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Sprouts: Stilles Erwachen
Sprouts: Stilles Erwachen
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eBook268 Seiten4 Stunden

Sprouts: Stilles Erwachen

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Über dieses E-Book

Der Auftakt zur neuen Fantasy-Reihe

Skye hat sich ihr Leben anders vorgestellt, als in Farson zu versauern. Das ändert sich jedoch schlagartig, nachdem sie Dean kennenlernt. Er sieht nicht nur gut aus, sondern ist ihr von Anfang an ein wenig mysteriös. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, auch wenn er sie auf Abstand hält. Als er sie schließlich aus einer gefährlichen Situation befreit, kommt sie hinter ein Geheimnis, dass nicht nur Dean, sondern den ganzen Ort betrifft. Dean ist alles andere als ein normaler Mensch. Doch wie soll sie sich ihm gegenüber verhalten und ihre Gefühle kontrollieren?
Sich in eine fremde Spezies zu verlieben, stand jedenfalls nicht auf ihrem Plan.
Und dann liegt ihr Schicksal plötzlich in seinen Händen ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Jan. 2023
ISBN9783347810082
Sprouts: Stilles Erwachen
Autor

Bianka Mertes

Um meinem Alltag ab und zu entfliehen zu können, schreibe ich bereits seit meiner Schulzeit und lasse mich in Fantasiewelten einladen. Neben fantastischen Welten greife ich auch gern alltägliche Themen und die Liebe in meinen Projekten mit auf. Im Vordergrund stehen fast immer weibliche Charaktere, die sich behaupten können. Geboren wurde ich 1968 in einem kleinen Ort namens Unkel, der am wunderschönen Rhein gelegen ist. Derzeit lebe ich mit zwei von vier Kindern und meinem Enkelkind mitten im Naturpark des Westerwaldes und widme mich neuen Herausforderungen und Abenteuern. Solariya ist mein Herzensprojekt, das bereits viele Hürden meistern musste, bis es endlich seinen würdigen Auftritt erhalten konnte. Ohne die Hilfe eines ganz bestimmten Menschen, würde es Solariya nicht mehr geben.

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    Buchvorschau

    Sprouts - Bianka Mertes

    KAPITEL 1

    Skye saß auf dem Beifahrersitz des kleinen roten Lieferwagens, der noch immer die Aufschrift ›Davids Lieferservice‹ trug und sah sauer und gelangweilt aus dem Fenster. Häuser, Bäume und Büsche rasten an ihnen vorbei. Straßenschilder, an denen sie vorbeifuhren, wiesen darauf hin, dass sie ihrem Ziel näher kamen. Sie befanden sich auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause, in ein Kaff, dass man nicht einmal auf Anhieb auf der Landkarte fand. Farson in Wyoming. Mit gerade einmal etwas über dreihundert Einwohnern zählte der Ort nicht gerade zu ihren beliebtesten Zielen. Der Albtraum jedes Teenies.

    Die Luft im Inneren war stickig und so dick, dass man sie ohne Mühe hätte durchschneiden können. Skye warf einen flüchtigen Blick zu ihrem Vater und erkannte kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, in denen sich das Sonnenlicht brach und sie wie kleine Diamanten funkeln ließ. Seinen Blick ließ er sturheil auf die asphaltierte Straße gerichtet, die unter der Hitze bereits zu flimmern begann.

    Skye entschied sich dazu, das Fenster herunterzukurbeln, um neuen Sauerstoff ins Fahrzeuginnere zu lassen. Der angenehme Fahrtwind zerzauste ihr die dunklen langen Haare und einige der vorwitzigen Locken, die sie vorher noch unter einem Cap versteckt hatte, tanzten jetzt wie wild auf ihren Wangen und verknoteten sich dabei mit den anderen, die ihnen gefolgt waren. Normalerweise legte Skye viel Wert auf ihre Haare, die ihr bis jetzt unter die Schulterblätter reichten, und die sie regelmäßig mit ausgewählten Shampoos und Pflegespülungen wusch, doch sogar das wurde gerade zur absoluten Nebensache.

