Geschrieben am 27. Dezember 2018 von für Allgemein, Crimemag, Highlights 2018

CulturMag Highlights 2018, Teil 10 (Perumal – Pohlmeyer – Rosenwald)

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Murali Perumal
Ivy Pochoda
Markus Pohlmeyer
Robert Rescue
Robert Rosenwald
Schauspieler Murali Perumal, portraitiert am 21.01.2017 im Foyer des Theaters Nestroyhof / Hamakom in Wien

Schauspieler Murali Perumal, portraitiert am 21.01.2017 im Foyer des Theaters Nestroyhof / Hamakom in Wien

Murali Perumal

Es ist ein warmes, beruhigendes Gefühl, wenn ich auf der Straße immer mehr fremden Menschen begegne, die mir ohne Grund zulächeln oder die mein Lächeln erwidern.  In einer Zeit, in der Menschen und Nationen sich mehr und mehr abschotten, nationalitischer werden und scheinbar „Fremde“ ausgrenzen, tut es einfach mal verdammt gut zu sehen, dass es doch einige deutsche Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt, die bei aller Spaltung unserer Gesellschaft, aus ihrer Bequemlichkeit herauskommen, auf die Straße hinausgehen und für Zusammenhalt, Viefalt und Frieden einstehen. Dafür liebe ich die Bundesrepublik. Danke an alle mutigen, engagierten, nicht-bequemen und rebellierenden Frauen, Männer und Kinder. Danke Deutschland!

Bester Film des Jahres: „Crazy Rich Asians“ mit einem rein asiatischen Cast. Das ist schon revolutionär für eine Hollywood Produktion. Einfach ein geiles Spektakel und hoffentlich werden  jetzt weitere Filme weltweit mit mehr Diversity in den Geschichten und Besetzungen entstehen.

Verpasste Filme: „Black Panther“, auch wenn es kritische Stimmen zum Film gab, freue ich mich sehr über die konsequente Entscheidung, hier viele schwarze Helden präsentiert zu bekommen. Außerdem muss ich mir jetzt endlich noch von 2017 den satirischen Mystery-Horror Thriller „Get Out“ zu Gemüte führen.

MV5BYTdhNWMwYTMtNzQ3OC00ODZjLWI0YzQtYjVlODZiOWVlYTJlXkEyXkFqcGdeQXVyNTA4NzY1MzY@._V1_SY1000_CR0,0,707,1000_AL_Beste Serie: „Luther“ mit dem coolen Idris Elba, der hoffentlich, ja wer weiß, doch noch der erste schwarze James Bond werden wird…

Beste deutsche Serie: „Dark“…hat mich wirklich sehr positiv überrascht für eine deutsche Serie, spannend, mystisch und eigen. Lohnt sich!

Beste Ereignisse: Zwei Bühnenauftritte der Stand-Up Comedians der Extraklasse: Trevor Noah in Amsterdam( Host der Daily Show & Autor) und Russell Peters in Köln, ein kanadischer Inder, der weltweit als Comedian gefeiert wird und seinen allerersten Deutschland Auftritt hatte. Das waren wirkliche Highlights! Die Beiden kann ich jedem empfehlen. Sind auch auf Youtube mit ihren Auftritten.

Plakat_Lust_der_TäuschungBeste Sachbücher: „Der Integrationskomplex“ von Aladin El-Mafaalani, „The Good Immigrant“ von Nikesh Shukla

Bestes spirituelles Sachbuch ( ja ich liebe diese Bücher!): „Inner Engineering“ von Sadhguru….ist ein Hammer Buch! Hat mit Missionierung oder Sektentum so garnichts am Hut. Oft auch sehr wissenschaftlich. Sehr empfehlenswert.

Beste Städte des Jahres: Locarno und Amsterdam, wobei Letztere einfach nur zum Verlieben ist. Da würde ich sehr gerne mal arbeiten….und alles mit dem Fahrrad…multikulti, modern, guter Geist, leckere Küche aus aller Welt. Genau mein Ding und hoffentlich auch Euers!

