Europa und das Reich
Von Ares Verlag
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Über dieses E-Book
Dem Rückblick auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und dessen historisch-kultureller sowie spiritueller Bedeutung widmen sich Pater Thomas Jentzsch, Martin Schwarz und der Herausgeber. Das gleichermaßen Spannungen und Synergien einschließende Verhältnis zwischen Europa und Reich beleuchten Univ.-Prof. Dr. Hans-Kristof Kraus, Univ.-Prof. Dr. Felix Dirsch, Dr. Ulrich March, Dr. Hans-Georg Meier-Stein, Karl Richter, Robert Steuckers, Sebastian Pella und Jürgen Schwab. Der besonderen Perspektive des Grafen Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi auf "Paneuropa" sind Beiträge von Herbert Jöll und Marcel Grauf gewidmet. Über die Zukunft Europas debattieren Dr. Albert Pethö, Dr. Claus-Martin Wolfschlag, Barbara Rosenkranz, Philip Stein, Benedikt Kaiser und Ettore Ricci. Weitere Analysen insbesondere der Situation auf dem nie ganz ruhigen Balkan runden den Sammelband sinnvoll ab.
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Europa und das Reich - Ares Verlag
DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DEUTSCHER NATION
Das Heilige Römische Reich und die Deutschen
Alle Völker haben in der Heilsgeschichte Gottes eine Sendung, und so auch das deutsche Volk, und zwar keine geringe. Diese Besinnung auf die heilsgeschichtliche Grundlage Deutschlands ist auch der einzig gangbare Weg, endgültig und entschieden davon abzurücken, die deutsche Geschichte auf die zwölf Jahre des „tausendjährigen Reiches" einzuengen und diese zu verabsolutieren, samt den ständig wachgehaltenen Schuldkomplexen. Es gilt, die Erinnerung an eine große, jahrhundertelange, kontinuierliche deutsche Geschichte wiederaufzunehmen. Wir sollen wieder zu Recht unser von Gott gegebenes Volkstum lieben und den Auftrag wieder annehmen, den Gott dazu mitgegeben hat.
Am 10. Juni dieses Jahres jährte sich zum 810. Mal der Todestag von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, einem der mächtigsten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der auf dem Dritten Kreuzzug in Kleinasien beim Durchqueren des Bergflusses Saleph, wohl von einem Strudel erfaßt, vom Pferd gerissen wurde und im eisigen, schnellfließenden Bergwasser den Tod fand. Andere Überlieferungen sprechen davon, der Kaiser sei bei einem Bad in dem kalten Wasser vom Herzschlag getroffen worden und untergegangen. Nach längerer Suche konnte nur noch der entseelte Leichnam, am Ufer angeschwemmt, geborgen werden. So fand der erfolgversprechende Dritte Kreuzzug, von deutscher Beteiligung her gesehen, vor den Toren des Gelobten Landes ein bitteres Ende. Hatte ja schon Sultan Saladin angesichts des Erscheinens des disziplinierten, heldenhaften kaiserlichen Heeres seinen Rückzug aus Palästina angetreten.
Kaiser Friedrich Barbarossa gilt als das Modell eines Kaisers, was Ansehen, Macht und Sendungsbewußtsein betrifft.
Welches Reich beherrschte der Staufer? Das Heilige Römische Reich erstreckte sich von der Nordsee bis an das Gebiet von Rom, vom Königreich Burgund im Westen bis nach Schlesien und Pommern im Osten. Diese Ausdehnung des Heiligen Römischen Reiches zeigt, daß es sich nicht auf Deutschland beschränkte. Es zeigt uns, daß Deutschland im Reich gelegen, aber nicht das Reich selbst war. Das Alte Reich war kein Nationalstaat.
Es war die Klammer, der gemeinsame Lebensraum von verschiedenen Völkern und Staaten, ein Zusammenschluß und Bündnis verschiedener Herrschaften, so der deutschen Herzogtümer der Baiern, Franken, Schwaben, Sachsen, Lothringer, der Königreiche Böhmen, Burgund und der Langobarden, von Grafschaften, Marken und freien Städten. Das Reich war also übernational, ein Verband von relativ selbständigen Herrschaften unter einem gewählten Oberhaupt, das seinerseits auch ein Landesherr war (Barbarossa war zugleich Herzog von Schwaben).
Das Reich war eine völkerverbindende Institution, ein reger Austausch von verschiedenen Völkerschaften im selben „Staatswesen". Reichspolitik bedeutete – und damit teilte Friedrich Barbarossa die Auffassung Ottos III. –, deutsche und nichtdeutsche Völkerschaften föderativ zu vereinen, nicht aber eine deutsche Vorherrschaft über die Nachbarn auszuüben. Nach außen wurde keine Eroberungspolitik betrieben, sondern der Versuch unternommen, andere Herrschaftsgebiete, so besonders Polen und Ungarn, wie Bundesgenossen und Freunde an das Römische Reich zu binden, als Mitarbeiter für das Reich.
