Koenenit

Mineral aus der Klasse der Halogenide

Koenenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na4Mg9Al4Cl12(OH)22. Es war das erste in der Natur gefundene Magnesium-Aluminium-Oxychlorid.[11]

Koenenit
Orangegelber Koenenit in Flocken und Kristallaggregaten von der Typlokalität Kaliwerk Wittekind-Hildasglück, Volpriehausen bei Uslar, Niedersachsen, Deutschland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

grandfathered

IMA-Symbol

Koe[1]

Andere Namen
Chemische Formel Na4Mg9Al4Cl12(OH)22[4][5][6]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/B.08
III/C.08-020[7]

3.BD.25
10.06.02.01
Ähnliche Minerale Carnallit
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe R3m (Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 bzw. P3m1 (Nr. 164)Vorlage:Raumgruppe/164[8][6][5]
Gitterparameter a = 4,072 bzw. 3,052 Å; c = 32,64 bzw. 10,88 Å[8]
Formeleinheiten Z = 1[8]
Häufige Kristallflächen Skalenoeder und Rhomboeder
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 bis 2[9]
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,82 bis 2,08; berechnet: 1,82[9]
Spaltbarkeit sehr vollkommen nach {0001}[9]
Bruch; Tenazität in dünnen Blättchen unelastisch biegsam; mild[9]
Farbe farblos, aufgrund von Einschlüssen auch blassgelb bis tiefrot; im Dünnschliff im Durchlicht rötlichbraun bis farblos[9]
Strichfarbe weiß[10]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[9]
Glanz Perlmuttglanz auf Spaltflächen[9]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,520[5]
nε = 1,550[5]
Doppelbrechung δ = 0,030[5]
Optischer Charakter einachsig positiv, gelegentlich anomal zweiachsig[9]
Achsenwinkel 2V = < 10° (gemessen)[9]
Pleochroismus stark von O = rotbraun nach E = farblos[9]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten durch kaltes H2O teilweise ausgelaugt, Zersetzung durch heißes H2O[9]; dünne Blättchen blättern in der Nähe der Flamme auf und verlieren ihre Farbe[11]

Koenenit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt Krusten aus spitzskalenoedrischen und rhomboedrischen Kristallen sowie rosettenförmige Aggregate aus tafeligen Kristallen und faserförmige Einschlüsse in anderen Salzmineralen. Das Mineral ist eine typische Komponente mariner Evaporit-Lagerstätten, wo es auf Klüften im Salzton auftritt und von Hämatit, Carnallit, Sylvin, Halit, Kieserit und Anhydrit begleitet wird.

Die Typlokalität des Koenenits ist das seit 1925 aufgelassene Kaliwerk Wittekind-Hildasglück (Koordinaten des Kaliwerks Wittekind-Hildasglück), Volpriehausen bei Uslar am Sollingrand, Landkreis Northeim, Niedersachsen, Deutschland. Ein anderer Name für das Kaliwerk war „Justus I“ – der sich auch in dem ebenfalls für das Mineral verwendeten Namen „Justit“ niederschlug.

Etymologie und Geschichte

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Adolf von Koenen (1837–1915), der Namenspatron des Koenenits

Anfang der 1900er Jahre fand der Geheime Bergrath Professor Adolf von Koenen bei der Befahrung des Kalisalzbergwerkes „Justus I“ bei Volpriehausen am Solling ein ihm fremdes Mineral und übersandte es dem hannoverschen Salzpetrographen Friedrich Rinne mit der Bitte um Identifizierung. Ähnliches Material bekam Rinne auch vom Grubenvorstand von Justus I, A. Sauer in Köln, dem Direktor des Bergwerkes, Herrn Saeger, sowie Herrn Dr. Precht in Neu-Stassfurt. Im Zuge der Bearbeitung des Untersuchungsmaterials, an der auch Rinnes Assistent Yngve Buchholz und Prechts Kollege Sundmacher beteiligt waren, stellte sich heraus, dass eine neue Mineralart vorliegt.[11]