Verpasste Ausstellung: „Lust der Täuschung- von antiker Kunst bis zur Virtual Reality“ in der Kunsthalle München (läuft aber noch bis zum 13.1.2019).

Mini-Vorsatz für 2019: Wieder anfangen, Romane und Krimis zu lesen!

Bleibt gesund liebe Freunde des Zusammenhalts! Danke für Alles! Auf 2019 und auf Euch!!!

Murali Perumals Website hier. Er war der einzige Schauspieler, der am Kongreß KrimisMachen 3 teilnahm.

ivy-pochodaonly-americans-burn-in-hell-253257553Ivy Pochoda

So 2018 might seem like a strange year to recommend a television show about a super-affluent (read: filthy rich) white American family. However, Succession on HBO which is loosely (or perhaps, not so loosely) based on the Murdoch clan stood out to me as best show of the year. It was compelling, dastardly, dirty, and entirely realistic. It showed wealth without lionizing it. It was Shakespearian in tone and execution. I’m on pins and needles for season two.

In terms of book: I did some reading in translation. And I was particularly taken by Aura Xilonen’s The Gringo Champion about a young boxer crossing the Mexican border to America. Xilonen has a superb flair for diction and dialogue. And to think that she was only 17 when she wrote the book, blew my mind. (Out in Germany in March 2019, at Hanser.)

Pochoda ars vivendi 9783869139944I’m currently reading (totally brag here) Jarett Kobek (of I Hate the Internet) fame’s new book, Only American’s Burn in Hell. It’s not coming out until next year, but it’s shaping up to be one of my favorite books of all time: incendiary, brilliant, cutting, and perhaps the only book that has even partially helped me understand out insane media-depraved world.

Ivy Pochodas Wonder Valley, out to glowing reviews in the States, will be published in February in German by ars vivendi. Andrea O’Brien has interviewed her for her website Krimiscout (the Interview is in German). Ivy’s website.

jahres-pohlmeyerMarkus Pohlmeyer: Piraten, ein Urhai und Star Trek: Discovery – Meine Jahreshighlights

 „The Affair“ (auf Deutsch ist mittlerweile die 3. Staffel erschienen) verwandelt sich jenseits der Liebesgeschichten bzw. -dramen zu einem wunderbaren Lehrstück über unzuverlässige Erzähler/innen. Für uns Beobachter/innen, die im Gegensatz zu den Figuren inder Serie alle Varianten der Geschichte(n) sehendürfen, wird die Entscheidung schier unmöglich, was denn nun die wahre Erzählung sei: wegen der offenkundigen wie auch subtilen Abweichungen in den Dialogen, in der Kleidung, in den Handlungsverläufen und Orten. Wir bleiben immer in der Perspektive der Figuren gefangen.

