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Die Wahrheit über Alberto
Die Wahrheit über Alberto
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eBook297 Seiten4 Stunden

Die Wahrheit über Alberto

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Über dieses E-Book

Alberto, mit fast 1,3 Millionen Abonnenten einer der populärsten YouTuber und dazu einer der bekanntesten Beatboxer in Deutschland, hat in mehr als 1000 Videos über sein Leben erzählt. So einer kann keine Geheimnisse mehr haben. Oder?
Alberto ist 1986 als Albert Martin Odonkor in Hamburg zur Welt gekommen. Er wurde von einer Pastorenfamilie adoptiert und ist selbst Vater von fünf Kindern. Er lebte und studierte in China und Los Angeles. Er war im Pornogeschäft tätig und musste deswegen sogar aus den USA fliehen.
Wusstet ihr nicht? Glaubt ihr nicht? Die Wahrheit steht in diesem Buch.
SpracheDeutsch
HerausgeberRiva
Erscheinungsdatum10. Okt. 2014
ISBN9783864137419
Die Wahrheit über Alberto

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    Buchvorschau

    Die Wahrheit über Alberto - Albert Trovato

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    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ­http://d-nb.de abrufbar.

    Für Fragen und Anregungen:

    [email protected]

    Originalausgabe

    1. Auflage 2014

    © 2014 by riva Verlag,

    ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

    Nymphenburger Straße 86

    D-80636 München

    Tel.: 089 651285-0

    Fax: 089 652096

    Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Redaktion: Caroline Kazianka

    Umschlaggestaltung: TUBEONE NETWORKS

    Umschlagabbildung: Burak Cayci / BCN DESIGN

    Fotografien im Innenteil: privat, facebook.com.realalbertoson

    Layout: Maria Wittek

    Satz und E-Book: Daniel Förster, Belgern

    ISBN Print 978-3-86883-226-6

    ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-740-2

    ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-741-9

    Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

    www.rivaverlag.de

    Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter:

    www.muenchner-verlagsgruppe.de

    Allen, die ich getroffen habe.

    Jeder Einzelne hat seinen Teil zu dieser Geschichte beigetragen.

    Ein besonderer Dank an Filippo Cataldo,

    der mir geholfen hat, meine Gedanken zu ordnen und

    diese Geschichte niederzuschreiben.

    Inhalt

    Titel

    Impressum

    Danksagung

    Inhalt

    Prolog

    1. Showdown in Miami

    2. Mädchen klarmachen leicht gemacht (muss ja kein potenzielles Pornostarlet sein)

    3. Der Schwarze auf dem Dorf

    4. Mein Grundgerüst

    5. Chicken Wings à la Alberto

    6. Beatbox und das erste Video

    7. Chicken Wings essen leicht gemacht

    8. Das Supertalent

    9. Wissen macht Karrieren – doch Enttäuschung gehört dazu

    10. Al’s Tipp: 14 Stunden zocken, wie geht das?

    Bildteil

    11. Das Leben ist ein Fahrstuhl. Freunde, Familie und Buddys

    12. Umzugstipps

    13. Das Leben ist wie GTA

    14. Ich will doch nur spielen

    15. Meine Kinder

    16. The L-Words

    17. Von YouTubern und YouTube

    18. Meine Tattoos

    19. Setze Trends und rede darüber: Hamburger Hänger und Sieef

    20. Showbiz süß-sauer

    Prolog

    5290.jpg

    Schreiben auch, stellt euch vor.

    2005 habe ich mein erstes Video auf YouTube hochgeladen, ich bin sozusagen YouTuber der ersten Stunde – wobei ich damals keine Ahnung hatte, was das eigentlich ist.

    Irgendjemand hatte mir von dieser neuen Plattform erzählt und ich habe aus einer Laune heraus eines meiner Beatbox-Videos hochgeladen, mich aber nicht weiter darum gekümmert. Ungefähr ein Jahr später habe ich dann mal wieder draufgeschaut – das Ding war durch die Decke gegangen.

