Gene Sharp

US-amerikanischer Politikwissenschaftler

Gene Sharp (* 21. Januar 1928 in North Baltimore, Ohio; † 28. Januar 2018 in Boston[1]) war ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Gründer der Albert Einstein Institution, die sich mit Studien zur und der Verbreitung von gewaltfreien Aktionen beschäftigt.

Gene Sharp studierte an der Ohio State University, erwarb dort 1949 in Sozialwissenschaften den Bachelorgrad mit Magna cum Laude und 1951 den Master of Arts mit dem Thema „Nonviolence – eine soziologische Studie“. Während des Koreakriegs wurde er wegen zivilen Widerstands gegen die Wehrpflicht zu zwei Jahren Haft verurteilt und verbrachte neun Monate im Gefängnis, unterstützt von Albert Einstein. Zeitweise war er als Sekretär für A. J. Muste tätig, einen führenden amerikanischen Pazifisten. Zwischen 1955 und 1958 arbeitete er als leitender journalistischer Mitarbeiter bei Peace News, der Londoner pazifistischen Wochenzeitung. Anschließend studierte und forschte er in Oslo bei Arne Naess, der zusammen mit Johan Galtung aus Gandhis Schriften die Satyagraha-Normen gefiltert hat.[2] In Oxford promovierte er 1968 zum Doktor der Philosophie.[3]

Seit 1965 war er Forscher am Center for International Affairs der Harvard-Universität.[4] Ab 1972 hatte er einen Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Universität von Massachusetts in Dartmouth inne. 1983 gründete er die Albert Einstein Institution, die das Studium gewaltfreier Aktionen fördert.[5] Für das Einstein Institut reiste er legal und illegal in Länder, wo Widerstandsbewegungen von unten entstanden. So war er im Mai/Juni 1989 während der Tian’anmen-Proteste in Peking.[6]

2009 und 2012 wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.[4] 2011 entstand ein Dokumentarfilm „How to start a revolution“ über seinen globalen Einfluss, der mehrere Preise gewann.

Wissenschaftliche Bedeutung

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Sein bekanntestes Buch The Politics of Nonviolent Action (1973) liefert einen handlungsorientierten Ansatz zu Gewaltfreier Aktion.

Er hat ihre Methoden in folgende Untergruppen klassifiziert:

  • Gewaltfreier Protest und Überzeugung
  • Soziale Nichtzusammenarbeit
  • Wirtschaftliche Boykottaktionen
  • Streikaktionen
  • Politische Nichtzusammenarbeit
  • Gewaltfreie Intervention

Vgl. auch dazu die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Politikwissenschaftler Theodor Ebert, der die gewaltfreie Aktion (1968) in seiner Dissertation systematisierte.

Wirkungsmacht

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Petra Kelly hatte The Politics of Nonviolent Action in die DDR geschmuggelt und Gerd Poppe übergeben. Der Band II wurde Anfang 1989 in der Demokratischen Initiative in Leipzig rezipiert.

Konkreten Einfluss versuchte Sharp in Myanmar zu nehmen, wo 1992 seine Handlungsanweisungen für Befreiungsbewegungen From Dictatorship to Democracy verteilt wurden, die inzwischen in über 30 Sprachen übersetzt worden sind und 2012 in der 4. Auflage erschienen.

Sharps Theorien beeinflussten mehrere Befreiungsbewegungen in Osteuropa: Otpor in Serbien, Kmara in Georgien, Pora! in der Ukraine, KelKel in Kirgisistan und Subr in Belarus. Als sein Verbindungsmann zu diesen Bewegungen gilt der US-Oberst a. D. Robert Helvey. Auch die Initiatoren der Revolution in Ägypten 2011, die im Februar 2011 zum Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak führte, beriefen sich auf ihn.[7][8]

Eine der mit je 50.000 Euro dotierten Auszeichnungen des Alternativen Nobelpreises ging 2012 an Sharp. In der Begründung hieß es, seine Studien zum gewaltfreien Widerstand seien im Dschungel von Burma genauso angewandt worden wie auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Er hat auch Regierungen darüber beraten, wie man gewaltlosen Widerstand bei einer militärischen Invasion organisieren könnte.[9]

Veröffentlichungen

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  • A Typology of Non-violence, Periodical Mankind 12/1956, India
  • Which way To Freedom, Cardiff 1957, idem Auf anderen Wegen, Hamburg 1958
  • Tyranny could not quell them – How Norway's Teachers defeated Quisling during the Nazi Occupation … , London 1958
  • Gandhi Wields the Weapon of Moral Power, Ahmedabad 1960
  • The Politics of Nonviolent Action.
  • Social Power and Political Freedom. Boston 1978, ISBN 0-87558-093-9
  • Gandhi Faces the Storm. 1982, ISBN 0-85283-115-3
  • Making Europe Unconquerable. The Potential of Civilian-Based Deterrence and Defense. Cambridge 1983, ISBN 0-85066-329-6
  • National Security Through Civilian-Based Defense. 1985, ISBN 0-9614256-0-1
  • mit Ronald McCarthy & Brad Bennett: Nonviolent Action: A Research Guide. 1997, ISBN 0-8153-1577-5
  • mit Joshua Paulson u. a.: Waging Nonviolent Struggle: 20th Century Practice And 21st Century Potential. Boston 2005, ISBN 0-87558-161-7
  • From dictatorship to democracy: A conceptual framework for liberation. Albert Einstein Institution, 1993 (PDF; 882 kB)

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. Gene Sharp, advocate for nonviolent resistance, dies at 90 (englisch)
  2. Sharp, Gene, Gandhi Wields the Weapon of Moral Power, Ahmedabad 1960, S. X, XI
  3. Gene Sharp A biographical Profile. (Memento des Originals vom 17. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.peace.ca Canadian Centres for Teaching Peace.
  4. a b Ruaridh, Arrow, 21 Febr 2011: Gene Sharp: Author of the nonviolent revolution rule book, BBC.
  5. Kurzbiografie über Gene Sharp am Albert Einstein Institut
  6. Albert Einstein Institute: Nonviolent Sanctions, Vol 1 Issue 2 (Fall 1989)
  7. Protestbewegung in Ägypten – Revolution nach Plan, bei faz.net, 15. Februar 2011
  8. Wie man einen Diktator stürzt: Eine Anleitung auf 93 Seiten, bei tagesanzeiger.ch, 17. Februar 2011
  9. Alternativer Nobelpreis in Stockholm: Preis für Aktivistin und Wissenschaftler (Memento vom 29. September 2012 im Internet Archive), Tagesschau.de vom 27. September 2012