Fortunat von Baden
Seht dort auf steilem Bergesgrat
Die Yburg, waldumschlossen!
Da hauste Markgraf Fortunat
Mit seinen Nachtgenossen.
Dem Teufel zum verfluchten Pfand,
Für schwarzer Kunst Befehle
Verschrieben Leib und Seele.
Entsetzen rief im Land umher
Zu Straßenraub und Mordbegehr
Erniedrigt war sein Streben.
Er schmückte mit dem Raub sein Schloß
Und hielt mit seinem wilden Troß
Höllische Saufgelage.
Von Durlach war’s Fürst Friederich,
Den er zu meucheln trachtete,
Weil der den Vetter Liederlich
„Du zwingst ihn nicht im offnen Streit,
Drum schaff’ ihn heimlich auf die Seit’!“
So nahm des Markgrafs Buhle
Ihn schmeichelnd in die Schule.
Der Yburg hört man stampfen
Die großen Mörser mit Gesumm,
Und sieht die Essen dampfen.
Hier braut ein furchtbar Giftrecept
Ein Salz für Vetters Küche, –
Nicht fehlen Zaubersprüche.
Der Himmel schützte wunderbar
Davor den arg Bedrohten,
Gegangen zu den Todten.
Das kümmert nicht Herrn Fortunat,
Ihn spornt, durch seiner Buhle Rath
Und wälsche List, der Satan
Und im Gewölb’, in später Nacht,
Wo sonst sie Geld nachfälschen,
Wird jetzt ein Bild auch nachgemacht
Von ihm und seinen Wälschen,
Und Zauberstoffen insgeheim:
Friedrich’s, zur Rach’ erkoren,
Dem er den Tod geschworen.
Behängt mit Fratzen allerlei,
Starrt lebensgroß das Konterfei
Auf Tiegel und Retorten.
Im Widerschein der Kohlengluth
Sein Antlitz röthet sich zu Blut;
Scheint Leben einzusaugen.
Die schmalen Lippenränder weit
Gesperret, bleckts die Zähne,
– Aus Mörderschädeln eingereiht –
Soll das der edle Friedrich seyn?
Die Hölle borgt ihm nur den Schein,
Daß sie des Frevlers Sinne
Nur fester noch umspinne.
„Der Zauber wirkt, Gesellen!
Der Schelm ist lustig, in der That!
Ob ihm die Ohren schellen?
Gewiß, es schläft sein Urbild schlecht!
Mit schwarzem Todessamen!
Wohlan, ins Teufels Namen!“
Aus Todtenköpfen mannigfalt
Buntfarbne Lichter brannten,
Nun ziehn die Nekromanten.
Sie lesen den Beschwörungs-Psalm,
Rings füllt die Wölbung Räucherqualm,
Da tönt aus ehrnem Munde
Zum Schuß nun seine Creatur
Der Meister faßt ins Auge:
„Der Zauberkugel Erzmixtur,
Laß sehn, ob sie was tauge?“
Hei, pfeift der Ball durchs Bild so hohl!
Doch auch ein Schrei, o Grausen!
Gellt vor der Thüre draußen.
Er reißt sie auf in blinder Wuth,
Da wälzt verathmend sich im Blut
Die Buhle sein, die schlimme.
Deß hatte so die Lauscherin
Für schwarzen Rath den Strafgewinn.
Schläft Friedrich, wohlgeborgen.
Doch Fortunat, von Angst erfaßt,
Mit seiner Schuld Genossen,
Gedrückt von des Gewissens Last,
Fort jagt er über Stock und Zaun
Zum fernen Schloß nach Kastelaun,
Um vor der Hölle Schergen
Vielleicht sich dort zu bergen.
In immer wildrem Prassen
Stürzt taumelnd er dem Abgrund zu,
Von Gott und Welt verlassen.
Und einst bei tollem Schwelgermahl
Und schleudert ihn kopfunter
Die Marmortrepp’ hinunter. –
Doch auf der Yburg jede Nacht
Der Hölle Geister rasen.
Wo schlimme Fürsten saßen.
Der Bau zerfiel in Schutt und Staub,
Ein Thurm noch ragt aus Waldeslaub,
Das flüstert selbst am Tage