    In Windeseile habe ich damals meinen Albertoson-Kanal zusammengestöpselt, der Grundstein war gelegt! Habe ich mich damals bewusst dafür entschieden, mich selbst zum Protagonisten meiner Videos, meinen Namen und mein Gesicht öffentlich zu machen? Ja, unbedingt! Hatte ich eine Ahnung, was das für Konsequenzen haben würde für mich? Überhaupt nicht!

    Ich habe in den letzten acht Jahren mehr als 1000 Videos gemacht, die rund 230 Millionen Mal angeklickt wurden, fast 1,3 Millionen Menschen haben meinen Kanal abonniert. Dazu kommen noch ­viele ­Videos auf meinen Nebenkanälen (realalbertoson, playalbertoson, sportalbertoson), die auch jeweils um die 100 000 Abonnenten haben, und seit einiger Zeit lade ich auch auf Facebook kurze Videos hoch. Ich habe mich beim Beatboxen gefilmt, beim Daddeln, beim Sport, beim Chicken-Wings-Essen. Ich habe Sitcoms und Web-Soaps produziert, manche so stumpf, dass ich sie sogar »Schlechte Sitcom« genannt habe, manche so gut, dass ich richtig stolz auf sie bin. Ich habe vor der Kamera teils absurde Wetteinsätze eingelöst, einen Wahlwerbespot für die Bundesregierung gedreht, manchmal spielen sogar meine Familienangehörigen in meinen Videos mit. Mein Privatleben ist öffentlich. Oder scheint es nur so?

    Natürlich glauben die Leute, alles von mir zu wissen, mich zu kennen. Aber kennt ihr mich wirklich? Kenne ich mich wirklich? Mein ganzes Leben lang wollte ich frei sein, meine Kreativität ausleben, machen, worauf ich Lust habe. Ich wollte nicht ins Fernsehen, weil ich mich nicht verstellen, meine Gedanken ungefiltert zeigen wollte. Aber ich mache im Gegenzug Werbung für Produkte und verkaufe mich auf andere Art. Ich will ein Imperium aufbauen, aber nur mit meinen Ideen, ungefiltert und 100 Prozent Alberto. Ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf das, was man die Regeln des Geschäfts nennt. Aber bin ich wirklich frei? Ich kann nicht am Rhein spazieren gehen, ohne erkannt zu werden. Ich kann nicht einfach so in der Stadt unterwegs sein, ohne dass die Kids »Alberto! Alberto! Alberto!« schreien. Die Menschen halten mich für Alberto, für die Figur, die ich erschaffen habe. Erschaffen für sie und natürlich auch für mich.

    Ich bin Alberto, ich bin Al aus meiner Show Hey Al, aber sie sind nicht ich. Oder nicht nur. Ich bin keine 30 und habe fünf Kinder. Ich habe in den USA und China gelebt. Ich war als Kind schon beim Psychologen. Meine Eltern haben mich rausgeschmissen, da war ich noch ein Teenie. Mit 16 habe ich in meiner eigenen Bude gelebt, ich war lange in einer Art Sekte, wäre fast Polizist geworden und habe mich mit einem Bein schon als Soldat in Afghanistan gesehen. Ich stand mit 50 Cent, Timbaland und Pharrell Williams auf der Bühne, Nicole ­Scherzinger hat mich auf ihre Geburtstagsparty eingeladen. Ich habe eine Weltreise gemacht und bin in Neuseeland 14 Stunden lang nur Taxi gefahren. Ich habe nebenbei ein neues Wort erfunden und Pornos gedreht (hinter der Kamera, HINTER der Kamera!) und musste deswegen zeitweise aus den USA fliehen.

    Die ganze Zeit über habe ich Videos gedreht und mein Leben auch auf Facebook ausgebreitet. Aber Dinge, die mir wirklich wichtig sind, habe ich immer versucht von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Man kennt mich von YouTube und Facebook, das muss reichen. Gleichzeitig habe ich so viele Geschichten erzählt, dass ich teilweise schon selbst nicht mehr wusste, was Fiktion, was Realität war. Ich habe mich mit fast allen überworfen, denen ich etwas bedeute, die mir etwas bedeutet haben, habe Freundschaften aufgegeben, Frauen schlecht behandelt, nur weil ich niemandem vertrauen kann. Aber ich spüre immer mehr, dass es an der Zeit ist, ein paar Dinge wieder geradezurücken, die Wahrheit zu erzählen. Die Wahrheit über Alberto, die Wahrheit über mich. Ich weiß, was ich kann, was ich will, was ich erreichen möchte. Oder ist es das, was Alberto kann, will und erreichen möchte? Ich schreibe dieses Buch für alle, die sich für mich, für YouTube, fürs Beatboxen, für Comedy interessieren. Aber ich schreibe dieses Buch auch für mich. Mein Name ist Albert Martin Trovato und ich mache Limonade aus Zitronen.

