Personalmanagement zwischen Theorie und Praxis: Menschen begleiten Ziele zu erreichen
Von Daniel Hetzer, Dirk Grebe und Peter Wegner
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Über dieses E-Book
Wer heute den Anschluss an die Trends der Zukunft verpasst, wird vom Markt verschwinden. Doch nur wenn Mitarbeitende Veränderungen verstehen und mittragen sowie dazu befähigt werden, neue Aufgaben zu bewältigen, werden Unternehmen neue Strategien erfolgreich umsetzen. Damit rückt Führung in den Fokus. Zeit über neue Modelle der Führung nachzudenken und Command and Control durch Transparenz sowie Vernetzung zu ersetzen.
Daniel Hetzer
Daniel Hetzer wurde am 24. Febuar 1971 in Malsch bei Karlsruhe geboren und wuchs in Bischweier bei Rastatt auf. Er studierte in Heidelberg und Los Angeles Volkswirtschaftslehre und schloss sein Studium 1996 mit dem Diplom ab. Führungserfahrung sammelte er über mehrere Jahre im Vertrieb sowie in der Logistik, bevor er sich 2006 als Berater, Trainer und Coach selbständig machte. 2010 gründete er Kybos - Training und Coaching. Heute wird er im Mittelstand als kompetenter Sparringspartner zu Führungsthemen und im Bereich Personalmanagement geschätzt.
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Buchvorschau
Personalmanagement zwischen Theorie und Praxis - Daniel Hetzer
Kapitel 1 – Handwerk im Wandel
von Peter Wegner
Das Handwerk ist eng mit der Evolution des Menschen verbunden. Der Mensch lernte Gegenstände zu nutzen, indem er diese dazu einsetzte andere Gegenstände herzustellen. Das Werkzeug war erfunden und damit das Handwerk. In der Wirtschaftstheorie spricht man von Konsumverzicht. Der Mensch nutzt also seine Zeit nicht zur Jagd, sondern zur Herstellung von Hilfsmitteln mit denen er effektiver jagen kann. Dies geschah zunächst unorganisiert. Jeder stellte die Werkzeuge her, die er selbst benötigte. So entwickelten sich im Laufe der Zeit Spezialisten, die bestimmte Fähigkeiten entwickelten, um Werkzeuge funktionaler, wirtschaftlicher und wirkungsvoller herstellen zu können. Die Spezialisierung schritt immer weiter voran und so entstanden Experten wie Fischer, Schmied, Müller, etc. Diese Spezialisierung war abhängig von dem Vorhandensein natürlicher Ressourcen, klimatischen Verhältnissen, geografischen Gegebenheiten und der Gesellschaft. Das Wissen und das Knowhow eines Spezialisten wurden in der Sippe weitergegeben und immer mehr verfeinert.
Irgendwann war der Mensch in der Lage, seine Ideen in Form von Bildern und später Schriftzeichen festzuhalten, und somit für andere sichtbar zu machen. Der Mensch war damit in der Lage seine Vorstellungen zu transportieren. Berufe wie Tischler, Bäcker, Bootsbauer waren nun nicht mehr auf die eigene Sippe beschränkt und das Wissen konnte breiter geteilt werden. Be-rufe mit einer langen Tradition entwickelten sich, ohne die der Mensch nicht das wäre, was er heute ist. Dadurch, dass die Menschen nicht nur ihre Fähigkeiten sondern auch ihr Zusammenleben (von Sippen zu Gemeinschaften) weiter-entwickelten und sesshaft wurden, entwickelten sie neue Strukturen des Zusammenlebens.
Macht und Führung
In der Entwicklung des Menschen stellt sich die Frage, was veranlasste den Menschen dazu Hilfsmittel zu entwickeln? Zum einen sind es Notsituationen und Gefahren, die den Menschen zwangen, nach Lösungen zu suchen. Die Lösungssuche war aber noch nicht strukturiert und so kam häufig der Zufall zur Hilfe. Ein weiterer Faktor, der bis heute eine wesentliche Rolle spielt, ist „Macht". Einfluss über möglichst viele Menschen zu haben, verschafft dem Führer Autorität, was sich in der Anhäufung von Besitz und Eigentum, oft zu Lasten anderer (Monarchie, Feudalherrschaft, Diktatur oder Monopol), widerspiegelt.
