61.
Aeoline
08′
62.
Voix celeste
08′
63.
Piffaro II
08′
64.
Oktave
04′
65.
Viola
04′
66.
Flauto dolce
04′
67.
Oktave
02′
68.
Cymbel IV
02′
69.
Trompette harmonique
08′
70.
Oboe
08′
Pedal C–d1
71.
Principalbass 00
32′
72.
Principalbass
16′
73.
Subbass
16′
74.
Violonbass
16′
75.
Flötenbass
16′
76.
Kontrabass
16′
77.
Gedecktbass
16′
78.
Quintbass
102⁄3′
79.
Oktavbass
08′
80.
Flötenbass
08′
81.
Violonbass
08′
82.
Gedecktbass
08′
83.
Terzbass
062⁄5′
84.
Mixtur V
051⁄3′
85.
Oktavbass
04′
86.
Oktavbass
02′
87.
Bombardon
32′
88.
Posaunenbass
16′
89.
Trompete
08′
90.
Clairon
04′
Kauffmann-Orgel (1960)
Auf der Westempore von St. Stephan stand bis 2017 die Monumentalorgel, die in den Jahren von 1956 bis 1960 von dem Wiener Orgelbauer Johann Marcellinus Kauffmann errichtet, bzw. aus angekauften Orgelteilen der Fa. Aug. Laukhuff zusammengebaut wurde. Am 2. Oktober 1960 wurde die Orgel durch Kardinal Franz König gemeinsam mit Kardinal Joseph Frings aus Köln geweiht. Das Instrument hatte 125 Register auf vier Manualen und Pedal mit insgesamt ca. 10.000 Pfeifen; sowie elektrische Kegelladen und einen Freipfeifenprospekt. Sie war damals die größte Orgel, die jemals in Österreich errichtet wurde, und das größte Musikinstrument der Republik. Die den Prospekt tragenden Engel schuf der Osttiroler Bildhauer Josef Troyer.[12]
Die Bundesrepublik Deutschland stiftete einen erheblichen Geldbetrag für den Orgelneubau. Die Auftragsvergabe an den Wiener Orgelbauer, der kein vergleichbar großes Orgelwerk zuvor errichtete, war von Anfang an umstritten. Gerüchte von Freunderlwirtschaft tauchten auf; anderen Firmen, die für den Bau solch einer Großorgel geeignet seien, wäre keine reale Chance, den Auftrag zu erhalten, eingeräumt worden.[4]
Nachdem die um 1640 erbaute und für die figurale Kirchenmusik genutzte Empore über dem gotischen Chorgestühl beim Brand von 1945 vernichtet worden war, mussten Chor und Orchester auf die Westempore ausweichen. Deshalb stand nun dort für einen Orgelneubau weniger Platz zur Verfügung. Deshalb platzierte Kauffmann viele Register hinter einem „Schwibbogen“, der die beiden Heidentürme verbindet und der ungehinderten Klangabstrahlung im Wege stand. Die Orgel hatte gut klingende Einzelregister, konnte aber die Kathedrale trotz großer Disposition nicht zufriedenstellend füllen.[13] Ihr Klangvolumen sei schon bei der Orgelweihe enttäuschend gewesen.[14] Ohnehin gilt der Dom mit seinen vielen Netzrippengewölben, den zahlreichen Verzierungen, dem Sandstein und auch wegen seiner Größe als akustisch anspruchsvoller Raum. Auch eine groß besetzte Chor- und Orchesterdarbietung von der Westempore fülle ihn klanglich nicht aus.[15] Die Kauffmann-Orgel war bei vollbesetzter Kirche beim Gemeindegesang im vorderen Teil des Doms kaum noch zu hören.[4] Zudem war sie mit minderwertigem Nachkriegsmaterial errichtet worden und galt deshalb von Anfang an als problematisch.[16][17] Wegen der neobarocken Disposition des Instruments waren mit ihm weder symphonische Orgelmusik, wofür Großorgeln an sich prädestiniert sind, noch barocke Werke, da das Instrument über eine dafür schlecht geeignete elektrische Spieltraktur verfügte, darstellbar.