    1. Showdown in Miami

    »30 000 Dollar, sonst …« Er muss den Satz gar nicht beenden, die Forderung ist ausgesprochen, Widerstand zwecklos, jede weitere Diskussion erübrigt sich. Erst recht, wenn du ein paar Tage vorher in Hamburg eine SMS auf dein deutsches Handy bekommen hast: »Du kannst dein ganzes Leben weglaufen. Aber wenn ich will, werde ich dich finden. Überall!« Erst recht, wenn der Absender unfassbar viel Geld hat und der Boss des Nigerianer-Clans von Chicago ist. Erst recht, wenn er sauer auf dich ist, weil du sein Mädchen verarscht hast. Es reicht ja schon, dass er das glaubt.

    30 000 Dollar! Und das nur, weil wir ein bisschen Spaß haben, Kohle machen, bei den ganz Großen mitspielen wollten.

    30 000 Dollar! Weil Lightskin es nie für nötig gehalten hatte, die Mädchen diese verdammten Waiver unterschreiben zu lassen, die Verzichts- und Einverständniserklärungen, dass sie freiwillig bei den Filmen mitmachen würden. Wie oft hatte ich ihm diese Sache erklärt. Wie oft hatte ich ihm gesagt, dass er auf mich hören sollte. Aber hey, ich war ja nur der Filmstudent aus Deutschland und er der große Produzent. Sieef! Scheiße! Jetzt sieht er mal, was er davon hat.

    Es ist die Nacht vor Thanksgiving 2012, auf dem Platz vor dem Wet Willie’s in South Beach ist noch mehr los als sonst. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Leute gehen laut redend rein in den Laden, andere torkeln laut lachend wieder heraus. Alle haben einen Riesenspaß, selbst die Polizisten, die sich an der Ecke die Beine in den Bauch stehen, wirken beschwingt. Es fehlen nur ein paar Donuts in ihren Händen, dann wäre das Klischee perfekt. Vor dem großen Truthahnfressen am nächsten Tag wollen die Leute noch mal ausgehen, ein paar Cocktails im Wet Willie’s nehmen, in dieser beliebten Bar mit Filialen im ganzen Süden der USA. Ich trinke ja keinen Alkohol, aber gerade könnte ich durchaus einen Schnaps vertragen. Oder besser noch zehn.

    Inmitten der ganzen Feiermeute: wir. Also meine Jungs und ich auf der einen Seite, den Eingang zur Bar schräg hinter uns im Rücken, ein paar Meter weiter, uns gegenüber, die anderen. Joanna, daneben ihr Freund, den ich mal in Chicago kennengelernt habe, lange bevor er Joanna überhaupt kannte. Er hatte eine Party geschmissen, eine der vielen Partys, die ich in den USA besucht habe. Ein netter Typ eigentlich. Mit übertrieben viel Cash, das er in der ganzen Bude zur Schau stellte, doch das machen Leute mit zu viel Cash ja gerne. Aber der Typ war alles in allem sehr zuvorkommend und interessiert gewesen. Wir hatten uns kurz unterhalten, er hatte mich über Deutschland ausgefragt, wir hatten sogar über ein paar meiner Witze gelacht. Allerdings war schon damals klar, dass man sich lieber nicht mit ihm anlegen sollte. Heute wünsche ich mir, ich hätte ihn nie kennengelernt. Oder besser noch: Er hätte Joanna nie kennengelernt, die blöde Kuh. Was erzählt sie ihm auch für einen Scheiß? Wir haben sie nie verarscht. Im Gegenteil: Sie hatte viel Spaß beim Dreh und wir haben ihr pünktlich ihre volle Gage bezahlt. Was erzählt sie ihm für einen Mist – und wieso glaubt er ihr? Na ja, er ist verliebt in die Bitch, und wenn man verliebt ist, macht man eben komische Sachen. Aber diese Situation ist echt übertrieben: Hinter den beiden stehen noch zehn superbreite Farbige, auch sie haben ihre unfreundlichsten Gesichter aufgesetzt. Sie sitzen am längeren Hebel, eindeutig. »30 000 Dollar, sonst …«

