Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik
Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik
Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik
Inhaltsverzeichnis
I.
Einleitung
2
2
3
II. Lautlehre
4. Konsonantismus ( L 58-124)
4.1. berblick ber das Konsonantensystem . . . . . . . . .
4.2. Schema des menschlichen Sprachapparates . . . . . . .
4.3. Lautverschiebungen ( L 59-63) . . . . . . . . . . . . .
4.4. Grammatischer Wechsel und Verners Gesetz ( L 64f.) .
4.5. Dialektgeographie ( E 4-6, 23-47) . . . . . . . . . . .
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5
5
5
6
7
8
5. Vokalismus ( L 2-50)
5.1. Vokaldreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2. Kombinatorischer Lautwandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.3. Freier Lautwandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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15
III. Formenlehre
16
7. Verben
7.1. Starke Verben ( M 69-85) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.2. Schwache Verben ( M 66-69) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3. Besondere Verben ( M 92-113) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
16
21
23
8. Nomen
8.1. Deklination der Substantive ( M 4-22) . . . . . . . . . . . . . . . .
8.2. Deklination der Adjektive ( M 23-31) . . . . . . . . . . . . . . . .
8.3. Deklination der Pronomina ( M 39-59) . . . . . . . . . . . . . . .
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IV. Syntax
33
33
35
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9.2.
9.3.
9.4.
9.5.
Negation ( S 143-147) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Austauschbarkeit negativer und positiver Ausdrucksweisen ( S 147)
Exzeptive Stze ( S 159) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Konstruktion apo koinou ( S 233) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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36
38
38
39
V. Anhang
40
40
41
42
43
44
Index
45
ii
Teil I.
Einleitung
1. Aufbau der Mittelhochdeutschen Kurzgrammatik
Anhand schematischer Darstellungen und anhand von Beispielen vermittelt die Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik Grundlagen fr das Verstndnis mittelhochdeutscher
Texte. Sie ist gegliedert in ein Einleitungskapitel und in je ein Kapitel zur Lautlehre,
Formenlehre und zur Syntax. Ein Anhang bietet wichtige bersichtsdarstellungen zur
Sprachentwicklung sowie Leitfden zum Umgang mit Verben. Das Inhaltsverzeichnis
liefert einleitend einen berblick ber den Aufbau der einzelnen Kapitel, das abschlieende Stichwortverzeichnis verzeichnet die wichtigsten Begriffe.
Die Paragraphen beziehen sich auf das Standardwerk zur Grammatik des Mittelhochdeutschen, das zur vertiefenden Lektre heranzuziehen ist:
Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik. Neu bearbeitet von Thomas Klein, Hans-Joachim Solms und Klaus-Peter Wegera. Mit einer Syntax von Ingeborg Schbler, neubearbeitet und erweitert von Heinz-Peter
Prell. (Sammlung kurzer Grammatiken Germanischer Dialekte A, 2) 27.
Aufl., Tbingen 2007.
Zur Notation: Spitze Klammern (< >) markieren Grapheme, eckige Klammern ([ ])
enthalten Lautschrift nach dem Internationalen Phonetischen Alphabet und Schrgstriche (/ /) umschlieen Lauteinheiten (Phoneme). Ein horizontaler Strich () markiert Lngen. Selbiges gilt fr den Zirkumflex (). Der Asterisk (*) bezeichnet eine
hypothetische Sprachstufe oder einen erschlossenen Lautstand.
Im Gegensatz zum Nhd. sind mhd. <e> und <h> keine Dehnungszeichen. /h/ ist im
Anlaut vor Vokal ein Hauchlaut. Bsp.: hs. Im Auslaut und in den Verbindungen /lh/,
/rh/, /ht/ wird das oft auch <ch> geschriebene /h/ als Reibelaut [X] gesprochen. Bsp.:
sah, durh, naht, iht.
In den Konsonantenverbindungen /st/, /sp/, /sl/, /sm/, /sn/, /sw/ behlt das /s/ als erster
Bestandteil seinen Lautwert. Bsp.: s-tein. Dagegen wird die Verbindung /sk/, geschrieben auch <sc>, <sh>, <sch> als [S] ausgesprochen. Bsp.: scne. /ph/ wird wie /pf/ als
Affrikate ausgesprochen.
Die Verhrtung der stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) im Wortauslaut (Auslautverhrtung) wird im mhd. Schriftbild wiedergegeben (z. B. mhd. geben gap). Statt
<k> /k/ wird im Auslaut <c> geschrieben. Bsp.: nhd. Tag mhd. tac.
Auch Wortverschmelzungen werden verschriftlicht; man unterscheidet eine Anlehnung an das folgende Wort (Proklise, z. B. daz ich > deich) und eine Anlehnung an
das vorhergehende Wort (Enklise, z. B. bistu < bist du).
nhd. Kaiser
nhd. Bume
nhd. Auge
nhd. Hlle
nhd. ohne
nhd. Kissen
nhd. Kreisel
nhd. Schleife
nhd. Sonne
nhd. Knig
Dehnung einsilbiger Wrter in Analogie zu flektierten Formen des Wortes und einsilbiger Wrter, die auf /l/, /r/, /m/, /n/ oder /r/ + Dental enden.
Krzung ( L 22)
Wandel der mhd. Langvokale zu nhd. kurzen Vokalen vielfach vor Konsonantenhufung, besonders vor /ht/ und /r/ + Konsonant (seit dem 12. Jh.).
