Nathan

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Nathan der Weise ist der Titel und die Hauptfigur eines fnfaktigen Ideendramas von Gotthold Ephraim

Lessing, das 1779 verffentlicht und am 14. April 1783 in Berlin uraufgefhrt worden ist. Das Werk hat als Themenschwerpunkte den Humanismus und den Toleranzgedanken der Aufklrung. Besonders wichtig dabei ist die Ringparabel im dritten Aufzug des Dramas. Diese Parabel findet sich allerdings bereits in der dritten Geschichte von Giovanni Boccaccios Decamerone.[1] Die Geschichte von den drei ununterscheidbaren Ringen lsst sich bis zum Jahr 1100 zurckverfolgen. Sie wurde wahrscheinlich auf der Iberischen Halbinsel von sephardischen Juden erfunden. Nathan der Weise ist Lessings letztes Werk. Hintergrund ist der Fragmentenstreit, eine Auseinandersetzung mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, die soweit reichte, dass ein Teilpublikationsverbot gegen Lessing verhngt wurde. Infolgedessen integrierte Lessing seine deistischen Vorstellungen in dieses Drama. Unmittelbar vor dessen Fertigstellung hatte er an seinem philosophischen Hauptwerk Die Erziehung des Menschengeschlechts gearbeitet. Seine Beschftigung mit dem Stoff reicht jedoch nachweislich bis ca. 1750 zurck. In der Figur Nathan der Weise setzte Lessing seinem Freund Moses Mendelssohn, dem Begrnder der jdischen Aufklrung, ein literarisches Denkmal.

Inhaltsverzeichnis
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1 uere Form 2 Inhalt 3 Ringparabel o 3.1 Lessings Weiterfhrung der Boccaccio-Geschichte o 3.2 Interpretation o 3.3 Natrliche Religion und positive Religion o 3.4 Lessings Vorlagen 4 Charakterisierung der Hauptfiguren o 4.1 Nathan o 4.2 Saladin o 4.3 Der junge Tempelherr o 4.4 Der Patriarch o 4.5 Der Klosterbruder o 4.6 Daja o 4.7 Recha o 4.8 Sittah o 4.9 Al-Hafi 5 Rezeption 6 Unterschiede von Boccaccio und Lessing 7 Verfilmung 8 Textquellen 9 Sekundrliteratur 10 Weblinks o 10.1 Freie Webausgaben 11 Einzelnachweise

uere Form
Das Werk entspricht im Aufbau einem klassischen Drama. Dazu gehren folgende Elemente:
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Gliederung in fnf Akte Wiedererkennen der Helden Enjambements Stichomythie Rhetorische Fragen Sprecherwechsel Minimum an Handlung Satzbrche Wenige Regieanweisungen

Lessing hat das Drama im Blankvers verfasst, der in England seinen Ursprung hat und sich erst durch ihn in Deutschland durchsetzen konnte. Die Handlung ist geteilt auf 5 Aufzge, die wiederum in Auftritte gegliedert sind. Nathan der Weise enthlt sowohl tragische als auch komische Elemente, ist aber trotz des vershnlichen Ausgangs weder eine Komdie noch eine Tragdie. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Ringparabel, somit im Kern die Frage nach der wahren Religion.

