Liebe, Lügen, Lichterglanz: Winterroman
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Über dieses E-Book
Luisa liebt Weihnachten. Um ihre Familie finanziell zu unterstützen, beginnt sie bei Nikolaus & Sohn zu arbeiten, einem Unternehmen für Weihnachtsprodukte, das mehr auf Gewinn als auf Weihnachtsfreude setzt. Sie erhält den Auftrag, den Juniorchef Ben zurückzuholen, der sich in ein abgelegenes Dorf abgesetzt hat.
Das Problem: Ben hasst Weihnachten. Mit einer Gruppe Gleichgesinnter plant er, fernab von allem Weihnachtlichen eine alte Werkstatt zu restaurieren. Luisa schließt sich der Gruppe an, die nicht erfahren darf, dass sie im Auftrag der Firma handelt.
Anfangs fühlt sie sich unwohl, doch nach und nach lernt sie die Gruppe und ihre Geschichten kennen. Sie findet Gefallen an dem gemeinsamen Projekt – und an Ben. Doch wie soll sie ihre wachsenden Gefühle mit ihren wahren Absichten in Einklang bringen?
“Liebe, Lügen, Lichterglanz” von Alexandra Fabisch ist ein humorvoller Liebesroman über weihnachtliche Geheimnisse und unerwartete Gefühle.
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Buchvorschau
Liebe, Lügen, Lichterglanz - Alexandra Fabisch
Kapitel 1
6. Dezember vor zwanzig Jahren
Die Hand meines Vaters, noch schwach vom Schlaganfall, streicht liebevoll über die blankgeputzten Backformen. Unsere kleine Konditorei liegt im stillen Dunkel, draußen tanzen Schneeflocken im hellen Lichterglanz. Ich drehe das Türschild auf ›Geschlossen‹, ein allerletztes Mal. Die Endgültigkeit dieser Geste drückt mir die Luft ab. Meine Mutter schluchzt leise, ich höre ihre Träume bersten.
Die Konditorei war ihr Leben wie auch meines. Ich bin in dem kleinen Eckgeschäft mit der gemütlichen Backstube aufgewachsen, inmitten von Teigschüsseln und Vanilleduft. Meine Eltern hatten nie viel Zeit für mich, dafür umso mehr Liebe. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mit meinem Vater zuckersüße Mäuse buk. Mit Zipfelmütze, Stiefeln und Jutesack. Ich durfte das Schnäuzchen und die Ohren mit Schokolade verzieren. Obendrauf kamen bunte Streusel. Exakt so hatte ich sie skizziert, die Zutaten sorgfältig berechnet und meine Eigenkreation dann meinen Eltern vorgestellt: die Nikomäuse. Sie waren der Renner! Besonders die Kinder liebten sie, allen voran mein Bruder und ich.
Ich hatte eine schöne Kindheit. Doch die ist jetzt vorbei.
Der Druck auf meiner Brust wird unerträglich, es ist, als würde ich zusammen mit der Konditorei begraben. Gedankenverloren streiche ich über das glatte Holz des Verkaufstresens, an dem ich oft gesessen und gemalt habe. In den letzten Monaten stand ich jeden Nachmittag dahinter und half meiner Mutter, während mein Vater in der Reha wieder laufen lernte. Sein Schlaganfall hat uns alle hart getroffen. Das Hoffen und Bangen um sein Leben, dazu die Arbeit in Laden und Backstube. Meine Mutter hat in dieser Zeit kaum eine Nacht geschlafen, bis heute nicht. Im letzten Licht des Tages sieht sie aus wie ein Schatten, der kurz davor ist, sich gänzlich aufzulösen. Mein Vater nimmt sie in den Arm, mit dem anderen stützt er sich auf seinen Gehstock. Ich spüre, wie groß ihre Liebe ist. Gleichzeitig sehen die beiden so zerbrechlich aus. Mein Herz läuft über, Tränen rinnen heiß meine Wangen hinunter.
Ich wische sie weg und richte mich auf.
Von nun an muss ich die Starke sein. Ich werde meine Familie unterstützen, für sie da sein, wo ich kann, für immer.