Rinne veröffentlichte die Erstbeschreibung des neuen Minerals im Jahre 1902 im deutschen Wissenschaftsmagazin Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Er benannte es als „Koenenit“ – zu Ehren des Finders, des deutschen Geologen und Paläontologen Adolf von Koenen (1837–1915), der zwischen 1881 und 1907 Professor für Geologie und Paläontologie an der Georg-August-Universität Göttingen war. Der österreichische Mineraloge Rudolf Koechlin verwendete für das Mineral den von der Typlokalität „Kaliwerk Justus I“ abgeleiteten Namen „Justit“.[2] Im „Student’s index to the collection of minerals“ des British Museum[12] wurde das Mineral dem Etikett eines Mineralhändlers zufolge als „Korteit“ bezeichnet.[3] Die Benennung erfolgte nach dem Bergbau-Unternehmer und Pionier der Kaliförderung Gerhard Korte.[3]

Das Typmaterial (Holotyp) für Koenenit wird unter den Katalognummern GZG.MIN.3.3.3.3. und GZG.MIN.3.3.3.4 in der Sammlung des Geowissenschaftlichen Zentrums (UG023-025-Typusschränke Minerale) der Georg-August-Universität Göttingen aufbewahrt.[13][14] Weiteres Typmaterial befindet sich unter der Katalognummer 105121 in der Sammlung des Muséum national d’histoire naturelle (deutsch Nationales Naturkundemuseum) in Paris in Frankreich und dort in der Galerie Nationale de Minéralogie et de Géologie.[13]

Aufgrund der Entdeckung und Erstbeschreibung vor 1959 (vor ca. 120 Jahren) zählt der Koenenit zu den anerkannten Mineralen mit Bestandsschutz, die von der IMA als Grandfathered bezeichnet werden[13][4] und keine eigentliche IMA-Nummer besitzen.

Klassifikation

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In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Koenenit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Doppelhalogenide“, wo er zusammen mit dem als Gemenge diskreditierten Almerait sowie Carnallit und Tachyhydrit die „Carnallit-Tachyhydrit-Gruppe“ mit der Systemnummer III/B.08 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer III/C.08-020. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Doppelhalogenide (meist mit OH,H2O)“. Koenenit bildet hier zusammen mit dem fraglichen Redikortsevit sowie Carnallit und Tachyhydrit die unbenannte Gruppe III/C.08.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[15] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Koenenit dagegen in die Abteilung der „Einfachen Halogenide mit H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall (M) zu jeweiligen Halogen (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Einfache Halogenide mit H2O und zusätzlichem OH“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.BD.25 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Koenenit die System- und Mineralnummer 10.06.02.01. Dies entspricht der Klasse der „Halogenide“ und der Abteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide“. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 10.06.02 innerhalb der Unterabteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel AmBn(O,OH)pXq“ zu finden.

Chemismus

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Die ersten nasschemischen Analysen am Typmaterial von „Justus I“ wurden von Yngve Buchholz sowie vom Chemiker Sundmacher in Neu Staßfurt durchgeführt. Die in den Analysen aufgefundenen Alkalihalogenidgehalte (v. a. NaCl) wurden für beigemengtes Steinsalz gehalten und bei der Analyse nicht berücksichtigt, sodass die ersten Formel natriumfrei war und mit Al2O3·3MgO·2MgCl2·8H2O (oder 6H2O) angegeben wurde.[11] Erst zu Beginn der 1960er Jahre wurde deutlich, dass der in den Analysen angetroffenen Natriumgehalt zum Mineral gehört. Robert Kühn gab 1961 als Ergebnis seiner Vollanalyse die Formel für Koenenit mit (Na2,Ca,Sr,Mg)6Cl12Mg5Al4(OH)22 an.[16]

In der Folge der Strukturaufklärung des Koenenits haben Rudolf Allmann und Kollegen festgestellt, dass der Koenenit aus zwei Teilstrukturen mit der chemischen Zusammensetzung: [Na4(Ca,Mg)2Cl12]4− bzw. [Mg7Al4(OH)2]4+ besteht. Da die einwertigen Na-Ionen alle dem Cl-Teilgitter und die dreiwertigen Al-Ionen alle dem OH-Teilgitter angehören, sind die beiden Teilstrukturen negativ bzw. positiv geladen. R. Allmann und Kollegen schlagen als brauchbare Näherung die vereinfachte Formel 4NaCl·4(Mg,Ca)Cl2·5Mg(OH)2·4Al(OH)3 vor.[8]

Die Formel Na4Mg9Al4Cl12(OH)22, die in allen modernen Zusammenstellungen für den Koenenit[4][5][6][9] verwendet wird, erfordert 10,17 % Na2O; 29,78 % MgO; 16,74 % Al2O3; 16,27 % H2O und 34,92 % Cl (−O = Cl2 = 7,88 %; Summe 100,00 %).[9]