Inhalt
Die Handlung spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs (1189-1192) whrend eines Waffenstillstandes in Jerusalem. Als der Jude Nathan von einer Geschftsreise zurckkommt, erfhrt er, dass seine Pflegetochter Recha von einem jungen christlichen Tempelherrn aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet worden ist. Der Ordensritter verdankt sein Leben der Begnadigung durch den muslimischen Herrscher, Sultan Saladin. Dieser hat ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt, weil er Saladins verschollenem Bruder Assad hnlich sah. Trotz der Unwahrscheinlichkeit der Ereigniskette ist Nathan nicht bereit, hierin ein Wunder zu sehen, und er berzeugt auch Recha davon, dass es schdlich sei, an das Wirken von Engeln und an Wunder zu glauben. Durch geschickte Rede berzeugt Nathan den antijdischen Tempelherrn, dass es sinnvoll sei, ihn, Nathan, zu besuchen, um den Dank seiner Tochter entgegenzunehmen. Derweilen hat Saladin Geldsorgen, weswegen er Nathan zu sich bringen lsst. Er gibt dazu vor, Nathans bekannte Weisheit zu testen, und fragt nach der wahren Religion. Nathan antwortet mit der Ringparabel. Saladin versteht schnell die Botschaft von der Gleichberechtigung der drei monotheistischen Religionen. Davon tief beeindruckt, bittet er, Nathans Freund sein zu drfen. Noch erfreuter zeigt er sich, als er von Nathan ein Darlehensangebot erhlt, ohne danach gefragt zu haben. Der Tempelherr hat sich unterdessen in Recha verliebt und mchte sie heiraten. Als er durch Information von Nathans Gesellschafterin Daja, einer Christin, herausfindet, dass Recha adoptiert ist und ihre leiblichen Eltern Christen waren, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem, auch weil Nathans Reaktion auf die Idee einer Heirat sehr zurckhaltend ausgefallen ist. Der Tempelherr erzhlt so, als handele es sich um einen hypothetischen Fall, doch das Kirchenoberhaupt Jerusalems mchte sofort diesen Juden suchen und ihn wegen Apostasie auf den Scheiterhaufen bringen lassen.

Durch ein Verzeichnis eines Klosterbruders stellt sich schlielich heraus, dass die von einem Juden erzogene Recha und der christliche Tempelherr Geschwister und zugleich die Kinder von Assad sind, der wiederum Saladins Bruder und Moslem war. Somit sind sie auch noch Nichte und Neffe des Muslims Saladin, womit die enge Verwandtschaft der Religionen nochmals verdeutlicht wird. Nathan wird als Vater im Sinne der Seelenverwandtschaft und Adoption anerkannt.

Ringparabel
Die Toleranzidee wurde schon im 14. Jahrhundert in Il Decamerone von Boccaccio hnlich wie von Lessing veranschaulicht. Boccaccio erzhlt die Geschichte vom Vater, der einen Ring, der seinen Trger vor den Menschen und vor Gott angenehm macht, an den unter seinen Shnen weitergibt, den er am meisten liebt. So verfahren auch seine Nachkommen. Als Generationen spter jedoch ein Vater seine drei Shne alle gleich liebt, lsst er ohne deren Wissen zwei weitere Ringe anfertigen, so dass der Vater kaum und die Shne gar nicht mehr entscheiden knnen, welcher Ring der ursprngliche ist. Diese Handlung finden wir auch in leicht vernderter Form in der Schlsselszene Lessings, der Ringparabel: In ihr lsst Saladin Nathan zu sich rufen und legt ihm die Frage vor, welche der drei monotheistischen Religionen er fr die wahre halte. Nathan erkennt sofort die ihm gestellte Falle: Erklrt er seine Religion zur einzig wahren, muss Saladin das als Majesttsbeleidigung auffassen, schmeichelt er hingegen dem Sultan, muss er sich fragen lassen, warum er noch Jude sei. In beiden Fllen muss Nathan zahlen. Um einer klaren Antwort auszuweichen (Nicht die Kinder blo, speist man mit Mrchen ab[2]) antwortet er mit einem Gleichnis. Darin besitzt ein Mann ein wertvolles Familienerbstck: einen Ring, der ber die Eigenschaft verfgt, seinen Trger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wenn derselbe Trger ihn in dieser Zuversicht trug. Dieser Ring wurde ber viele Generationen hinweg vom Vater an jenen Sohn vererbt, den der Vater am meisten liebte. Doch nun tritt der Fall ein, dass der Vater drei Shne hat und von ihnen keinen bevorzugen kann und mchte, sodass er von einem Knstler exakte Duplikate des Ringes herstellen lsst. Er hinterlsst jedem Sohn einen Ring, wobei er jedem versichert, sein Ring sei der echte. Nach dem Tode des Vaters ziehen die Shne vor Gericht, um klren zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist auerstande, dies zu ermitteln. So erinnert er die drei Mnner daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Trger bei allen anderen Menschen beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten sei, dann knne das wohl nur heien, dass der echte Ring verloren gegangen sei (auf die Frage, wann dies geschehen sein knnte, geht der Richter nicht explizit ein; theoretisch kann also auch der Ring des Vaters schon unecht gewesen sein). Daraufhin gibt der Richter den Shnen den Rat, jeder von ihnen solle glauben, dass sein Ring der echte sei, da der Vater alle drei Shne gleich geliebt habe und es deshalb habe nicht ertragen knnen, einen zu begnstigen und die beiden anderen zu krnken, wie es die Tradition eigentlich erfordert htte. Wenn einer der Ringe der echte sei, dann werde sich das in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen; jeder Ringtrger solle sich bemhen, diese Wirkung herbeizufhren. Die Ringparabel gilt als ein Schlsseltext der Aufklrung und als pointierte Formulierung der Toleranzidee.