51oB1KVW2SL._SY445_„Black Sails“ (3. Staffel) räumt gründlich mit aller Piratenromantik auf: es geht blutig und schmuddelig zu. Und sehr tragisch: Captain Flint, der meist gefürchtete Pirat (Dagegen kommt Darth Vader vom galaktischen Ponyhof.), absolut unbeugsam, strategisch und taktisch überlegen und gnadenlos grausam im Verfolgen seiner Ziele, erweist sich als eine zarte Seele, verstrickt in eine hetero- wie auch homosexuelle Dreierbeziehung, die letztlich aber an den Konventionen der Zeit katastrophal scheitern muss – mit fürchterlichsten Folgen. „Black Sails“ wirkt auch ein wenig wie Kafka: Flints getriebene Suche nach einem Goldschatz (allegorisch: die Sehnsucht, eine andere Zukunft aufzubauen) scheitert immer wieder nach allen Regeln der Kunst: Sturm, Zufall, Politik, Inkompetenz und Meuterei (nein, er arbeitet nicht in einer großen Institution) – das volle Programme. Ein nie zur Ruhe kommendes retardierendes Erzählen, das selbst an Nebenschauplätzen (die gar keine sind) grandiose Wucht entfaltet. Taktisch interessante Seeschlachten, opulentes Panorama (Schwelg!), überall Paranoia, komische Helden, na ja, und auch Sex (meistens interessengeleitet), wobei die Liebesgeschichten ungleich großartiger wirken! Und dazu Sklaven als Verbündete der Piraten, die als Schutz gegen die europäischen Kolonisten ihr eigenes Exil, ein kleines platonisches Utopia, aufgebaut haben. Und in (Long) John Silver erwächst Flint ein Freund und/oder Gegner, der von seinen Anhängern als (geradezu vor)moderner Mythos (medienwirksam) aufgebaut wird, sogar mit Künstlernamen. Dessen Ruf allein wirkt schon wie ein omnipräsentes Gespenst. Am Ende der dritten Staffel: Silver und Flint, die Strategie gegen den übermächtigen Gegner England planend: zwei Dämonen in der Nacht, am Feuer, als ob es nur sie beide gäbe und die alles umfassende Schwärze. Aus der dann die Welt heraustritt als Bühne ihrer Seelenkämpfe und ihres unbeugsamen Willens (zur Macht) und ihrer Vorstellungen – frei nach Freud und Nietzsche und Schopenhauer.

81Qn+nqnR+LExkurs: Wer die Evolution des Britischen Empires (post)modern und mit durchbürokratisierten Institutionen genießen möchte, dem seien „Yes, Minister!“ und „Yes, Primeminister“ (1980-88) zum Auf-wieder-Sehen empfohlen – bitte nur auf Englisch, die deutsche Übersetzung fängt nicht die Ironie, den Witz, den Sarkasmus ein, die sich nicht nur in der Wortwahl, der Wortspiele, sondern auch in den Nuancen der Stimmfärbungen widerspiegeln. Es geht darum, mit allen bürokratischen Mitteln und um jeden Preis den Status quo von Regierungsinstitutionen, ein quasi-immanent-metaphysischer Selbstzweck in sich, zu wahren, zu schützen, damit jede politisch sinnvolle Kreativität, womöglich auch noch von gesundem Menschenverstand getragen oder mit Blick auf Europa, rechtzeitig unterbunden werde, um das System zu schützen, selbstverständlich vor den Fakes namens Demokratie und mediale Transparenz, – mit Intrigen, Fehlinformationen, Manipulationen arbeitend. Dazu sinnlose Steuergeldverschwendung, Privilegien(um)verteilung, Hinterzimmer-Altherren-Absprachen und einer verwirrenden Syntax und Semantik, das/die England groß gemacht hätte, und zwar möglichst profitabel für die Träger und Garanten des Systems, weil, wenn wir zugeben würden, dass dies, mit Blick auf …, hätte es … usw. Yes, Prime Minister = (je nach Kontext) Natürlich haben wir gelogen; natürlich haben wir nichtgelogen (ironisch!); natürlich haben Siegelogen und wirvertuschen es; natürlich war das Ihre Idee … wir mussten Sie nur zu diesem Punkt hin manipulieren, ohne dass Sie es merkten – um eine fatale Entscheidung zu treffen.

