Wenn der Winter kommt
Von Elena Bachmann
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Über dieses E-Book
Auf ihrer Suche stößt sie auf Elea, eine junge Frau aus der Blutlinie der nordischen Krieger. Diese entschließt sich kurzer Hand, der mysteriösen Winter zu helfen und die beiden begeben sich auf die Suche nach einer Heilung für Winters Fluch.
Es beginnt eine gefährliche Reise ins Ungewisse. Denn unterwegs begegnen sie unterschiedlichsten Wesen, wandern durch zauberhafte Orte und folgen der Spur eines Amuletts mit unwahrscheinlicher Kraft.
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Buchvorschau
Wenn der Winter kommt - Elena Bachmann
Kapitel 1
Es war ein grauer Novembermorgen gewesen, an welchem Elea das Flüstern der Bäume zum ersten Mal richtig wahrnahm. Zwar hatte sie schon oft die fremden Worte gehört, doch meist handelte es sich um bedeutungslose Floskeln und das Schwelgen in einer lang vergangenen Zeit. Doch an diesem Tag war es anders.
Die warnenden Stimmen wurden von dem Wind an Eleas Ohr und durch ihr feuerrotes Haar getragen. Der sanfte Hauch strich über die leicht gebräunte Haut. Obwohl sie viel Zeit im Wald und auf den Weiden verbrachte, war ihre Haut immer deutlich heller als die anderer. Ebenso war sie sichtbar hagerer als es unter den Skaltfrauen für schicklich befunden wurde.
Ebenso wie die anderen aus dem Dorf, bereitete sich Elea auf die große Jagd vor. Da die Ernte bereits eingefahren war und die Tage immer kürzer wurden, galt es die Tiere vor ihrer Winterruhe abzupassen. Denn in der kargen Tundra wuchs Getreide und Gemüse nur spärlich. Daher war eine erfolgreiche Jagd unverzichtbare Chance.
Die Hunde waren unruhig und witterten aufgeregt in der Luft, was sie für gewöhnlich nur am Tag der anstehenden Jagd zu tun pflegten. Auch die Devus, die massigen wolligen Reittiere der Skalt, scharrten unruhig mit den Klauen und warfen die breiten Köpfe in die Luft. Üblicherweise musste man die faulen Tier kräftig antreiben damit sie ihren Standort wechselten, doch nun schienen die Herde von einer tiefen Unruhe gepackt worden zu sein.
„Der Winter ist dieses Jahr spät dran, aber er wird uns dafür umso härter treffen", vernahm sie die raue Stimme des Sehers, welche sie zusammen zucken ließ. Rasch drehte sie sich um, denn die Anwesenheit des Priesters behagte ihr überhaupt nicht. Der Mann, dessen Alter niemand nennen konnte, legte seine rechte Hand während dessen unbeeindruckt auf einen der Hunde. Seine fahle Haut verschwand fast vollkommen im weichen Pelz des Tieres. Der Hund wurde augenblicklich still. Offenbar hatte der Seher jedoch nichts aus ihm lesen können denn er schwieg.
Als Diener des Krähengottes, welcher nicht ohne Grund als ungeliebter Gott bezeichnet wurde, er freute auch er sich keiner großen Beliebtheit. Elea bildete dabei keine Ausnahme und hegte eine Abneigung gegen den Mann, der plötzlich in dem Dorf aufgetaucht war und seither unter ihnen lebte. Die Kinder der Krähe, wie sie sich nannten, kamen und gingen wie es ihnen beliebte. Doch wo auch immer sie auftauchten verbreiteten sie ein unwohles Gefühl, eine dunkle Vorahnung.
Der Seher hatte helle beinahe blinde Augen, auffallend dunkle Augenringe und schmale blasse Lippen. Seine Haut war fahl und wirkte ungesund. Er war kein großer Mann und wirkte auch immer etwas eingesunken, als währen seine Kleidung etwas zu schwer. Die dunklen Haare hingen zottig und ungepflegt an ihm runter. Das Auffälligste jedoch waren seine steifen Bewegungen.
Die junge Frau wischte ihre Gedanken beiseite und zwang sich in seine getrübten Augen zu schauen. Dass er aufgetaucht war bestätigte sie nur mehr in ihren düsteren Vermutungen. So sehr ihr seine Anwesenheit missfiel, musste sie jedoch gestehen, dass die übernatürlichen Fähigkeiten der Krähen bekannt waren. Besonders das Talent der Hellsicht wurde in vielen Geschichten hervorgehoben.
„Die Tiere spüren es, krächzte der Unliebsame und zwang sie somit erneut von ihren Gedanken abzulassen. „Und auch du kannst die Stimmen der Bäume vernehmen. Hör auf ihre Worte.
Ohne ein weiteres Wort oder Elea die Möglichkeit zu geben eine Frage zu stellen oder etwas zu entgegnen, drehte er sich um und stapfte geräuschvoll in das Innere des Dorfes zurück. Die junge Frau sah ihm nach und fühlte sich als hätte er gerade ihren Tod prophezeit.