Dieses christliche Imperium sollte ein Völkerverband sein, dessen Würde und Vorrangstellung vor völkischen Königreichen durch die Person des Kaisers dargestellt und garantiert wurde. Der Kaiser selbst anerkannte in Respekt und Achtung die „nationalen" Eigenheiten der Völker, ja, er garantierte durch Privilegien selbst den Schutz von Minderheiten, einschließlich der Juden.
In der Geschichte ist das Reich das weltliche Gegenstück zur Kirche gewesen, das Corpus Christianum (politische Körperschaft der Christenheit) in Korrespondenz zum Corpus Christi mysticum (Kirche als mystischer Leib Christi). Das oberste Hirtenamt des Papstes stand in Beziehung zum obersten weltlichen Amt des Kaisers. Das Amt des Kaisers bedeutete Verpflichtung gegen die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche und somit verantwortliches Handeln vor Christus, dem Herrn aller Welten, dem Pantokrator.
Durch die Kaiserkrönung Karls des Großen zu Weihnachten des Jahres 800, vollzogen durch den Papst, erhielt Karl Sendung und Weihe und so die Sendung und Weihe seines Reichs zum Römischen Reich und zum Nachbilden des himmlischen Jerusalem als der civitas Dei (Gottesstaat). Der Kaiser stellt sich bewußt in die Nachfolge Christi und will starker Arm der Kirche sein, die Interessen Christi in der Welt zur Geltung zu bringen. Von daher ist die Grundorientierung des Kaisers auf Rom und auf das Papsttum zu sehen: Die Kirche als die Stiftung des Gottessohns ist die einzige legitime Macht, um ein Staatswesen von innen her aufzubauen und zu festigen. Darin liegt der Grund des universalen Königtums Christi.
Die Idee des Reichs als einer übernatürlichen christlichen Staatenfamilie, dem katholischen Glauben verpflichtet, wurde als ein Gut geschätzt, als eine Friedensordnung in dieser Welt. Darin liegt das Bemühen um eine Nachbildung des Vorbilds, des kommenden Reichs Christi, darin liegt die eschatologische Ausrichtung des Heiligen Reichs, des sacrum imperium.
Der Kaiser verstand sich als Träger einer von Gott verliehenen Macht und wußte sich von daher dem göttlichen Recht unterworfen. Er, der Verwalter des Reichs als des Typus des kommenden Gottesstaats, mußte Gott Rechenschaft ablegen. So sah er sich als Repräsentant des universalen Königtums Christi auf Erden zur Erbauung und Sicherung der friedlichen christlichen Ordnung und als weltlicher Schutzherr der Kirche, die die Garantin des Reichsbestands war. Das Ziel der Politik war nicht Weltherrschaft, sondern Weltgeltung als Vorbild und Muster.
Das Reich gipfelte in der Würde der Kaiserkrone. Programmatisch ist die christliche Staatsidee auf der Reichskrone bildhaft dargestellt: Vier Bildplatten der oktogonalen Krone zeigen Szenen aus dem Alten Testament: König David, König Salomon, König Ezechias und die Vision der Majestät des Herrn bei Isaias.
Die Aufgabe des Kaisers ist demnach: Regieren in Recht und Gerechtigkeit zum Verwirklichen eines Friedensreichs. Abhängig ist der Kaiser von der Gnade Gottes und in Huldigung unterworfen dem Willen Christi: Er soll Christus nachahmen (imitatio Christi), und als Abbild Christi, des Weltherrschers, erscheint im Kaiser selbst das Bild Gottes (imago Dei). Dafür waren David und Salomon der Typus, das auf Christus hinweisende Vorbild. Das irdische Reich war zwar nicht Christi Reich, war nicht die Stadt Gottes, aber dieses Reich sollte von Christi Kraft erfüllt und von Ihm her gestaltet werden, damit die irdischen und überirdischen Kräfte eins würden aus dem Willen Christi. Er muß herrschen (1. Kor. 15,25)! Das Reich und insbesondere Deutschland als Träger und Kernland sollten ein Musterbeispiel der gottgegebenen biblischen Beziehungen von Kirche und Staat sein, da ja der Kaiser, anders als der König, bei dem das völkische Element zum Tragen kommt, gleichsam „amtsmäßig" auf den Papst orientiert ist.
© gemeinfrei
Die Reichskrone mit den Abbildungen biblischer Könige und den vier nach dem Vorbild der Brustschilde alttestamentarischer Hohepriester gestalteten Edelsteinplatten versinnbildlicht die sakrale Bedeutung von Kaiser und Reich.
