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Zerrspiegel, Streiflichter und Seitenblicke: Perspektiven der Byzantinistik heute
Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte
eBook-Reihen4 Titel

Das mittelalterliche Jahrtausend

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Über diese Serie

Mittelalter-Dämmerung? Die Begründungen der Eigenart, Reichweite und Dauer der Zeit zwischen Antike und Moderne sind unübersichtlich geworden. Der Blick zurück klärt, warum, und ermöglicht Orientierung.

Das »Mittelalter« – Gegenbegriff zur Moderne – hat im Zuge zunächst der Entnationalisierung, dann der Europäisierung und schließlich der Globalisierung der Erinnerungskultur seine traditionelle Legitimität verloren. Wie auf diese allmählichen Sinnverschiebungen im theoriebewussten Teil der zuständigen Fachwissenschaft, der Mediävistik, und über sie hinaus reagiert wurde, zeigt Ludolf Kuchenbuch in seinen dichten Kurzporträts von rund 40 einschlägigen Arbeiten, erschienen zwischen den 1960er und den 2020er Jahren. Er grenzt sich so von allein gegenwartsorientierten Debattenbeiträgen ab und profiliert die relevanten Initiativen und Positionen als Eigenleistungen, im Beziehungsnetz und im diskursiven Trend bis hin zur breitgefächerten aktuellen Meinungsfront. Prägnante Stichworte der Positionierungen: Langes Mittelalter, mittleres Jahrtausend, Sonderweg, Weltsystem, Christentümer, Alteuropa, Lateineuropa, Feudalisierung, Okzident, Eurozentrismus, Mediterraneum, Globalisierung, Eu(f)rasien, Kontinentalisierung, Peripherie, Konnektivität, Kovivialität, Denomination, Pfadabhängigkeit. Am Ende wagt Kuchenbuch eine komplexe eigene Positionierung.
SpracheDeutsch
HerausgeberWallstein Verlag
Erscheinungsdatum1. Feb. 2021
Zerrspiegel, Streiflichter und Seitenblicke: Perspektiven der Byzantinistik heute
Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte

Titel in dieser Serie (4)

  • Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte

    7

    Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte
    Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte

    Die Chancen und ideologischen Gefahren der Arbeit mit rezentem und altem Genommaterial am Beispiel der Völkerwanderung. Spektakulär sind die Fortschritte, die die Genomik in jüngster Zeit erreicht hat. Populationsgenetische Studien verwenden die Daten aus der heutigen Bevölkerung und beziehen diese auf vergangene demografische Vorgänge; doch auch altes Skelettmaterial wird für Deutungen der Vergangenheit herangezogen. Nicht nur die Fachwelt, sondern auch eine breite Öffentlichkeit erhofft sich dadurch neue Aufschlüsse über die Identität von Menschen in Gegenwart und Vergangenheit. Doch einige dieser Arbeiten laufen Gefahr, die Fehler eines Reduktionismus zu wiederholen, der in der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts dem Rassismus Vorschub geleistet hat. Der amerikanische Mittelalterhistoriker Patrick J. Geary sucht für seine Auswertung von Genomdaten der Völkerwanderung die Zusammenarbeit mit Archäogenetikern und stellt in seinem Essay grundlegende Fragen zur historischen Nutzung dieses Materials: Wie können Genomdaten so mit der bekannten schriftlichen Überlieferung verbunden werden, dass sich grundlegende historische Prozesse wie Migration und sozialer Wandel neu interpretieren lassen? Und kann auf dieser Grundlage unser Verständnis der jüngeren Vergangenheit vertieft werden? Patrick J. Geary erhielt 2019 mit seinem Team den höchstdotierten Zuschuss des European Research Council, um das frühe Mittelalter mithilfe interdisziplinärer Methoden zu erforschen. Wer sich über die Chancen, aber auch die Probleme der Historischen Genetik im Mittelalter informieren will, kann zur Zeit nichts Besseres als diese Schrift konsultieren.

  • Zerrspiegel, Streiflichter und Seitenblicke: Perspektiven der Byzantinistik heute

    9

    Zerrspiegel, Streiflichter und Seitenblicke: Perspektiven der Byzantinistik heute
    Zerrspiegel, Streiflichter und Seitenblicke: Perspektiven der Byzantinistik heute

