Dan Shocker's LARRY BRENT 148: Nosferata, die Blut-Lady des Dr. Satanas
Von Dan Shocker
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Über dieses E-Book
Die Kultserie LARRY BRENT jetzt als E-Book. Natürlich ungekürzt und unverfälscht – mit zeitlosem Grusel. Und vor allem: unglaublich spannend.
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Rezensionen für Dan Shocker's LARRY BRENT 148
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Buchvorschau
Dan Shocker's LARRY BRENT 148 - Dan Shocker
Digitale Originalausgabe
E-Books von Maritim – www.maritim-hoerspiele.de
Copyright © 2018 Maritim Verlag
»Maritim« ist eine eingetragene Wort-/Bild-Marke und Eigentum der Skyscore Media GmbH, Biberwier/Tirol, www.skyscore.media
Autor: Dan Shocker
Lizenziert von Grasmück, Altenstadt
Covergestaltung & E-Book-Erstellung: René Wagner
ISBN 978-3-96282-286-6
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
logo_xinxiiVon den Grachten her wehte kalter Wind.
Die beiden Männer, die durch die enge, finstere Gasse liefen, hatten die Kragen ihrer Mäntel hochgeschlagen und den Hut tief ins Gesicht gezogen, um sich vor dem Nieselregen zu schützen.
Die handtuchschmalen Häuser, typisch für das Amsterdamer Altstadtviertel, sahen in der Dunkelheit aus, als würden sie sich enger aneinanderpressen, um Kälte und Nässe besser zu ertragen.
Das dunkle Fachwerk schimmerte durch den Regen, das holprige Kopfsteinpflaster war rutschig.
»Wir sind Idioten, Frederik«, schimpfte der eine der beiden Männer. Er war hager, und selbst der auftragende Mantel konnte die Statur kaum verbergen . »Wir hätten mit dem Taxi fahren sollen.«
»Du redest Unsinn, Jan«, maulte der Angesprochene. »Du weißt genau, daß wir das nicht riskieren können. Ich bin meine Stellung los, wenn mich einer erkennt.« »Du bist Direktor eines Museums für Altertümer. So viele Leute, die hier geboren sind, hier leben und gleichzeitig auch ein Museum der Stadt besuchen, gibt’s bestimmt nicht.«
Jan van Steen schimpfte leise vor sich hin, lief aber weiter neben seinem Begleiter her.
»Noch ein paar Schritte, Jan, dann haben wir’s geschafft«, sagte Frederik Kadens. »Du wirst sehen, daß es sich lohnt. Aber nur für den, der zu schätzen weiß, was da durch einen Zufall entdeckt wurde. Wenn die Sache bekannt wird, hat die Welt ihre Sensation! So weit aber will ich’s nicht kommen lassen. Ehe die Amerikaner hier eintreffen, müssen wir uns den Fund unter den Nagel gerissen haben. Ich kann niemand einweihen. Außer dir. Du mußt mir dabei helfen.«
»Mhm«, knurrte van Steen, und aus dem Knurrlaut war nicht zu erkennen, ob er Zustimmung oder Ablehnung bedeutete.
»Keine Lust mehr? Hast du Angst vor deiner eigenen Courage bekommen?«
»Nein, das ist es nicht. Das Wetter geht mir auf die Nerven. Wie lange laufen wir eigentlich schon durch die Stadt? «
»Ungefähr fünfunddreißig Minuten.«
»Mir kommt’s so vor, als wären wir schon einige Stunden unterwegs.«
Frederik Kadens drehte sich um. Die Gasse hinter ihnen war menschenleer. Er blieb einige Sekunden stehen und lauschte, ob Schritte zu vernehmen waren. Doch alles war still.
Van Steen seufzte. »Du machst es verdammt spannend. Kommt einem fast so vor, als hättest du einen Schatz entdeckt.«
»Es ist ein Schatz, Jan. Einer der größten überhaupt, auch wenn er mit Gold und Geschmeide nichts zu tun hat. Wir sind da.«
Sie standen vor einem Haus, das zur Hälfte abgerissen war.
Die Vorderfront war abgestützt mit schwarzen, schräg stehenden Eichenbalken, und ein mannshoher Bretterzaun umgab das Grundstück. Ein knallgelbes Schild mit der Aufschrift »Betreten verboten« war zwischen all den bunten Plakaten und Parolen, die im Lauf der letzten Wochen auf die Bretter gepinselt und gesprüht worden waren, kaum noch auszumachen.