Die alleinige Elementkombination Na–Mg–Al–Cl–O–H weist unter den derzeit bekannten Mineralen (Stand 2023) nur der Koenenit, Na4Mg9Al4Cl12(OH)22, auf.[17] Dies ist auch die offizielle Formel der IMA für das Mineral.[4]

Koenenit ist das einzige aluminiumhaltige Salzmineral der marinen Salzlagerstätten und gilt als das eigentliche Tonmineral der hochsalinaren Fazies.[18]

Kristallstruktur

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Koenenit kristallisiert – ähnlich wie das Hydroxysulfid Valleriit – in einer Doppelschichtstruktur mit zwei inkommensurablen, jeweils trigonalen Teilgittern.[8] Das Cl-Teilgitter mit den einwertigen Na-Ionen kristallisiert in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 4,072 Å und c = 32,64 Å. Das OH-Teilgitter mit den dreiwertigen Al-Ionen kristallisiert in der Raumgruppe P3m1 (Raumgruppen-Nr. 164)Vorlage:Raumgruppe/164 mit den Gitterparametern a = 3,052 Å und c = 10,88 Å. In der Elementarzelle befindet sich eine Formeleinheit.[8]

Die Kristallstruktur des Koenenits wurde von Rudolf Allmann, Hans-Heinrich Lohse und Erwin Hellner gelöst.[8] In Richtung der gemeinsamen c-Achse [0001] alternieren NaCl-ähnliche Chlor-Doppelschichten mit Brucit-ähnlichen OH-Doppelschichten. Die Schichten des NaCl-Typs mit [111]NaCl perpendikulär zu (0001) und die Schichten des Brucit-Typs sind um 28,2° zueinander um die gemeinsame c-Achse [0001] rotiert.[8][6]

Sämtliche vorhandenen Oktaederplatze sind statistisch mit den zur Verfügung stehenden Metallionen besetzt. Die kleineren Kationen (Mg + Al) gehören dem OH-Teilgitter, die größeren Kationen [Na + (Ca,Mg)] dem Cl-Teilgitter an. Der Koenenit enthält genau doppelt so viel Anionen (34) wie Kationen (17) und lässt sich deshalb als eine, wenn auch kompliziert aufgebaute, AB2-Schichtstruktur interpretieren. Die Doppelschichten der beiden Teilgitter werden durch deren verschiedene elektrostatische Ladung und zum Teil durch Wasserstoffbrücken zusammengehalten. Wegen dieser relativ schwachen Bindungen bedarf es keiner großen Kräfte, um die (0001)-Ebenen der beiden Teilgitter gegeneinander zu verschieben, wodurch die makroskopischen Eigenschaften wie Translatierbarkeit, Biegsamkeit und Spaltbarkeit gut erklärt werden. Die OH-Doppelschichten sind stabiler als die Cl-Doppelschichten, wie aus dem Verhalten gegenüber Mörsern und Wassereinwirkung zu erkennen ist.[8]

Eigenschaften

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Morphologie

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Koenenit bildet Krusten aus spitzen Skalenoedern und Rhomboedern[11], ferner rosettenförmige Aggregate aus tafeligen Kriställchen[19] sowie faserige Einschlüsse in anderen Salzmineralen.[9] Friedrich Rinne beschrieb die spitzen Skalenoeder als „in Steinsalz eingewachsene, etwa 1 cm lange, schlank spindelförmige Krystalle[11], bei denen es sich um das Skalenoeder {3141} handeln könnte.[20]

Darüber hinaus sind gesetzmäßige Einlagerungen (Epitaxie) von Koenenitschüppchen in Sylvin bekannt geworden. Dabei sind die Flächen des Basispinakoids {0001} des Koenenits parallel zu (h0l) des Sylvins angeordnet, wobei in der Lagerstätte Bergmannssegen (460-m-Sohle, Feld Hugo) (h0l) (104) zu entsprechen scheint. Daraus kann auch eine paragenetische Kristallisation geschlussfolgert werden.[16] Ferner wird von bevorzugter Anlagerung der „koenenithaltigen Tonsubstanz“ an Kieserit in Salzgesteinen (Carnallitite und Hartsalze) berichtet.[16]

