La Gomera: Baden und Wandern auf der wildesten Kanaren-Insel
Von Rolf Goetz
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Buchvorschau
La Gomera - Rolf Goetz
Peter Meyer Reiseführer: Landeskunde & Reisepraxis
LA GOMERA
BADEN UND WANDERN AUF DER
WILDESTEN KANAREN-INSEL
von Rolf Goetz
LA GOMERA
BADEN UND WANDERN AUF DER WILDESTEN KANAREN-INSEL
Über den Autor
Wer wie Rolf Goetz die Kanaren zur zweiten Heimat erwählt hat und dort mehrere Monate jährlich verbringt, für den paart sich die Neugier für das Andere mit der Kenntnis des Vertrauten. Und dazu kommt bei ihm die Übung des kompetenten Sachbuch-Rechercheurs, der weiß worauf es ankommt: Praxisnähe, klare Gliederung, Lesefreude. Er verfasste mehrere Titel über Naturkost und gesunde Ernährung sowie Wanderführer. Als Peter Meyer Reiseführer sind u.a. seine hoch gelobten, vielseitigen Reisebegleiter zu Teneriffa und La Palma lieferbar. Auch die Fotos stammen überwiegend von Rolf Goetz.
PETER MEYER REISEFÜHRER
Unsere Leser möchten verstehen, was sie sehen. Toleranz und Herzlichkeit sind ihnen wichtig, Wanderlust und Aktivitätendrang wollen sie so umweltschonend wie möglich ausleben. Sie sind vielseitig interessiert und neugierig auf Neues. Deshalb finden Sie hier zu allen Bereichen des Lebens authentisches Hintergrundwissen über Ihr Reiseland sowie ausführliche reisepraktische Informationen, stets im Sinne eines nachhaltigen Tourismus. Aktuell und persönlich für Sie vor Ort recherchiert. Mehr unter www.PeterMeyerVerlag.de.
INHALT
Karten & Storys
La Gomera – die etwas andere Ferieninsel
NATUR & GESCHICHTE
JENSEITS VON AFRIKA
Geologie & Geografie
Vulkane & Schluchten
Geol. Inselprofil
Geologie
Erodierte Cañons
Inselrelief
Küsten und Strände
Wind & Wetter
Klimadaten
Ent. Passatwolke
Zwischen Palmen und Nebelwald
Die Vegetationszonen
Makaronesien
Vegetationszonen
Der Drachenbaum von Agalán
Blühende Fremdlinge
Umweltfragen
La Gomeras Tiere
Vielfältige Vogelwelt
Kleingetier
Tiere der Unterwasserwelt
VON DER STEINZEIT BIS ZUR EU
Auf den Spuren der Ur-Gomeros
Die Kultur der Altkanarier
Die Ära der Konquistadoren
Die Landnahme La Gomeras
Die Schöne wird zum Biest
Ein berühmter Gast: Christoph Kolumbus
Nach der Eroberung
La Gomera im 20. Jahrhundert
Bevölkerungsdaten
WIRTSCHAFT & KULTUR
IM ÖKONOMISCHEN ABSEITS
Experimente mit Folgen
Süße Früchtchen
Landwirtschaft in der Krise
Fischerei und Industrie
Im Tourismus-Aufwind
Und zurück bleiben die Alten
LEBENSART UND TRADITION
Sprache
Wie El Silbo entstand
Religion, Alltag und Feste
Folklore
Festkalender
AUS KÜCHE & KELLER
GUT UND TYPISCH ESSEN
Einheimische Küche & Spezialitäten
Honigproduktion ohne Bienen
Spezialitäten vom spanischen Festland
Vegetarisch essen
Gofio – das Müsli aus der Steinzeit
Milchkaffee und Inselwein
Exotische Früchte: Von Ananas bis Zimtapfel
DIE SPEISEKARTE VON A BIS Z
REISEPRAXIS
DAS A & O DER REISEPLANUNG
Wann & Wie lange
Rund ums Geld
Gesundheit
Was mitnehmen?