Nach der Theologie der Reichskrone ist der Kaiser der erste Christ, der kraft seiner Taufe im allgemeinen Priestertum den Staat als oberster Laie, gleichsam mit hohepriesterlichem Grundzug, Gott darbringt als Gabe seines Glaubens und in Huldigung an Christus. Dies drücken besonders die Stirn- und Nackenplatten der Reichskrone aus, die in ihrer Anordnung der zwölf Edelsteine an den Choschen, den Brustschild der alttestamentlichen Hohenpriester, erinnern. Zugleich sind damit die zwölf Grundsteine des himmlischen Jerusalem der Apokalypse ausgedrückt: Der Staat soll sich auf Gott hinbewegen und in ihm sein Ziel finden. Das ist die eschatologische Ausrichtung der Reichsidee. Also steht das deutsche Kaisertum tief im biblischen Denken.
Die kaiserliche Macht ist so geläutert worden zum Aufbau einer öffentlichen Ordnung nach christlichen Maßstäben, als vor Gott verantwortete Macht. Nicht der Wille des Kaisers ist Gesetz, sondern die Machtausübung steht in Bezug zur sittlichen Erlaubtheit. Dies ist die Frucht der Hinwendung des Staats zur Kirche seit Konstantin dem Großen, als ein Prozeß über Jahrhunderte: über Theodosius den Großen und Justinian bis zu Karl dem Großen und den nachfolgenden deutschen Kaisern. Der Staat als Universalstaat auf christlicher Basis – das war die tragende Idee des Heiligen Römischen Reiches.
Deutschlands Aufgabe
Reichsaufgabe war es, neue Welt für die christliche Gemeinschaft zu gewinnen. Nach der Aufteilung des Reiches Karls des Großen ging die Kaiserwürde mit Otto dem Großen auf die Deutschen über, und damit die Reichssendung. Reichsaufgabe im besonderen war es, das Glaubensgut in neuberührte Völker zu tragen, ferner die Ostgrenze gegen heidnische Einfälle zu sichern.
Von der geographischen Lage in der Mitte Europas her, als Brücke von West zu Ost, wurde Deutschland die abendländische christliche Mission zur Pflicht auferlegt. Von daher hat Deutschland eine weltgeschichtliche Sendung zu erfüllen: Als Land der Mitte ist es geistig im Westen verankert – im ehemaligen Frankenreich Karls des Großen gelegen – und an Rom gebunden durch die Missions- und Aufbauarbeit des hl. Bonifatius. Aber die Missions- und Kulturarbeit war nach Osten gerichtet.
Durch die offene Ostgrenze bedingt, wurde das deutsche Volk zur Reichsaufgabe berufen; es mußte sich dieser christlichen Aufgabe der Sicherung der bedrohten Ostgrenze, der Mission und Kultivierung unterziehen, bis bei den östlichen Völkern das Christentum Wurzeln gefaßt hatte und bis die Kraft der Türken gebrochen war. Reichsaufgabe bedeutet Aufgabe gegenüber der Außenwelt, Aufgabe für den Glauben.
So haben schon polnische Könige und auch der hl. Stephan von Ungarn deutsche Siedler zur Missionierung und Kultivierung angeworben. Die organische Besiedlung des deutschen Ostens während des ganzen Hochmittelalters. Jahrhunderte später, nach dem Zurückdrängen der Türken aus dem von ihnen besetzten Ungarn, bald nach der Eroberung Belgrads 1717, ließ der kaiserliche Feldherr, Prinz Eugen von Savoyen, Deutsche zur Besiedlung der durch die fremde Besatzung verwüsteten und entvölkerten Landstriche des Donauraums anfordern. Es sollte keine militärische Sicherung der befreiten Gebiete sein, sondern eine Sicherung durch Ansiedlung. Damit haben die Habsburger deutsche Siedler betraut, vor allem schwäbische, um durch Schutz und Erhaltung des Bodens einen Schutzwall für das christliche Abendland zu bilden. Bei der Urbarmachung des Bodens im Südosten zeigten sich aufs neue deutsche Tugend und Organisationstalent, Mut und Fleiß sowie echte Frömmigkeit, wie schon im Mittelalter bei der Urbarmachung, Kultivierung und Christianisierung des deutschen Ostens in Schlesien und Preußen.
Sehr schön kommt das Deutschtum im Osten zum Ausdruck im „Lied der Buchenlanddeutschen" (Bukowina):
Traute Welt der goldnen Ähren,
Wälder, Fluren wunderbar,
über Wipfeln schneebedeckt
wacht des Himmels Sternenschar.
Das ist am Karpatenrand
Gottes grünes Buchenland.
In den Bergen, in den Hütten,
bunter Stämme Liebe webt,
und der Deutsche schlicht inmitten
als ein wahrer Bruder lebt.
Deutscher Geist durch deutsches Wort
ist der beste Friedenshort.
