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Minecraft - Das verschollene Tagebuch: Ein offizieller Minecraft-Roman
Minecraft - Das verschollene Tagebuch: Ein offizieller Minecraft-Roman
Minecraft - Das verschollene Tagebuch: Ein offizieller Minecraft-Roman
eBook322 Seiten3 Stunden

Minecraft - Das verschollene Tagebuch: Ein offizieller Minecraft-Roman

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Über dieses E-Book

Das Tagebuch war in brüchiges braunes Leder gebunden und sah aus wie handgemacht. "woher hast du das ?", fragte Alison.
Die Freunde Max und Alison könnten nicht gegensätzlicher sein: Max ist immer auf der Suche nach neuen

SpracheDeutsch
HerausgeberSchneiderbuch
Erscheinungsdatum5. Sept. 2019
ISBN9783505140815
Minecraft - Das verschollene Tagebuch: Ein offizieller Minecraft-Roman
Autor

Mur Lafferty

<p>Mur Lafferty (geboren am 25. Juli 1973) ist eine amerikanische Podcasterin sowie Autorin und Herausgeberin von Science-Fiction und Fantasy.</p>

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    Buchvorschau

    Minecraft - Das verschollene Tagebuch - Mur Lafferty

    © 2019 Schneiderbuch.digital

    verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,

    Alte Jakobstraße 83, 10179 Berlin

    Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

    Die amerikanische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel

    „MINECRAFT – The Lost Journals" bei Del Rey, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC

    This translation is published by arrangement with Del Rey, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC

    Copyright © 2019 Mojang AB and Mojang Synergies AB. MINECRAFT is a trademark

    or registered trademark of Mojang Synergies AB.

    All rights reserved.

    Übersetzung aus dem Englischen: Maxi Lange

    Coverillustration und -design: Elizabeth A. D. Eno

    Umschlaggestaltung: Achim Münster, Overath

    Satz: PPP Pre Print Partner GmbH & Co KG, Köln

    In Anlehnung an das amerikanische Original

    eBook: PPP Pre Print Partner GmbH & Co. KG, www.PPP.eu

    ISBN 978-3-505-14081-5

    www.schneiderbuch.de

    Für Fiona, Blaze und all die Schildkröten

    Prolog

    TEIL EINS

    Da kann man auch gleich Mooshrooms züchten

    An der Wasseroberfläche der kleinen Bucht waren nur die Köpfe roter und orangefarbener Schafe zu erkennen, die immer wieder auf- und abtauchten und abwechselnd blökten und gurgelten. Alison schüttelte resigniert den Kopf. Die Schafe waren ausgerissen und geradewegs ins Wasser gelaufen. Wieder mal.

    Sie verschränkte die Arme und beobachtete eine Weile die auf und ab schaukelnden flauschigen Quadratköpfe. Die Tiere gedachten offenbar nicht, in näherer Zukunft wieder an Land zu kommen. Was war nur los mit den Viechern? Sie waren völlig verrückt nach Wasser – mehr als jedes andere Schaf, dem Alison je begegnet war. Ihre Eltern hatten die Tiere wegen der bunten Wolle gezüchtet, aber soweit sie wusste, hatten die Schafe nie versucht, sich mit Tintenfischen zu paaren.

    Apropos Tintenfische: Den dunklen Flecken im Wasser nach zu urteilen, hatten die Schafe bereits Bekanntschaft mit ein paar neuen Freunden gemacht.

    Die Sonne stand hoch am Himmel, also blieb Alison genug Zeit, ins Wasser zu waten und die Schafe zurückzuholen. Sie hasste es, den kleinen Monstern hinterherzuschwimmen. Nasse Wolle stank nämlich zum Himmel.

    „Großartig", murmelte sie und krempelte die Ärmel hoch. Dann holte sie etwas Weizen aus der Tasche und trat ans Ufer.

    „Was machst du da?", rief eine Stimme hinter ihr.

    Erschrocken wirbelte sie herum. Dort stand grinsend ihr bester Freund. „Max!, rief sie. „Mach das nicht noch mal. Ich dachte, du wärst ein Creeper!

