Gedanken: sind frei
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Über dieses E-Book
Es darf angenommen werden, dass die geschilderten Szenen und insbesondere gewisse Texte den Weg in jene staatlichen Behörden gefunden haben, welche darüber vermutlich hocherfreut jubeln werden.
Herwig Baumgartner
Der Autor kennt aus eigener persönlicher Erfahrung die meisten der geschilderten Orte und Fakten. Einerseits aus seinen beruflichen, andererseits aus privaten Reisen und Erlebnissen. Auf den letzten Seite des Buches stehen nähere Verweise für jeden, der sich weiter und detaillierter darüber informieren möchte.
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Buchvorschau
Gedanken - Herwig Baumgartner
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Die Studie
Der Job
Die Recherche
Das Team
Der Report
Die Freiheit
Epilog
Prolog
Nein, er würde es nicht mehr darauf ankommen lassen. Er war doch so klug, dass er das Feuer scheute, jenes, das in seinem Inneren aufflammte, wenn er sie sah. Die schlanke Blondine, Brünette oder Schwarze mit den großen Augen und sportlich-athletischen Beinen, mit ihren erotisierenden Bewegungen, wenn sie wie ein rassiges Raubtier durch die Gassen zog. Mochte ja sein, dass sie gerade auf ihn gewartet hatte, wenngleich dies jedoch kaum zu erwarten wäre. Wer weiß schon, was sich wirklich im Herzen eines fröhlichen Täubchens abspielt, das einem potentiellen Galan nicht abweisend gegenübersteht.
Reife, saturierte Männer, das lieben alle jene einfachen Mädel über dreißig, die nach mehreren nicht gerade beeindruckenden Beziehungsversuchen entdeckt haben, dass sie viele Prinzen küssen müssen, bis sich einer nicht in einen Frosch verwandelt. Außerdem bieten gerade die gereiften Herren Erfahrung und gelebte Toleranz, nicht zu schweigen von jenen Übungen zwischen den Laken, von denen ein junger Hengst in Sachen angewandter Kür kaum zu träumen vermag. Echte Perlen im Land der falschen Egos weisen in der Regel eben ein gesetzteres Alter auf.
War er so weit, es drauf ankommen zu lassen? Sie war in seine Nähe geschlendert, suchte gerade im Schokoladenregal nach etwas eher Kalorienärmeren, wie es ihm schien. Der Blick in ihren Einkaufswagen bestätigte eindeutig, sie war eine Single, wie sie im Buche steht und vor allem keine ‚Zwei-Apfel-ein-Joghurt-Tante‘, die sich vegan ernährt und keine wahre Fleischeslust kennt.
Da lächelte ein herzhaftes Steak aus der Plastiktüte des hauseigenen Fleischers, schien bestens abgehangen, mindestens vier Wochen lang. Begleitet von einem Netz mit großen Ofenkartoffeln, Crème double und frischen Kräutern aus der Gartenecke. Sie konnte also kochen und hatte sichtlich keine Scheu vor Genuss ohne Reue, wenngleich nach ein paar Sekunden auf den Lippen alles großartig Mundende dann lebenslang die Hüften polstern könnte. Die waren übrigens zum Anbeißen und ganz schön üppig, boten einen wahren Halt für das Gourmet-Auge und ließen in ihrem Zentrum den Nadir männlicher Sehnsüchte im Geist des Eros ahnen. Das Heck schien kurvig und stabil trotz eleganter Formen, weshalb er es nicht aus den Augen verlieren wollte, als sie den Wagen vorbeischob. Keinen Fertigpudding oder sonst etwas an Industriezuckerwaren konnte er erblicken, sondern Beeren, Sahne und Nüsse, was daraus hindeutete, dass sie ihre Desserts hausgemacht liebte. Honig und Rohrzucker sammelten sich in einer Ecke. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er an diverse Rezepte und Möglichkeiten dachte.
Das Schrecklichste an seinen Gedanken war jedoch, dass er sich nicht wieder zum Bankomat-Onkel missbrauchen lassen wollte, der für ihre Kost und Logis fleißig spenden solle, während die Gute ihn an der langen Leine verhungern ließ und üblicherweise auf üppigeren Wiesen Hunger und Durst stillte, ihn darben hieß in seiner Anbetung. Das mit seinen Eheerfahrungen und seinem Blick für das Wesentliche! Warum betrachteten ihn die holden Maiden immer wie Leslie Caron einst Fred Astaire als ihren Daddy Longlegs, fühlten sich wie die Primaballerina und führten sich vor allem bald so auf, nachdem sie ihn in ihrem festen Griff vermuteten?
Warum sollte er wieder im Gefühl leben, sie vor den bösen Verführern retten zu müssen, sie ehelichen und ihr ein trautes Heim bieten? Dabei hatten so viele, auch gute Freunde, ihm immer wieder erfolglos abgeraten. Was soll’s, er liebte eben festliche Hochzeiten, die Trauungen und das ganze Drum und Dran. Noch besser wäre es gewesen, hätten nicht alle über seine Naivität gelästert, jetzt auch die neuen Schwiegereltern unterhalten zu dürfen, neben den Geschwistern der Braut. Was sollte er auch mit seinem schwer erarbeiteten Vermögen Besseres tun, als sich um seine engste Familie zu kümmern, ihnen ein geruhsames Leben zu ermöglichen?