79384_59de2da11586fab0cf79c06dcd2b8cc1_THE-MEGAbsolut sinnfreie Unterhaltung auf HAIestem Nie-wo liefert der Streifen „MEG“: Zwei hirnlose Monster: ein handelsüblicher Kapitalist und ein (auch fast fliegender) Mega-Monster-Urzeit-Hai. Der handelsübliche Held kann sein Trauma gottseidank an und mit einem Megalodon(16-20 m) abarbeiten und dabei noch seine Ex retten. Die mögliche Neue hat das Potential einer Nobelpreisträgerin und beißt härter als der Meg zu. Toll, ein Nichtschwimmer im Wissenschaftlerteam, mitten auf dem Ozean, der Hai hat gerade das Schiff atomisiert: das habe nicht in der Job-Beschreibung gestanden! Dazu eine supergrandiose Achtjährige (… behält das Ganze und das Beziehungsgedöns der Erwachsenen im Griff); und in der Nebenrolle ein todesmutiger Hund, der, vor einer, so unterstellen wir, Prinzessinnenhochzeit auf hoher See flüchtend, von der Ponyhof-Yacht ins Wasser springt und lieber mit dem Hai spielen möchte. Wunderbare Tiefseebilder. Das rasante Überwinden von Druckverhältnissen spielt dabei überhaupt keine Rolle, sonst hätte der Film Wochen gedauert oder fast alle wären schon im ersten Viertel tot. Natürlich würde folgende kritische Meta-Ebene allzu viel von einem Action-Film abverlangen, der wieder einmal ein katastrophales Bild von einem Hai zeichnet: Das größte Monster bleibt immer noch der Mensch, der unzählige Haie, diese Wunder der Evolution, für was eigentlich? … für Haifischflossensuppe abschlachtet und verstümmelt.

51RIvXRG9CL„Wayward Pines“: Ein Secret Service-Mitarbeiter soll zwei verschollene Kollegen suchen – darunter seine Partnerin, mit der er ein Verhältnis hatte. Autounfall. Er wacht auf: ein Psycho-Horror-Krankenhaus in einer Kleinstadt namens Wayward Pines. Und 5 Folgen lang oder gefühlt länger scheint alles vollständig unklar zu sein, geschweige denn das Genre dieser Serie. Einfach grandios! Bald stellt sich auch nicht mehr die Frage, wo das alles passiert, sondern wann. Noah und seine Arche. Noah, der von einem Messias zum zürnenden Rachegott mutiert und seine Schöpfung bestraft. Unsichtbare Zäune (in gnadenlosen Regeln für das Zusammenleben sich manifestierend) und Mauern, öffentliche Hinrichtungen zur Abschreckung und ein totalitärer Überwachungsstaat. Entweder Freiheit oder Sicherheit? Die Geschichte wiederholt sich zyklisch. Alle heroischen Opfer werden im Grunde umsonst gewesen sein. Die Fanatiker schreiben die Historie um.

Und nun „Star Trek: Discovery.“ Die Optik ist berauschend – im Vergleich dazu wirken die letzten beiden Star Wars-Filme wie in der Garage handgebastelt. Die Handlung, geradezu episch, voller bedrückender, schockierender Wendungen. Die Sternenflotte im Krieg mit einem in einzelne Häuser zersplitterten Klingonentum, das von einer Messias-Figur mit quasi-faschistoiden Idealen wieder vereint werden soll. Aber: Alle Fanatiker müssen lügen, um durch Angst die Massen hinter sich zu versammeln. Unheimlich! Und die Sternenflotte ist noch lange nicht die, wie wir sie von Kirk, Spock oder Picard kennen werden (Also: Wir retten alle, selbst wenn wir uns durch die ganze Galaxie prügeln müssten – und dabei ganz viel Spaß haben! Oder: Wir retten alle, selbst wenn wir uns durch die ganze Galaxie philosophieren müssten – und dabei ganz viel Tee trinken!) Und fast hätten diese Sternenflotte und die verbündeten Vulkanier ihre Prinzipien verraten. Denn: In einem Paralleluniversum sind die Terraner die dominante Spezies – und die Klingonen der Widerstand. Was macht den Unterschied aus, wenn eine Staatsform in Diktatur umschlägt?

