Schneewittchen: Ein romantischer Thriller
Von Peter Eckmann
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Über dieses E-Book
War es das "Schneewittchen"?
Die Polizei untersucht die Todesfälle, sie erfährt eine Mauer des Schweigens.
Ein Kriminalbeamter wird undercover eingesetzt, kann er das Schweigen brechen?
Er erfährt vom Schneewittchen die wahren, erschreckenden Hintergründe.
Der Roman spielt 2018 in Hechthausen und Umgebung.
Peter Eckmann
In Pinneberg wurde Peter Eckmann im Jahr 1947 geboren, in Hamburg, in der Nähe der Reeperbahn, wuchs er auf. Er erlernte den Beruf des Chemielaboranten und schloss 1972 sein Studium zum Chemie-Ingenieur ab. Bis 1975 arbeitete er noch in Hamburg, ehe es ihn zum Unternehmen Dow nach Stade zog. An seinem 59. Geburtstag bot sich Peter Eckmann die Gelegenheit, in den Vorruhestand zu wechseln. „Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und kümmere mich gerne um meinen Garten“, nennt Peter Eckmann seine Hobbys. „Ansonsten schreibe ich nur noch“, fügt er hinzu. Mit seiner Frau Eva Maria ist er seit 1974 verheiratet.
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Schneewittchen - Peter Eckmann
Inhalt
Schneewittchen
Prolog
Das Waisenkind
Die Gefangenschaft
... da waren es nur noch sechs
Trauerfall bei den Hansens
... da waren es nur noch fünf
Die Hamburger Mordkommission
... da waren es nur noch vier
Der neue Kommissar
Krautsand an der Elbe
Das Gesellenstück
Der vergiftete Apfel
Die Flucht
Das Verhör
Die Erpressung
Wenn sie nicht gestorben sind.
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Schneewittchen
Schneewittchen ist eines der bekanntesten Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Für diejenigen, die es nicht kennen, oder vergessen haben sollten, hier eine kurze Zusammenfassung:
Die Königstochter Schneewittchen hat Haare so schwarz wie Ebenholz, Lippen so rot wie Blut und eine Haut, so weiß wie Schnee. Nach dem Tod ihrer Mutter heiratet der König bald eine schöne, aber herzlose Frau. Sie ist neidisch auf ihre Stieftochter, die laut ihres magischen Spiegels noch tausendmal schöner sein soll, als sie. Die Stiefmutter beschließt daraufhin, Schneewittchen nach dem Leben zu trachten. Sie lässt sie durch einen Jäger in den Wald bringen, der sie töten soll. Der gutherzige Mann bringt es nicht übers Herz, das Mädchen zu erschießen, und lässt sie im Wald zurück.
Schneewittchen irrt im Wald umher und findet ein Haus, in dem sieben Zwerge wohnen, die im Bergbau arbeiten. Dort wird sie aufgenommen und führt ihren Haushalt.
Die Königin erfährt über ihren magischen Spiegel, dass Schneewittchen lebt und wo sie ist (hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen). Die Königin, die Zauberkräfte hat, versucht, die verhasste Stieftochter zu vergiften. Sie verkleidet sich und findet Schneewittchen in dem Haus der sieben Zwerge. Nach zwei erfolglosen Versuchen gelingt ihr beim dritten Mal, Schneewittchen mit einem vergifteten Apfel zu töten. Die Zwerge sind todtraurig und bahren Schneewittchen in einem gläsernen Sarg auf. Ein Prinz kommt des Weges, sieht Schneewittchen und will sie auf sein Schloss bringen, um sie jeden Tag betrachten zu können. Bei dem Transport stolpert einer der Träger, der Sarg stürzt zu Boden, Schneewittchen speit das vergiftete Apfelstück aus und kehrt ins Leben zurück.
Schneewittchen heiratet den Prinzen, die Königin muss bei der Hochzeit in eisernen, glühenden Pantoffeln tanzen, bis sie tot umfällt.