Schließlich sollten die sich auch auf einem behaglichen Level fühlen, dauernd, damit sie nicht klagen müssten. Dazu zwangen ihn allein schon sein Ehrgefühl, sein Blick für soziale Rechte und seine erworbene Anständigkeit. Schließlich gab es kaum etwas Berauschenderes im Ehebett als die erklärte Zufriedenheit der ganzen Familie, die sich durchaus lohnte. Genau das bedeutete ihm sein Juwel: Der neue Glanz in seiner Hütte, die Befriedigung seiner elitären Wünsche. Doch, was machte er in diesem Billa-Markt und wozu starrte er der Kallipyge, dieser modernen Aphrodite im Minirock, auf die unübersehbaren Reize?
Schwer seufzend schob er in manierlicher Distanz seinen Einkaufswagen hinter ihr her, folgte ihrem Pfad zu den Toilette-Artikeln und ergänzte seinen eigenen Bedarf an Windeln. Wieder starrte er nach vorne auf das geteilte Glück, da tippte ihm einer auf die Schulter:
„Tagträume, Herr Baumeister? Na, wie geht‘s Ihnen heute?"
Sprachlos starrte Richard seinem Geschäftspartner in die schmunzelnden Augen.
Immer diese Entscheidungen! Noch dazu zwischen zwei Männern, jeder für sich ein Musterknabe im Verhalten, strikt nach Mamas Lehrbuch. Archie und Charlie, der Eine knackig und eher frisch, der Andere schon sehr reif und erfahren in seinen harmonischen Bestrebungen, wahren Kompositionen seines persönlichen Ausdrucks. Nannte er sie nicht Donna Lee und hatte ihr eine Melodie gewidmet? Der veritable Frischling hingegen hatte etwas Aufregendes an sich, das ihren Bauch zittern ließ, dort Regungen hervorrief, die sie nicht mehr gesittet unter Kontrolle halten konnte.
Langsam bereitete sie das Abendessen zu, schnippelte Speck in kleine Würfel, dazu den Lauch und das restliche Gemüse. Beim Anblick der angeschwitzten Zwiebeln, glasig aus dem Topf schimmernd, überkam sie der Gedanke an das, was an diesem Abend vor ihr lag. Diese wichtige Entscheidung zur Begleitung zum festlichen Dinner.
Das zusammengestellte Potpourri, gedünstet in Grenache Gris, einem üppigen, fruchtbetonten Wein mit Kirscharoma aus dem Roussillon, aus der Languedoc, füllte sie in die vorbereiteten Dinkel-Mehl-Palatschinken, die ihr so dünn wie Crêpes gelungen waren. Sie stopfte sie mit den Gaben der Natur, schichtete diese dünnen Röllchen in die vorgefettete rechteckige Backform aus Pyrex, einem Borsilikat-Glas. Obendrauf hobelte sie noch etwas Schweizer Gruyère, der ein zusätzliches, würziges Aroma garantieren sollte.
Liebe geht durch den Magen, besonders bei reiferen Männern. Lohnte sich das Ganze überhaupt? Na gut, auch Jüngere haben heutzutage kaum jemanden, der ihnen selbstgekochtes und taugliches Futter hinstellt, statt Fertiggerichte von Pizzadienst, Dönerbude oder Mac anzubieten. In der Hoffnung auf eine gleichwertige Belohnung wie für ein 5-Gänge-Menü im Steirereck.
„Männer!"
Verächtlich schabte sie noch Flocken von der Irischen Butter und streute sie mit gehacktem Schnittlauch auf die Käseschicht, um die heiße Pastete zu gratinieren, also knusprig zu überbacken. Echte Kerle wollen Cholesterin-Bomben als Nahrung, dann laufen sie zu Höchstleistungen auf, auch im gesetzteren Alter. Wer weiß das besser, als ein reifer Engel über dreißig? Nicht dass sie es drauf anlegen würde, doch wozu ist man schon Frau? Jeder erwartet feminines Gebaren. Zierliche Teller mit veganem Fraß vertreiben echte Naturburschen von Tisch und Bett.
Seufzend begann sie sich selbst zu analysieren. Es war entlarvend, dass sie sich überhaupt solche Fragen stellte. Gleichzeitig bereitete sie alles vor, den Tisch rückte sie vor den Flat-Screen-TV, sodass man beim Essen darauf starren konnte. Die Lautsprecher der Stereoanlage waren bereits angeschlossen. Alles war bereit, bis auf die langsam fertiggarenden Speisen. 20 Uhr nahte in Windeseile und sie stellte Sekunden vorher die aromatisch duftende Backform auf das Rechaud am Tisch.