    Sie war noch immer stinksauer auf ihren Vater, der sie in diese Einöde verschleppte. Hier gab es rein gar nichts, was im entferntesten an Beverly Hills erinnerte. Leere Straßen, Häuser die eher noch aus der Vorkriegszeit zu stammen schienen und alte Leute, die sie zwischendurch ausgemacht hatte. Skye kam sich vor, als würde sie gerade eine Zeitreise vom einundzwanzigsten Jahrhundert zurück in die Steinzeit unternehmen.

    Wieso fiel es ihrem Vater nur so schwer, zu verstehen, dass sie nicht aus Beverly Hills weg wollte. Sie hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und war sogar in den Hungerstreik getreten. Jedoch nur mit dem Erfolg, dass sie jetzt fünf Kilogramm weniger wog, was an sich nicht schlecht war, und jetzt doch hier neben ihm saß. Na ganz klasse. Sie war siebzehn, ihr Leben ging den Bach hinunter und ihm war das absolut schnuppe.

    Zudem hätte Skye die Ferien lieber mit ihren Freunden verbracht. Es war schon von langer Hand geplant gewesen, dass sie eine Woche gemeinsam in einem Strandhaus, das Robs Vater gehörte, wilde Partys feierten. Skye stöhnte gedehnt bei dem Gedanken an Rob. Er zählte zu den heißesten und reichsten Kerlen in Beverly Hills. Seinem Vater gehörte einer der größten Hotelketten und sein Körper ließ echt nichts zu wünschen übrig. Skye schmachtete mit geschlossenen Augen Robs Bild vor ihrem inneren Auge an. Hätte ihr Vater sie nicht mitten aus dem Leben gerissen, hätte sie in einer Woche glücklich mit ihm am Strand liegen können. Die Chancen standen jedenfalls gut, denn sie hatte ein kleines Vögel zwitschern hören, dass Rob voll auf sie stand.

    Doch jetzt bestand ihr Leben darin, in einer Einöde Däumchen zu drehen und jämmerlich zu versauern. Sie ließ genervt die Luft aus ihren Lungen und um sich auf andere Gedanken zu bringen, schaltete sie das Radio ein. Ein Blick zu ihrem Vater verriet ihr, dass er noch genauso steif dasaß und angestrengt dem Straßenverlauf folgte.

    Musik ertönte. Ein Lied von Elvis. Der Typ war mindestens seit gefühlten einhundert Jahren tot und auch der nächste Song ließ ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Zurück in die Steinzeit. Genervt drehte sie den Knopf des Radios, bis es wieder still war.

    Sie legte den Ellbogen auf den Fensterrand, schloss die Augen und stützte stöhnend den Kopf auf ihrer Hand ab. Der kühlende Fahrtwind tat so gut, wobei er sie immer wieder zum Eindösen brachte. Erst nachdem David etwas sagte und damit die angenehme Stille unterbrach, schreckte sie zusammen. Skye drehte sich fragend zu ihm.

    »Hast du Hunger?«, wandte er sich an Skye und wies mit dem Zeigefinger auf ein Schild, auf dem ein Burgerladen ausgewiesen war. Er wusste genau, womit er sie herumbekommen konnte, doch diesmal blieb Skye standhaft. So leicht würde sie sich nicht um den kleinen Finger wickeln lassen. Obwohl sie den Geschmack des saftigen Burgers schon auf ihrer Zunge schmecken konnte und ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, wobei sie noch keinen zu sehen bekommen hatte. Ihr Magen bedankte sich augenblicklich mit einem lautstarken verräterischen Brummen. Ihr war sogar die Lust auf einen Burger vergangen. Wie tief konnte sie noch sinken?