    Er zuckte mit den Schultern. „Hab ich etwa gezischt? Ich wollte nur wissen, was du hier treibst. Er neigte den Oberkörper zur Seite, um an ihr vorbeisehen zu können. „Oh … deine Schafe nehmen mal wieder ein Bad?

    Alison war hin und her gerissen. Sollte sie ihn auf das absolut Offensichtliche hinweisen oder ihn auffordern, sich vom Wasser fernzuhalten? Sie entschied sich für beides. „Äpfelchen und Kleiner Prinz sind wieder entwischt. Ich hole sie zurück … Max öffnete seinen Mund, doch Alison kam ihm zuvor: „… und zwar allein, Max. Deine Mutter bringt dich um, wenn du dem Wasser zu nahe kommst. Und dann bin ich dran.

    Max legte die Hand an die Stirn, um seine Augen vor dem Sonnenlicht abzuschirmen, und sah sich betont gründlich um. „Hm. Also ich sehe sie nirgends und … na, so was, ich stehe ja schon am Wasser! Vorsichtig tauchte er die Zehen ins Nass und kniff die Augen zu. Dann öffnete er sie wieder. „Bin ich gestorben?

    „Noch nicht, zischte Alison. „Lass mich einfach die Schafe rausholen. Wenn du mir helfen willst, wirf lieber einen Blick auf den Zaun und finde heraus, wie sie schon wieder entkommen konnten.

    Max machte einen weiteren Schritt ins Wasser und beobachtete die planschenden Schafe. Alison musste zugeben, dass die Viecher wirklich einen Heidenspaß in der Bucht hatten. Genau wie der Tintenfisch, dessen Tentakel immer wieder neben den bunten Flauschköpfen auf- und abtauchten.

    „Weißt du, ich glaube, sie können mich besser leiden als dich, sagte Max. „Du brauchst meine Hilfe.

    „Das spielt keine Rolle. Sie kommen so oder so, wenn ich ihnen Futter anbiete, gab Alison verärgert zurück. „Außerdem können sie dich überhaupt nicht besser leiden.

    Doch das taten sie sehr wohl. Und es wurmte Alison, dass die roten und orangefarbenen Exemplare der Familienherde ihren besten Freund mochten und sie ignorierten. Das zeigte sich auch jetzt wieder. Die Schafe dachten wohl, Max wäre gekommen, um mit ihnen zu spielen, denn kaum stand er bis zu den Knien im Wasser, schwammen sie verzückt blökend auf ihn zu.

    Dabei hatte er nicht einmal versucht, sie mit Weizen zu locken.

    „Max!, ertönte eine schneidende Stimme, und Alison zuckte zusammen. Sie beschloss, sich lieber nicht umzudrehen. Der scharfe Ton war ihr nur zu vertraut. Max’ Mutter! „Komm auf der Stelle aus dem Wasser!

    Mit zusammengepressten Lippen fegte sie an Alison vorbei und rannte in die Bucht. Äpfelchen und Kleiner Prinz blökten panisch, drehten sich um und flohen vor dem tobenden Monstrum, das es offenbar auf Max abgesehen hatte. Auch der Tintenfisch suchte das Weite und tauchte ab.

    Max’ Mutter würdigte die Kreaturen keines Blickes. Sie packte ihren protestierenden Sohn am Arm und zerrte ihn zurück an Land.

    Zappelnd versuchte Max, sich zu befreien. „Mom, es ist alles gut, ich ertrinke nicht. Weiter wollte ich doch gar nicht hineingehen!, rief er. „Ich muss Alison mit den Schafen helfen!

    „Ich werde nicht zulassen, dass ich dich noch einmal verliere!", schluchzte seine Mutter mit Tränen in den Augen und wütendem Blick. Sie ließ ihn in den Sand fallen und stemmte die Hände in die Hüften.

    „Du verlierst mich doch nicht!", verteidigte sich Max, doch seine letzten Worte wurden abgewürgt, als seine Mutter sich plötzlich vorbeugte, um ihn fest in die Arme zu schließen.

