„Mathilde Kralik“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K https, Links optimiert
Zeile 23: Zeile 23:
Weiterhin hatte Mathilde Kralik Kontakt zur Schriftstellerin und Frauenrechtlerin [[Rosa Mayreder]]. Am 13. Mai 1936 schreibt sie ihr einen Brief: „Sehr verehrte Frau, Ich bin entzückt von Ihren herrlichen Sonetten, die gleicherweise formvollendet und gedankentief und so reich an Sprachschönheit sind, daß sie schon die Musik in sich tragen ...“<ref>Quelle: Wienbibliothek</ref> Am 3. Oktober 1905 starb ihre Mutter mit 74 Jahren. Der Tod ihrer Mutter erschütterte die zu diesem Zeitpunkt 48-jährige Mathilde Kralik schwer, sie reagierte mit einer halbjährigen Stagnation ihres Schaffens. Ab 1912 lebte die bis dahin alleinstehende Komponistin mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958)<ref>''Scarlatescu, Alice, Scarlates.'' In: Ilse Korotin, Nastasjsa Stupnicki: ''Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen.'' Böhlau, Wien u. a. 2018, ISBN 978-3-205-20238-7, S. 742 f. ([https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/29619 Open-Access-Publikation])</ref> gemeinsam in der Wohnung Weimarer Str. 89 in Wien. Über ihre Lebensgefährtin findet sich in ihrem Werk keine Spur. In ihrem Testament vom 31. Juli 1934 wird die „langjährige Freundin ... die Freud und Leid“ mit ihr geteilt habe, als Haupterbin ihres Nachlassvermögens eingesetzt.
Weiterhin hatte Mathilde Kralik Kontakt zur Schriftstellerin und Frauenrechtlerin [[Rosa Mayreder]]. Am 13. Mai 1936 schreibt sie ihr einen Brief: „Sehr verehrte Frau, Ich bin entzückt von Ihren herrlichen Sonetten, die gleicherweise formvollendet und gedankentief und so reich an Sprachschönheit sind, daß sie schon die Musik in sich tragen ...“<ref>Quelle: Wienbibliothek</ref> Am 3. Oktober 1905 starb ihre Mutter mit 74 Jahren. Der Tod ihrer Mutter erschütterte die zu diesem Zeitpunkt 48-jährige Mathilde Kralik schwer, sie reagierte mit einer halbjährigen Stagnation ihres Schaffens. Ab 1912 lebte die bis dahin alleinstehende Komponistin mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958)<ref>''Scarlatescu, Alice, Scarlates.'' In: Ilse Korotin, Nastasjsa Stupnicki: ''Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen.'' Böhlau, Wien u. a. 2018, ISBN 978-3-205-20238-7, S. 742 f. ([https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/29619 Open-Access-Publikation])</ref> gemeinsam in der Wohnung Weimarer Str. 89 in Wien. Über ihre Lebensgefährtin findet sich in ihrem Werk keine Spur. In ihrem Testament vom 31. Juli 1934 wird die „langjährige Freundin ... die Freud und Leid“ mit ihr geteilt habe, als Haupterbin ihres Nachlassvermögens eingesetzt.