Das gute Service arrangierte sie und dazu das gravierte Silberbesteck. Schließlich soll man Feste feiern, wie sie fallen und sie hatte normalerweise kaum Gelegenheit dazu. Auch eine Kerze durfte es sein, denn schließlich gönnt man sich ja sonst nichts. Flackernd im silbernen Kerzenhalter der Großmutter, den sie so liebte, weil er sie an die weißhaarige Dame erinnerte, die ihre Meinung immer so resch und frank kundgetan hatte.
Dann griff sie zur Backschaufel, hob eine großzügige Portion auf das Teller, die Fernbedienung in der Linken. Ein letztes Mal seufzte sie ob der Last der Wahl und entschied sich endgültig, grüßte ihn für sich gemeinsam mit dem Kommentator der Reprise: „Hi Archie Shepp. Der Sax-Guru – live! Wer braucht heutzutage schon einen realen Mann im Haus?"
Leise verklangen die letzten Töne des Tenor-Saxophons und der Jazzmusiker überließ dem Moderator wieder das Mikrofon. Aufseufzend rappelte sie sich hoch und stapfte verdrossen ins Arbeitszimmer, um ihr Werk fertigzustellen. Sie lag gut in der Zeit, aber das schwierigste Teil, die redaktionelle Vollendung, bereitete ihr Sorgen, bis ihr die erhoffte Eingebung endlich kam. Jetzt endlich gefiel ihr das Ganze und sie bereitete sich seelisch auf das Treffen am nächsten Morgen vor.
Die Studie
Der Minutenzeiger näherte sich der vollen Stunde. Sie grüßte die Chefsekretärin, ihre Freundin Anna, die gerade mit fragenden Augen, eine dampfende Kaffeetasse in der Hand, aus der Küche eilte.
„Dein absolutes Schatzi wartet." Anna genoss den urplötzlichen Schock in den meergrünen Augen.
„Wer? Sag‘ schon!"
„Unser Ekel. Wer sonst würde Dich zu so einer Uhrzeit beglücken wollen. Ein Mann mit morgendlicher Härte. Alles, was sich ein Mädel vom Lande sehnlichst wünscht, nebst Kind, Hund und Pferd."
„Es wird doch vermutet, dass er doppelgleisig fährt?" entfuhr es ihr.
„Der, immer, wenn du Deinen Lover-in-spe meinst."
„Wär‘ ja auch zu schön gewesen, aber ein kluges Mädchen weiß sich zu wehren." Mit den Worten begab sie sich in das Chefzimmer, in dem das Ekelpaket, noch allein, schon ihrer harrte wie die sprichwörtliche Spinne im Netz.
„Na schönes Kind, wie funkt‘s denn so? Neuer Galan in petto?" Er war und blieb unverbesserlich.
„Alles senkrecht! Bei Dir auch?" erkundigte sie sich überfreundlich.
Damit traf auch sie den berüchtigten Schürzenjäger voll unter der Gürtellinie, was er freudig begrüßte.
„Na, heute wieder wie üblich als Zimtzicke unterwegs?"
„Du klingst wieder einmal überragend widerwärtig und verdachtsweise sexuell ausgehungert."
„Mädel, Du wirst es nie lernen! Aus dem ‚in pectore‘, dem ‚in der Brust behalten‘, wurde auf Italienisch das ‚in petto‘ und hat nichts mit Deinem heißgeliebten Bett zu tun. Von der Nominierung bis zur offiziellen Verkündung dauert diese Frist des für sich Behaltens der Entscheidung des Papstes zu neuen Kardinälen bis zu einem Jahr und das passt zu Deiner aktuellen Situation", grinste das Ekel sie schelmisch an.
„Wenn Du das meinst, wird es schon stimmen, erwiderte sie trocken. „Hast Du was Brauchbares geschrieben? Oder ging Dein Wahn mit Dir wieder mal durch?
„Neugierig, mein Schatz? Unverblümt starrte er sie an. „Bitte sehr, Euer Hochwohlgeboren, hier, kritisiere mal!
Damit überreichte er ihr das Werk seiner Feder.
Universelle Wahrheiten
Wieder einmal trafen sie sich, die Götter dieser Welt. Aus allen Kontinenten herbeigeströmt, tafelten sie auf dem Olymp, der diesmal auserkoren worden war, weil sie niemand dort vermuten würde. Nach den üblichen Neckereien beim Gelage war es erneut Ganesha, dem die Gesellschaft auferlegte, einen Schwank aus seinem Leben preiszugeben.
Der ‚Donald Duck der indischen Mythologie‘ lächelte in die Runde und hob an:
„Ihr wisst alle noch, wie sich diese Menschen entwickelten und weiterhin alles verseuchen, was so auf den Kontinenten als Lebensraum verfügbar ist. Sie streunten anfangs, Khoisan genannt, bestehend aus den Khoi und San, wie die Ameisen über das Land. Die Einen schufen die beiden Reiche am Nil und belustigten sich beim Bau der Pyramiden, die Nächsten schlugen sich durch die Regenwald-Dschungel Asiens und erschufen Angkor Wat. Dritte wiederum bekleideten sich bis zum ‚geht-nicht-mehr‘, reisten via Sibirien über die Kontinentalbrücke nach Alaska, trampten weiter nach Süden, wo sie endlich wieder ihre Pelzfummel loswurden und zuletzt als bekennende Nudisten die karibische Sonne genossen.