Schließlich fanden sich in roten Carnallititen und auch in roten Sylviniten außerordentlich feinfaserige Substanzen, die meist von sechsseitig begrenzten Hämatit-Täfelchen begleitet werden. Die Fasern sind zwar einige hundertstel Millimeter lang, aber nur maximal 0,5 µm dick. Es handelt sich um Reste von Eisenbakterien der Gattung Leptothrix, die der Koenenit pseudomorph ersetzt hat, weswegen man hier von „Faserkoenenit“ spricht. Die Pseudomorphosierung scheint noch primär in der Mutterlauge direkt nach dem Absterben der Bakterien erfolgt zu sein, was möglicherweise durch die chemische Natur des röhren-fadenförmigen Gerüsts dieser Bakterien noch begünstigt wurde.[21][16]

Koenenit ist mechanisch extrem labil. Bereits durch leichtes Zerreiben tritt ein Teil des NaCl als selbständige kristalline Phase neben Koenenit auf. Unter ganz kurzer Wasserbehandlung oder bei erhöhter Luftfeuchtigkeit bildet sich ein Umwandlungsprodukt.[22][16]

Physikalische Eigenschaften

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Koenenit-Kristalle sind farblos, können aber auch blass-, gold- und honiggelb oder – ähnlich wie roter Carnallit – aufgrund von Einschlüssen aus durchscheinenden Eisenglanzschüppchen[11] auch tiefrot gefärbt sein.[9] Die Strichfarbe des Koenenits wird mit weiß angegeben.[10] Die Oberflächen des durchsichtigen bis durchscheinenden Koenenits zeigen auf Spaltflächen einen perlmuttartigen Glanz.[9] Koenenit besitzt eine diesem Glanz entsprechende geringe Lichtbrechung (ne = 1,550; no = 1,520)[5] und eine starke positive Doppelbrechung (δ = 0,030).[5] Robert Kühn gibt die Werte für die Lichtbrechung mit ne = 1,58 und no = 1,55 an – der Wert für die Doppelbrechung bleibt mit δ = 0,03 identisch.[16] Unter dem Polarisationsmikroskop ist der einachsig positive, gelegentlich anomal zweiachsige Koenenit im durchfallenden Licht rötlichbraun bis farblos und zeigt einen starken Pleochroismus von O = rotbraun nach E = farblos.[9]

Die Kristalle des Koenenits sind nach der Basis {0001} sehr vollkommen spaltbar. Er ist nicht spröde, sondern mild und weist aus diesem Grund auch keinen Bruch auf. Ähnlich wie bei Molybdänit sind dünne Blättchen des Minerals unelastisch biegsam.[9]Die Blättchen sind sehr leicht biegsam, sodass sie sich wie weiches Leder zerknüllen und bei vorsichtiger Behandlung auch wieder ausglätten lassen.[11]

Das Mineral weist eine Mohshärte von 1,5 bis 2 auf und gehört damit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich gut wie das Referenzmineral Gips mit dem Fingernagel ritzen lassen. Die gemessene Dichte für Koenenit beträgt je nach Autor 1,82 bis 2,08 g/cm³, die berechnete Dichte 1,82 g/cm³.[9] Robert Kühn gibt eine viel höhere Dichte von 2,146 g/cm³ an.[16]

Chemische Eigenschaften

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Durch kaltes H2O wird Koenenit teilweise ausgelaugt.[9] Durch heißes H2O und auch durch Ammoniumchlorid, NH4Cl, wird Koenenit zersetzt, indem Cl und Mg entfernt werden und eine poröse schuppige Pseudomorphose aus Al2O3·nH2O zurückbleibt.[23] Dünne Blättchen blättern in der Nähe der Flamme fächerförmig auf und verlieren ihre Farbe.[11]

Bildung und Fundorte

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Koenenit stellt eine typische Bildung mariner Evaporit-Lagerstätten dar, wo er in den tonigen Substanzen der Zechsteinsalze auftritt. Dabei sind zwei verschiedene Bildungen zu unterscheiden:[16]

  • primäre, syngenetisch-semisalinare Bildungen von Koenenit in Form von feinverteilten Kristallaggregaten hauptsächlich im Salzton und ähnlichen Gesteinen,
  • sekundäre, epigenetisch-semisalinare Bildungen in Nestern und auf Klüften, in Drusen und in Poren im Hartsalz, im Anhydrit oder ebenfalls im Salzton.

