Louis Treumann
Louis Treumann (* 3. März 1872[1] in Wien als Alois Pollitzer; † 5. März 1943 im Ghetto Theresienstadt) war ein österreichischer Operettensänger (Tenor) und Schauspieler.
Leben
BearbeitenDer als Sohn jüdischer Kaufleute unter dem Namen Alois Pollitzer in Wien geborene Sänger und Schauspieler Louis Treumann gehörte zu den großen Stars um Franz Lehár. 1905 änderte er seinen Familiennamen auch amtlich in Treumann.[1]
Nachdem er zu Beginn seiner Laufbahn noch Arbeiten hinter der Bühne erledigen musste, folgten rasch erste Rollen an kleineren Theatern in Deutschland und Österreich. Der große Durchbruch war 1902 seine Verpflichtung am Carltheater in Franz Lehárs «Rastelbinder» an der Seite von Mizzi Günther.
Ein steiler Aufstieg begann. Zum Meilenstein seiner Karriere wurde die Weltpremiere der «Lustigen Witwe» (1905), wo er die Rolle des Danilo sang.
Danach wechselte Louis Treumann ans Johann Strauß-Theater. Später folgten auch wieder Auftritte in Deutschland. Doch das Zentrum seines Wirkens blieb Wien. Hier war er vor allem in Stücken von Lehár zu sehen.
Ende der 20er Jahre folgten auch Engagements für einige Filme.
Doch die 30er Jahre brachten für Treumann die Wende. Als Jude wurden die Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland und Österreich immer schwieriger. Seine letzte Vorstellung hatte er 1935 mit „Maja“, danach durfte er nicht mehr arbeiten.
1942 wurde er verhaftet und in ein Sammellager gebracht. Der Schauspielerkollege Theo Lingen konnte kurzfristig zwar eine Haftentlassung durchsetzen. Doch die Freiheit war nur von kurzer Dauer. Bald darauf wurde Louis Treumann erneut verhaftet.
Was folgte, waren Jahre der Ungewissheit. Immer wieder war er für Transporte in ein Konzentrationslager vorgesehen.
Doch stets waren es einflussreiche Freunde, die ihre schützende Hand über ihn hielten. Auch Franz Lehár versuchte seinen Einfluss einige Male geltend zu machen, um einen Transport zu verhindern.
Doch am 28. Juli 1942 wurde der 70-jährige Treumann schließlich zusammen mit seiner Frau Stefanie nach Theresienstadt deportiert. Sie starb nur zwei Monate später, und ihr Tod stürzte Louis Treumann in eine tiefe Depression. Am 5. März 1943 starb auch er im Konzentrationslager Theresienstadt.
1955 wurde die Treumanngasse in Wien-Hietzing nach ihm benannt.
Trivia
Bearbeiten- Louis Treumann war sich seines Talents als Sänger und Darsteller sowie seiner enormen Popularität durchaus bewusst. Seine Starallüren standen ihm nicht selten im Wege. Zum Skandal kam es, als er sich für das Lehár Stück Der Mann mit den drei Frauen ein speziell für ihn komponiertes Lied wünschte. Als ihm das verweigert wurde, folgte prompt seine Krankmeldung, worauf die Theaterleitung des Theater an der Wien ihn des Vertragsbruchs beschuldigte und sogar verhaften ließ. Die Folge waren tumultartige Ausschreitungen seiner meist weiblichen Fans, die die Verhaftung verhindern wollten.
- Auf dem Einband der Partitur der «Lustigen Witwe», die Franz Lehár Hitler mit persönlicher Widmung schenkte, prangte das Porträt des Juden Louis Treumann als Danilo. «Die lustige Witwe» war Hitlers Lieblingsoperette.
Tondokumente
BearbeitenVon Louis Treumann existieren Aufnahmen auf G&T (Wien 1903 und 1906), Odeon (Wien 1909), Zonophone (Wien 1911), Gramophone (Wien 1911 und 1914) sowie Electrola (Wien 1929).
Filmografie
Bearbeiten- 1915: Der schwarze Moritz (Co-Drehbuch)
- 1922: Die Maske der Schuld
- 1927: Der Rastelbinder
- 1929: Flucht in die Fremdenlegion
- 1929: Spiel um den Mann
- 1929: Trust der Diebe
- 1929: Katharina Knie
- 1930: Die Warschauer Zitadelle
Hörbeispiele
Bearbeiten- Franz Lehár, "O Vaterland, du machst bei Tag" aus Die Lustige Witwe, mit Louis Treumann und Orchester, Dir. Franz Hampe (Aufnahme: 1906) (MP3; 1,3 MB)
- Franz Lehár, "Lippen schweigen" aus Die Lustige Witwe, mit Mizzi Günther, Louis Treumann und Orchester, Dir. Franz Hampe (Aufnahme: 1906) (MP3; 1,7 MB)
Literatur
Bearbeiten- Ludwig Eisenberg: Louis Treumann. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 1049 (daten.digitale-sammlungen.de).
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7 (Band 5), S. 476.
- Christian Fastl: Treumann, Louis. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 351.
- Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Dritte Auflage. Berlin 2000, S. 24453ff
- Alan Kelly: „His Master’s Voice / Die Stimme seines Herrn“. The German Catalogue. Greenwood Press, Westport CT 1994 ISBN 0-313-29220-5
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
BearbeitenPersonendaten | |
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NAME | Treumann, Louis |
ALTERNATIVNAMEN | Pollitzer, Alois (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Operettensänger (Tenor) und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 3. März 1872 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 5. März 1943 |
STERBEORT | Ghetto Theresienstadt |