Die Sippen, die das frühe Dasein der Menschen bestimmten, waren hierarchisch aufgebaut. Der Führer einer Sippe war nicht der Stärkste, sondern der, der die Fähigkeiten besaß, die Sippe am Leben zu erhalten. Eigenschaften wie Mut, Kraft, Geschick und Ausdauer gehörten zum Anforderungsprofil. Aber auch Eigenschaften wie Motivationsvermögen und Kommunikation waren gefragt. Je größer die Gemeinschaften wurden, desto höher wurde der Anspruch der Menschen an die Führer. Außer Acht lassen darf man bei der historischen Betrachtung des Begriffs Führung aber nicht, dass der Faktor „Überleben" die herausragende Aufgabe darstellte. Kriegerische Auseinandersetzungen und gewaltsame Inbesitznahme waren Gefahren, vor denen die Führer schützen sollten.
Übertragen auf die Führung in Wirtschaft und Handwerk musste der Führer ähnliche Eigenschaften vorweisen, um seiner Familie und seinen Helfern das tägliche Überleben zu sichern. Die autoritär hierarchisch aufgestellte Führung mit klar abgegrenzten Aufgaben, Befugnissen und Verantwortungsbereichen war die Regel. Dieses autoritäre Führungsmodell erlaubte keinen Widerspruch und somit auch nur eine eingeschränkte Entwicklung der Fähigkeiten und Kenntnisse.
Ein weiterer Faktor, der Innovationen einschränkte, war die, im Vergleich zu heute, beschränkte Mobilität von Menschen und Informationen. So liefen Veränderungsprozesse in langen zeitlichen Intervallen ab und deren Erfolg war abhängig vom Mut und dem Vertrauen der Führung. Die Konfrontation mit neuen, unbekannten Prozessen und Hilfsmitteln verunsicherte Menschen und Institutionen. Manche hielten das Unbekannte für „Hexenwerk". Mutige ErfinderInnen arbeiteten meist im Verborgenen, um nicht verfolgt zu werden. Das Klima für Forschung und Entwicklung war oft ein feindliches.
Jede technische Innovation hat Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse. Ein Wild zu erlegen, um satt zu werden, war anfangs eine Gruppenaufgabe. Tiere wurden in die Enge getrieben und sollten einen Abhang hinabstürzen. Dadurch kamen mehr Tiere zu Tode als man essen konnte. Jahrhunderte später war der Mensch in der Lage durch den Einsatz von Schusswaffen effizienter und bedarfsgerechter zu jagen.
Zusammenfassend kann man die Beschreibung des
Führungsbegriffes für diese Zeit als
lokal, monarchistisch und diktatorisch beschreiben.
Im Laufe der Zeit wurden die Menschenansiedlungen immer größer und die Organisationsformen der Gesellschaft veränderten sich. Offizielle Regeln und Gesetze entstanden, Normen und Werte der Gesellschaft entwickelten sich. Je mehr Menschen in einer Gesellschaft leben, desto größer ist der Bedarf an Spezialisten, die ja jeweils nur den Bedarf einer bestimmten Anzahl von Nachfragern bedienen können und somit den Platz und die Daseinsberechtigung für weitere Handwerker schaffen.
Um gegenüber der politischen Macht Einfluss ausüben zu können, organisierten sich Handwerker in Gilden und Zünften. Der Lobbyismus nahm seinen Anfang. Diese Organisationen nahmen Einfluss auf die Gestaltung des lokalen Wettbewerbs. Es wurden Standards zur Aufnahme in die Vereinigung, für das Angebot und die Durchführung von Leistungen erstellt. Die Bildung von Kartellen (Angebots-, Preis-, Gebietskartelle) waren die Regel.