Als Höhepunkt ihrer Aufführungen sind die Präsentationen ihrer Märchenoper ''Blume und Weißblume'' in den Jahren 1910 in Hagen/Westfalen und 1912 in Bielitz/Schlesien zu werten. Popularität erreichte diese Oper nicht nur durch diese beiden Aufführungen, sondern auch als sensationsträchtige [[Plagiat]]sgeschichte in der Presse. Der ehemalige Kapuzinerfrater Nicasius Schusser (ehemaliger Pförtner des Franziskanerklosters zu Falkenau) schrieb eine Oper ''Quo vadis'', in der er 52 Seiten aus der Oper ''Blume und Weißblume'' notengetreu übernahm. Kralik reagierte daraufhin in der Presse, verzichtete jedoch auf gerichtliche Schritte gegen Schusser. Kralik war bis ins hohe Alter tätig, als 80-Jährige nahm sie noch an einem Konzert „musikschaffender Frauen“ teil, gemeinsam mit Künstlerinnen wie [[Johanna Müller-Hermann]], Friederike Karger-Hönig, Emma von Fischer, Lise Maria Meyer und Juli Reisserova. Sie wurde am [[Wiener Zentralfriedhof]] bestattet.<ref>[https://www.friedhoefewien.at/verstorbenensuche-detail?fname=Mathilde+Kralik&id=04%3E67SVKWP&initialId=04%3E67SVKWP&fdate=1944-03-15&c=046&hist=false Grabstelle Mathilde Kralik], Wien, Zentralfriedhof, Gruppe 16, Gruppe Erweiterung D, Reihe 1, Nr. 1.</ref>
Als Höhepunkt ihrer Aufführungen sind die Präsentationen ihrer Märchenoper ''Blume und Weißblume'' in den Jahren 1910 in Hagen/Westfalen und 1912 in Bielitz/Schlesien zu werten. Popularität erreichte diese Oper nicht nur durch diese beiden Aufführungen, sondern auch als sensationsträchtige [[Plagiat]]sgeschichte in der Presse. Der ehemalige Kapuzinerfrater Nicasius Schusser (ehemaliger Pförtner des Franziskanerklosters zu Falkenau) schrieb eine Oper ''Quo vadis'', in der er 52 Seiten aus der Oper ''Blume und Weißblume'' notengetreu übernahm. Kralik reagierte daraufhin in der Presse, verzichtete jedoch auf gerichtliche Schritte gegen Schusser. Kralik war bis ins hohe Alter tätig, als 80-Jährige nahm sie noch an einem Konzert „musikschaffender Frauen“ teil, gemeinsam mit Künstlerinnen wie [[Johanna Müller-Hermann]], Friederike Karger-Hönig, Emma von Fischer, Lise Maria Meyer und Juli Reisserova. Sie wurde am [[Wiener Zentralfriedhof]] bestattet.<ref name="Verstorbenensuche">{{Verstorbenensuche Wien |Name=Mathilde Kralik |Friedhof=Zentralfriedhof |Jahr=1944}}</ref>


[[Datei:Mathilde KralikvM1.jpg|mini|Mathilde Kralik im Jahr 1883]]
[[Datei:Mathilde KralikvM1.jpg|mini|Mathilde Kralik im Jahr 1883]]

Version vom 26. Januar 2024, 00:24 Uhr

Mathilde Kralik am 29. März 1912

Mathilde Kralik (bis 1919 Mathilde Aloisia Kralik von Meyrswalden; * 3. Dezember 1857 in Linz; † 8. März 1944 in Wien) war eine österreichische Komponistin aus der Familie Kralik von Meyrswalden.

Biografie

Kindheit und Familie

Mathilde Aloisia Kralik von Meyrswalden war eine Tochter des böhmischen Glasindustriellen Wilhelm Kralik von Meyrswalden (1807–1877) aus Eleonorenhain. Sie war viertes von fünf Kindern aus zweiter Ehe mit Louise geb. Lobmeyr. Ihrem Bruder Richard Kralik von Meyrswalden, dem Dichterphilosophen, Historiker und Kulturpolitiker, war sie geistesverwandt und von Kindheit an Vertraute seiner Gedankenwelt. Bereits ihren ersten Kompositionen lagen Gedichte und Hymnen ihres Bruders zugrunde, wie auch der Text ihrer dreiaktigen Märchenoper Blume und Weißblume. In der Familie wurde regelmäßig Hausmusik betrieben; ihr Vater spielte Geige und ihre Mutter Klavier. In diesem musikalisch geprägten Milieu lernten die Kinder das Musizieren. Frühzeitig erkannten die Eltern die Begabung ihrer Tochter. Die finanziellen Verhältnisse ihres Vaters erlaubten es, dass Mathilde bei den besten Musikpädagogen ihrer Zeit Privatunterricht nehmen konnte und sich nicht um ihren Lebensunterhalt kümmern musste.

Ausbildung

Mathilde Kralik war Schülerin von Anton Bruckner, Franz Krenn und Julius Epstein. In dem von Bruckner als Notizbuch benutzten Kalender aus dem Jahr 1876 findet sich für den 11. Mai der Eintrag „Frl. Mathilde Kralik ...Privatschülerin“. Sie bestand 1876 die Aufnahmeprüfung für das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde und wurde in den 2. Jahrgang der Kompositionsklasse von Franz Krenn aufgenommen. Sie absolvierte das unter damaliger Leitung von Joseph Hellmesberger senior stehende Konservatorium in den Jahren 1876 bis 1878. Vom großen Lehrangebot des Konservatoriums belegte Mathilde Kralik außer den Kursen II und III im 3. Jahrgang zusätzlich Musikgeschichte.