Photo: James Dimmock / CBS 2017

Photos: James Dimmock / CBS 2017

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Krieg ist hier grausam. Und auch die Sternenflotte kann Krieg, kennt Militärs, die alles für den Sieg tun würden. Krieg ist hier nicht schön, Krieg ist hier unerträglich; die Weltraumschlachten monumental und monströs. Folter, am Rande von Horror und Splatter. Gegner und Sklaven dienen bisweilen als Festmahl. Und der so schwierig zu klärende Begriff von Identität kommt hier vollends ins Rutschen. Das Selbst, unzuverlässig, vervielfältigt sich: von sogar körperlich ineinander geschachtelt bis hin zu Spiegelungen mit einem entsprechenden Gegenüber aus einem Paralleluniversum. Die Figuren bleiben alles andere als konstant – für sich selbst so schmerzhaft ob des verzweifelten Erkennenwollens, in Fragmente zerbrechend. War sie Mensch, war sie Vulkanierin? War er überhaupt ein Mensch? Wir draußen und die Figuren innerhalb der Serie werden oft mit den gleichen Personen konfrontiert, aber nicht mit den gleichen Persönlichkeiten. Für den Captain trifft ein „ALIEN“-Film-Untertitel zu: „Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt“. Die Handlung zieht sich durch alle Ebenen der Mannschaft und bleibt nicht wie in der klassischen Serie auf das berühmte Triumvirat Übermotivierter Cowboy-hochemotionaler Vulkanier-genervter Arzt beschränkt. Es geht um eine neue (sehr gewöhnungsbedürftige) Antriebstechnik: nix mit Klebeband oder Scotty, schieb die Kiste an. Brummt wieder, Jim! Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Chefingenieur zu, der durch die Entdeckung einer neuen Weise, sich durch das Universum zu bewegen, auch zu einem neuen Menschen wird, der außerhalb der Zeitlinie steht. Nur so kann er eine alptraumhafte Zeitschleife beenden. Und dann jene Momente der Liebe, die nicht nur als Dekoration in einem SF-Film mal so daher kommen und auch nicht kitschig rumwabern, sondern oft wie ein Hilfeschrei wirken. Momente der Freundschaft, des Mitleidens, der Güte. Tiefe Schuld, große Verluste. Und nicht zu unterschätzen: die Darstellung des Alltags auf einem Forschungsschiff, das zu einem Kriegsschiff werden musste. Ein schwules Pärchen beim Zähneputzen. Eine schnarchende Zimmergenossin. Partyzone. Das kann nur Star Trek! Der Vorspann erinnert mich an Skizzen von Leonardo da Vinci. Zwei Hände in Astronautenanzügen berühren sich: Michelangelos Schöpfergott und Adam? Die Musik, minimal, vorsichtig, tastend, suggestiv, ahnt etwas von ihrer künftigen Größe. Discovery– kurz vor der klassischen Enterpriseangesiedelt (die auch in der letzten Folge reinfliegen darf): die tiefste, härteste, unbarmherzigste Serie aus dem Star Trek-Multiversum. Und zugleich sehr postmodern und charmant! Einfach phantastisch!

Markus Pohlmeyer lehrt an der Europa-Universität Flensburg. Seine Texte bei Culturmag hier.

robert rescue autor2Robert Rescue: Das Geräusch

Mein Jahr 2018 verlief derart langweilig, dass die Sache mit dem Geräusch das prägendste Erlebnis für mich gewesen sein dürfte. Anfang Dezember trat es auf und weil es nicht nach fünf Minuten endete, nahm es meine Aufmerksamkeit ziemlich in Beschlag. Zunächst fragte ich mich, was es sein konnte? Eine Waschmaschine als Erklärung taugte in solchen Fällen immer. Aber die hörte normalerweise nach einer Stunde auf, während das Geräusch nach 24 Stunden immer noch lärmte. Jemand hatte die angemacht und war dann übers Wochenende weggefahren. Zwischendurch war auch mal Ruhe. Etwa eine Stunde lang, danach eine halbe Stunde so ein schepperndes Geräusch, so als würde die Maschine gleich auseinanderfliegen. Da habe ich mich gefreut und gedacht, gleich ist es vorbei. Aber danach begann wieder für mehrere Stunden dieses monotone Brummen, das in jedem Zimmer zu hören war. Wie sah die Wäsche nach einem solchen Waschgang aus? Ich hatte mir innerhalb der Zeitspanne häufig diese, für mich eigentlich unerhebliche Frage gestellt, und das machte mir die Dimension dieses Lärmterrors deutlich. Ich empfand Schadenfreude bei der Vorstellung, die Person käme irgendwann wieder zurück und fände ihre kostbare Kleidung in Fetzen wieder.