    Wir drei, Lightskin, Jeff und ich, haben ebenfalls Verstärkung dabei. Lightskin hat seine am gefährlichsten aussehenden Freunde nach Miami gelotst. So stehen wir da, drei Jungs mit unserer kleinen Armee ­hinter uns, Joanna und ihr Freund uns gegenüber mit ihrer Armee hinter sich. 22 so finster wie möglich dreinblickende Schwarze inmitten der Feierarmee vor dem Wet Willie’s in der Nacht vor Thanksgiving.

    Haben die anderen Knarren dabei und würden sie sie auch benutzen? Ich weiß nur, ich habe keine. Natürlich nicht. Die einzigen Eisen, die ich besitze, sind die Spielzeugpistolen aus meinen Videos – denen jedes Kind aus 100 Meter Entfernung ansieht, dass sie nicht echt sind. Es war meine Idee, sich vor dem Wet Willie’s zu treffen, weil dort immer viele Polizisten rumhängen – konnte ja keiner ahnen, dass sie ausgerechnet heute so beschwingt-gelangweilt aussehen, dass ich mich ganz bestimmt totlachen würde über sie, wenn ich mir gerade nicht ins Hemd machen würde. Ich war überzeugt, dass niemand auf die Idee kommen würde, ausgerechnet hier eine Schießerei anzufangen. Zumindest war ich das vor ein paar Tagen in Hamburg, als wir das Treffen arrangiert haben.

    Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich sehe mich schon inmitten eines Mexican standoffs wie in einem Film von Quentin Tarantino: diese ausweglosen Szenen, wenn sich ein paar Gangster gegenseitig – und am besten über Kreuz – mit ihren entsicherten Knarren bedrohen und allen Beteiligten klar ist, dass alle sterben würden, sobald einer schießt. Darum schießt dann meistens doch keiner. Doch bei uns gäbe es einen Ausweg, einen sehr einfachen sogar: weil einer eben keine Pistole dabeihat und daher auf jeden Fall als Erster umgenietet werden würde. Schön blöd nur, dass ich der Kerl ohne Waffe bin.

    30 000 Dollar! Und alles nur wegen der paar Pornos.

    Ich habe Lightskin im Fitnessstudio kennengelernt, als ich recht spontan nach L. A. gezogen war. Ein paar Tage zuvor hatte mich im Fitnessstudio ein richtig breit gebauter Schwarzer angesprochen. Der Laden war in Studio City, einem der besseren Stadtviertel von L. A., nördlich der Hollywood Hills. In Studio City leben viele Schauspieler, denen Beverly Hills und Hollywood zu versnobt oder zu teuer sind. In meinem Fitnessstudio haben damals viele Darsteller aus Nickelodeon-Serien trainiert. Also nicht die ganz großen Stars, aber schon Leute, die man gekannt hat und die auf der Straße erkannt wurden.

    Jedenfalls sprach mich eines Tages, ich war gerade am Pumpen, dieser Typ an. So, wie es oft passiert in Kalifornien. Doch dieses Mal ging das Gespräch in eine etwas komische Richtung.

    »Hey, ich hab dich schon ein paarmal hier gesehen, alles klar?«

    »Ja, alles klar.«

    »Bist du im Geschäft?«

    »In welchem Geschäft?«

    »Bist du nicht der Cousin von Justin Slayer?«

    Er hatte mich verwechselt. Natürlich hatte ich von Justin Slayer gehört und wusste, dass er früher in Pornos mitgespielt hatte und mittlerweile einer der erfolgreichsten Pornoregisseure war. Aber ich hatte nichts mit ihm zu tun und ihn auch nie kennengelernt.