Der Devu neben ihr drückte die wollene Schnauze fordernd in ihre Seite und schlackerte nervös mit den kleinen Ohren. Elea legte ihre Finger auf seine breite Stirn und versuchte die Worte zu ignorieren, welche wie ein Flüstern durch die Luft schwebten und in die Ohren eindrangen. Ihr Schlaf ist gebrochen. Unser Schicksal ist besiegelt. Sie kommt.
In den folgenden Tagen zeigte sich das der Seher, im Bezug auf den Winter, Recht behalten sollte. Es war rasch kälter geworden und der Winter schien äußerst hart zu werden. Es hatte nicht allzu lang gedauert bis die ersten Schneeflocken vom Himmel gefallen waren und der See neben dem Dorf mit einer dünnen Eisschicht überzogen wurde.
Inzwischen reichte der Schnee Elea bis zu ihren Waden und dass obwohl sie alles andere als kleingewachsen war. Die Schritte raubten ihre die Kraft und auch die großen Hunde hatten bereits ihre Freude an dem schönen Weiß verloren. Lediglich die Devus welche aufgrund ihrer breiten Füße weniger Probleme hatten auf dem Schnee zu gehen, schienen noch nicht eingeschüchtert worden zu sein. Ihre wilden Artgenossen aus dem Norden allerdings zogen in großen Herden gen Süden.
Daher wunderte es sie nicht, dass alle Dorfbewohner mit dem Horn zusammen gerufen worden waren. Vermutlich hatte der Jarl beschlossen den Seher um Hilfe zu bitten, überlegte sie sich im Stillen und strich ihr langes Haar über die Schulter nach hinten. Selbst Elea könnte dem Anführer eine solche Entscheidung nicht verübeln, denn in den letzten Tagen hatte sie sich oft Gedanken darüber gemacht, ob ein böser Geist seine Finger im Spiel hatte.
Die Wälder des Nordens waren bekannt dafür, dass sie allerlei Gefahren bargen. Von den wilden Tieren einmal abgesehen, schienen ihre Schatten auch wie ein Magnet auf Geister und verirrte Seelen zu wirken.
Die junge Frau folgte der bereits tiefen Spur der Lastentiere, welche ihr unwissentlich den Weg etwas geebnet hatten. Die Tiere standen nun auf einem eingezäunten Gebiet, nahe bei der Hütte des Sehers. Mit Sicherheit waren die großen Tiere davon nicht sonderlich erfreut, denn dort gab es keine Bäume und folglich keine Zapfen mit welchen sie sich die Langeweile vertrieben konnten.
Die letzten Meter zu der kleinen Holzhütte hin musste Elea sich jedoch selbst durch die Schneemassen kämpfen, ehe sie die letzte Hürde des Treppensteigens in Angriff nehmen konnte. Sie war, seit die Krähe sich niedergelassen hatte, nicht mehr in dem Haus gewesen. Jetzt jedoch als dicke Rauchschwaden aufstiegen, fühlte sie sich beinahe eingeladen.
Schon draußen konnte sie die zahllosen aufgeweckten Stimmen im Inneren des Hauses hören, sogar einige Worte klar herausfiltern. Als sie die Tür öffnete dröhnten für einen Moment ihre Ohren und ihre Augen brannten von dem Rauch.
Der einzige Raum des Hauses war vollkommen überfüllt. Mindestens 20 Skalt hatten sich hinein gequetscht und stritten nun lautstark und wild gestikulierend darüber wie Vorgegangen werden sollte.
Sie zwängte sich in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Mühsam arbeite sie sich durch die dicht an dicht gedrängten Körper, ehe sie zwischen den Schultern zweier Jäger hindurch auf den eigentlichen Ort des Geschehens blicken konnte.
In einer großen Mulde in der Wand, loderte ein Feuer, welches den Inhalt eines eisernen Kessels erhitzte. Die Wände waren voll gehängt mit Fellen, Tüchern und allerlei Jagdtrophäen bei denen sie oftmals nicht einmal wusste zu welchen Geschöpf sie einmal gehört hatten. An den Seiten befanden sich Regale in denen allerlei Zeug lag, auch hier konnte Elea bei mindestens der Hälfte davon nicht sagen um was es sich handelte oder wofür es gut sein könnte. Das Einzige was sie nicht entdecken konnte war ein Bett.
In der Mitte des Raums saß der Seher, die Augen zur Meditation geschlossen und die Hände nachdenklich gefaltet. Er erinnerte an eine Mumie, die manchmal in alten Grabmälern hockten. Nichts regte sich an ihm, er schien nicht einmal zu atmen. Als jedoch plötzlich der Streit zwischen einem Jüngling und einer erfahrenen Schildmaid zu eskalieren drohte, öffnete er die Augen und begann mit einem Stock auf den Boden zu schlagen.
Es dauerte einige Schläge ehe der laute Streit verstummte und nur noch hier