Einige, die als Wikinger das Bootfahren ebenso gelernt hatten wie die Sumerer, die schon mit dem alten Indien regen Seehandel trieben, schifften nach den Amerikas und trafen dort die Ägypter, die ebenfalls eine Abkürzung über das Wasser genommen hatten. Dieser Thor Heyerdahl hat einst mit seinen Balsa-Holz-Flößen aufs selbe Pferd gesetzt. Auf diesem Weg waren früher schon findige Migranten den Nachstellungen entkommen, als es am südlichen Mittelmeer ungemütlich geworden war.
Die Nachkommen der unterschiedlichen Seefahrervölker mischten sich am Titicacasee, wo heute noch dieselben typischen Balsa-Flöße von indigenen Fischern gebaut werden, welche eine Fußbekleidung tragen wie jene auf den Hebriden. Klar, denn barfuß in der Kälte in einer Höhenlage von über 3800 Meter zu stehen, ist nicht gerade angenehm.
Das Menschenvolk erklärte es als bahnbrechende Erkenntnis, dass dieser Thor, übrigens nach Dir - Ganesha zwinkerte dabei dem finster blockenden nordischen Donnergott zu - genannt, auf die Idee kam, das Ganze zu wiederholen. Der sein jämmerliches Malven-Floß in den Pazifik setzte, sich Richtung Tahiti treiben ließ, nachdem ihm diese Anden-Indianer nach der erfolgreichen RA II die Kon-Tiki gebaut hatten. Er strandete auf der Osterinsel, etwa auf halber Strecke. Es ist bei den Menschen oft üblich, dass sie bereits am halben Weg schon voreilig den ganzen Erfolg bejubeln.
Warum?
Weil sie selbstverständlich nicht mehr wissen, wo mit dem genannten Ziel ins Karussell des Humboldt-Stroms einzusteigen. Reine Dummheit also. Die Ignoranz dieser Wesen ist schon erstaunlich. Nach drei Monaten sichteten sie Pukapuka. Wie auch einst der erste Weltumsegler, der Portugiese Fernão de Magalhães, bei uns Magellan genannt, dieses Atoll im Tuamotu Archipel, im heutigen Französisch-Polynesien entdeckte.
Nicht ohne Logik versuchte der Forscher zu beweisen, und zwar anhand des Schilfes, das am Titicaca-See für die Boote verwendet und auch auf der Osterinsel von den Einwohnern angepflanzt worden war, dass eine weitere Migration dorthin stattgefunden haben mag. Na gut, da steht dieser Heyerdahl auf Rapa Nui und glotzt entgeistert die errichteten Moais, diese Steinstatuen mit einem Hut am Schädel an. Als wäre der Sorge des Majestix, dass ihm eines Tages der Himmel auf den Kopf fallen könnte, damit ein Mahnmal gesetzt worden.
Auf so etwas war der Mensch nicht vorbereitet. Er kennt zwar die Orion-Koordinaten am Sternenhimmel, die Abmessungen der Seitenlängen der Tempelbauten, die Präzessions-Parameter des kosmischen Spielzeugkreisels namens Erde, auch den Goldenen Schnitt, das Phi Φ der Wissenschaft. Somit die Maße der historischen Weltwunder, der Tempel wie jene in Chichén Itzá, Tikal, Angkor Wat, oder die Pyramiden von Gizeh, doch sein Vorstellungsvermögen scheitert an ein paar Steinfiguren mit Melone ohne Frackhemd auf einer heute vegetationsarmen, entlegenen Insel im Pazifik.
Dabei liegt alles auf der Hand. Fern der Welt wie eine Eremitage liegt das Eiland. Die Statuen stehen für jene etwas 1.000 Emigranten und ihre Nachfahren, die schon damals keine Geduld mit ihren Erdenbrüdern hatten und ausgewandert waren. Sie waren die ersten erfolgreichen Asylanten, die nicht im Meer ersoffen, sondern eine neue Siedlung bildeten.
„Arma virumque cano ..." sang Vergil für andere, für die Troer, erinnert Ihr Euch?
Die Siedler-Nachfahren hatten jedem ihrer ersten paar Generationen, den geistigen Erben der Osterinsel-Mayflower-Besatzung, ein imposantes Grabdenkmal auf Rapa Nui versprochen. Eine entsprechende Anzahl an Figuren stand einst auf dem verdammten Eiland. Heute sind noch fast 700 erhalten. Dafür hatten diese Gestörten alles an Bäumen vernichtet, Wälder mit Millionen von Palmen eliminiert. Dieser schiere Wahnsinn begrenzte die Besiedlungszeit. Sie besaßen weder genug zum Fressen noch fanden sie nennenswerte Bodenschätze: Es ging ihnen wie Griechenland heute. Auch keine Circe konnte sich halten, mangels ausreichenden Publikumsverkehrs an Laufkundschaft, da dieser Flecken im Ozean lange Zeit hindurch auf den meisten Karten gar nicht verzeichnet war.
