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Unheimliche Dimensionen
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eBook78 Seiten1 Stunde

Unheimliche Dimensionen

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Über dieses E-Book

Betreten Sie mit dieser spannenden Kurzgeschichtensammlung UNHEIMLICHE DIMENSIONEN. Lassen Sie sich von Bestseller-Autor Ronald Malfi mit in PEMBROKEs Buchhandlung nehmen, aber geben Sie acht, was sie dort lesen. In CARPE NOCTEM entführt Sie Nachwuchstalent Georg Britzkow in die Unterwelt, wo ein geheimnisvoller Kult lauert. Ambrose Bierce empfängt uns mit dem Klassiker dieser Ausgabe in CARCOSA. Wird uns gefallen, was wir dort sehen werden? Bram-Stoker-Award-Anwärterin Damien Angelica Walters schließlich zeigt uns, wie gefährlich die Dinge sein können, die tief in uns als Geheimnisse schlummern - DIE DINGE, DIE BLEIBEN.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum29. Okt. 2019
ISBN9783750247635
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    Buchvorschau

    Unheimliche Dimensionen - Georg Britzkow

    Inhalt

    Pembroke

    Carpe Noctem

    Ein Bewohner von Carcosa

    Die Dinge, die bleiben

    Pembroke

    Ronald Malfi

    Von außen wirkte Pembrokes Laden für gebrauchte und seltene Bücher eher unscheinbar. Das kleine Geschäft hatte einen engen Platz zwischen einer traurigen Bierstube und der Filiale einer Hypothekenbank an einem von Klinker dominierten Boulevard in der historischen Altstadt von Ellicott City. Der Inhaber, Arthur Pembroke, war seit fast drei Jahrzehnten an diesem Platz im Geschäft, doch trotz des Bekanntheitsgrads der Buchhandlung als fester Bestandteil des Viertels fanden nur wenige Besucher den Weg in den Laden. Es wussten sogar nur wenige Menschen, dass es ihn gab. Das kam Pembroke nur gelegen: er war Mitte sechzig und sein Leben lang Junggeselle geblieben. So hatte er seine größte Freude an den ruhigen Nachmittagen im Laden, an denen er unbehelligt von Touristen oder den gelegentlichen Möchtegernkunstfreunden blieb, die nur die Regale durchstöberten, aber letztlich doch nichts kauften. Pembroke zahlte nicht viel Miete, die Betriebskosten waren überschaubar und Personal hatte er auch keines zu bezahlen, abgesehen von Tom DeLilly, der dienstags und donnerstags vorbeikam, um den Laden in Ordnung zu bringen.

    Wovon Pembroke eigentlich lebte, waren die wenigen treuen Stammkunden, zu denen er mit den Jahren ein Verhältnis auf höflicher, aber rein professioneller Ebene aufgebaut hatte – passionierte Sammler seltener Bücher, die den Buchladen gelegentlich aufsuchten, wenn sie besondere Wünsche an Pembroke richteten (die sie auf reichlich verschwörerische und höchst verdächtige Art äußerten, als seien sie auf der Suche nach illegalen Geschäften). Jemand hat zum Beispiel von einem ganz speziellen Buch über Hexenkunst gehört – ob Pembroke wohl eine Ausgabe auftreiben könne? Oder jemand hat Interesse an einem außergewöhnlichen rumänischen Werk über Schwarze Magie – ob sich da etwas machen ließe? Ein anderer hingegen hat vielleicht die Befürchtung, seine Frau gehe ihm fremd und ihm seien Gerüchte zu Ohren gekommen, es gebe ein Buch, das ihm auf die eine oder andere Art behilflich sein könne (ohne dass die untreue Gattin dabei zu Schaden kommt, natürlich) – möglicherweise könne Pembroke ihm helfen?

