„Kernkraftwerk Doel“ – Versionsunterschied

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Eine der abgehenden Stromleitungen kreuzt die Schelde an der [[Schelde-Freileitungskreuzung Doel]] unter Verwendung von 170 Meter hohen Masten, von denen einer auf einem [[Senkkasten|Caisson]] in der Schelde steht.
Eine der abgehenden Stromleitungen kreuzt die Schelde an der [[Schelde-Freileitungskreuzung Doel]] unter Verwendung von 170 Meter hohen Masten, von denen einer auf einem [[Senkkasten|Caisson]] in der Schelde steht.
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Electrabel hat bei einem Strom-Großhandelspreis von z.B. 30 Euro pro Megawattstunde durch den Stillstand von Reaktor 3 täglich einen Einnahme-Ausfall von etwa 724.000 Euro.


== Daten der Reaktorblöcke ==
== Daten der Reaktorblöcke ==

Version vom 11. April 2015, 19:16 Uhr

Kernkraftwerk Doel
Luftbild des Kernkraftwerks
Luftbild des Kernkraftwerks
Lage
Kernkraftwerk Doel (Belgien)
Kernkraftwerk Doel (Belgien)
Koordinaten 51° 19′ 29″ N, 4° 15′ 31″ OKoordinaten: 51° 19′ 29″ N, 4° 15′ 31″ O
Land Belgien
Daten
Eigentümer Indivision Doel (EBES, INTERCOM, UNERG)
Betreiber Electrabel M. V. Nucleaire Produktie
Projektbeginn 1969
Kommerzieller Betrieb 15. Februar 1975

Aktive Reaktoren (Brutto)

4  (2963 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2010 22.025,38 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 601.809,07 GWh
Stand 16. Mai 2011
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Doel ist ein belgisches Kernkraftwerk. Es besteht aus vier Blöcken mit je einem Druckwasserreaktor. Es liegt auf der Gemarkung von Doel (Gemeinde Beveren) an der Schelde[1]. Es liegt ca. 15 km nördlich von Antwerpen, 42 km nordnordwestlich von Brüssel und 136 km südsüdöstlich von Amsterdam.

Es ist neben dem Kernkraftwerk Tihange eines von zwei in Betrieb befindlichen Kernkraftwerken Belgiens. Block 1 hat eine Leistung von 412 MW, Block 2 hat eine Leistung von 454 MW, Block 3 hat eine Leistung von 1.056 MW, Block 4 hat eine Leistung von 1.041 MW. Die Blöcke 1 und 2 wurden von Westinghouse geliefert, Blöcke 3 und 4 von Framatome. Betreiber ist der belgische Electrabel-Konzern.

Belgien beschloss im Jahr 2003 einen Atomausstieg bis 2025, der Ende 2011 von der Regierung Di Rupo bestätigt wurde. Daraufhin erklärte der Betreiber im November 2011, er werde die Blöcke 1 und 2 2015 vom Netz nehmen, da sich für eine Laufzeitverlängerung notwendige Investitionen in Höhe von rund einer Mrd. Euro aufgrund des absehbaren Endes der Kernenergie wirtschaftlich nicht mehr lohnen würden. Die 1975 in Betrieb genommenen Blöcke seien für eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt.[2][3] Im Sommer 2013 wurde jedoch als Abschaltungstermin von der Föderalregierung nicht mehr von 2015 sondern zunächst von 2016 gesprochen.[4] Am 19. Dezember 2014 verlautete die zwischenzeitlich gewählte Regierung Michel, dass die Laufzeit von Doel 1 und 2 um 10 Jahre auf 2025 verlängert werden solle. Dies wurde damit begründet, dass Belgien in kalten Wintermonaten zu wenig Eigenproduktion von Strom habe und es zu Stromabschaltungen kommen könnte. Es besteht zudem große Unsicherheit, ob und wann die Blöcke Doel 3 und Tihange 2, die aufgrund von Haarrissen im Reaktordruckbehälter derzeit abgeschaltet sind, wieder an das Stromnetz gehen können. Aus diesem Grund beschloss der Ministerrat, den Schliessungstermin von Doel-1 vom 2015 auf 2025 zu verschieben.

Allerdings steht für die Umsetzung dieses politischen Beschlusses die Zustimmung der belgischen Nuklearbehörde FANC/AFCN/FANK noch aus. Die FANC/AFCN/FANK besteht auf Sicherheitsinvestitionen in der Höhe von jeweils rund 500 Millionen Euro bei den Reaktoren Doel-1 und Doel-2. Kraftwerksbetreiber Electrabel prüft diese neuen Investitionen noch und will sie nur vornehmen, wenn die Laufzeitverlängerung sowohl juristisch gesichert als auch ökonomisch sinnvoll ist.[5] Am 15. Februar 2015 - exakt 40 Jahre nach Beginn des kommerziellen Betriebs - wurde Doel-1 daher vorläufig abgeschaltet.[6] Die Betreiber verhandeln (Stand Februar 2015) weiter über ein mögliche Laufzeitverlängerung.[7]

Sicherheitskonzept

Die Blöcke 3 und 4 besitzen je drei Stränge zu 100 % Kapazität für die Notspeisung sowie die Notkühlung, mit individuell zugeordneten Notstrom-Dieselgeneratoren. Dazu gibt es für beide Blöcke noch Kapazitäten in je einem gegen externe Einwirkungen gebunkerten Gebäude.

