Albert Speer: Teufelspakt mit dem Führer des Dritten Reiches
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Über dieses E-Book
Als bürgerlicher Akademiker schloss er sich dem Nationalsozialismus an und machte als enger Vertrauter Hitlers eine außergewöhnliche Karriere.
Im Nürnberger Prozess konnte er dem Gericht glaubhaft machen, immer nur seine Pflicht getan zu haben und von den Verbrechen des Nationalsozialismus nichts gewusst zu haben. Speer wird in dieser Biografie erstmals in die Ereignisse
und Schrecken des Dritten Reichs gestellt. Anhand aktueller Forschungsergebnisse wird der Frage nachgegangen, wer Speer wirklich war, der einen Teufelspakt mit dem Führer des Dritten Reichs, Adolf Hitler, einging.
Eine Darstellung des Endes der Weimarer Republik, des Aufstiegs des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs
und des Absturzes eines Regimes zusammen mit dem deutschen Volk.
Karl-Wilhelm Rosberg
Karl-Wilhelm Rosberg stellt historische Ereignisse und Persönlichkeiten in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen vor. Er orientiert sich dabei an den Fakten, an aktuellen wissenschaftlichen Analysen und schildert Geschichte, die bis in die heutige Zeit wirkt, spannend und unterhaltend.
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Buchvorschau
Albert Speer - Karl-Wilhelm Rosberg
„Loyalität ist eine schlechte Sache" (Albert Speer)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Personen
Zeitgeschichtlicher Hintergrund und ein Erlebnis auf der Berliner Hasenheide
Werdegang eines Bürgerlichen
Beginn einer Parteikarriere
Nationalsozialistische Ideologie
Exorbitanter Aufstieg eines Ahnungslosen
Der sogenannte Röhm Putsch
Über den Ruinenwert bedeutsamer Bauwerke und über die Schönheit der Arbeit
Privilegien in einer Elite der Skrupellosigkeit
Reichsparteitagsgelände und Neugestaltung der Reichshauptstadt
Nürnberger Gesetze
Besetzung des Rheinlands
Pariser Weltausstellung
Bewohner auf dem Obersalzberg
Die neue Reichskanzlei und das Bauimperium Speers
Das Hoßbach Protokoll
Außenpolitische Erpressungen und „Säuberungen"
Anschluss Österreichs
Münchner Abkommen und Besetzung der Tschechoslowakei
Reichspogromnacht
Nichtangriffspakt mit Stalin und Forderungen an Polen
Beginn des Zweiten Weltkriegs, Angriff auf Polen
Zwischen zwei Feldzügen: Besetzung Dänemarks und Norwegens.
Frankreichfeldzug
Luftschlacht um England und neue Bündnisse
Balkankrieg
Afrikakorps Rommels
Schlacht im Atlantik, Untergang der Bismarck
Unternehmen „Barbarossa" - Angriff auf die Sowjetunion
Wannseekonferenz. Die „Endlösung"
Pearl Harbor und Kriegserklärung an die USA
Flug nach Dnjepropetrowsk und zur Wolfsschanze. Absturz Todts
Nachfolger Dr. Todts in allen Ämtern
Bombenkrieg über Deutschland
Speers Zukunftsvorsorge
Zwangsarbeit und Verschleppung
Konzentrationslager und Außenlager bei den Rüstungsbetrieben
Eine Gauleitertagung in Breslau
Die Wende in Stalingrad
Landung in der Normandie
20. Juli 1944. Attentat auf Hitler
Widerstand gegen die Politik der verbrannten Erde
Wenn Sie wenigstens an den Sieg glauben könnten
Das Ende. Skurriles Zwischenspiel als Minister in der Regierung Dönitz
Verhaftung und Nürnberger Prozess
In Spandau
Wieder frei nach 20 Jahren
Erinnerungen und Spandauer Tagebücher, Machwerke von JobstSiedler und Joachim Fest
Interviews, Film und Fernsehen, Erfolg durch Gehirnwäsche
Resümee und Schlusswort
Bildnachweis
Vorwort
Es ist der 30. September 1966. Im alliierten Gefängnis von Spandau öffnet sich pünktlich um Mitternacht das Gefängnistor. Der vor 20 Jahren im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess verurteilte Albert Speer verlässt im Blitzlichtgewitter in einem schwarzen Mercedes den Gefängnishof, um nach verbüßter Strafe wieder in sein Leben und in die Freiheit zurückzukehren.
