Donaulegionäre
Von Hartmut Raddatz
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Über dieses E-Book
Eigentlich nichts Neues, schon in vorchristlicher Zeit strömten Cimbern, Teutonen und Ambronen aus wirtschaftlicher Not ins römische Reich.
Die Römer reagierten und erwehrten sich ihrer in verschiedenen Schlachten und besiegten sie.
Aber dann musste das römische Reich im 4. Jahrhundert n. Chr. eine neuerliche Welle aushalten; dieses Mal überquerten Ost- und Westgoten die Donau nach Süden. Die dort stationierten Donaulegionäre erlagen letztendlich dieser Germanen-Flut.
Dir Ursache dieser Völkerwanderung waren die Hunnen, die um 375 n. Chr. Ost- wie Westgoten gewaltsam vor sich her trieben und diese nolens volens zu Migranten machten.
Diesem Ansturm war das Imperium Romanum nicht gewachsen, er läutete den Untergang des inzwischen weströmischen Reiches ein.
Hartmut Raddatz
Hartmut Raddatz, geb. 1937 in Lütjenburg (Schleswig-Holstein), besuchte die Gymnasien Plön und Oldenburg und trat nach dem Abitur in die Laufbahn des gehobenen Dienstes beim Bundesgrenzschutz ein. Nach Dienstverrichtung an verschiedenen Staatsgrenzen zur Bundesrepublik Deutschland widmete er sich privat zunehmend dem Studium geschichtlicher Literatur, speziell jener über die römische Kaiserzeit. Sein größter unerfüllter Traum ist die Auffindung des bis heute immer noch unbekannten Ortes der Schlacht im "Teutoburger Wald" des Jahres 9 n. Chr. Hartmut Raddatz lebt heute in Bad Krozingen nahe Freiburg im Breisgau.
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Buchvorschau
Donaulegionäre - Hartmut Raddatz
Fundstellen
1. Einleitung: Roms Aufstieg zur Weltmacht der damals bekannten Welt des Orients und Okzidents und Beschreibung der Größe des Reiches zur Zeitenwende
Das Jahr 753 v. Chr. gilt landläufig als das Gründungsjahr Roms, dieser späteren Weltstadt und führenden Macht der damals bekannten westlichen Welt.
„753, Rom kroch aus dem Ei", spricht der Volksmund.
Jeder mit geschichtlicher Entwicklung konfrontierte Zeitgenosse – oder auch als Angehöriger späterer Generationen – musste dieses Datum zur Kenntnis nehmen, als Lernender, als Betrachtender oder aber als Urteilender.
Gelegentlich wurde akribische Jahreszahlenkenntnis als überflüssig, ja als wenig sinnmachende Gedächtnisbelastung abgetan, für sinnvoll hingegen erachtete man das Wissen um Zahlenketten, die sich entwickelnde Ereignisse jahreszahlenmäßig beginnen ließen, weiterverfolgten und irgendwann abschlossen.
So markierte das Jahr 753 v. Chr. den Beginn eines Gemeindestaates, aus dem in einigen Jahrhunderten eine Weltmacht, das „Imperium Romanum" werden sollte.
Rom beeinflusste sein Umfeld, eroberte es, beherrschte es und entwickelte sich selbst fort, nicht ohne selbst beeinflusst worden zu sein, erreichte den Zenit, überschritt ihn, um dann unterzugehen, anderen den gleichen Verlauf überlassend.
Wohl kaum ein Imperium erreichte aus kleinsten Anfängen heraus eine derart nachhaltige Ausstrahlung, ein so gewaltiges Ausmaß über eine so extrem lange Zeitdauer von 1200 Jahren – zählt man oströmisch: nahezu 1500 Jahren.
Es war, als ob mit der Gründung Roms ein göttlicher Stein vom Himmel gefallen war, gleich denen, die unsereins im Kindesalter des Öfteren von einer Brücke auf das darunter fließende oder stehende Wasser warfen, die wir selbst hinunterplumpsen ließen, um dann das folgend entstehende Bild zu beobachten, nämlich die immer größer im Wasser sich bildenden Kreise, die klein anfingen, größer wurden und schließlich vergingen, nichts hinterlassend.
So entstand Rom aus einer latinischen und mehreren sabinischen Siedlungen, es entstand unter etruskischen Adligen, die Ewige Stadt auf Palatin, Quirinal, Esquilin und Viminal.
Die Stadt erhielt den Namen eines dieser adligen Geschlechter, den der Gens Ruma.
Die Hügelstadt bot Vorteile für Aufblühen und Bestand, nämlich eine gute Verteidigungslage, überdies war sie frei von Malaria. Zudem war sie an einer Salzhandelsstraße gelegen, was eine Entwicklung zum Handelsplatz erwarten ließ.