Die Blöcke 1 und 2 besitzen gemeinsam vier Notspeise- beziehungsweise Notkühlstränge (je 100 %) mit zugeordneten Notstromdieseln als Grundausstattung. Ebenfalls blockgemeinsam ist die zusätzliche gebunkerte Notkühlung mit zugehörigen Dieseln.

Alle Blöcke haben ein Doppelcontainment.[8]

Störfälle

Am 4. August 1982 trat nach Ausfall des 380-kV-Netzes und starken Spannungs-Schwankungen im Reservenetz in den beiden ältesten Doel-Blöcken der Notstrom-Fall ein. Vier Dieselgeneratoren starteten, konnten aber wegen Fehlern die zum Kaltfahren (siehe Zerfallswärme) nötige Versorgung nicht gewährleisten. Als letzte Reserve trat in beiden Reaktorblöcken ein strom-unabhängiges, vom Dampf der Nachzerfalls-Wärme angetriebenes Kühlsystem in Aktion, bis nach ungefähr einer Stunde die Stromversorgung wiederhergestellt war.[9]

Am 18. März 2011 wurde ein Schaden an der Wasserpumpe der Einheit 4 entdeckt und als Störfall der Stufe 2 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse eingestuft.[10][11]

Risse im Druckbehälter von Reaktor 3

Block 3 wurde im August 2012 bis auf weiteres stillgelegt, da Risse im Reaktordruckbehälter entdeckt worden waren. Die sicherheitstechnische Relevanz der Schäden ist noch unklar. Es gebe "zahlreiche Hinweise" auf Fehler im Stahl des Reaktorbehälters; auch empfahl die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC, alle 21 weiteren Reaktorbehälter des gleichen Herstellers (Rotterdamsche Droogdok Maatschappij) (sie sind unter anderem im KKW Ringhals 2 (Schweden), im KKW Borssele (Niederlande) sowie im KKW Leibstadt und im KKW Mühleberg (Schweiz) im Einsatz) zu prüfen. Nicht betroffen sind in Betrieb befindliche deutsche Kernkraftwerke.

Ein Artikel in der französischen Tageszeitung Le Monde am 8. August 2012 machte dies bekannt.[12] [13] Die FANC veröffentlichte ein sechsseitiges Informationspapier.[14]

Eine Ultraschallüberprüfung der FANC/AFCN/FANK ergab 8000 Risse an der Reaktorhülle.[15] Im Frühjahr 2013 gab die FANC/AFCN/FANK bekannt, die betroffenen belgischen Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 seien intensiv überprüft worden. Jan Bens, Chef der Atomsicht sagte, dass beide Reaktoren zu "101 Prozent sicher" seien und einem Wiederanfahren nichts im Weg stehe.[16]. Jan Bens war zuvor ab 2004 Leiter der Atomanlage Doel.[17] Anfang Juni 2013 wurde die betroffenen Kernreaktoren von Doel und Tihange wieder hochgefahren.

Im März 2014 wurden Doel 3 und das Kernkraftwerk Tihange 2 auf behördliche Anordnung erneut heruntergefahren. Tests im Forschungsreaktor Mol mit dem Reaktorbehälter-Material der beiden Werke hätten "unerwartete Resultate" bezüglich mechanischer Resistenz erbracht. Der Stillstand dauert vorläufig bis Frühjahr 2015. Während deutsche Medien vermuten, dass die Blöcke aufgrund der Tatsache, dass tausende Risse entdeckt wurden und ein Tausch des Reaktordruckbehälters nicht möglich ist, vor der endgültigen Stilllegung stehen würden,[18] geht der Betreiber Elactrabel davon aus, die Reaktoren im Sommer 2015 wieder ans Netz zu bringen. Belgische Medien schrieben, es sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen.[19] Am 13. Februar 2015 gab Jan Bens, Chef der FANC, bekannt, dass die beiden Rektordruckbehältern, nicht 10.000, sondern mehr als 16.000 Risse haben.[20][21][22]