Wer ist dieser Mann aus einer mittlerweile schon etwas verblassten Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland? Was hat ihn für 20 Jahre als verurteilter Kriegsverbrecher in das Gefängnis von Spandau gebracht? Worin bestand seine Schuld und – vor allem – wie konnte ein gebildeter Akademiker und Intellektueller aus großbürgerlichem Haus an die Staatsspitze im Dritten Reich gelangen und damit in die unmittelbare und fortdauernde Nähe des Führers, Adolf Hitler, und der nationalsozialistischen Führungselite, die am Ende des Zweiten Weltkriegs ein total zerstörtes Land und in den Augen der Weltöffentlichkeit ein vollkommen diskreditiertes deutsches Volk hinterlassen haben? Welchen Anteil hatte er an den völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, an Pogromen und industriemäßiger Vernichtung von millionenfachem Leben und dass aus ideologischen Gründen? Wie ging er mit den wahnsinnigen Ideen von Weltherrschaft, Gleichschaltung im Volk und Rassenwahn um? Wie ertrug er vor allem das Treiben und den Umgang mit einer von ihm als überwiegend ungebildet bezeichneten Führungsschicht, die sich gesetzlos und gewissenlos bereicherte und in jeder Hinsicht kriminell zum eigenen Vorteil handelte und auftrat?
In dieser historischen Nachbetrachtung wird der Versuch unternommen, diesen Fragen nachzugehen und interessierten Lesern die Ereignisse, die Deutschland und Europa, ja die ganze Welt, an einen Abgrund geführt haben, erneut zu erschließen und – wenn dies überhaupt möglich ist – verständlich zu machen. Verstehen heißt natürlich nicht zugleich auch billigen. Genau deshalb soll schon an dieser Stelle sehr deutlich gemacht werden, dass es keinesfalls darum geht, der Person Albert Speers ein Denkmal zu errichten oder seine „Leistungen" gar zu verklären. Das hat der charmant und charismatisch auftretende Albert Speer in erfolgreicher Selbstdarstellung schon selber versucht. Namhafte Verleger und Publizisten haben ihm dabei geholfen.
Es lohnt sich aber immer wieder, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie ausgerechnet ein Mann wie Albert Speer, in all das Grauenvolle, zum Teil unbeschreibliche Treiben im Dritten Reich hineingeraten und warum er mit all seiner Kraft und seinen Fähigkeiten diesem Regime dienen konnte? War er politisch ahnungslos, wie er uns glauben machen wollte, überzeugter Nationalsozialist oder skrupelloser Karrieremacher? Wir werden sehen, dass es sich in seinem Fall um eine Mischung von allem und um einen Prozess handelte, der eher harmlos begann, als das Verbrecherische noch gar nicht erkennbar, möglicherweise nicht einmal alternativlos war. Erst mit den Jahren – aus heutiger Sicht handelte es sich um die unvorstellbar kurze Zeit von nur 12 Jahren – zeigte der Nationalsozialismus, und das war vor allem der Führer, Adolf Hitler, sein wahres Gesicht, wurden seine Pläne und Zielsetzungen erkennbar, immer auch unter dem Deckmantel vermeintlicher Legitimität. Am Ende soll auch der Frage nachgegangen werden, ob so etwas heute noch möglich ist und auf welche Zeichen geachtet werden sollte, um Wiederholungen – dort wo man es beeinflussen kann – zu vermeiden.