Die Zwerge könnten kleinwüchsige Männer gewesen sein, die von Südeuropa kommend auch in Deutschland nach Silbererzen gegraben haben (aus ihnen sind die Klopf- und Poltergeister der deutschen Sagen entstanden). Sieben Personen sind dabei eine gängige Größe solcher Gruppen. Harke und Gießkanne dienten zum Spülen und Sichten der geförderten Erze (deshalb werden sie auch als „Gartenzwerge" fehlinterpretiert). Was lag näher, als sich ein ansässiges Mädchen für die notwendige Hausarbeit und der Zubereitung des Essens zu suchen? Soweit die Theorie von Herrn Lehne, einem Gewerbeschullehrer für Chemielaboranten an der Gewerbeschule Steinhauerdamm in Hamburg in den 60er Jahren.
Prolog
Es wurde ganz groß in der Sensationspresse als das »Ereignis des Jahres« angekündigt: Freiherr Konstantin von Bosbach hat die Hochzeit mit Letizia Ramirez angekündigt, der spanischen Adeligen, die allein schon wegen ihrer Schönheit und ihrer Herkunft seit Jahren von den Paparazzi verfolgt wurde. Doch es gab nicht viel zu berichten, die Trauung fand an einem geheimen Ort statt - unter Insidern orakelte man, dass es der Wohnsitz derer von Bosbach irgendwo in Norddeutschland sein könnte.
Das Waisenkind
Es war einmal eine schwarzhaarige Schönheit. Sie brachte im Krankenhaus Stade ein Kind zur Welt. Das Baby wuchs zu einem quirligen, lustigen Mädchen heran. Lange, schwarze Haare und ein blasses Gesicht waren auffällige Merkmale, sie geriet damit nach ihrer Mutter. Die Kleine wurde Maja genannt, Maja von Bosbach.
Das Glück währte nicht lange, die Mutter starb an einer Lungenentzündung, kurz nach Majas sechstem Geburtstag.
Der Vater trauerte herzzerreißend um sie, er hatte Letizia sehr geliebt. Der Zufall wollte es, dass er nur zwei Jahre später einer Frau über den Weg lief, die seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich sah. Sie hieß Victoria Bergmann, er heiratete sie nur wenig später, in der vagen Hoffnung, dass die neue Frau die große Lücke füllen würde, die seine geliebte Frau hinterließ.
Leider erfüllten sich seine Hoffnungen nicht. Die zweite Ehefrau hatte weder an ihrem Mann, noch an der kleinen Tochter Interesse. Ihr Hauptantrieb für die Heirat mit dem gut aussehenden Mann waren sein Reichtum und die gesellschaftliche Stellung, die er ihr bieten konnte.
Maja von Bosbach war eben zehn Jahre alt, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam. Er war in Gedanken bei seiner verstorbenen Frau gewesen und übersah den ausscherenden Lastwagen auf der Autobahn A26. Er war mit seinem Lieblingsauto, einem Porsche 911, wieder viel zu schnell unterwegs.
Die Trauer der Frau war kurz und unehrlich. Sie verstand es nicht, das Kind zu trösten, das in kurzer Zeit beide Elternteile verloren hatte. Sie konnte und wollte ihr die Murrer nicht ersetzen. So musste die Zehnjährige allein mit diesem Verlust klarkommen. Nur Martina Tiedemann, die Hausangestellte, tat was möglich war, um das Mädchen zu trösten.
Häufig saß Victoria von Bosbach vor dem großen Spiegel in ihrer Ankleide und gab sich wirren Fantasien hin. Sie musterte ihr Gesicht, ihre Figur. Ja, sie sah noch gut aus, trotz ihrer 38 Jahre. Kaum ein Fältchen war auf der zarten Haut ihres Gesichts zu finden.
In diesem Moment kam Maja herein „Victoria, ich treffe mich mit Bernie. Es könnte spät werden."