So starben die Nachfahren der Entdecker aus und ließen nur diese Pappkameraden zurück. Wie die Uniformierten auf unseren Straßen auch stetig von Schießbudenfiguren ersetzt werden. Inzwischen vielleicht mit etwas Roboterhirn versehen, dass sie auf den ersten Eindruck etwas länger wie lebendig wirken, denn gelebtes Beamtenmikado auf den Straßen wird kaum jemanden abschrecken, die Straßenverkehrsordnung wahrhaft großzügig auszulegen."
Manitou fiel ein:
„Das war‘s auch schon und jetzt kommt der Überhammer! Die Menschen enträtselten, was nicht existierte. War ja nicht das erste Mal. Sie hatten ihren christlichen Heiligenschein mit dem damaligen Glauben analysiert und den Lichtstrahl mit der Geschichte des alten Ra und des donnernden Thor verknüpft, weil dieser auch mit pyramidenförmigen Beinanhängern abgebildet war. Als im Kreis gefasste Blitze, sozusagen als Magazin für ein Dauerfeuer der göttlichen AK47, wollten sie diese Aureole verstehen.
Albert Einstein, wie nett das doch alles zusammenpasst mit den Juxfiguren auf der Osterinsel, hatte dazu Formeln aufgestellt, wie diese: E = M x c². Die passten zu diesen Annahmen. Worauf sie im schweizerischen Geneve diesen Ring, diesen ‚Kern‘ bauten, um das alles weiter gründlich zu erforschen."
„CERN" - fiel Anubis ein, pedantisch auf die Details versessen wie immer. Seine Zwangsstörung, sein ausgeprägtes anankastisches Syndrom, konnte manchmal wirklich lästig sein.
„Ja, gut setzte Manitou fort, „jedenfalls glaubten sie nun, das Universum zu verstehen und rechneten sich dumm und dämlich mit ihren Simulationsmodellen auf ihren aus Parallelprozessoren zusammengebastelten Computern.
„Und dann fanden sie den letzten Beweis, grinste Viracocha, der Exote aus den Anden. „Dabei war nur Euer Dionysios wieder mal stockbesoffen und irrte mit Pan auf der Suche nach Feuchtgebieten auf der Partymeile umher und erschrak zu Tode, als er Kali mit ihren vielen Armen erblickte. Ja der Suff, der hat‘s in sich! Jedenfalls stieß er auf und diese Verbindung ihres Bengalischen Feuers mit seiner schwer mit Ouzo getränkten Atemluft, die er mit seinem ‚Hicks‘ ausrülpste, führte bei CERN zum Erfolg.
„Wir können jetzt neue Erkenntnisse für unser Universum ableiten, teilten die Forscher der staunenden Weltbevölkerung mit. Hühner gackern lauthals, wenn sie ihre Eier legen. Dieser Fund des berühmten ‚Higgs-Teilchens‘ befriedigte die Gelehrten über alle Maßen. Sagten sie jedenfalls.
„Dabei war alles ganz anders! Asase, die alte Mutter der Erde aus Afrika, wagte sich weiter vor: „Unsere Urmutter hatte zu viel Ambrosia genascht und Unmengen von Nektar gesoffen. Da konnte sie ihn nicht mehr zurückhalten, ihren gewaltigen Götterfurz.
Ra fiel belustigt ein: „Bei diesem wahren Urknall ging auch Material mit. Wir wurden dabei durch den Sog mitgerissen und sitzen nun auf so einem feuchten Stück ihrer Exkremente, Resten der Ursuppe, und warten. Warten, bis wir alle endlich wieder ein genügend enges, schwarzes Loch finden, durch das wir wieder zurück auf unsere ehemaligen Ministersessel gelangen können. Jenseits, auf der anderen Seite. Zukünftig halten wir uns aber weit entfernt von Ihrem Verdauungstrakt. Schließlich lernt man aus Fehlern!"
„Du sicher nicht, Bruno!" Louis XIV, der Sonnenkönig, beschied es grinsend seinem mentalen Nachfolger und alle zerkugelten sich vor Lachen, während sich der Angesprochene schwer beleidigt nach Mallorca vertschüsste, wo er auf einer Finca bis zuletzt die Leute belästigte. Gnadenhalber ließen die Olympier ihn dann in die ewigen Jagdgründe eingehen, sprich, sie nahmen ihn als Adepten auf.
Ehrlicherweise gefiel Rita diese Schmunzelstory und sie wusste nicht, ob sie diese toppen können würde, mit ihrem Weihnachtsgeschichtchen, das sie Harry als Gelegenheit zu einer Revanche schweigend darbot.
Ein besonderer Geburtstag
„Gold, Weihrauch und Pizza", sprach Han, als er die Geschenke für das Neugeborene übergab.
„Myrrhe war aus", ergänzte Hakim, der etwas verlegen wirkte.
„Döner schien uns falsch am Platz für ein Christkind." Taylor gurgelte immer noch das ‚r‘ tief im Rachen, der Akzent des ‚Cotton States‘ war unverwechselbar.