Es ist unmöglich die vielen Darstellungen und Werke, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander gesetzt haben aufzuzählen. Daher seien nur einige zeitgeschichtlich bedeutsame Verfasser genannt, allen voran Joachim C. Fest mit seinen Grundlagenwerken „Adolf Hitler, „Speer
und „Das Gesicht des Dritten Reichs, aber auch Eugen Kogon „Der SS Staat
, Gitta Sereny „Albert Speer und John Toland „Adolf Hitler
. Selbstverständlich liegen diesem Buch auch die Autobiografien Albert Speers, die „Erinnerungen und „Spandauer Tagebücher
zugrunde. Zu diesen Büchern sollte man aber wissen, dass sie selbstverständlich subjektiv verfasst wurden und aus heutiger Sicht erkennbar dem Ziel dienten, Speer als unpolitischen Technokraten und Architekten des Dritten Reichs darzustellen, der vor allem seine Pflicht tat und von den Verbrechen des Regimes nichts gewusst haben will. Er hat dabei Unterstützung gefunden durch seinen Verleger Jobst Siedler und den Koautoren Joachim C. Fest, deren inhaltliche Einflussnahmen auf die „Erinnerungen heute kaum noch nachvollzogen werden können. Aktuelle Historiker und Publizisten, wie Magnus Brechtken, mit seinem an Tatsachen, Fakten und Dokumenten orientierten, wissenschaftlichen Werk „Albert Speer. Eine Deutsche Karriere
, Brechtken, Martin Clemens Winter, Heinrich Schwendemann und Sven Felix Kellerhoff – allesamt historisch arbeitende Publizisten - haben mit dieser Selbstdarstellung Speers gründlich aufgeräumt, indem sie verfügbares Aktenmaterial und Dokumente objektiv ausgewertet haben und die Darstellungen Speers schlussendlich als Märchen, Fabeln und „Lügengebäude" entlarven. Sie kritisieren auch Biografen, die sich nicht die Mühe gemacht haben, die vorliegenden Dokumente einzusehen und damit den Erzählungen Speers zu sehr vertraut haben.
Der Verfasser hat sich schon 1976 im Rahmen einer Jahresarbeit an der Führungsakademie der Bundeswehr mit dieser Thematik befasst - die Arbeit hieß: „Der Mensch im Widerstreit zwischen Ideologie und Sachverstand. Eine Untersuchung am Beispiel der Persönlichkeit Albert Speers - und bei den damaligen Recherchen am 08. Mai 1976 anlässlich eines historischen Seminars in Rendsburg Albert Speer persönlich kennen gelernt, Fragen an ihn gerichtet und über die Zeit mit ihm gesprochen. Albert Speer machte dabei deutlich, dass er es als seine Pflicht ansehe, als einer der wenigen Zeitzeugen der heutigen Generation mit Auskünften zur Verfügung zu stehen. Er hat auch bei dieser Veranstaltung seine Darstellung des ahnungslosen Technokraten aufrecht erhalten, der ebenso wie das ganze Volk, verführt worden ist. Er machte deutlich, dass er sich vorhalten lasse, dass es nicht darauf ankäme, was er gewusst oder nicht gewusst habe, dagegen schon, was er hätte wissen können, ja müssen. Schuld und Unschuld bedingen einander. Speer hat damit auch eine Haltung in großen Teilen des deutschen Volks bedient, die da lautet: „Ja, wenn sogar ein so hoher Parteifunktionär und Minister von nichts wusste, wie soll dann der kleine Mann von den Verbrechen erfahren haben?
Als hätte es Vertreibungen, Diskriminierungen und Massendeportationen vor den Augen der Öffentlichkeit und Versteigerungen des enteigneten Hausrats jüdischer Mitbürger nicht gegeben. Speer erklärte, dass es im Nationalsozialistischen Regime ein Prinzip der Abgrenzung und Abschottung gab, das jeden Funktionär ausschließlich auf seinen Zuständigkeitsbereich begrenzte. „Je höher man war, um so weniger wusste man von den Zusammenhängen", so Speer. Nach dieser Theorie, müsste Adolf Hitler, als Höchster in der Hierarchie, von gar nichts gewusst haben.
Eine persönliche Anmerkung sei mir erlaubt. Der Verfasser gehört dem Jahrgang 1942 an und wurde in den Bombenkrieg im Ruhrgebiet hinein geboren. Erste Wahrnehmungen begannen aber erst nach dem Kriegsende in einem total zerstörten und von fremden Truppen besetzten Land. Nächtliche Angstattacken als Kind mögen ihre Ursache darin gehabt haben, dass viele Tage und Nächte bei Bombenangriffen auf Gelsenkirchen in Luftschutzbunkern verbracht worden sind. Als Kinder fanden wir die Trümmerberge in den Städten dank unbekümmerter Unwissenheit völlig normal und gingen davon aus, dass Städte eben so auszusehen haben. Erst langsam und mit zunehmendem Alter verstand man, was die wirklichen Gründe dafür waren. Eltern und Lehrer waren bei der Aufklärung nicht unbedingt hilfreich, da sie zum Teil selber traumatisiert waren, sich als Opfer fühlten, zum Teil auch nicht einsichtig waren.