Mein Bruder stürmt zur Tür herein, eiskalte Winterluft fegt durch den Laden. Ich atme tief durch und fange den kleinen Wirbelwind auf.
»Hey, du Weihnachtswichtel!« Ich bremse ihn und zupfe die rote Pudelmütze von seinem Kopf. Seit ich denken kann, passe ich auf Tom auf, spiele mit ihm und halte ihn von den Sorgen der Großen fern. Er ist nur drei Jahre jünger als ich, aber heute fühlt es sich an, als lägen Welten zwischen uns. Ich bin über Nacht erwachsen geworden.
Obwohl mir nicht danach ist, setze ich ein unbeschwertes Lächeln auf und kitzele ihn mit der nassen Bommel an der Nase.
»Lass das!«, beschwert er sich. Seine blauen Augen glänzen hell wie Sterne, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er aufregende Neuigkeiten hat, die er sofort erzählen muss.
»Ich weiß jetzt, was ich mir zu Weihnachten wünsche: Ein Offroad-Skateboard!«, platzt er prompt heraus. »Die Dinger sind ultracool.«
Und teuer. Das weiß ich von meiner Freundin, sie hat so eins.
»Das geht nicht«, sage ich leise und hoffe, dass meine Eltern es nicht hören.
»Aber es ist mein einziger Wunsch«, protestiert Tom.
»Er ist zu groß.«
»Wir schauen mal, okay?«, sagt meine Mutter und klingt dabei noch bedrückter als zuvor.
Tom nickt unsicher. Er spürt, dass etwas nicht stimmt. Freiwillig geht er hoch in unsere Wohnung, um Hausaufgaben zu machen. Dass wir umziehen werden, weiß er noch nicht. Ich habe Angst, wie er darauf reagieren wird. Ich selbst habe zwei Nächte durchgeweint, jetzt habe ich es akzeptiert. Was habe ich auch für eine Wahl? Man kann sich im Leben nicht alles aussuchen, sagt meine Mutter – viel zu oft in letzter Zeit. Die Resignation in ihrer Stimme macht mich fertig. Ich wünsche mir so sehr, dass sie wieder glücklich ist. Nur, wie soll das gehen?
Morgen kommt der Makler, er hat eine ebenerdige, behindertengerechte Wohnung nicht weit von hier gefunden. Im Tausch gegen unser Zuhause.
Eine Welle der Verzweiflung erfasst mich. Alles ist kaputt. Nichts wird mehr sein, wie es war.
Mein Blick fällt auf den Lichterbaum, der auf dem Platz vor unserem Haus steht. Kinder fangen Schneeflocken mit ihren Zungen, der Duft geschmolzener Schokolade zieht aus der Backstube zu mir herüber. Meine Mutter kocht Trostkakao, dunkel und süß, mit Sahne und Streuseln.
Nicht alles wird sich ändern, denke ich. Weihnachten bleibt. Eine Zeit der Träume.
Und ich werde dafür sorgen, dass sie wahr werden.
Das Telefon klingelt, es ist meine Freundin. Sie möchte sich mit mir und ein paar anderen auf dem Weihnachtsmarkt treffen. Ich sage ihr ab. Denn ich will mir einen Job suchen. Tom wird sein Skateboard bekommen. Und meine Eltern neue Hoffnung.
Kapitel 2
6. Dezember, heute
Es ist kurz vor sieben. Schneeregen klatscht gegen das Fenster, im Radio laufen Weihnachtssongs. Ich singe leise mit, während ich meine schulterlangen Locken hochstecke. Sie sind schokobraun wie meine Augen. Die Lippen schminke ich weihnachtsapfelrot. Übermütig schmeiße ich meinem Spiegelbild einen Luftkuss zu. Die Schneeflocken-Stecker an meinen Ohren glitzern im Lichterkettenschein. Jetzt fehlt nur noch die Bluse mit dem Zuckerstangen-Print.
Meine Weihnachtsliebe ist ungebrochen. Es ist eine magische Zeit, in der alles möglich scheint.