Die Jahresabschlüsse gelangen ihr mit Auszeichnungen. So erhielt sie im ersten Jahr (nach Absolvierung des 2. Jahrgangs) den 2. Preis für das Scherzo ihres Klavierquintetts. Nach Beendigung des 3. Jahrgangs erhielt sie den 1. Preis für ihre Abschlussarbeit, Intermezzo aus einer Suite, das sie selbst beim „Concurs der Ausbildungsschule für Komposition“ am 2. Juli 1878 als 20-Jährige dirigierte. Bei diesem Wettbewerb wurden noch weitere sechs Kandidaten aus ihrer Kompositionsklasse geprüft, es waren: Gustav Mahler, Hans Rott, Rudolf Pichler, Rudolf Krzyzanowski, Ernst Ludwig und Katharina Haus. Mathilde Kralik, Gustav Mahler, Rudolph Krzyzanowski und Rudolph Pichler erhielten jeweils den 1. Preis. Katharina Haus und Ernst Ludwig bekamen den 2. Preis. Nur Hans Rotts Arbeit aus dem ersten Satz seiner Symphonie blieb ohne Preis. Mathilde Kralik verließ das Konservatorium mit dem Diplom in Komposition und der „Silbernen Gesellschaftsmedaille“.

Notendeckblatt zum Trio, komponiert im Jahr 1880, gedruckt im Jahr 1897 bei Gutmann

Wirken und Gesellschaftsleben

Mathilde Kralik war eine der bekanntesten Persönlichkeiten unter den österreichischen Opernkomponistinnen. Ähnlich ihren Kolleginnen aus der Komponistenzunft, war sie in den Jahren um die Jahrhundertwende aus dem Konzertleben Wiens nicht wegzudenken. So fanden sowohl am 19. April 1894 wie am 19. April 1895 musikalisch-deklamatorische Frauenabende im Brahms-Saal des Musikvereins statt, bei denen Werke von ihr gespielt und gesungen wurden. Als Sängerinnen traten Dora Toula und Josefine von Statzer auf. In einem Konzert des Quartetts Duesberg wurde in der Saison 1898/99 ihr im Jahre 1880 komponiertes Klaviertrio in F-Dur vorgestellt. Diese Komposition gab sie beim Verleger Albert Gutmann in Druck. Einen Höhepunkt stellte das von Josef Venantius von Wöss am 12. Januar 1900 im Großen Musikvereinssaal veranstaltete geistliche Konzert dar, bei dem Mathilde Kraliks Werk Die Taufe Christi nach einem Gedicht von Papst Leo XIII. für Solo, Chor und Orchester sowie die Weihnachtskantate für vier Solostimmen, Chor und Orchester zur Aufführung kamen. Für Maria Theresia Ledóchowskas Stück, Die Heilige Odilia, komponierte Kralik 1906 Chöre und Lieder.[1]

Als weitere Beispiele seien zwei Kompositions-Konzerte genannt, die am 20. März 1908 im Brahms-Saal gegeben wurden Lieder und vier Arien aus ihrer Märchenoper Blume und Weißblume – und am 26. Juni 1911 im Kleinen Saal – auf dem Programm standen ausschließlich Lieder, die von Elsa Kaulich und Hermann Gürtler, begleitet von Carl Lafite, dargeboten wurden – stattfanden. Über die Lieder schrieb der Kritiker der Reichspost, dass sie eine vornehme musikalische Bildung verrieten, treffsichere Charakteristik und einen schönen Vokalsatz aufwiesen und die brillante Klavierbegleitung einer Nachbildung von Hugo Wolf gleichkäme. Nach dem Ersten Weltkrieg mag es um Mathilde Kralik etwas ruhiger geworden sein: der musikalische Geschmack hatte sich geändert, doch bei besonderen Anlässen und festlichen Veranstaltungen waren ihre Kompositionen immer wieder zu hören.