Bsp.: mhd. dhte
mhd. hrchen
nhd. dachte
nhd. horchen
Krzung mhd. Langvokale vor einfacher Konsonanz, vor allem bei Wrtern mit den
Ableitungssilben -er, -el, -en.
Bsp.: mhd. jmer
mhd. wfen
nhd. Jammer
nhd. Waffe
mhd. er siht
mhd. ich var
Teil II.
Lautlehre
4. Konsonantismus ( L 58-124)
4.1. berblick ber das Konsonantensystem
Artikulationsart
Verschlusslaute
Reibelaute
Nasale
Liquide
Affrikata
Stimmton
stimmlos (stl.)
stimmhaft (sth.)
stimmhaft
stimmlos
bilabial
p
b
Labio-dental
V
F
m
dauernd/lateral
intermittierend
Pf
Artikulationsstelle
dental/alveolar
palatal
t
d
z
j
s
(sch) dorsal
X (ich)
n
l
r
tz
velar
k
g
uvular
x (ach)
(ng)
glottal
R
kch
Artikulierendes Organ:
Nasenraum
Oberlippe
Unterlippe
Zhne
Palatum (harter Gaumen)
Velum (Gaumensegel)
Uvula
Mundraum
Dorsum (Zungenrcken)
Apex (Zungenspitze)
Pharynx (Rachen)
Stimmbnder
Alveolen (Zahndamm)
Abbildung 1: Glck, Helmut (Hrsg.):
Metzler Lexikon Sprache.
Stuttgart/Weimar 3 2005, S.
59.
Lautbezeichnung:
Nasal
Labial
LabioDental
Palatal
Velar
Uvular
Oral
Dorsal
Apikal
Pharyngal
(Rachenlaut)
stimmhaft oder stimmlos
(Sonoritt d. Lautes)
Alveolar
Die Tendenz der lautlichen Vernderung ist in den Lautverschiebungen partiell hnlich:
Idg.
bh
dh
gh
1. LV
Germ.
gg
2. LV
Hd.
pf ff
ts ss kch hh
Bsp.:
germ.
h [X] g
sz
mhd.
hg
dt
f/v b
sr
f-b:
d-t:
h-g:
s-r:
germ. f
&
mhd. f
b
&
d
t
X
&g
h
g
germ. s
&z
mhd. s
r
Mitteldeutsch/Oberdeutsch
Speyerer Linie (appel/apfel-Linie)
trennt das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen
. Verschiebung des nicht postvokalischen ppf ist im Mitteldt. nicht durchgefhrt.
Drei Flle, an denen man dies beobachten kann:
1. Gemination: appel/apfel
2. postkonsonantisch: damp/dampf
3. Anlaut: pund/pfund
Abbildung 2: Der mittelhochdeutsche und mittelniederdeutsche Sprachraum (Hermann Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, S. 3).
Oberdeutsche Dialekte
kind/chind-Linie
trennt das Alemannische vom brigen Oberdeutschen (Bairisch, Ostfrnkisch):
. nur das sdl. Alemannisch hat die Verschiebung kch, ansonsten bleibt k.
Mitteldeutsche Dialekte
1. Ostmitteldeutsch/Westmitteldeutsch
pund/fund-Linie
trennt das Ostmitteldeutsche und Westmitteldeutsche:
. Ostmitteldt.: irregulre Verschiebung von pf
2. Mittelfrnkisch/Rheinfrnkisch
dat/das-Linie
teilt das Westmitteldt. in Mittel- und Rheinfrnkisch:
. Mittelfrnkisch: in schwachbetonten Kurzwrtern bleibt t (dat, wat, et, allet)
3. Ripuarisch/Moselfrnkisch
dorp/dorf -Linie (Eifelbarriere)
teilt das Mittelfrnkische in Ripuarisch und Moselfrnkisch:
. Moselfrnkisch: Verschiebung ppf wird in postliquider Stellung (nach r
und l) durchgefhrt, dann zu f assimiliert (dorpdorpf dorf ).
5. Vokalismus ( L 2-50)
5.1. Vokaldreieck
Das Vokaldreieck ist eine schematische Darstellung der Zungenhhe (hoch/tief) und
Zungenlage (vorn/hinten) bei der Artikulation der verschiedenen Vokale:
U
E
hoch
O
A
vorn
tief
hinten
10
ahd.
mhd.
neman
nemen
nimu
nime
nimit
nimet
ahd.
mhd.
gast
gast
gesti
geste
11
//
//
//
//
/iu/
/u/
/e/
ahd.
mahtg
burtg
jrig
rti
sri
loufit
guoti
mhd.
mhtic
brtic
jric
rte
siure
luft
gete
Der Umlaut wirkt sich auf die Flexion der Verben aus:
1. bei der 2. und 3. Person Singular Prsens Indikativ
2. bei der 2. Person Singular Prteritum Indikativ
3. im Konjunktiv Prteritum
ahd.
mhd.
nhd.
Infinitiv
faran
varn
fahren
1. Sg. Prt.
fuor
vuor
fuhr
2. Sg. Prt.
fuori
vere
fuhrest
Konj. Prt.
fuori
vere
fhre
12
ahd.
mhd.
wurfun
wurfen
giworfan
geworfen
ahd.
mhd.
biotan
bieten
biutu
biute
Schema:
germ. /eu/
Ersatzdehnung ( L 11)
In den Lautgruppen /anh/ und /unh/ Wegfall des Nasals und Dehnung des vorangehenden Kurzvokals; setzte bereits im Urgerm. ein.