Natürlich ist mir klar, dass Wünsche sich nicht von selbst erfüllen. Man muss hart dafür arbeiten. Und realistisch bleiben.
In den vergangenen Jahren konnte ich viele kleine Träume für meine Familie verwirklichen. Ein Auslandssemester für meinen Bruder Tom, ein komfortables Auto für meine Eltern, einen Urlaub in der Sonne für uns alle.
Heute, endlich, wird mein eigener großer Weihnachtswunsch wahr, heute ist mein erster Arbeitstag bei Nikolaus & Sohn, der Traditionsfirma für handgefertigte Weihnachtsartikel. Ich werde ab jetzt jeden Tag, das ganze Jahr über, Weihnachten feiern. Ist das nicht traumhaft?
Ganz so romantisch ist mein Job natürlich nicht, ich bin für die internationale Strategie des Unternehmens zuständig. Ein typischer Managerposten, recht nüchtern und vor allem zahlenlastig. Trotzdem wird es etwas ganz Besonderes sein, sich um niedliche Holzengel und opulente Christbaumkugeln zu kümmern.
Seit ich ein Kind bin, kann ich vom Weihnachtszauber einfach nicht genug bekommen. Ich bin verrückt nach Kerzenschein und Tannengrün, Märchenfilmen und Lebkuchenherzen. Und weil ich die schönste Zeit des Jahres seit meinem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre meist in unpersönlichen Büroräumen verbracht habe, fange ich schon im August mit der Adventszeit an. Ich backe Haselnussplätzchen und dekoriere meine Dachgeschosswohnung mit Leuchtsternen und Glitzerkugeln. Damit ich in den wenigen Stunden zuhause ganz viel Weihnachtsatmosphäre tanken kann.
Aber in diesem Jahr wird alles anders. Kein nerviges Herumreisen zu Klienten, keine Übernachtungen in monotonen Hotelzimmern. Ich kann mich abends nach der Arbeit auf meiner geliebten Couch einkuscheln, romantische Serien gucken und heißen Kakao schlürfen. Und tags kümmere ich mich um süße Weihnachtswichtel und Schneeflocken aus Stroh. Nikolaus & Sohn steht seit über hundert Jahren für hochwertige Weihnachtsdekoration, und ich werde ab heute Teil dieser Erfolgsgeschichte sein. Luisa West, die neue rechte Hand der Geschäftsführung, bestehend aus Kornelius Nikolaus, dem Senior, und Ben Nikolaus, seinem Sohn. Zunächst für sechs Monate. Der Seniorchef schenkt einem nichts, nicht mal die Probezeit. Bin gespannt, wie ich mit ihm zurechtkomme. Er wirkt etwas direktiv, diplomatisch ausgedrückt. Seinen Sohn habe ich noch nicht kennengelernt, er war bei meinem Bewerbungsgespräch nicht da. Hoffentlich kommt er nach seiner Mutter.
Jedenfalls, wenn es gut läuft, gibt es eine feste Anstellung und das ganze Jahr über Weihnachten für mich. Ich darf es bloß nicht vermasseln.
Aber was soll schon passieren? Ich bin ein Vollprofi, darum habe ich den Job auch bekommen.
»Lasst uns froh und munter sein«, summe ich in meine Kaffeetasse, nehme einen letzten Schluck, stelle sie beiseite und streife meinen Mantel über. Er ist nagelneu, ein sündhaft teures Schmuckstück, das ich mir zum Jobantritt gegönnt habe. Wie eine Prinzessin auf dem Weg zur Hochzeit schreite ich in den jungen Morgen.
Normalerweise nehme ich den kürzesten Weg zur Arbeit und erledige nebenher erste Telefonate. Zeit ist kostbar, die Uhr läuft schnell. Wer mithalten will, muss Gas geben.
Heute jedoch genehmige ich mir einen Abstecher in die Bäckerei. Die Zimtschnecke schmeckt himmlisch, fast wie die meiner Mutter. Ich genieße den saftigen Teig, den Lichterglanz in den Schaufenstern, und danke dem Universum dafür, dass Nikolaus & Sohn expandieren wollen.
