Ein Freistich ist nach DIN 509 eine Abtragung an einer rotationssymmetrischen Innenkante mit einer bestimmten Form und festgelegten Maßen, die dem eingesetzten Werkzeug bei der Fertigung den erforderlichen Freiraum gibt. Je nach Form kann ein Freistich auch dazu dienen, dem anliegenden Teil beim Zusammenbau den erforderlichen Freiraum zu geben. Dies ist nur nötig, wenn am Gegenstück kein genügend großer Radius oder keine ausreichend große Fase angebracht werden kann (Form E eignet sich hierfür nicht, da das Gegenstück noch immer einen Radius oder eine Fase benötigt).

DIN 509
Bereich Gestaltung rotationssymmetrischer Bauteile
Titel Technische Zeichnungen - Freistiche - Formen, Maße
Kurzbeschreibung: Vereinheitlichung der Innen- und Außenfreistiche bei Drehteilen und Bohrungen
Erstveröffentlichung August 1966
Letzte Ausgabe Dezember 2006
Freistich an einer rotationssymmetrischen Innenkante (Lichtkanten falsch dargestellt)

Dabei wird zwischen Freistichen für Wellen (Außenfreistich) und Naben (Innenfreistich) unterschieden.

Gewindefreistiche und -ausläufe sind in der Norm DIN 76 festgelegt.

Funktion

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  1. Der Freistich dient zum Schaffen von Freiräumen, welche als Auslaufzonen bei der Fertigung für Werkzeuge wie Drehmeißel und vor allem Schleifscheiben gebraucht werden.
  2. Der verwendete Radius reduziert zudem Spannungsspitzen, welche durch Absätze in der Drehkontur und deren Kerbwirkung entstehen.
  3. Als Funktionselement werden bestimmte Formen von Freistichen bei Zusammenbauten/Baugruppen benötigt, um das bündige Aufstecken von Gegenstücken zu gewährleisten, wenn an diesen Gegenstücken keine ausreichend großen Fasen oder Rundungen angebracht werden können. Außerdem kann durch diese Form die Passung leichter gefertigt werden, da der Passmeißel mehr Spielraum hat.

Normbezeichnung

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Genormt sind Freistiche in der DIN 509. In der Vorderansicht von Wellen werden Freistiche nicht dargestellt. Wenn nicht anders angegeben, haben Freistiche eine Rauheit von 3,2 µm.

Beispiel:

  • DIN 509 – F 0,6 × 0,3
    • DIN 509 – Norm für Freistiche
    • F – Kennbuchstabe für die Form des Freistichs
    • 0,6 – Radius des Einstichs
    • 0,3 – Tiefe des Einstichs

Freistichformen und deren Anwendung

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Die zwei meistverwendeten Formen des Freistichs sind E und F, alternativ finden aber auch G und H Verwendung. Die Formen A, B, C und D werden nicht mehr verwendet.

  • E – Radialeinstich, wenn nur die Mantelfläche zur Weiterbearbeitung benötigt wird, z. B. für das Außen- oder Innenrundschleifen
  • F – kombinierter Axial- und Radialeinstich für Fälle, in denen Mantel- und Planflächen geschliffen werden sollen, z. B. bei Lagerschultern für Wälzlager
  • G – kombinierter Axial- und Radialeinstich, welcher kleiner als Form F ist und dadurch eine höhere Kerbwirkung verursacht, aber platzsparender ist
  • H – kombinierter Axial- und Radialeinstich mit großem Radius zur Verkleinerung der Kerbwirkung