Mathilde Kralik im Jahr 1880

Von Musikliebhabern geschätzt waren die regelmäßig Sonntag nachmittags in ihrem Heim in der Weimarer Straße (Wien-Döbling) abgehaltenen Soirees, bei denen Mathilde Kralik durch ihr virtuoses Klavierspiel manchen Kunstgenuss bot. Das Zusammenwirken von Bruder Richard und Schwester Mathilde erstreckte sich auch auf das Gebiet der Oper. Ihr Erstling war die dreiaktige Märchenoper Blume und Weißblume, deren Libretto Bruder Richard nach dem Volksbuch Flos und Blankflos geformt hatte. Mathilde Kralik war wie viele ihrer Kolleginnen auch, im Vereinsleben aktiv: Als Ehrenpräsidentin des Damenchorvereins Wien, der Wiener Bachgemeinde, des Österreichischen Komponistenbundes, des Vereins der Schriftsteller und Künstler Wiens und des Klubs der Wiener Musikerinnen. Im letztgenannten Klub traf sie häufig mit der Komponistinnen Vilma von Webenau und Maria Bach sowie Alma Mahler zusammen. Mit Vilma von Webenau verband sie eine enge Freundschaft. Aus einem Brief an ihren Bruder Richard aus dem Jahr 1903 beschreibt sie Vilma bei einer Beerdigung als ihre „Begleiterin“.

Weiterhin hatte Mathilde Kralik Kontakt zur Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Rosa Mayreder. Am 13. Mai 1936 schreibt sie ihr einen Brief: „Sehr verehrte Frau, Ich bin entzückt von Ihren herrlichen Sonetten, die gleicherweise formvollendet und gedankentief und so reich an Sprachschönheit sind, daß sie schon die Musik in sich tragen ...“[2] Am 3. Oktober 1905 starb ihre Mutter mit 74 Jahren. Der Tod ihrer Mutter erschütterte die zu diesem Zeitpunkt 48-jährige Mathilde Kralik schwer, sie reagierte mit einer halbjährigen Stagnation ihres Schaffens. Ab 1912 lebte die bis dahin alleinstehende Komponistin mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958)[3] gemeinsam in der Wohnung Weimarer Str. 89 in Wien. Über ihre Lebensgefährtin findet sich in ihrem Werk keine Spur. In ihrem Testament vom 31. Juli 1934 wird die „langjährige Freundin ... die Freud und Leid“ mit ihr geteilt habe, als Haupterbin ihres Nachlassvermögens eingesetzt.

Als Höhepunkt ihrer Aufführungen sind die Präsentationen ihrer Märchenoper Blume und Weißblume in den Jahren 1910 in Hagen/Westfalen und 1912 in Bielitz/Schlesien zu werten. Popularität erreichte diese Oper nicht nur durch diese beiden Aufführungen, sondern auch als sensationsträchtige Plagiatsgeschichte in der Presse. Der ehemalige Kapuzinerfrater Nicasius Schusser (ehemaliger Pförtner des Franziskanerklosters zu Falkenau) schrieb eine Oper Quo vadis, in der er 52 Seiten aus der Oper Blume und Weißblume notengetreu übernahm. Kralik reagierte daraufhin in der Presse, verzichtete jedoch auf gerichtliche Schritte gegen Schusser. Kralik war bis ins hohe Alter tätig, als 80-Jährige nahm sie noch an einem Konzert „musikschaffender Frauen“ teil, gemeinsam mit Künstlerinnen wie Johanna Müller-Hermann, Friederike Karger-Hönig, Emma von Fischer, Lise Maria Meyer und Juli Reisserova. Sie wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.[4]

Mathilde Kralik im Jahr 1883

Autobiografische Notiz vom 19. Oktober 1904

„Ich bin am 3. Dezember 1857 zu Linz an der Donau geboren. Mein Vater Wilhelm Kralik von Meyrswalden (gest. 1877) war Glasfabrikant (Chef der Firma Meyr’s Neffe in Böhmen), meine Mutter Louise ist eine geborene Lobmeyr (Schwester des Herrenhausmitglieds und Glasindustriellen Ludwig Lobmeyr zu Wien). Meinem Vater und meiner Mutter verdanke ich den musikalischen Sinn und die Liebe zur Musik. Mein Vater war passionierter Geigenspieler, wiewohl Autodidakt und pflegte im Böhmerwalde eifrig das Quartettspiel. Meine Mutter spielte als Dilettantin gut Klavier und neigte schon als Mädchen der klassischen Richtung zu. Von meinen Eltern hörte ich zuerst Beethovens Violin-Klavier-Sonaten, Haydns und Mozarts Klänge wurden mir zunächst durch die häuslichen Quartette vermittelt. Später übernahmen dann meine beiden älteren Brüder und schließlich ich mit ihnen die Hausmusik, die in Duos, Trios und Quatuors unserer Klassiker bestand.