Bis zu ca. 12 m hohe Prospektpfeifen drohten bereits Anfang der 1970er Jahre unter ihrem Eigengewicht einzuknicken und herabzustürzen. 1991 fiel die Orgel während einer Messe infolge eines Kurzschlusses endgültig aus. Als mit der Einweihung der neuen Domorgel 1991 ein neues Instrument zur Verfügung stand, konnte die Kauffmann-Orgel stillgelegt werden. Sie wurde 1998 aus dem Denkmalschutz entlassen, um möglichst viele ihrer Teile in einen Ersatzbau integrieren zu können, anstatt ein Orgelwerk, dessen völlige Unbrauchbarkeit absehbar war, zu erhalten. Eine Umsetzung in einen Dom in Ungarn stand auch zur Debatte.[18]
Zur sog. „Rettung“ der Riesenorgel formierte sich am 1. Oktober 2010, dem 50. Jahrestag der Weihe dieses Instruments, ein Komitee, das sich aus Verwandten von Johann Marcellinus Kauffmann und einigen prominenten Unterstützern zusammensetzte, die trotz gegenteiliger Argumente hartnäckig den Erhalt desselben propagierten.[19] 2014 machte Rieger Orgelbau die Orgel mit großem Aufwand für eine Nacht notdürftig spielbar, um ihren Klang noch einmal zu erproben. Dazu zählten umfangreiche Abdichtungsarbeiten, der Ersatz des bereits verschwundenen Gebläsemotors durch ein Provisorium sowie die Bereitstellung von 50 Feuerlöschern aufgrund der von der altersschwachen Elektrik erwarteten Brandgefahr. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse führten nochmal zu einer erheblichen Umgestaltung des Konzeptes für die schließlich ab 2017 errichtete Orgel.[14]
Das heruntergekommene und völlig verschmutzte Instrument, in dem Vogelkadaver verwesten, war bis 2017 weder renoviert noch entfernt worden.[4]
Die Nutzung der Kauffmann-Orgel war wegen der umfassenden konstruktiven und technischen Mängel lange Zeit unklar.
In der Karwoche 2017 wurde der Vertrag für einen Neubau einer großen Orgel hinter dem denkmalgeschützten Kauffmann-Prospekt durch Fa. Rieger unterzeichnet. Die Kosten für die Umbauten und Instandsetzungen betragen etwa 3 Millionen Euro; die am 12. April 2017 begonnenen Arbeiten nahmen etwa 50 000 Stunden in Anspruch. Die Orgel sollte ursprünglich am Ostersonntag 2020, dem 75. Jahrestag der Zerstörung des Stephansdomes, wieder eingeweiht werden.[20] Dieser Weihetermin wurde, weil die Arbeiten zur Fertigstellung des Instruments aufgrund der COVID-19-Pandemie vier Wochen vor dem geplanten Weihetermin abgebrochen werden mussten, abgesagt, und am 4. Oktober 2020 nachgeholt.[21]
Das Instrument hat 130 Register mit 8588 Pfeifen[22], die auf neuen Windladen stehen, auf fünf Manualwerken und Pedal. Es wurden möglichst viele (etwa 50 %) der Kauffmann-Register wieder eingebaut, jedoch unterscheidet sich die Disposition von jener der Kauffmann-Orgel von 1960. Etwa 5000 Pfeifen wurden neu gebaut, die unbrauchbaren Pfeifen eingeschmolzen oder auf einem Basar zugunsten der Orgel angeboten. Die labilen Kauffmann-Prospektpfeifen erhielten eingelötete Verstärkungsbleche in den Stiefeln und im Bereich der Labien. Die längste Pfeife des Prospektes und der gesamten Orgel ist etwas über 12 m hoch. Die Holzpfeife des C des Principalbass 32′ ist mit etwa 650 kg die schwerste Pfeife der Orgel.[4] Zu den Besonderheiten zählen ein labiales 32'-Register im Hauptwerk, ein akustisches 64'-Register und nunmehr zwei 32'-Zungenstimmen im Pedal, sowie zwei Harmonika-Register im eigenen Windschweller im Solowerk. Von den insgesamt 104 Manualregistern sind acht Labialstimmen in 16'-Lage, 26 Labialstimmen in 8'-Lage und insgesamt 23 Zungenstimmen.