Interpretation

Die Parabel kann dahingehend verstanden werden, dass der Vater fr den liebenden Gott, die drei Ringe fr die drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam), die drei Shne fr deren Anhnger und der Richter, dem der Streitfall vorgetragen wird, fr Nathan selbst stehen. Eine Aussage der Parabel wre demnach, dass Gott die Menschen gleichermaen liebe, unabhngig von ihrer Religionszugehrigkeit, da alle drei Religionen sein Werk und alle Menschen seine Kinder seien. Nicht schlssig zu erklren ist nach dieser Interpretation allerdings, wie man es sich vorzustellen hat, dass Gott seinen Ring von seinem Vater geerbt haben soll (der Ring wurde bereits ber Generationen hinweg weiter vererbt). Am Ende der Parabel spricht Nathan von einem anderen Richter, vor den der erste die Kinder und Kindeskinder der drei Brder laden wird: "So lad ich ber tausend tausend Jahre / sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird / ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen / als ich; und sprechen. (...)" Diese tausend mal tausend, also eine Million Jahre, verweisen auf einen endzeitlichen Richter, in dem wiederum Gott zu sehen ist, der die endgltige Entscheidung fllt. So steht Gott als Vater und als Richter am Anfang und am Ende der Parabel, man kann auch sagen: am Anfang und am Ende der Welt, nach jdisch-christlicher Auffassung. Die Frage, woher er selbst den "echten" Ring hat, erbrigt sich dann. Gott als berzeitliches Wesen hat ihn von jeher. Wichtig sei es, dass die Menschen sich nicht darauf versteifen, die einzig wahre Religion zu besitzen, da sie das fanatisch und wenig liebenswert mache. Zudem sei es eine Zumutung, von Menschen zu verlangen, dass sie ihren Eltern vorwerfen, diese htten sie zu einem Irrglauben erzogen[3]. Also soll jeder seinen Glauben fr den richtigen halten, dies aber nicht anderen gegenber geltend machen, da jede authentische Religion letztlich ihren Ursprung in Gott hat. Da das Ma der Echtheit des ersten Ringes darin zu sehen ist, dass er "beliebt macht vor Gott und Menschen", wre jeder Ring echt, der dies erfllt; jeder unecht, der dies nicht erfllt. Da die Brder sich untereinander nicht lieben und misstrauen, kann keiner ihrer Ringe der echte sein. Die Gltigkeit jeder Religion wre demnach nur darin zu sehen, in welchem Ma sie in der Lage ist, Liebe zu stiften. Die Frage, welcher Ring der echte sei, msse deshalb zurckgestellt werden, da keine der drei Religionen die Menschen so veredele, wie es der Fall sein msste, wenn der echte Ring (die echte Religion) nicht verloren gegangen wre, was nach Aussagen des Richters als Mglichkeit in Betracht gezogen werden msse. Mit seiner Antwort weist also Nathan Saladins Frage nach der einzig wahren Religion zurck.
Wie fr eine Parabel typisch, gehen auch im dritten Akt von Nathan der Weise Realitt und Fiktion ineinander ber. Die Geschichte Nathans, welche er dem Sultan Saladin erzhlt, soll die Frage Saladins auf eine indirekte Weise beantworten und die Frage zugleich zurckweisen, da nach Nathan (Lessing) jeder Mensch seinen eigenen Glauben finden und anerkennen msse, ohne die Richtigkeit anderer Religionen in Frage zu stellen. Vllig gebannt von der ihm vorgetragenen fiktiven Geschichte, schickt Saladin den weisen Nathan weg, um ber die Lektion, welche ihm Nathan soeben erteilt hat, nachzudenken. Dass ein Charakter die Lehre der Parabel annimmt, ist ein wichtiges Gattungsmerkmal; dieses Verhalten soll der Zuschauer des Stckes nachahmen.