Wichtige Info-Adressen
Literatur und Karten
Ausweise & Papiere
Anreise
Flug nach Teneriffa und weiter nach La Gomera
Verbindungen zwischen den Inseln
Anreise mit dem Schiff
Reiseveranstalter
Rund um die Uhr
Bank, Post, Telefon
INFOS FÜR DAS INSELLEBEN
Medizinische Versorgung
Presse und Medien
Unterkunft
Verkehr & Sport
Bus fahren leicht gemacht
Busfahrplan
Mietwagen und Verkehrstipps
Mit dem Fahrrad unterwegs
Geführte Radtouren
Tauchen auf La Gomera
SAN SEBASTIAN
DIE HAUPTSTADT DER INSEL
Stadtbesichtigung
Von der Plaza de Las Américas zur Calle Real
Casa de Colón
Torre del Conde
Strände
San Sebastián
Adressen & Nützliches
Unterkunft
Essen & Ausgehen
Einkaufen
Weitere Informationen
Ausflüge von San Sebastián
Kleine Ausflüge zu Fuß
Durch den Barranco de la Villa
Mirador El Santo
El Cabrito – Das alternative Ferienzentrum
Das Ende einer Utopie
Zur Playa de Avalo & zur Ermita N.S. de Guadalupe
SANTIAGO & SÜDEN
DAS SONNIGE PLAYA DE SANTIAGO
Die Ortsteile
Strände und Badebuchten
Unterkunft
Santiago
Playa de Santiago, Detailkarte
Restaurants & Treffs
Nützliche Adressen
Dörfer im Süden
Benchijigua
Alajeró
VALLE GRAN REY
DAS TAL DES GROSSEN KÖNIGS
Kultur und Gegenkultur
Von Aussteigern und Paradiesvögeln
Karten Valle Gran Rey: Übersicht
Die Ortsteile
La Calera
Das Obere Tal
La Playa
Borbalán und La Puntilla
Vueltas
Badestrände im Tal
Wohnen in Valle Gran Rey
Apartmentvermittlung
… in La Calera
La Calera
… in La Playa
… in Borbalán
… in La Puntilla
… in Vueltas
Essen & Trinken
… in La Calera
… in La Playa
… in Borbalán
La Playa
… in La Puntilla
… in Vueltas
Vueltas
Wenn der Tag beginnt im Tal: Saftbars & Cafeterías
Wenn es Nacht wird im Tal
Weitere Informationen
Einkaufen
Nützliche Adressen
Sprachferien
Die Fiesta de Los Reyes im Tal
Die Bergdörfer oberhalb Valle Gran Reys
Arure – Ausgangspunkt für Wanderer
Las Hayas – In den Wolken zuhause
Todo al natural
El Cercado, das Töpferdorf
Chipude und sein Tafelberg
La Dama und La Rajita
NATIONALPARK & NORDEN
IM NATIONALPARK GARAJONAY
Gara, Jonay & die UNESCO
Lorbeer und Baumheide
Anlaufpunkte im Nationalpark
Centro de Visitantes Juego de Bolas
Picknickplatz Laguna Grande
Alto de Contadero
Roque Agando
El Cedro
Mirador del Bailadero
DIE TÄLER IM NORDEN
Hermigua
Die Ortsteile
Hermigua
Strände & Badestellen
Praktische Informationen
Agulo, das Bilderbuchdorf
Agulo
Vallehermoso – Das schöne Tal
Vallehermoso
Der Ort und sein Strand
Kultur im alten Kastell am Meer
Praktische Informationen
Tamargada
Tazo und Arguamul
Picknickplatz Chorros de Epina
Alojera
Taguluche
WANDERFÜHRER & AUSFLÜGE
DIE 200 SCHÖNSTEN WANDERKILOMETER
Die richtige Ausrüstung und das richtige Wetter
Ausgangsorte & Wegenetz
Schwierigkeitsgrad & Wanderzeit
Geführte Wanderungen
Lage der Wanderungen
Verrückt auf Wandern
Wanderungen im Südosten
1 Der Küstenweg nach El Cabrito
2 Ins liebliche Tal nach La Laja und zum Roque Agando
3 Durch den wildromantischen Süden
4 Durch die Schlucht von Guarimiar
5 Zum Drachenbaum von Agalán
Durch den wilden Westen
6 Zum Wasserfall im Barranco de Arure
7 Durchs Tal des Gr. Königs ins Töpferdorf El Cercado
8 Aufstieg zur Hochebene La Mérica
9 Ins Tal von Taguluche
10 Nach Alojera an der Westküste
11 Durch die Bergdörfer des Valle Gran Rey
12 Die Besteigung der Fortaleza de Chipude
Touren im Nationalpark Garajonay
13 Auf das Dach von La Gomera
14 Im Nebelwald wandeln
Wanderungen im Norden