Verdammt, sah das Mädchen gut aus – dieser Gedanke schoss Victoria jedes Mal durch den Kopf, wenn sie ihre Stieftochter sah. Zwanzig Jahre Altersunterschied waren natürlich zu sehen: hier das junge Mädchen - da die erwachsene Frau. Aber auch wenn sie beide gleich alt wären, würde ihre Stieftochter schöner, perfekter sein, als sie. Die langen schwarzen Haare umrahmen das ständig blasse Gesicht. Perfekt kontrastieren die roten Lippen mit dem schwarzen Haar und dem blassen Teint.
„Geh nur, du bist alt genug. Weck’ mich nicht, falls du spät heimkommen solltest."
Die Gefangenschaft
Victoria von Bosbach und ihre Stieftochter leben in der Villa, die ihr der Vater, beziehungsweise der Ehemann, hinterlassen hat. Das Grundstück erstreckt sich von der Straße »Elbinsel Krautsand« bis an den Deich der Elbe. Das Anwesen wirkt wie ein kleines Schloss. Konstantin von Bosbach war keinen finanziellen Zwängen unterworfen, als er den Bau in Auftrag gab. Die Grundfläche beträgt 250 Quadratmeter, es gibt ein Obergeschoss und einen runden Turm, einem Bergfried mit Absicht nicht unähnlich. Vom Obergeschoss und vom Turm aus hat man eine weite Sicht über den Deich auf die Elbe und die Elbinsel Rhinplate.
Die Tochter des Hauses ist den Turm hinaufgestiegen. Auf den rauen Stein der Brüstung hat sie ein Kissen gelegt, um ihre Unterarme darauf abstützen zu können. Sie beobachtet die gemächlichen Bewegungen der Schiffe auf der Elbe. Sie versinkt in Grübeleien, sie denkt an den geliebten Vater, den sie so sehr vermisst. Sie hadert mit ihrem Schicksal, das sie dazu verurteilte, mit einer herzlosen, selbstsüchtigen Frau als Stiefmutter ihr Leben zu verbringen. Maja kann bis heute nicht verstehen, warum ihr Vater diese gefühllose Frau geheiratet hat. An ihre Mutter hat sie nur vage Erinnerungen, die zu ihrem Kummer immer schwächer werden. Aus Erzählungen von Martina Tiedemann, die schon zu Lebzeiten ihrer Mutter im Haus angestellt war, weiß Maja, dass sie liebevoll und empathisch gewesen war.
Martina kümmert sich um alles, was im Haushalt anfällt, einschließlich des Kochens. Darüber ist Maja froh, denn Victoria kann und will nicht kochen. Die Hausherrin schikaniert Martina oft und behandelt sie wie eine Dienstmagd.
Maja besucht das Gymnasium der Elbmarschenschule in Drochtersen, ihr Abschluss wird vor diesem Sommer sein. Seit einer Woche sind Sommerferien, im nächsten Monat wird sie 18 Jahre alt. Noch dieses Jahr sollte sie das Abitur in der Tasche haben. Anschließend möchte sie zur Hotelfachschule. Der Gedanke, später vielleicht einmal in einem anderen Land ein Hotel zu führen, gefällt ihr.
Vorerst wird ihr Geburtstag stattfinden, es wird in vier Wochen sein, am 13. August. Sie wird wahrscheinlich ein Auto bekommen, sie besucht seit ein paar Wochen eine Fahrschule in Drochtersen, noch ein paar Fahrstunden und sie kann die praktische Prüfung ablegen.
Unten auf dem Parkplatz hält ein dunkelblauer Sportwagen mit offenem Klappdach. Es ist Günter Boll, der Freund ihrer Stiefmutter. Maja hört die Autotür zuschlagen, dann betritt der große, gut aussehende Mann das Haus. Er besitzt einen Schlüssel, um seine Geliebte - ihre Stiefmutter - jederzeit besuchen zu können. Die ist ganz verschossen in ihren Günter, Maja dagegen findet ihn arrogant und geht ihm möglichst aus dem Weg. Er ist der Sohn eines Arztes aus Drochtersen, er arbeitet als Rechtsanwalt in einer Kanzlei in Stade.