Bsp.:
Bsp.:
uhto (dnken/deuchte)
ahd. dhta
mhd. dhte
13
Bsp.
fr Alternanz /ei/-//:
Bsp.
lat. octo
mhd. aht
got. fr
ahd. fuor
14
mhd. vuor
im Ahd.
im Mhd.
und Frhnhd.
Konsonantismus
Erste (germanische) Lautverschiebung
Verners Gesetz
Grammatischer Wechsel
Rhotazismus
Dentalberhrung (Primrberhrungseffekt)
Gemination
Zweite (hochdeutsche) Lautverschiebung
Auslautverhrtung
15
Vokalismus
Ablaut
Hebung: Alternanz /e/-/i/
Senkung: Alternanz /u/-/o/
Alternanz /iu/-/ie/
Ersatzdehnung
/o/-/a/-Wechsel
Ahd. Monophthongierung
Ahd. Diphthongierung
Primrumlaut
Umlaut
Kontraktion
Nhd. Monophthongierung
Nhd. Diphthongierung
Nhd. Diphthongwandel
Rundung, Entrundung
Senkung vor Nasal
Dehnung
Krzung
Synkope, Apokope
Teil III.
Formenlehre
7. Verben
7.1. Starke Verben ( M 69-85)
Der Ablaut ( L 4f.)
Unter Ablaut versteht man den regelmigen Wechsel bestimmter Vokale in etymologisch verwandten Wrtern. Der Ablaut ist ein wichtiges Merkmal der idg. Sprachfamilie. Durch Vokalnderung knnen Wortstmme semantisch variiert werden. Bsp.:
Band, Bund; binden, band, gebunden.
Es gibt einen quantitativen Ablaut (Abstufung), der die Vokallnge ndert, und einen
qualitativen Ablaut (Abtnung), der die Vokalfarbe ndert.
1. Abstufung
Grundstufe: Kurzvokal
Dehnstufe: Langvokal
Schwundstufe: Vokal wird aufgegeben und durch anderen Vokal ersetzt
vor den Sonanten /l/, /m/, /n/, /r/ durch /u/
vor Konsonanten durch einen Ersatzvokal
2. Abtnung
/e/ zu /o/ (System der Ablautreihen I-V)
/a/ zu /o/ (System der Ablautreihe VI)
Ablautreihen I bis V ( M 74-81)
Die germanischen Sprachen haben den Ablaut fr die Flexion der starken Verben ausgebaut, dabei spielen Abstufung und Abtnung zusammen.
Das idg. System ist:
Infinitiv und Prsens: /e/-Grundstufe
Prteritum Singular: /o/-Grundstufe
Prteritum Plural, Konjunktiv und Partizip Prteritum: Schwundstufe.
Das germ. System ist:
Infinitiv und Prsens: /e/-/i/ (siehe Hebung: Alternanz /e/-/i/)
16
e+i
1
2
o+i
ai1
ei
2
Schwundstufe + i
i
i
/o/-/a/-Wechsel
Ahd. Monophthongierung (vor /h/ und /w/)
e+u
eu
ie2
1
2
3
4
5
iu3
o+u
au1
ou
4
Schwundstufe + u
u
o5
/o/-/a/-Wechsel
Senkung: /eu/ /eo/, abgeschliffen zu /ie/ (vor ahd. Endung a)
Hebung: /eu/ /iu/ (vor ahd. Flexionsendung u)
Ahd. Monophthongierung (vor Dental und /h/)
Senkung: Alternanz /u/-/o/ (vor ahd. Flexionsendung a)
Hinweis: Auch die Verben lchen (schlieen), sfen (saufen), sgen (saugen) gehren
hierher. Auerdem (diese Verben bilden jeweils die 2. & 4. Stammform mit //): bliuwen (schlagen), briuwen (brauen), kiuwen (kauen), riuwen (schmerzen).
17
e + Son.verb.
e
e
1
2
3
4
o + Son.verb.
i1
a4
i
a
Schwundstufe + Son.verb.
u2
u
o3
o
1
2
3
4
Hinweis: Auch die Verben bresten, brechen, sprechen, treffen, stechen, vehten, leschen
(lschen) gehren zur Ablautreihe IV. Unregelmig: komen (ahd. queman) ich kume/kime/kome etc.
e
1
2
3
4
Hinweis: Zur Ablautreihe V gehren auch die j-Prsentien bitten, sitzen, ligen.
18
Hinweis: Umlaut: ich vare, er vert ich vuor, du vere. Zur Ablautreihe VI gehren
die j-Prsentien heben/heven, schepfen (schaffen), swern (schwren).
riet
hielt
hiez
lief
rief
stiez
nhd.
raten
halten
heien
laufen
rufen
stoen
mhd.
rten //
halten /a/
heizen /ei/
loufen /ou/
ruofen /uo/
stzen //
Flexion
Die Flexion der starken Verben besteht aus zwei Elementen:
1. Ablaut
2. Flexionsendung
Das Ablautsystem der mhd. Verben ist aus dem Nhd. nur noch bedingt erschliebar, da
die Vokale teils angeglichen wurden, teils sich wandelten (nhd. Monophthongierung,
nhd. Diphthongierung).
