Seelenheimat Wangerooge: Die Magie der Scherben
Von Andrea Mayer
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Über dieses E-Book
Und so reisen Sie in diesem Buch gleich mehrmals auf die Insel Wangerooge. Sie reisen mit der Autorin, nicht nur in die touristische Gegenwart, sondern begleiten sie darüber hinaus auf ihrer ganz individuellen Seelenreise, die sie mit Hilfe von Krafttieren, ihren Ahnen aus dem alten Inseldorf und vielen schamanischen Ritualen, immer wieder zurück nach Wangerooge führt.
Und sie tauchen ein in die Vergangenheit des alten, versunkenen Inseldorfes (1609-1638) und lernen dort, in drei historischen Geschichten, nicht nur den alten Seeturm, sondern auch die Weberin Aalke und ihren Sohn Jelde kennen. Hier schließt sich letztendlich der Kreis, indem auf magische Art und Weise, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwoben werden. Genauso, wie es aus der alten nordischen Mythologie überliefert ist.
Andrea Mayer
Andrea Mayer wurde 1968 in Oldenburg, Niedersachsen geboren und ist in einem kleinen Dorf nahe Bad Zwischenahn aufgewachsen. Dort verlebte sie, unterbrochen von zwei prägenden Jahren auf der Insel Wangerooge, auch ihre Jugend. Seit ihrem achtzehnten Lebensjahr nennt sie Oldenburg ihre Heimat. Nach mehreren Ausbildungen und beruflichen Stationen arbeitet sie heute als ganzheitliche Gesundheits- und Lebensberaterin für hochsensible Menschen und ist freie Autorin. Das Schreiben ist für sie seit frühester Kindheit ein Ventil und später im Leben zu einer besonderen Leidenschaft geworden. Im Jahr 2021 veröffentlicht sie ihr erstes Buch `Das Hintergrundradio´. Mit `Seelenheimat Wangerooge. Die Magie der Scherben´ erscheint 2023 ihr zweiter spiritueller, autobiographischer Roman.
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Buchvorschau
Seelenheimat Wangerooge - Andrea Mayer
Widmung
Dieses Buch widme ich meinem Vater,
denn ohne ihn
wäre es nie entstanden
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Zurück nach`Wangerooge´
Mein erstes Tagebuch
Krafttier Spatz
Einmal Insel und zurück
Die Geschichte der Scherben
`Wangerooge´ im Sommer 2021
Zu Besuch bei Andreas Wesemann
Das traumatisierte kleine Mädchen
Die Beobachterin
Eine mögliche Erklärung zu den Scherben
Der Spinnwirtel
Weihnachten und Silvester auf `Wangerooge´
Die Heilerin
Die `Randdüne´ am ersten Weihnachtstag
Der Steinbock, stur und standhaft?
Die Chronik der Insel `Wangerooge´
Die Schreibende - Die Berichtende
Die Liebende
Die Fürsorgliche
Die Vertrauende
Silvester
Die Abreise
Das alte Westdorf, das neue Westdorf und die drei Türme
Das Feuerritual
Die Empfindsame und die Hochsensible
Die Schamanin
Krafttier Eule
Zwischenwelt – Eine Seelenreise ins Nichts
Ostara - Ein Frühlingsritual
Der Auftrag - Die Scherbe zurückgeben
In die Tiefe des Wassers blicken
`Wangerooge´ im Sommer 2022
Das Ritual - Die Scherbe zurückgeben
Die drei blauen Bänder
Die Begegnung mit einer Robbe
Die Robbe als Krafttier
Abschied und Rückreise
Die Weberin und der Brand im Seeturm, 1630
Die Weberin und der fremde Gast, 1609
Die Weberin und das Gewand des Lebens, 1638
Weihnachten und Silvester auf `Wangerooge´
Danksagung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Die Autorin
„Das Hintergrundradio"- kurz vorgestellt