Begleitminerale sind Hämatit, Carnallit, Sylvin, Halit, Kieserit und Anhydrit.[9] Im Kaliwerk Glückauf Sarstedt fand sich der Koenenit auf Klüften des grauen Salztons mit glasklarem Anhydrit und etwas rotem Carnallit.[19]

Besonders reichlich hat sich Koenenit im Kaliwerk Hansa in Ronnenberg (siehe Fundorte) in einem 0,25 mm mächtigen Saum zwischen dem Blauen Salzton und eingewachsenen rötlichen Halitkristallen gefunden.[16]

 
Typlokalität des Koenenits: die Schachtanlage Justus (Wittekind) in Volpriehausen im Jahr 1906

Die Typlokalität des Koenenits ist das seit 1938 aufgelassene Kaliwerk Wittekind-Hildasglück (Koordinaten des Kaliwerks Wittekind-Hildasglück), Volpriehausen bei Uslar am Sollingrand, Landkreis Northeim, Niedersachsen, Deutschland. Das Bergwerk wurde um 1925 aufgelassen und ist nicht mehr zugänglich.

Weltweit konnte Koenenit bisher (Stand: 2023) an ca. 20 Fundorten nachgewiesen werden.[24][25][16] Dazu gehören neben der Typlokalität Kaliwerk Wittekind-Hildasglück ferner:

Robert Kühn[16] nennt als weitere Vorkommen für Koenenit den „Werra-Anhydrit“ von Osterode am Harz sowie Isselburg (Emsland).

Die Identifizierung von Koenenit in Bohrkernen aus der „Prairie Evaporite Formation“[9] sowie den „Esterhazy Potash Mines“ der Mosaic Company bei Esterhazy[31][32], beide in der Provinz Saskatchewan in Kanada, hat sich als falsch erwiesen.[5] Fundorte für Koenenit aus Österreich und der Schweiz sind damit unbekannt.[25]

Verwendung

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Koenenit ist aufgrund seiner Seltenheit ökonomisch praktisch bedeutungslos. Aus diesem Grund ist er jedoch ein bei Sammlern geschätztes und begehrtes Mineral.