[23] Neu sind auch die Trompeteria mit vier Horizontaltrompeten-Registern und einem Glockenspiel, sowie der bis zum c4 erweiterte Manualumfang.[24] Weiterhin ist die Anordnung einiger Teilwerke geändert: Haupt- und Solowerk sowie die neue Trompeteria stehen nun vor dem die Orgelempore überspannendem Schwibbogen, können dadurch ungehindert in den Dom abstrahlen[25] und sorgen nun für genug Klangvolumen. Die Orgel ist etwa 14 m breit, 20 m hoch und 8 bis 9 m tief. Bei vollem Spiel braucht sie etwa 130 m³ Wind pro Minute.[14] Teile der Orgel bekamen weiterhin ein (aus dem Kirchenraum nicht sichtbares) Gehäuse, um den Klang zu bündeln und Verschmutzungen zu verringern.[13] Das große Fenster hinter der Orgel wurde doppelt verglast, um Verstimmungen im Winter sowie bei Sonneneinstrahlung abends im Sommer zu reduzieren. Die Riesen-Orgel und die Chororgel sind von zwei jeweils fünfmanualigen Generalspieltischen aus spielbar. Der alte, viermanualige Kauffmann-Spieltisch ist im Technischen Museum Wien eingelagert worden.[4]
Aufgrund der seit den 1960er Jahren bestehenden unbefriedigenden Orgelsituation[27] wurde die Orgelbaufirma Rieger mit dem Bau einer neuen Domorgel beauftragt.[28] Das neue Instrument wurde ebenerdig an der Wand des südlichen Seitenschiffes nahe der Vierung situiert, um, neben solistischem Spiel, sowohl die Führung des Gemeindegesangs als auch das Zusammenwirken mit der Dommusik zu ermöglichen. Die Orgel wurde von April bis August 1991 aufgebaut und am 13. September 1991 von Hans Hermann Groërgeweiht.[29] Sie kostete 13 Millionen Schilling.[4]
Das Instrument hat 55 Register mit 4028 Pfeifen auf vier Manualen und Pedal. Um den vielfältigen liturgischen Aufgaben einer Metropolitankirche wie auch konzertanten Ansprüchen gerecht zu werden, wurde der Synthesegedanke der elsässischen Orgelreform – die Gliederung in Hauptwerk, Positiv und Schwellwerk[30] – zur Leitlinie der Disposition gemacht.[31] Dem Schwellwerk kommt im Klangkonzept der Domorgel besondere Bedeutung zu, da es nicht nur zur Darstellung der französisch-romantischen Literatur einsetzbar ist, sondern auch der Wiedergabe der deutschen Romantik und des englischen Kathedralstils dient. Es ist das am höchsten angeordnete Teilwerk und befindet sich etwa 8 m über dem Spieltisch.[4] Das Positiv, das aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in das Hauptgehäuse integriert ist, bildet einerseits das klangliche Gegenüber zum Hauptwerk, andererseits ist es dem Continuospiel wie der Begleitung in leiser Dynamik zugedacht. Das Solowerk ist weniger im Sinne eines hochromantischen Hochdruckwerks oder französischen Bombardwerks zu verstehen, sondern zielt hauptsächlich auf eine Verwendung als Cantus-firmus-Werk, um vor allem im Gemeindegesang die Melodiestimme deutlich hervorheben zu können.[32]
Im Zuge des Neubaus der „Riesenorgel“ erhielt die Domorgel eine elektrische Einrichtung, mit der sie zusätzlich von den neuen Spieltischen aus gespielt werden kann. Dabei wurde das Instrument überholt, Verschleißteile erneuert sowie eine Reinigung und Intonation vorgenommen.[4]
Im Haydn-Jahr 2009 errichtete die Orgelbaufirma Rieger eine Orgel mit zwölf Registern auf zwei Manualen und Pedal. Im Gedenken an Franz Joseph Haydn und an dessen Brüder Johann Michael und Johann Evangelist, die am Stephansdom eine zehnjährige Ausbildung genossen haben, wird das Instrument als Haydn-Orgel bezeichnet. Die äußere Erscheinung der Orgel ist an das Design der Domorgel angelehnt.