„Das Hintergrundradio"- die Einleitung
Einleitung
Mit zwölf Jahren, im Jahr 1980, betrete ich zum ersten Mal die Insel `Wangerooge´. Meine Seelenheimat, wie ich dieses kleine Fleckchen Erde in der Nordsee später liebevoll nennen werde. Das weiß ich damals natürlich noch nicht. Aber dass es sich hier um einen ganz besonderen Ort handelt, an dem ich mich sehr wohlfühlen werde, der so ganz anders ist als das kleine Dorf meiner Kindheit, das ahne ich irgendwie doch schon, als wir ein paar Monate vor unserem eigentlichen Umzug auf die Insel alles zum ersten Mal in Augenschein nehmen. Die Entscheidung meiner Familie steht fest. Wir werden am 21. Juli 1980 nach `Wangerooge´ ziehen. Im Nachhinein wundere ich mich oft darüber, dass mir der Abschied vom Ort meiner Kindheit so rein gar nichts ausmacht, während der Umzug weg von der Insel zwei Jahre später schier mein Herz zerreißt. Dieser Schmerz ist es dann auch, der mich mein Leben lang begleiteten wird, jeder Abschied, jeder Verlust ist immer wieder davon geprägt. Jahrelang meide ich später daher diese Insel, nur um genau diesem Schmerz zu entkommen. Aber was entgeht mir durch solch eine Vermeidungstaktik wohl sonst noch so alles in meinem Leben? Nirgendwo schaffe ich es, diese alte, tiefliegende Wunde zu heilen. Keine Therapie, keine Methode, ob Meditation, Selbsthilfegruppen, ob Kinesiologie oder Bachblüten oder Hypnose, nichts hilft mir wirklich. Und auch während einer Reha nach meinem Burnout mit Ende vierzig schaffe ich es nicht, wirkliche Heilung zu finden. Ja, mir ist zum Schluss nicht einmal mehr bewusst, dass ich diese tiefe Verletzung meiner Seele noch immer in mir trage.
Bis sich eines Tages im Mai 2019 alles für mich ändert. Am 29. Mai 2019 begegne ich Jochen. Uns verbindet eine tiefe Seelenliebe, die sofort beim ersten Zusammentreffen in einer Oldenburger Kneipe für beide spürbar ist und die weit über ein Leben hinausreicht. Darüber schreibe ich ausführlich in meinem ersten Buch:
„Das Hintergrundradio, eine Dualseelengeschichte",
Es wird im September 2021 veröffentlicht. Die Begegnung mit Jochen hat sozusagen alles in mir freigelegt, was bis dahin noch im Verborgenen schlummerte. Durch ihn bin ich ohne Vorwarnung direkt wieder hineinkatapultiert worden in diesen unbeschreiblichen Schmerz. Er hat ihn für mich erlebbar und wieder spürbar gemacht. Auflösen muss ich ihn nun allein.
Deswegen schreibe ich dieses Buch. Man kann es vollkommen losgelöst vom „Hintergrundradio" lesen. Man kann es aber auch als Fortsetzung betrachten oder als eine Entwicklung, die mit Jochen ihren Anfang nahm. Deswegen wird in diesem Buch immer mal wieder sein Name auftauchen. Jochen, meine Seelenliebe, mein Seelengefährte über etliche gelebte Leben, wie ich heute weiß. Auch Freerk, mein geliebter Mann, taucht in beiden Büchern auf. Und natürlich Andreas Wesemann, der Vollzeitschamane aus `Ritterhude´, der mich ein gutes Stück auf dem Weg meiner Seelenheilung begleitet hat.
Den Anstoß, überhaupt wieder nach `Wangerooge´ zurückzukehren, gab mir aber Uwe Feitisch in einem Zoom-Coaching zum Thema Dualseelen mit der Frage:
„Da ist doch noch etwas, Andrea? Irgendwo in deiner Kindheit oder im Jugendalter. Manchmal ist das gar nichts Großes. Was kann das denn sein?"