Natrliche Religion und positive Religion


In seiner 1762/63 entstandenen Schrift ber die Entstehung der geoffenbarten Religion[4] erklrt Lessing, wie er sich das Verhltnis der Religionen vorstellt: Einen Gott erkennen, sich die wrdigsten Begriffe von ihm zu machen suchen, auf diese wrdigsten Begriffe bei allen unsern Handlungen Rcksicht nehmen, ist der vollstndigste Inbegriff aller natrlichen Religion. Diese natrliche Religion sei dem Naturzustand zuzuordnen, in dem sich die Menschen vor dem Gesellschaftsvertrag befunden htten. Nach dem Gesellschaftsvertrag sei die natrliche Religion durch Konventionen in positive Religionen berfhrt worden (Analogie: bergang vom natrlichen Recht in positives Recht). Das Wahre an den positiven Religionen sei deren gemeinsamer Kern, die natrliche Religion, das durch Konventionen Hinzugefgte hingegen sei zwar unvermeidlich, mache die positive Religion aber nicht wahr. Autoritt erlangten alle positiven Religionen durch die Person des Religionsstifters, dem geglaubt werde, aus seinem Mund spreche Gott selbst (durch Offenbarung). Lessings Schlussfolgerung: Alle positiven und geoffenbarten Religionen sind folglich gleich wahr und gleich falsch.

Lessings Vorlagen
Zur Vorgeschichte der Ringparabel siehe die Erzhlung von Saladins Tisch bei Jans dem Enikel (13. Jahrhundert) und die Erzhlung Vom dreifachen Lauf der Welt in den Gesta Romanorum. Mit dem Spruch des Richters wchst Lessing ber die vorgefundenen lteren Fassungen der Ringparabel weit hinaus.

Charakterisierung der Hauptfiguren


Nathan Nathan ist die Hauptfigur, bei der die Handlungsstrnge zusammenlaufen und die alle Fden zu einem Ganzen verknpft. Zuerst wird Nathan als reicher Kaufmann aus Jerusalem vorgestellt (I, 6.), der von seinen Geschftsreisen immer viel Geld und Luxusgter mitbringt. Nathan mchte die leeren Staatskassen Saladins nicht fllen, obwohl er dadurch seinen Reichtum vermehren knnte; nicht zuletzt deshalb lehnt er aber ab, als sein Freund Al-Hafi ihn darum bittet. Durch dieses Verhalten entkrftet Nathan das Vorurteil, dass Juden nur nach Reichtum streben. Auf die indirekte Bitte des Sultans, ihm Geld zu leihen, reagiert er aber trotz der ihm gestellten Falle entgegenkommend. Nathan wird vom Volk und von allen Menschen vor allem wegen seiner Gte und Gromut gelobt. In Nathans Person bilden brgerliche Tchtigkeit und Tugend eine in sich geschlossene Einheit. Saladin und der Tempelherr sehen in Nathan allerdings zuerst den Juden, dem man Geld abnehmen bzw. den man verachten knne. Recha ist zwar nur Nathans Adoptivtochter, doch er nennt sie ganz selbstverstndlich meine Recha und mein liebes Kind. Nathan ist fr Recha der perfekte Vater, obgleich er nicht ihr leiblicher Vater ist (Das Blut allein macht noch nicht den Vater aus.). Auerdem ist er Beschtzer und Anwalt Rechas zugleich. Nathan hat sich vom orthodoxen Judentum gelst und ist anderen Religionen gegenber tolerant eingestellt (Jud' und Christ und Muselmann und Parsi, alles ist Ihm eins[5]). Fr ihn ist es wichtig, Mensch zu sein, und zwar im Sinne eines blossen Menschen und nicht eines solchen Menschen (vgl. auch Lessings Werk Ernst und Falk[6]). Indem Nathan vom jdischen und vom christlichen Volk spricht[7], zeigt er, dass es ihm nicht nur um Unterscheidungen auf Grund der Religionszugehrigkeit geht. Bei ihm finden Glaube und Vernunft Einklang. Deshalb lehnt er konsequent den vernunftwidrigen Wunderglauben ab[8]. Seine Weltanschauung lebt er vorbildhaft und macht sie auch zur Grundlage von Rechas Erziehung. Wegen dieser Weltanschauung (und nicht wegen seines Geschftssinns, wie der Tempelherr zunchst vermutet) wird er als weise bezeichnet. Es zeigt sich ebenfalls darin, dass Nathan den "Wunderglauben" ablehnt, als er, trotz des durch die Christen verursachten Verlusts seiner Familie, Recha ein Christenbaby im Alter von 8 Wochen bei sich aufnimmt. Zitat (4. Aufzug, 7. Auftritt): "hatt ich drei Tag' und Ncht' in Asch'/Und Staub vor Gott gelegen, und geweint - [...] Doch nun kam die Vernunft allmhlig wieder. [...] Ich nahm das Kind [...] warf/Mich auf die Knie' und schluchzte: Gott! auf Sieben/Doch nun schon Eines wieder!". Nathan gilt als Sprachrohr Lessings im Stck.