19
Bsp.:
mhd.:
nhd.:
Besonderheiten
1. Umlaut
Prteritum (siehe Flexionstabelle)
Ablautreihen VI und VII (siehe dort)
2. Auslautverhrtung
Auslautendes g, b, d wird verhrtet zu c, p, t
Bsp.: biegen bouc, geben gap, binden bant
3. Grammatischer Wechsel ( L 65)
Da im Frhgermanischen bei den Formen des Prsens und Prteritum Singular der Akzent auf der Wurzelsilbe lag und somit vor dem stimmlosen Reibelaut, blieb dieser erhalten; im Plural Prteritum und im Partizip Prteritum wurde dagegen die Folgesilbe akzentuiert, wodurch der vorausliegende stimmlose
Reibelaut zum stimmhaften Reibelaut erweicht wurde (Verners Gesetz). (siehe
Konsonantismus)
Dies fhrt zu folgenden Alternanzen: h-g, d-t, s-r, (f -b):
Ia
lden
lde
leit
| liten
geliten
Sowie: brden (flechten, weben), mden, nden, rden (drehen), snden
Ib
rsen
rse
reis
rirn
zhen
zhe
zch
zigen
gezigen
kiesen
kiuse
ks
kurn
gekorn (whlen)
siude
st
suten
gesoten
ziehen
ziuhe
zch
zugen
gezogen
jesen
jise
jas
jren
gejesen (gren)
VI
slahen
sluogen
geslagen
sluoc
gtr
20
salben
tagen
heilen
setzen
bcken
tropfen
ornativ
inchoativ
faktitiv
kausativ
intensiv
durativ
2. Prteritumbildung
Die starken Verben bilden das Prteritum durch Ablaut, die schwachen Verben
durch das Prteritumzeichen t, das mglicherweise Rudiment einer angehngten
Form von tun ist.
Flexion der schwachen Verben
Die Flexion der schwachen Verben nutzt die gleichen Endungen wie die der starken
Verben. Indikativ und Konjunktiv sind identisch mit zwei Ausnahmen: 3. Sg. Prs.
Konj.: er lebe, 3. Pl. Prs. Konj.: sie leben.
Prsens
Prteritum
Singular
1. ich lebe
2. d lebest
3. er lebet (Konj.: lebe)
ich leb(e)te
d leb(e)test
er leb(e)te
Plural
1. wir leben
2. ir lebet
3. sie lebent (Konj.: leben)
wir leb(e)ten
ir leb(e)tet
sie leb(e)ten
21
22
bringen brhte
denken dhte
dnken dhte
Kontraktion ( L 76-80)
Ein /g/ zwischen Vokalen entfllt, die Vokale werden zu /ei/ kontrahiert:
Bsp.:
gesaget geseit
leget leit
Lenisierung ( L 74)
Wenn das Dentalsuffix -t nach Nasal steht, kann es zu /d/ aufgeweicht werden:
Bsp.:
drfen
gnnen
knnen
mgen
neben
neben
neben
neben
durfen
gunnen
kunnen
mugen
23
Das Prteritum wird nach Vorbild der schwachen Verben mit Dentalsuffix (t, d, s)
gebildet. Prteritum Konjunktiv hat Umlaut.
drfen:
gunnen:
kunnen:
mugen:
ich dorfte
ich gunde
ich kunde
ich mahte
ich mohte
Klasse
I.
stark
Prs. Ind. Sg. Prs. Ind. Pl.
ich weiz
wir wizzen
du weist
II.
ich touc
III.
ich gan
du ganst
wir tugen
wir tgen
wir gunnen
wir gnnen
ich kan
du kanst
IV.
schwach
Prt. Ind.
Prt. Konj.
ich wisse
ich wisse
ich wesse
ich wesse
ich wiste
ich wiste
ich weste
ich weste
ich tohte
ich thte
ich gunde
ich gonde
ich gnde
ich gunde
wir kunnen
wir knnen
ich kunde
ich konde
ich knde
ich kunde
ich darf
du darft
wir durfen
wir drfen
ich dorfte
ich drfte
ich tar
du tarst
ich sol/sal
du solt
wir turren
wir trren
wir soln
wir suln
wir sln
wir mugen
wir mgen
wir magen
wir megen
wir mezen
ich torste
ich trste
ich solde
ich solte
ich slde
ich solte
ich mahte
ich mohte
ich mhte
ich mhte
ich muose
ich muoste
ich mese
ich meste
V.
ich mac
du maht
VI.
ich muoz
du muost
Partizip Prteritum zu wizzen: gewist/gewest; zu gunnen: gegunnen/gegunnet; zu kunnen: gekunt; zu durfen: bedorft. Die brigen Verben bilden kein Partizip Prteritum.
Semantische Unterschiede zum Neuhochdeutschen:
kunnen, knnen:
wissen, verstehen
24
durfen, drfen:
suln, sln:
mugen, mgen:
mezen:
Wurzelverben ( M 103-106)
Wurzelverben bilden ihre Formen ohne Bindevokal, die Endungen treten unmittelbar
an die Wurzel (athematische Bildung).