    »Nein, danke«, gab sie schnippisch zurück und sah ihn mit einem Blick aus ihren giftgrünen Augen an, der ihn wohl vernichten sollte.

    »Okay«, antwortete er und zog dabei das Wort in die Länge. David wusste, dass sie wütend war und er verstand sie ja auch, dennoch konnte sie ihm wenigstens etwas entgegenkommen. Er hoffte nur, dass sich das bald legen würde, er hatte keine große Lust, die ganze Zeit mit einem zickigen Teenager zu verbringen.

    Er erwiderte nichts mehr, um einem Gefecht mit ihr aus dem Weg zu gehen, bevor Skye noch aus dem Auto sprang und den Rückweg zu Fuß antrat. Zuzutrauen wäre es ihr. Wenn er sich recht erinnerte, wäre das nicht das erste Mal. Es war ungefähr zwei Jahre her, damals wollte sie bei ihrer Freundin, die circa drei Stunden Autofahrt von ihnen entfernt wohnte, übernachten. Aber da sein Geschäft zu dieser Zeit noch recht gut lief, konnte er sie nicht hinbringen. Nachdem er abends geschafft nach Hause kam, fand er einen Zettel, den sie an den Fernseher geklebt hatte. ›Bin bei Jessie.‹

    Nachdem er sie dann angerufen hatte, weil er wusste, dass sie nicht über das nötige Kleingeld verfügte, um die Bahn nehmen zu können, kam postwendend zurück: ›Ich habe gute Beine.‹ Er wollte sich gar nicht erst ausmalen, was alles hätte passieren können.

    Daher ging er jetzt lieber jeder Provokation aus dem Weg. Diskussionen würde es noch genügend geben, wenn sie erst eingetroffen wären. Er wusste ja, dass sie nicht begeistert war und sich vollkommen überrumpelt vorkommen musste, dennoch hatte er keine andere Wahl. Seine Schwester Lorena hatte ihm das Haus vermacht und nachdem die Firma nicht mehr lief und er keinen anderen Job fand, konnte er die Miete nicht mehr aufbringen, die in Beverly Hills nicht gerade knapp bemessen war.

    Auch er musste so einiges zurücklassen, wobei das Materielle noch das kleinste Übel darstellte. An der Wohnung hingen so viele schöne und traurige Erinnerungen an seine verstorbene Frau, die ihm keiner mit Gold aufwiegen konnte. Er hatte es versucht, sie so lange zu halten, wie es ging, jedoch brachte es nichts mehr. Vielleicht erwies sich der Umzug, als Sprungbrett in eine neue bessere Zukunft für sie beide. Auch wenn Skye das nicht in ihren süßen Kopf bekam, aber das hier war die einzige Alternative, die ihnen blieb.

    Bereits vor dem Umzug hatte er sich um einen neuen Job als Hausmeister gekümmert, der sie einigermaßen über Wasser halten sollte. Zudem würden sie die Miete sparen, was ebenfalls ein Pluspunkt für den Umzug darstellte.

    Doch er wusste, dass er damit bei Skye auf taube Ohren stieß. Vielleicht war es besser, wenn sie sich eingelebt und die Gegend und ihre Menschen kennengelernt hatte. Jetzt das Thema erneut anzuschneiden, machte jedenfalls keinen großen Sinn. Die Sturheit hatte sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt.

    Davids Gesicht erhellte sich schlagartig, nachdem er das Ortseingangsschild erkannte, dass ihnen den neuen Weg in ihre Zukunft wies. Er vernahm Skyes Knurren, während sie es passierten und seine Miene und gute Laune verdüsterte sich sofort wieder. Ohne auf ihren giftsprühenden Blick zu achten, fuhr er unbeirrt weiter, nur um kurz darauf zu bemerken, dass sie den Ort bereits wieder verließen. Skye lachte auf, nachdem sie das ›Auf Wiedersehen Schild erblickte.