    Weit mehr als ein Orchideenfach: Ein Essay über die neuesten Entwicklungen der Byzantinistik. Vor zwei Forschergenerationen hat Cyril Mango das Schrifttum der Byzantiner als "Zerrspiegel" bezeichnet und dessen historischen Aussagewert in Frage gestellt. Ein halbes Jahrhundert später gibt dies Anlass zur Reflexion über Entwicklungen von neuen Fragestellungen und neuen Methoden, auch im digitalen Bereich. Mit Metaphern aus der Optik als rotem Faden – wie Zerrspiegeln, Streiflichtern, Seitenblicken und blinden Flecken – blickt Claudia Rapp auf die jüngsten Entwicklungen der Forschungslandschaft zurück und wagt eine Bestandsaufnahme. Was steht im Mittelpunkt des Forscherinteresses und was wird auf diese Weise nicht oder nur sehr selektiv wahrgenommen? Wie hat die Byzantinistik von neuen Forschungsimpulsen in anderen Fachdisziplinen profitiert? Welche Erkenntnisse sind nur dann möglich, wenn das Augenmerk auf nicht-byzantinische Quellen gelenkt wird? Welche Rolle spielen die Entwicklung der akademischen Publikationskultur und die digitale Revolution in diesem Zusammenhang? Es wird deutlich, wie der verstärkte Dialog mit anderen Forschungsrichtungen die Byzantinistik auf neue Wege des Sehens gebracht hat.

  • Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz

    10

    Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
    Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz

    Über die Verbindung religiöser und rassistischer Diskriminierung. Das Konzept unterschiedlicher menschlicher »Rassen« sowie daraus resultierender Rassismus werden häufig als Erscheinungen der Moderne angesehen, die biologisches Wissen und biopolitisches Denken voraussetzten. Doch die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer biologischen Herkunft ist weitaus älter und lässt sich mindestens bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Wie lässt sich die lange Geschichte dieser kulturellen Grenzziehungen verstehen, und was lässt sich daraus für die heutigen Erscheinungsformen des modernen Rassismus lernen? Als international anerkannter Experte für die Geschichte jüdischer, christlicher und islamischer Kulturen verschränkt David Nirenberg in diesem Essay die Betrachtung von biologisch geprägter Diskriminierung und Verfolgung mit der religiösen Diskriminierung von Menschen. Am Beispiel der kastilischen Christen im 14. und 15. Jahrhundert sowie der muslimischen Almohaden in Nordafrika im 11. und 12. Jahrhundert zeigt er, wie unterschiedliche religiöse Kulturen Konzepte hervorbrachten, die bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu moderner rassistischer Diskriminierung aufwiesen. Damit fragt er letztlich nach der Geschichte einer Verbindung von kulturellen Konzepten der Ähnlichkeit und Differenz mit Ideen der biologischen Reproduktion.

  • Welches Jahrtausend brauchen wir?: Zum Für und Wider des »Mittelalters« als Epoche

    11

    Welches Jahrtausend brauchen wir?: Zum Für und Wider des »Mittelalters« als Epoche
    Welches Jahrtausend brauchen wir?: Zum Für und Wider des »Mittelalters« als Epoche

    Mittelalter-Dämmerung? Die Begründungen der Eigenart, Reichweite und Dauer der Zeit zwischen Antike und Moderne sind unübersichtlich geworden. Der Blick zurück klärt, warum, und ermöglicht Orientierung. Das »Mittelalter« – Gegenbegriff zur Moderne – hat im Zuge zunächst der Entnationalisierung, dann der Europäisierung und schließlich der Globalisierung der Erinnerungskultur seine traditionelle Legitimität verloren. Wie auf diese allmählichen Sinnverschiebungen im theoriebewussten Teil der zuständigen Fachwissenschaft, der Mediävistik, und über sie hinaus reagiert wurde, zeigt Ludolf Kuchenbuch in seinen dichten Kurzporträts von rund 40 einschlägigen Arbeiten, erschienen zwischen den 1960er und den 2020er Jahren. Er grenzt sich so von allein gegenwartsorientierten Debattenbeiträgen ab und profiliert die relevanten Initiativen und Positionen als Eigenleistungen, im Beziehungsnetz und im diskursiven Trend bis hin zur breitgefächerten aktuellen Meinungsfront. Prägnante Stichworte der Positionierungen: Langes Mittelalter, mittleres Jahrtausend, Sonderweg, Weltsystem, Christentümer, Alteuropa, Lateineuropa, Feudalisierung, Okzident, Eurozentrismus, Mediterraneum, Globalisierung, Eu(f)rasien, Kontinentalisierung, Peripherie, Konnektivität, Kovivialität, Denomination, Pfadabhängigkeit. Am Ende wagt Kuchenbuch eine komplexe eigene Positionierung.

Autor

Claudia Rapp

Claudia Rapp is Associate Professor of History at the University of California, Los Angeles. She is the coeditor of Elites in Late Antiquity (2000) and Bosphorus: Essays in Honour of Cyril Mango (1995).

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