Die Tagung „Antike im Film – Gender on Screen“ widmet sich der Antikenrezeption in Filmen - vom Stummfilm und dem Übergang zum Tonfilm bis hinein in die Gegenwart. Es sollen filmische Adaptionen antiker Figuren und Stoffe in ihren Aussagen über die Gegenwart, über Kultur und Gesellschaft mit der zentralen Frage nach der Bedeutung der Kategorie Geschlecht untersucht werden. Neben der Rückkehr der Antike im Kinoformat lässt sich auch im Fernsehen ein verstärktes Interesse in Form von Miniserien sowie Fantasyserien verzeichnen.
Mit der Analysekategorie „gender“ als methodische Grundlage soll davon ausgegangen werden, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologisch determinierten, transhistorischen Konstanten sind. Körper und Sexualität, um deren Darstellung und Repräsentation in den Filmen es dem Projekt vornehmlich geht, werden als Teil von „gender“ im Sinne einer Konstruktion des Natürlichen als Text der Kultur verstanden.
Aktuelle filmtheoretische und gendertheoretische Ansätze thematisieren Performativitäten sowie Aushandlungen von Geschlecht, aber auch Herkunft und nationalen Identitäten mit Begriffen wie z.B. der „Bricolage“, um deren polyvalente Aspekte in zeitgenössischen Filmen in den Blick zu bekommen. Im Mittelpunkt steht oft die Be- oder Entgrenzung von Körpern, z.B. in extremer Gewaltausübung.
Verfilmungen antiker Stoffe in Blockbustern der letzten Jahre werden seltener angesprochen. Umso wichtiger scheint es, den Stellenwert dieser Filme und deren sich möglicherweise zu den bisher erfolgten Analysen disparat verhaltenden gesellschaftspolitischen Funktionen und Interpretationsansätzen zu untersuchen.
Von Seiten der deutschsprachigen Altertumswissenschaften erfolgte bisher eine Bearbeitung dieses Themenkomplexes vor allem in Artikeln weniger Wissenschaftlerinnen, z.B. zur historischen Figur der Kleopatra als Filmheldin und Sinnbild orientalischer Kultur und zu der mythischen Gestalt Helenas in der Filmgeschichte sowie zu dem Zusammenhang zwischen den Kategorien „gender“ einerseits und Herrschaft, Barbarentum bzw. Sklaverei andererseits. Damit rücken auch geschlechtlich codierte Repräsentationen von staatlicher Souveränität, (post-) kolonialen Machtverhältnissen und kultureller Überlegenheit in den Blickpunkt.
Die Tagung möchte Beiträge zusammenbringen, die aufzeigen, inwiefern sich mit dem Wandel der Filmkontexte (und der gesellschaftlichen Strukturen) auch die Darstellungen – Konstruktionen, Destruktionen und Rekonstruktionen – von Geschlecht und Geschlechterrollen änderten.
Beiträge der folgenden Fächer sind besonders erwünscht:
– Alte und Neue Geschichte und Philologien
– der Literatur-, Kultur- und Religionswissenschaften
– Theater-, Film- und Medienwissenschaften
– Philosophie, Theologie und Politologie
Berücksichtigt werden sollten neben einer gendertheoretischen Orientierung:
– medientheoretisch orientierte Filmanalysen
– Aspekte wie den Production Code, eine durch Druck gesellschaftlicher und religiöser Interessensverbände initiierte Selbstzensur der Filmstudios
– Auswirkungen des „Kalten Krieges“ und seiner Beendigung auf die filmische Inanspruchnahme der Antike
– Anschluss an neuere Debatten innerhalb der Gender Studies wie postkoloniale Theorien, Orientalismus- und Rassismus-Kritiken
Es ist angedacht, für das Tagungsprofil repräsentative Ergebnisse in einem Sammelband zu publizieren.
Abstracts sollten 1 Seite nicht überschreiten und bis zum 01.08.2009 mit einigen biographischen Hinweisen eingereicht werden:
Email:
[email protected]
Prof. Dr. Almut-Barbara Renger
FB Geschichts- und Kulturwissenschaften
Institut für Religionswissenschaft
Goßlerstr. 2-4, 14195 Berlin
Wir freuen uns auf eine spannende Tagung und eine rege Teilnahme!