    »Wow, hier kann man sich sogar verfahren«, bekam sie sarkastisch zusammen mit einem frechen Grinsen über die Lippen. David verdrehte genervt die Augen, fuhr rechts ran und sah sich noch einmal die Wegbeschreibung an, die der Notar mitgegeben hatte.

    Auch wenn Lorena und er sich nahegestanden hatten, bekam er nie die Gelegenheit, sie hier einmal zu besuchen. Sie waren beide so sehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt gewesen, dass sie sich aus den Augen verloren hatten. Von ihrer Krankheit wusste er erst, nachdem sie in einen Brief kurz vor ihrem Tod gebeten hatte, sich mit ihr zu treffen. Danach ging alles viel zu schnell, um noch irgendetwas zu erledigen.

    »Okay, wir hätten, glaube ich, da vorne abbiegen müssen«, murmelte er vor sich hin, während er versuchte, die Beschreibung zu entziffern, sah in Skyes Gesicht, die zweifelnd die Brauen hochgezogen hatte und wendete dann den Lieferwagen. Kurze Zeit später bogen sie in die kleine Nebenstraße ein, die nicht mehr geteert war. Sofort bildete sich eine Staubwolke und Skye hustete den plötzlich eingeatmeten Staub aus ihren Lungen, bevor sie schnell das Fenster schloss und ihren Vater böse anfunkelte.

    »Ist das dein Ernst? Die kennen hier nicht einmal anständige Straßen«, regte Skye sich auf und hustete noch immer, dabei rieb sie sich die Staubkörner aus den Augen. Wohin zum Teufel hatte er sie verfrachtet? Das machte den Ort jedenfalls nicht reizvoller. Missmutig ließ sie sich in ihren Sitz zurücksinken und starrte durch die Windschutzscheibe.

    »Stell dich nicht so an, schließlich sind wir hier auf dem Land.« Er versuchte, Skye zu beschwichtigen und gleichzeitig den Wagen auf dem schmalen Weg zu halten. Hoffentlich kam ihnen jetzt niemand entgegen.

    »Das ist nicht einmal mehr auf dem Land, sondern irgendwo in der Einöde. Weißt du überhaupt, wo wir hinfahren?« Sie jedenfalls konnte durch den ganzen aufgewirbelten Staub nichts mehr erkennen und sie glaubte nicht, dass es ihrem Vater besser erging. Wenn das so weiterging, würden sie eher im Straßengraben, anstatt in der Stadt landen. Wann bitte hatte es hier zum letzten Mal geregnet? So wie es aussah, wohl schon vor einigen Zeiten nicht mehr. Es wunderte sie, dass bei dieser Dörre die Pflanzen überhaupt lebensfähig waren. Sie hasste Farson jetzt schon. Von wegen, das wird alles schon werden.

    »Klar, steht doch alles da drauf.« Er wies mit dem Kopf auf den Zettel vom Notar, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von der angeblichen Straße zu lassen.

    Skye nahm den Wisch an sich und studierte die Zeichnung, die eher einer Schatzkarte, als einer Wegbeschreibung glich, und verglich sie mit den Wegen, die sie entlanggefahren waren und sollten.

    »Stopp«, schrie sie unerwartet auf. David legte so plötzlich eine Vollbremsung hin, dass sich die Gurte spannten, bevor sie nach vorne geschleudert werden konnten. Im Lagerraum des Wagens flog alles durcheinander, wenn man nach dem Geräusch ging, was nach vorne in die Kabine drang.

    »Was?«, gab er erschrocken von sich, sah sie geschockt an und suchte die Gegend ab. Er hoffte keinen Menschen oder ein Tier übersehen und gerammt zu haben. Skye hielt ihm den Zettel wedelnd unter die Nase und wies immer wieder auf eine Nebenstraße, die sie schon vor einem Kilometer hätten nehmen müssen. Kein Wunder, dass ihnen die bei dem ganzen aufgewirbelten Dreck nicht einmal aufgefallen war.