„Selbstverständlich wäre Falafel die richtige Wahl gewesen." Maria nickte mit ihrem schönen Haupt.
„Pizza hingegen passt lautmalerisch optimal für unseren Pisser. Josef war immer schon ein Scherzkeks gewesen und seine Erleichterung über die problemlose, schnelle Geburt war ihm anzusehen. „Was macht der Kleine die ganze nächste Zeit anderes, als schlafen, nuckeln und abführen? Wie die Kühe dort drüben.
Er deutete auf den nahen Viehstall.
„Warum hast Du eigentlich dort geboren? Paläontologie beim Wurf, Steinzeit-Esoterik oder was?" Magdalena war wieder einmal mit frecher Schnauze unterwegs.
„Ich wollte nach dem Vieh sehen, da spürte ich einen unwiderstehlichen Drang und es war ja in vertrauter Umgebung. Die Tiere würden sich nicht über das Zusatzaroma beklagen und ich war nicht mehr in der Lage, zurückzueilen. Maria seufzte: „Ich hatte gerade noch auf die saubere Strohschütte ausweichen können, da flutschte er schon raus. Jesus, schrie ich auf! Was ist das? Da lag dieses verrunzelte Etwas mit dem faltigen, roten Greisengesicht, verdrückt und wie halbroh. Es öffnete sein rechtes Auge wie ein Pirat aus der Karibik und begann zu brüllen. Wie zum Echo stimmten die Kühe ein und muhten im Chor. Es war einfach unbeschreiblich. Da tropfte schon die Milch in meine Bluse und ich fühlte mich wie ein Milchtier.
Maria verstummte.
Hakim lächelte ihr zu und die junge Mutter schwieg verlegen unter den prüfenden Blicken des jungen Arabers, während der riesige Schwarze mit den winzigen Fingern des Babys spielte. Mit stoischer Miene verfolgte Han die Szene, der selbst zufällig auch hieß wie sein Volk. Welch ein Geschrei um ein paar Geschenke. Dabei hatten die Anderen ihm dringend abgeraten, etwa Glückskeks zu spendieren.
„Die stammen ja nicht einmal aus dem Reich der Mitte, tröstete Taylor seinen verwirrt blickenden Kollegen. „Alles ‚Invented by‘ und ‚Made in California‘. Das passt nicht zu solch einer unkonventionellen Geburt.
So standen sie nun auf der Terrasse der Ranch im Hazienda-Stil. Diese unterschied sich stark von den anderen sichtbaren Gebäuden, hob sich aufgrund der fast maurischen Architektur positiv von den Protz- und Prunkvillen rundherum auf den nahen Hügeln im Osten ab. Westlich davon breitete sich die fast ebene Wiesenlandschaft bis in unendliche Ferne aus.
‚Was soll’s‘, dachte Josef, ‚schließlich wirft auch heute niemand mehr im Stall‘.
Sie schlenderten durch die mächtige Schiebetür in den Wohnsalon, da die Sonne kräftig strahlte und im tiefen Süden kann sie für die sensible Babyhaut schnell gefährlich werden.
„Was plant Ihr jetzt?" insistierte Magdalena.
Diese Frage traf Maria nicht unvorbereitet. „Wir werden eben eine Pause einlegen. Es ist nicht einfach, mit einem Kleinkind an der Brust vor Publikum zu singen. Als Mezzosopranistin werde ich zwar nicht so intensiv engagiert wie bisher werden, doch dafür kann ich neue Rollen einstudieren wie den Octavian aus dem Rosenkavalier oder den Prinzen Orlofsky aus der Fledermaus.
„Wird da die Milch nicht sauer, wenn Du zu hoch hinauf trällerst?" Hakim, respektlos wie immer, brachte sich damit unwiderstehlich charmant in die Debatte ein.
„Die Pizza wird kalt" unterbrach Josef das Geplänkel. Er gab sich vordergründig um seinen Gäste bemüht, genauer gesagt, um das verlockend duftende Fastfood, das er der Küche seiner Madonna bei weitem vorzog. Als echter Internet-Nerd liebte er seine Arbeit im ausgebauten Anbau, dessen Tür nur ab und zu geöffnet wurde, wenn man ihm etwas zum Futtern zuwarf. Dass Maria nun immer zu Hause anwesend sein würde, ihn bekochen, das schmeckte dem praktizierenden Berufsjugendlichen gar nicht. Aus mit Chinese Food, Kentucky Fried Chicken, Mackie‘s Delikatessen oder Döner-to-go.
Dazu noch gute Miene machen und Genuss vortäuschen im Wissen um die Kochkünste seiner privaten Trällerliese, wie er seinen Schatz insgeheim getauft hatte. Sie hatte begonnen, ihrer ungeborenen Frucht Arien vor zu summen, auf Empfehlung eines ihrer Ratgeber-Bücher.
Um den mächtigen Tisch herum stand nun das Quintett und als Erste langte Magdalena in die Schachtel, schob sich eine Ecke der ‚Napoli‘ in den gierigen Schlund, wonach wie auf ein geheimes Kommando der Rest der Jungs zulangte, dass für die hungrige Mutter nur mehr zwei Spalten übrig blieben, wie sie sofort realisierte.