So in etwa hat er mich gefragt. Und sofort war `Wangerooge´ in meinem Kopf. Meine Jugendzeit auf der Insel und dieser Schmerz. Meine Intuition, die sich seit der Begegnung mit Jochen immer klarer und deutlicher in mir zeigt, hat mich sofort und ohne Umwege dorthin zurückgeführt. Damit war das Coaching für mich erst einmal beendet. Kurz darauf entstand die Geschichte „Einmal Insel und zurück, die ich auch schon im „Hintergrundradio
veröffentlicht habe.
Ich nehme sie wegen ihrer Schlüsselrolle in dieses Buch noch einmal mit auf. Den Umzug nach `Wangerooge´ selber konnte ich anhand von meinen allerersten Tagebucheinträgen aus dem Jahr 1980 bildhaft für mich rekonstruieren. Ich erinnere mich tatsächlich noch sehr gut an jedes einzelne Detail aus dieser Zeit. Und dann geht es los mit meinen Geschichten rund um diese wunderbare Insel.
Ich habe mit dreizehn Jahren dort am Strand drei Scherben und einen Ring aus Ton gefunden. Mit dreiundfünfzig Jahren komme ich wieder zurück auf die Insel, ich unternehme schamanische Reisen und entdecke mich und `Wangerooge´ ganz neu. Ich schaffe es, meine Seele hier zu heilen. Die einzelnen Schritte dorthin schreibe ich nun im Folgenden auf.
Ich lade Sie in diesem Buch herzlich dazu ein, mich auf mehrere, sehr unterschiedliche Reisen auf die Insel `Wangerooge´ zu begleiten. Es geht in meine eigene Vergangenheit, genauso aber auch in das alte, versunkene Westdorf der Insel, es geht zu einer Weberin in das Jahr 1630. Und es geht auf eine ganz besondere Reise in die Tiefe meiner Seele, begleitet von Krafttieren, meinen Ahnen aus dem alten `Wangerooge´ und natürlich begleitet von Andreas Wesemann, dem Vollzeitschamanen aus `Ritterhude´.
Um das fließende Lesen nicht zu unterbrechen, wird an vielen Stellen auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten aber gleichermaßen für alle heute bekannten Geschlechter. Es werden auch Hinweise auf Internetseiten, Bücher, Berater und Autoren gegeben. Für den Inhalt und die Richtigkeit dieser Seiten, Texte und Werke übernehme ich keine Verantwortung.
Andrea Mayer, 2023
©Copyright 2023, Texte und Abbildungen in diesem Buch sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung, Bearbeitung und Übersetzung bleiben der Autorin Andrea Mayer vorbehalten.
Zurück nach `Wangerooge´ (im Sommer 2021)
Die Inselbahn pfeift, als sie durch das Deichschart rollt. Das altbekannte Signal. Ich bin wieder hier. Wir schreiben heute den 16. August 2021, vierzig Jahre sind nun ziemlich genau vergangen seit ich im Alter von vierzehn Jahren diesen mir so wertvollen Ort verlassen musste. Ob wohl noch etwas so ist, wie es damals war? Das Haus, in dem wir gewohnt haben? Die Inselschule? Die Läden entlang der `Zedeliusstraße´? Ja, natürlich war ich hin und wieder noch mal auf der Insel. Am Anfang sogar immer in den Ferien. Später dann seltener, mal mit einer Freundin, mal mit meiner Mutter. Jahrzehntelang aber dann überhaupt nicht mehr. Der letzte Besuch hier war 2009 mit meinem Mann Freerk, nachdem mein Vater gestorben war und ich mich noch einmal bewusst mit dem Ort meiner Jugend beschäftigen wollte. Aber um mich zu erholen, um das Meer und die Weite der Nordsee zu genießen, bin ich dann doch lieber nach `Spiekeroog´ gefahren, um nicht immer wieder mit meiner schmerzhaften Vergangenheit konfrontiert zu werden.