    »Das nächste Mal, wenn du einen Ausflug unternimmst, solltest du dir vielleicht besser ein Navi zulegen. Obwohl ich nicht glaube, dass über diesem Kaff auch nur ein Satellit fliegt.« Sie verengte verärgert die Augen. David ließ entnervt laut die Luft aus seinen Lungen.

    »Ja, ja, schon gut.« Klasse und wie sollte er dieses Ding jetzt hier gedreht bekommen? Er blickte in die Rückspiegel. Viel Platz hatte er hier jedenfalls nicht. Dann warf David seiner Tochter einen vielsagenden grinsenden Blick zu.

    »Was?« Skye sah ihn an, als hätte er gerade den Verstand verloren.

    »Schätzchen? Könntest du bitte so nett sein, auszusteigen und mir beim Wenden ein wenig zur Hand gehen?« Zuerst sah Skye ihn ungläubig an, bis sie schließlich bei seinem Geschleime auflachte und ihn kopfschüttelnd ansah.

    »Nie im Leben«, gab sie beleidigt von sich und betonte dabei jedes einzelne Wort. Entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust, die sich noch immer wütend unter ihrem blauen Trägertop hob und senkte. Jetzt sollte sie ihm auch noch dabei helfen, ihr eigenes Leben zu vermiesen. Das konnte er aber ganz schnell vergessen.

    »Ach, komm schon, alleine schaffe ich das nicht. Oder willst du, dass ich unser Schmuckstück in dem Graben versenke?« Er setzte seinen treudoofen Dackelblick auf, von dem er genau wusste, dass er bei Skye Wirkung zeigen würde. Skye atmete gefrustet laut aus und verdrehte dabei die Augen.

    »Okay, aber dafür gibt es heute Abend Pizza bis ich platze.« Sie wandte sich knurrend der Beifahrertür zu.

    »Alles was du willst, mein Schatz.« Ein kleines hinterlistiges Grinsen huschte über sein Gesicht. Schön, dass manche Sachen trotz allem noch Wirkung auf sie hatten.

    Nach einer geschlagenen viertel Stunde und gefühlten Tonnen von Staub, gelang es David, den Wagen endlich zu wenden, und sah auf seine Tochter, die hinter einer weiteren Staubwolke zum Vorschein kam. Jedenfalls glaubte er, dass er gerade seine Tochter sprachlos anstarrte.

    David legte sich eine Hand auf den Mund, um das aufkommende Lachen zu unterdrücken, dass er gerade verspürte, nachdem Skye mit ausgebreiteten Armen vor dem Wagen auftauchte und versuchte, sich von dem Staub aus ihrem Mund zu befreien. Von oben bis unten voll mit diesem Zeug konnte man eher meinen, sie würde sich gerade auf einer geheimen Mission befinden und hatte sich zur Tarnung der Umgebung angepasst.

    Skye stand wie angewurzelt da und ließ ihren Blick an sich hinunterwandern, dann sah sie sauer zu ihrem Vater, der noch immer versuchte, nicht in einem Lachanfall zu enden. Schließlich versuchte Skye, den ganzen Dreck von sich abzuklopfen, was einem unmöglichen Unterfangen glich und stampfte dann wütend auf die Beifahrertür zu, die sie stürmisch öffnete.

    David presste die Lippen aufeinander, um den abermals aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken. Gerade jetzt wollte er sich nun wirklich nicht mit ihr anlegen. Sie sah nicht so aus, als würde sie einen kleinen Scherz über sich ergehen lassen. Von dem blauen Top und der engen Jeans, war jedenfalls nichts mehr zu erkennen. Und wenn er sich ihr Gesicht so betrachtete, sah sie eher wie eine Sandstatue aus, die jemand am Strand kunstvoll gebaut hatte, als seine Tochter, die ihm gerade warnend den Zeigefinger entgegenstreckte.