Das Haus neben der Baustelle sah auch schon ziemlich mitgenommen aus. Fahlgrüne, verwitterte Fensterläden verdeckten die Scheiben. An der Haustür hing ein großes Schloß. Das Gebäude war unbewohnt.
Dennoch beobachtete Frederik Kadens es einige Minuten genau, hob sogar einen Stein auf und warf ihn gegen einen Fensterladen.
»Willst du die Mäuse und Ratten verscheuchen, oder ist das eine Methode, Einlaß zu begehren? Meinst du wirklich, daß da drinnen einer wohnt? Da kommt doch das Regenwasser nicht nur durchs Dach, sondern auch schon durch die Wände.«
»Was kein Grund ist, daß niemand in den heruntergekommenen Zimmern wohnt, wie du weißt.«
Die Häuser in der Altstadt waren oft Gegenstand von Hausbesetzungen gewesen. Obwohl in den Gebäuden keine Fenster mehr waren und keine Namensschilder auf Bewohner hinwiesen, kam es immer wieder vor, daß hier jemand Unterschlupf suchte.
Stadtstreicher, verkrachte Existenzen, Obdachlose und auch Rauschgiftsüchtige verkrochen sich hierher, weil’s keine Miete kostete. In diesen Vierteln nisteten sie sich oft ein wie die Kakerlaken, und die entdeckt man am besten, wenn man kräftig klopft.
Auch das tat Frederik Kadens noch, ungeachtet der Tatsache, daß der Regen inzwischen stärker und es damit noch unfreundlicher geworden war.
Unter ihren Füßen bildete sich eine Art grauer Schlick. Der Regen mischte sich mit dem dicken, kalkhaltigen Staub, der bei den Abbruch- und Bauarbeiten entstanden war.
Niemand reagierte auf Kadens’ Klopfen und die Steinwürfe, und der neunundvierzigjährige Museumsdirektor, der alles anstellte, um unerkannt zu bleiben, ging seinem Begleiter zum Eingang des Abbruchhauses voran.
Wortlos tauchten die beiden Männer in der Dunkelheit unter.
Eine schmutzige Steintreppe führte in den Keller.
Kadens knipste eine Taschenlampe erst an, als er ganz sicher war, daß der Strahl von draußen nicht von einem zufällig vorbeikommenden Passanten gesehen werden konnte.
Überall lagen Steine und altes, morsches Fachwerk herum. In einer Ecke standen mehrere Plastikeimer, die mit Schutt und Papierresten randvoll waren. In einem lag ein ganzer Berg Kippen obenauf.
In dem Kellergeschoß des Abbruchhauses roch es feucht und modrig. Zwischen dem Schutt bewegten sich fette Ratten, die verschwanden, als der Lichtstrahl sie traf.
Die beiden Männer überwanden einen halbhohen Mauervorsprung. Es folgte ein größerer Raum, in dem ein umfangreiches Gerüst errichtet war.
Schwere Bohlen lagen kreuz und quer über den Streben.
Vorsichtig ging Kadens über eine hinweg. Er lenkte den Lichtstrahl in die Tiefe, und Jan van Steen fand alles genauso vor wie sein Freund es ihm am Abend schon angedeutet hatte.
Das Fundament des alten Hauses war aufgebrochen worden. Darunter hatten die Bauarbeiter einen Keller gefunden, der in keinem Plan verzeichnet und eindeutig ein Indiz dafür war, daß hier schon mal ein anderes Haus gestanden hatte. Der jetzige war auf den Trümmern eines noch älteren errichtet worden.
Eine lange Leiter führte nach unten.