Saladin
Sultan Saladins Palast ist der Mittelpunkt der politischen Macht in Jerusalem und Schauplatz der letzten Szene. Whrend eines Angriffes auf Tebnin nehmen Saladins Mnner 20 Tempelritter als Gefangene. Nur einen dieser Tempelritter lsst Saladin am Leben, weil er seinem verschollenen Bruder Assad hnlich sieht. Saladin ist muslimischen Glaubens und von Grund auf recht grozgig, was Geschenke und Gaben an bestimmte Personen angeht. Dies treibt ihn schlielich in den wirtschaftlichen Ruin. Die Begegnung mit Nathan und der Ringparabel wird zum Schlsselerlebnis fr Saladin, welches seine Einstellung zu verndern scheint. (4. Aufzug, 4. Auftritt: Ich habe nie verlangt, Da allen Bumen Eine Rinde wachse.).

Der junge Tempelherr


Der Tempelherr (Curd von Stauffen, wahrer Name: Leu von Filnek) ist Christ und Mitglied des Templerordens. Er ist ein junger Grobian und als Christ weist er auch die damals blichen Vorurteile gegenber Juden auf. Durch sein beherztes Eingreifen rettet er Recha aus den Flammen des brennenden Hauses. Fr diese Tat mchte er aber keinen Dank und keine Anerkennung, weil er nicht Recha zuliebe half, sondern seines Lebens berdrssig war und hoffte, bei dem Versuch zu sterben. Nach einiger Zeit, in der er Daja, Recha und Nathan aus dem Weg geht, merkt er, dass er sich in Recha verliebt hat. Zu Nathan kann der Tempelherr eine Freundschaft aufbauen und sein gesamtes Bewusstsein verndern. Er ist gleicher Ansicht wie Nathan und Saladin, was die Religionen und das optimale menschliche Verhalten betrifft, jedoch fllt er wieder in religise Intoleranz zurck, als er erfhrt, dass Recha eine Christin ist. In der Schlussszene stellt sich heraus, dass der Tempelherr und Recha Geschwister sind und Saladin und Sittah Onkel und Tante.

Der Patriarch
Der Fanatiker und Politiker ist der Gegenspieler Saladins und Nathans. Er ist intolerant und glaubt an seine eigene Unfehlbarkeit, sogar vor Mord wrde er nicht zurckschrecken. Der Patriarch steht fr den absolut unaufgeklrten Menschen. Der Patriarch Heraclius soll fr diese Figur Modell gestanden haben. Wegen seiner intoleranten Einstellung gegenber anderen Religionen fehlt er in der Schlussszene, die alle Figuren vereint, die die Ideale der Aufklrung verinnerlicht haben, bzw., die im Laufe der Handlung des Dramas immer toleranter wurden. Ihn kennzeichnet die dreimalige Wiederholung seiner ber Nathan getroffenen Entscheidung "Tut nichts, der Jude wird verbrannt" (IV, 2)

Der Klosterbruder
Der Klosterbruder steht in Diensten des Patriarchen und muss fr ihn Botengnge erledigen. Zum Tempelherren soll er mit der Nachricht, dieser solle sich, wenn er der Christenheit einen Dienst erweisen wolle, im Sultanspalast spionieren und an einem Anschlag auf Saladin beteiligen. Dieser lehnt entschieden ab, was den Klosterbruder erfreut, denn auch er verabscheut die Machenschaften des Patriarchen. Er zeigt herzenskluge Nchstenliebe, bereits darin, dass er das Waisenkind Blanda von Filnek (Recha) zu Nathan brachte, unabhngig von dessen Judentum. Frher stand er in den Diensten von Assad, Saladins Bruder, der damals den Namen 'Wolf von Filnek' trug.