Siehe auch

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Literatur

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  • Friedrich Rinne: Koenenit. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band 1902, 1902, S. 493–499 (rruff.info [PDF; 555 kB; abgerufen am 9. November 2023]).
  • Robert Kühn: Zur Kenntnis des Koenenits. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 1951, Nr. 1, 1951, S. 1–16.
  • Robert Kühn: Die chemische Zusammensetzung des Koenenits nebst Bemerkungen über sein Vorkommen und über Faserkoenenit. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 97, Nr. 1, 1961, S. 112–141.
  • Cornelio August Doelter: Koenenit. In: Handbuch der Mineralchemie von C. Doelter und H. Leitmeier. Band IV Dritter Teil. Haloidsalze, Fluoride, Edelgase, organische Verbindungen (Kohlen, Asphalt, Erdöl), Nachträge, Generalregister. 1. Auflage. Band IV. Springer, Berlin 1931, S. 369–371 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 492 (Erstausgabe: 1891).
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Commons: Koenenite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Rudolf Koechlin: IV. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. In: Mineralogische und petrographische Mitteilungen. Band 23, Nr. 1, 1904, S. 97, doi:10.1007/BF02996176.
  3. a b c Leonard James Spencer: Eighteenth list of new mineral names. In: Mineralogical Magazine. Band 28, Nr. 206, 1949, S. 731, doi:10.1180/minmag.1949.28.206.09 (englisch, cambridge.org [PDF; 983 kB; abgerufen am 18. November 2023]).
  4. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  5. a b c d e f g h i Koenenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Dezember 2023 (englisch).
  6. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 159 (englisch).
  7. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A–Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. a b c d e f g h Rudolf Allmann, Hans-Heinrich Lohse, Erwin Hellner: Die Kristallstruktur des Koenenits, eine Doppelschichtstruktur mit zwei inkommensurablen Teilgittern. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 126, Nr. 1–3, 1968, S. 7–22, doi:10.1524/zkri.1968.126.1-3.7 (rruff.info [PDF; 796 kB; abgerufen am 9. November 2023]).
  9. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Koenenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 57 kB; abgerufen am 9. November 2023]).
  10. a b David Barthelmy: Koenenite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. November 2023 (englisch).
  11. a b c d e f g h i Friedrich Rinne: Koenenit. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band 1902, 1902, S. 493–499 (rruff.info [PDF; 555 kB; abgerufen am 9. November 2023]).
  12. British Museum (Natural History): The Student’s Index to the Collection of Minerals. 27. Auflage. Trustees of the British Museum, London 1936, S. 21 (englisch).
  13. a b c Catalogue of Type Mineral Specimens – K. (PDF 226 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 9. November 2023.
  14. Typmineral-Katalog Deutschland – Aufbewahrung der Typstufe Koenenit. In: typmineral.uni-hamburg.de. Mineralogisches Museum der Universität Hamburg, abgerufen am 9. November 2023.
  15. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q Robert Kühn: Die chemische Zusammensetzung des Koenenits nebst Bemerkungen über sein Vorkommen und über Faserkoenenit. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 97, Nr. 1, 1961, S. 112–141.
  17. Minerals with Na–Mg–Al–Cl–O–H. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. November 2023 (englisch).
  18. a b Robert Kühn: Salzmineralien aus niedersächsischen Lagerstätten. In: Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover. Band 116, 1961, S. 115–142 (zobodat.at [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 18. November 2023]).
  19. a b c Otto Heinrich Erdmannsdörfer: Ueber Koenenit von Sarstedt. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Band 1913, 1913, S. 449–450 (zobodat.at [PDF; 487 kB; abgerufen am 19. November 2023]).
  20. Carl Hintze: Koenenit. 2MgCl2·3MgO·Al2O3·6H2O = Mg5Al2O6Cl4·6H2O. In: Handbuch der Mineralogie von Dr. Carl Hintze. Erster Band. Elemente – Sulfide – Oxyde – Haloide – Carbonate –Sulfate – Borate – Phosphate : Zweite Abtheilung. Oxyde und Haloide. 1. Auflage. Band 1. Veit & Comp., Leipzig 1915, S. 2569–2571 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Adelheid Müller, W. Schwartz: Über das Vorkommen von Mikroorganismen in Salzlagerstätten (geomikrobiologische Untersuchungen III). In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Band 105, Nr. 4, 1955, S. 789–802, doi:10.1127/zdgg/105/1955/789.
  22. Hans-Heinrich Lohse, Hans Burzlaff: Über Salze und Salzgesteine I. Röntgenographische Untersuchungen am Koenenit. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 1960, Nr. 4, 1960, S. 80–85.
  23. Charles Palache, Harry Berman, Clifford Frondel: Koenenite. In: The System of Mineralogy. of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana Yale University 1837–1892. 7. Auflage. II (Halides Nitrates, Borates, Carbonates, Sulfates, Phosphates, Arsenates, Tungstates, Molybdates etc.). John Wiley & Sons, New York 1951, ISBN 0-471-19272-4, S. 86–87 (englisch, Erstausgabe: 1892).
  24. Localities for Koenenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. November 2023 (englisch).
  25. a b Fundortliste für Koenenit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 9. November 2023.
  26. Ralf E. Krupp: Formation and chemical evolution of magnesium chloride brines by evaporite dissolution processes—Implications for evaporite geochemistry. In: Geochimica et Cosmochimica Acta. Band 69, Nr. 17, 2005, S. 4283–4299, doi:10.1016/j.gca.2004.11.018 (englisch).
  27. Thomas Driesner, Gerhard Stein: Lüneburg und seine Mineralien. In: Emser Hefte. Band 13, Nr. 2, 1992, S. 42.
  28. Michael Mertineit, Michael Schramm: Lithium Occurrences in Brines from Two German Salt Deposits (Upper Permian) and First Results of Leaching Experiments. In: Minerals. Band 9, Nr. 12, 2019, S. 766, doi:10.3390/min9120766 (englisch, mdpi.com [PDF; 5,8 MB; abgerufen am 9. November 2023]).
  29. Hans-Heinrich Lohse: Erfahrungen bei der röntgenographischen Identifizierung semisalinarer und nichtsalinarer Minerale der Salzlagerstätten. Dissertation. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 1958 (http://d-nb.info/982547722).
  30. Minghui Li, Maodu Yan, Zhengrong Wang, Xiaoming Liu, Xiaomin Fang, Jiao Li: The origins of the Mengye potash deposit in the Lanping–Simao Basin, Yunnan Province, Western China. In: Ore Geology Reviews. Band 69, 2015, S. 174–186, doi:10.1016/j.oregeorev.2015.02.003 (englisch).
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