15 In den äußersten Nordwesten der Insel
16 Zu den Wunder-Quellen von Epina
AUSFLÜGE PER AUTO UND RAD
1 Von San Sebastián nach Valle Gran Rey
2 Von Valle Gran Rey nach Playa de Santiago
3 Die Nordroute über Vallehermoso nach Hermigua
KARTENATLAS
KARTENSCHNITTE
Vallehermoso & Nordwesten
Hermigua & Nordosten
Valle Gran Rey & Westen
Nationalpark Garajonay
San Sebastián & Osten
La Dama & Südwesten
Santiago & Südosten
IMPRESSUM & ANHANG
Impressum
Sprachhilfe
Glossar
Namensverzeichnis
REGISTER: Orte & Sehenswürdigkeiten, Personen & Sachbegriffe
ZUR EINSTIMMUNG
Warum bist Du eigentlich hier auf diesen Inseln? Um mir die Ewigkeit über die Finger rieseln zu lassen, um Fragen zu entgehen … ich will allein sein, verstehst Du das?
JANOSCH,
»GASTMAHL AUF GOMERA«
LA GOMERA – DIE ETWAS ANDERE FERIENINSEL
Schon die Anreise ist anders. Zwar gibt es einen Flughafen, doch nähert man sich La Gomera normalerweise ganz gemächlich übers Wasser. Für eine Insel eigentlich ganz normal. Von Teneriffas Süden aus verbinden Fähren im Zwei-Stunden-Takt. Die Überfahrt dauert nicht mal eine Stunde. Kaum ist Teneriffas Betonküste außer Sicht, rückt die Bucht von San Sebastián ins Bild. Wie aus dem Tuschekasten gemalt, stapeln sich die farbenfrohen Häuser der kleinen Inselmetropole den Hang hinauf. Kolumbus, der vor gut 500 Jahren mit seiner »Santa María« den Hafen San Sebastiáns anlief, um vor seinem großen Sprung nach »Indien« noch ein paar letzte Vorräte zu bunkern, hätte sicherlich seine Freude daran, dass noch so manches beim Alten geblieben ist. Der nach ihm benannte Brunnen zum Beispiel, mit dessen Wasser er Amerika getauft haben soll. Oder der massige Grafenturm, in den sich die spanischen Eroberer vor den revoltierenden Ureinwohnern manches Mal zurückziehen mussten.
Überschaubar, maßvoll und ohne viel Trubel ist La Gomera das genaue Gegenstück zu den künstlichen Ferienwelten der großen Nachbarinseln. Und das Hinterland ist für Naturliebhaber und Wanderer schlichtweg eine Wucht. Von allen Kanareninseln ist La Gomera das wildeste Eiland. Das kreisrunde Gebilde misst zwar gerade mal 25 km im Durchmesser, doch besser überschaubar ist es dadurch nicht. Vom zentralen Hochland mit dem fast 1500 m hohen Garajonay winden sich etwa 50 Schluchten zum Meer hinab. Im fruchtbaren Schwemmland an den Ausgängen der tief eingekerbten Barrancos liegen von Palmenhainen und Bananenplantagen umzingelte kleine Ortschaften, das Inselinnere selbst ist nur dünn besiedelt.
Wer von einer Schlucht zur anderen will, muss ein ständiges Auf und Ab in Kauf nehmen, in zahllosen Serpentinen aufwärts zum Kamm und auf der andren Seite wieder runter. Ob zu Fuß, per Mountainbike oder motorisiert, jeder ist gleichermaßen gefordert. Direkte Verbindungswege gibt es nicht. Für Gomeros mag dieser Umstand beschwerlich sein, für Wanderer dagegen abenteuerlich, sind doch viele Plätze nur zu Fuß erreichbar. Die Attraktion im immergrünen Hochland sind Reste eines tertiären Lorbeerwaldes, wie es ihn ansonsten woanders kaum noch gibt. Für die UNESCO Grund genug, das sensible Ökosystem als Weltnaturerbe unter besonderen Schutz zu stellen. Als Mahnmale der vulkanischen Zeugung der Insel ragen aus dem Feuchtwald ausgebrannte Vulkanschlote empor. Kurzum die Insel ist ein Wanderparadies par excellence. Das markierte Wegenetz umfasst über 300 km, für reichlich Auslauf ist trotz der bescheidenen Inselgröße also gesorgt.