    »Nee, nee, ich mach keine Pornos.«

    »Ach so, wirklich nicht? Okay, alles klar, man sieht sich.«

    Zwei Tage später war ich wieder im Studio, und auch der Typ war dort. Er saß mit einem helleren Schwarzen zusammen, die in den USA »Lightskin« genannt werden. Der Typ zeigte auf mich. »Da, da ist er. Schau mal, der sieht doch aus wie der Cousin von Justin Slayer.«

    Lightskin, wie ich ihn hier nennen werde, lachte, stand auf und kam zu mir. Er war fast so groß wie ich, hatte einen guten Körper, ohne übertrieben viele Muskeln zu haben, dazu wache Augen in einem fein geschnittenen Gesicht. Kurz: Er war eine Erscheinung, einer dieser Menschen, die sich dir einprägen, noch bevor sie den Mund aufgemacht haben. Wir unterhielten uns ein bisschen, und plötzlich fragte er: »Willst du nicht mal in einem Porno mitspielen?« Ich war zuerst ein wenig überrascht, aber dann fand ich die Frage eigentlich ganz cool. Ich war damals ein ziemlich großer Pornofan, und ehrlich gesagt, hatte ich mich schon ein paarmal gefragt, wie das so wäre als Darsteller, ob man noch Spaß am Sex haben konnte, wenn man auf Kommando ranmusste. Trotzdem sagte ich zu dem Pornoproduzenten: »Danke fürs Angebot. Aber ich kann keine Pornos drehen. Weißt du, ich mache in Deutschland Videos auf YouTube, ich bin mehr so der Familienmensch. Jugendfrei und so.«

    Wir unterhielten uns noch kurz über sein und mein Videobusiness und am Ende gab er mir seine Karte.

    »Schön, mit dir gesprochen zu haben, Al! Wenn du irgendwelche Probleme hast oder es dir doch anders überlegst, dann ruf mich an.«

    »Ja, cool, Bruder. Take care, see you.«

    Zwei Monate später war ich mal wieder in Las Vegas. Wer in L. A. irgendetwas mit Film macht oder sonst wie im Showbiz ist, kommt immer mal wieder nach Vegas. Drei Stunden entfernt, viel kleiner und übersichtlicher, Las Vegas ist für Leute aus L. A. immer so etwas wie der Ort für unerwartete Familientreffen. Ich war also gerade in einem Club, da klopfte mir plötzlich einer auf den Rücken – Lightskin.

    »Hey, wie geht’s? Schön, dich wiederzusehen. Alles klar? Was machen die Videos? Denk dran, wenn was ist, ich bin für dich da, mein deutscher Freund.«

    Das typische Gettogelaber, aber Lightskin war mir sympathisch, ich mochte ihn. Und er hatte ohnehin nicht vor, mich in Ruhe zu lassen. »Al, komm, sei mein Gast. Ich will dir was zeigen.« Dann führte er mich zu seinem Tisch, an dem fünf oder sechs ziemlich heiße Mädchen und ein paar Typen saßen. Die Jungs kannte ich nicht, doch die Mädels erkannte ich natürlich sofort. Es war so ein Moment, in dem du einfach nur »Sieeef, Digga« denken kannst. Alexis Texas saß da. Cherokee. Naomi Bangs. Und ein paar andere Pornostars, deren Werk ich nur zu gut kannte. Ich muss sogar zugeben, dass mich eine von ihnen nur ein paar Stunden zuvor mit all ihrer Pracht vom Bildschirm meines Laptops gegrüßt hatte. Und jetzt stellte Lightskin sie mir vor – Zufälle gibt’s.

    »Hi, ich bin Al. Ich kenn dich.« –

    »Du kennst mich?«

    »Ja, ich kenn dich sogar ziemlich gut.«

    So lief das, ganz einfach und locker, plötzlich kannte ich Pornostars persönlich und freundete mich mit einigen sogar an. Aber mit dem Geschäft hatte ich immer noch nichts zu tun. Die YouTube-Shows. Mein Image. Meine Fans. Mein Studium.