Die etruskischen Könige machten die Stadt zum wichtigsten Ort von Latium, Rom war geboren. Spätere Führungskräfte waren die Patrizier.
Patrizier (herrschende Klasse) stellen:
Großgrundbesitzer
Praetoren, später Konsuln (Notzeit = Diktator)
Liktoren
Geführte waren die Pebejer.
Plebejer (plebs = Volk) stellen:
Kleine Gutsbesitzer
Handwerker
Händler
(werden vertreten durch Patronus = Schutzherrn)
Im Lauf der Fortentwicklung Roms kommt es (o.a. Wellenbewegung) zu Auseinandersetzungen mit den Nachbarstämmen.
Dazu stellte man seitens Rom Wagen bereit:
Adlige Streitwagenkämpfer
Plebejische schwerbewaffnete Fußkämpfer
Die kampfkräftige römische Truppe bestand aus 193 Hundertschaften (Centuriae). Die kräftemäßige Aufgliederung ergab sich wie folgt:
In Versammlungen der Hundertschaften (comitia centuriata) wurde über Krieg, Frieden sowie andere Fragen beraten und abgestimmt.
Aufgrund des bestehenden Zahlenverhältnisses der beiden Parteien war der Ausgang der Abstimmung zugunsten der Patrizier vorprogrammiert. Daraus entwickelte sich zunächst ein Gegeneinander, wie sich unschwer denken lässt.
Die Plebejer hielten eigene Versammlungen ab, es etablierten sich Ädilen und Volkstribunen (tribuni plebis).
Später galten Beschlüsse der plebejischen Versammlungen auch für die übrigen Römer, der Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern war erfolgt.
So ging der Aufbau Roms weiter seinen „Wellenweg".
Rom, der göttliche Stein, erweiterte seine Wellenbewegung und vergrößerte allmählich den Einflussbereich um die Stadt herum nach allen Seiten.
Das römische Gebiet wurde zunächst durch die an- und umliegenden „Latinischen Kolonien" erweitert.
Die neuen Gebiete werden mit Militärstützpunkten durchsetzt, sie werden zu Militärkolonien. Deren Bewohner mussten zum Waffendienst bereit sein, wie auch schon vorher die Stämme der Herniker, Aequer und Volsker den Römern Waffenhilfe leisteten.
In einer weiteren Auseinandersetzung werden die Latiner endgültig geschlagen, 338 v. Chr. ist der Latinerkrieg beendet, der Latinische Bund wird aufgelöst.
Roms Macht dehnt sich aus.
Rom schließt Bündnisse mit den latinischen Städten, es untermauert so seine wachsende Herrschaft.
Die Latiner behalten ihre Selbstverwaltung, sind aber zur Heerfolge verpflichtet.
Wieder zeigt sich die geschickte Führung Roms, Geben und Nehmen sind Garanten für den weiteren Aufstieg.
Natürlich gibt es dabei Unterschiede, immer so, dass Rom das Heft letztendlich in der Hand behielt, will sagen, einzelne Gemeinden genossen volles Bürgerrecht, andere hingegen nicht, sie blieben z. B. ohne Stimmrecht.
Wieder ein nicht ungeschickter Schachzug Roms, die einen fühlten sich zur Loyalität verpflichtet, andere bemühten sich um den besseren Zustand.
So führte Rom über Jahrhunderte.
Dieses Verhalten der Römer ihren jeweils Besiegten gegenüber, Verpflichtung zum Heeresdienst einerseits und Belassen des Ackerlandes wie der Selbstverwaltung andererseits, erwies sich als wohl durchdacht und ließ keinen Hass, Zwist, Zwietracht und Kampf gegeneinander aufkommen, es führte vielmehr zu prosperierendem Wachstum.
Vor der Auseinandersetzung mit den Latinern kam es bereits zu langwierigen Kämpfen mit den nördlich von ihnen lebenden Etruskern, über einhundert Jahre dauerte die Auseinandersetzung mit jenen, ehe Rom als speziellen Sieg die Zerstörung der Stadt Veji im Jahre 396 v. Chr. verbuchen konnte. Umgehend verlegte Rom eigene Volksteile dorthin.
387 v. Chr. mussten sich die Römer der nördlich der Etrusker lebenden Kelten erwehren, die von Oberitalien antretend, bis nach Mittelitalien vorgestürmt waren. Ein römisches Heer wurde an der Allia aufgerieben, nur noch Geld konnte die Kelten besänftigen, sie zogen ab.
Zudem schützen sich die Römer durch den Bau der servianischen Mauer.