Dräuet Sturm und Ungewitter,
wankt der Damm in finstrer Nacht,
hält im grünen Land der Buchen
deutsche Treu die Feuerwacht.
Wo der Pflug die Scholle sucht,
folgen heilig Recht und Zucht.
Traute Welt der goldnen Ähren,
Wälder, Fluren wunderbar,
über Wipfeln schneebedeckt
wacht des Himmels Sternenschar.
Das war am Karpatenrand
Gottes grünes Buchenland.
Deutschland selbst war eingegliedert in das die Nationen überspannende Heilige Römische Reich. Die Deutschen als Reichsvolk und mit Österreich (Habsburg) als Kraftzentrum und Kern des Reichs stellten sich ganz in den Dienst der Reichsaufgabe: Missionierung, Ausbreitung der christlichen Kultur in den heidnischen Osten, später Mitaufbau eines christlich gewordenen Ostens und Abwehr antichristlicher Angriffe aus dem Osten (Türkei).
So fand das Deutschtum, eingebunden in das Reich und in die Reichsaufgabe, seine Sendung, sein Maß und seine Erfüllung. Die Deutschen führten gleichsam ein zweifaches Leben: als raumgebundenes Siedlungsvolk in den westlichen und mittleren Breiten der Erdteilmitte und dann als stärkste Träger einer den deutschen Raum weit übergreifenden Idee, nämlich der Reichsidee als des universalen Gottesstaats, des corpus Christianum. Darin fand und verwirklichte sich deutsches Wesen, darin trug Deutschland zu einer europäischen Friedensordnung bei, darin fand Deutschland den internationalen Anschluß und Ausgleich und sein Gleichgewicht. Das Reich war kein national-deutsches Reich, war kein Nationalstaat. Die Grenzen des Deutschtums im Osten nach Polen zu, nach Böhmen, Mähren, Ungarn und in den südslawischen Bereich, waren nicht fest, sondern übergehend, fließend, offen. Ferner gab es deutsche Siedlungsgebiete, ganze Landstriche, inmitten anderer Völker.
Wie das Reich selbst, so hatte auch Deutschland die Struktur eines genossenschaftlichen Wesens, das den einzelnen Völkern und Stämmen in der Zuordnung auf ein christliches Kaisertum gute Freiheiten beließ.
Der Nationalstaat
Die erste große Erschütterung des Reichsgefüges, der Zusammenprall der Kräfte im Reich, wurde ausgelöst durch die Glaubensspaltung Luthers. Doch das Reich fiel nicht auseinander, hatte allerdings seinen ausschließlich katholischen Charakter eingebüßt. Die katholischen Herrschaften und Fürstbistümer erwiesen sich als stark genug.
Mit dem Entstehen des Nationalstaats in Frankreich ging eine Rationalisierung der Staatsregierung nach den „Gesetzen der Vernunft" Hand in Hand, was schon die absolutistischen französischen Könige begonnen hatten. Alles sollte vernünftig, überschaubar, praktisch werden. Das oberste Gebot der Vernunft war die Vereinheitlichung der Staatsregierung und Zentralisation, Machtkonzentration in der Regierung. Privilegien, Sonderrechte, alle Traditionen von Volksgruppen und Minderheiten sollten auf einer nationalen Basis vereinheitlicht werden.
Die Allmacht des Staats kündigte sich an, die es im Reich nie gab, weil in ihm als lehensrechtlichem Verband oder, modern umgesetzt, als föderalistischem Staatenbund Mitherrschaft, Mitverantwortung und Mittragen des Reichs durch die Herrschaftseinheiten in der „Verfassung traditionell verankert waren. Das Unheil über Deutschland brachte Napoleon, als er durch seine „kaiserlichen
Eroberungen den letzten römischen Kaiser, Franz II., zwang, die Kaiserkrone niederzulegen (6. August 1806).
Aus dem Reich entstand durch Beraubung des Kircheneigentums (Säkularisation) und Auflösung (Mediatisierung) der kleinen Herrschaften eine Fülle von selbständigen Staaten. Dieser Zustand, Deutschland als Gebiet mit vielen souveränen Staaten ohne gemeinsames Oberhaupt, blieb auch nach dem Wiener Kongreß bestehen. Das war eigentlich die totale Zerschlagung des Reichs und die Zersplitterung Deutschlands in lauter selbständige Staaten.
Dieses unnatürliche, engkarierte und eigensüchtige Gebilde konnte nicht von Dauer sein. Im Zuge der modernen Nationalbewegung war der Ruf nach Einheit der Nation immer lauter geworden. Diese neue Idee des Nationalstaats stammt aus der Französischen Revolution, wonach eine Volks-Nation den Staat ausmachen sollte.