Als ich den Firmensitz, ein Fachwerkhaus mitten in der Altstadt, erreiche, bekomme ich Herzklopfen. Ehrfürchtig betrachte ich den Messingweihnachtsmann über dem Eingang. Wie oft bin ich hier vorbeispaziert und habe gehofft, dass irgendwann ein passendes Stellenangebot für mich dabei ist. Immer wieder habe ich die Webseite durchstöbert, ohne Erfolg. Doch dann, vor vier Wochen, ich buk gerade Vanillekipferl, kam die E-Mail von einem Headhunter.
Am liebsten hätte ich meinem Lebenslauf einen selbstgebastelten Weihnachtsengel beigefügt. Stattdessen habe ich alle Daumen und sogar die Großzehen gedrückt, dass sie sich für mich entscheiden. Was soll ich sagen: Es hat geklappt! Und jetzt stehe ich hier. Meine Hand zittert etwas, als ich die kunstvoll verzierte Klinke drücke und die schwere, alte Holztür aufschiebe.
Jetzt wackeln sogar meine Knie, ich bin aufgeregt wie vor meinem allerersten Date. Dabei berate ich seit Jahren börsennotierte Unternehmen, Nikolaus & Sohn gehören bisher nicht dazu, noch nicht. Ich werde das ändern. Deshalb bin ich hier.
»Willkommen«, begrüßt mich eine rundliche Frau am Empfangstresen und stellt sich mir mit Vornamen vor – sie heißt Petra. Ihr Lächeln ist warmherzig, an ihren Ohren baumeln kleine Christbaumkugeln. Wir sind auf einer Wellenlänge, das lässt mich aufatmen.
Petra, ich schätze sie auf Ende Fünfzig, zeigt mir die Garderobe und führt mich dann herum. Sie ist meine Ansprechpartnerin für Geschäftsreisen, von denen ich möglichst wenig machen will, sie organisiert Firmenevents und hilft im Sekretariat aus.
»Es gibt eine Menge zu tun«, sagt sie, während wir aus dem Fahrstuhl steigen. »Der Chef kann es kaum erwarten, dass Sie loslegen.«
»Geht mir genauso«, erwidere ich und sauge die besondere Atmosphäre des Gebäudes auf. Fast komme ich mir vor wie in einem Museum. In dezent beleuchteten Vitrinen stehen Kurrenden und Holzpyramiden, jede für sich ein Kunstwerk. Ich kann mich an den zartgoldenen Engelsflügeln und niedlichen Eichhörnchen nicht sattsehen. Ein Seufzer des Entzückens kommt mir über die Lippen. Das wird das beste Weihnachten aller Zeiten! Und es wird nie enden.
Wenn ich es schaffe, die Umsätze zu verdoppeln.
Plötzlich werde ich nervös. Ob es mir wohl gelingt?
Bisher habe ich Versicherungen, Energieerzeuger, Hautpflegeunternehmen und eine Wurstfabrik beraten. Ich liebe meinen Beruf und bin gut darin. Kreativ, zielstrebig und durchsetzungsstark, so werde ich von meinen Klienten oft beschrieben. Kurz: Ich schaffe Probleme aus der Welt, die sonst keiner anpacken mag.
Nur, kann ich das auch, wenn das Produkt Weihnachten heißt? Ist es möglich, Besinnlichkeit und Nächstenliebe mit Gewinnmargen und Marktanteilen zu vereinen?
Zwar bin ich keine große Kirchgängerin, aber Weihnachten ist nicht irgendein Fest, es ist heilig. Für mich ist es eine Insel im rauen Meer des Seins, ein Zufluchtsort, in dem alles warm und watteweich ist. Ich weiß, ich bin in diesem Punkt hoffnungslos verträumt.
Besser, ich mache mir darüber nicht allzu viele Gedanken. Produkt ist Produkt. Ob nun Wurst oder Weihnachtsengel. Und der Engel von Nikolaus & Sohn wird auf der Spitze eines jeden Baumes sitzen, dafür werde ich sorgen.