Ein weiterer Wellenring trug dazu bei, Roms Staatsgebiet zu erweitern, gemeint sind die Erweiterungen römischer Stammlande aufgrund der Samniterkriege. Südlich und nördlich des bis dato römischen Staatsgebiets grenzte das der Samniter, diese stürmten nun gegen Rom; zunächst die südlich gelegenen um 298 v. Chr.
Wollten sie Rom zuvorkommen?
Niemand gibt mehr den Grund an. Siege und Niederlagen verbuchen beide Parteien. Zu allem Unglück treten noch die nördlich wohnenden Samniter gegen Rom an, dabei kraftvoll unterstützt durch Einheiten der Etrusker und Kelten.
Im Jahr 295 v. Chr. gelingt es den Römern bei Sentinum in den umbrischen Bergen, die Oberhand zu gewinnen.
Um 290 v. Chr. suchen die Samniter um Frieden nach. Das nun einsetzende Procedere dürfte dem bisher geübten gleichen.
Zunächst wurden seitens der Römer Heerstraßen angelegt, sie führten zu den neuen Militärkolonien. Rom war sich bewusst, dass es von Wichtigkeit war, Straßen und Stützpunkte für die künftige Beherrschung hinzueroberten Gebiets vorzuhalten.
Rom musste daran gelegen sein, stets schnell mit Masse und zu jeder Zeit an Brenn- wie Schwerpunkten eingreifen zu können, Präsenz zu zeigen und damit Grundlagen für die vorgesehene Romanisierung zu schaffen.
Der bewusste Wellenring ist größer geworden, es hat sich erweitert, Rom ist Herr Mittelitaliens.
Aber – ganz Italien soll es sein und so richtet Rom seine gierigen Blicke auf den Süden Italiens, nach Tarent, der mächtigsten Griechenstadt Unteritaliens.
Einzelne Griechenstädte dieser Region beginnen sich zu fürchten, sie werden abtrünnig und üben in gewisser Weise Verrat an der eigenen Sache, sie stellen sich unter römischen Schutz. Auch Tarent fühlt sich bedroht.
Dessen Einwohner zerstören im Hafen Tarents ankernde römische Schiffe, ein äußerst willkommener Anlass für Rom, loszuschlagen.
Tarent wird eingenommen.
Dies ruft den König Pyrrhos von Epirus (heutiges Albanien) auf den Plan, er stellt sich vor, in Unteritalien fündig zu werden – mit Volk, Hoheit und Land.
Kriegselefanten und thessalische Reiter bietet er auf, es gelingt ihm, die Römer in mehreren Schlachten zu besiegen, 280 v. Chr. in Heraclea, 279 v. Chr. in Ausculum.
Ein weiterer Vormarsch in Richtung Rom gelingt ihm nicht.
Nach einem Zwischenspiel auf Sizilien, wo er gegen die dort in Teilen herrschenden Karthager kämpfte, kehrte er nach zwei Jahren auf italisches Festland zurück.
275 v. Chr. wird Phyrros durch die Römer bei Benevent besiegt, er verlässt das Land und wendet sich nach Griechenland.
272 v. Chr. ergibt sich Tarent den Römern, von den Unterstützungskräften verlassen.
Rhegium fällt 270 v. Chr.
Damit endet die griechische Herrschaft in Unteritalien. Rom hingegen hatte seinen unaufhaltsamen Vormarsch in dieser Region fortsetzen können, es herrschte unangefochten über Süditalien.
Ins Visier geriet nun die Insel Sizilien, für das sich als Ganzes neben den Griechen brennend Karthago interessierte – sicherlich neben wirtschaftlichen auch aus strategischen Gründen, stellte es doch zum einen quasi eine Art Brücke zwischen Italien und Nordafrika dar, wie es zum anderen die Beherrschung des Schiffsverkehrs zwischen dem östlichen und dem westlichen Mittelmeer in Form von Überwachung ermöglichte.
Damit geriet der potentielle Konflikt Rom – Karthago in greifbare Nähe, aufgrund der Gegebenheiten und der bisher erreichten Position beider Staaten war er über kurz oder lang unvermeidbar.
Rom selbst hatte sich inzwischen wie folgt entwickelt:
Gebietsmäßig erstreckte sich das römische Gebiet vom Rubikon im Norden bis zur Südspitze Italiens. Ethnologisch wird es gebildet aus:
Römern
Latinern
Bundesgenossen
Diese Volksgruppen sind durch Bündnisse zu einer Wehrgemeinschaft (foedus) zusammengeschlossen, verbindliche Kommandosprache im Einsatzfall war die lateinische Sprache.
Zur Absicherung gegen etwaige Aufstände der Socii (Bundesgenossen) wurden durch