    „Hast du denn vergessen, dass ich dich schon einmal fast verloren habe?", wiederholte sie und ignorierte seine Versuche, sich zu befreien.

    Peinlich berührt sah Alison weg. In den letzten Monaten war es ihr zunehmend unangenehm, familiäre Liebesbekundungen anderer Leute zu beobachten – auch wenn sie, wie in Max’ Fall, ziemlich übertrieben waren.

    „Und Alison, fuhr Max’ Mutter fort, als sie ihren Sohn endlich losließ, um die Fäuste wieder in die Hüfte zu stemmen. „Ich dachte, du wüsstest es besser.

    „Lass es nicht an Ali aus, Mom, schaltete Max sich ein und trat zwischen die beiden. „Sie hat mir gesagt, ich soll nicht reingehen. Ich hab nicht auf sie gehört.

    „Trotzdem sollte sie auf dich aufpassen. Schließlich ist sie älter."

    „Weniger als ein Jahr!, protestierte Max. „Ich bin zwölf, ich brauche keinen Aufpasser.

    „Wir reden beim Abendessen weiter, ihr zwei", verkündete seine Mom, dann drehte sie sich wieder zu Max um: „Und du gehst auf keinen Fall noch mal ins Wasser."

    Max seufzte. „Ja, okay. Ich sehe mir den Zaun an, Ali. Aber nimm dich unterwegs vor Wasser in Acht. Obwohl ich nicht weiß, wie du meine Spucke umgehen willst – vor der gibt es kein Entkommen." Er spuckte auf den Boden und rannte dann in gespielter Panik mit erhobenen Armen davon.

    „Das ist nicht witzig!, rief Max’ Mutter und sah ihm mit tränenverschleiertem Blick hinterher. „Ich will nicht, dass er ins Wasser geht, erinnerte sie Alison, als fürchte sie, sie hätte es vergessen.

    „Ich weiß, gab Alison zurück. „Ich wäre auch lieber woanders, aber der Zaun ist wieder kaputtgegangen, und ich muss die Schafe zurückholen.

    Max’ Mutter wischte sich über die Wange und atmete tief durch. Gefasst sah sie Alison an, die geschwollenen Augen voller Mitleid. „Warum?", fragte sie sanft.

    „Was meinst du? Warum ich sie zurückholen will? Weil sie weggelaufen sind, sagte Alison und blinzelte irritiert. „Oder warum der Zaun kaputt ist? Keine Ahnung, aber die Schafe sind durchgeschlüpft, und wenn das passiert, muss man sie eben wieder zurückbringen. Mein Opa hatte früher immer diesen komischen Spruch parat: ‚Wenn die Schafe ständig ausbüxen, kann man auch gleich Mooshrooms züchten.‘

    Max’ Mutter runzelte die Stirn. „Das ergibt keinen Sinn. Ich meinte, warum machst du dir so viele Gedanken um die Schafe? Sie kommen doch auch in der Wildnis klar. Du musst dich nicht mehr um sie kümmern. Wir benötigen keine Wolle, und du kannst die Verantwortung nicht gebrauchen. Es gibt keinen Grund, sie weiterhin zu züchten. Außerdem musst du wegen der ständigen Reparaturarbeiten am Zaun immer wieder zu deinem Haus zurück. Das weckt nur böse Erinnerungen, meinst du nicht? Das „immer wieder hatte sie besonders betont – wohl, um Alison daran zu erinnern, dass es ihr bestimmt nicht guttat, das zerstörte Haus wiederzusehen. Sie tätschelte Alisons Schulter. „Denk darüber nach. Wir sehen uns beim Abendessen."

    Alison starrte aufs Wasser, damit sie nicht zusehen musste, wie sie fortging. Der Schafstall stand ein gutes Stück von ihrem Haus entfernt hinter ein paar Bäumen. Eigentlich konnte sie die Ruine, die einmal ihr Zuhause gewesen war, von dort aus gar nicht sehen.