1. tuon
Zum Verb tuon wird ein Prteritum tete gebildet, bei dem die Silbe te- nicht
Wurzel, sondern ursprnglich Reduplikationssilbe ist (es ist somit das einzige
Verb, das die Reduplikation zur Bildung der Vergangenheitsform bewahrt hat):
ich te-t-e wir t-t-en ich t-t-e
Prsens Indikativ
Prsens Konjunktiv
ich
d
er
wir
ir
sie
ich
d
er
wir
ir
sie
tuon
tuost
tuot
tuon
tuot
tuont
tuo
tuost
tuo
tuon
tuot
tuon
Prteritum Indikativ
Prteritum Konjunktiv
ich
d
er
wir
ir
sie
ich
d
er
wir
ir
sie
tete/tet
tte (Umlaut)
tete/tet
tten
ttet
tten
tte
ttest
tte
tten
ttet
tten
2. gn, stn
gn/gn (ahd. gangan) und stn/stn (ahd. stantan) richten sich im Prsens nach
tuon, im Prteritum sind sie regelmig:
gn: Klasse VII: gienc gegangen / gegn
stn: Klasse VI: stuont gestanden / gestn
25
Prsens Indikativ
Prsens Konjunktiv
ich
d
er
wir
ir
sie
ich
d
er
wir
ir
sie
bin
bist
ist
sn / sint / birn
st / sint / birt / bint
sint
s
sst
s
sn
st
sn
Das Prteritum ist dem starken Verb wesen entliehen (Klasse V: was wren gewesen/gewest).
Prteritum Indikativ
Prteritum Konjunktiv
ich
d
er
wir
ir
sie
ich
d
er
wir
ir
sie
was
wre (Umlaut)
was
wren
wret
wren
wre
wrest
wre
wren
wret
wren
26
neben hn
neben hn
neben vn
neben sln
neben ln
wellen ( M 102)
Prsens Indikativ
ich
d
er
wir
ir
sie
Prsens Konjunktiv
wile / wil
wile / wil / wilt
wile / wil
wellen / weln
wellet / welt
wellent / welnt / wellen
ich
d
er
wir
ir
sie
welle
wellest
welle
wellen
wellet
wellen
Prteritum Indikativ: ich wolte. Prteritum Konjunktiv: ich wolte / wolde / wlte /
wlde.
Perfektive Verben ( M 73)
Verben, die die Abgeschlossenheit eines Vorgangs oder den Vollzug einer Handlung
ausdrcken, bilden ihr Partizip Prteritum ohne das Prfix ge-:
Infinitiv
Part. Prt.
vinden
vunden
komen
komen
treffen
troffen
27
werden
worden
bringen
brht
Mischverben ( M 92)
Die mhd. Verben bringen und beginnen mten, ausgehend von ihrem Infinitiv, ihr Prteritum gem der Ablautreihe IIIa bilden. Die starken Prteritumsformen kommen in
mhd. Texten jedoch nur vereinzelt vor; hufiger weisen die Formen das Kennzeichen
der schwachen Verben, ein Dentalsuffix, auf.
bringen bringe brhte (branc) brhten (brungen) brht (brungen)
beginnen beginne began (begunde) begunden begunnen
8. Nomen
8.1. Deklination der Substantive ( M 4-22)
Substantive werden nach Kasus, Numerus, Genus und Deklinationsweise bestimmt.
Ursprnglich unterschieden sich die Deklinationen vor allem durch den Stammauslaut
(Themavokal) und die Endungen. Vgl. im Lateinischen die a-, o-, i-, u- und konsonantische Deklination.
Seit dem Ahd. hat der Artikel die Aufgabe bernommen, den Kasus zu bezeichnen.
Der Umlaut wird zunehmend zu einem Bildungsmittel des Plurals. Die Bestimmung
von Kasus und Numerus macht daher kaum Schwierigkeiten.
Im nhd. Artikel die sind mhd. die und diu zusammengefallen. Mhd. diu kennzeichnet
Nominativ Femininum Singular (z. B. diu zunge) und Nominativ/Akkusativ Neutrum
Plural (z. B. diu herzen).
Im Mhd. unterscheidet man drei starke und eine schwache Deklination; im Nhd. eine
starke, eine schwache und eine gemischte Deklination.
Schwache Deklination
Die schwache Deklination zeichnet sich dadurch aus, dass sie in allen Formen auer
dem Nominativ Singular (der immer endungslos ist) die Endung -en hat. Die Endung
fehlt auch im Akkusativ Singular Neutrum (der stets mit dem entsprechenden Nominativ identisch ist).
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Maskulinum
Singular
Plural
der bote
die boten
des boten
der boten
dem boten den boten
den boten die boten
Neutrum
Singular
Plural
daz herze
diu herzen
des herzen
der herzen
dem herzen den herzen
daz herze
diu herzen
28
Femininum
Singular
Plural
diu zunge
die zungen
der zungen der zungen
der zungen den zungen
die zungen die zungen
Starke Deklination
Die erste und zweite starke Deklination haben ein differenzierteres Endsilbensystem.
Sie sind weitgehend identisch. Die zweite unterscheidet sich von der ersten vor allem
durch Umlaut im Plural.
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
1. Deklination
Maskulinum
Neutrum
Singular
Plural
Singular
Plural
der tac
die tage
daz wort
diu wort
des tages
der tage
des wortes der worte
dem tage
den tagen
dem worte den worten
den tac
die tage
daz wort
diu wort
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
der gast
des gastes
dem gaste
den gast
2. Deklination
die geste
daz blat
der geste
des blates
den gesten dem blate
die geste
daz blat
diu bleter
der bleter
den bletern
diu bleter
Femininum
Singular
Plural
diu zt
die zte
der zte
der zte
der zte
den zten
die zt
die zte
diu kraft
der krefte
der krefte
die kraft
die krefte
der krefte
den kreften
die krefte
diu gebe
der gebe
der gebe
die gebe
die gebe
der geben
den geben
die gebe
3. Deklination
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Die dritte starke Deklination besteht nur im Femininum, aus ihr ist die nhd. gemischte
Deklination hervorgegangen: Endung -en nur im Plural, im Singular sind alle Formen identisch. Hierhin gehren zahlreiche Zentralbegriffe der hfischen Dichtung,
wie zum Beispiel: re, gende, gete, hlfe, klage, minne, muoze, pflge, riuwe, slde,
sage, schne, sorge, triuwe, wse, wnne, vrude.