Turbinenschaden im Block 4

Im August 2014 kam es im Reaktor Doel 4 durch Ölverlust zu einem schweren Turbinenschaden. Da mit Doel 3 und Thiange 2 auch zwei Reaktoren wegen Rissen im Druckbehälter langfristig ausfallen, wurde ein Notfallplan gegen mögliche Strom-Engpässen im Winter erarbeitet. Durch die technischen Probleme waren Ende 2014 drei der sieben belgischen Leistungsreaktoren langfristig außer Betrieb, womit über 50 % der Leistung der Kernkraftwerke bzw. rund 25 % der Gesamtleistung aller belgischen Kraftwerke nicht zur Verfügung stand.[23][24] Am 19. Dezember 2014 wurde Reaktor 4 nach einer umfänglichen Reparatur an der Turbine wieder hochgefahren.[25]

Sonstiges

Eine der abgehenden Stromleitungen kreuzt die Schelde an der Schelde-Freileitungskreuzung Doel unter Verwendung von 170 Meter hohen Masten, von denen einer auf einem Caisson in der Schelde steht.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Doel hat insgesamt vier Blöcke:

Reaktorblock[26] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Doel-1 Druckwasserreaktor 392 MW 412 MW 01.07.1969 28.08.1974 15.02.1975 15.02.2015 (2025)
Doel-2 Druckwasserreaktor 433 MW 454 MW 01.09.1971 21.08.1975 01.12.1975 (2015/2025)
Doel-3 Druckwasserreaktor 1006 MW 1056 MW 01.01.1975 23.06.1982 01.10.1982 (2022)
Doel-4 Druckwasserreaktor 1008 MW 1041 MW 01.12.1978 08.04.1985 01.07.1985 (2025)

Siehe auch

Commons: Kernkraftwerk Doel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Electrabel: Zone de production nucleaire Doel
  2. Drei belgische Kernkraftwerke vor dem Aus. In: Aachener Zeitung, 7. November 2011. Abgerufen am 20. August 2014.
  3. Aus für sieben Reaktoren: Belgien will ab 2015 aus Atomkraft aussteigen. In: Spiegel-Online, 31. Oktober 2011. Abgerufen am 20. August 2014.
  4. Energie: GDF-Suez-Chef bedauert Schließung belgischer Atomkraftwerke „Industrielle Kathedralen“, in: Grenz-Echo, 10. Juni 2013, S. 5 (Interview mit GDF-Suez-Chef Gérard Mestrallet)
  5. Doel mag openblijven, maar zal toch stilvallen. In: De Standaard, 19. Dezember 2014, Seite 6.
  6. Doel 1 wird abgeschaltet (englisch), world nuclear news, 12. Februar 2015
  7. Belgischer Rundfunk, 16. Februar 2015: Kernreaktor Doel 1 vom Netz genommen
  8. Electrabel: Zone de production nucléaire Doel, 2000
  9. Strålsäkerhetsmyndigheten SKI-Report IRS Event code 022100: PDF
  10. http://brf.be/nachrichten/national/193451/
  11. www.electrabel.com (pdf)
  12. Belgique: la fiabilité de deux réacteurs nucléaires remise en cause
  13. Belgien schaltet AKW ab. In: N-tv.de, 9. August 2012. Abgerufen am 10. August 2012.
  14. "Flaw indications in the reactor pressure vessel of Doel 3 (Stand 3. September 2012; PDF; 182 kB)
  15. Risse an Reaktorbehältern heise.de, 21. August 2012, abgerufen am 22. August 2012
  16. Kernkraft: Grünes Licht für Doel 3 und Tihange 2. „Alles wurde getestet und berechnet“, in: Grenz-Echo, 24. Mai 2013, S. 6.
  17. Aachener Zeitung Nr. 124 v. 1. Juni 2013
  18. Zwei belgische Atommeiler vor der definitiven Abschaltung?. In: heise.de, 20. August 2014. Abgerufen am 20. August 2014.
  19. Tihange 2 und Doel 3 – Mehr Materialschwächen. In: Belgischer Rundfunk, 14. Februar 2015. Abgerufen am 17. Februar 2015.
  20. Belgien warnt den Rest der Welt, taz, 17. Februar 2015. Abgerufen am 17. Februar 2015.
  21. spiegel.de 26. Februar 2015: Atomkraftwerke: Tausende Risse in belgischen Reaktoren entdeckt
  22. Aachener Zeitung: Größere Risse: Aus für Doel 3 und Tihange 2?
  23. Belgiens Atomkraftwerke machen schlapp. In: Schweizer Radio und Fernsehen, 14. August 2014. Abgerufen am 20. August 2014.
  24. Stromproduktion: Belgien schaltet dritten Atomreaktor ab. In: Spiegel-Online, 15. August 2014. Abgerufen am 20. August 2014.
  25. Doel 4 wird wieder hochgefahren. Belgischer Rundfunk, 19. Dezember 2014
  26. Power Reactor Information System der IAEA: „Belgium, Kingdom of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)