Ein weiterer Wagen fährt vor. Es ist ein Volkswagen Golf, sie kennt die Fahrerin. Es ist eine Freundin Victorias, Claudia Kirchberg. Die Frau ist ihr noch unangenehmer als Günter Boll.
Sie hört Schritte auf der Treppe, es ist Martina Tiedemann. „Hallo, Schätzchen!, begrüßt diese die junge Frau. Sie mag die oft traurig wirkende Maja gern und versucht, sie die herzlose Stiefmutter vergessen zu lassen. „Es ist noch Kuchen übrig, soll ich dir etwas bringen?
„Ist es der Krokant-Kuchen, den du immer so toll zubereitest?" Ein Lächeln huscht über das Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens.
„Danke für das Lob, ja, es ist der Krokant-Kuchen. Außerdem sind noch zwei Stücke Schwarzwälder Kirsch zu haben."
„Klasse Martina, davon nehme ich gerne. Ich komme runter zu dir in die Küche, du bist schließlich nicht unser Dienstmädchen, auch wenn Victoria das zu denken scheint. Wir trinken einen Cappuccino, ja? Sie läuft hinter Martina Tiedemann die Treppe hinunter. „Weißt du, warum sich die Herrschaften treffen?
Die zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich hab’ ein paar Mal deinen Namen gehört, ich fürchte, das bedeutet nichts Gutes."
„Meine Stiefmutter wird nicht zögern, mir das Ergebnis beizeiten unter die Nase zu reiben."
„Davon gehe ich auch aus."
Maja setzt sich an den kleinen Tisch in der Küche, vor sich ein hohes Glas mit dem duftenden Getränk. Martina Tiedemann stellt eine Platte mit Kuchenstücken auf den Tisch.
„Setz dich doch zu mir, dann können wir ein bisschen klönen. Soll ich dir einen Kaffee bereiten?", fordert Martina die junge Frau auf.
„Das mache ich gerne, darum brauchst du dich nicht zu bemühen, das bekomme ich gerade noch selbst hin."
Martina sitzt am Tisch, nippt an einer Tasse mit Cappuccino und sieht Maja zu, wie sie sich den Krokant-Kuchen mit Genuss einverleibt. Sie ist eine etwas pummelige Frau mit einer blonden Kurzhaarfrisur, die 40 Jahre hat sie vor zwei Jahren überschritten.
„Sag mal, wie lange bist du eigentlich schon bei uns?", möchte das junge Mädchen wissen.
„Beinahe von Anfang an. Ich habe damals gehört, dass dein Vater, der Freiherr von Bosbach, eine Hilfe für seine Frau benötigte. Du warst gerade auf die Welt gekommen – du warst so ein hübsches Baby!", ruft sie entzückt aus.
„Danke, ich kann nichts dafür. Jetzt bin ich nicht mehr hübsch?", erwidert Maja amüsiert.
„Doch, doch. Du weißt schon, wie ich das meine."
Sie lachen beide.
„Wie war meine Mutter denn? Ich kann mich kaum an sie erinnern."
„Deine Mutter war eine wunderbare Frau. Sie war vier Jahre älter als ich, sie hat mich wie eine jüngere Freundin behandelt und hat mich Standesunterschiede nicht spüren lassen. Als sie starb, ist für deinen Vater eine Welt zusammengebrochen."
„Das kann ich mir vorstellen, so früh schon die Frau zu verlieren."
„Ja, das ist nun leider vorbei. Als dein Vater dann Victoria Bergmann kennenlernte, war es um ihn geschehen. Sie sah seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich, das hat für ihn den Ausschlag gegeben. Dass er eine herzlose Frau ehelichte, die nur auf sein Geld und seinen gesellschaftlichen Stand sah, hat er in seiner Verblendung nicht bemerkt."
„Du magst meine Stiefmutter nicht besonders, nicht?"