Die Mitglieder der Gilden und Zünfte waren straff organisiert und es gab klare Regeln, in deren Grenzen man agieren konnte. Vorteil für die Mitglieder waren ein eingeschränkter Wettbewerb und damit weniger Konkurrenz. Die Einführung neuer Techniken wurde jedoch verzögert, da es der Zustimmung der Führung bedurfte, die prüfte inwieweit diese neue Technik Auswirkungen auf die Machtstrukturen und den Wettbewerb hatte.
Der Mensch organisierte sich in größeren Gemeinschaften. Dörfer und Städte entstanden. Trotz vieler Naturkatastrophen, Kriege und Krankheiten wuchs die Anzahl der Menschen. Durch die Nutzung von Tieren als Transportmittel, wuchs auch die Distanz, die die Menschen zurücklegen konnten, und verkürzte die Zeit, die sie benötigten, um von A nach B zu gelangen. Diese Entwicklungen haben maßgeblich dazu beigetragen, die Entwicklung neuer Techniken zu fördern.
Neue Techniken, Rohstoffe etc. schufen aber auch neue Begehrlichkeiten und somit wieder einen Grund gegen andere Menschengruppen vorzugehen. Eine kleine Anzahl von Führern bestimmte das Schicksal von vielen und natürlich auch die Entwicklung neuer Waffen oder Verteidigungsmittel, die aber auch häufig für die Optimierung kommerzieller Angebote verwendet wurden.
Der typische Handwerksbetrieb ist ein Familienunternehmen und wird noch heute an die nächste Generation vererbt. Der für das Handwerk traditionell typische Führungsstil ist patriarchalisch (väterlich) geprägt.
„The purpose of an organization is to enable ordinary human beings
to do extraordinary things."
Peter Drucker
Wandel durch Technik
Die Entwicklung der Dampfmaschine oder die Entdeckung der Elektrizität sind Erfindungen, die die Welt nachhaltig verändert und die Wirtschaft sowie das Handwerk revolutioniert haben. Die maschinelle Massenproduktion wurde machbar und viele Menschen aus dem Handwerk verloren ihren Job. Die wirtschaftliche und soziale Sicherheit der Familien hing ab von der Arbeitskraft des Haushaltsvorstandes. Die Produktivität in den Fabriken verbesserte sich in einem rasenden Tempo und somit die Rentabilität (Verzinsung) des eingesetzten Kapitals. Die Einführung des Fließ-bandes und die damit verbundene Monotonisierung der Arbeit (Taylorismus) sorgten verstärkt für psychische Erkrankungen und Vereinsamung der Arbeiter mit der Folge, dass sie nicht mehr in der Lage waren, sich den alltäglichen Situationen und Konflikten innerhalb der Familie zu stellen. Die Suizidrate stieg und führte Familien in den wirtschaftlichen und sozialen Abgrund.
In der Folge beschäftigten sich Wissenschaftler mit der Frage, was in Unternehmen passieren muss, um diese Entwicklung zu stoppen? Das Ergebnis war simpel und wegweisend für die Entwicklung einer modernen Industrie. Die Menschen brauchen die Möglichkeit zu kommunizieren, sich auszutauschen. Die extreme Fließbandarbeit verhinderte dies. Die entstandene Human Relations Bewegung stellte den Menschen in den Mittelpunkt und initiierte neue Führungsstile, wie z.B. den kooperativen und kollegialen Führungsstil. Diese Entwicklungen machten nicht vor dem Handwerk halt, brauchten aber mehr Zeit sich in den unterschiedlichsten Gewerken zu etablieren.
Diese Veränderungen in der Führungskultur vieler Handwerksunternehmen wirkte sich wiederum positiv auf die Innovationsfähigkeit aus. Fallende hierarchische Grenzen machen Mut, nach neuen Lösungen zu suchen und diese auszuprobieren. Es entstanden neue Techniken der Fertigung, neue Werkstoffe und Hilfsmittel. Unternehmen benötigten dadurch zur Leistungserbringung weniger Zeit, gewannen räumliche Flexibilität und konnten Leistungen oft mit weniger Material und Mitarbeitern erbringen.
Warum dieser geschichtliche Rückblick?