„Eine Mutter braucht viele Kalorien. Hastig schloss sie die Schachtel mit den letzten Resten und stellte ihre Beute auf die Anrichte, während sie den Käse auf der Zunge schmelzen ließ. „Kein Wein, kein Bier, nichts. Ich freu‘ mich nicht auf die nächsten sechs Monate.
„Warum, bei Bier schläft das Kind doch viel besser, versuchte Han zu vermitteln, „Tsiang-tao macht schlau, stärkt den Knilch wie Muttermilch.
„Nichts gegen Samuel Adams, denn Malz ist gesund", begehrte Taylor auf, während Hakim vor sich hin träumte und die anderen palavern ließ.
Josef leistet ihm Gesellschaft und trauerte der Tatsache nach, dass nur eine einzige Pizza im Familienformat bestellt worden war, obgleich er ganz allein so eine Lieferung vertilgen konnte, wenn Not am Mann war. Fast konnte man seinen Magen vor Ärger knurren hören.
„Was steht uns nun bevor?" flüsterte der junge Papa.
Mitleidig klopfte Taylor ihm auf die Schulter: „Dein armseliges Leben wird nie mehr so sein wie es war. Spätestens in etwa zwei Wochen bist Du ein neuer Blitzwickler. Weckt Dich jemand mitten in der Nacht, wirst Du blind aufspringen und eins, zwei, drei, wird dieser frisch gewickelt sein, während Du schon wieder schlummerst."
„Glaubst Du?"
„Natürlich. Frag‘ meinen Chef. Er hat mich bald nach einer derartigen Episode bei einem seiner Vier-Augen-Gespräche auf die Seite gezogen und sich bedankt, dass wenigstens einer Empathie zeigen würde, Rücksicht auf seine Prostata-Operation nehmen und die Folgewirkungen verstehen. Seitdem haben wir ein weit besseres Verhältnis. Ich bringe ihm Geschenke mit, schön verpackt. Jeder denkt, ich wär ein Kriecher geworden, dabei handelt es sich nur um Hunderterpackungen von Windeln, deren Einkauf bei mir nicht auffällt. Glaub‘ mir, das hat meine Karriere beflügelt."
„ Zum Chef gewindelt. Etwas ganz Neues!" gratulierte ihm Josef, dem nun sichtlich etwas leichter ums Herz wurde.
Währenddessen hatte das Baby die Lider geöffnet und blickte mit dunkelblauen Augen durch den Raum, musterte die illustre Gesellschaft, die ihm so nette Geschichten dargeboten hatte und schmunzelte vor sich hin. Ein glückliches, zufriedenes, eine volle Windel anzeigendes Lächeln. Unvergleichlich, denn nie wieder in seinem Leben würde mit ihm so geschmust und es so sehr geherzt werden, wenn es mit voller Hose im eigenen Bett liegt. So dachte es insgeheim: „Nur Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit" und friedlich schlummerte der junge Prinz der Herzen wieder ein.
Nachdenklich überlegte Josef, es werde wohl schwer sein, die Zukunft des jungen Herrn vorauszusehen und er reimte insgeheim vor sich hin:
Lebenserwartung
Weihrauch, Gold und Pizza
Und ‘nen Trip nach Nizza
Versprach Deine Mama,
Tief in Alabama.
Das holde Kind im Bette schlief.
Etwas schien seine Nase schief,
Entstellte seine Mimik.
Wer denkt da an Eugenik?
„Es wächst sich aus das alles,
Ach und sonst‘, im Fall des Falles,
Lassen wir das korrigieren.
Wird mit allem korrelieren!"
Sie blickte auf des Vaters Prinz
Inzwischen lebte der in Linz
Lachte über Babys Faxen.
Ja: Ein Bärtchen wird ihm wachsen.
„Wir sollten uns einigen, wie wir dem Verlag beide Werke verkaufen dachte Rita laut, „was denkst Du?
„Ich sehe eine Short-Story wie einen Roman als puren Zeiträuber. Er stiehlt Dir Zeit, die Du anderswie verbringen hättest können. Ob es zweckmäßiger, belustigender, befriedigender sein mag, eine Soap-Opera zu sehen, zu twittern oder in Facebook zu ‚liken‘, das bleibt jedem selbst überlassen. Wenn Du wirklich gut schreibst, hast Du ein Zeitstehlwerk verfasst, das der Konsument kaum so schnell als Solches erkennen wird. Dafür wirst Du bezahlt, zum Zeitrauben für andere, für möglichst viele. Das krönt einen Erfolgsautor."
„Was ist mit Zitaten?"