„Sie ist eine schreckliche Person, immer nur auf ihren Vorteil bedacht. Sie lächelt. „Habe ich dir erzählt, dass deine Stiefmutter neulich von einer Wespe gestochen worden ist?
„Nein. Du hast dich sicher heimlich darüber gefreut?"
„Soweit kam es nicht, die Wespe fiel tot zu Boden."
Die beiden Frauen lachen entspannt, sie freuen sich, dass sie so oft einer Meinung sind.
„Hast du bemerkt, dass sich deine Stiefmutter fast täglich in ihrem Spiegel bewundert? Sie hat ein seltsames Verhältnis mit dem, mitunter spricht sie mit ihm."
„Mit einem Spiegel?", fragt Maja überrascht.
„Ja, sie hat schon einen Vogel. Sie hält sich für die hübscheste Frau in der ganzen Gegend."
„Na, ja. Sie ist schon sehr hübsch."
„Du bist tausendmal schöner als sie. Der entscheidende Unterschied ist der, dass du – genauso wie deine Mutter – eine innere Schönheit hast. Du hast ein Herz aus Gold und ein offenes, ehrliches Wesen. Das hat deine Stiefmutter nicht, darum kann sie nie so schön sein, wie du."
„Das war jetzt ein bisschen sehr oft schön."
„Ist doch wahr. Wie kann man nur so viel Aufhebens um Äußerlichkeiten machen, das ist eben typisch Victoria von Bosbach."
„Ich denke, ich werde das schöne Werter nutzen und mich im Pool amüsieren. Wir sollten unser Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen, es hat mir sehr gefallen. Später werde ich mir auf der Terrasse noch einen Kaffee genehmigen."
„Mach das. Ich an deiner Stelle würde es auch so machen. Pass auf die Sonne auf, creme dich ein und bleibe immer im Schatten. So blass, wie du bist, holst du dir noch einen Sonnenbrand."
„Vielen Dank für deine Fürsorge. „Komm doch mit - wer hindert dich?"
Martina Tiedemann verzieht das Gesicht. „Ich höre schon deine Stiefmutter: ,Der Swimming-Pool ist nicht für das Personal gedacht. Die sollen arbeiten und nicht unverdient an unserem Wohlstand teilhaben’. Danke, darauf kann ich verzichten."
„Das wird wohl so stattfinden, ich kann dich verstehen. Obwohl – sie selbst hat nichts zu dem Wohlstand beigetragen, entgegnet die langbeinige Schönheit. „Wir trinken doch zusammen Kaffee, oder? Du bist der einzige Lichtblick in diesem Haus...
ein paar Minuten später ist sie zurück, sie hat sich ihren blauen Bikini angezogen.
„Pass auf, dass du nicht verbrennst!, ruft ihr Martina nach, „du weißt, wie empfindlich deine Haut ist!
Maja winkt und stürzt sich in das kühle Wasser.
Victoria von Bosbach, ihr Geliebter Günter Boll und ihre Freundin Claudia Kirchberg sitzen im Wohnzimmer mit Blick auf die Terrasse. Der Kuchen ist gerade verspeist, gleich werden sie ihre angefangene Diskussion wiederaufnehmen.
„Martina!, ruft die Stiefmutter nach der Haushälterin. Dann lauter: „Frau Tiedemann!
Einen Moment später steht ihre Angestellte in der Tür. „Ja bitte?"
„Sie könnten uns etwas Alkoholisches kredenzen. Für mich bitte ein Glas Genever. Sie wendet sich an ihre Gäste. „Was möchtet ihr? Unsere Bar ist gut ausgestattet.
„Wie wäre es mit einem Prosecco?", möchte Claudia wissen.
„Oh, das ist eine gute Idee. Würden Sie uns eine Flasche Prosecco und drei Gläser bringen, meine liebe Frau Tiedemann? Sie blickt ihren Freund an. „Ist Prosecco für dich okay, Günnilein?