Auf Strandurlaub festgelegte Gäste werden sich auf La Gomera allerdings etwas schwer tun. Endlose Sandstrände à la Fuerteventura sucht man vergebens. Immerhin gibt es ein paar schwarze Vulkanstrände und Kieselbuchten. Doch das ist es dann schon. Das mag durchaus sein Gutes haben. Ausufernde Ferienstädte werden sich wohl kaum auf La Gomera etablieren können. Für einen massenhaften Ansturm wäre der begrenzte Platz am Fuß der Steilküsten ohnehin nicht ausreichend. So zieht La Gomera vornehmlich Individualisten an, die nicht unbedingt den Superstrand vor der Haustür haben müssen. Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt!
ROLF GOETZ
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Peter Meyer Verlag
– La Gomera –
Schopenhauerstraße 11
D-60316 Frankfurt am Main
Der Roque Agando ist eines der vulkanischen Wahrzeichen La Gomeras
NATUR
JENSEITS VON AFRIKA
Geologie & Geografie
Vulkane & Schluchten
Karte: Geologisches Inselprofil
Karte: Geologie
Erodierte Cañons
Karte: Inselrelief
Küsten und Strände
Wind & Wetter
Karte: Klimadaten La Gomera
Passatwinde und Kanarenstrom
Karte: Entstehung einer Passatwolke
Mittlere Niederschlagsmengen im Vergleich (pro Jahr)
Saharawetter
Atlantische Tiefausläufer
Zwischen Palmen und Nebelwald
Die Vegetationszonen
Karte: Makaronesien
Die sukkulente Küstenzone
Karte: Vegetationszonen
Die halbfeuchte Montanstufe
Der immergrüne Nebelwald
Der Drachenbaum von Agalán
Blühende Fremdlinge
Ziergewächse
Exotische Gehölze
Umweltfragen
La Gomeras Tiere
Vielfältige Vogelwelt
Kleingetier
Tiere der Unterwasserwelt
JENSEITS VON AFRIKA
Geografisch Afrika, politisch Europa zugehörig, erstreckt sich der kanarische Archipel zwischen dem 27. und 29. Breitengrad, mit nur 100 km gerade mal einen Steinwurf von der nordwestafrikanischen Küste entfernt. In der Weite des Atlantiks nimmt sich das kreisrunde La Gomera winzig wie ein Stecknadelkopf aus – von den sieben Hauptinseln ist das Eiland mit 373 km² die zweitkleinste Kanareninsel. Die größte West-Ost-Ausdehnung beträgt 25 km, von Norden nach Süden gar nur 22 km.
GEOLOGIE & GEOGRAFIE
La Gomera ist weitaus älter als die in Sichtweite gelegenen Nachbarinseln La Palma und El Hierro. Die älteste Gesteinsprobe aus dem Basalkomplex wird auf etwa 19 Millionen Jahre datiert
Hierbei handelt es sich um submarine Gesteine, die nachträglich durch Auffaltung über den Meeresspiegel gedrückt wurden. Mit Tiefenerstarrungsgestein durchsetzte Reste dieser Gesteinsformation finden sich vor allem im Norden nahe Vallehermoso.
Vulkane & Schluchten
Landschaftsprägend für La Gomera sind freigewitterte Vulkanschlote, so genannte Roques. Die teils zuckerhutförmigen schroffen Gebilde überragen ihre Umgebung um oft mehr als 100 m und bilden so markante Fixpunkte in der Landschaft. Die bekannteste Gruppe bilden die relativ nah beieinander stehenden Roques Agando, de Ojila und Zarcita im Osten des zentralen Hochlandes. Nicht minder auffällig sind der Roque Sombrero im Süden, der Roque Cano von Vallehermoso oder die Zwillingsfelsnadeln oberhalb von Hermigua.