Diesen Ruf erfüllte schließlich Preußen auf seine Weise, indem Bismarck einen deutschen Nationalbundesstaat schuf. Die deutschen Fürstentümer kamen unter preußische Vorherrschaft. Die Tragödie war, daß der legitime Einfluß des kaiserlichen, habsburgischen Österreich als Repräsentationsmacht der deutschen Staaten durch Bismarck ausgeschaltet und Deutschland auf sich selbst beschränkt wurde. Das Ende des alten Deutschland war die Schlacht bei Königgrätz 1866, wo Preußen siegte und Österreich aus Deutschland verwies. Dieser Sieg Preußens leitete letztlich den Sieg des Nationalismus im deutschen Raum ein, den Bismarck so nicht gewollt hat. Der Nationalismus bedeutet den Bezug nur auf sich selbst, das Verlieren der universalen, völkerverbindenden Schau des traditionellen Deutschtums und den Verlust des Verantwortungsgefühls für die Nachbarvölker.
© Wien Museum (CC0)
Das Krönungsornat des Kaisers macht seine Rolle als gesalbter „Quasi-Episcopus" deutlich, also seine sakrale Funktion, die ihn vom bloß weltlichen Herrschertum der Könige unterschied.
Wir erkennen den krassen Bruch mit der Reichsidee: der Reichsidee nämlich als Konföderation im Sinne des Miteinander, Einbindung in ein natürliches Gesamt und Wahrung der Rechte und Freiheiten. Diese reichische Haltung hat einst die Deutschen im Dienst an ihr charakterlich geformt. Dies drückt sich aus durch Respekt vor anderen Völkern und die Bereitschaft, mit ihnen zusammenzuarbeiten und sie bei sich selbst mitarbeiten zu lassen, verbunden jedoch mit einer Treue und Hochschätzung des eigenen Volkstums. Es war eine tausendjährige Indienstnahme des Deutschen für das Reich.
Indem Deutschland sich durch den Nationalstaat auf sich selbst beschränkte, wurde das Gleichgewicht in Mitteleuropa gestört. Der letzte, tragische, nicht mehr geahnte Abgrund des Irrwegs, der Verführung und des Abfalls von der deutschen Bestimmung vor Gott war der totale Nationalismus. Das säkularisierte, preußisch-national orientierte „Zweite Reich entartete völlig im sogenannten „Dritten Reich
. Unter Hitler wurde die Idee des Reichs zum Götzen gemacht, zum schlechthin entchristlichten Staat, der raffiniert mit der Vorstellung des ersten mittelalterlichen Reichs die Massen anlockte und Reichsbegeisterung erregte.
Der Weg in die Zukunft
Der Ausweg kann nur ein neues Deutschland sein, das heißt: die Rückkehr zu den alten Quellen deutscher Frömmigkeit und Gottbezogenheit, auf daß Gott Deutschland eine neue Sendung gebe für das Abendland und Europa. Die deutsche Staatskunst liegt nicht im zentralistischen Staat (was zwar auch technisch beherrscht würde), sondern im föderativen Staatswesen, einbezogen in ein übernatürliches Gesamt.
Diese Seelenhaltung des Deutschen, der Sinn für Eigenständigkeit, gepaart mit Freiheitssinn, dazu die Fähigkeit, mit anderen zu kooperieren und sich mit anderen im Verbund zusammenzuschließen (Konföderation), um so Zusammenarbeit entstehen zu lassen, dieser Charakter liegt im germanischen Wesen begründet und hat seine Form und Veredelung im Alten Reich erfahren, dessen geistiges Fundament der katholische Glaube war.
Das war deutsche Staatskunst, die bis zuletzt im Vielvölkerstaat der habsburgischen Donaumonarchie als dem Rest des Alten Reichs gegenwärtig war. Die letzte Stimme deutscher Staatskunst war gegen Ende des Ersten Weltkriegs das Völkermanifest des letzten Kaisers von Österreich, Karls I.: „Meine Regierung ist beauftragt, zum Neuaufbau Österreichs ohne Verzug alle Arbeiten vorzubereiten. An die Völker, auf deren Selbstbestimmungsrecht sich das neue Reich gründen wird, geht Mein Ruf, an dem großen Werke durch Nationalräte mitzuwirken, die, gebildet aus den Reichsratsabgeordneten jeder Nation, die Interessen der Völker zueinander sowie im Verkehr mit Meiner Regierung zur Geltung bringen. So möge unser Vaterland, gefestigt durch die Eintracht der Nationen, die es umschließt, als Bund freier Völker aus den Stürmen des Krieges hervorgehen."
Kaiser Karl war das letzte große Angebot Gottes für eine Friedensordnung in der europäischen Mitte im Sinne des Reichs mit dem alten Prinzip der Konföderation gegen den absolutistischen Zentralismus und nationalistisches Eigennutzdenken. Auch auf ihn kann man die Stelle im Johannesprolog beziehen: „Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf." Das Konzept Kaiser Karls gewinnt aber gerade heute Aktualität und weist den Weg in eine neue Zukunft für die Mitte Europas.