    »Wag es dir.« Sie funkelte ihn böse an, bevor sie sich in ihren Sitz hievte. David gluckste ein paarmal herum, bis er es schließlich nicht mehr aushielt. Laut prustete er drauf los und erntete zum Dank einen kräftigen Boxhieb auf den Arm. Skyes Blick warnte ihn eindringlich, sofort aufzuhören, bevor sie sich komplett vergaß.

    »Okay, okay«, räusperte sich David, »ich benehme mich jetzt.« Doch schon wieder lachte er los, nachdem Skye ihn genervt ansah. Sie klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Oh Gott. Nicht einmal ihr Gesicht war verschont geblieben und durch den ganzen Schweiß, hielt dieses Zeugs auch noch bombenfest. Sie sah gerade aus, als hätte sie einige Tonnen zu viel Make-up aufgetragen und das einzige, aus dem man auf ihre Identität schließen konnte, waren die grünen Augen, die sie verwirrt aus dem Spiegel anstarrten.

    Sie zog eine Grimasse, sah zu ihrem Vater und lachte kurze Zeit später mit ihm zusammen um die Wette.

    »Du übernimmst jetzt besser die Führung.« David hatte sich langsam wieder beruhigt und drückte ihr die Beschreibung in die Hand.

    »Ich denke auch, das ist sicherer, wenn wir heute noch ankommen wollen. Wer weiß, wo wir sonst als Nächstes landen. Außerdem brauche ich, glaube ich, wirklich ganz dringend eine Dusche.« Sie sah erneut an sich herunter und musste augenblicklich lachen. Sie kam sich vor wie eine aus Stein gemeißelte Skulptur, die unbedingt ein Bad hinter sich bringen musste, bevor sie die Leute erschreckte. Trotzdem bestärkte sie der ganze Vorfall nur noch darin, dass sie hier total fehl am Platz war. In Beverly Hills wäre das jedenfalls nicht passiert.

    Der Name Ort war total übertrieben und eine echte Beleidigung für richtige Ortschaften. Auf dem Weg zu ihrem neuen Domizil kamen sie gerade mal an ein paar Häusern vorbei, die rechts und links die Straße säumten. Einige Geschäfte und was ihr sofort ins Auge fiel, ein Diner. Hallo, kein Wunder, dass Farson nur als kleiner Fliegenschiss auf der Landkarte zu entdecken war. Oh Gott, sie würde hier eingehen und verkümmern, wie die Orchidee, die sie versucht hatte am Leben zu erhalten. Grüner Daumen Fehlanzeige.

    Skye sah sich nach ihrem neuen Haus um, aber anstatt im Ort eins zu haben, mussten sie ja auch noch weiter die staubigen Straßen entlang. Wieder hinaus aus dem Ort, bis sie schließlich endlich in die Straße hineinfuhren, die zu ihrem neuen Wohnsitz führen sollte. Ebenfalls übertrieben war das Wort Straße, Ackerweg passte da eindeutig besser. Auch wenn Skye von alledem nicht viel hielt und sich total ausgelaugt fühlte, wurde sie jedoch durch das immer währende Schütteln des Wagens, hellwach gehalten. Schlaglöcher, so groß wie Tellerminen, die ihr Vater auch alle mitnehmen musste. Wenn das so war, konnte sie auch genauso gut nach dem verlorenen Haus Ausschau halten.

    Sie verglich noch einmal die Route mit der Karte, und nachdem sie sicher war, sich auf der richtigen Straße zu befinden sah sie wieder nach vorne, wobei sich ihr Gesicht plötzlich aufhellte. Sie steuerten geradewegs auf ein rot-weißes Traumhaus zu, was ausnahmsweise nicht aus der Vorkriegszeit zu stammen schien. Zudem sprang ihr ein ganz besonderes Extra sofort ins Auge. Es verfügte über einen Pool. Das erste Haus nach gefühlten einhundert Kilometern und es erwies sich als Lottogewinn. Na, wer sagte es denn.