Diese senkrecht aufragenden, meist hellen Monolithe sind ein Ergebnis der Erosion. Es handelt sich um harte Schlotkerne, die einstmals von einem weicheren Kraterkegel umgeben waren, der im Lauf der Jahrmillionen abgetragen wurde. Die harten Schlotfüllungen resultieren aus einer abklingenden Phase, als saure zäh fließende Magma im Schlot praktisch stecken blieb und erstarrte.
Ganz ähnlich entstanden Los Órganos an der Nordküste, die zu den faszinierendsten Naturwundern der Insel zählen. Die wegen ihren gleichförmig aufstrebenden Säulen als Orgelpfeifen bezeichneten Steinformationen sind in ihrer Art einmalig. Von der Brandung freigelegt, formen die Säulen eine 175 m breite Wand, die am höchsten Punkt fast 80 m misst. Die Orgelpfeifen selbst können einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben.
Erodierte Cañons
Die letzte, sprich jüngste vulkanische Aktivität ereignete sich auf La Gomera vor etwa 2,8 Millionen Jahren. Praktisch der ganze Südosten der Insel ist von teils schlackigen jüngeren Basalten überzogen.
Seither gab es auf La Gomera keine Vulkanausbrüche mehr. Auf den Nachbarinseln dagegen sind die Feuer speienden Berge bis in die Neuzeit aktiv – auf Teneriffa brodelte 1909 der Chinyero und an der Südspitze La Palmas liegt der letzte Vulkanausbruch knapp 40 Jahre zurück. Die erdgeschichtliche Entstehung des Archipels scheint also keineswegs beendet.
Auf La Gomera hatte die Erosion jedoch ungestört Zeit, ihr zersetzendes Werk in Form von tief eingekerbten Schluchten fortzuführen. Keine andere Kanareninsel ist so zerklüftet und unzugänglich wie La Gomera. Vom zentralen Hochland stürzen sich an die 50 große Barrancos meerwärts. Mehrere Kilometer lang und bis zu 800 m tief entstanden so gewaltige Schluchten. Zwischen ihnen blieben breite Bergrücken, Lomos genannt, zurück, wodurch die typische Inseltopografie entstand.
Die eng gekrümmten und für Wanderer teilweise von unüberwindlichen Geländestufen unterbrochenen Schluchten verlieren zum Meer hin an Gefälle, werden sanfter und breiter, lassen an den Ausgängen jedoch oftmals nur beschränkten Raum für kleine Siedlungen und landwirtschaftliche Nutzung. Manchmal fehlt selbst eine Mündung, wenn, wie bei Taguluche, die Schlucht in einem Steilabsturz zum Meer endet und so ein imposantes Hängetal geschaffen hat.
Inseleinwärts sind die Barrancos noch weitgehend unberührte Naturreservate und ökologische Nischen, in denen sich unbehelligt die typisch kanarische Flora entfalten kann und von eingeführten und eingeschleppten Pflanzen noch nicht überfremdet ist oder verdrängt wurde.
Markant sind auch die freigewitterten Gesteinsgänge, von denen die ganze Insel durchzogen ist. Wie gemauert ziehen sie sich oftmals kilometerweit durch die felsige Landschaft, besonders beeindruckend zu beobachten im Barranco de la Villa. Die von den Einheimischen als Taparuchas bezeichneten magmatischen Erstarrungsformen sind in der Regel 50 bis 100 cm dick, können jedoch auch mehrere Meter mächtig sein.
Playa del Medio: Steilküste mit vorgelagertem Kieselstrand
Ansonsten nimmt sich das vulkanische Erbe der Insel bescheiden aus. Lavaströme oder weit gestreute Ascheflächen sucht man vergebens, auch die Vulkankegel selbst fielen dem Zahn der Zeit zum Opfer.
Küsten und Strände
Die jahrmillionenlange Kraft des Meeres nagt beständig an den Rändern der Insel. Steilküsten und bis zu 700 m hohe Kliffs prägen die Küstenzone. Geologen vermuten, dass sich das Meer bereits die Hälfte der ursprünglichen Inselfläche einverleibt hat. Ein Indiz dafür ist ein in geringer Meerestiefe gelegener, sich um die Insel ziehender breiter Sockel.