Günter Boll nickt. Er ist 35 Jahre alt, hat modisch geschnittene, dunkle Haare und einen gepflegten Dreitagebart. Er sieht unverschämt gut aus. „Habt ihr einen Spumante? Der würde mir gefallen."
Ihre Köchin nickt, sie kennt die Vorräte genau. „Natürlich, kommt sofort."
„Na, prima." Günter schenkt ihr ein umwerfendes Lächeln.
Martina verschwindet in der Küche, um kurz darauf mit einem Tablett wiederzukommen, auf der eine Flasche Prosecco und drei Gläser stehen. Sie stellt sie auf den Tisch und öffnet sachkundig die Flasche mit dem Drahtverschluss.
„Maja wird in vier Wochen 18 Jahre alt, dann wird sie vom Nachlassgericht die Nachricht erhalten, dass sie über ihren Teil des Erbes ihres Vaters verfügen kann, erklärt Victoria den Grund für ihr Treffen. „Bis jetzt verwalte ich es treuhänderisch, das wird dann ein Ende haben. Habt ihr irgendwelche Ideen, wie wir das verhindern können?
„Was wird mit dem Sitz im Aufsichtsrat?, will Günter wissen. „Bisher habe ich den kommissarisch inne. Wird den dann Maja übernehmen?
„Das macht ja gar keinen Sinn. Sie weiß überhaupt nicht, worum es da geht."
„Schon, sie ist jedoch als Tochter ihres Vaters auch die Teilhaberin am Rüstungskonzern. Vielleicht möchte sie wissen, was dort passiert."
Victoria von Bosbach stößt empört den Atem aus. „Soweit kommt es noch! Mir stinkt es schon gewaltig, dass dieses Kind dann über so viel Geld verfügen kann."
„Du hast es bisher genossen, über so viel Geld zu verfügen - oder nicht?", erwidert ihr Freund mit einem Grinsen.
„Halt’ du dich da raus. Wer fährt denn immer den teuren Benz? Dazu hast du auch nicht Nein gesagt."
Günter Boll verschränkt die Arme vor der Brust und sagt nichts mehr.
„Sag du doch mal was dazu, Claudia. Wie würdest du dich verhalten?"
Claudia Kirchberg ist eine Frau von 42 Jahren. Sie hat braune Haare, die ihr in Locken auf die Schultern fallen. Ein hellblaues Sommerkleid verhüllt eine schlanke Figur. Sie kennt Victoria seit ein paar Jahren, sie haben sich auf der Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin kennengelernt. „Ich habe eine Idee, was eventuell zu tun wäre. Es hätte jedoch erhebliche Einschränkungen für deine Stieftochter zur Folge."
„Das stört mich nicht. Lass mal hören."
In dem Moment verlässt Maja den Swimming-Pool. Das Wasser läuft an ihr hinunter, als sie auf der Treppe aus dem Becken heraussteigt, ihr langes, schwarzes Haar klebt am Rücken.
Günter blickt fasziniert durch das Fenster, sichtlich bemüht, keinen Moment der Bewegung des jungen Mädchens zu verpassen. „Meine Güte, ich werde noch blind bei dem Anblick."
Victoria von Bosbach ist deutlich verärgert. „Glotz ihr nicht so auf die Möpse, dann wirst du nicht blind."
„Okay, okay. Du musst zugeben, dass es schon erstaunlich ist, wie so wenig Stoff so viel Masse halten kann." Er lächelt genüsslich und wendet sich keinen Zentimeter ab.
„Du bist ein Arsch. Du wirst mit dem vorliebnehmen müssen, was ich dir bieten kann. Wende dich endlich ab, deine offensichtliche Gier ist zum Kotzen." Ihre Stimme überschlägt sich fast vor Zorn.
„Ja, ja." Widerwillig dreht er den Kopf und füllt sich Prosecco nach. Doch als Maja einen Moment später mit einem Handtuch an den Fenstern vorbeigeht und auf einem der Stühle unter dem Sonnenschirm Platz nimmt,