Die neue Besucherlenkung am Bahnhof irritiert mich etwas, als ich aus der Inselbahn steige. Aber wir leben eben in den Zeiten einer Pandemie. Auch hier herrscht noch Maskenpflicht, genauso wie auf der Fähre und in den Wagons. Ich bin froh, dass ich überhaupt reisen kann, deswegen macht mir das alles nichts aus. Jetzt geht es erst einmal über den Bahnsteig, links ab bis zum Gemeindehaus, um den kleinen Park herum und zurück zum Bahnhofsvorplatz, wo die Koffer in den Containern schon auf die Urlauber warten. Jedenfalls das gibt es noch.
, denke ich, während sich hier im Getümmel an- und abreisende Gäste erneut wieder vermischen. Alle suchen ihre Taschen, manche haben sich die Nummer des Containers nicht gemerkt, in dem ihr Gepäck verstaut ist. „Selber Schuld", denke ich. Meine Tasche liegt in der Nummer neununddreißig, ganz oben. Obwohl ich sie in `Harlesiel´ extra ganz unten reingeschoben habe. Egal. Gepäck schnappen und zur anderen Seite des Platzes wieder raus. Besucherlenkung.
Und los geht es zum Haus `Randdüne´, keine fünfhundert Meter vom Bahnhof entfernt. Es ist gerade trocken. Den ganzen Vormittag über hat es so stark geregnet, dass ich auf der Fähre nicht einmal oben an Deck bleiben konnte, obwohl ich es dort draußen so sehr liebe. Das ist selten vorgekommen in all den Jahren, wenn ich mich so zurück erinnere. Meine kleine Ferienwohnung kann ich leider erst am Nachmittag ab vierzehn Uhr beziehen, also das Gepäck im Flur des Hauses abstellen, Regenhose überziehen und los geht’s. Die `Zedeliusstraße´ hoch, links am `Pudding´ vorbei und einen Blick auf die Strandpromenade Nummer fünfzehn werfen. Hier habe ich einmal gelebt. Damals, von 1980 bis 1982. Im Alter von zwölf Jahren bin ich hier zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern eingezogen. Ich sehe mir das Haus von außen nun genauer an und kann verstehen, dass einige Menschen heute dafür sind, es abzureißen. Es ist in die Jahre gekommen und sieht wirklich schäbig aus. Genau wie das Haus `Monopol´ links daneben. Rechts, wo früher der Minigolfplatz war, steht dagegen ein schickes neues Apartmenthotel. Und so reiht sich hier alt und neu nebeneinander auf, die ganze Strandpromenade entlang.
Und wieder prasselt ein Regenschauer auf mich nieder, dieses Mal begleitet von heftigen Sturmböen. Wo soll ich nur hin? Ob es den alten Lesesaal in der Kurverwaltung noch gibt? Den überdachten Gang von der Nummer fünfzehn bis zum Bürogebäude gibt es, dank des neuen Apartmenthotels, jedenfalls jetzt nicht mehr. Und so flitze ich, um nicht allzu nass zu werden, schnell unter die Überdachung vor der Kurbeitragsstelle. „Ja, einige Gebäude stehen dort tatsächlich noch, zwar auch alles alt, aber immerhin noch da.", denke ich. Der kleine Kursaal und - ein Glück, auch der Lesesaal sind noch da. Das Meerwasseraquarium in der Eingangshalle, das ich damals so sehr geliebt habe, gibt es leider nicht mehr. Das Foto meines Vaters hängt noch an der Wand, zeitlich eingereiht in die Fotogalerie aller Kurdirektor*innen und Bürgermeister*innen, die die Insel je gesehen hat. Ich bleibe kurz davor stehen, sehe ihm in die Augen und öffne dann leise die Tür zum Lesesaal.
Hier herrscht eine himmlische Ruhe, es gibt sogar ein gemütliches Sofa. Da haue ich mich erst mal hin. Puh, ich lebe noch. Seit ein Uhr bin ich auf den Beinen. So aufgeregt war ich in der letzten Nacht, dass ich kaum geschlafen habe. Nicht nur, dass ich seit über zwanzig Jahren wieder alleine hierher reisen wollte, nein, auch, dass ich nun all die alten Geschichten meiner Jugend mit zeitlichem Abstand aus einer ganz anderen Perspektive betrachten kann, kommt wohl dazu. Ein Mann sitzt am Tisch und liest in Ruhe seine Zeitung. Es ist ein unausgesprochenes Gesetz, dass hier Ruhe herrscht, war schon immer so. Schön, dass das heute noch so ist. Wer telefonieren will, geht raus.