Schematische_Darstellung_der_Integration_einer_Wärmepumpe_in_einer_WaschmaschineHandwäscheWo kam es her? Aus meiner Wohnung nicht. Also der Stock unter oder über mir. Wer war der Verursacher? Die junge, österreichische Studentin unter mir, die häufiger Sachen im Hof vergaß oder der IT-Selbständige über mir, der Startups am laufenden Band gründete? Am Samstagnachmittag wusste ich mehr. Der Nachbar klingelte und fragte, ob ich das merkwürdige Geräusch auch höre und dazu was sagen könne. Wie erleichternd, denn zwischenzeitlich hatte ich mich hin und wieder der einschneidenden Überlegung hingegeben, ich könnte mir das Geräusch nur einbilden und würde verrückt. Aufgrund seiner Fragestellung schied er als Verursacher aus. Also erzählte ich ihm von der Nachbarin und erwähnte hier und da einige merkwürdige Beobachtungen, um ihn von meiner Mutmaßung zu überzeugen, dass sie verantwortlich war.

Um von der Waschmaschinen-Theorie loszukommen, hatte ich hier und da gemutmaßt, dass sie einen Tesla Dipol-Schutzanhänger mit PSI-Programm Typ III für 1450,00 € im Internet gekauft hat, der mindestens 24 Stunden aufgeladen werden muss. Danach soll das Ding eine heilsame Wirkung im Wohnumfeld erzeugen, aber außer ein paar Blinkeffekten und einer weiblichen Suggestivstimme gibt der Tand nichts her. Vielleicht doch eine Waschmaschine? Oder was Schrägeres als der Tesla Dipol-Schutzanhänger? Hatte sie ihren Freund umgebracht und versuchte ihn jetzt mittels eines Smoothie-Mixers in seine Einzelteile zu zerlegen? Die Idee klang absurd, schon allein deshalb, weil ein solches Gerät für einen derartigen Verwendungszweck nicht ausgelegt sein dürfte. Aber die Präsenz des Geräusches würde ihren Willen und auch ihren Wahnsinn dokumentieren. Was für ein Gedanke. Während ich am Schreibtisch saß und mir den Kopf materte, spritzte in der Küche unter mir Blut, während die Studentin mit rotem Gesicht und irrem Grinsen weitere Körperteile in das Gerät stopfte. Ein Nachbar hatte mir mal erzählt, sie sei Ärztin im Virchow-Klinikum. Ich hatte das für unmöglich gehalten, denn ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig. So jung konnte niemand Arzt werden, außer die Person hatte mit 16 Jahren das Studium begonnen. Wenn sie tatsächlich Ärztin sein sollte, weil es ja solche Wunderkinder gab, dann war es ihr aufgrund ihrer Anatomie-Kenntnisse möglich, einen Smoothie-Mixer derart missbräuchlich zu verwenden.

Waschen_30sIch gab bei Google ein: „Waschmaschine mit langer Waschdauer“, aber das Ergebnis war keines, dass mich von dem Smoothie-Mixer-Gedanken abbringen konnte.

Sonntagabend war der Spuk vorbei. Vermutlich war sie von einem Ausflug nach Hause gekommen und stand jetzt mit dem ärmlichen Rest ihrer Wäsche da und ärgerte sich. Oder aber sie hatte ihre Arbeit beendet. Ganz genau wollte ich das alles aber nicht wissen.

