Pfingstnelke
Die Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus), auch Grenobler Nelke oder Felsennägele, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nelken (Dianthus) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Sie ist hauptsächlich in den Mittelgebirgen Mittel- und Westeuropas verbreitet.
Pfingst-Nelke | ||||||||||||
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Pfingst-Nelke | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dianthus gratianopolitanus | ||||||||||||
Vill. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie Pfingst-Nelke ist eine überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 20 Zentimetern. Sie wächst in dichten Rasen oder locker polsterförmig.
Die Laubblätter sind gegenständig am Stängel angeordnet. Die einfache, blau-grüne und kahle Blattspreite ist bei einer Länge von 2 bis 6 Zentimetern linealisch.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit reicht von Mai bis Anfang Juli. Die Stängel sind in der Regel einblütig.
Die zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 1,5 und 3 Zentimetern radiärsymmetrisch. Der Kelch ist insgesamt 12 bis 16 Millimeter lang und zwei- bis dreimal so lang wie die vier bis sechs zugespitzten, schuppenförmigen Kelchschuppen. Die rosafarbenen bis hellroten Kronblätter sind gezähnt und am Schlund behaart.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 60 oder 90.[1]
Ökologie
BearbeitenBei der Pfingst-Nelke handelt es sich um einen Chamaephyten. Die Pfingst-Nelke ist durch den Polsterwuchs, durch kleine mit einer Wachsschicht überzogenen Blättern und mit Festigungsgewebe versehenen Leitbündeln an trockene und heiße Standorte angepasst (Xerophyt). Es werden nur wenige Zentimeter lange Wurzeln gebildet, dies ermöglicht der Pfingst-Nelke auf sehr flachgründigen Böden zu wachsen.
Mit ihrer Blütenfarbe und mit ihrem Duft lockt die Pfingst-Nelke vor allem Tagfalter an. Die nektarreichen Blüten der Pfingst-Nelke werden von Insekten, vor allem von Tagfaltern, bestäubt.
Die Diasporen werden durch den Wind ausgebreitet.
Vorkommen und Gefährdung
BearbeitenDie Pfingst-Nelke ist hauptsächlich in den Mittelgebirgen Zentral- und Westeuropas, von Frankreich bis nach Polen verbreitet. Die Hauptverbreitung liegt im Französischen, Schweizer und Deutschen Jura. Sie fehlt in den Alpen. In Europa kommt sie ursprünglich vor in den Ländern Frankreich, „Großbritannien“, Belgien, Schweiz, Deutschland, Polen, Tschechien und in der Ukraine. In Island kommt sie eingeschleppt vor, in Italien ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft.[2]
Die Populationen der Pfingst-Nelke sind meist sehr klein (2 bis 15 Polster). Die Pfingst-Nelke hat eine reliktartige Verbreitung und fehlt an vielen potentiell günstigen Standorten. Sie wächst vor allem auf Felsen und in trockenen Felsspalten, aber auch in Trocken- und Halbtrockenrasen, Steppenheiden sowie in Kiefernwäldern in Höhenlagen bis zu 2200 Metern. Sie gedeiht meist auf warmen, trockenen, basenreichen, kalkarmen, humosen, flachgründigen Stein- und Felsböden, wächst aber auch auf Kalk, Dolomit und Molasse. Dianthus gratianopolitanus ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Diantho-Festucetum.[1]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]
Die Pfingst-Nelke ist in Mitteleuropa gefährdet und im Rückgang begriffen. Nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) ist sie „besonders geschützt“. In Deutschland ist sie zudem als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft.[4] Die Pfingst-Nelke ist durch Luftverschmutzung sowie durch Trittbelastung von Wanderern und Kletterern gefährdet.
Taxonomie
BearbeitenDie Erstbeschreibung von Dianthus gratianopolitanus erfolgte 1789 durch Dominique Villars in Histoire des plantes du Dauphiné, Band 3, S. 598. Ein Synonym für Dianthus gratianopolitanus Vill. ist Dianthus caesius Sm..[2] Das Artepitheton gratianopolitanus bedeutet "von Grenoble"; Gratianopolis war der Name der Stadt Grenoble zur Römerzeit.
Nutzung
BearbeitenDianthus gratianopolitanus wird in den Gemäßigten Gebieten zahlreichen Sorten als Zierpflanze auf Balkon, in Garten und im Park verwendet. Zander 2008 nennt folgende Sorten: ‘Badenia’ Knecht, ‘Blauigel’ Penzler, ‘Compactus Eydangeri’, ‘Emmen’, ‘Feuerhexe’ Kayser und Seibert, ‘La Bourboule’, ‘Nordstjernen’ Landw. Hochschule Aas, ‘Oakington Pink’, ‘Pink Jewel’, ‘Prince Charming’, ‘Rosafeder’, ‘Rotkäppchen’ Jügl, ‘Rubin’ Knecht und ‘Stäfa’.[5]
Trivialnamen
BearbeitenFür die Pfingst-Nelke bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Leienfledde (Eifel bei Altenahr), Pfingstnägele (Augsburg), Pfingstnägeli (Bern), Todtennägeln (Augsburg) und Veitsnägeln (Augsburg).[6]
Quellen
Bearbeiten- Pfingstnelke. auf FloraWeb.de (Abschnitte Beschreibung und Ökologie)
Literatur
Bearbeiten- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 370.
- ↑ a b Karol Marhold, 2011+: Caryophyllaceae. Datenblatt Dianthus gratianopolitanus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Dianthus gratianopolitanus Vill. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands auf der Homepage des Bundesamtes für Naturschutz, abgerufen am 3. Juni 2016
- ↑ Walter Erhardt et al.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2, S. 1360. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 133.(eingescannt).