Ein Wort zur Methodik dieses Buchs. Vielen Verfassern der Zeit des Nationalsozialismus und Biografen über Speer wird vorgehalten, sie hätten die Darstellungen Speers kritiklos übernommen und damit sein Selbstbildnis verstärkt. Diese Vorwürfe sind in vielen Fällen berechtigt. Das soll daher in dieser Darstellung vermieden werden. Dennoch sind auch die Bücher Speers historische Zeugnisse, deren Inhalte man aber kritisch bewerten und auf den Wahrheitsgehalt überprüfen muss. Die „Erinnerungen und „Spandauer Tagebücher
Speers werden daher als Ausgangspunkt genommen, um Speer zu Wort kommen zu lassen. Gleichzeitig werden die Darstellungen Speers in zweierlei Hinsicht bewertet. Zum einen sollen Falschaussagen oder verschwiegene Tatsachen anhand der unter anderem von Magnus Bretchgen zusammengetragenen Dokumente richtig gestellt werden. Zum anderen werden die historischen Ereignisse und Taten des Nationalsozialismus, sozusagen als Kulisse parallel beschrieben – das war ja die furchtbar reale Welt in der Speer gelebt und gewirkt hat - und geprüft, ob Speer zu diesen zum Teil schrecklichen Schandtaten etwas zu sagen hatte oder ob er es vorgezogen hat, darüber zu schweigen, weil er angeblich davon nichts wusste. Über die Glaubwürdigkeit Speers sollte dann der Leser im einzelnen selber entscheiden, um am Ende zu einer Gesamtbeurteilung über Albert Speer zu kommen.
Die Leser sollen wissen, dass mit der Vorlage dieses Titels keinerlei politische oder ideologische Zielsetzungen verbunden sind. Als Angehöriger der Nachkriegsgeneration ist man darauf angewiesen, das Wissen über diese Zeit individuell zu erschließen und begreifbar zu machen, selbstverständlich mit Hilfe der genannten Historiker und Autoren. Der Autor würde sich freuen, wenn vor allem der heutigen Generation das Buch eine Hilfe sein könnte, sich mit dieser Zeit auseinander zu setzen. Wenn man sich in ehrlicher und unvoreingenommener Absicht heute noch um Aufklärung bemüht und beispielsweise das Buch von Eugen Kogon „Der SS Staat liest und weiß, dass der Verfasser dieser wohl einmaligen Bestandsaufnahme, selber über 8 Jahre im Konzentrationslager Buchenwald überlebt hat, dann kann man einfach nicht verstehen, dass es heute wieder vermeintliches nationalsozialistisches Gedankengut gibt. Deshalb vermeintlich, weil es heute noch, oder schon wieder, an Aufklärung fehlt. Wer die historisch unvergleichlichen Verbrechen im sogenannten „Dritten Reich
kennt, kann sich niemals wieder zu nationalsozialistischem Gedankengut bekennen. Der Verfasser hat die Hoffnung, dazu beitragen zu können.