    »Mhhh, ob es das ist?« Ihr Vater sah nachdenklich auf die Beschreibung und wieder zurück, nachdem er den Wagen darauf zusteuerte. Von einem Pool hatte der Notar jedenfalls nichts erwähnt.

    »Das muss es sein, eindeutig«, bekam Skye nun freudestrahlend über die Lippen und hibbelte wie ein kleines aufgeregtes Kind auf ihrem Sitz.

    Nach dem Ausdruck, der sich gerade auf Skyes Gesicht gelegt hatte zu urteilen, hoffte er instinktiv, dass es sich wirklich um ihr Haus handeln würde. Bei noch einer Enttäuschung wäre mit ein paar Monaten Schmollen und Rumgezicke zu rechnen. Darauf konnte David echt gut verzichten. Skyes Augen funkelten im Sonnenlicht, je näher sie dem Objekt kamen.

    Jedoch kam mit einem Schlag die Ernüchterung. David erkannte zwei Gestalten auf der Veranda und ein Blick zu Skye ließ ihn wissen, dass auch ihre Hoffnung sich gerade zerschlug. Ihr Gesicht verzog sich sofort wieder zu ihrer Trauermiene, die sie bereits die ganze Fahrt über so gut beherrschte. David stöhnte entmutigt auf.

    Wie ein kleines Kind, dass seinen Lolli nicht bekam, den es schon die ganze Zeit über anstierte, verschränkte sie beleidigt die Arme vor der Brust. Wäre ja auch zu schön gewesen.

    David fuhr weiter auf das Anwesen zu, wobei Skye umso deutlicher erkannte, dass sich zwei Kerle auf der Veranda als Sonnenanbeter betätigten und sich auch von dem Motorengeräusch nicht stören ließen. Wohl bemerkt lagen sie da oberkörperfrei. Skye wunderte sich, dass sie gar nicht neugierig wurden, denn schließlich zählte dieser Weg nicht gerade als Hauptverkehrsstraße.

    Auch wenn sie Skye nicht sahen, verspürte sie bei ihrem Anblick einen leichten Anflug von Röte, die sich sogleich auf ihre Wangen legte. Doch erst nachdem David den Wagen in der Nähe des Hauses zum Stehen brachte, schoss es ihr in den Kopf. Sie sah noch immer wie eine ausgewickelte Mumie aus. Nicht gerade der beste Zeitpunkt zwei braun gebrannten Jungs zu begegnen.

    »Fragen wir mal nach, ob wir hier richtig sind.« David wandte sich kurz an Skye und dann zur Fahrertür.

    »Dad«, kam es geschockt über ihre Lippen und sah erschrocken an sich herunter. Sie musste ihn ja irgendwie darauf aufmerksam machen, dass das hier nicht gerade der beste Zeitpunkt für ein Schwätzchen war. Oh Gott, wenn die sie so sehen würden, sie wäre nicht einmal richtig angekommen und schon das Gespött des ganzen Ortes. Mann, wieso konnten da keine netten alten Damen liegen? Skye spürte, wie Panik in ihr aufstieg und rutschte nervös tiefer in ihren Sitz hinein, nachdem David die Tür öffnete.

    »Bleib hier. Ich frage nur nach und dann fahren wir weiter. Keiner wird dich sehen«, verstand er schließlich. Er versuchte, sie zu beruhigen, wobei er ein Lachen unterdrücken musste. Ertappt sah Skye ihn aus böse funkelnden Augen an. David überspielte den flüchtigen Anflug und hob abwehrend die Hände, bevor er die Tür schloss und auf die Veranda zutrat.

    Skye lugte über das Armaturenbrett. Die Jugendlichen schien nicht einmal aufzufallen, dass sie gerade unerwarteten Besuch empfangen hatten. Wobei Skye eher den

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