La Gomera wird von 98 Küstenkilometern umschlossen, wovon mehr als 80 % Steilküste sind. Nicht allzu wörtlich nehmen sollte man hier das spanische Wort Playa, das sich auf fast alles bezieht, was am Meer liegt. Es sei denn, man ist nicht wählerisch und breitet das Badetuch überall aus, egal ob auf grobem Geröll, Kies oder Stein. Ausgesprochene Sandstrände sind knapp und machen nur wenige hundert Meter aus.
Manche Strände existieren zudem nur im Sommer. Im Winter kann es passieren, dass die aus dem Sommerurlaub bekannte und geschätzte Badebucht sich in eine geröllige Steinwüste verwandelt hat und das Meer sich den Sand zurückholte.
WIND & WETTER
»Allein das Klima der Inseln ist ein Luxus!« Wo César Manrique, berühmtester Architekt der Kanaren, Recht hat, hat er Recht.
Wenn im Hochsommer in Madrid, Málaga und auf Mallorca die Quecksilbersäule auf Temperaturen von 35 bis 40 °C klettert, bleibt das Wetter auf den Kanaren mit selten mehr als 28 °C relativ erträglich. Viele Spanier von der Península nutzen folglich ihre atlantischen »Niederlassungen«, um in den Sommerferien dem heißen Kontinentalklima zu entfliehen und bei mehr gemäßigten Temperaturen Erholung zu finden. Das kanarische Klima scheint umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Sahara mit ihrer lebensfeindlichen trockenen Hitze nur wenige hundert Kilometer entfernt auf demselben Breitengrad liegt ( Saharawetter).
Auch in den Wintermonaten kann mildes und größtenteils sonniges Wetter erwartet werden. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen bewegen sich zwischen 20 und 22 °C. Nicht von ungefähr wird das angenehme und gleichmäßige kanarische Inselklima vielfach als das beste der Welt gepriesen. Im Unterschied zu tropisch-schwülen Reisezielen kühlt es selbst im Hochsommer nachts auf unter 20 °C ab. Das absolute Temperaturminimum fällt dagegen selten auf unter 15 °C.
Die viel zitierte Floskel vom »ewigen Frühling« soll jedoch nicht heißen, dass das Wetter auf den Kanaren das ganze Jahr über gleich wäre. Es gibt sehr wohl Jahreszeiten, wenn auch nicht so deutlich ausgeprägt und mit geringeren Unterschieden als in Mitteleuropa. Auf La Gomera sind an der Südküste die Monate Juli bis September mit mittleren Temperaturen von 27 bis 29 °C die heißesten. In den Tälern im Norden liegen die sommerlichen Durchschnittswerte um 2 bis 3 Grad niedriger. Während der »kalten« Jahreszeit im Januar und Februar ist es mit durchschnittlich 20 °C immer noch angenehm warm.
Die Temperaturen auf La Gomera sind von der jeweiligen Höhenlage abhängig, je höher man steigt, umso kühler wird es. Pro 100 m Höhendifferenz nimmt die Temperatur etwa um ein Grad ab. Wer beispielsweise von Valle Gran Rey nach Chipude (1050 m) aufsteigt, muss vor allem in den Wintermonaten mit erheblich kühlerem Wetter rechnen.
Die Wassertemperaturen liegen im Jahresmittel bei 20 °C, im September bei 23 °C und im Februar, dem kältesten Monat, nicht unter 17 °C.
Tipp: Das aktuelle Wetter in Valle Gran Rey inklusive Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, UV-Strahlung etc. liefert die Wetterstation von Timah, www.timah.net.
Passatwinde und Kanarenstrom
Die wetterbestimmende Rolle auf den Kanaren spielen der Nordostpassat und der Kanarenstrom, eine aus dem Norden kommende kühle Meeresströmung, die bei den Azoren vom Golfstrom abzweigt. Der Kanarenstrom dämpft durch seine relative Kühle (22°C) die Temperaturextreme im Sommer: Im Durchschnitt bringt er um zwei bis drei Grad kühlere Temperaturen als für den geografischen Breitengrad üblich. Im Winter hingegen sorgt er mit seinen immerhin noch 18 °C für ein angenehm mildes Klima.