Einige Substantive wechseln beim bergang vom Mhd. zum Nhd. das Genus:
Bsp.: der lop, der gewalt, der list, daz mre, diu witze.
29
Singular
Plural
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Maskulinum
schwach stark
wse
wser
wsen
wses
wsen
wsem
wsen
wsen
wsen
wse
wsen
wser
wsen
wsen
wsen
wse
Neutrum
schwach stark
wse
wsez
wsen
wses
wsen
wsem
wse
wsez
wsen
wsiu
wsen
wser
wsen
wsen
wsen
wsiu
Femininum
schwach stark
wse
wsiu
wsen
wser
wsen
wser
wsen
wse
wsen
wse
wsen
wser
wsen
wsen
wsen
wse
30
Bei Adjektiven, die auf -e enden und einen Umlaut aufweisen, findet sich in den Adverbien meist der nicht umgelautete Vokal:
Bsp.: veste (Adj.) vaste (Adv.), schne (Adj.) schne (Adv.)
1.
ich
mn
mir
mich
2.
d
dn
dir
dich
er
sn
ime
in
3.
siu / si / sie
ire
ire
sie
ez
es / sn
ime
ez
1.
wir
unser
uns
uns
Plural
2.
ir
iuwer / iur
iu / iuch
iuch
3.
sie
ire
in
sie
Neutr. Nom./Akk. Plural haben auch siu. Auslautendes e entfllt oft (im statt ime, si
statt sie).
Reflexivpronomina
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Sg. Mask./Neutr.
sn
im
sich
Sg. Fem.
ir
ir
sich
Pl.
ir
in
sich
Maskulinum/Femininum: wer
Neutrum:
waz
wes
wes
wem wen
wem waz
31
Demonstrativpronomina
Singular
Plural
Maskulinum
diser, dise, dirre
dises
disem
disen
dise
diser, dirre
disen
dise
Femininum
disiu
diser, dirre
diser, dirre
dise
dise
diser, dirre
disen
dise
Neutrum
diz, ditze
dises
disem
diz, ditze
disiu
diser, dirre
disen
disiu
32
Teil IV.
Syntax
9. Einleitung von Frage-, Relativ- und
Konjunktionalstzen ( S 161-181)
Fragestze
war
wannen
wenne
wer/waz
weder (1)
weder (2)
wohin
von wo, woher
wann
wer/was
wer von beiden
ob
Relativstze
der/diu/daz
swer/swaz
swelch
sweder
dar
d
dannen
swar
swannen
der/die/das
wer immer/was immer
welcher auch immer
wer immer von beiden
wohin
wo
woher
wohin auch immer
woher auch immer
Konjunktionalstze
1. temporal
d
st
daz
unz daz
swanne
s
als
als
seitdem
ehe, bevor
bis, solange wie
wann immer
als, sowie, dann . . . wenn
als, sowie
33
2. konditional
ob
swenne
swie
wenn (!)
wenn
wenn, sowie
3. konzessiv
ob
doch
swie
wenn auch
obgleich
obgleich, obwohl
4. kausal
st
n
wande
durch daz
fr daz
umbe daz
da, weil
da nun
weil, da
deswegen weil
deswegen weil
deswegen weil
5. final
daz
damit
6. konsekutiv
(s) daz
7. modal
s
als
als
sam
swie
wie, so wie
sowie
wie wenn (mit Konjunktiv)
in gleicher Weise, (mit Konjunktiv:) als ob
wie, ganz so wie
34
begehren, verlangen
begehren
sich um etw. kmmern, begehren
den Erfolg von etw. verspren
vergessen machen, entschdigen
beginnen
Nachteil von etw. haben
vergessen
warten auf
achtgeben, schauen auf
bewachen
Gewalt haben ber
mit etw. zu schaffen haben
gedenken an
erwarten, hoffen auf
nachstellen, streben nach
folgen
entbehren
bedrfen, ntig haben
entbehren
behaupten, bekennen
schwren
zeihen
auf etw. bestehen, auf etw. verzichten
sich einer Sache entschlagen
sich mit etw. abgeben
Eifer auf etw. verwenden
sich verstehen
sich befassen mit
mir ist lstig
mich verdriet
mir ist zuviel, mich verdriet
mir mangelt
mir mangelt
mich gelstet
35
proklitisch:
enklitisch:
36
Kontrahierte Verneinungswrter
An die Stelle der einfachen Verneinung oder zustzlich zu ihr knnen Verneinungswrter treten, die durch Verschmelzung mit ne entstanden sind.
niht (ne iht: nicht irgendetwas): nicht, in keiner Weise, als Substantiv: nichts.
