Der Autor mit Weltkarte

 
 
Michael Höfler

Gedankenreisen: die besten Destinationen im Körper

Die Welt entsteht im Kopf; du bist, was du denkst; und Gedanken machen das Erleben zur Welt, die dir gefällt.

Beim Reisen sind es
1. vorher die Gedanken, wie der Urlaub dem Anspruch der „schönsten Zeit des Jahres“ genügen kann,
2. währenddessen Gedanken, ob dies gelingt, und
3. danach die Gedanken, wie es, wenn nicht diesmal, dann aber beim nächsten Mal zu bewerkstelligen ist.

Wo sich also beim Reisen so viel um Gedanken dreht, warum nicht gleich Gedanken zum Gegenstand einer Reise machen?
Doch wohin? Lieber nicht an einen Urlaubsort, selbst wenn es die Malediven sind, denn da sind Bedenken integraler Bestandteil des Denkens: Sauberkeit, Hitze, fremdländische Speisen, Störfaktor Einheimische. Alternative: per Gedanken den eigenen Körper bereisen, denn da weiß man, was man hat. Dabei können die „nach innen geschauten Bilder“ durchaus überraschen, aber eben nur in den klaren Grenzen der eigenen Haut.

Travelmag Heimweh ist tausende Kilometer durch Adern, Muskeln und Meridiane gereist, hat die Gedanken Gedankenreisender gelesen und stellt Ihnen die wichtigsten Reiseziele im Körper vor.

Füße

Die Anreise vom Kopf, Startpunkt jeder Gedankenreise, in die Füße ist lange. Es empfiehlt sich die Expressverbindung durch die Aorta, um an den hunderten Kreuzungen des Blutnetzes zeitraubende Irrwege in andere Körperregionen zu vermeiden. Endlich nach Passieren des Venenstaus angekommen, findet man jedoch oft Kühle („kalte Füße bekommen“) und Dunkelheit (Strumpfgebiete) vor. Außerdem muss man wissen, dass es sich bei den Füßen um eine Wanderzone handelt. Zur Ruhe kommen ist anderswo.

Bauch

Nach Ankunft im Bauch hat der Reisende es gut, denn er kann bei der weiteren Reise einfach seinem Bauchgefühl nachgehen. Vorsicht ist jedoch in der Magengegend geboten, denn dort treten die empfindlichsten Reaktionen gegenüber unbekannten Kulinaria auf. Kinder und erwachsene Anhänger spektakulärer Fahrgeschäfte kommen jedoch auf ihre Kosten, wenn sich der Magen umdreht.

Genitalien

Wer einen Abstecher in die Genitalien wagt, hat die Wahl zwischen Hangout und komplimentärem Blut- und Hitzestau. Unternimmt man eine Paarreise mit beiden Körpern, während diese genital zusammenfinden, ist zudem mit (nur mäßig kühlenden) Körperflüssigkeiten zu rechnen. Ansonsten erwartet den Traveler Abgefucktes. Achtung: Urlauber, die viel Beckenbodengymnastik betreiben, beklagen sich über eine Ameisenplage im Unterleib.

Herz

Vielen ist die Reise in die Brustgegend eine Herzensangelegenheit. Die Berichte von Herzreisen wimmeln von technoartigen Erlebnissen in der Herzkammer („heartbeat“) und tollen Visionen („mach sieht nur mit dem Herzen gut“). Vorsicht aber: der hier entstehende Puls kann Sie an jede Stelle des Körpers spülen. Dadurch kann man z.B. in die Darmflora gelangen, die nicht jedermanns Sache ist.

Kopfreisen

locken durch die unnötige Anreise, durch die im Kopf angesiedelte grenzenlose Fantasie und das ebenfalls zwischen den Ohren gelegene Belohnungszentrum mit seinem Suchtpotenzial. Dennoch haben uns viele Kopfreisende von Navigationsproblemen berichtet. Grund sei, daß sie beim Reisen per Gedanken durch ihre eigene Gedankenwelt Zirkularität empfänden. Nicht nur Anbieter spiritueller Reisen empfehlen bei der Erkundung des Cortex Achtsamkeit. Sadhus hingegen, die seit Jahren sitzend durch ihren Kopf reisen, behaupten, dabei den Körper zu verlassen und tief ins Universum zu gelangen. Wem es so gelingt, aus der Haut zu fahren, muss auf seine Gefühle achten und unbedingt den Weg zurück im Kopf behalten. Sonst reist man auf ewig als verlorene Seele durchs All.

Travelmag Heimweh meint: Beim Reisen sind die Gedanken frei, dürfen dabei aber nicht die Gedanken anderer Gedankenreisender stören.

Michael Höfler: Dichter, Wissenschafter, Weltretter (Zukunft), Romancier und Blogger: Über den reisenden und schreibenden Autor findet sich mehr auf: www.michaelhoefler.de, www.travelmag-heimweh.de, kummerkomik.com