»Vorsichtig«, raunte Kadens seinem Begleiter zu. »Sie steht ein bißchen wackelig ... und unten ist der Boden holprig und steinig.«
»Vielen Dank für den Tip«, murrte Jan van Steen. »Du scheinst dich ja wirklich bestens hier auszukennen«, konnte er sich die Bemerkung nicht verkneifen. »Hast du das Team vom Bau beim Abriß unterstützt? Hast du außer deiner Stelle als Direktor noch heimlich einen weiteren Job angenommen, um dein Gehalt aufzubessern?«
Frederik Kadens lachte leise. »Ich habe schon immer deinen Humor bewundert. Daß er so ausgefallene Formen annehmen würde, hätte ich nie für möglich gehalten.«
»Daran merkst du, daß man auch seine besten Freunde nicht kennt und sie erst wirklich in Extremsituationen kennenlernt. Und das ist ja wohl eine. Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb ich diese nächtliche Exkursion überhaupt mitmache. Zu Hause könnte ich jetzt am warmen Ofen sitzen, die Beine von mir strecken und gemütlich ein Buch lesen.«
»Von einem Buch hab’ ich nichts bemerkt, als ich dich heute abend abholte«, konterte Kadens. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du im neuesten >Playboy-Magazin< geblättert. Und weshalb du mitkommst, kann ich dir auch sagen: Weil du neugierig bist! Genau wie ich. Dich interessiert einfach, was ich dir zu zeigen habe.«
»Die Ankündigung, mit der du es getan hast, war auch nicht alltäglich, Frederik.«
»Was ich dir zeigen werde, ist es ebenfalls nicht.«
»Willst du mir nicht endlich sagen, was es ist?«
»Doch, hier ist niemand, der uns belauschen kann. Ich kann also die Katze aus dem Sack lassen. Egal, was du von mir auch zu hören kriegst: Halte mich
nicht für verrückt. Ich bin hierher gekommen, um mit dir - eine Leiche zu stehlen ...«
»Eine Lei...« van Steen schnappte nach Luft und redete nicht aus.
»Nein, keine Lei, sondern eine Leiche. Eine uralte sogar. Sie geht auf die Tage zurück, als der unheimliche Nosferatu die Stadt verunsicherte.«
»Sag das nochmal, Frederik. Ich nehme an, ich habe mich verhört.«
»Du hast richtig gehört.«
»Nosferatu - das ist eine Romanfigur. Wie Dracula.«
»Irrtum! Bei dem einen wie beim andern. Es hat sie beide gegeben, und in ihren Opfern leben sie weiter.«
Frederik Kadens stieg die Leiter nach unten.
Jan van Steen blieb noch oben auf der Bohle stehen und schüttelte den Kopf. »Während unserer Studienzeit, Frederik, haben wir allerlei Unsinn ausgeheckt und uns manch makabres Stückchen geleistet. Ich nehme an, du willst die alten Tage wieder aufleben lassen und ...«
»Ich bin mit niemand enger befreundet als mit dir und habe keinen Grund, dich an der Nase rumzuführen. Es ist so, wie ich dir sage. Nosferatu hat hier sein Unwesen getrieben und hat ein Vermächtnis hinterlassen. Beim Gebäudeumbau sind Arbeiter auf die Handschrift und die Leiche gestoßen. Die Handschrift habe ich auf ihre Echtheit überprüft, und nun will ich mir die Leiche holen. Komm runter und stell jetzt keine Fragen mehr. Je schneller wir die Sache hinter uns bringen, desto besser. Es muß in dieser Nacht passieren. Morgen kann’s schon zu spät sein. Der Besitzer des Gebäudes hat einen amerikanischen Privatforscher und -Sammler informiert.«
»Wohl so ein spleeniger Millionär, wie?«
»Genau. Und da dieser Mann übers nötige Kleingeld verfügt, das ich nicht habe, muß ich ihm eben mit Klugheit zuvorkommen.«
»Im Klartext heißt das: Du klaust die Leiche, und ich soll dir dabei helfen. Frederik, das ist die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe.«
»Und die ungewöhnlichste, die wir zusammen erlebt haben. Das ist diesmal jedoch kein dummer Jungenstreich mehr, sondern eine wissenschaftliche Großtat, wenn es mir gelingt, die Herkunft dieses Vampirwesens mit Nosferatu in Verbindung zu bringen.«
Jan van Steen kletterte nun auch die Sprossen hinab. Der tiefer gelegene Keller war wie ein dunkler, fensterloser Schacht. Die Wände waren von unten her angefault, und es roch wie in einen Gewölbe, in das nie ein Sonnenstrahl drang und nie gelüftet wurde.
Der Boden war voller Schutt und grauem Matsch, in dem sie bis zu den Fußknöcheln versanken.
Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte wie ein Geisterfinger vor ihnen her.
»Du bist unter die Leichenräuber gegangen, Frederik«, unterbrach der hagere