    Als ich ein paar Monate nach der Begegnung in Las Vegas Vicky besuchte, eine Freundin aus Texas, fiel mir in einem Club ein wunderhübsches Mädchen auf. Ich steh ja auf Girls, die einen etwas größeren Hintern und etwas breitere Hüften haben. Und Texas ist genau für solche schwarzen Frauen bekannt. Ich sprach das Mädchen also an. In Amerika läuft es oft so, dass man als Erstes nach seinem Beruf gefragt wird, selbst bei einem versuchten Aufriss. »Was machst du so?« Ich hatte mir damals angewöhnt, darauf einfach »Ich mache Videos im Internet« zu antworten. Ich wollte nicht immer erklären müssen, dass ich in Deutschland einer der bekannteren YouTuber war. In Amerika kannte mich schließlich keiner, da war ich einfach nur Al, the german guy. Also sagte ich zu dem Mädchen: »Ich studiere in L. A. und mache Videos im Internet.«

    »Du machst Videos im Internet? Damit verdienst du dein Geld?«

    »Ja!«

    »Kann ich mein Geld auch mit Videos im Internet verdienen?«

    »Äh, klar, jeder kann das.«

    »Hör mal, Al, kann ich in deinen Videos mitspielen?«

    »Wohl kaum, du sprichst ja kein Deutsch.«

    »Deutsch? Moment, was für Videos machst du denn?«

    »Äh, YouTube.«

    »Ach so, du machst YouTube-Videos? Keine Pornos?«

    »Äh, nein, keine Pornos. Wieso, würdest du in Pornos mitspielen wollen?«

    »Ja.«

    »Und du würdest auch in meinen Pornos mitspielen?«

    »Klar.«

    Ich war sprachlos, echt – ungefähr 2,34 Sekunden lang. Pornos! ­Alter, was war los mit den Leuten? Sah ich wirklich aus wie einer aus dem Pornogeschäft? Sollte ich vielleicht mal über meinen Kleidungsstil nachdenken? Ohne weiter darüber nachzugrübeln, entschuldigte ich mich kurz bei dem Mädchen, ging aus dem Club und rief Lightskin an.

    »Bruder, ich hab hier ein Mädchen, das Pornos drehen will. Hammerfrau! Hammerarsch! Und ein supersweetes Gesicht, ich sag’s dir. Sweet und versaut, dir würde es die Schuhe ausziehen. Interesse?«

    »Klar, Bruder, hast du ein Foto von ihr?«

    Natürlich nicht – ich Amateur. Also wieder rein in den Club, sie um Erlaubnis gefragt, mit meinem Handy ein Foto gemacht und an Light­skin geschickt. Es dauerte keine 30 Sekunden, dann klingelte mein Telefon. »Okay, okay, okay. Sehr gut. Sie soll ins Valley kommen, ich buch ihr einen Flug. Sie bekommt 1000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit. Für die Vermittlung zahl ich dir 2000 Dollar, okay?«

    »Äh, cool. Nein, Moment. Zahl mir 1500 Dollar und einen Flug. Ich wäre gern dabei!«

    Jetzt war ich doch ein wenig nervös, ich kannte Lightskin ja kaum, hatte ihn nur zweimal gesehen in meinem Leben, und dieses Geschäft lief irgendwie fast zu einfach und reibungslos. Ich wollte also sichergehen, dass dem Mädchen nichts passierte. Das war ich meinem Gewissen irgendwie schuldig. Darüber, dass ich jetzt so etwas wie ein Agent für Pornostarlets war, habe ich gar nicht nachgedacht.

    Am nächsten Tag flogen wir nach L. A., alles lief total unkompliziert. Wir trafen uns mit Lightskin und dem Darsteller. Das Mädchen und er verstanden sich auf Anhieb gut, daher verflüchtigte sich meine Nervosität allmählich, schließlich bot ich an, ein bisschen beim Dreh zu helfen und das Video dann auch zu schneiden. War das letztlich nicht das, was ich sowieso schon die ganze Zeit machte? Ich verdiente mein Geld seit Jahren mit Internetvideos, studierte an der Uni Film und Animation. Und ob du jetzt einen lustigen YouTube-Clip drehst und schneidest oder einen Porno, macht eigentlich keinen Unterschied. Oder? Eben! So begann meine Karriere im Pornogeschäft, so wurde ich zum Pornodarstellercaster. Das Geschäft lief richtig gut. Ich reiste durch die USA,

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