    Sie besuchte den Stall oft, um die Schafe zu versorgen. Sie fand, das schuldete sie ihnen.

    Aber Max’ Mutter hatte recht. Sie hatten keine Verwendung für die Wolle, und Alison verschwendete mit den ständigen Reparaturen am Zaun nur Zeit und Material – manchmal verbrachte sie ganze Nachmittage damit, entflohene Schafe einzufangen.

    Andererseits waren die Tiere eins der wenigen Dinge in ihrem Leben, die ihr noch Freude bereiteten. Versonnen betrachtete sie die schwimmenden Schafe, die vergnügt mit dem Tintenfisch spielten. Es sah beinah so aus, als wolle der Oktopus Äpfelchen umarmen, während Kleiner Prinz versuchte, die Tentakel, die ihm zu nahe kamen, mit dem Kopf zu erwischen.

    Alison hörte schnelle Schritte hinter sich, und ehe sie reagieren konnte, hielt Max schon geradewegs auf die Bucht zu. Jubelnd sprang er ins flache Wasser, dass es nur so spritzte, und watete dann hüpfend in Richtung der Schafe, die ihn fröhlich blökend begrüßten.

    Alison lachte. Mit dem Weizen über dem Kopf wedelnd watete sie hinterher. Selbst wenn der Ärger fast schon greifbar war, gelang es Max immer wieder, sie zum Lachen zu bringen. Wenigstens in solchen Momenten vergaß sie ihre Sorgen für eine Weile.

    Alisons Vater hatte nicht viel Fantasie

    Max hielt Äpfelchen etwas Weizen hin, während Alison seine Reparaturen am Zaun begutachtete.

    „Verfüttere nicht zu viel, warnte sie, ohne den Freund anzusehen. „Ich kann gerade keine neuen Lämmer gebrauchen.

    „Ach, komm, willst du etwa kein süßes kleines Baby-Äpfelchen?, fragte Max und streichelte das Schaf. „Vielleicht ein Apfelsinchen?

    „Nicht, wenn das Apfelsinchen nach seiner Mutter schlägt und ständig ausbüxt, um im Wasser zu planschen, antwortete Alison. „Sag mal … hast du mein Werkzeug benutzt, um den Zaun zu reparieren? Oder hast du auf … eine andere Methode zurückgegriffen, hm? Mit gerunzelter Stirn und skeptischem Blick musterte sie die großen, sperrigen Objekte, mit denen er den Zaun geflickt hatte.

    Max sah auf. „Ach, das. Ich habe mir einfach irgendwelche Blöcke geschnappt und das Loch gestopft. Ich konnte kein Holz finden, also habe ich zwei Blöcke übereinandergestapelt, falls Blaubär wieder auf die Idee kommt, Hochsprung zu üben. War das nicht richtig?"

    „Ist das dein Ernst?" Sie wedelte in Richtung Zaun. Dann ließ sie den Blick über die Lichtung schweifen. Der Hof von Alisons Familie befand sich außerhalb des Dorfes und in der Nähe von Max’ Haus. Die Lichtung war zwar groß, aber von vielen hohen Bäumen umgeben. Die Ruine ihres alten Zuhauses befand sich außerhalb ihrer Sichtweite, und Max war aufgefallen, dass sie diesem Bereich immer den Rücken zudrehte. So als wolle sie vergessen, was dort war.

    „Du hattest massig Holz! Ich habe dir gutes Werkzeug gegeben!, rief Alison und deutete in Richtung der Bäume. „Und du, du stopfst das Loch mit … Was ist das überhaupt?

    „Obsidian." Max wusste, dass sie noch nie echten Obsidian gesehen hatte. Er war einfach zu selten, und ihre Eltern hatten ihnen verboten, in der Nähe von Lava zu spielen.