Das Instrument hat im Dom keinen festen Standort, sondern lässt sich mit seinen 1.600 Kilogramm mittels eines integrierten elektrischen Hubstaplers (sog. Ameise) im gesamten Kirchenraum frei bewegen. Diese Mobilität wurde zum einen mit Blick auf den Einsatz bei Gottesdiensten an den verschiedenen Seitenaltären konzipiert, wodurch auf weitere (fest installierte) Kleinorgeln verzichtet werden kann, und außerdem mit Blick auf den Einsatz bei Konzerten im Dom; zu diesem Zweck ist das Instrument mit moderner Tonübertragungstechnik ausgestattet, die es ermöglicht, die Signale der Mikrophone in der Orgel im Regieraum von Radio Stephansdom zu empfangen und an das Mischpult weiterzuleiten.
Diese 2005 gebaute Orgel stammt vom deutschen Orgelbauer Jens Steinhoff (Schwörstadt). Sie hat ein Manual (C bis g3) mit 5 Registern und kann auf die Stimmtonhöhen a1 = 415 Hz / 440 Hz / 465 Hz eingestellt werden.[35]
↑Florian Amort, Wien: Kirchenmusik in Wien: Eine Riesenorgel für den Stephansdom. In: FAZ.NET. 24. November 2020, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. März 2021]).
↑Anton Heiller: Probleme um die neue Orgel des Stephansdomes. In: Österreichische Musikzeitschrift, 15. Jg./Heft 10, Oktober 1960, S. 457f.
↑Egon Krauss: Die ungenützte Chance. In: Wochen-Presse, Nr. 40, 1. Oktober 1969, S. 25
↑Neues KlangKonzept. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2020; abgerufen am 19. Februar 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.domorgel.wien
↑Walter Sengstschmid: „…einer Orgel, die geeignet ist, ihre liturgischen und künstlerischen Aufgaben entsprechend der Bedeutung der Domkirche zu erfüllen…“. Die Entstehung der neuen Domorgel. In: Orgelmusikverein St. Stephan (Hrsg.): Domorgel St. Stephan Wien. Festschrift zur Orgelweihe am 13. September 1991. Wien 1991, S. 19f.
↑Roman Summereder: Aufbruch der Klänge. Materialien, Bilder, Dokumente zu Orgelreform und Orgelkultur im 20. Jahrhundert. Edition Helbling, Innsbruck 1995, ISBN 3-900590-55-9, S. 22.
↑Roman Summereder: Aufbruch der Klänge. Materialien, Bilder, Dokumente zu Orgelreform und Orgelkultur im 20. Jahrhundert. Edition Helbling, Innsbruck 1995, ISBN 3-900590-55-9, S. 318.
↑Peter Planyavsky: Schritte zum Klangkonzept. In: Orgelmusikverein St. Stephan (Hrsg.): Domorgel St. Stephan Wien. Festschrift zur Orgelweihe am 13. September 1991. Wien 1991, S. 14ff.