Die christliche Reichsidee bestand im germanisch-fränkischen Bereich von Karl dem Großen über Otto den Großen bis 1806. Weitergeführt wurde sie in der Donaumonarchie bis 1918: über tausend Jahre. Das Bismarckreich bestand siebenundvierzig Jahre, das „Dritte Reich zwölf Jahre. Eines ist klar: Warum bestand das tausendjährige Heilige Römische Reich? Weil es auf Christus hin orientiert war. Die letzten Zeiten waren für Deutschland der „Ausnahmefall
.
Die Übernahme des Nationalstaats von Frankreich, die Ausgrenzung anderer einerseits und das Erringen der eigenen nationalen Größe andererseits bedeuteten für Deutschland Konflikte, Kampf und Krieg. Die Kraft des deutschen Volkstums war im alten übernationalen Reich eingegliedert in einen großen Organismus von Völkern.
Deutschland, das Israel des Neuen Bundes
Doch die deutsche Sendung kann man letztlich nur übernatürlich begreifen, von Gott her gesehen als eine Bestimmung. Was ist die Wurzel des Deutschen bezüglich seiner Weltaufgabe im christlichen Sinn, die eben die Reichsaufgabe war?
Die deutsche Sendung weist eindeutig auf Israel hin, auf das Königtum Davids. Wie Israel ein Gottesstaat war, wo die Religion das öffentliche Leben geprägt hat, wo der König berufen war, das Volk im Glauben zu erhalten und zu schützen, so ging diese Sendung und Aufgabe über den Papst an den deutschen König als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs über. Auffallend ist ferner, daß der Patron Israels als des Gottesvolkes im Alten Bund und der Patron Deutschlands der hl. Erzengel Michael ist, der Verteidiger des Volks Gottes. Im Neuen Bund nimmt Deutschland die Sendung Israels ein für die Kirche.
Das deutsche Volk trug die Reichsaufgabe, und deshalb wurde es der Gegenstand des Ringens. Der dämonische Einfall galt dem Ziel, diese Schau Gottes aus dem Herzen des Volks zu reißen, um durch eine Schwächung die Macht Christi zu unterhöhlen. Dieser Kampf blieb lange Zeit unerkannt, die Menschen langsam in diese Entwicklung hineinziehend.
„Unwiderruflich sind die Gnadengaben und Berufungen Gottes" (Röm. 11,29). Das gilt nicht nur für Israel im Alten Bund, das gilt auch im Neuen Bund für die Berufungen, die von Gott in seinem Heilsgeschehen gesetzt worden sind. Im Urteil der Kirche, in den Augen Gottes hat das Heilige Römische Reich als die Herzmitte und Verkörperung christlicher Zivilisation weiterhin Bestand als ideelle Wirklichkeit und somit auch die Bedeutung Deutschlands im Heilsplan Gottes. So hat Papst Pius VII. die Ablegung der Reichskrone durch den letzten Kaiser Franz II. nicht anerkannt und betont, daß diese Institution weiterbestehe als bleibende Aufgabe für uns und für die Zukunft.
Da ebendieser besondere Auftrag Gottes für die Deutschen – die Sendung für die Kirche und Schaffung einer christlichen Völkerkonföderation – in entscheidenden Stunden der deutschen Geschichte verleugnet wurde, belegte Gott unser Land mit dem Zeichen des Kreuzes zu Buße und Umkehr: die durch die Reformation hervorgerufene religiöse Teilung Deutschlands in Nord und Süd und die nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte Teilung in Ost und West.
Deutschland – ein Land unter dem Kreuz. So klagt auch der Prophet Jeremias, angewandt auf das deutsche Volk: Warum wendet dieses Volk sich ab in beständiger Abkehr, klammert sich fest am Trug und verweigert die Umkehr? (8,5)
Es möge dieses Wort des Propheten Jeremias sich enthüllen: „Kehrt zurück, abtrünnige Söhne – Spruch des Herrn, „denn ich bin euer Gebieter! Dann verleihe ich euch Hirten, die nach meinem Herzen sind, diese weiden euch voll Einsicht und Klugheit.
(3,14–15)
Und der Prophet Isaias: „Völker werden deine Gerechtigkeit schauen und alle Könige deine Herrlichkeit. Du wirst mit einem neuen Namen genannt, der geprägt wird vom Munde des Herrn. Du wirst eine prächtige Krone sein in des Herrn Hand, ein Königsdiadem in der Hand deines Gottes."