    Einen Moment lang starrte sie ihn an – bevor sie ihn mit Fragen bestürmte: „Inwiefern soll das bitte eine vernünftige Reparatur sein? Das ist doch gar kein richtiger Zaun mehr. Und woher um alles in der Oberwelt hast du Obsidian? Und warum verschwendest du es an einen Zaun? Wenn deine Mutter rauskriegt, dass du mit Wasser und Lava herumexperimentiert hast, wird sie …"

    „… mich umbringen, ich weiß, unterbrach Max den Redefluss und grinste. „Mom müsste mich ganz schön oft umbringen, wenn sie wüsste, was ich so treibe. Meinst du, sie wäre wütender wegen der Lava oder wegen des Wassers?

    Das war eine klare Aufforderung. Frag mich wegen der Blöcke. Frag mich, wo ich war. Doch statt ihm weitere Fragen zu stellen, scheuchte Alison jetzt die kleinen Wassernarren in den Stall, was die anderen Tiere (Blaubär, Gevatter Blau, Hellblau und Macht-nichts-dass-du-grau-bist, kurz Grau) misstrauisch beäugten. Die meisten Schafe hielten sich von Gewässern fern und mieden Artgenossen, die allzu vernarrt in das kühle Nass waren. Doch Äpfelchen und Kleiner Prinz schienen die Blicke der anderen egal zu sein. Seelenruhig kauten sie ihr Getreide, während sich um sie herum Pfützen bildeten. Ein Geruch nach nasser Wolle hing in der Luft.

    Alison nahm ihre Schaufel und fing an, vor dem Zaun zu graben. Max stöhnte. Sie hatte mal wieder diesen entschlossenen Blick.

    „Hilf mir doch einfach, wenn du dich so furchtbar langweilst, schlug sie vor, warf ihm ihre Schaufel hin und nahm sich eine andere. „Dad fand Gräben immer hässlich. Ich hingegen finde sie nützlich, um die Schafe hinterm Zaun zu halten.

    Für einen Moment bewunderte Max die gut gearbeitete Schaufel, die Alison ihm gegeben hatte. Wenn sie nicht gerade ihren Schafen hinterherjagte, widmete sie die meiste Zeit der Werkzeugherstellung, und sie wurde mit jedem Tag besser. Sie hatte sich sogar schon an Rüstungen versucht, aber dafür brauchte man viel Material, und das hatte sie meist nicht.

    Max grub sich in die andere Richtung um den Zaun herum, bis sie sich auf der hinteren Seite trafen. Sie hatten einen Graben ausgehoben, der einen Block tief und breit war. „Willst du jetzt Wasser einfüllen? Oder vielleicht sogar Lava?", fragte er grinsend.

    „Heute nicht, antwortete Alison und steckte das Werkzeug weg. „Der Graben sollte fürs Erste ausreichen. Sie sprang heraus und befreite ihre Hände vom Schmutz. Dann drehte sie sich zu ihrem Freund um. „Sag schon, wo hast du die Blöcke gefunden? Ich weiß, dass du sie nicht abgebaut hast – dafür braucht man eine Diamantspitzhacke."

    Aha! Sie will es also doch wissen! Er lachte leise und hoffte, dass es irgendwie geheimnisvoll klang. „Das verrate ich dir bald. Außerdem hatte ich gehofft, du könntest mir vielleicht eine Diamantspitzhacke machen."

    Alison lief in die Richtung los, in der Max’ Zuhause lag. „Für eine Diamantspitzhacke braucht man Diamanten. Du müsstest also erst mal Diamanten finden und dann noch zufällig eine Eisenspitzhacke besitzen."

    „Die am besten verzaubert sein sollte, ich weiß", erwiderte Max mit einem Augenrollen. All das hatte sie ihm schon mehrfach erzählt. Er wusste, sie würden ein gutes Team abgeben – sie könnte tolles Werkzeug bauen, und er würde es verzaubern. Aber aus irgendeinem Grund behauptete Alison ständig, dass es gefährlich war, mit Verzauberungen herumzuexperimentieren. „Trotzdem, wenn du zufällig das Material hättest, um eine Eisenspitzhacke zu fertigen, könntest du es tun. Mehr sage ich gar nicht. Und es wäre der nächste Schritt, um Obsidian abzubauen."