    Solch exotische Wünsche erfüllte er häufig, also wunderte er sich zunächst gar nicht über das Paket, das am Montagmorgen auf den Stufen vor der Tür des Buchladens lag. Er nahm an, es handele sich dabei um eine der Bestellungen, die er kürzlich aufgegeben hatte. Das Päckchen hatte durchaus die Form eines Buches – ein großer Klotz, der aussah wie ein Wörterbuch, dachte Pembroke – und war in braunes Metzgerpapier eingewickelt. Eine fransige Paketschnur hielt das ganze zusammen. Die Verpackung war etwas seltsam, aber nicht unbedingt ungewöhnlich – zumindest nicht ungewöhnlich genug, dass Pembroke lange darüber nachdenken musste. Was jedoch ungewöhnlich war, fiel ihm auf, als er das schwere Paket von der Treppe aufhob und in den Laden trug: Es befanden sich keine Beschriftung, keine Etiketten, keine Adressen und keine Briefmarken darauf. Pembroke dachte eine Zeitlang darüber nach, nachdem er das Buch auf den Tresen gelegt und sich aus seiner Tweedjacke befreit hatte. Dann bemerkte er, dass er noch ewig so auf das unscheinbare braune Papier starren könnte, also löste Pembroke die Schnur, die drahtigen Augenbrauen dabei über den kreisrunden Gläsern seiner Brille hochgezogen, und entfernte das Papier.

    Die Oberfläche von Buchdeckel und -rücken wies eine grobe Struktur auf, der Farbton war grünlich-gelb und mit einer Art winziger fadenartiger Fasern durchzogen. Das Cover wirkte sehr pflanzenartig und erinnerte Pembroke an handgerollte Zigarren, wie er sie sich gelegentlich zu genehmigen pflegte. Weder auf dem Cover noch auf dem recht breiten Buchrücken waren Titel oder Autor eingeprägt. Das war an sich auch nichts Besonderes; ungewöhnlich war nur, dass auch auf der Titelseite keinerlei Informationen zu Titel oder Autor angegeben waren. Es gab nicht einmal einen Copyright-Vermerk oder einen Hinweis auf Verlag oder Herausgeber. Das Buch war umfangreich – vielleicht so um die 800 Seiten –, aber als Pembroke vorsichtig Seite für Seite umblätterte (mit jeder Sekunde intensiver und eifriger), sah er, dass es keine Seitenzahlen gab, keine Überschriften oder Fußnoten – im ganzen Buch gab es überhaupt keinen gedruckten Text.

    Er stand da, starrte hinunter auf das leere Buch und fragte sich, ob ihm jemand einen Streich spielen wollte. Tom DeLilly hatte große Freude daran, Gummispinnen zwischen den Büchern zu verstecken oder die Selbsthilfebücher umzustellen, so dass die Kunden ironischerweise Hilfe brauchten, sie zu finden. Diese Sache hier jedoch, so Pembrokes Meinung, ging über Verstand und Fähigkeiten von Tom hinaus.

    Vielleicht soll es ein Tagebuch darstellen, vermutete er, oder ein Skizzenbuch. Das würde das Fehlen von Titel, Autor und Text erklären.

    Zufrieden mit dieser Antwort machte er das Buch zu und steckte es unter den Tresen. Im Hinterkopf jedoch wunderte er sich über das mysteriöse Auftauchen des Buches. Wenn es ein Tagebuch oder Skizzenbuch war, dann hatte er es nicht bestellt.

    ***

    Pembroke kümmerte sich den Vormittag über größtenteils um seine Geschäfte, rief Kunden an, um ihnen mitzuteilen, dass ihre Bücher eingetroffen seien und ging ans Telefon, wenn es klingelte, weil sich wie üblich jemand verwählt hatte. Irgendwann am späten Vormittag machte er es sich im hinteren Teil des Ladens auf einem knarrenden Holzstuhl mit Armlehnen gemütlich und breitete das seltsame neue Buch auf seinem Schoß aus. Er blätterte Seite für Seite um und untersuchte das Papier dabei, als wolle er den Worten mit seinem Geist befehlen, zu erscheinen. Am Nachmittag nahm er das Buch mit hinaus und blätterte es durch, während er auf der Terrasse eines Straßencafés saß. Als jedoch die junge Kellnerin kam und skeptisch auf die leeren Seiten hinunterblickte, die Pembroke mit der Aufmerksamkeit eines Gelehrten musterte,

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