„Dann nennt man sie ‚heiliges Volk?‘, ‚Erlöste des Herrn?‘" (Is. 62,2–3 u. 12)
„Seine Wege sah ich und will es nun heilen und leiten und Tröstung ihm schenken" (Is. 57,18)
Thomas Jentzsch, „Neue Ordnung" IV/2000
Das Kaisertum
Was die Kaiserkrönung des fränkischen Herrschers Karl am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom tatsächlich bedeutete, darüber waren sich die Zeitgenossen einmütig im klaren. Kein Usurpator griff nach den Sternen, um sein Reich mit antiker Würde zu erhöhen, ebensowenig hatte der Papst aus kirchenpolitischen Erwägungen eine translatio imperii vollzogen oder gar einen neuen Rechtszustand geschaffen. Nein, Gott selbst hatte es getan. Das Zeitbewußtsein ruhte ganz im Glauben an die Allmacht Gottes, in den Augen der Zeit hatte Christus selbst den Frankenkönig zum Erben des christlich gewordenen weströmischen Reiches bestimmt, indem er ihm Sieg auf Sieg schenkte.
Und tatsächlich hat Karls Reich damals im wesentlichen das Gebiet der römischen Christenheit umspannt. Wie sein Großvater Karl Martell das Vordringen des Islam über Spanien hinaus verhindert hatte, blieb Karl Sieger über die neue Gefahr aus dem Osten, das räuberische Reitervolk der Awaren. Karl herrschte über Franken, Burgunder, Thüringer, Bayern und die galloromanische Bevölkerung Frankreichs. 774 erwarb er das langobardische Königreich in Norditalien, das nicht dem fränkischen Reich eingegliedert wurde, sondern als solches bestehenblieb. In der ersten Personalunion der europäischen Geschichte nannte sich Karl nun „Rex Francorum et Langobardorum und, schon jetzt, „Patricius Romanorum
. Karl unterwarf die heidnischen Sachsen und Friesen und dehnte sein Reich mit einer spanischen Mark über die Pyrenäen und mit den pannonischen Marken weit in die ungarische Tiefebene aus. Sogar der noch heidnische Slawenstamm der Abodriten unterstellte sich seinem Schutz. Außerhalb seines Herrschaftskreises blieben nur die damals schwachen christlichen Königreiche England, Asturien und Kastilien.
Mit der Kaiserkrönung vollzog der Papst also nur den jedem Zeitgenossen deutlich sichtbaren Willen Gottes. Schon zwölf Jahre später hat auch der oströmische Basileus Karl als Imperator des „Imperium occidentale" anerkannt.
Nach dem Tode Karls des Großen verlor das Kaisertum rasch an Bedeutung. Erneuert wurde es erst mehr als hundert Jahre später von den ostfränkischen Ottonen. Kein anderer als der deutsche König hat von da an die römische Kaiserkrone getragen.
Die Ausdehnung des Reiches
In direkter lehensrechtlicher Abhängigkeit vom Reich befanden sich Burgund, Dänemark und Polen. Burgund wurde allerdings schon 1033 als drittes Königreich (neben dem deutschen und langobardischen) ein Teil des Reiches. Auch Ungarn und England haben dem Kaiser immer wieder als Lehensherren gehuldigt, wenngleich hier nicht eigentlich von einer politischen Abhängigkeit gesprochen werden kann. Allerdings spielte noch beim Ausbruch des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England (1338–1453) die alte lehensrechtliche Bindung eine Rolle. Der englische König Eduard legitimierte seinen Kampf damit, daß er sich von Kaiser Ludwig IV. zum Generalvikar des Reiches und Stellvertreter des Kaisers bestellen ließ, und begann so seinen Angriff auf Frankreich, der ihm die französische Krone einbringen sollte, als Reichskrieg!
Auch Polen blieb in einer Abhängigkeit vom Reich. Immer wieder griffen die Kaiser bei innenpolitischen Händeln ein, meist gerufen von der einen oder anderen Seite.
Das lange Zeit von den böhmischen Przemysliden beherrschte Schlesien wird in der Mitte des 11. Jahrhunderts auf Intervention des Reiches an Polen zurückgegeben und später aufgrund des Eingreifens von Friedrich Barbarossa ein selbständiges Herzogtum unter den Söhnen eines vertriebenen polnischen Thronanwärters. In der Folge schließt sich das Land immer enger an Deutschland an und wird von seinen Herrschern der Einwanderung aus dem Reich geöffnet.
Böhmen selbst wird schon unter Otto dem Großen 950 in lockerer Form dem Reich eingegliedert, und zwar bis zur Zeit der Habsburger unter der Dynastie der Przemysliden.