    Alison hatte innegehalten. Wollte Max andeuten, dass er das erforderliche Material für eine Eisenspitzhacke besaß? Dann schüttelte sie den Kopf und lachte leise. „Soll ich vielleicht deine Mutter bitten, mir Diamanten mitzubringen, wenn sie das nächste Mal deinen Vater im Dorf besucht? Danach kannst du mir ja verraten, wo man den Obsidian findet, den du so dringend abbauen willst."

    „Zum Obsidian kommen wir später", gab Max zurück und beschloss, vorerst lieber nichts mehr zu sagen. Sie näherten sich seinem Haus, und wenn seine Mutter mitbekam, dass sie sich übers Abbauen und Verzaubern unterhielten oder andere gefährliche Dinge taten, wie zum Beispiel die Luft außerhalb des Grundstücks zu atmen, würde sie nur wieder einen Anfall kriegen.

    Max entspannte sich etwas. Er hatte Alison ein Lächeln entlockt – eine Aufgabe, der er neuerdings immer mehr Zeit widmete. Er machte ihr deshalb keine Vorwürfe. Sie trauerte, und er verstand das gut. Vor einigen Monaten hatte es auch in seiner Familie Veränderungen gegeben, und daran hatte er immer noch zu knabbern.

    Außerdem hätte er nie gedacht, dass Alison sozusagen seine Adoptivschwester würde. Klar, Freunde verbringen Zeit mit dir oder fliehen an deiner Seite vor Zombies, wenn man zu lange draußen bleibt. Aber niemand rechnet damit, dass sie urplötzlich bei dir einziehen. Aber dann war dieses schreckliche Unglück über Alison hereingebrochen: Durch eine plötzliche Creeperattacke hatte sie Haus und Familie verloren.

    Trotzdem war Max dankbar, dass Alison in seine Familie gekommen war. Einige Wochen vor der Tragödie war er beim Schwimmen in der Bucht fast ertrunken, und seitdem erdrückte ihn seine Mutter mit ihrer Fürsorge. Sie hatte sogar einen Schuppen gebaut, in dem sie nun sämtliche Flüssigkeiten aufbewahrte, damit sie nur nicht in seiner Nähe waren. Max fand das furchtbar übertrieben, aber ins Gesicht gesagt hätte er ihr das nie. Und als Alison kam, vor Trauer wie gelähmt, hatte seine Mutter plötzlich jemand anderen, den sie mit mütterlicher Fürsorge überschütten konnte. Endlich konnte Max sich in Ruhe erholen. Das Gute und gleichzeitig Schlimme daran war, dass Max’ Mutter in Alison eine ältere Schwester und damit einen Aufpasser sah. Schlimm, weil Max natürlich viel zu alt für einen Babysitter war, aber gut, weil er endlich wieder das Haus verlassen durfte – obendrein mit seiner besten Freundin.

    Er war längst über seine Nahtoderfahrung im Wasser hinweg, aber Alison war über den Verlust ihrer Familie immer noch sehr traurig, was Max gut verstand. Er versuchte sein Bestes, sie in solchen Momenten aufzumuntern – zum Beispiel indem er dem Zaun eine Lücke verpasste und die Schafe entkommen ließ. So hatte Alison wenigstens eine Aufgabe und musste nicht ständig in hoffnungsloser Trauer versinken. Aber natürlich würde er ihr niemals verraten, dass die Sache mit dem Zaun seine Schuld war.

    Nach Alisons Einzug hatte Max’ Mutter, eine Architektin, sie willkommen geheißen, indem sie ihr einen Turm baute, der sich an die Rückwand des Hauses anschloss. So hatte Alison einen Bereich ganz für sich. Er diente ihr zum einen als Rückzugsort für Momente, in denen sie allein sein wollte, und zum anderen war so ein Turm viel cooler und kunstvoller als ein stinknormales Schlafzimmer. Es war Max damals schwergefallen, seinen Neid zu verbergen. Seine Eltern hatten nie daran gedacht, ihr architektonisches Talent dafür einzusetzen,

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