Daja
Die berzeugte, aber durchaus bestechliche Christin verschliet sich den Lehren Nathans ber die Toleranz, deshalb fehlt sie auch in der letzten Szene des Dramas. Sie ist die Witwe eines whrend eines Kreuzzuges zusammen mit Kaiser Barbarossa ertrunkenen Kreuzfahrers und die Gesellschafterin Rechas im Hause des Nathan.

Recha
Ihr Geburtsname ist Blanda von Filnek. Sie wurde erst von Nathan Recha genannt. Die Ziehtochter ist ein lernfhiger Mensch, wirkt aber in Folge des Einflusses Dajas anfangs etwas naiv, da sie (wie Daja) die Asozialitt der Schwrmerei und des Wunderglaubens nicht erkennt. Im Prinzip verwendet Recha aber ihren Verstand (trotz permanenter Verunsicherung durch Daja) so, wie es Nathan sie gelehrt hat. Anfangs glaubt sie noch an eine Rettung durch einen Engel, schmt sich aber anschlieend dafr, als der Engel sich als Tempelherr entpuppt. Nun verliebt sie sich in ihn. Recha setzt sich stets fr Nathan ein, obwohl er nicht ihr leiblicher Vater ist, und zwar auch, nachdem sie das erfahren hat. Recha ist im Handlungsrahmen in etwa 18 Jahre alt. Zitat (4. Aufzug 7. Auftritt): "Hat Euch ein Reitknecht nicht vor achtzehn Jahren/Ein Tchterchen gebracht von wenigen Wochen?"

Sittah
Die Schwester Saladins gibt ihrem Bruder Kredite, ohne dass dieser etwas davon wei. Sie hat einen besseren Bezug zur Realitt und erkennt die tatschliche politische Lage, sie bezeichnet die heiratspolitischen Plne, eine Beziehung zwischen Muslime und Christen herzustellen, als Traum. Ihre Verbindung von Klugheit (sie spielt auch Schach (2.Aufzug 1.Szene)), Taktgefhl und Loyalitt macht diese emanzipierte Frau zu Lessings Gegengewicht zu den naiver bzw. niedriger angelegten Frauenrollen der Recha bzw. der Daja.

Al-Hafi
Der Bettelmnch (auch als Derwisch bezeichnet) und Schachfreund Nathans wird Schatzmeister des Sultans. Er muss mit schlechten Mitteln Gutes tun, denn er soll Nathan berreden, dem Sultan Geld zu leihen. Sein Gelbde steht im Widerspruch zu seiner amtlichen Pflicht. Ihm wurde durch die bernahme des Amtes von Saladin geschmeichelt und hoffte im Dienst und Auftrag Saladins, Armut und Not erfolgreich zu bekmpfen. Al-Hafi verabschiedet sich als klassischer Aussteiger von Nathan an den Ganges, wo er sein alternatives Leben als Bettelmnch in seiner parsischen Glaubensgemeinschaft, den Ghebern leben will. Al-Hafi fordert Nathan auf, ihn dorthin zu begleiten. Al-Hafi reprsentiert als Anhnger der Lehre des Zarathustra eine weitere Religion in diesem Drama. Lessing hatte ursprnglich geplant, diese Figur ins Zentrum einer Nachschrift unter dem Titel Derwisch zu stellen.[9]

Rezeption
Lessing war schon zu Lebzeiten ein prominenter Autor. Nathan der Weise war seit Erscheinen in literarisch interessierten Kreisen bekannt. Seit dem frhen 19. Jahrhundert war es fester Bestandteil des klassischen brgerlichen Bildungskanons, des Theaterspielplans und des gymnasialen Lehrplans. Bis zum Nationalsozialismus kannten daher viele Menschen in Deutschland das Stck. In der Nazi-Zeit war es verboten und verpnt, weil ein menschlich vorbildlicher Jude der Nazi-Ideologie widersprach. Heute hat es in viele Lehrplne fr den Deutschunterricht Eingang gefunden.

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