Riho Terras

estnischer General und Politiker

Riho Terras (* 17. April 1967 in Kohtla-Järve, Estnische SSR, Sowjetunion) ist ein ehemaliger General des estnischen Heeres. Von 2011 bis 2018 war er Befehlshaber der Verteidigungsstreitkräfte der Republik Estland.

Riho Terras (2022)

Seit 1. Februar 2020 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments für die konservative Isamaa.

Riho Terras wurde 1967 im russisch geprägten Nordosten der damaligen Estnischen SSR geboren. Nach seiner Schulausbildung und dem Militärdienst in der sowjetischen Marine studierte er von 1988 bis 1993 Geschichte an der Universität Tartu.

Militärische Laufbahn

Bearbeiten
 
Terras zusammen mit dem amerikanischen Befehlshaber Joseph Dunford (2018)

Beförderungen

Im Zuge der wiedererlangten Unabhängigkeit Estlands schloss sich Riho Terras den im Aufbau befindlichen Streitkräften seines Heimatlandes an.[1] Nach Abschluss seiner Offiziersausbildung, diente er zunächst auf verschiedenen Posten bei der estnischen Infanterietruppe. Es folgte ein Aufenthalt an der Universität der Bundeswehr, in dessen Anschluss Terras von 1998 bis 2000 das Kommando des Garde-Bataillons der estnischen Streitkräfte übernahm. Daraufhin war er von 2001 bis 2004 als Verteidigungsattaché in Berlin tätig.[1][2] In den folgenden Jahren übernahm Terras verschiedene Dienstposten im Verteidigungsministerium und im Hauptquartier der Streitkräfte (dort zuletzt als Stabschef).

Am 16. Juni 2011 wurde er zum Brigadegeneral (estnisch: brigaadikindral) befördert.[3] Noch im selben Jahr wurde er, als Nachfolger von Ants Laaneots, zum militärischen Befehlshaber der estnischen Streitkräfte ernannt und am 5. Dezember des Jahres in dieses Amt eingeführt. Im Februar 2013 wurde er zum Generalmajor (kindralmajor), im Februar 2015 zum Generalleutnant (kindralleitnant) und im Februar 2017 zum General (kindral) befördert.[4][5][6] Im Mai 2015 wurde Terras von Russland mit einem Einreiseverbot belegt.[7] Nachdem seine Amtszeit bereits 2015 um zwei Jahre verlängert worden war, schied er zum 4. Dezember 2018 aus dem Amt des Oberbefehlshabers aus.[8][9]

Für die Zeit nach dem Ausscheiden aus seinem Amt gab er zunächst nur an sich im Bereich der Rüstungsindustrie engagieren zu wollen.[10] Anfang 2019 wurde bekannt, dass er bei Milrem Robotics, einem estnischen Unternehmen im Bereich der Entwicklung unbemannter Landfahrzeuge, arbeiten wird.[11]

Politische Tätigkeit

Bearbeiten
 
Terras im Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung des Europäischen Parlaments (2024)

Nach seiner Tätigkeit als Befehlshaber der Streitkräfte wurde er im Frühjahr 2019 von der konservativen Isamaa als Spitzenkandidat zur kommenden Europawahl aufgestellt. Dort sammelte er genug Stimmen für das insgesamt siebte estnische Mandat, das allerdings erst nach dem Brexit und dem damit verbundenen Rückzug der britischen Abgeordneten angetreten werden konnte. Somit ist er erst seit 1. Februar 2020 als Mitglied des Europäischen Parlaments tätig und gehörte dort zunächst dem Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie an.

Bei der Europawahl 2024 gelang es der Isamaa ihren Stimmanteil mehr als zu verdoppeln. Riho Terras konnte sein Mandat verteidigen und zog, diesmal als einer von zwei Abgeordneten seiner Partei, erneut ins Europäische Parlament ein. Diesmal wurde er im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und im Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung tätig. Den Bereich Industrie, Forschung und Energie überließ er seinem Parteikollegen Jüri Ratas.

Privates

Bearbeiten

Riho Terras ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Einer davon, der 1993 geborene Hendrik Johannes Terras, gehört der Partei Eesti 200 an und ist ebenfalls als Politiker aktiv.

Terras selber spricht neben Estnisch auch fließend Englisch, Deutsch und Russisch. Zu seinen Interessen zählen Jagen, mittelalterliche Geschichte und Opern.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Neben zahlreichen estnischen Orden erhielt Riho Terras u. a. folgende ausländische Ehrungen:

  Goldenes Ehrenkreuz der Bundeswehr (2010)
  Großkreuz des Westhard-Ordens (2012)
  Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2013)
  Offizier der Ehrenlegion (2013)
  Komtur des Verdienstordens der Republik Polen (2014)
  Großkreuz des Ordens des Löwen von Finnland (2014)
  Kommandeur mit Stern des Norwegischen Verdienstordens (2015)
  Commander der Legion of Merit (2018)
Bearbeiten
Commons: Riho Terras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Veröffentlichung der estnischen Botschaft in Deutschland (PDF; 186 kB), abgerufen am 7. Februar 2015
  2. Veröffentlichung auf: www.diplomatisches-corps.de, abgerufen am 7. Februar 2015
  3. 149. Sõjaväeliste auastmete andmine (Memento vom 3. Juli 2014 im Internet Archive)
  4. 28. Sõjaväeliste auastmete andmine (Memento vom 16. März 2016 im Internet Archive)
  5. 79. Sõjaväeliste auastmete andmine (Memento vom 14. September 2016 im Internet Archive)
  6. 13. R. Terrasele sõjaväelise auastme andmine (Memento vom 12. Juni 2018 im Internet Archive)
  7. RUS: Russische Visasperrliste. (PDF 23 kB) In: yle.fi. 26. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  8. Outgoing defence chief Gen. Riho Terras bestowed Cross of Merit, 1st Class, Onlinemeldung auf news.err.ee vom 29. November 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018 (englisch)
  9. Kindralmajor Martin Herem võttis üle kaitseväe juhtimise (Memento des Originals vom 21. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mil.ee, Onlinemeldung auf www.mil.ee vom 4. Dezember 2018, abgerufen am 4. Dezember 2018 (estnisch)
  10. Terras: I would like to withdraw, Onlinemeldung auf news.postimees.ee vom 26. November 2018, abgerufen am 15. Dezember 2018 (englisch)
  11. Former defence chief to work for Estonian defence industry company Milrem, Onlinemeldung auf news.err.ee vom 21. Januar 2019, abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch)
VorgängerAmtNachfolger
Ants LaaneotsKaitseväe juhatajad
2011–2018
Martin Herem