Robert Rescue ist Autor und Vorleser. Er wohnt in Berlin, genauer gesagt, im Problembezirk Wedding, und gehört zahlreichen Gruppierungen des organisierten Vorlesens an, u.a. der Weddinger Lesebühne „Die Brauseboys“ und der Lesebühne „Vision und Wahn“. Seine Texte bei uns hier.

rob-rosenwaldRobert Rosenwald

Well, 2018 has been a landmark year for us and I’m having trouble containing my excitement over the future. For starters, as you may have heard, Poisoned Pen Press is joining forces with top independent publisher Sourcebooks and will be its mystery imprint commencing in January. It’s an amazing opportunity for our mysteries and authors to get the kind of marketing and sales support they so richly deserve and we have some killers coming up (pun intended). You can read more about it here. In February we’ll be publishing Ed Ifkovic’s tenth and final Edna Ferber mystery, Run Cold. The series has gotten fabulous reviews including, recently, a Publishers Weekly starred review for Run Cold.Then in April we publish best selling author Jeffrey Siger’s The Mykonos Moband Jane Stanton Hitchcock’s Bluff. Siger’s 2018 mystery, Aegean April, was chosen as one of the best books of 2018 by Library Journal. Bluff is a brilliant work of social noir – to coin a new category – has been getting nothing but rave reviews. It has just been chosen by Publishers Weekly  as one of the top ten mysteries of Spring 2019. “Driven by the heart-pounding suspense of a high-stakes poker game, Bluff is a vivid, compelling novel about deceit, seduction, and delicious revenge that will keep you spellbound and cheering as you turn the last page.” – Susan Cheever, New York Timesbestselling author

Last year I bemoaned my disappointment in the sales of Crossing the Lines by Sulari Gentill. Well, I’m pleased to announce that Sulari won the 2018 Ned Kelly Award for Crossing the Lines. The Ned Kelly Award is Australia’s oldest and most prestigious literary award for crime writing, and the book will be re-released next year with a new cover (the old one frankly sucked) and will be marketed accordingly. Watch for it!

Mystery Writers of America LogoThere are two new series we’ll begin publishing in 2019. First, in conjunction with the Horror Writers Association we’ll be publishing „The Haunted Library: Classics of Horror.“ The Horror Writers Association, is the world’s leading organization of writers, editors, and readers of horror and dark fantasy. The selections will bear the distinctive logo of the Horror Writers Association and “The Haunted Library,” thus creating a collectible set and marking the books as the “cream of the crop.” Each volume will be set in historical context and enlightened by notes on vocabulary and obscure historical details, in a manner designed to send shivers down the reader’s spine! Eric J. Guignard and Leslie S. Klinger will serve as the series co-editors and will supervise the production of each volume.

The Mystery Writers of America really screwed the pooch. BIG TIME.

On Tuesdsay, November 27 the MWA announced the honorary award of Grand Master to former NY prosecutor and best selling crimewriter Linda Fairstein. On November 29 the MWA board shamefully decided to withdraw the award bowing to cyber-bullying resulting from a twitter storm started by Attica Locke – a former Edgar award winner – relating to Ms. Fairstein’s work as head of the Sex Crimes Unit that prosecuted the Central Park Five in 1990. The situation is highlighted in Shelf Awareness here, here and here.

Robert Rosenwald and his wife Barbara Peters founded Poisoned Pen Press in 1997. The Poisoned Pen Bookstore, founded in 1989 by Barbara G. Peters, is an independent Arizonian bookstore specializing in fiction. Located in Old Town Scottsdale’s Art District, The Pen is celebrated for its schedule of author and literary events and its global outreach through webcasts and worldwide shipping. You can sign up for Enews, the very informative Booknews, or attend events.

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