Meinen ersten Klavierunterricht genoss ich bei meiner Mutter, dann bei Eduard Hauptmann in Linz. Meine ersten Kompositionsversuche (Anmerkung, Mathilde war damals erst 15 Jahre) förderte mein Bruder Richard, der sich lebhaft dafür interessierte. Nach unserer Übersiedlung nach Wien im Jahre 1870 erhielt ich Unterricht im Klavierspiel und in der Harmonielehre von Carl Hertlein (Flötist der Hofoper). Im Jahre 1875 wurde ich Privat-Schülerin von Professor Julius Epstein für Klavier. Er nahm ernsten Anteil an meinen Kompositionen und riet mir zur weiteren Ausbildung Anton Bruckner für Contrapunkt, dessen Unterricht ich privat ein Jahr genoss bis zu meinem Eintritt in die Kompositionsschule des Wiener Konservatoriums im Oktober 1876. Ich wurde in den zweiten Jahrgang, Schule Professor Franz Krenn, übernommen. Nach Absolvierung des folgenden dritten Jahrgangs erhielt ich den ersten Preis. In den folgenden Jahren pflegten wir in unserem Hause den A-cappella-Gesang, wodurch ich mit den Werken der niederländischen, italienischen und deutschen Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts vertrauter wurde. Als meinen hauptsächlichsten Lehrmeister betrachte ich Bach, für die modernen Formen interessiert mich primär Liszt. Meine Kompositionen sind zum Teil gedruckt, zum größeren Teil noch Manuskript.“

Wiederaufführungen in Krefeld, Wien und Linz

Am 30. Juni 2007 fand in der „Alten Kirche“ in Krefeld unter der musikalischen Leitung des Pianisten Timur Sergeyenia ein Konzert statt. Dieses war zwei vergessenen Komponisten gewidmet, im ersten Teil Tade Geisler Wyganowsky (1913–1989) und im zweiten Teil Mathilde Kralik. Von ihr wurde die nach 1895 komponierte Klaviersonate f-moll (quasi Rhapsodie) gespielt. Dieses Stück beschrieb die Presse am nächsten Tag mit: „Musik wie aus einem Vulkan.“ Das Stück beginnt sofort im fortissimo. Die wilden Passagen dieser Rhapsodie fordern dem Pianisten alle technischen Fähigkeiten ab. Weiterhin wurde auf der Orgel von Karlheinz Schüffler eine Fuge vorgetragen. Den Schluss des Konzerts bildete das kammermusikalische Werk Trio für Klavier, Cello und Violine, welches Kralik als Zweiundzwanzigjährige 1880 komponiert hatte. Die Vortragenden waren Timur Sergeyenia (Klavier), Judith Ermert (Cello), Michail Bezverchny (Violine).

2019 erklangen Werke von Mathilde Kralik in einem Konzert an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, das im Rahmen von Europride stattfand und der Musik von Ethel Smyth und ihrer „queer contemporaries“ gewidmet war.[5]

Am 18. September 2021 interpretierten das Female Symphonic Orchestra Austria unter der Leitung von Silvia Spinnato, Francesco Dego (Violine), Jacquelyn Wagner (Sopran) und Magdalena Hasibeda (Orgel) im Brucknerhaus Linz das Konzert für Violine und Streichorchester d-moll (1936–37) und die Sinfonie f-moll (1902–03, rev. 1942).[6]

Werke

Lieder mit Text, Noten 1884

Lied mit Instrumentalbegleitung

(Auswahl aus 20 Werken)

  • Herbstgefühl, Text J.W. v. Goethe, 1892
  • Phantasie in e-Moll (Singstimme, Klavier, Violine), Text Kurt Erich Rotter aus Sterbende Träume, 1928

Lied mit Klavier

(Auswahl aus 116 Werken)

  • Lauretanische Litanei, Text von Bruder Richard, 1898
  • Der Rosenkranz, Text von Bruder Richard, 1898
  • Die Liebesbrücke, Ballade, Text von Bruder Richard, 1896
  • Kaiserin Zita Lied, Text Heinrich Ritter von Turzansky, 1918
  • Vivat Österreich, Text Joseph von Eichendorff, 1908
  • Dragonerlied, Text Theodor Lehnstorff, 1914