Bereits von Homer als »lieblicher Säuselwind« umschrieben, ist der Passat der wichtigste Faktor, dem die Kanaren ihr gemäßigtes Klima zu verdanken haben. Im Portugiesischen bedeutet passate so viel wie Überfahrt. Im Englischen als trade winds bekannt, war der Passat in der Ära der Segelschifffahrt die treibende Kraft für den Überseehandel; Christoph Kolumbus kannte sich für seine Zeit gut mit den Windverhältnissen aus und besegelte die »Passat-Route« als Erster. Dass ihn der Passat nicht nach Indien, sondern nach Amerika treiben sollte, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
© Josef Knoflach
Die auf den Kanaren als vientos alisios bezeichneten Winde geben den Meteorologen noch heute so manches Rätsel auf. Die Grundzüge des für den Archipel bestimmenden Wetters lassen sich jedoch erklären: Über dem Äquator erwärmt die senkrecht stehende Sonne die Luft besonders stark, wodurch sie aufsteigt und in großen Höhen nach Norden und Süden abfließt (Antipassat). Auf der Nordhalbkugel hat sie sich etwa bei den Azoren so weit abgekühlt, dass sie – ein beständiges Hoch bildend – nach unten sinkt, und nun in geringer Höhe wieder dem Tiefdruckgebiet am Äquator zuströmt. Unter dieser theoretisch südwärts gerichteten Strömung dreht sich die Erde nach Osten weg, sodass ein nach Südwesten gerichteter Luftstrom das Resultat ist – der Nordostpassat. Lediglich im Winter kann es vorkommen, dass auf den Kanaren der Passat einige Wochen ausbleibt bzw. an den Inseln vorbeiströmt.
Wetterschauspiele: Eine Passatwolke staut sich vor Gomeras Bergen, ein Regenbogen über Playa de Santiago
Die Passatwinde verbinden sich mit dem Kanarenstrom und nehmen dabei in den unteren Schichten Feuchtigkeit auf, wobei sie sich etwas abkühlen. Nur wo die Luftmassen durch den Stau an einem Gebirge gezwungen werden, aufzusteigen, wird die Schichtung gestört, die wärmere trockene Oberströmung und die kühlere feuchte Unterströmung verwirbeln miteinander und kühlen beim Aufsteigen ab. Dabei kondensiert das Wasser aus der Luft und es kommt zu massiven Wolkenbildungen, den allen Besuchern des kanarischen Archipels hinlänglich bekannten Passatwolken. Die Wolken hängen an den windzugewandten nordöstlichen Bergen der Inseln und sorgen durch die mitgeführte Feuchtigkeit auf den Westinseln für die typische üppige Vegetation. Im Osten des Archipels, auf Lanzarote und Fuerteventura dagegen finden die Passatwolken mangels hoher Berge keinen Halt; sie ziehen über die Inseln hinweg, ohne viel von ihrem kostbaren Nass zu verlieren, weshalb sich diese fast wüstenhaft präsentieren.
Auf La Gomera wirkt das zentrale Bergland mit bis zu knapp 1500 m Höhe als Klimascheide. Während sich über den nördlichen Tälern von Vallehermoso und Hermigua sowie in der Waldregion in der Inselmitte die Wolken zu dichten Bänken stauen und vornehmlich in den Wintermonaten nur an wenigen Tagen die Sonne durchlassen, ist der Süden der Insel meist sonnig.
Tipp: Besonders sonnenverwöhnt ist Playa de Santiago.
Die Klimascheide drückt sich auch in den Niederschlagswerten aus. Im feuchten Hermigua-Tal können pro Jahr bis zu 580 mm fallen, im bewaldeten zentralen Bergland um den Garajonay gar bis zu 1000 mm. In Playa de Santiago dagegen regnet es kaum, in manchen Jahren nie. Die Niederschläge im Norden und dem Bergland sind durchaus mit deutschen Werten (Frankfurt a.M. 680 mm) vergleichbar.