Personen
Albert Speer, Architekt Hitlers, später Reichsminister für Bewaffnung und Munition als Nachfolger von Dr. Todt
Margarete Speer geb. Weber, Speers Frau
Albert Friedrich Speer, Vater und Architekt in Mannheim
Professor Heinrich Tessenow, Dozent an der Technischen Hochschule Berlin, bei ihm war Speer Assistent
Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler, nannte sich „Führer"
Rudolf Heß, Stellvertreter des Führers und Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Dr. Josef Goebbels, Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung
Hermann Göring, Reichsmarschall, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalbevollmächtigter für den Vierjahresplan und vieles mehr, z.B. Reichsjägermeister
Martin Bormann, Reichsleiter, Chef der Parteikanzlei der NSDAP und Sekretär Hitlers
Hans Heinrich Lammers, Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Ernst Röhm, Stabschef der Sturmabteilungen SA
Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei
Reinhard Heydrich, SS- Gruppenführer, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mären
Alfred Rosenberg, Parteiideologe und Reichsleiter der NSDAP, Reichsminister der besetzten Ostgebiete, Chef des Außenpolitischen Amtes der NSDAP
Joachim von Ribbentrop, Reichsaußenminister und Botschafter in London
Hans Frank, Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Generalgouverneur in Polen
Baldur von Schirach, Reichsjugendführer, Reichsstatthalter, Gauleiter und Verteidigungskommissar von Wien
Dr. Robert Ley, Führer der Deutschen Arbeitsfront und Reichsorganisationsleiter der NSDAP
Dr. Fritz Todt, SA- Obergruppenführer, Generalinspektor für das Straßenwesen, Reichsminister für Bewaffnung und Munition, kam durch eine mysteriösen Flugunfall ums Leben
Franz von Papen, Reichskanzler, Vizekanzler unter Hitler, Gesandter in Wien, Botschafter in Ankara
Dr. Wilhelm Frick, Reichsinnenminister, Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
Werner von Blomberg, Generalfeldmarschall und Reichskriegsminister
Ludwig Beck, Generaloberst, Chef des Truppenamtes im Reichswehrministerium und Generalstabschef des Heeres
Werner Freiherr von Fritsch, Generaloberst , Oberbefehlshaber des Heeres
Großadmiral Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine nach Raeder, von Hitler eingesetzter letzter Reichspräsident vor der Kapitulation
Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine
Erhard Milch, Generalfeldmarschall, Generalinspekteur der Luftwaffe
Wilhelm Keitel, Generalfeldmarschall, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht
Alfred Jodl, Generaloberst, Chef des Wehrmachtsführungsstabs
Constantin Freiherr von Neurath, Reichsaußenminister und Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
Karl Hanke, Sekretär bei Goebbels, Gauleiter
Hjalmar Schacht, Reichsbankpräsident und Reichsminister ohne Geschäftsbereich
Ernst Kaltenbrunner, SS – Obergruppenführer und Chef des Reichssicherheitshauptamtes
Arthur Seyss- Inquart, Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Reichskommissar für die besetzten Niederlande
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Industrieller
Fritz Sauckl, Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz
Julius Streicher, Gauleiter von Franken, Herausgeber des Hetzblattes „Stürmer"
Xaver Dorsch, Mitarbeiter Todts und Speers
Karl Saur, Parteifunktionär der NSDAP und Mitarbeiter Todts und Speers
Erklärung des Verfassers:
Ich habe 1975 eine Jahresarbeit über Albert Speer an der Führungsakademie der Bundeswehr geschrieben. Dabei habe ich nach bestem Wissen, alle seinerzeit zugänglichen Quellen verwendet, wusste aber nicht, wie diese Biografien Albert Speers entstanden sind. Im grundlegenden Teil der Arbeit, nämlich in der Bewertung des Konflikts mit einer Ideologie, kam ich auch aus heutiger Sicht durch Heranziehen der Quellen u.a. von Freud und Mitscherlich zu richtigen Ergebnissen. Lediglich die Beurteilung Speers fiel zu günstig aus. Das möchte ich mit diesem Buch korrigieren, da heute nahezu vollständiges Wissen über diese Zeit zur Verfügung steht.
Ich widme dieses Buch allen noch lebenden Opfern der Zeit des Nationalsozialismus und verneige mich in tiefempfundener Scham vor den Opfern. Die Schuld, über die in diesem Buch berichtet wird, kann niemals getilgt werden.
Jever, den 13.05. 2019
Karl-Wilhelm Rosberg
Zeitgeschichtlicher Hintergrund und ein Erlebnis auf der Berliner Hasenheide
Es ist Januar 1931. Albert Speer lässt sich von Studenten der Technischen Hochschule Berlin, an der er – gerade einmal 25 Jahre alt - als Assistent für das Lehrgebiet Architektur bei Professor Heinrich Tessenow tätig ist, überreden, an einer Veranstaltung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, der NSDAP, teilzunehmen. Adolf Hitler soll sprechen. Die NSDAP hat vor gut vier Monaten bei den Reichstagswahlen 103 Sitze errungen und gilt als die kommende politische Kraft in Deutschland. Albert Speer erinnert sich noch gut, dass sein Vater, ein namhafter Architekt in Heidelberg, ganz aufgebracht war und nichts Gutes auf Deutschland zukommen sah.
Jetzt also wird Albert Speer – alles weitere berichtet er in den „Erinnerungen" - diesen Mann auf der Berliner Hasenheide, in einem ziemlich herunter gekommenen Bau im beliebten Berliner Volkspark, einmal persönlich erleben. Es ranken sich schon viele Einschätzungen um Adolf Hitler, positive und negative, je nachdem, auf welcher Seite man steht.