Opern

  • Blume und Weißblume, Märchenspiel in 3 Akten. Mit Text ihres Bruders Richard, nach dem Volksbuch Flos und Blankenflos. Aufführungen am 13. Oktober 1910 im Stadttheater Hagen/ Westfalen und am 29. Oktober 1912 in Bielitz/ Schlesien.
  • Unter der Linde, Lyrische Oper in einem Akt mit Text ihres Bruders Richard. Die Oper blieb unaufgeführt.
  • Der heilige Gral, Musik zur dramatischen Dichtung ihres Bruders Richard in 3 Aufzügen. Premiere 1912.

Oratorien

Plakat zur Uraufführung des Oratoriums von Mathilde Kralik 1933
  • Pfingstfeier, ein liturgisches Oratorium. Text P.W. Schmidt 1925/ 26
  • Der heilige Leopold, mit Text ihres Bruders Richard. Premiere in Klosterneuburg, Stiftskellersaal am 10. Dezember 1933

Orchesterwerke

  • Fest-Ouverture in G-Dur, Januar 1897
  • Fest-Ouverture Karl der Große in Wien, Juni 1906

Orchester mit konzertierenden Instrumenten

  • Violinkonzert in d-Moll (1. Satz 1937, 2. Satz im Dez. 1936)

Solowerke: Klavier

  • Reigen, Januar 1882
  • Klaviersonate f-Moll (1. Satz, quasi Rhapsodie) 1895
  • Präludium, Passacaglia und Fugato
  • Polonaise
  • Schubert-Huldigungsmarsch 1928. s’gibt nur a Schubert, Stadt – s’ gibt nur a Wean

Solowerke: Orgel

  • Interludium
  • Festmarsch, 1907
  • Offertorium in E-Dur, 1907

Vokalmusik (A cappella)

(Auswahl aus 23 Werken)

  • Der Geist der Liebe, nach Text von Nathalie Herzogin von Oldenburg, 1903
  • Der Frühling zieht ein, Musik und Text
  • Frau Nachtigall, 1931

Kammermusik

  • Sonate (Violine und Klavier), 1878
  • Trio (Klavier, Violine und Cello), 1880
  • Fantasie (Klavier, Cello), Januar 1929
  • Sonett (Klarinette, Fagott, Horn) 1912
  • Deutsche Tänze aus der Ostmark (2 Klarinetten, Cello, Viola) 1943

Messen (Offertorien usw.)

(Auswahl aus 25 Werken)

  • Messe in B-Dur (Introitus, Graduale, Offertorium, Communio), 1903
  • Ave Maria, 4-stimmiger Frauenchor, 1936
  • Du sonnige wonnige Welt, (4st.gem. Chor, Solo, Klavier) Text: F. W. Weber

Kantate

  • Volkers Wacht (die Wacht an der Donau), Festgesang, Soli und Chor mit Text ihres Bruders Richard 1907/ 1908

Melodram (Sprechstimme u. Klavier)

(Auswahl aus 9 Werken)

  • Lukas, der Arzt, mit Text ihres Bruders Richard, 1895
  • Prinzesslein im Vierblattklee, Text von E. Reimer-Ironside, Juni 1912
  • Jean D'Arc's Todesweg, Text von Alice Freiin von Gaudy, 1920

Einzelnachweise

  1. Wohltätigkeitsakademie der St. Petrus-Claversodalität. In: Volksblatt für Stadt und Land. 28. Februar 1906.
  2. Quelle: Wienbibliothek
  3. Scarlatescu, Alice, Scarlates. In: Ilse Korotin, Nastasjsa Stupnicki: Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen. Böhlau, Wien u. a. 2018, ISBN 978-3-205-20238-7, S. 742 f. (Open-Access-Publikation)
  4. Mathilde Kralik in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
  5. https://www.mdw.ac.at/gender/europride-2019-concert/
  6. https://www.brucknerhaus.at/programm/veranstaltungen/klassische-klangwolke-21-18.9.2021-19-30

Literatur

  • Rochus Kralik von Meyrswalden: Artikel „Mathilde Kralik von Meyrswalden“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 6. März 2018