»Bevor es losgeht, trinken wir eine heiße Schokolade. Was meinst du?«, unterbricht Petra meine Überlegungen.
Damit bin ich sehr einverstanden.
Wir nehmen den Durchgang zum Innenhof. Er ist überdacht, in der Mitte steht ein Christbaum, drum herum naturbelassene Holzbänke und ein Stand wie auf dem Weihnachtsmarkt. Meine Augen beginnen zu leuchten: Sieht das herzig aus!
»Zwei Kakao mit Kardamom und Sahne«, bestellt Petra.
Ich kann mein Glück kaum fassen.
»Himmel auf Erden, ist der gut«, entfährt es mir, als ich den ersten Schluck nehme. Ich steuere eine der Holzbänke an, um diese Köstlichkeit in Ruhe zu genießen, aber Petra möchte mir rasch noch mein Büro zeigen, bevor ich zum ersten Meeting mit dem Senior muss. Also schlendern wir zurück ins Hauptgebäude und rauf in die Chefetage.
»Hier ist es.« Petra deutet auf einen Raum mit der Bezeichnung ›2.4., Besprechung‹. Zeitgleich öffnet sich eine Tür am Ende des Gangs.
»Denk über meinen Vorschlag nach. Lizenzprodukte sind beliebt, vor allem bei den Kindern. Ben wird mir da zustimmen«, säuselt eine Stimme. Sie gehört einer rothaarigen Schönheit, die kurz darauf an uns vorbeirauscht, stoppt, sich gekonnt auf ihren hochhackigen Schuhen umdreht und mich mit ihren eisblauen Augen von oben bis unten mustert. Ihr Blick bleibt an meiner Zuckerstangenbluse hängen, eine Augenbraue hebt sich, ihr Mund verzieht sich spöttisch, offensichtlich hält sie mich für verkitscht und folglich inkompetent.
Das fängt ja gut an. Ich ignoriere diese nonverbale Ohrfeige und setze ein professionelles Lächeln auf. Sie erwidert es nicht.
Petra räuspert sich. »Darf ich vorstellen: Luisa West, unsere neue Strategieexpertin. Luisa, das ist …«
»Ann-Kristin von Unna«, fällt der Rotschopf Petra ins Wort. »PR und Marketing.«
»Freut mich«, lüge ich und reiche ihr die Hand. Sie nimmt sie nur flüchtig und deutet dann mit ihrem makellos manikürten Zeigefinger auf meinen Kakaobecher.
»An Ihrer Stelle würde ich als Erstes diese Schokolade abschaffen. Überflüssige Kosten und Kalorien.«
»Vielen Dank für die Anregung«, erwidere ich kühl. Ich bin es gewohnt, dass jeder und jede eine Meinung hat, was zu tun ist. Meist ohne Faktenbasis. Darauf lasse ich mich nicht ein. »Ich mache mir gern selbst ein Bild –«
Petra fällt mir hitzig ins Wort, ihre Wangen glühen: »Den Kakaostand hat Firmengründer Wilhelm Nikolaus eingeführt. Diese Tradition kann man nicht einfach wegrationalisieren!«
Ich lege ihr beruhigend die Hand auf den Arm, ich habe nicht vor, die Schokolade zu streichen. Ebenso wenig wie Arbeitsplätze.
Das gehört aber nicht in ein Flurgespräch, schon gar nicht, bevor ich überhaupt angefangen habe, meine Arbeitsfelder zu erkunden.
Doch Ann-Kristin lässt nicht locker. »Mit Gefühlsduselei gehen wir im globalen Markt unter, Petra. Am Ende hast du weder Kakao noch einen Job.« Ihre makellosen Zähne blitzen, sie erinnert mich an eine Raubkatze, die mit einer Maus spielt, kurz bevor sie sie verschlingt.
Ich lege mich fest: Ich mag sie nicht. Demonstrativ trinke ich einen großen Schluck Schokolade und springe Petra bei: »Sie werden mir jedoch zustimmen, Frau von Unna, dass