Albert Speer ist ein noch junger, bisher nicht sonderlich erfolgreicher Architekt und vollkommen unpolitisch, wie er sagt. Er hat es bisher lediglich zu ein paar völlig unbedeutenden Aufträgen kleinerer Häuser, sowie Garagenanbauten an Berliner Villen gebracht und genießt das mit 300 Reichsmark monatlich durchaus auskömmliche Assistentendasein an der Berliner Technischen Hochschule. So nimmt er bei dieser Veranstaltung vor allem die Atmosphäre in dem überfüllten Saal wahr. Es sind überwiegend Studenten anwesend, auch einige Professoren, als Adolf Hitler das Rednerpult betritt.
Speer ist überrascht. Er hat einen martialisch wirkenden Mann in Parteiuniform erwartet, der wie ein Herrscher auftritt. Hitler ist das genaue Gegenteil. Er trägt einen gut sitzenden dunkelblauen Anzug, ist freundlich zu seinen Zuhörern, spricht leise, etwas stockend und doziert zunächst über die Zustände in Deutschland. Eine so große Nation im Herzen Europas, die es nach der Hyperinflation und der jetzigen Depression schwer hat, sich zu entfalten. Das Land ist immer noch gedemütigt von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs durch den Versailler Vertrag. Dabei wird lügenhaft immer noch behauptet, Deutschland sei Schuld an diesem schrecklichen Krieg, den er persönlich von der ersten bis zur letzten Minute als Soldat erlebt hat.
Es stimmt einfach nicht, dass Deutschland diesen Krieg begonnen hat, alle wollten diesen Krieg, vor allem Frankreich mit seinen Rachegefühlen bezüglich Elsass Lothringens und den Visionen von seiner Grenze am Rhein. Es stimmt auch nicht, dass Deutschland diesen Krieg verloren hat. Wenn überhaupt, so hat Frankreich verloren, da deutsche Truppen tief in Frankreich standen, als es den Krieg beendet hat. Nie hat ein feindlicher Soldat auf deutschem Boden gestanden. Ungeachtet dessen – und wegen des nationalen Verrats der damals regierenden Sozialdemokraten – wird Deutschland besetzt, ausgeraubt und zu Reparationszahlungen ungeahnten Ausmaßes verurteilt. Eine namhafte Armee ist dem Land nicht erlaubt und die heutigen Politiker, allesamt Versager, dulden dies, wie die Lämmer. Es wird allerhöchste Zeit, damit jetzt Schluss zu machen. Er werde als Erstes diesen Schandvertrag zerreißen, wenn seine Partei an die Macht kommt.
(1) Hitlers Rede auf der Hasenheide
Die Rede löst Begeisterungsstürme aus. Hitler hat sich mittlerweile in Rage geredet. Wie ein Stakkato kommen jetzt die Sätze von ihm und er wird von der Begeisterung seiner Zuhörer nahezu getragen. Auch Albert Speer ist angetan. Stimmt das alles etwa nicht, was Hitler mit so großer Klarheit vorträgt? Speer ist nach der Veranstaltung wie betäubt, erinnert er sich. Er wird wenige Tage später einen Aufnahmeantrag bei der NSDAP einreichen und die Mitgliedsnummer 474.481 erhalten. Speer sagt später über dieses Ereignis, „er sei nicht der Partei beigetreten, sondern habe sich Hitler angeschlossen. Hitler habe ihn ergriffen, bevor er begreifen konnte."
Was wäre einem jungen, gut bürgerlichen Architekten, wegen dieses Schritts aus heutiger Sicht vorzuwerfen? Wirklich objektiv betrachtet, rein gar nichts. Im Januar 1931 sind die Verhältnisse in Deutschland, wie beschrieben, in jeder Hinsicht katastrophal: politisch, sozial und wirtschaftlich. Das Land ist innerlich zerrissen in seiner ersten Demokratie auf deutschem Boden nach der Weimarer Verfassung. Sozialdemokraten, Kommunisten, Deutsch- Nationale und Kaisertreue liefern sich einen permanenten Kleinkrieg gegen die Konstitution des Landes. Ein altehrwürdiger Reichspräsident und ehemaliger, bei national Gesinnten, fast schon angebeteter Generalfeldmarschall