Regen fällt größtenteils als leichter Nieselregen oder kurzer intensiver Guss. Wolkenbruchartige Regenfälle oder der in Mitteleuropa berüchtigte tagelang anhaltende Landregen sind selten. Gewitter gibt es kaum. Im Unterschied zu den weitaus höher aufgefalteten Nachbarinseln Teneriffa und La Palma, wo die höchsten Gipfel jedes Jahr mit Schnee bedeckt sind, schneit es auf La Gomera sehr selten. Eine Ausnahme waren die extrem kalten Januarmonate von 1994 und 1999, in denen erstmals seit vielen Jahrzehnten auf dem Roque Agando (1250 m) wieder etwas Schnee gefallen ist. Am Tag darauf war jedesmal zur Enttäuschung der Einheimischen die ganze weiße Pracht bereits wieder »Schnee von gestern«.
MITTLERE NIEDERSCHLAGSMENGEN IM VERGLEICH (PRO JAHR)
Saharawetter
Der Nordostpassat ist jedoch nicht der einzige Wind der Region. Mehrmals im Jahr wird der Archipel von aus Nordwestafrika herüberwehendem Saharawind heimgesucht. Der als Levante, Harmattan oder Schirokko bekannte, auf den Inseln meist mit Kalima oder Tiempo del Sur (Südwind) bezeichnete Wind bringt kurzzeitig eine völlig anders geartete Wetterlage mit sich. Die trockenen afrikanischen Luftmassen können zu enormen Temperatursprüngen um 10° bis 14 °C führen, Temperaturen von über 40 °C bei gleichzeitig auf unter 30 % sinkender Luftfeuchtigkeit sind dann nicht selten.
Am intensivsten wehen die Saharawinde in den Monaten Juli und August. Der Hitzeschub hält zumeist drei bis fünf Tage an. Mitgeführte Sandmassen überziehen während dieser Zeit die ganze Insel mit einer staubfeinen gelblichen Sandschicht. Von der viel gerühmten atlantischen Frische und klaren Luft ist bei dieser Wetterlage nichts mehr zu spüren. Die Luft ist schwer und diesig, die Atmosphäre von gelbem Sand verhangen, sodass bei wolkenlosem Himmel die Sonne kaum auszumachen ist und verschleiert am Firmament hängt. Die Sichtweite beträgt oft weniger als einen Kilometer, ab und an muss gar der Flugverkehr unterbrochen werden.
Atlantische Tiefausläufer
Neben Nordostpassat und Kalima können als drittes Wettersystem stürmische Westwinde das Inselklima beeinflussen. Fast jeden Winter fegen ein- bis zweimal Unwetter über die Inseln hinweg, entwurzeln Bäume, fällen Strommasten, Häuser werden abgedeckt, Gemüseplantagen verwüstet. Diese atlantischen Tiefausläufer bringen vornehmlich auf den Westinseln heftigen Regen.
ZWISCHEN PALMEN UND NEBELWALD
Dank der winterlichen Niederschläge im zentralen Hochland und im Norden ist La Gomera in weiten Teilen eine ausgesprochen grüne Insel mit einer artenreichen, ausgefallenen Flora. Nicht nur Pflanzenkundler finden auf La Gomera einen außerordentlich interessanten Naturraum vor. Auch auf Laien wirkt die auf engstem Gebiet sich konzentrierende, über verschiedene Klimazonen hinziehende Vegetation äußerst beeindruckend.
Von den etwa 1800 auf den Kanarischen Inseln wild wachsenden Pflanzen sind etwa ein Drittel endemisch, das heißt, sie kommen in ihrer bestimmten Ausprägung nur hier und nirgendwo sonst auf der Welt vor.
Durch die geografische Randlage blieb der Archipel weitgehend von Klimakatastrophen unberührt. Für die Flora öffnete sich eine ökologische Nische, die bis in unsere Zeit hinein das Überleben zahlreicher Arten sicherte. Ähnlich der ebenfalls außergewöhnlichen Flora auf Inseln wie Madagaskar, Hawaii oder Neuseeland präsentieren sich die Kanaren als eine Art botanisches Freilichtmuseum.
Die endemischen Pflanzen des Archipels werden in drei Kategorien zusammengefasst: Lokalendemiten, deren Vorkommen sich auf einzelne Inseln beschränkt; Kanarenendemiten, die sich auf mehreren Kanareninseln finden; die dritte Gruppe bilden die makaronesischen Endemiten. Makaronesien ist ein geobiologischer Begriff, der die