Um zu verstehen, welche Dynamik in der Wirtschaft steckt, muss man wissen, wie sie tickt. Wir haben dargestellt, wie und warum sich die Technisierung entwickelt hat. Der Mensch versuchte schon immer, ein Ziel mit dem geringstmöglichen Aufwand zu erreichen oder aus einer bestimmten Menge den maximalen Ertrag zu erzielen.
Den Einfluss technischer Veränderungen gab es auch schon immer. Das spannende dabei ist, dass je mehr unsere Mobilität und unsere Kommunikationsfähigkeit zunahm, desto einflussreicher wurde sie. Vergleicht man die Entwicklung dieser zwei Faktoren, sieht man, dass die Herausforderung nicht der Technisierungsgrad ist, sondern die Geschwindigkeit in der sich unsere Mobilität und Kommunikationsfähigkeit verändern.
Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist es, ein Rezept zu finden, wie die knappen Ressourcen mit den zur Verfügung stehenden Informationen unter Berücksichtigung des magischen Vielecks (Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung, ausgeglichene Zahlungsbilanz, Preisstabilität) ergänzt um die Ziele Lebensqualität, gesunde Umwelt und gerechte Einkommensverteilung) vereint werden können. Auch diese Herausforderung ist im Prinzip nicht neu. Neu sind die Rahmenbedingungen, unter denen diese Aufgaben gelöst werden müssen. Einer immer schneller wachsenden Menschheit steht eine schrumpfende Ressourcenmenge gegenüber. Was unter den Gemeinschaften zu Ressourcenängsten führt und die mächtigen Staaten dieser Welt dazu veranlasst, sich frühzeitig Ressourcen (Öl, Gas, seltene Erden, etc.) zu sichern.
Was hat das jetzt mit unserem Thema zu tun? Nun, anfangs erklärten wir, dass der Mensch Notsituationen als Ansporn braucht, um verstärkt aktiv zu werden. Genau solche Notsituationen haben wir jetzt. Es braucht Lösungen!
Seit fünfzig Jahren erleben wir eine Revolution der Kommunikation. Wir werden global zugeschüttet mit Informationen, die uns heute in einer Menge und Schnelligkeit zur Verfügung stehen, dass es uns schwindelig wird. Es ist unsere Chance, auf Erfahrungen, Kenntnisse, Forschung und Entwicklung zugreifen zu können, wie es vor ein paar Jahren noch nicht denkbar war. Der Anspruch ist, dass wir uns dieser Entwicklung stellen müssen und lernen, wie wir mit dieser Information umgehen wollen. Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unser Leben. Wie weit diese Veränderungen gehen werden, sollten wir Menschen selbst bestimmen und nicht durch die technische Machbarkeit bestimmen lassen. Die Digitalisierung kann ein Fluch sein, wenn wir sie falsch verstehen und gegen uns nutzen, wenn wir bei der Etablierung die falschen Fragen stellen und ausschließlich den Faktor Wirtschaftlichkeit als Prämisse heranziehen, die Fragen nach Ethik, Gesellschaft und Umwelt aber vernachlässigen.
Wie zuvor beschrieben, war lange Zeit der patriarchalische Führungsstil vorherrschend, der insbesondere der starren Einlinienorganisation geschuldet ist. Kennzeichen der Einlinienorganisation ist, dass Verantwortung und Entscheidung an einer Stelle, nämlich ganz oben, konzentriert sind. Der patriarchalische (väterliche) Führungsstil ist der emotionalste und sehr personen- und hierarchieorientiert. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es lange nicht das Selbe, d.h. der Anspruch des Patriarchen verändert sich mit dem Rang den der Aufgabenträger (Mitarbeiter) inne hat. Die Erwartungen an den „ältesten Sohn sind meist sehr hoch. Persönlich getroffen ist der Patriarch immer wieder, wenn die Aufgabe nicht gemäß seiner Erwartungen erledigt wurde. Der Anspruch an weibliche Mitarbeiter (Töchter) ist oft nicht so hoch. Sie werden beschützt, behütet und in ihrer Entwicklung dadurch auch gehemmt. Führungsaufgaben kommen für sie schon gar nicht in Frage. Es gibt natürlich, wie in fast jeder „Familie
ein schwarzes Schaf, dessen Leistung und Verhalten besonders kritisch