Kann mit ne zu niene zusammengezogen werden.
nie (ne ie: nicht jemals): niemals, nie. Nebenformen: nimmer, niemer
niender/niener (ne iender/ne iener: nicht irgends): nirgends, nirgendwo. Kann
auch lediglich verstrkend gemeint sein im Sinne von keineswegs.
nieman/niemen (ne ieman/ne iemen: nicht jemand): niemand
nehein, dehein (ne ein: nicht ein): keiner
deweder: keiner von beiden
Reihende Verneinung
Sollen mehrere Dinge verneint werden, so wird noch (ne ouch: auch nicht, noch) gereiht.
allein: . . . noch . . .
doppelt: noch . . . noch . . .
kombiniert: deweder . . . noch . . .
37
38
Der Nebensatz kann durch das Adverb danne markiert sein. bersetzung mit es sei
denn dass, wenn nicht, auer wenn.
Bsp. mit Verneinung: ez ens daz er missesage, s enmac niemen des gejehen daz er
ie habe gesehen dehein willeclchern antvanc: Wenn jemand nicht lgt, kann er nicht
behaupten, je einen freundlicheren Empfang gesehen zu haben .
Bsp. ohne Verneinung: niemen kan erwenden daz, ez tuo ein edeliu frouwe: Niemand
kann das abwenden, es sei denn, dass es eine edle Dame tue.
39
Teil V.
Anhang
Ablautreihen
I.
II.
III.
a)
b)
a)
b)
a)
b)
IV.
V.
VI.
VII.
Infinitiv
rten
zhen
biegen
bieten
binden
werfen
nemen
geben
varn
rten
Flexionsformen
Indikativ
Singular
Plural
Konjunktiv
Singular
Plural
Infinitiv:
Imperativ 2. Sg.:
Partizip Prsens:
Partizip Prteritum:
Prsens
1. ich
biuge
2. d
biugest
2. er/siu/ez biuget
1. wir
biegen
2. ir
bieget
3. sie
biegent
1. ich
biege
2. d
biegest
3. er/siu/ez biege
1. wir
biegen
2. ir
bieget
3. sie
biegen
biegen
biuc
biegende
gebogen
40
Prteritum
bouc
bge (Umlaut!)
bouc
bugen
buget
bugen
bge
bgest
bge
bgen
bget
bgen
Part. Prt
geriten
gezigen
gebogen
geboten
gebunden
geworfen
genomen
gegeben
gevarn
gerten
41
geben
graben
halten
loufen
VI
VII
binden
helfen
III a
III b
nemen
biegen
bieten
II a
II b
IV
grfen
dhen
Ia
Ib
Infinitiv
halte
loufe
grabe
gibe
nime
binde
hilfe
biuge
biute
1. P. Sg.
Ind. Prs.
grfe
dhe
hielt
lief
gruop
gap
nam
bant
half
bouc
bt
1. P. Sg.
Ind. Prt.
greif
dch
hielten
liefen
gruoben
gben
nmen
bunden
hulfen
bugen
buten
1. P. Pl.
Ind. Prt.
grifen
digen
gehalten
geloufen
gegraben
gegeben
genomen
gebunden
geholfen
gebogen
geboten
gegrifen
gedigen
Part. Prt.
Merkmal: langes im Infinitiv
I b: vor h, r, w wird im Prt. Sg. ei zu
Mit gramm. Wechsel: I a: lden lde leit liten geliten;
rsen rse reis rirn gerirn (aber auch: risen gerisen)
I b: dhen (s. o.); zhen zhe zch zigen gezigen
Merkmal: ie im Infinitiv
II b: vor h oder Dental (d, t, z, s) wird im Prt. Sg. ou zu
Mit gramm. Wechsel: II b: sieden siude st suten gesoten;
ziehen ziuhe zch zugen gezogen; kiesen kiuse ks kurn gekorn
Merkmal: Sonantenverbindung (nach dem Wurzelvokal folgt Sonant + Konsonant)
III a: m oder n (Nasal) + Konsonant
III b: l oder r (Liquid) + Konsonant
Merkmal: einfacher Nasal (m, n) oder Liquid (l, r) nach dem Wurzelvokal
Zu dieser Ablautreihe gehren auch Verben mit r vor dem Wurzelvokal
(z. B. sprechen, brechen, gebresten)!
Merkmal: einfacher Konsonant (auer Nasal oder Liquid) nach dem Wurzelvokal.
Zu dieser Ablautreihe gehren auch die sogenannten j-Prsentien: ligen, sitzen, biten
Mit gramm. Wechsel: genesen genise genas genren (oder gensen)
genesen [selten frhmhd. genern];
wesen wise was wren gewesen
Merkmal: a im Infinitiv; uo im Prt.;
(Umlaut in der 2. und 3. P. Sg. Prs.: du grebest; er grebet).
Zu dieser Ablautreihe gehren auch die j-Prsentien heben/heven,
swern und schepfen (nhd. schpfen).
Mit. gramm Wechsel: slahen slahe sluoc sluogen geslagen
Merkmal: ursprnglich reduplizierende Verben;
ie in Sg. und Pl. Prt.; Wurzelvokal in Infinitiv und Prsens entspricht Vokal im Part. Prt.
Gelegentlich wird diese Gruppe noch einmal unterteilt,
da es unterschiedliche Wurzelvokale (a, , ei, ou, , uo) gibt.
42
Stammformen
Besonderheiten
5.
6.
Auslautverhrtung
Grammatischer Wechsel
1.
2.
3.
4.