Ich merke plötzlich, wie müde ich bin, sehe kurz auf mein Telefon und wähle mich in das freie WLAN der Kurverwaltung ein. Ich strecke mich etwas auf dem Sofa aus und schließe kurz die Augen…
…meine Gedanken wandern wie automatisch zurück in das Jahr 1980, meine Zeit damals hier auf der Insel. Der Umzug, die Inselschule, meine kleine Welt davor und nach der Zeit auf `Wangerooge´. Ich frage mich gerade, wo eigentlich das kleine braune Tagebuch abgeblieben ist…als, Peng, da knallt doch jemand die Tür zu. Ich muss wohl kurz eingedöst sein, denke ich, als ich auf meine Uhr sehe. Kurz ist gut. Eine ganze Stunde habe ich tief und fest geschlafen und ich habe geträumt. Kein richtiger Traum, nein, ein wildes Sammelsurium von Bildern, die wie Wolken im Sturm durcheinander fliegen….
Mein erstes Tagebuch (geschrieben im Sommer 1980)
Abbildung 1
Mein erstes Tagebuch ist ganz klein und es ist braun. Ein gemaltes Bild von einem kleinen Mädchen in einem gelben Kleid ist vorne drauf und ein Schriftzug „ Five-Year Diary". Ich finde es in einem Stapel von alten Notizbüchern wieder, als ich später zu Hause danach suche. Erstaunlich ist, dass es nur Einträge über einen kurzen Zeitraum von ungefähr sechs Wochen gibt. Die Wochen rund um den Umzug zur Insel. Davor und danach, nichts. Nur leere Seiten.
Es hat vorgedruckte Spalten auf den einzelnen Blättern, die von einem erwarten, dass man über fünf Jahre jeden Tag ein paar Notizen niederschreibt. Man kann es mit einem winzig kleinen Schlüssel abschließen und das ist auch gut so. Im Sommer 1980 bekomme ich es von einer Schulfreundin zum Abschied geschenkt. Ein paar Wochen bevor ich mit meiner Familie auf die Insel `Wangerooge´ umziehe. Auf die erste Seite schreibt sie ein paar Zeilen für mich:
„Jeden Monat ein Brief, ab und zu ein Telefonanruf, Wiedersehen
jedes Jahr am 06. September und am 11. Januar"
Das sind unsere Geburtstage. Faszinierend, so etwas hatte ich bis dahin noch nie. Ein Tagebuch. Einige Menschen machen das wohl: „Schreiben." Menschen, die etwas Besonderes erleben, die etwas zu berichten haben, aber ich? Was sollte ich da schon groß aufschreiben? Ich versuche es trotzdem. Und so bekomme ich zum ersten Mal im Leben ein vages Gefühl davon, was für eine Erleichterung es mit sich bringen kann, die unzähligen Gedanken aus meinem Kopf heraus auf Papier zu bringen. Dass dieses Büchlein ein Schloss und einen Schlüssel hat, ist wohl ausschlaggebend dafür, dass ich sehr vorsichtig und kleinschrittig überhaupt mit dem Schreiben anfange. Denn niemand darf zu diesem Zeitpunkt wissen oder erfahren, was in meinem Kopf wirklich vorgeht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es richtig und wichtig ist, die eigenen Gedanken und Gefühle wegzuschließen. Ich schreibe meine Gedanken auch damals noch gar nicht wirklich auf, sondern dokumentiere immer nur ein paar Tageserlebnisse.
Diese kleinen Sätze bringen mir aber glücklicherweise im Jahr 2022, beim Schreiben dieser Zeilen hier, meine Erinnerung