„Du wirst nicht alle zu erkennen geben, vor allem jene, die Du deswegen gestohlen hast, um sie anzupassen, sie sogar ins Gegenteil zu verkehren gewillt bist. Eine gute Formulierung mag ein Bibelzitat sein, ein Exzerpt daraus klingt immer gut, obwohl jeder ahnt, dass Du es von dort geklaut hast. Der Autor zwingt den Leser, in die Gedanken seiner Romanwelt einzutauchen, sich mit dem auseinanderzusetzen, was er liest. Das ist Bauernfängerei im wahrsten Sinne des Wortes, Werbung für falsche Ideen. Der Schriftsteller überlässt die Analyse dem Gefoppten, der sich erst nach einiger Zeit zurecht findet und dies dann vielleicht auch erkennt. Meist jedoch löst das Werk einige der losen Enden bewusst nicht auf. Mag sein, dass es dem Autor nicht aufgefallen ist oder er aus künstlerischer Freiheit einen versandenden Gedankengang offen lässt, da es kaum jemanden stören wird. Sei es drum, das Recht liegt auf Seiten des Verkäufers der Wortspenden."
„Du bist bereit, seitenweise Textpassagen zu verfassen, von denen Du Dir bewusst bist, dass sie nichts anderes im Sinn haben, als den Leser am Ende sich fragen zu lassen, wo seine Freizeit geblieben sein mag?"
„Bingo. Wenn sie, die Leser, in genügend hoher Menge dafür noch ordentlich löhnen, kann ich es mir erlauben, meine Zeit zu vergeuden, weitere Zeitstehlwerke zu meiner Erbauung und wirtschaftlichem Ertrag zu verfassen. Das nennt man dann Erfolgsautor. Das ist pures Marketing eigener Ideen, eigener Visionen, wobei der Gehalt des Produkts im bedruckten Papier und nicht im Inhalt des Geschriebenen liegt. Warum gibt es so viele Krimis, jedes zweite verkaufte Buch heutzutage ist ein solcher 08-15-Roman mit meistens Serienmorden. Welcher Autor schreibt schon so, dass man einen Sinn zwischen den Zeilen, eine Lebenseinstellung, eine Aussage im Text finden kann? Die meisten labern nur vor sich hin!"
„D’accord! Sie nickte stumm. „Wie geht’s nun weiter?
„Deine oder meine Wohnung, äh, Büro" provozierte er und öffnete ihr die Tür.
„Du Möchtegerne-Macho würdest wohl gerne meine innere Schönheit kennenlernen?" Sie war nicht gerade auf den Mund gefallen und bot schlagfertig sofort verbales Wechselgeld. Das hatte man ihr schon oft genug attestiert.
„Ich steh‘ auf muntere Mädchen. Schließlich sind die schon seit Jahren dabei, Ihren Platz im Beruf zu behaupten. Ein Freund hat dazu seiner Assistentin ein liebes Gedicht gewidmet. Weil er militante Emanzen so gerne mag, hat er ihnen eine Eselsbrücke gebaut, dass sie etwas nie vergessen."
„Lass‘ hören, Du platzt sonst vor Geifer, Du sabberst ja schon." Sie war wirklich nett zum Ekel.
„Nun gut, Du hast es gewollt: Friede Deiner Asche!"
Nachdenklich musterte sie ihren Widersacher. „Wenn ich Dich richtig verstehe, willst Du mir etwas sagen. Du weißt, dass ich Potemkin’schen Fassaden ablehne. Auch habe ich gemerkt, dass Du etwas drauf hast, also raus damit, was hast Du vor? Warum bist Du eigentlich so frauenfeindlich?" Sie war nun neugierig.
„Ich habe es auf die bittere Weise gelernt, so zu handeln, wie die slawischen Männer zu agieren, seitdem ich eine Freundin aus dieser Gegend hatte. Erst danach, nach der Anpassung an deren Kultur, wurde es eine brauchbare Beziehung. Diese Weisheit habe ich in Verse gegossen, für alle, die sie verstehen wollen."
„Bevor Du platzt, lass hören."
„Mein Gedicht Bitte sehr. Es nennt sich:
Entscheidungshilfe
So waren einst die Kallipygen,
Sie verziehen keine Lügen.
Wer diese Regeln nicht voll ehrte
Und vergaß, dass diese Werte
Doch allen and’ren viel bedeuten,
Von dem Teile dies bereuten.
Genau die Haltung war gediehen,
Um sich Freunde zu erziehen.
Mit Fug und Recht mag man bemerken:
Den Charakter wollt‘ man stärken.
Damit die Braut zu sehr nicht reizte,
Mit den Mitteln man nicht geizte."
Sie unterbrach und fiel ein:
„Doch gibt es dann so manchen Toren,
Der sich wähnte auserkoren
Zu testen dieser Regel Limit.
Der merkte schnell, dass er nie mit
Solch einem Weg Erfolg versuche
Sondern die Idee verfluche.
Streng sei die Braut und lass‘ nicht handeln,
Ihre Stimmung nicht verwandeln.
Der Ehe hat Passion gegeben,
Die Empörung auszuleben.
Bevor sie ihm den Ring darreiche
Ihre Rechnung sie begleiche!
Er staunte und setzte fort:
„Wie Hund und Nussbaum:
Beide schwärmen
Was das Herz denn kann erwärmen,
Denn nur die wahren Leidenschaften
In Gedanken bleiben haften.
Wer sie kennt, die Liebesspuren,
Sich verkneift gewagte Touren."
Lächelnd