Überhaupt muß an dieser Stelle hervorgehoben werden, daß die so dynamische deutsche Ostkolonisation ohne die Impulse, die von der Reichsidee ausgingen, kaum denkbar gewesen wäre. Heidenmission zählte zu den wichtigsten Aufgaben des Kaisers – ein Gedanke, der sich nicht nur in den Kreuzzügen zeigte, sondern eben auch im beständigen Ausgreifen des Reiches nach Osten. Schon unter Karl dem Großen gab es eine sorbische Mark. Im 10. Jahrhundert bilden die Ottonen mehrere Marken im Osten, doch erst im 12. Jahrhundert unter Lothar III. und Friedrich Barbarossa werden die weiträumigen Gebiete östlich der Elbe dauerhaft dem Reich eingegliedert und erneut deutsch besiedelt, ein im wesentlichen friedlicher Vorgang der Durchdringung und Vermischung mit der slawischen Bevölkerung, die im Zuge der Völkerwanderung nach dem Abzug der Germanen dort eingewandert war.
Aufgrund der Aufgabe zur Heidenmission griffen deutsche Bistümer auch weit über die Grenzen des Reiches hinaus, zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörte ursprünglich der gesamte skandinavische Raum bis Grönland. Erst Ende des 11. Jahrhunderts erhielt etwa Dänemark seine eigene Kirchenorganisation. Die polnische Kirche unterstand ursprünglich dem Magdeburger Erzbischof, bis Otto III. im Jahre 1000 mit der Schaffung des Erzbistums Gnesen nicht zuletzt auch die Grundlagen für die Herausbildung des polnischen Nationalstaates legte.
Kriegerisch wurde das spätere Ostpreußen erworben, und zwar vom Deutschen Ritterorden, der, gerufen von Herzog Konrad von Masowien, beauftragt und gesandt aber vom römischen Kaiser Friedrich II. und vom Papst, die heidnischen Pruzzen unterwarf. Ostpreußen unterstand aufgrund der von Friedrich 1226 ausgestellten Goldenen Bulle von Rimini damit auch dem Reich!
Derselbe Friedrich II. brachte als Erbe seiner Mutter auch das normannische Königreich in Süditalien mit, das römisch-deutsche Imperium erreichte damit seine größte Ausdehnung. Nach seiner Verehelichung mit der Tochter des Johannes von Brienne kann Friedrich sich sogar „König von Jerusalem" nennen. Ein klangvoller Titel, mit dem sich noch ein Kaiser Franz Joseph schmücken konnte, der aber schon damals keine machtpolitische Bedeutung mehr besaß.
Während das Reich Karls des Großen und eigentlich auch das ostfränkische Reich der Ottonen eine hegemoniale Stellung in Europa besaßen, kann jetzt davon keine Rede mehr sein. Erstarkt ist das Selbstbewußtsein der Nationalstaaten, allen voran Frankreichs, und allzusehr haben die Kaiser mit den aufständischen lombardischen Städten und ihrem wichtigsten Gegner, dem Papst, zu kämpfen. Am Widerstand der Kirche ist die Macht des Kaisertums dann auch zerbrochen.
Papst Leo III. hatte einst Karl den Großen zwar deshalb nach Rom gerufen, weil Kirche und Papsttum einen starken Schutzherrn nötig hatten. Mit der Ausdehnung der kaiserlichen Macht drohte die Kirche aber dann in allzugroße Abhängigkeit zu geraten, der Konflikt war vorprogrammiert, schon wegen der spezifisch christlichen Idee des Kaisertums.
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Die Zweigewaltenlehre dient zur Klärung des Verhältnisses zwischen Reich (weltlicher Gewalt) und Kirche (geistlicher Gewalt), oft versinnbildlicht als zwei Schwerter. Ihr zufolge hat Gott zur Verwaltung der Welt beide – getrennte – Gewalten eingesetzt, wobei die Geistlichkeit vor Gottes Gericht auch für die von ihr betreuten Könige Rechenschaft abzulegen hat und so „schwerer wiegt".
Zweigewaltenlehre
Papst Gelasius I. (492–496) formuliert in einem Schreiben an Kaiser Anastasius die Zwei-Gewalten- oder auch Zwei-Schwerter-Lehre, wonach „die geheiligte Autorität der Bischöfe und die königliche Gewalt gemäß dem Willen Christi die Welt regieren. Dem Priesteramt wird dabei der Vorrang eingeräumt, weil die Träger der geistlichen Gewalt „auch für die Könige der Menschen im göttlichen Gericht werden Rechenschaft ablegen müssen
. Gelasius grenzt dann die Rechte und Pflichten der beiden von Gott gesetzten Gewalten deutlich voneinander ab und weist insbesondere jeden Eingriff der weltlichen Macht auf kirchliches bzw. geistliches Gebiet zurück, wie dies im oströmischen Reich schon damals die Praxis war. Christus selbst ist wahrer Priesterkönig, auf Erden hat er aber, um der Schwäche der menschlichen Natur willen und um jeder Gefahr einer hochmütigen Überheblichkeit vorzubeugen, die beiden Ämter geschieden und doch zugleich aufeinander bezogen: Die