Infinitiv: denken
Prt. Sg.: dhte
Part. Prt.: gedht
Ersatzdehnung
Dentalberhrung
Kontraktion
mit Rckumlaut
(Bsp.: brennen
brante)
schwache Verben
ohne Rckumlaut
(Bsp.: sagen
sagete)
wizzen
tugen
gunnen
kunnen
durfen
turren
suln
mugen
mezen
Infinitiv: wizzen
Prs. Sg. weiz
Prt. Sg.: wisse
vgl. starke/schwache
Verben
IV.
V.
VI.
I.
II.
III.
Prteritoprsentien
(vgl. starke Verben)
Perfektive Verben:
vinden, komen, treffen,
werden, (bringen)
Mischverben:
bringen, beginnen
Infinitiv: tuon
Prt. Sg.: tete
Part. Prt.: getn
wellen
Kontrahierte Verben:
hn zu hhen
hn zu haben
ln zu lzen
vn zu vhen
sln zu slhen
Verbum substantivum:
sin
besondere Verben
Wurzelverben:
tuon, gn, stn
43
Vater
fahr-en
Fu
Fisch
f
fahter
fare
foot
fish
Germ.
vgl.
Englisch
Hochdt.
p
pater
por-tare
pes
piscis
Idg.
vgl.
Latein
d
Bruder
drei
der
brother
three
the
t
frater
tres
is-te
Horn
Hund
Herz
h
horn
hound
heart
k
corn-u
can-is
cor
pf
1. Pfund
2. Apfel
3. Kampf
ss
Fu
essen
Wasser
das
ts
1. zwlf
2. sitz-en
3. Herz
t
foot
eat
water
that
1. twelve
2. sit (ae. sittan)
3. heart
ped-is
edere
hh
machen
siech
acer
cold
make
sick
1. kind
wake
work
ager
gelid-us
/kch/
1. Kind
2. wecken
3. Werk
Acker
1.
2.
3.
Anlaut
Gemination
Postkonsonantisch
ff
Seife
offen
schlafen
Schiff
soap
open
sleep
ship
1. pound
2. apple
3. camp
seb-um
gebren
b
bear
bh
fero
(idg. *bher-)
t
Mitte
Tag
d
mid
day
dh
medius
(idg. *medhios)
Gast
g
guest
gh
host-is
(idg. *ghost)
2005 IPA
p b
m
Plosive
Nasal
Trill
Tap or Flap
Fricative
Lateral
fricative
Approximant
Lateral
approximant
t d
n
r
|
v
F B f v T D s z S Z
L
Palatal
Velar
Uvular
Pharyngeal
Glottal
c k g q G
/
=
J x V X ? h H
Where symbols appear in pairs, the one to the right represents a voiced consonant. Shaded areas denote articulations judged impossible.
CONSONANTS (NON-PULMONIC)
Bilabial
Dental
(Post)alveolar
Palatoalveolar
Alveolar lateral
Bilabial
Dental/alveolar
Palatal
Velar
Uvular
p
t
k
s
Front
Close
Examples:
Bilabial
Close-mid
Dental/alveolar
Velar
Open-mid
Alveolar fricative
OTHER SYMBOLS
DIACRITICS
2
+
`
8
n9 d9
s3 t3
Aspirated
t d
More rounded O7
Less rounded
O
Advanced
u
Retracted
e2
Centralized
e
Mid-centralized e+
Syllabic
n`
Non-syllabic
e8
Rhoticity
a
E {
o
O
A
SUPRASEGMENTALS
"
N(
b a 1 Dental
t1 d1
b0 a0 Apical
t d
Linguolabial
t d 4 Laminal
t4 d4
Labialized
tW dW ) Nasalized
e)
Palatalized
t d Nasal release
d
Velarized
t d Lateral release d
Pharyngealized t d
} No audible release d}
Velarized or pharyngealized :
Raised
e6 ( 6 = voiced alveolar fricative)
Lowered
e ( B = voiced bilabial approximant)
Advanced Tongue Root
e5
Retracted Tongue Root
e
Creaky voiced
Primary stress
Secondary stress
kp ts
Breathy voiced
IY
e P
Voiceless
Voiced
Open
Back
Central
>
VOWELS
Ejectives
Voiced implosives
foUn"tISn
e
e
e*
Long
Half-long
Extra-short
i.kt
e_or
e!
e@
e~
e
Clicks
High
Mid
Low
Extra
low
Downstep
Upstep
e
e$
e%
efi
e&
Global rise
Global fall
44
Falling
High
rising
Low
rising
Risingfalling
Index
Ablaut, 16
Ablautreihen, 1619, 40
Adjektivdeklination, 29
Adjektive, 2931
Adverbien, 30
Ahd. Monophthongierung, 14
Alternanz /iu/-/ie/, 13
apo koinou, 39
Apokope, 4
Auslautverhrtung, 20
Aussprache, 1
Dehnung, 3
Demonstrativpronomina, 32
Dentalberhrung, 22
Dialektgeographie, 8
Diphthongierung, 2
Diphthongwandel, 2
Entrundung (Delabialisierung), 3
Ersatzdehnung, 13
Erste Lautverschiebung, 6
Exzeptivstze, 38
Umlaut, 12
Freier Lautwandel, 14
Verbum substantivum, 26
Verners Gesetz, 7
Vokaldreieck, 10
Gemination, 22
Grammatischer Wechsel, 7, 20
Graphem, 1
wellen, 27
Wurzelverben, 25
Hebung, 11
Zweite Lautverschiebung, 6
45